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Zedler: Indicia Scortationis HIS-Data
5028-14-650-3
Titel: Indicia Scortationis
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 14 Sp. 650
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 14 S. 345
Vorheriger Artikel: Indicia plena
Folgender Artikel: Indico
Siehe auch:
Hinweise:

  Text Quellenangaben
  Indicia Scortationis.
  Unter dem Ehebruch verstehen wir alle Hurerey, Sodomiterey, Blut-Schande, und fleischliche Lüste. Was nun Ehebruch, Hurerey und Blut-Schande, und dergleichen fleischliche Lüste betrifft, so sind deren Anzeigungen, mehrentheils einerley, unter welchen die vornehmsten sind:  
  Die nächtliche Zusammenkunfft, wenn ein Weib unter Lichte mit jungen leichten Burschen allein angetroffen wird, denn es heisset:  
  {S. 651|S. 346}  
  Nox et amor, vinumque nihil moderabile suadent.
  Ferner der Brief-Wechsel, wenn Mann- und Weibsbilder einander von der Liebe schreiben, oder in denen Briefen, Zeit und Ort benennen, wenn sie heimlich zusammen kommen, und der Liebe pflegen wollen. Quia per Epistolam Obligatio inducitur, et scribentis animus probatur, l. 47. §. 1. et l. 52. π. de Pact.
  Ingleichen die geheime Gesellschafft zumahl an einem verdächtigen Orte, mit Verschliessung derer Gemächer, Stuben und Kammern; Strepitus in conclavi. Mascard. de probat.
  Cum solus cum sola reperitur, ille solutis caligis, haec recincta tunica. C. ex literis X. de praesumt. c. praeterea de Testib.
  dahero Ovidius:
  Ecce Corinna venit, tunica velata recincta.  
  Vielmehr aber bescheinen die geilen Umfahungen, Griffe und Küsse, quia de praeparatoriis arguitur ad praeparatum. Wilh. Anton. in Corolar. de rescript. morat.
  Et oscula et Collquia sunt Veneris praeludia, daher Ovvenus:  
  Quae dedit Os-culum non minus illa dabit.  
  Wiewohl Theocritus schreibet:  
  Rem ajunt esse oscula inanem,
Et facie abluta tolluntur oscula sputo.
 
  Wormit derer Teutschen Sprichwort zusammen trifft: Daß Küße stecket nicht.  
  Vielmehr aber machet verdächtig, wenn zwey in einem Bette angetroffen werden, cum in lecto sic jacens non venisse praesumatur caussa agendi poenitentiam, vel delendi peccata. Jo. de And. in Gloss. ...
  Hierüber sind noch andere Vermuthungen, wiewohl etwas entlegener, als da ist die Uppigkeit eines Weibes in Essen und Trincken, davon die Teutschen sagen: Ein truncken Weib hat den Schlüssel ihrer Keuschheit verlohren. Dahero schreibet Chrysostom. in Matth. 1. Omnis mulier, quae vinolenta et commessatrix est, eadem quoque meretrix est, et luxuria luxuriam parit.  
  Ferner, die Schmincke, und leichtsinnige Tracht, mit Entblössung derer Brüste, tantzen und Buhlen-Lieder singen.  
  Von der Schmincke schreibet Hieronymus ad Furiam Quid sunt purpurissus et cerussa, quam ignis iuuenum? fomenta libidinum et impudicae mentis indicia? dahero Ovvenus Epigr. ….  
  Falsa parent, at vera latent, in te patet istud;
Nam faciem fictam, caetera facta geris.
 
  {Sp. 651}  
  Die Tracht betreffend, so heisset es insgemein: Vestis pudoris praenuncia. Carol. Scriban. in Antvverp.
  Et purpura indutae Feminae Christum induere non possunt; auro, monilibus et margaritis ornatae, corporis scil. ornamento pectoris ornatum prorsus exsuerunt. Hieronymus in Epist. Petr. 3
  dahero schreibet Aelianus Poikil. Histor. … Laconum et Syracusanorum Legibus cavebatur, ne mulieres auro, veste florida, contextu purpureo vterentur, nisi quae pudicitam vulgassent.  
  Und Cyprianus de habitu virgin. spricht: Simul cum amictu vestis, honor corporis et pudor ponitur, veste deposita Virginitas periclitatur. Et Balnea calda Venus sequitur, dum veste renudat.  
  Vom Tantzen schreibt Lucianus in Dialog. Meretricis:  
  Thais saltavit prima nudatis in multum usque talis.  
  Was die Buhlen-Lieder bedeuten, giebet unter andern derer Teutschen Sprichwort zu vernehmen: den Vogel kennet man aus dem Gesang. Und wes das Hertz voll ist, des gehet der Mund über.  
  Mit der Rede hat es eine gleiche Beschaffenheit, und glaub ich schwerlich, daß jene Königin keusches Gemüths gewesen, indem sie auch die heßlichsten Dinge, so die Natur verborgen, mit ihrem rechten Namen ohne Verblühmung zu nennen begehrte.  
  Es ist ferner ein Zeichen, einer angegangenen und verfaulten Keuschheit, denn die Weibs-Bilder mit Liebes-Augen um sich werffen, und durch deren gifftigen Strahl die Maulaffen, so nach ihnen umher gaffen, zu Kohlen brennen; Dum enim lasciuiunt oculi, calescunt adpetitiones. Prima fornicationis sagitta est oculus; vritque videnda femina, et melius est labi pedibus, quam oculis, saget Jo. de Fined. Tom. II. in Job. … Clemens Alexand. Paedag.
  Über einen solchen Augentödter, nemlich den Jasonem, klaget Medea:  
  Tunc ego te vidi, tunc coepi scire quis esses,
Illa fuit mentis prima ruina meae.
Et vidi et perii
 
  So gienge es dem David mit der Bathseba, 1. Reg. 11.
  Und in solchem Verstande spricht unser Heyland Matth. 28. Wer ein Weib ansiehet, ihr zu begehren, der hat schon die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Hertzen. Darum auerte oculos a vanitate, 118. Psalm.
  Die Milch in denen Brüsten wird nicht so wohl vor ein Zeichen der verschleuderten Jungfrauschafft, als ein Zeichen der Geburth, und begangenen Kinder-Mords gehalten. P.H.G.O. Art. 36
  Wiewohl Exempel vor-  
  {S. 652|S. 347}  
  handen, daß auch so gar Manns-Personen Milch in denen Brüsten gehabt. Horst. Tr. de corp. hum. … führet ein Exempel eines Freyherrn an, und Hippocrat. … und daselbst Galenus bejahen, daß ein Weib wohl Milch in den Brüsten haben könne, ob sie gleich nicht empfangen, sed una hirundo non facit ver, und heißt hier:  
  Rara avis in terris, nigroque simillima cyno. Vid. Menoch … und Carpz. …
  Was von der Fractura hymenis zu halten, darvon lassen wir die Medicos urtheilen. Eine wunderliche und viel gewissere Probe aber der unverletzten Jungfrauschafft beschreibet Petr. Bemb. in hist. Venet. … welche wir Lateinisch anher setzen wollen, daß sie die Bauren nicht nachmachen lernen:  
  Nonnullis ad mare rubrum habitantibus consuetudo est, Foeminis naturam consuentibus, easque cum adoleverint, consutas in matrimonium collocantibus, ut Sponsi prima cura fit, conglutinatas atque coalitas puellae oras ferro interscindere. Tanto, sagt berührter Bembus, in honore apud illos homines est non ambigua in ducentis uxoribus Virginitas.  
  Es gehöret auch unter diese Zunfft die Huren-Wirthschafft, worvon der 127. art. der P.H.G.O.
  So jemand sein Eheweib oder Kinder um einiges Genusses willen, wie das Nahmen hat, williglich zu unehrlichen, unkeuschen und schändlichen Wercken gebrauchen lässet, der ist Ehrloß, und soll nach Vermöge gemeiner Rechte gestrafft werden. Was aber dieselbe Straffe sey, erscheinet ex l. 2. …  
  Von den Kupplern und Kupplerin, ist zu lesen, caus. 38. … und der 123. art. der P.H.G.O. ubi: soll nach Gelegenheit und Rath der Rechtsverständigen, es sey mit Verweisung des Landes, Stellung am Pranger, Abschneidung der Ohren, oder Ausstreichung mit Ruthen, oder andern gestraft werden.  
  Die Indicia solcher Huren-Krämerey beschreibt Crus. de Indic. … deren die vornehmsten sind, wenn ein Gastwirth solch Gesindlein aufhält, das sich putzet, und um die Gäste schmeichelnd herumgehet, ihnen zu Bette leuchtet, Haupt und Füsse wäscht. Wenn einer einem Mägdlein Geschencke zuträgt, mündlich oder schrifftlich sie zu unzüchtigen Dingen lockt und anreitzet, Huren und Buben sein Haus vermiethet, etc. etc.  
  Von der Sodomiterey und deren Strafe meldet der 117. artic. der P.H.G.O. ubi: so ein Mensch mit einem Viehe, Mann mit Mann, Weib mit Weib Unkeuschheit treiben, die haben das Leben verwirckt, und man soll sie der gemeinen Ge-  
  {Sp. ohne Zählung}  
  wohnheit nach mit dem Feuer vom Leben zum Tode richten.  
  Die Indicia solcher grausamen Thaten sind mehrentheils die Enthaltung und der Abscheu vor dem Ehestande, die heimliche Verschliessung und Zusammenkünffte derer verdächtigen Personen, auch können die Zeichen von denen Ärtzten und Hebammen durch Besichtigung des Menschlichen Leibes ausgespühret werden.  
     

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Stand: 15. Februar 2014 © Hans-Walter Pries