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Quellenangaben
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Bey dieser Practischen Abhandlung von der
Wahrheit haben wir auch auf die¶ |
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Vertheidigung der Wahrheit gegen die
Widersacher¶ |
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zu sehen. Solche ist den göttlichen und
natürlichen Rechten gemäß. Der
Heilige
Geist
befiehlet uns, daß wir bereit seyn
sollen zur
Verantwortung gegen jederman, der
Grund
fordert |
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{Sp. 911|S. 469} |
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der Hoffnung, die in uns ist, und die gesunde
Vernunfft erheischet, daß wir unsere
Sätze
verfechten, damit wir und andere in der Wahrheit befestiget, und andere nicht
dadurch auf
irrige
Gedancken gebracht werden. Jedoch ist man in
folgenden Fällen, die Wahrheit wider die
Widersacher zu vertheidigen, nicht
verbunden: |
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1) |
Wo man entweder gewiß
versichert ist, oder doch mit gutem
Grunde
muthmassen kan, daß die Gegner nicht fähig sind,
die Wahrheit anzunehmen, und sie, alle
Remonstration ohngeachtet, dennoch auf ihrem
Sinne bleiben, oder noch wohl gar halsstarriger
und übelgesinneter werden. Denn ein
vernünfftiger
Mensch hütet sich für solchen Handlungen, von
denen er keinen guten
Effect wahrnimmt. |
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2) |
Wo man durch
Vertheidigung einer Wahrheit sich ein groß
Ungemach zuziehet, und seiner Glückseligkeit
gewaltig präjudicirt, man auch in diesem Falle
Gewissens wegen nicht darzu verbunden ist. |
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Wenn andere unsere Sätze angreiffen, und
also mit uns
disputiren wollen, so müssen wir vor
allen Dingen wohl Acht haben, daß uns der andere
recht
verstehen, und die
Wörter in eben der
Bedeutung annehmen möge, darinnen wir sie
vorgebracht haben, und also einerley
Begriffe mit
uns verbinde. Es ist nicht lächerlicher, als wenn ein
paar Leute mit einander streiten, die einander nicht
verstehen. Wenn der andere hernach bey einem
Worte, oder Satze, seine Erklärung gegeben hat,
so ist denn der gantze Streit auf einmahl
gehoben. |
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Wir müssen uns also, damit dieses
vermieden werde, gehörig erklären, und den
andern erinnern, daß er wohl Acht darauf habe,
damit er nicht etwan die
Wörter in einer solchen
Bedeutung annehme, die mit unserer Intention gar
nicht übereinkommt. Wir müssen Sorge tragen,
daß die Frage, worauf der gantze Streit ankommt,
recht gefasset werde, es sey ein mündlicher oder
schrifftlicher
Disput. Wir müssen uns nicht von der
Klinge, das ist, von unserer Thesi, abbringen
lassen. Manche Gegner verführen den andern, und
bringen ihn, aus Leichtfertigkeit, durch ihre
Weitläufftigkeit auf gantz andere Sätze und fremde
Materien. Geschiehet dieses in mündlichen
Disputen, so müssen wir unseren Gegner, wenn er
sich so gar weit diffundiret, fragen, was er denn
wohl mit alle diesem haben wolle? und ihm zeigen,
daß dieses alles nichts zu der
Sache
diene, so wird er denn endlich genöthiget, mit kurtzen Worten seine Intention zu entdecken. |
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Bey Streit-Schrifften müssen wir seine
weitläufftigen Sachen zusammen ziehen, da wir
denn hernach, aus einem kurtzen Satze
beurtheilen können, ob er zu der Sache diene, oder
den unnützen und überflüßigen beyzuzählen sey.
Wir müssen auch dahin sehen, wenn der andere
unsere Sätze anpackt, daß er alles zusammen
nehme, was dem gantzen Zusammenhange nach
mit einander vereiniget seyn soll, inmassen einige
so schlimm sind, daß sie aus unsern Thesibus
etwas auslassen, und dieselben, wie der Satan die
heilige Schrifft anführen, daher auch hernach einen
unrichtigen
Verstand herausbringen. |
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Ehe wir uns also hierauf einlassen, muß
unsere
Meynung in ihrem völligen Contexte
vorgetragen seyn. Will der andere richtig verfahren,
so muß er |
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{Sp. 912} |
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entweder förmliche
Schlüsse machen, oder
doch solche
Gründe vorbringen, daß aus seinem
Raisonement ein förmlicher Schluß gemachet
werden kan. Am accuratesten ist, wenn er
ordentliche Schlüsse macht: Alsdenn muß der
Hintersatz seines Schlusses dem Lehrsatze, den
wir vertheidigen, schnurstracks entgegen gesetzet
seyn. Z.E. Wenn wir behaupten: Ein Christ muß
bey seinen Handlungen die Ewigkeit stets für
Augen haben, und der Gegner wolte diesen Satz
läugnen, so muß der Hintertheil seines Schlusses
heissen: Ein Christ muß bey seinen Handlungen
die Ewigkeit nicht vor Augen haben. |
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Bisweilen kan auch der andre durch Exempel
erweißlich machen, daß wir der Wahrheit gefehlet
haben. Hat der andere einen
Schluß gemacht, oder
doch einen
Grund seines Satzes angezeigt, so
müssen wir beurtheilen, ob er auch wahr und
richtig sey, das ist, ob dasjenige, welches er zu
seinem Grunde anführet, der Wahrheit gemäß ist,
ob auch dasjenige, so er beweisen will, daraus
herfliesse: Wir müssen Acht haben, daß der
Gegner uns nicht etwas als einen
Beweiß
obtrudire, welches doch keiner ist, sondern eine
blosse Erläuterung seines Satzes, oder etwas,
welches entweder gantz und gar nicht wahr, oder
doch nicht unter diesen Umständen, sondern,
wenn es wahr seyn soll, entweder noch eines
Zusatzes, oder gewissen Einschränckung oder
Erklärung bedarf. |
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Bisweilen werden
Ursachen angeführet, die
zwar wohl überhaupt und in der Thesi richtig und
wahr sind, aber nicht in der Application, bey
gegenwärtigem Falle, von dem die
Rede ist. Hat
der Gegner gar keinen
Grund, so wird er mit dem
Beweise schlecht fortkommen, und der Streit wird
sodann gar bald seine Endschafft erreichen. |
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Bisweilen macht ein Gegner Streiche in die
Luft, das ist, er bringt solche Argumente vor, die
man ihm in dem Augenblicke einräumen kan, und
bey denen unsere Lehr-Sätze dennoch fest und
unbeweglich stehen bleiben. |
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Zuweilen häuffen sie einige
Gründe
zusammen, davon einige wahr, andere aber falsch
sind, um den andern confus zu machen.
Geschiehet solches bey Streit-Schrifften, so haben
wir ohnedem Zeit dazu, einen Grund nach dem
andern durchzugehen, und dessen Schwäche zu
zeigen. Ist es aber in mündlichen Disputen, so muß
es sich der andere gefallen lassen, damit das
Gedächtniß nicht beschweret werde, und wie er
desto mehr Kräffte des
Verstandes zu dem
Nachsinnen und Beurtheilen anwenden mögen,
daß wir einen Grund nach dem andern
durchgehen. |
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Wer auf
Universitäten auf den Cathedern mit
Ehren
disputiren, und seine Sätze vertheidigen will,
muß eine Presence d'Esprit haben, daß ihm
dasjenige hurtig einfällt, was ihm zu dieser
Zeit,
und bey dieser
Sache, einfallen soll, er muß eine
Sache wohl penetriren können, um die Intention
seiner Gegner wohl zu fassen, er muß der
Lateinischen Sprache
mächtig seyn, damit er sich
nicht, wenn er dem Priscian einen Backen-Streich
giebt, bey den Zuhörern verächtlich mache, und
nicht nöthig habe, auf die
Wörter |
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{Sp. 913|S. 470} |
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und Sachen zugleich zusinnen, er muß mit
dem Kerne der logischen Distinctionen ausstaffiret
seyn, und das distinguo, limito, inverto, retorqveo,
und insto, wohl auszuüben wissen, er muß sich
vorher in
Collegiis Disputatoriis, fleißig geübet
haben, damit er die Formalien verstehe, und
ohngefehr wisse, was er bey dergleichen Fällen in
Obacht zu nehmen hat, er muß den öffentlichen
Disputationen öffters beygewohnet haben, damit er
in den Curialien bey den Titulaturen seiner Gegner,
und in dem Invitations- und
Abschieds-Complimente, nicht verstosse, er muß
sich vorhero, ehe er das Catheder betritt, von guten
Freunden allerhand Argumente wider seine
Theses haben formiren lassen, um zu prüfen, und
zu versuchen, qvid humeri valeant, qvid ferre
recusent, vornehmlich aber solche Sätze
vertheidigen, die unumstößliche Wahrheiten, aus
ihren richtigen Grund-Sätzen hergeleitet, und mit
tüchtigen
Beweiß-Gründen
versehen sind. |
Wer eine mehrere Nachricht hievon verlanget, darff nur die
Disputir-Methoden, die viele gelehrte Leute entweder besonders edirt, oder aber
den meisten Logicken mit angehänget haben, nachschlagen. |
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Wir haben uns bey unsern Antworten, so viel
es sich thun lassen will, wir mögen nun mündlich
disputiren, oder schrifftlich controvertiren, der
Kürtze zu befleißigen denn es können hernach so
wohl unsre Gegner, als auch die Zuhörer, oder die
Leser, die Krafft und den Nachdruck unserer
Beweißthümer und unserer Beantwortung besser
einsehen, und desto eher zu der Überzeugung
gelangen, als bey weitläufftigen Discoursen, in
welchen offt viel
Worte, aber wenig Realien, zu
finden sind. Jedoch müssen wir uns auch hierbey
nach der
Materie richten, und derselben ihr völliges
Recht thun. |
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Durch das viele dupliciren, tripliciren und
qvadrupliciren, die in den Streit-Schrifften der
Gelehrten ziemlich mode sind, wird die Wahrheit so
wenig vertheidiget, als in den vielen
Wechsel-Sätzen der
Herren Advocaten. In den
folgenden Sätzen aber sind mehrentheils unnütze
und verdrießliche Wiederhohlungen der erstern
Sachen anzutreffen. Wenn ein Gegner unsre Sätze
angreifft, und man hat
Grund, ihm zu antworten, so
ist es genug, wenn man in einer Replic seine Sätze
defendiret, und den Ungrund und die schlechten
Beweißthümer von der gegenseitigen
Meynung
anführet. Es kan hernach der Leser schon
erkennen, welcher von beyden
Recht, oder
Unrecht habe. |
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Es ist gewiß eine rechte
Schande, daß einige
Gelehrte so zancksüchtig seyn, und, wie die alten
Weiber, das letzte
Wort haben wollen, da doch
endlich einmahl einer von ihnen schweigen muß.
Wenn sie auch hierbey die Wahrheit des gemeinen
Sprüchworts: Der Klügste giebet nach, sich
vorstellten, so würde mancher eher zu dem
Stilleschweigen gebracht werden. |
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Ob und welchen Gegnern, die in
Schrifften
unsre Lehr-Sätze angreiffen, man antworten soll,
kan in Thesi nicht so leicht
gesagt werden, sondern
die Umstände der
Zeiten, der
Personen, der
Örter,
u.s.w. müssen einem in der Application den
Entschluß an die Hand geben. So viel ist gewiß,
daß es nicht rathsam ist, allen Gegnern, die unsere
Lehr-Sätze angreiffen, zu antworten. Zuletzt hätte
mancher |
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{Sp. 914} |
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Autor, der etwan mit seinen Wahrheiten, die er
in seinen Schrifften vorträgt, viel Leute irritirt, in der
Welt nichts zu thun, als lauter Streit-Schrifften zu
wechseln. |
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Es ist der
Nutzen der Streit-Schrifften überaus
schlecht. Wenn ein Paar Gegner lange genug
duplicirt, triplicirt und quadruplicirt haben, so hören
sie denn beyde auf, und ein Jedweder bleibet bey
seiner vorigen
Meynung. Die Wahrheit ist offt
geschickt, sich vor sich selbst zu vertheidigen.
Wenn gescheide Leser die Sätze der Wahrheit
durchgehen, und die Attaquen der Gegner darnach
ansehen, so können sie schon wissen, welchem
sie beypflichten sollen. |
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Es finden sich auch bisweilen andere ehrliche
Leute, die manche
Schrifftsteller wider das Bellen
einiger unnützen Kläffer vertheidigen.
Vernünfftige
Leute wissen doch wohl, daß ein Schrifftsteller der
geschickt gewesen, eine
Schrifft zu verfertigen,
auch gar leicht die Geschicklichkeit haben könne,
sich mit seinem Gegner in einigen Bogen herum zu
zancken. Wollen etwan andre urtheilen, daß es
durch das Stillschweigen das
Ansehen gewönne,
als ob man dem andern
Recht gäbe, so werden
andere hingegen
erkennen, daß dieses ein
ungegründetes
Urtheil sey, indem einen
Schrifftsteller andere
Ursachen abhalten
können. |
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Vielmahls ist unter den
Schrifftstellern und
ihren Gegnern eine grosse Ungleichheit. Wir
reden
hier nicht von der Ungleichheit des
Standes, und
ihren Characteren; Denn in dem
Reiche der
Gelehrten muß in Ansehung der
Erkänntniß der
Wahrheit, der Studiosus, der Magister der
Philosophie, ja ein Jedweder, er sey, wer er wolle,
so viel gelten, als der
Edelmann, der
Graf, und der
Geheimde-Rath. Es wird sich auch kein
vernünfftiger Schrifftsteller entgegen seyn lassen,
wenn ihm ein anderer, er sey so gering, als er
wolle, einige Fehler zeiget, sondern wir reden hier
von andern Unterschieden. |
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Einige
Schrifftsteller setzen ihre
Nahmen vor
ihre
Schrifften, und andere Leute wissen, wer sie
sind, und wo sie sich aufhalten; Hingegen manche
Gegner, zumahl einige von denen, die in gewissen
monatlichen Schrifften
Bücher recensiren, sind
gewißlich den Pasqvillanten nicht so gar unähnlich, sie werffen den
Schrifftstellern Fehler des
Leibes vor, erzehlen
Histörgen von ihnen, mischen sehr unglimpffliche
Redens-Arten mit unter, da sie nehmlich
Pferde-mässig raisonniren, die Schrifftsteller solten
mit der Nase darauf gestossen werden, da doch
vielmehr mancher von solchen unbesonnenen
Gegnern, wegen seiner thörichten Aufführung,
dasjenige Nasen-Tractament
verdiente, welches
den Arleqvins bey Hofe zu dem täglichen
Appointement gewiedmet ist. Solte nun wohl ein
Schrifftsteller nicht erheblich Bedencken tragen,
mit solchen zu controvertiren? |
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Zudem, so finden dieselben Gegner
Gelegenheit, ihre Streit-Schrifften so lange zu
continuiren, als es ihnen gefällig, weil sie dieselben
ihren Bücher-Recensionen stets einverleiben
können, und ihnen dieselben von den Verlegern so
wohl, als ihre andern Meditationen, bezahlet
werden. Hingegen würde sich ein anderer
Schrifftsteller präjudiciren, wenn er solche
Controversien vor sein eigen
Geld drucken lassen
wolte, weil die Verleger insgemein an dergleichen
Sachen nicht gerne wollen. Ob |
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{Sp. 915|S. 471} |
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man nun gleich allen Gegnern nicht antworten
kan, und auch manchen Gegnern nicht antworten
darff, so ist doch gewiß, daß man
verbunden ist, zu
Vertheidigung der Wahrheit, einigen Gegnern zu
antworten, wo es die Gelegenheit und die
Umstände verstatten wollen. Man kan solches
entweder in einer eignen
Schrifft, oder in der
Vorrede auf eine andre Schrifft, oder in einer
Schrifft, die einem Journal einverleibet wird,
bewerckstelligen. |
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Je mehr Wahrheits-Liebe, Glimpff und
Bescheidenheit, aus der Schrifft unsers Gegners
hervorleuchtet, desto mehr
verdient er eine
Beantwortung. Hat uns der andre einiger Fehler
überwiesen, so ist man sehr
vernünfftig, wenn man
dieselbe
erkennet. Es ist keine
Schande, einen
Fehler zu begehen, als welches mit unserer
Unvollkommenheit sehr übereinkommt; Aber das
ist eine Schande, den begangenen Fehler nicht
erkennen und nicht ablegen wollen. Will der andere
sich deswegen über uns erheben, und sich vor
weiser und gelehrter achten, so müssen wir
geschehen lassen, daß er sich in diesen falschen
Schlüssen und übereilten
Urtheilen vergehet.
Andre vernünfftige Leute werden dennoch unsern
Fehler, wenn wir sonst in den meisten Stücken der
Wahrheit gefolget haben, entschuldigen, und
unserm Gegner eine solche
Einbildung als einen
grossen Fehler beymessen. |
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Will uns ein Gegner mit Unglimpff und
Unbescheidenheit unsre Fehler aufdecken, so
müssen wir uns dennoch auch von demselben auf
den rechten Weg leiten lassen. Es handelt ein
solcher unhöflicher Censor nicht anders, als ein
grober Wegweiser, der einen andern auf der
Strasse anträffe, der bey einer gewissen Passage
des rechten Weges verfehlet, und dem Verirrten
zwar den rechten Weg anwiese, ihn aber dabey mit
vielen höhnischen und groben Expressionen
anpackte, daß er von der rechten Strasse
abgekommen sey. Dieser Wandersmann, dafern er
anders ein
vernünfftiger und tugendhaffter
Mensch
wäre, würde sich zwar über seinen ungestümen
und groben Wegweiser, gewaltig verwundern, daß
er ihm denjenigen Fehler, der ihm doch auch
begegnen könnte, und zu einer andern
Zeit
ebenfalls begegnet wäre, mit solchem Unglimpff
aufmutzte, inzwischen würde er ihm doch folgen,
und sich von ihm, wenn er erst
erkennte, daß er
von dem rechten Weg abgekommen wäre, auf die
rechte Strasse leiten lassen. Also thut auch ein
vernünfftiger
Schrifftsteller wohl, daß er die Fehler,
die ihm ein grober Censor aufdeckt, erkennt und
verbessert; Unterdessen ist es eine grobe
Schulfüchserey, daß einige
Gelehrten einander,
gewisser
Meynungen wegen, so herunter
machen. |
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Haben uns einige Gegner mit Ungestüm
angepackt, so muß man sich niemahls ihrer
Wahrheit conformiren, daß man ihnen auf eine
solche Art wieder antworten solte. Die
Sprüchwörter, daß auf einen groben Klotz ein
grober Keul gehöre, sind wohl den Sentimens des
Pöbels, keinesweges aber den
Regeln der
Göttlichen und
natürlichen Rechte gemäß.
Dergleichen Censores sind fast aller Antwort
unwürdig. Hat man aber seine
Raisons, warum
man ihnen auch antwortet, so entschlage man sich
der Schmähungen, und sehe nur auf die Realien,
Sie verdienen mehr Mitleiden und Erbarmung, daß
sie sich vor der
Welt so beschimpffen, und so
schlechte Meister ihrer
Affecten sind, als jene. |
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{Sp. 916} |
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Hat es aber ein Gegner so arg gemacht, daß
wir besorgen müssen, es könnte uns an unserer
Ehre und Reputation ein Schand-Fleck hierdurch
zugezogen werden, so muß man es der
Obrigkeit
denunciren, damit ein solcher Injuriante seinen
verdienten Lohn empfange, und andere Censores
hinfort einer glimpfflichen Schreib-Art sich
befleißigen mögten. |
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Es wäre hiernächst zu wünschen, daß die
Herren
Gelehrten, die in allerhand Collegien, und in
den so genannten Facultäten, mit sitzen, forthin
bey Vertheidigung ihrer Lehr-Sätze nicht so wohl
auf die Observantzen und die
Meynungen ihrer
Vorfahren, als vielmehr auf die Wahrheit, ihr
Absehen richteten; Ingleichen, daß in dem gantzen
menschlichen
Leben, unter Hohen und Niedrigen,
unter Gelehrten und Ungelehrten, die Wahrheit
mehr empor käme, und die Irrthümer, die jetztund
fast allgemein gelobet und hochgeschätzet
werden, unterdrücket würden. |
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Wie insbesondere die Vertheidigung der
theologischen Wahrheiten geschehen soll, da man
die wahre Lehre deutlich vorzutragen, dieselbe mit
gründlichen und erlesenen
Beweiß-Gründen, die
besonders aus der
Heil. Schrifft hergenommen
sind, bestätige, und die Einwürffe wider solche
Beweiß-Gründe diluire, solches ist unter dem
Artickel:
Theologische Streitigkeiten, im XLIII
Bande,
p. 1003. u.f., insonderheit p. 1031,
ausführlich gezeiget worden. |
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Mit der Vertheidigung der Wahrheit ist die |
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Widerlegung der Irrthümer |
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genau verbunden; doch hiervon wollen wir
unsern Lesern in einem besondern Artickel unter
dem
Worte:
Wiederlegung, weitere Nachricht
geben. |
- Rambachs Dogmat.
Theol. Th. I …
- v. Rohrs Vernunfft-Lehren
…
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