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Text |
Quellenangaben |
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19) Erklärung einiger
Schrifft-Stellen von der Welt.
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α) |
Matthäi XII, 32. Dem wird es nicht
vergeben, weder in dieser, noch in jener Welt. |
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Mit diesen
Worten meynet unser Heyland nicht, als
ob etliche Sünden, welche hier in dieser Welt nicht vergeben, doch noch
wohl in der andern Welt erlassen werden könnten, nemlich indem
Fege-Feuer, wie also Becanus und andere päbstische
Lehrer schliessen
wollen, da doch dieser Spruch den päbstischen Hypothesibus gantz zuwider
ist: Sintemahl in dem Spruche Christi von der allergrössesten Tod-Sünden
gehandelt wird, mit welchen die Sünde wider den
H. Geist verglichen
wird; Nun werden aber, nach der päbstischen Lehre, in dem Fege-Feuer
keine Tod-Sünden, sondern allein die erläßlichen vergeben. So mag
dannenhero dieser Spruch das Fege-Feuer nicht
beweisen. |
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Ferner lehren die Papisten, daß zwar die Sünde in
der |
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{Sp. 1707|S. 867} |
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Welt vergeben werde, aber die
Straffe könne in
jener Welt auch abgebüsset werden: Das lehret Christus in diesem Spruche
gar nicht. Weiter so
redet Christus hier allein von der Sünde wider den
Heiligen Geist, daß dieselbige nicht vergeben werden könne: Wann nun der
Papisten
Meynung Platz finden solte, so müsten auch andere Tod-Sünden,
ja alle andern, ausser der Sünde in den
H.
Geist, in der andern Welt,
und also, ihrer Meynung nach, in dem Fege-Feuer, vergeben werden können;
Welches aber wider ihre Lehre streitet, und das sie nicht zugeben
werden. |
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So hat auch Chrysostomus diesen
Spruch reichlich und weitläufftig erkläret, hat aber kein Fege-Feuer
darinnen finden können. Über das, so erkläret Marcus
den Matthäus, und
sagt, wie Christi
Worte zu
verstehen
seyn, daß solche Sünde weder in dieser, noch in jener Welt, vergeben
werden könne, nemlich: Sie habe ewiglich keine Vergebung, sondern sey
des ewigen
Gerichtes schuldig; Das heißt, weder in dieser, noch in jener
Welt, das ist, sie wird ihnen ewiglich nicht verziehen: Das demnach
dieser Spruch das Fege-Feuer im wenigsten nichts angehet. |
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Es zielet aber der liebste Heyland mit dieser
Redens-Art entweder auf die
Meynung der Juden, die sie von dem
Effect
und Würckung ihres höchsten
Bannes zu hegen pflegten, da sie
sagten, daß
keiner, der in dem letzten Grade des Bannes wäre, wieder zurücke kommen
und sich bekehren könnte, weder in dieser, noch in jener Welt; Oder es
kan auch die
Ursach solcher Redens-Art seyn, daß dadurch der liebste
Heyland einer gemeinen und falschen Meynung hat begegnen wollen, die
unter den Juden damahls in dem Schwange gieng, und darauf beruhte, daß
sie sagten, es wären gewisse Sünden, die, wenn sie nicht in dieser Welt
den Menschen vergeben würden, doch in der andern Welt, durch Opffer,
oder auch durch den
Tod des Menschen, ausgesöhnet werden könnten; Daß
Christus so viel
sagen wolte: Die Gotteslästerung wider den
H. Geist
wird weder in dieser, noch in jener Welt, das ist, weder vor dem
Tode,
noch, wie ihr euch sonst träumen lasset, durch den Tod, vergeben werden.¶ |
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β) |
Joh. III, 17.
GOtt hat seinen
Sohn nicht gesandt
in die Welt, die Welt zu richten, das ist, zu verdammen. |
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Denn so wird krinein
öffters für katakrinein,
Verdammen, gebrauchet. Wie es die LXX Dollmetscher 2 Mos.
XXII, 9. von der
Obrigkeit, welche die Diebe zu der gebührenden
Straffe verurtheilet, gebrauchen. Ingleichen Ebr.
XIII, 4. GOtt werde
die Ehebrecher richten, das ist, straffen. Und also wird er es auch
allhier vor Verdammen gebrauchet, daß
GOtt seinen
Sohn nicht gesandt
habe, die Welt, wegen ihrer begangenen Sünden, zu verdammen und in die
Hölle zu stürtzen. |
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Wie es auch also die Lateinische Bibel, der
Syrische und Arabische Ausleger, gegeben haben, daß es ein gerichtliches
Verdammniß-Urtheil bedeute. Wir lesen zwar Joh. IX, 39, daß
Christus
sagt: Ich bin zum
Gerichte auf diese Welt kommen; Es ist aber
solches zufälliger Weise zu
verstehen, weil ihn die Welt nicht annehmen
will; Gleichwie Paulus 2 Corinth. II, 16
saget. |
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Sonsten ist solches auch von seiner |
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{Sp. 1708} |
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ersten Zukunfft in die Welt zu
verstehen, da er
zu Bethlehem gebohren worden, und zu dem Ende in diese Welt gekommen
ist, daß er die
armen Bußfertigen selig mache, und ihnen zu ruffe: Kommt
her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seyd, ich will euch
erquicken, |
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Matth. XI, 28.
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Nicht aber von seiner andern Zukunfft, da er
an dem jüngsten Tage kommen und erscheinen wird, zu richten die
Lebendigen und die Toten; da er freylich die Gottlosen verdammen, und zu
ihnen
sagen wird: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige
Feuer, das bereitet ist dem Teuffel und seinen Engeln, |
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Matth. XXV, 41.¶
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γ) |
Joh. XVI, 20. Die Welt wird sich freuen. |
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Es sind zwar gute
Gedancken, welche
Euthymius über diese
Worte hat, indem er es von einer göttl.
Freude annimmt, und
spricht: Mundus totus gaudebit, quia mea passio
erit totius mundi redemtio. Gleich als wolte Christus
sprechen: Ihr
meine Lieben, die ich euch abermahl mit Schmerzen gebähre, ihr trauret
über meinen Hingang, da sich doch die gantze Welt darüber erfreuen wird,
weil auch mein Leiden eine Erlösung der gantzen Welt ist. |
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Die Gedancken,
sagen wir, sind in ihren Sätzen
gut, weil freylich aus dem Leiden JEsu die wahre beständige Freude allen
Christen, wie einem Säuglinge Safft und
Leben aus seiner
Mutter,
entspringet; Dieser auch auf solchen Fall selbst zu seinen Aposteln
saget:
Es ist euch gut, daß ich hingehe, denn so ich nicht hingehe, u.s.w. |
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Joh. XVI, 7. |
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Allein aus dem Gegensatze, da Christus die Welt
und seine Jünger gegen einander stellet, ist sattsam zu
erkennen, daß
der HErr von einer Schaden- und Unglücks-Freude
rede, als wodurch
die Traurigkeit der Apostel um ein ziemliches werde vergrössert werden.
Die Welt, spricht er, wird sich freuen. Es gilt gleich viel, ob wir
durch die Welt den
Fürsten
der Welt, |
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Joh. XIV, 20. |
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oder aber die Jüden
verstehen, die da
weltlich lebten, und mit weltlichen
Gedancken, wie der Fisch von dem Wasser, oder der Maulwurff von der
Erden, allenthalben umgeben waren. |
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Bey allen diesen entstund über Christi
Tod und
Untergang Freude. Die Welt wird sich freuen, hieß es von ihnen
beyderseits. Sonst entstehet zwar wenig Freude, wenn die Sonne an dem
Himmel verdunckelt, oder gar zu Rüste gehet; Sintemahl sich die gantze
Natur entsetzet, und so zu
reden
betrübt ist. Hier aber bey der Welt fand sich das Widerspiel. Gieng
schon die helle Sonne der Gerechtigkeit an dem Creutze unter, so freuete
sie sich doch. Und das war kein Wunder. Denn wie Licht und Finsterniß
keine Gemeinschafft mit einander haben, |
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2 Corinth. VI, 14. |
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Der Teuffel aber der
Fürst
der Finsterniß ist, auch die Jüden die Finsterniß mehr
liebten, denn das
Licht: So waren sie froh, daß diese Sonne verdunckelte, und ihr Glantz
gantz untergieng, damit nicht ihre
bösen Wercke an das Licht, wie die
Krebse, durch eine helle Fackel, aus ihren Löchern, kommen möchten.¶ |
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δ) |
1 Joh. II, 17. die Welt vergehet mit
ihrer Lust; Wer aber den
Willen Gottes thut, der bleibet in Ewigkeit. |
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Die Welt ist hier nicht das grosse Welt-Gebäude
Himmels und der
Erden,
dessen
Grund
GOtt geleget hat, und in welches |
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{Sp. 1709|S. 868} |
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auch der Heyland gekommen ist, |
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Joh. I,
10. |
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Wiewohl auch dasselbe zu seiner Zeit zu nichte
werden und vergehen wird, |
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2 Petri III, 10. |
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Sondern alle das eitle und nichtige Schein-Wesen
dieses
Lebens, in welches sich die
Kinder dieser Welt zu
verlieben, und ihr Hertz daran zu hängen pflegen, als da ist des
Fleisches Lust, der Augen Lust und hoffärtiges
Leben, |
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v. 16. |
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Von welcher Welt auch ihre Liebhaber nicht
auszuschliessen sind, denen der Bauch ihr GOtt ist, die da
irrdisch
gesinnet sind, |
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Phil. III, 19. |
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Das sind kosmopolitai,
Welt-Bürger, die ohne
GOtt in der Welt sind, |
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Ephes. II, 12. |
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Diese vergehet mit ihrer Lust, ihr
Wesen
verschwindet |
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Job. XXII, 20. |
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Das Wesen dieser Welt vergehet, |
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1 Corinth. VII, 31. |
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Ja sie vergehet, wie eine Grases-Blume, |
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- Jacob. I, 10.
- 1 Petri I, 24.
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Gregorius
sagt: Die Frucht so
man von der Welt zu gewarten hat, ist der Untergang. Wer aber den
Willen GOttes thut, der bleibet in Ewigkeit. Das sind diejenigen, welche GOttes
Befehl folgen, das ist, an den
Nahmen seines
Sohnes glauben, GOtt und
den Nächsten lieben, und aus Glauben und
Liebe zu GOtt alle
weltliche
Herrlichkeit, Wollust und
Reichthum dieses
Lebens, als vergängliche
Güter,
verachten, hingegen einig und allein nach dem Ewigen trachten, diese
sollen nicht mit den Welt-Kindern verlohren gehen, sondern das ewige
Leben haben, |
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Joh. III, 16. |
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Sie sollen in Ewigkeit leben, in GOttes Hütten
wohnen, und auf dem H. Berge bleiben, |
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Psalm XV,
1.¶ |
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ε) |
1 Joh. III, 1. Darum kennet euch die
Welt nicht. |
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Wie alle Anfechtungen und Verfolgungen eines
Christen, wenn man sie recht einsiehet, zu der Vermehrung und
Bekräfftigung seines Glaubens dienen; So muß auch die besondere
Anfechtung der Welt, womit sie uns die Göttl. Kindschafft streitig
machen will, ein grosser Zugang unserer Freudigkeit seyn. In dem Anfange
mache es freylich einen Gläubigen in etwas irre und ungewiß, wenn er,
als ein Kind Gottes, aller Welt-Kinder Verachtung und Blindheit
überwinden soll: Wenn er aber nur dadurch nicht kleinmüthig wird,
sondern der Welt getrost unter die Augen tritt, und wohl bedencket, wie
und warum sie ihm so aufsätzig und gehäßig sey; So wird ihre Läugnen und
Lästern, ihr Spotten und Höhnen, ihn seiner göttl. Kindschafft um gar
viel versicherter machen. |
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Hat es zuerst bey ihm geheissen: Die Welt achtet
meiner nicht, und hält mich für kein Kind Gottes, darum bin ich auch
etwas kleines; So wird hernach der
Schluß gantz umgekehrt fallen, und
also lauten: Eben deswegen bin ich gantz gewiß GOttes Kind, weil mich
die Welt nicht leiten und dulden, nicht ansehen und
erkennen kan, oder
will. Diß ist nun auch Johannes
Meynung, wenn er in unserm Texte
schreibet: Darum kennet euch die Welt nicht, denn sie kennet ihn nicht.
Als wolte er
sagen: Lieben Christen, eben daran sehet ihr es, daß ihr
Kinder Gottes, und von
GOtt väterlich
geliebet seyd, weil die Welt von
euch nichts hören, noch wissen will. Eure göttl. Kindschafft, eures
himmlischen
Vaters Art,
Sinn, und heiliges Tugend-Bild, welche ihr an
euch tragt, die verstellen euch |
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{Sp. 1710} |
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so in den Augen der Welt, daß ihr derselben gar
nicht leidlich seyd. Denn sie kennet euren himml.
Vater nicht, wie solte
sie denn euch, die ihr dem Vater ähnlich geworden seyd,
erkennen? Wäret
ihr nicht von
GOtt, sondern von der Welt, so würdet ihr nicht so bey ihr
verschlagen und verworffen seyn: Wo aber GOtt nichts gilt und geachtet
wird, da müßt nothwendig auch ihr, als dessen Angehörige, vernichtet und
verspottet werden. |
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So nehmet denn die Blindheit und Boßheit der
Welt, als ein
Zeichen eurer gewissen Absonderung von ihr, an und auf.
Tragt mit eurem himmlischen
Vater gleiche Geringschätzung und Schmach.
Leidet er es, daß ihn die Welt nicht kennet, oder zu kennen begehret; So
könnt ja auch ihr es leiden. Bleibt er in seiner göttl. Ehre,
Majestät
und Hoheit, bey aller Unerkänntlichkeit der Welt, unversehrt und
ungekränckt, so könnt gewisslich auch ihr dabey in der
Ehre und
Herrlichkeit der göttl. Kindschafft, ohne Anstoß und Abgang, glücklich
und selig bleiben. |
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Diese nützliche Vorstellung noch gründlicher zu
untersuchen, so betrachten wir vornemlich, wie uns die Welt nicht kenne?
Diß wird klar werden, wenn wir bedencken, daß durch die Welt die
verblendeten Welt-Menschen und Welt-Kinder, die fleischlich und
irrdisch
gesinnten Bauch-Diener, Mammons-Knechte und Sünden-Sclaven, die der
Eitelkeit ergebenen, typischen Heuchler und viehischen Epicurer
verstanden werden. Denn da diese alle als Fleisch vom Fleisch gebohren,
als todt in Sünden, und blind unter der
Obrigkeit der Finsterniß, als
entfremdet von
GOtt und untüchtig zu dem Guten, so wenig, ja so gar
nichts von der göttl. Kindschafft und geistlichen Wiedergeburt wissen,
urtheilen,
verstehen und begreiffen können, als wenig ein Blinder von
schönen Farben, und ein Rasender von
vernünfftigen Leuten, urtheilen
kan; So siehet man bald, daß die
Worte: Darum kennet euch die Welt
nicht, anzeigen und
sagen, daß die Welt-Kinder gar im geringsten nicht
wissen, was ein Kind Gottes sey, und daß sie die
Gnade und Herrl. der
Wiedergeburt und göttlichen Kindschafft nimmermehr erkundigen, oder
glauben können. |
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Umständlich davon zu
reden, so
erkennet die Welt
die Kinder Gottes nicht für das, was sie sind. Die Welt-Kinder kennen
die Kinder Gottes zwar wohl nach ihren äusserlichen Umständen, nach den
Gesichtern und
Personen; So mercken sie auch schon, daß in dem
Leben und
Wandel, in dem Sinn und
Gemüthe, in den
Wercken und Aufführungen, ein
grosser Unterschied zwischen ihnen und den Gläubigen sey. Aber die
innerliche geistliche
Gestalt der Kinder Gottes bleibt ihnen gantz und
gar unbekannt und verdeckt, ja sie kommt ihnen gantz widersinnisch,
fremd und unbegreifflich vor. Sagen die Kinder Gottes etwas von ihren
Vorrechten und
Vorzügen zu der Welt, so hält es diese für einen eitlen
Ruhm, für ein
phantastisches Groß-Sprechen, und für eine Hoffarth und
Einbildung, welche gantz unleidlich sey, wie es Weish. II, 13.
16 stehet. |
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Dabey kennet die blinde Welt nothwendig auch auf
diese Weise Gottes Kinder nicht, daß sie dieselbigen nicht
liebet, nicht
werth achtet, nicht ästimiret, und zu Freunden haben mag. |
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{Sp. 1711|S. 869} |
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Wie Pharao nichts von
Joseph wuste, das ist, keine Liebe und Ästim für ihn hatte; So
mag die Welt von den Kindern GOttes nichts wissen, oder hören. Überdieß
kennet auch die Welt die Kinder GOttes solchergestalt nicht, daß sie
ihnen nie geständig ist, was ihnen die Gnade der Wiedergeburt und göttl.
Kindschafft beygeleget hat. |
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Zum Exempel, die Welt leugnet es den Frommen
entweder unter die Augen, oder spricht es ihnen doch heimlich ab, daß
sich
GOtt ihrer mit besonderer väterlicher Liebe annehme und erbarme;
Daß GOttes
Geist und Ebenbild an ihnen hervorleuchte; Daß Ihr
Leben und
Wandel den
Willen und Worte GOttes gemäß und conform sey; Daß sich
GOtt
zu seinem Königl. Priesterthum und
Leib-Volcke gemacht habe; Daß ihr
Wesen keine Heucheley, und ihre Gottseligkeit keine Verstellung, und
auch kein Zwang-Werck sey; Und so ferner. |
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Worzu endl. kommt, daß die Welt-Kinder die
wiedergebohrnen Gläubigen gar nicht als Kinder GOttes, als die Crone des
menschlichen
Geschlechts, als den heiligen Saamen, um dessen Willen GOtt
die Welt noch mit conserviret, und als die erstgebohrnen Lieblinge des
Allerhöchsten, tractiren und halten; Sondern ihnen vielmehr das härteste
und schimpflichste Tractament widerfahren lassen, selbige für ihren
Spott und für ein höhnisches Beyspiel achten, und allen ihren Muthwillen
an ihnen verüben, ja sie jedermänniglich Preiß geben, und wieder keine
Schande, oder Beschädigung, nach
Würden schützen; sondern vielmehr
darein stürtzen und versencken. |
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Offt schreyet man sie gar für Teuffels-Kinder und
Lotter-Buben, für Betrüger und Aufrührer, aus; Oder wenn es gelinder
zugeht, so ist ihnen der Narren-Titel gewiß, wo man nicht gar
saget, daß
sie rasend und unsinnig seyn; Wie diß alles mit Exempeln aus
H. Schrifft, aus der Kirchen- und Profan-Historie, wie auch aus der
traurigen
Erfahrung unserer Zeiten, mehr als zu viel zu belegen ist. |
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Die Welt-Kinder wissen also nichts von der wahren
Beschaffenheit, Art, Weise,
Ehre, Freude, Wollust und Vergnügung der
Kinder GOttes. Sie wissen nichts von ihrem Umgange mit
GOtt, von ihrem
kindlichen Zutritte zu dem
Vater, von dem Pfande ihres Erbes im
H.
Geiste, von ihrer lebendigen
Hoffnung der Seligkeit, von ihrem
Leben aus
GOtt, und anderm mehr. So wissen sie auch nichts von ihren Tugenden und
guten Wercken, von ihrem Kämpffen und Siegen, von ihrem Leiden und
Freuden, von ihren innerlichen Gottesdiensten und himmlischen
Liebes-Flammen. Summa, so wenig ein unvernünfftiges Thier einen
vernünfftigen
Menschen in seinen
Eigenschafften und Verrichtungen
kennet; so wenig kennen die thierischen Welt-Kinder einen
wiedergebohrnen Christen in dem, was er vor ihnen besonders von GOtt
hat, geniesset und thut. |
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Daß die Wiedergebohrnen nicht mit in ihr wüstes
und unordentliches
Wesen
lauffen, das befremdet sie so, daß sie dieselben lästern, |
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1 Petri IV, 4. |
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Und daß sie ihre Lüste für einen Unflath, ihre
Ehre
für eine Schande; ihre vermeyntliche
Freyheit
für höllische Sclaverey, ihren Wohlstand für den grösten Übelstand
halten; das kommt ihnen eben so unbegreifflich vor, als unbegreifflich
den Gläubigen ist, daß die Welt-Kinder das Ge- |
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{Sp. 1712} |
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gentheil glauben und thun. Aus diesem
Fundamente
kommt nun alle andere Unvernunfft, Bosheit, Unerkänntlichkeit und
Verachtung, welche die Kinder Gottes von den Welt-Kindern leiden und
erfahren müssen, her. Die Widerwärtigkeit der
Sinnen, Neigungen,
Maximen, Lebens-Regeln, und Übungen, läßt nimmermehr zu, daß sich die
Welt-Kinder in die Kinder Gottes richten, oder auch diese nach ihnen
sich
bequemen. |
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Zwischen dem Saamen des Meßias und dem Saamen der
höllischen Schlange ist eine ewige Feindschafft. Die Kinder Gottes
wissen wohl, was an den Welt-Kindern (sie seien gleich Heuchler, oder
Ruchlose) zu thun sey; aber diese können von jenen unmüglich recht
urtheilen, sondern stossen und ärgern sich an ihnen, wie es die Welt an
Christo selber gethan hat, und noch thut.
Bürger, die in einer
Stadt
wohnen, kennen einander wohl;
Kinder, die in einem Hause leben, und eine
gute Art und Zucht haben, können sich bestens zusammen
verstehen: Wo
aber zweyer weit entlegener, und dazu feindseliger, Städte Bürger
zusammen kommen, da wird das Kennen einen Trennen, daß Betrachten einen
Verachten seyn. |
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Ein jeder Christ prüfe sich also, und frage sich
selbst: Wie steht es doch um dich? Kan man auch von dir
sagen, die Welt
kenne dich nicht? Er prüfe auch ferner sein Gewissen, ob er nicht auch
darinnen noch ein offenbahres Welt-Kind sey, daß er die Kinder Gottes
nicht kenne? Der aber, der bey der Welt bereits unbekannt und verworffen
ist, und dabey
GOtt und seine Kinder hertzlich kennet und liebet; nehme
aus dem, daß die Welt GOttes Kinder nicht kennen will, hauptsächlich die
Erinnerung, daß wir umso viel mehr und emsiger trachten sollen, in der
That zu seyn, wofür die Welt uns nicht
erkennen und halten mag. Endl. so
lasse er, weil ihn die Welt nicht kennet, auch das
Urtheil der Welt in
dem, was sein Christenthum betrifft nichts bey ihm gelten.¶ |
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|
Hiermit verknüpffen wir noch, was wir in dem von Förtschen
extrahirten Bibl. Lexico Luthers ... antreffen:
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|
a. |
Zu 1 Mos. VI, 4. Gewaltige in
der Welt. |
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„Hieronymus
hat vertirt; Isti sunt potentes a Seculo; Diese sind Gewaltige
von der Welt an. Aber das Wort: Seculum, bedeutet hie nicht
eine lange währende Zeit, ist auch nicht in Praedicamento qualitatis.
Denn diese Riesen, oder Tyrannen, sind nicht von Anfang der Welt her
gewest, sondern sind da allererst gebohren, da die Kinder Gottes zu den
Kindern der Menschen gerathen sind. Und will Moses
damit anzeigen, was das für ein Gewalt gewesen sey, darauf sie sich
verlassen haben, nehmlich eine zeitliche, oder weltliche Gewalt. |
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|
|
|
Denn das Predigt-Amt haben sie verachtet, als ein
geringes Amt, darum haben sie sich an ein ander Regiment, oder Amt,
gehalten, an ein weltliches. Denn was Mosen belangt, so
bedeut das Wort: Olam, [ein Wort Hebräisch] die Welt selbst und die
Zeit. Darum soll man fleißig Achtung geben, wenn es in der Schrifft eine
wahrhafftige Zeit, Seculum, bedeut, oder die Welt. Nun muß es hie
nothwendig von der Welt verstanden werden, denn solche Riesen, oder
Tyrannen, sind von Anfang der Welt nicht gewest.„¶ |
|
|
|
{Sp. 1713|S. 870} |
|
|
b. |
Zu Joh. XVII, 9. „Ich
bitte für sie und bitte nicht für die Welt, das ist: Ich bitte nicht,
daß du der Welt und Ungläubigen Fürnehmen und Thun dir lassest gefallen.
Gleichwie Moses, 1 Mos. XVI, 18. bittet, daß
GOtt soll des Rotah sich nicht annehmen. Und Psal.
LIX, 6. Non miserearis omnibus operantibus iniquitatem;
Sey der keinen gnädig. Sonst soll man für die Welt bitten, daß sie
bekehret werde.„ |
|
|
|
c. |
Zu 1 Corinth. V, 10.
„Sonst müstet ihr die Welt räumen. Wer nicht
unter
bösen Leuten seyn wolte, müste die gantze Welt meiden, darum will
er, daß man böse Christen meiden solle, daß sie nicht den
Nahmen führen,
oder sich bessern müssen. Denn die Unchristen haben den Nahmen nicht.„ |
|
Glosse. |
|
d. |
Zu Hebr. XI, 3. „Daß
die Welt durch Gottes Wort verfertiget ist, das ist, sie ist in Schwang
gebracht, daß sie gehet und stehet nach Gottes Wort ohn Unterlaß, und
unverhindert, und ohn Aufhören.„ |
|
Glosse. |
|
Von dem Einflusse der Welt in der Menschen
Sitten, siehe Hilligens
Anatomie der Seelen ...
|
|
|
Überhaupt aber, siehe:
|
- Walchs Philosoph. Lex. ...
- Jablonsky Lex. ...
-
Wolffs Mathem. Lexic. ...
- Desselben Gedancken von GOtt, Welt und Seele, I
Th. ...
- Desselben Phys. Dogm. I Th. ...
- Desselben Mathem. Anfangs-Gründe, III Th. ...
- Meißners Philosoph. Lexic. ...
- Fäschens Ingen. Lexic. ...
- Müllers Philosophische Wissensch. I Th. ...
- Hederichs Anleit. zu Mathem. Wissensch. ...
- Zimmermanns natürl. Erkänntniß GOttes, Welt und
Menschen ...
- Bruckers Philos. Histor. ... und Zusätze.
- Sturms Natur-Lehre ...
- Gottscheds Gründe der Weltweish. Th. Theor. ...
- Börners Physica ...
|
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