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Zedler: Welt, Latein. Mundus [8] HIS-Data
5028-54-1639-4-08
Titel: Welt, Latein. Mundus [8]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 54 Sp. 1694
Jahr: 1747
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 54 S. 860
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Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Bibel
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage
  • : Absatz in der Vorlage vorhanden

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  Text   Quellenangaben
  18) Sammlung einiger hin und wieder befindlichen besondern Meynungen von der Welt.  
 
a) In dem Systema der Cabbalistischen Philosophie werden 4 Welten statuiret. Als:
 
 
 
  • Mundus Aziluthicus, sive emanationis, darinnen alles Göttlich ist;
  • Briathicus, sive creationis, darinnen lauter reine Geister;
  • Jeziraticus, sive formationis, darinnen Geister sind, so subtile Leiber haben;
  • Und Asiahticus, sive fabricationis, darinnen lauter Cörper sind.
Vergl. R. Irira in porta coel. ...
 
  Von dem Menschen wird gelehret, daß er 6 Theile habe, da immer einer vollkommener sey, als der andere.
 
 
 
  • In der Welt Asiah sey er Nephesch, mit dem Leibe überkleidet;
  • in der Welt Jezirah werde er Ruach, mit Nephesch überkleidet;
  • ferner in der Welt Briah werde er Neschama, mit Ruach überkleidet;
  • weiter in der Welt Aziluth werde er Chajah, mit Neschama überkleidet;
  • und endlich komme er in Ensoph, und werde Jachida.
 
 
  Der Verfasser des Seder Olam, sive historicae enarrationis doctrinae, bringet den Kern der jetzt gedachten Cabbala auch in dieses Buch, welchen er aber in etwas verbessert hat. So schreibet er z.E. Es habe jeder Mensch, nebst dem Leibe, drey lebhaffte Principia in sich, Neschama, oder die edelste Seele, Ruach, oder den Geist, als ein subtiles Kleid derselben, und Nephesch, oder die materialische Seele, so den Geist überkleide, p. 13.
 
 
  Es wären vier Welten,
 
 
 
  • die Azilutische,

    {Sp. 1695|S. 861}

    unmittelbar aus GOtt ausfliesse, und diese sey Christus, p. 14.
  • Die Briatische, welche zuerst gemacht sey, und die aus lauter edlen Seelen bestehe;
  • die Jeziratische, welche aus jener geworden sey, und lauter Engel und Geister begreiffe;
  • und endlich die Asiahtische, so aus dem sündlichen Falle durch eine Vergröbung entstanden sey, und die beseelten Leiber in sich fasse.
 
 
  Die obern Welten durchstrahleten die untersten. Es wären alle Seelen zuvor gewesen, ehe sie in die Leiber gekommen, p. 16. Die untersten Welten müsten durch eine Reinigung wieder in die obersten reduciret werden, p. 18. Die Welt sey undencklich länger schon gestanden, als wir uns einbilden könten. Vermutlich müsten 52142 Welten, deren jede 7000 Jahr gewähret hätte, nach einander seyn, p. 21. In solcher Zeit würden alle Menschen durch das Höllen-Feuer, oder sonst noch, mürbe und selig werden, p. 21 u.f. Unsre jetzige Welt sey durchaus nicht aus nichts, sondern aus der Asche der vorigen Welt geworden, p. 26. Und was dergleichen mehr ist.
 
 
  In einer andern Cabbalistischen ungedruckten Schrifft wird GOtt für den Ort der Welt ausgegeben, und als ein Beweiß dessen die Schrifftstelle: Ephes. III, 12. Gelobet sey die Herrl. des HErrn an ihrem Ort, angeführet. Es wird aber in M. Schüßlers unvorgreiffl. Gedancken, die in den Unschuld. Nachr. von 1727 ... zu lesen stehen, sehr wohl erinnert, daß unserer Sprache ein geschicktes Wort fehle, die in dem Hebräischen Worte [ein Wort Hebräisch] liegende wahre Notion auszudrücken, maßen dadurch nicht ein Raum, (Spatium, welches Wort auch D. Rüdiger von GOtt gebrauchte) der mit gewissen Grentzen umschräncket und umschlossen sey, sondern eigentlich die Subsistentz, bedeutet werde. Man könne also aus diesen Worten Ezechiles eher das Geheimniß der Dreyeinigkeit, wo nehmlich in einem Wesen drey Subsistentzen, oder hyphistamena, sind, als daß GOtt der Ort der Welt sey, erweisen: Wenn anders der Gegner nicht spitzig und hartnäckig wäre.
 
 
  Die Cabbalisten hegen auch von der Dauer der Welt besondere Meynungen. Denn da 1 B. Mos. I, 1. ingleichen in dem letzten Verse des letzten Capitels in dem 2 Buche der Chronica, (welches das letzte Buch in der Hebräischen Bibel ist) das [ein Buchstabe Hebräisch] so tausend bedeutet, sechs mahl anzutreffen, so machen sie ihrer Meynung nach, den unüberwindlichen Schluß daraus, daß die Welt sechs tausend Jahr stehen werde: Als welches zu beweisen war.
 
b) Der Urheber der Betrachtung von dem mittlern Zustande der Seelen nach ihrem Abschiede, lehret daselbst p. 251, es wären in der Natur GOttes viele Welt-Kugeln und Sphären.
Unschuld. Nachr. von 1703. ...
 
c) Der boshaffte Verfasser der gottlosen Schrift de tribus Impostoribus betitult, schreibt Cap. XI. § 6, es sey keine Ordnung in der Welt, welches er alles vor eine blos affectirte Einbildung ausgiebt. Und doch will er in seinem Verstande vollkommen, und regulirter, als die gantze Welt, und der veritable Scavant seyn, wie er etliche mahl schreibt,
Unschuld. Nachr. von 1733. ...
  {Sp. 1696}  
 
d) Gottfried Arnold behauptet, in seiner Abbildung des inwendigen Christenthums, Cap. III ... daß, nebst dem sichtbaren Paradiese, eine Paradiesische Welt schon vor der äussern Welt gewesen, aus welcher die äussere ausgegangen sey.
Unschuld. Nachr. von 1709. ...
 
e) Jacob Böhme und die Böhmisten lehren:
 
 
 
1) daß alles, was ist, GOtt und Welt, Gutes und Böses, im Grund und in seinem innersten einerley, oder ein Ding sei: Weil in der Chymie, durch Feuer und Kunst, aus allem fast alles gemacht werden kan.
 
 
 
2) Daß von Ewigkeit nichts gewesen, als das Centrum, der Ungrund, oder die finstere Welt, und ein Blick, oder Auge, in derselben, und dieser Ungrund mit seinem Auge sey GOtt; es sey aber aus diesem Blick nach und nach alles worden, und immer eines aus dem andern ausgeflossen, oder ausgebohren worden. Das Zeitliche aus dem Ewigen: GOtt habe von Ewigkeit kein Wesen, noch Person.
 
 
 
3) Die Welt habe einen eigenen Natur-GOtt.
Unschuld. Nachr. von 1723. ...
 
f) Conrad Brüßken giebt in seinem Schlüssel zu der Offenbahrung Johannes, der 1703 zu Offenbach an das Licht kam, vor, die 6 Siegel in dem gedachten Bibl. Buch lieffen bis auf das Jahr 437, das siebende aber von dar, bis zu dem Ende der Welt. Die 6 Posaunen giengen von 437 bis 1700, die siebende aber von dar bis zu dem Ende der Welt, welche noch über 1700 Jahre stehen müste.
Unschuld. Nachr. von 1715. ...
 
g) Hieronymus Cardanus, ein Religions-Spötter des 16 Jahrhunderts, lehrete, die Welt sey nicht erschaffen, sondern ewig.
Unsch. Nachr. von 1701. ...
 
h) In des heiligen Clementis Historie von denen Reisen und Leben des Apostels Petri wird, unter andern seltsamen Erfindungen, auch eine von 72 Theilen der Welt und ihren 72 Schutz-Engeln, mit eingebracht.
Unsch. Nachr. von 1702. ...
 
i) Cörbach schreibet in seinem verdammten Woordenboeck ... die Welt insgemein (überhaupt) sey von Ewigkeit gewesen, oder, wem dasselbe nicht beliebe zu glauben, der müsse die Regel: Aus nichts kommt nichts, mit bündigen Vernunfft-Schlüssen können widerlegen, es sey mit der Schrifft, oder mit der Weltweisheit. Mit der Schrifft könne man nicht, denn es stehe in der Schrifft nicht, daß die Welt aus nichts solte gemacht seyn. Noch minder könne man es mit der Weltweisheit thun, dann wider dieselbe streite es. So daß, stünde es auch schon in der Schrifft, (wie es nun nicht thue) es eben wohl falsch solte seyn, um daß es gegen die Weltweisheit, die auf die Vernunfft gegründet ist, streite.
Unsch. Nachr. von 1714. ...
 
k) Collier ein Engelländer und Idealist, wolte in seinem 1713 zu London edirten Clavi universali beweisen, daß keine Welt ausser dem Menschen sey.
Löschers Theol. Annal. ...
 
l) Peter Friedrich Derry, ein Reformirter Hof-Prediger in Herford, schrieb 1724 eine kurtze Verknüpffung der Göttlichen Wahrheiten, d.i. das Geheimniß der gantzen Theologie, in welchem Buche er p. 25. die er-
 
  {Sp. 1697|S. 862}  
 
  schaffenen Wercke GOttes, wie Böhme, in drey grosse Welten, Principia, oder grosse Regionen, eintheilet. Als:
 
 
 
1) Die Licht-Welt, oder den Himmel, siehe hernach.
 
 
 
2) Die finstre Welt, die Hölle, oder Abgrund, die Tieffe, das Reich der Finsterniß. Hier offenbare sich GOtt seinen Geschöpfen in lauter Finsterniß, Zorn, Fluch, Schrecken, hier geniesse man GOttes mit lauter Furcht, Zittern, Heulen und Zähnklappen, nach diesem Principio seyn auch dessen Einwohner formiret, und seyn darinnen lauter erschreckliche und abscheuliche gifftige Geschöpffe.
 
 
 
3) Die sichtbare Welt, von der Feste des Himmels über den Fix-Sternen, bis an den Brunnen des Abgrundes. Hier offenbare sich GOtt, als auf einem Theatro, da beyde ewige Principia ihre Wunder spielen. Darum stehe alles in beyden in Licht und Finsterniß, in Bös und Gut etc.
 
 
  Die Licht-Welt sey die Mutter alles Segens und Guten, welches sie durch die Gestirne hernieder sende. Die böse Welt sey die Quelle alles Bösen und Fluchs, womit sie die Lufft und alles inficire, u.s.w.
 
 
  Da man sagen muß, der Verfasser sey recht in die Böhmistische Satans-Tieffe versunken.
Unschuld. Nachr. von 1727. ...
 
m) Anton Driessen, ein Reformirter Prediger in Utrecht, schrieb 1717. Meditationes in Apocalypsin, in welchen er vorgab, daß die Welt vor dem tausendjährigen Reiche noch 803. Jahre, mit dem tausendjährigen Reiche aber, das 360000. ordentliche Jahre ausmachen würde, noch 360803. Jahre, stehen würde.
Unschuld. Nachr. von 1717. ...
 
n) Paul Felgenhauer, ein Schwärmer zu Anfang des XVII Jahrhunderts, statuirte, daß alles in drey Welten bestehe, deren eine immer subtiler sey, als die andere. Die oberste und subtileste nennete er die Göttliche Welt, Geist-Welt, Tieffe GOttes; Die andere die Englische, oder Seelische Welt; Die dritte die Leibliche.
 
 
  Oder, genauer zu reden, meynte er, es wären diese drey eine Welt, und was in einer sey, fände sich auch in den andern, subtiler, oder gröber. Also gebe es ein göttliches, englisches, und leibliches Wasser, Feuer, Geist, Leib u.s.w. Die oberste, oder Götter-Welt, sey das rechte Wesen, nach welcher die andern, als Schatten, gemacht wären. Also sey z.E. GOtt der rechte Essential-Mensch, sonderlich, wie er sich in Christo dargestellet hat; Viele Menschen aber wäre nur nach solchem Bilde, als eine Abschattirung, gemacht.
 
 
  In seiner 1620. edierten Chronologia getrauet er sich zu erweisen, wie die Welt 265 Jahr länger gestanden habe, als sich die Astronomi und Chronologi einbildeten. Er zählte in dem Jahr 1620, da er dieses schrieb, von Erschaffung der Welt 5855. Jahr. Nun setzte er die alte Jüdische Meynung zu dem Grunde, daß die Welt 6000 Jahr stehen solle, weil sie GOtt in 6 Tagen geschaffen, und an dem siebenden geruhet hat, und schliesset, die Welt könnte, von 1620. an gerechnet, nicht länger mehr, denn 145. Jahre stehen. Weil aber auch, um der Auserwählten willen, diese Tage verkürtzet werden solten, so sey der jüngste Tag sehr nahe. Wie lange aber noch dahin eigentlich sey, wolte er nicht gewiß sagen, ob er gleich rühmete,
 
  {Sp. 1698}  
 
  GOtt habe ihm das Jahr des Endes der Welt gewiß geoffenbaret. Christus sage zwar, es wisse Niemand von dem Tage und der Stunde seiner Zukunfft; Daraus folge aber nicht, daß man nicht das Jahr erforschen könne.
Unschuld. Nachr. von 1705. ...
 
o) M. Ludwig Gerhard nimmt, in seinem vollständigen Lehr-Begriff des ewigen Evangelii vor der Wiederbringung aller Dinge, in dem I Capitel, ... das zweyte Argument für die Endlichkeit der Höllen-Straffen, aus der Vollkommenheit der Welt her. Er schliesset, weil gegenwärtige Welt die allervollkommenste sey, das Böse aber keinesweges zu der Vollkommenheit dieser Welt gehöre, so könne das selbige nicht unendlich darinnen bleiben und fort dauren. Müste dieses also aufhören, damit gegenwärtige Welt würcklich und in der That die Allervollkommenste sey, so müste auch die Höllen-Straffe ein gewisses Ziel haben, und könnte daher nicht unendlich seyn.
 
 
  Gerhard setzt bey dem Schlusse, den er hier machen will, folgende Sätze voraus. Es kan keine vollkommenere Welt ersonnen werden, als die gegenwärtig ihrem Wesen nach sey: Die Ursach und die Quelle des Bösen, nemlich der freye Wille, aber nicht das Böse selbst, gehörte mit zu der Vollkommenheit dieser Welt: Der freye Wille, als die Ursach und Quelle alles Bösen, werde unendlich in der vernünfftigen Welt bleiben. Hierbey erinnert er, daß alle diese Sätze von den Theologen zugegeben würden; Man könne aber damit die Unendlichkeit der Höllen-Straffe nicht vereinigen; Da aber gleichwohl die Sätze an sich richtig wären, so müste folgen, daß die Höllen-Straffe nicht unendlich sey. Solte sie unendlich seyn, so würde man die Welt nicht vor die allervollkommenste ausgeben können.
 
 
  Bey diesem angestellten Schlusse können wir Gerharden gewisser massen einräumen, daß gegenwärtige Welt die beste, wofern es nur nicht in dem Verstande genommen wird, daß das Beste, (Optimum) so die beste Welt ist, zugleich ein Eintziges (Unicum) sey, und also GOtt keine andere Welt, als gegenwärtige, hätte erschaffen können. Denn darauf beruhet bey der Controvers von der besten Welt das Haupt-Werck: Ob das Beste auch nur ein Eintziges sey?
 
 
  Welches sich hier nicht behaupten lässet: Weil man dazu in der Sache selbst keinen Grund hat, und sonst allerhand anstößige Folgerungen einräumen müste. Es ist auch an sich gar gut und löblich, daß Gerhard wider den Herrn von Leibnitz disputiret, und nicht zugeben will, daß das Böse mit zu der Vollkommenheit der Welt gehörte. Denn es ist sattsam dargethan worden, daß, wenn das Böse zu der Vollkommenheit der Welt gehören solte, man nicht sehen könnte, wie dort deshalben von der Schuld los gesprochen werden könne.
 
 
  Doch findet sich bey der Sache selbst, und bey dem angestellten Schlusse, verschiedenes zu erinnern. Einmal mercken wir an, daß daraus noch keine Folgerung zu machen sey, wenn GOtt die gegenwärtige Welt als die beste und vollkommenste erschaffen hat, daß auch einmahl das Bö-
 
  {Sp. 1699|S. 863}  
 
  se daraus weggeschafft, folglich die Höllen-Straffe geendiget werden müsse. Ein anders ist, was GOtt vor eine Welt hat erschaffen wollen; Ein anders, in was vor einen Zustand er selbige hat kommen, und darinnen verbleiben lassen wollen. Hätte er gesehen, daß der unvollkommene Stand der Welt, nachdem er sie vorher vollkommen erschaffen, und deren Beharrung in demselbigen, seiner eigenen Vollkommenheit zuwider wäre, so würde er gleich in dem Anfange verhindert haben, daß sich das Böse gar nicht in die Welt eingeschlichen hätte.
 
 
  Um deswillen erinnern wieder vor das andere noch weiter, daß zwar eine Welt, worinnen gar kein Böses anzutreffen, weit besser und vollkommener sey, als eine solche, darinnen sich das Böse befindet; Gleichwohl aber das Böse der gegenwärtigen Welt, und deren Zulassung und Fortsetzung der göttlichen Vollkommenheit, keinen Eintrag thue.
 
 
  Dieses deutlich zu verstehen, und den Grund davon einzusehen, so bemercken wir wieder folgendes. Die göttliche Weisheit brachte es so mit sich, daß das Böse und die Sünde zugelassen würde. Die Creaturen, die solches verursachten, waren vernünfftige Wesen, und hatten deswegen ihre Freyheit, ob sie das Gute, oder das Böse erwählen wolten. Hätte sie GOtt mit Gewalt von dem Falle abhalten, und zu dem Guten zwingen wollen, so wär dieses wider ihr Wesen gewesen: Eben daher, weil damit ihre Freyheit aufgehoben worden wäre, die ein wesentliches Stück einer vernünfftigen Creatur ist.
 
 
  Erforderte die göttliche Weisheit die Zulassung des Bösen, so ist selbige ebenfalls der Grund, warum solches nach diesem in der Welt geduldet, und nicht mit Gewalt daraus geschaffet werde. Denn solte dieses geschehen, so würde damit abermahl die Freyheit nicht bestehen können. Solte nun das Böse, so die Verdammten in der Hölle an sich haben, wegkommen, damit die Straffe aufhören könnte, so müste dieses entweder durch eine absolute Gewalt GOttes, welches nach dem, was wir jetzo erinnert haben, nicht thunlich ist, oder mit Beybehaltung der Freyheit der Verdammten, geschehen, daß sie sich freiwillig von dem Bösen loß machten.
 
 
  Dieses müste Gerhard vorher beweisen, sonst kommt er mit dem Argumente von der Vollkommenheit der Welt nicht aus. Genug, daß die zugelassene und fort daurende Unvollkommenheit derselbigen GOttes Vollkommenheit nicht nachtheilig ist. Vielmehr ist alles der göttlichen Weisheit gemäß, und diese ist der Grund der göttlichen Handlungen, weil GOtt nichts ohne Ursach thut.
 
 
  Man sieht also drittens, daß Gerhard hier eine zweyfache Confusion begehet. Er unterscheidet nicht, wie eine Sache an sich schlechterdings seyn könnte, und wie sie nach der göttlichen Weißheit seyn muß. An sich, und schlechterdings könnte die Welt ohne dem Bösen seyn: Es könnte das Böse, nachdem sich solches einmal eingeschlichen hat, mit Gewalt wieder heraus geschaffet werden; Es ist aber eine andere Frage: Ob dieses auch der göttlichen Weißheit gemäß sey, und ob es auch GOtt thun wolle?
 
 
  Ist es seiner Weisheit gemäß, daß das Böse fort dauret, wie wir vorher erwiesen haben, so erwäch-
 
  {Sp. 1700}  
 
  set daraus GOtt dem Herrn keine Unvollkommenheit zu. Von der Beschaffenheit der Würckung, läßt sich nicht so schlechthin auf die Beschaffenheit der würckenden Ursach schliessen. Ein Baumeister kan das allerschönste und vortrefflichste Gebäude aufführen. Es wird solches ruiniret und verderbt: Der Baumeister ist geneigt, solches zu repariren und in den vorigen Stand zu setzen; Man will es aber nicht zugeben. Wer wird nun sagen, daß der Baumeister einige Schuld an dem Verderben dieses Gebäudes habe, es mag so lange darinnen bleiben, als es will?
  Er unterscheidet auch nicht dasjenige, was GOtt nach der absoluten Gewalt thun kan, von dem, was er durch seine, nach einer gewissen Ordnung würckenden, Macht thun will.
Walchs Einleit. in die Rel. Streit. in der Evang. Kirche, III Th. ...
 
p) Timotheus Gotthold behauptet in seinem Eins ist noth, oder dritten Theile der Anleitung zum wahren Christenthum, ... eine unerschaffene englische Licht-Welt.
Unschuld. Nachr. von 1715. ...
 
q) Aegidius Gutmann, ein Paracelsiste und Rosencreutzer, statuiret in seiner Offenbahrung göttlicher Majestät ... die Welt werde nicht dem Wesen nach untergehen; Denn alles, was GOtt geschaffen habe, werde ewig bleiben; Die unvernünfftigen Thiere, samt allen Erd-Gewächsen, würden in der Erde verfaulen, und in der Erde bleiben, als eine Erde, die da erneuert wird, und also beständig seyn. In dem VII Buche, ... schreibet er, daß GOtt die Welt zwar in nichts verwandeln, aus ihrer Asche aber eine neue schaffen werde.
Unschuld. Nachr. von 1727. ...
 
r) Johann Adolph Hoffmann, meynet, in seiner 1734. edirten neuen Erklärung des Buchs Hiob, die Welt und der Mensch wären auf zweyerley Art nach der Schöpffung durch des Satans Fall, verderbt worden: Erstlich durch eine Vergifftung, welche die Nephesch, oder empfindliche Seele, mit der Welt ausser dem Paradiese an dem ersten Tage, in der Welt betroffen habe, daher diese alsbald leer und wüste genennet werde. Zum andern nach geendigter Schöpffung, durch eine geistliche Verführung, so die Neschaman, oder vernünfftige Seele, betroffen habe. Jene wird in den letzten Capiteln Hiobs durch Behemoth, diese durch Leviathan, vorgestellet.
Unschuld. Nachr. von 1735. ...
 
s) Hutcheson, ein Engelländer, ist auf folgende Träume verfallen: Er behauptet aus 1 Mose I, drey Principia aller natürlichen Dinge, nemlich Feuer, Licht und Lufft, welche Himmel genennet worden wären, nemlich die Atomi. Diese, wenn sie ruheten, wären sie Lufft; Würden sie gerade fortgestossen, oder pralleten zurück, so sey es Licht; Kämen sie in der Bewegung dichte zusammen, so würde Feuer daraus. Diese Theilgen flössen unaufhörlich auf die Sonne zu, u. würden auch immer aus derselben zurück gestossen. Die Lufft gehe stets nach der Sonne, als dem Centro der Welt, und das Licht von ihr nach der Circumferentz. Der Centrost dieser beyden Bewegungen mache das Firmament, halte die Cörper zusammen, und verursache das
 
  {Sp. 1701|S. 864}  
 
  flüßige Wesen des Wassers, und s.f. Also sey die Welt nunmehr eine Machine, die sich selbst bewegt. Dieses Systema sey erstlich dem Adam, und hernach dem Moses geoffenbahret worden, und darauf beziehe sich die Offenbahrung der H. Dreyeinigkeit, und die Ordnung des Heyls. Der Vater sey das göttl. Feuer; Der Sohn das Licht; und der H. Geist die Lufft. Die Heyden aber hätten sich an die natürlichen Dinge gehänget, und dieselben, vornehmlich aber die Lufft, oder den Himmel, anzubeten angefangen, andere hätten das Feuer verehret. Diese Gedancken, nebst andern von Hutcheson ausgeheckten Grillen, sind in einer Schrifft befindlich, die zu London, 1735, unter dem Titel: A Letter to a Bishop, concerning some important discoveries, an das Licht getreten ist, und in den Unschuld. Nachr. von 1736 ... recensiret wird.
Siehe auch den Beytrag zu den Leipz. Gel. Zeit. III Th. ...
 
t) Simon Philipp Klettwich, Licentiat, Stadt-Physicus, und Raths-Verwandter zu Langensaltze, hatte 1698 ein Leichen-Carmen verfertiget, und darinnen behaupten wollen, daß dieser jetzigen Welt sechstausend Jahr zu ihrer Dauerung bestimmet, und wenn diese vorbey sey, so würde das siebentausende, als der grosse Ruhe-Tag und der rechte Sabbath, angehe; Worüber damals eine und die andere Bewegung entstunde. Man fieng an, zu Langensaltze wieder diese Meynung zu predigen, und als der damalige Superintendens, Licentiat Christoph Ständer, die Leichen-Predigt, bey welcher berührtes Carmen ausgetheilet worden war, zu dem Drucke beförderte, bezeugte er seine Abweichung von Klettwichs Meynung.
 
 
  Dieser nahm daher Anlaß, selbige noch weiter vorzutragen und zu vertheidigen, und ließ zu Mühlhausen 1699 folgenden Tractat drucken: Abgenöthigte Antwort auf zwey curieuse Fragen: Wie lange gegenwärtige Welt stehen, und ob sie nehmlich nur 6000 Jahr wären werde? Und ob nicht annoch vor dem Ende und gäntzlicher Vollendung dieser Welt, eine zuvor noch andere, bessere und glückseeligere Welt und Zeit zu hoffen sey? Der Titel dieses Tractats ist nachgehends auf einigen Exemplarien geändert, und also eingerichtet worden: Vorstellung des aufzuklärenden Tages beym Abend der Welt: Die Schrifft selbst aber wurde, durch eine Verordnung des Consistorii zu Leipzig, unterdrücket.
 
 
  Klettwichs Meynung war: Wenn die sechstausend Jahre dieser Welt vorbey seyn, werde die neue künftige, von der gegenwärtigen und ewigen unterschiedene, Welt entstehen: Christus sichtbarer Weise auf dieser Erde erscheinen; Bey welcher Zukunfft, an dem erst jüngsten Tage, Babel fallen, die allgemeine Bekehrung der Jüden und Heyden vor sich gehen werde, welche Völcker, nebst denen durch die Straffen über das gottlose Babel sich bekehrenden Christen, die untere Kirche ausmachen, und die solenne Ausgiessung erhalten solten, und weil die erste Auferstehung, und zwar vornehmlich der Heiligen , vor sich gehen würde, so würde aus diesem die obere Kirche bestehen, und, nach gäntzlicher Bindung des Satans, und gewaltsamer Vertilgung der Gottlosen, das eigentlich so genannten herrliche Reich
 
  {Sp. 1702}  
 
  Christi, da man ohne Sünde, Creutz, Noth und Tod, leben würde, mit vollkommener Wiederbringung dessen, was in Adam verlohren ist, anfangen und tausend Jahr fortgehen. Nach dessen Endigung werde, auf die kurtz währende Empörung des Gog und Magog, das allgemeine letzte Gericht und Auferstehung derer noch übrigen Todten, nebst dem wesentlichen Untergange dieser Welt, erfolgen.
Walchs Einl. in die Rel. Streit. in der Ev. Kirche, II Th. ...
 
u) L. Gottfried Kohlreif setzet, in seiner 1724 durch den Druck bekannt gemachten Chronologia sacra, den Anfang der tausend Apocalyptischen Jahre in das Jahr Christi 991, und das Ende der Welt in das 2000. In dem Jahr 1728 schrieb er Defensionem restitutae antiquitatis temporum religiosam et evangelicam, in deren kurtzen Vorrede er sagte, daß gar wenig Polemische Schrifften in dem Chronologischen Studio heraus wären, und daß er zwar dem Pezron darinnen folge, daß die Welt 500 Jahr älter, als sonst gemeiniglich geglaubet wird, sey; Da aber Pezron dadurch viel Örter H. Schrifft corrumpiret und verkehret, so habe er sie illustriret und deutlich gemacht.
Unschuld. Nachr. von 1725. ... 1728 ...
 
x) Theodoricus Ludewig Lau schrieb, ohne sich zu nennen, Meditationes philosophicas de Deo, mundo, homine, 1717, in 8, in einigen Bogen; In welchen er Cap. I. ... saget: Mihi Deus [acht Zeilen lateinischer Text]„. Worauf er §. 5. hinzusetzet:„Existentia Dei [drei Zeilen lateinischer Text]„. Woraus man schon siehet, daß sein GOtt nicht der wahrhafftige GOtt, der Himmel und Erden erschaffen hat, sondern die Welt sey. Daher heißt es Cap. II ... „Mundus est ab aeterno, Causatum cum sua causa. Aedificium cum architecto. Fructus cum arbore. Arista cum grano.„
 
 
  Und §. 17 ... spricht er, die gantze Welt sey ein Schiff, GOtt der Schiff-Mann: Ein Wagen, GOtt der Fuhrmann: Eine Uhr, GOtt der Perpendicul: Eine Machine, GOtt das Treibe-Rad. So meynet er auch ... es sey nicht möglich, daß die Welt zu nichts werden könne, indem sonst GOtt selbst, aus dem die Welt her sey, vernichtet werden müste.
Walchs Einl. in die Rel. Streit. ausser der Ev. Kirche, V Th. ...
 
y) Von den Libertiner meldet D. Christian Hagmeier, in seiner Predigt bey der Tauffhandlung eines Libertiners, Tübingen, 1731, daß sie unter andern glaubeten, daß die Welt zwar ewig sey, aber doch aufhören werde. Da denn der Verfasser in den Noten schön erinnert, was aus einer eigenen innern Krafft ewig sey, müsse aus eben
 
  {Sp. 1703|S. 865}  
 
  derselben ewig seyn und bleiben.
Unschuld. Nachr. von 1731. ...
 
z) Johann Baptista Morinus hat Astrologiam Gallicam 1661 geschrieben, in deren II Buche allerhand curiöse Fragen von Erschaffung der Welt abgehandelt worden, und sind die 6 Schöpffungs-Tage nicht ungeschickt erkläret, auch von der Seele manche fast unnütze Subtilität beygebracht. Von den Engeln, und von dem Ende der Welt, (welches er p. 55 in das 1690 Jahr, mit grosser Treustigkeit, setzet) philosophiret er ziemlich verwegen. Das gantze dritte Buch handelt von der Eintheilung der Welt in die Elementarische, Ätherische, und Himmlische (in elementarem, aethereum et coelestem) darinnen schon viel unnütze Subtilitäten vorkommen; Jedoch auch ein und anders gar gutes. Weil er in dem 9 Capitel ... von der Unbeweglichkeit der Himmels-Kugel handelt, hat er deswegen viel Streit gehabt, und die gemeine Ptolomäische Meynung mit nicht gemeinen Beweißthümern zu vertheidigen sich alle Mühe gegeben.
Unsch. Nachr. von 1729. ...
 
aa) D. Petersen statuiret in seiner Erläuterung der Bekänntniß von dem künftigen herrlichen Reiche Christi, p. 30. drey Welten, und drey jüngste Tage.
Unschuld. Nachr. von 1713. ...
 
bb) Frantz Piccolomineus, ein Aristotelischer Philosoph in dem 16 Jahrhunderte, lehrete in seinem Buche de Mundo, und andern physicalischen Schrifften, GOtt sey mit dieser Welt und der Natur derselben also verbunden, daß sie nothwendig zusammen gehörten, er könne also nicht mehr Welten schaffen, ja, er sey ein Mitarbeiter der Natur dieser Welt, oder, wie er gar gotteslästerlich urtheilet, nur dasjenige, was diese Welt zusammen halte. Er sagt gar ärgerlich, daß GOtt die Welt sey, (Deum esse mundum) C. I libr. de mundo, das ist, wie man es am gelindesten erklären kan, das edelste Theilgen der Welt (Particulam mundi nobilissimam). Daher er auch C. VIII, deduciret, es sey nicht mehr, als eine Welt, und C. XXX. GOtt sey die Seele der Welt (Anima mundi)
Unschuld. Nachr. von 1701. ...
 
cc) Johann Pordage bringt in seiner 1715 edirten (fälschlich so betitelten) göttl. und wahren Metaphysica wunderliche Grillen von vielerley Welten vor. Er theilet das Buch in 5 Tractate ein. Der erste handelt von der ewigen Welt, oder Gottheit in sich, und ihrer Sphära, Chaos, oder ewigen Leib, Vollkommenheiten, und drey Höffen. Der andre von der ewigen Natur, die aus GOtt erbohren sey, aus Feuer und Licht bestehe, ihren Elementen und 7 Gestalten. Der dritte von der englischen, oder Liebe-Welt. Der vierte von der finstern Welt, Hölle, oder Zorn-Welt, darinnen Pordage fünff Jahr gewesen seyn will. Und der fünffte von dem Paradies, oder neuen Himmel und neuer Erde, auch Licht Welt, da er auch von der Zauberey, Erschaffung und Fall Adams, weitläufftig redet.
 
 
  Hier lauffen nun, nebst den vielen erdichteten Welten, Geistern, Kugeln, welche mit den Syzygiis
 
  {Sp. 1704}  
 
  und Aeonibus der alten Ketzer ziemlich überein kommen, allerhand Irrthümer unter; Als, daß die guten Engel und Teuffel Schöpffer unter GOtt wären.
Unschuld. Nachr. von 1715. ...
 
dd) Der verkappte Sincerus Renatus hat in seiner Theo-Philosophia theoretico-practica von dem Ursprunge der Welt folgende Träume, daß aus GOtt alle Creaturen ausgebohren wären, indem sich der ewige Wille, in der Ausgebährung des Worts, in sieben Gestalten der Natur, durch sieben Quall-Geister, eingeführet habe, p. 37 u.f. Es soll in der göttl. ewigen Natur, und dero vierdten Gestalt ein Feuer seyn, daß sich entzündet habe im Schrack: Dieser sey theils ein Schrack der Finsterniß, daraus sey geschieden die finstere Feuer-Welt, durch GOttes Zorn und Grimmigkeit, theils ein Schrack der Freuden und des Wohlthuns, daraus sey ausgegangen die englische Licht-Welt, in ihren unterschiedenen Hierarchien. Beyde aber zusammen gäben doch nur ein Leben in zwey Principiis, weil sie in zweyerley Quall in einander brennten, und einen Geist in zwey Unterschiedenen, oder Centris mit zwey Willen, da der eine im Centro des Feuers, der andere im Centro des Lichts wohnete ...
Unschuld. Nachr. von 1711. ...
 
ee) D. Revinus schrieb 1721 vom wahren Alter so wohl der Welt, als auch unseres Heylandes. In dem I Theile desselben Buches zeigte er, daß die Welt gleich nach der Tauffe Christi, mit dem Anfange seines Predigt-Amtes, 4000 Jahr alt gewesen sey, wolte auch die Zeit-Rechnung bis jetzo feste stellen. In dem andern Theile wolte er beweisen, daß nach der Astronomie alle Jahre mit dem Frühlinge angefangen werden müsten. Weil nun von der Erschaffung der Welt das erste Äquinoctium auf eine Mittwoch gefallen sey, so hielt er für gewiß, daß in dem Jahr 1721, an dem Freytage zu Ende des Schalt-Jahres, mit des Frühlings Anfange, daß 5692 Jahr der Welt völlig verflossen sey.
  • Unschuld. Nachr. von 1722, ...
  • Ludwigs Univ. Hist. IV Th. ...
 
ff) Paul Scalichius, welcher um die Jahre 1550 und 1560 lebte, affectirte in seiner Encyclopaedia, ein Orpheischer und Pythagoreischer Philosoph zu seyn, behielt aber die gantze Lehre des Aristoteles, ohne, daß er die General-Principia der Fanatischen Philosophie in dieselbe einmischete. So lehrte er z.E. daß drey Welten seyn, p. 16; Daß GOtt Causa exemplaris, oder Formalis, aller Dinge sey, und die Materie aller Dinge von ihm ausfliesse, p. 31; Wie er denn auf den Deismus ziemlich incliniret, und denselben wenigstens versteckter Weise geheget, auch viel Bibl. Sprüche, so von dem geistlichen Gnaden-Wercke handeln, auf die Natur appliciret hat. Er lehrte auch eine Seele der Welt, p. 35 u.f.
Unschuld. Nachr. von 1709, ...
 
gg) M. Julius Sperber, ein alter Rosencreutzer, hat in seiner Isagoge, unter vielen andern, auch folgende Irthümer. Den Spruch: 1 Mos. II, 8. erkläret er p. 6 folgendermassen: Der ewige Vater pflantzte in Eden, d.i. in dem Sohn, einen Garten, d.i. die sinnliche Welt, mit den
 
  {Sp. 1705|S. 866}  
 
  Ideen aller Wesen aufs schönste ausgezieret, ab Oriente, d.i. vor dem Anfange der Welt, die hernach gefolget.
 
 
  Über Hebr. XI, 3. wird p. 9 diese Glosse gemacht: Durch den Glauben verstehen wir, daß die Welt-Läuffe (Secula) durch das Wort GOttes vollkommen gemacht worden, damit die Dinge die gesehen werden, aus denen, die nicht erscheinen, werden mögten. Das Licht, welches, nach 1 Mos. I, 3. zuerst erschaffen ist, nennet er p. 14 die allgemeine Seele der Welt, oder die Universal-Natur selbst, p. 15. 17. saget er, daß aus dem zuerst geschaffenen Lichte vier Seelen hervorgeflossen wären, nemlich die vernünfftige, sinnliche, grünende, und mineralische, p. 18. philosophiret er, wie die Engel von einer feurigen Materie der vernünfftigen Seelen gemacht seyn, p. 19. wie die Ober-Himmlischen Wasser zwey Geschlechter der Geister gezeuget hätten.
 
 
  Ferner schreibet er p. 7 u.f. es wären sieben Hierarchien der Engel. p. 22 ein jeder Stern an dem Himmel sey eine eigentliche, oder abgesonderte Welt. Ingleichen, es stehe zu glauben, daß der Welt Ende nicht eher seyn werde, bis die Ideen aller Individuen, so in jedem Sterne verborgen liegen, im Cörper verwandelt worden wären.
 
 
  Eben dieser Sperber hat auch einen Tractat von vielerley wunderlichen, zum Theil vormahls unerhörten, oder auch ungewöhnlichen seltsamen Dingen, geschrieben, in dessen VIII Capitel er unter andern den Origines refutiret, welcher gemeynet hat, daß vor dieser Welt schon einige andere Welten gewesen seyn solten.
Unsch. Nachr. von 1709 ... 1719, ...
 
hh) Nicolaus Taurellus, ein berühmter Altdorffischer Philosoph, behauptete, sonderlich in den Büchern de Aeternitate Rerum und de Mundo, solche Dinge, so die Christliche Religion über den Hauffen werffen, mit grossem Eyffer. Nur einiger zu gedencken, so streitet er mit aller zusammen gesuchten Krafft davor, daß natürlicher Weise gar wohl aus nichts etwas werden könne, und will es philosophisch demonstriren, de Aeternitate Rerum ... welches der Haupt-Grund des subtilsten Atheismi ist. Denn so braucht man keinen GOtt, der durch seine Macht alles erschaffe, und aus nichts etwas mache.
 
 
  An einem andern Orte, ... will er beweisen, daß auch natürlicher Weise aus etwas nichts werden könne, und weil solches täglich geschehe, so werde die Welt natürlicher Weise bald vergehen müssen. Man sehe, wie verschmitzt auf diese Weise GOtt so wohl von der Schöpffung, als dem Untergange der Welt, removiret wird.
 
 
  In dem Buche de Mundo giebt er ... vor, es sey keine Erhaltung der Welt, sondern es bleibe die Welt vor sich, wie sie einmahl gemacht sey.
Unsch. Nachr. von 1701 ...
 
ii) Tyssot, ein Lehrer der Mathematic zu Deventer, behauptet in seinem Discours sur la Creation et sur la Chronologie de luifs etc. welcher in dem 1 Theil des 12 Tomi von dem Journal Literaire eingerücket ist, Moses habe sich in der Historie der Schöpffung nach den Begriffe des Pö-
 
  {Sp. 1706}  
 
  bels gerichtet. Er will solches sonderlich aus der Erzehlung von der Erschaffung des Lichts und den Wassern über der Feste erkennen. Er suchet dannenhero seine Meynung, in einer Paraphrasi über die Mosaische Historien von der Schöpffung, seinem Begriffe nach, also aufzustellen, und zu zeigen, wie die Materie, nachdem ihr GOtt die Bewegung eingedruckt, einen Wirbel gemacht, der, durch seinen Umlauff, die schwereren Theilgen von dem Mittel-Puncte weggestossen habe, daraus endlich eine Rinde unserer Erd-Kugel, und hernach über dieselbe noch eine Rinde entstanden sey. Diese letztere Rinde sey bald von der Hitze ausgedorret, an vielen Orten aufgesprungen, und endlich auf die untere Rinde zusammen gefallen, da denn die See zu dem Vorschein gekommen.
 
 
  Eben so sey es auch mit der Sonne und andern Planeten zugegangen, daß man sie in der vierdten Epocha zu sehen bekommen. Hiernächst sey auch, seiner Meynung nach, aus der weichen Erde auf dem Wasser, durch die Gährung, eine Haut, und aus der darinn eingeflossenen starck bewegten Materie ein Foetus entstanden, welcher endlich ausgebrütet worden, selbst seine Nahrung gesucht, und hernach andere seines gleichen gezeuget habe.
 
 
  Unter andern thörichten Sätzen, will er auch von dem Ende der Welt, mit klar schlechtem Beweisse, darthun, daß es noch in etlichen Millionen Jahren nicht zu erwarten sey, und solte es entweder durch Verwandelung der Sonne in einen Planeten eines andern Wirbels, oder durch Überschwemmung der Erd-Kugel, geschehen.
Unschuld. Nachr. von 1725, ...
 
kk) Heinrich Wyermars, ein Spinosist, machte 1710 ein Buch unter dem Titel: Den ingebeelde Chaos, zu Amsterdam durch den Druck gemein, in welchem er die Erschaffung der Welt über den Hauffen werffen, und die Ewigkeit der Cörper bestreiten wolte: Deswegen er zum Schein das Chaos des Lucretius, und andrer Alten, widerlegte. Er stellte sich auch an, als ob er den Spinosa refutire; Allein es kam alles darauf an, daß er dessen Hypothesin etwas förmlicher machen, und unter dem Mantel der Christl. Geheimnisse vorstellen wolte.
Unsch. Nachr. von 1717 ...
     

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Stand: 24. August 2016 © Hans-Walter Pries