Stichworte |
Text |
Quellenangaben |
historische Erklärungen |
Wir müssen nunmehro auch die
Meynungen
verschiedener
Philosophen anführen,
die sie von der
Ursache der
elastischen Krafft in
denen
Cörpern angegeben haben. |
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Bey denen
alten Philosophen treffen wir
hiervon nichts an, als denen, wie oben schon
gedacht, die elastische Krafft derer Cörper
unbekannt gewesen; doch da sie, besonders die
Peripatetici, einige phaenomena angemercket,
von denen wir ietzo
wissen, daß sie von denen
elastischen Kräfften herrühren; solche aber der
fugae vacui oder der bekannten qualitati occultae zugeschrieben haben; so können wir leicht ein
Urtheil, fällen, daß sie die elastischen Kräffte,
woferne ihnen solche bekannt gewesen wären,
ebenfalls durch qualitates occultas würden
erkläret haben; die man aber
billig in der jetzigen
Physic nicht Stat finden läst. |
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geistlicher Art |
Mit gleichem
Rechte verwirfft man die
Meynung dererjenigen, welche
gewisse
Geister
statuiren, von deren Bemühungen die
phaenomena derer elastischen Kräffte herrührten;
als bey welchem negotio |
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- die anima mundi des
Platonis,
- der Spiritus Archeus des Helmontii,
- der
Spiritus Hylarchicus des Henr. Mori,
- und anderer Geister des Zimmermanni, Thomasii,
etc.
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mehr wohl werden umsonst arbeiten
müssen. |
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Man ist heut zu
Tage mit besserem
Nutzen
bemühet, die
Ursachen derer
Effecte von andern
Be- |
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{Sp. 680} |
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gebenheiten der
Natur herzuhohlen, als
alsobald seine Zuflucht zu den Geistern zu
nehmen. Es ist
wahr, die
Kräffte machen das
meiste in der Natur-Lehre aus, es
mögen nun
dieselbigen seyn was sie wollen; wie wir dann ihre
Beschaffenheit wohl niemahls
ergründen werden;
doch sind einige unter ihnen dergestallt
beschaffen, daß man sie als caussas primitiuas keines Weges anzusehen, sondern dieselbe als
deriuatiuas zu betrachten hat, so von ienen
herrühren. Diese Deriuation zu
untersuchen, ist
das Amt eines Physici, und weiter ist auch von
ihnen nichts zu praetendiren, weil nicht in seiner
Macht stehet, die Beschaffenheit derer
caussarum
primitiuarum zu erklären. |
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Es
thun demnach diejenigen
unrecht, welche
in der Erklärung derer elastischen Kräffte bey
einem principio interno stille stehen bleiben; wie |
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- Hobbesius Elem. Philos. …
- Honoratus Fabri Tract. Phys. …
- Gobartus in Tract. de Barometris,
- und andere
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gethan, als welche, indem sie den kleinsten
Theilen des
Cörpers einen
nisum sich wieder zu restituiren, zuschreiben, das ist, dieselben
ihrer Natur nach als elastisch ansehen, in der That dasjenige setzen
und annehmen, wovon die
Frage ist. Wäre die elastische Krafft eine
vis primitiua oder innata derer kleinesten Theile eines Cörpers,
so
dependirte dieselbe nicht von der combination derer Theile,
woraus ein Cörper zusammen gesetzt ist; wie wir dieses doch wegen der
diuersité des Elateris in denen Cörpern, in Ansehung der
Composition seiner Theile zugeben müssen. |
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mechanischer Art |
Es treten demnach diejenigen näher zum
Zweck, welche die elastische Krafft als eine
Würckung
einer äusserlichen Ursache ansehen, und also die
gantze
Sache auf eine
mechanische
Art erklären. Die
Philosophen, welche sich zu
dieser
Classe bekennen, ob sie wohl darinnen mit
einander überein kommen, daß die elastische
Krafft eine caussa deriuatiua sey; so sind sie doch
so wohl wegen der Ursache, von welcher sie die
elastische Krafft deriuiren, als auch derselben ihre
adplication in einem elastischen Cörper selbst,
sehr von einander
unterschieden. |
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subtile Materie |
Einige nehmen zur
würckenden Ursache das
Feuer, oder einen andern sehr subtilen
cörperlichen spiritum; einige den aetherem,
andere die Lufft und den aetherem zugleich; und
noch andere eine besondere sehr schnell sich
bewegende flüßige und subtile
Materie, so auch
die kleinsten poros eines Cörpers durchdringen
kann. Den Spiritum igneum statuiret Digbaeus in
tract. de immortalitate animae, und was dieser
demselben zuschreibet; dasselbe eignet
Cartesius Epist. … seiner materiae secundi
elementi, oder seinen globulis aethereis zu, und
erkläret die Restitution eines gebogenen
stählernen Bogens daher, daß die Figur derer
pororum währender Spannung wäre corrumpiret
worden; da nun die gedachte subtile Materie
allenthalben durch die poros sich durch bewegte,
so triebe sie dieselben wieder aus einander, wenn
man mit der Spannung nachließe, und gebe den
Bogen wieder seine vorige Figur. Die
Beschaffenheit der Lufft innerhalb einem Ballon,
betrachtet er Epist. … dergestallt, als wenn deren Theile lauter kleine
gespannte Bogen wären, die sich auszudehnen beständig bemüheten. |
Diese
Meynung Cartesii erkläret
Rohault in
Tract. phys.
… ausführlicher. |
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Robert Boyle in Experim. … siehet die
Theile |
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{Sp. 681|S. 360} |
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der Lufft Theils als lauter kleine spiras an, und
leitet daraus die elastische Krafft der Lufft her;
Theils rufft er auch die
Bewegung des aetheris mit
zu Hülffe, wodurch eine jede particul dergestallt
herumgetrieben wird, daß sie alles dasjenige von
sich wegstosse, was sich innerhalb der sphaere
ihrer actiuitaet begeben will; doch bekennet
derselbe, er hange keiner von beyden Meynungen
so starck an, daß er auch nicht eine andere
Ursache zulassen
sollte. Der erstern Meynung des
Boylii ist auch Reyher in
diss. de aëre …
zugethan. |
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Franciscus Tertius de Lanis in Magister. …
erkläret die elastische Krafft derer Cörper durch
eine Bewegung des aetheris oder einer andern
subtilen Materie, welche indem sie sich in die
poros derer Cörper hinein zwinget, dieselbe von
einander stösset, und die zusammen gedruckten
oder gespannten Cörper zurück springend
macht. |
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Perault in seinem
Frantzösische
Tractat von
der Härte und dem Elatere derer Cörper, sucht
den
Ursprung der elastischen Krafft in dem Druck und Schwere der Lufft
selbst, die er in die grobe
und subtile
abtheilet. Die grobe Lufft,
meynet er,
sey von einer solchen Structura partium, daß die
subtile hin und wieder durch dieselbe dringen und
sie drücken könne. |
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Jo. Christoph. Sturm. Phys. Elect. … erkläret
die elastische Krafft, Theils durch die Lufft, als
beym Schwamm, Wolle, Federn etc. innerhalb
deren poros dieselbe Vermöge des Drucks ihrer
Schwere hinein dringet, und dadurch den Cörper
wieder auseinander treibet; Theils durch eine
subtile Materie, welche die Lufft selbst elastisch
mache, indem sie nemlich bey der Compression
derselben aus denen poris der Lufft heraus
gedrucket werde, in welche sie hernachmahls
wieder dringe, wenn die Compression nachließ.
Auf gleiche Weise erkläret Georg. Albert
Hamberger in dissert. de Elatere (Jenae 1699.)
die elastische Krafft derer Cörper von dem aus der
Schwere herrührenden Drucke, so wohl der
groben als subtilen Lufft. |
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Wolff |
Wolff in denen Gedancken von denen
Würckungen der Natur … leitet die Ursache der
elastischen oder ausdehnenden Krafft derer
Cörper, von einer subtilen und fremden
Materie,
Materia interlabente, her, welche in einer sehr
schnellen
Bewegung
ist. Er
saget l.c. Ein Cörper
äussert nicht eher diese
Krafft, als bis er
zusammen gedruckt oder gespannet wird, und
absonderlich an dem
Orte, wo die
Theile
zusammen gebracht werden. Denn wenn man
einen Degen in die Krümme beuget, so werden
nothwendig die innern Theile in der hohlen Seite
zusammen gedruckt, und die äussersten in der
erhabenen Seite mehr auseinander gedehnet; die
innere peripherie wird kleiner als die äussere, da
vorher die beyden Flächen des Degens einander
gleich waren. Nun drucket aber alsdenn der
Degen von der hohlen Seite zurücke und springet
auch wieder in seine vorige Figur, so bald man
nachläst u. ihn nicht weiter zusammen drucket;
demnach ist klar, daß er seine ausdehnende Krafft
an dem Orte äussert, wo seine Theile zusammen
gedruckt sind. |
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Wenn ein Cörper zusammen gedruckt wird,
so kommen seine kleinern näher zusammen, als
sie vorher waren, und werden daher seine
Zwischen-Räumlein kleiner als vorhin. Da nun
diese mit einer subtilen Materie erfüllet sind (in
dem kein Vacuum darinne seyn kan;) so muß sie
aus ihm heraus gedruckt werden, wenn die Theile
näher zu- |
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{Sp. 682} |
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sammen gehen. Weil nun aber gleichwohl die
Cörper eine Bemühung anwenden, wieder ihre
vorige Figur anzunehmen, auch solches bald
geschiehet, wenn nur das Hinderniß gehoben
wird, indem man nemlich aufhöret weiter zu
drucken; so
muß die Materie, welche aus denen
Zwischen-Räumlein gejaget worden, wieder
hineindringen, und die Theile von einander
stossen, die man näher zusammen gebracht
hatte, als sie Anfangs waren. |
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Es erhellet demnach, daß die ausgedehnte
Krafft von einer subtilen Materie herrühre, welche
in sehr schneller Bewegung ist, und in die
subtilsten Zwischen-Räumlein derer Cörper
dringet, massen dichter Stahl eine ausdehnende
Krafft hat, dessen Zwischen-Räumlein durch die
besten Vergrösserungs-Gläser sich nicht zu
erkennen geben. Unter dessen da wir finden, daß
gleichwohl nicht alle Cörper eine ausdehnende
Krafft erhalten, wenn man sie zusammen drücket,
auch nicht alle, welche damit versehen, sie in
gleichem Grade haben, so muß auch die Art der
Zusammensetzung des Cörpers darzu etwas
beytragen, daß er dieser Krafft fähig wird. Bisher
hieher
Wolff. |
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Es scheinet aber, daß weder der Druck der
subtilen Lufft, noch die schnelle Bewegung einer
subtilen Materie hinlänglich sey, die
Beschaffenheit derer elastischen Kräffte zu
erklären. Denn, wenn jener Druck nur von der
Schwere herrühret, so äussert sich derselbe nur
unterwerts nicht aber zur Seiten; da wir doch
wissen, daß die elastische Krafft gegen alle
Gegenden dirigiret sey; nimmt man aber an,
derselbe Druck äussere sich auch zur Seiten, so
muß man entweder setzen, dieselbe subtile Lufft
sey selbst elastisch, welches petitionem principii
inuoluiret, oder man muß eine andere
Eigenschafft der Lufft
darthun, Vermöge welcher
sie dergleichen Druck verrichten kan. |
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Bernouilli |
Eben so ist es auch mit der andern Meynung
beschaffen. Die sehr schnelle Bewegung einer
subtilen Materie ist ein subpositum, so nicht zu
erweisen. Der freye Zufluss dieser Materie in die
poros des Cörpers, erfordert poros patulos von
allen Seiten; und daß man auf die besondere
structur derer Cörper in Erklärung ihrer
elastischen Krafft noch zu sehen habe, ist nichts
anders gesagt, als es müssen die Theile des
Cörpers flexible seyn, oder einigermassen starre,
damit die pori offen behalten werden, daß die
subtile Materie hinein dringen könne, welches
aber nichts anders heissen will, als die Theile des
Cörpers müssen vor sich der Zusammendruckung
wiederstehen, das ist, elastisch seyn; |
wie mit mehrern Jean Bernouilli in Addition au Discours …
dieselbe Meynung wiederleget. |
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Eben dieser eröffnet im ietzt angeführten
Tractat seine Meynung von der Elasticitaet derer
Cörper, welche er der vi centrifugae einer in
gyrum bewegten subtilen Materie zuschreibet. Er
betrachtet die Lufft als einen Hauffen von bullulis
oder kleiner Kugeln, innerhalb deren jeder eine
subtile Materie in einem Creiße sich herum
bewege. Wir wissen, daß durch eine dergleichen
Bewegung eine vis centrifuga herfür gebracht
werde, welche würcklich zur Action gelanget,
wenn nichts vorhanden ist, so ihr Einhalt thut. |
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Wenn man auf eine Schleuder einen Stein
leget und solche in einen Creiß herum treibet, so
empfinden wir, daß der circulariter bewegte Stein
den Faden, womit wir die Schleuder halten,
gewaltig anstrenge, auch alsobald, nicht nach
der |
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{Sp. 683|S. 361} |
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direction des Tangentis der circularen
Bewegung, sondern gerade fort nach der
direction, wie der Faden ausgespannet war,
fortflüge, wenn man den einen Faden der
Schleuder loß läst. Dasjenige, was den Faden in
der circularen Bewegung ausspannet, ist die vis
centrifuga des Steins, welche aus dessen motu
progressiuo in der Peripherie eines Circels ihren
Ursprung nimmt. Eine gleiche
vim centrifugam hat
die subtile Materie innerhalb einem Lufft-Kügelein
von ihrer circularen Bewegung, welche an der
kugel-runden Fläche dieses Kügeleins adpliciret
ist, und sich beständig bemühet dasselbe zu
erweitern, auch würcklich weiter ausdehnet, wenn
nichts vorhanden ist, so dieser Ausdehnung
Einhalt thut. Allein die vires centrifugae derer
umstehenden Lufft-Kügelein oder eine andere
Hinderniß sind derselben entgegen gesetzt, und
halten dieselbe in
Schrancken. Dieses ist die
Ursache, welche gedachter Bernouilli von der
elastischen Krafft der Lufft angiebet. |
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Euler |
Leonh. Eulerus nimmt in seinem Tentamine
explicationis phaenomenorum aëris, so in dem
T.
II. Commentar. Acad. Petropol. … befindlich,
diese Ursache der elastischen Krafft der Lufft an,
und untersucht, in wie weit diese structur der Lufft
mit denen übrigen
Eigenschafften derselben
bestehen könne, und ob sie diesen ein Genügen
leiste. Weilen dessen Untersuchung ein grösseres
Licht dieser
Sache giebet, so wird nicht undienlich
seyn, ein mehrers davon anzuführen. |
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Ausser der angenommenen subposition des
Bernouilli, daß eine subtile Materie in einem Lufft-Kügelein gyrire, und derselben eine elastische
Krafft, so die vis centrifuga ist, zu Wege bringe;
subponiret er ferner, daß die äussere Fläche eines
Lufft-Kügeleins mit einer wässerigten Haut
überzogen wäre, welches er zwar eben nicht
nöthig zu seyn erachtet, indem ein jeder solcher
kleiner Würbel von der subtilen Materie auch ohne
eine Haut bestehen könnte, ohne zu
befürchten,
daß sie sich mit einander vermischen würden,
indem ein Würbel den andern verhindert, daß er
nicht ausschweiffen kan; doch nimmt er diese
wässerigte Haut deswegen an, weil die Lufft
niemahls gantz reine von wässerigten Dünsten ist,
von welchen
wahrscheinlich, daß sie die Lufft-Kügelein, Vermöge ihrer Cohaesions-Krafft mit der
Lufft mit einer wässerigten Haut überziehen. |
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Nach dieser seiner
hypothesi bestehet
demnach die Lufft aus einer unendlichen Menge
lauter kleinen Kügelein, die mit einer wässerigten
Haut überzogen sind, welche bald groß, als klein
ist, nachdem nemlich viel oder wenig Dünste in
der Lufft vorhanden; innerhalb dieser Haut des
Lufft-Kügeleins wird die subtile
Materie mit einer
gewissen Geschwindigkeit herumgetrieben,
welche öffters neuen Wachsthum bekommt,
indem noch eine subtilere Materie, die alle poros
derer Cörper durchdringen kan, darzu kommt; und
durch welche zu Wege gebracht wird, daß diese
gyration nicht endlich schwächer werde oder gar
aufhöre; denn es ist bekannt, daß die Lufft die
erhaltene Wärme nach und nach wieder
verliehre;
nun
wissen wir aber, daß die Lufft durch die
Wärme ausgedehnet, folglich dadurch ihre
elastische Krafft vermehret werde, welches eine
Anzeige ist, daß gedachte gyrirende Materie in
einer hefftigern
Bewegung sey und daher eine
stärckere vim centrifugam habe; derowegen
folget, daß, wenn die Wärme der Lufft entgehe,
die Bewegung der subtilen Materie alsdenn
schwächer werde, |
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Wenn man nun dieses alles von der structur
und Beschaffenheit der Lufft einräumet, so folget
alsobald |
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{Sp. 684} |
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daraus, daß dieselbe sich unendlich
ausdehnen würde, wenn nichts vorhanden wäre,
so dieser ihrer Bemühung Einhalt thäte. Allein, da
die Lufft schwer ist, so kan sich dieses nicht
ereignen, indem alsdenn etwas zugegen, so ihrer
elastischen Krafft sich obponiret. Denn indem die
obere Lufft auf der untern auflieget und solche
Vermöge ihrer Schwere drucket, so kan die untere
Lufft sich nicht weiter ausbreiten, als biß ihre
elastische Krafft, die mit zunehmender
Ausdehnung immer geringer wird, dem Druck der
Schwere der eben aufliegenden Lufft gleich
ist. |
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Es erhellet aus dieser Beschaffenheit der
Lufft ferner, daß sie sich nicht unendlich
zusammen drucken lasse. Denn, da in jedem
Lufft-Kügelein eine gewisse Menge von subtiler
Materie vorhanden ist, und dieselbe allezeit
wegen der vi centrifuga der innern Fläche des
Kügeleins adhaeriret; so folget, daß um den Mittel-Punct des Kügeleins
ein von selber subtilen
Materie leerer Raum gelassen werde, welcher
umso viel grösser ist, ie mehr die Lufft
ausgebreitet worden. Wenn man hingegen die
Lufft anfängt zusammen zu drücken, so wird
dieser leere Raum immer kleiner, biß er endlich
gar verschwindet, und das Lufft-Kügelein gantz
und gar mit subtiler Materie erfüllet ist. Biß auf
diesen Grad der Dichtigkeit läst sich die Lufft
zusammen drucken; weiter aber ist keine
compression
möglich. |
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Es fähret gedachter Eulerus fort, die
Geschwindigkeit der innerhalb dem Lufft-Kügelein
sich bewegenden Materie zu
untersuchen, und
darzuthun, daß ein jedes Theilgen derselben, es
mag nahe an dem centro oder weit davon
entfernet seyn, mit gleicher Geschwindigkeit, wie
alle die andern, sich bewege. Denn wenn dieses
nicht wäre, so müste die vis centrifuga und folglich
die elastische Krafft grösser werden, wenn das
Lufft-Kügelein grösser würde; so aber der
Erfahrung zuwieder, welche lehret, daß mit
zunehmender Ausdehnung der Lufft ihre
elastische Krafft geringer werde. Zudem so ist
nichts vorhanden, welches bey der
Zusammendrückung oder Ausdehnung der Lufft
die Geschwindigkeit der in ihr gyrirenden Materie
verändern sollte; denn die oben gedachte
retardation der Bewegung von einer von aussen
her darzu kommenden Materie, dependiret von
einem gewissen Wiederstande, nicht aber von der
Veränderung der Grösse des Lufft-Kügeleins.
Wenn derowegen die Veränderung der
Geschwindigkeit eines Theilgens der subtilen
Materie nicht von dessen Entfernung von dem
Mittel-Puncte des Kügeleins herrühren kann, so ist
der
Vernunfft gemäß, diese Geschwindigkeit
allenthalben von gleicher Grösse zu
statuiren. |
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Es bemühet sich bemeldeter Eulerus weiter,
das Maß vor die Stärcke der elastischen Krafft
eines Lufft-Kügeleins, welche der vi centrifugae gedachter Massen, gleich ist, zu
determiniren, und
den Druck der umstehenden Lufft gegen die basin
eines gegebenen Lufft-Kügeleins zu bestimmen,
welchen er dem quadrate des semidiametri des
Kügeleins proportioniret zu seyn setzet; woraus er
hernachmahls darthut, daß, wenn die Lufft schon
starck zusammengedrucket sey, ihre elastische
Krafft durch weiteres Zusammendrücken nicht
mercklich mehr verändert werde; hingegen, wenn
die Lufft sehr dünne ist, ihrer elastischen Kräffte
mit denen Dichtigkeiten der Lufft zunehmen
müssen; woraus er ferner folgert, daß, weil die
Experimente von unserer Lufft angeben, wie ihre
Elasticität der Dichtigkeit proportioniret sey, man
nicht zu zweiffeln habe, daß unsere
atmosphaerische Lufft in Ansehung der subtilen
Materie, die in ihr gy- |
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{Sp. 685|S. 362} |
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riret, noch sehr starck ausgebreitet sey, und
die Verhältniß der grauitatis specificae unserer
Lufft ad grauitatem specificam der subtilen Materie
sehr geringe seyn müsse. |
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Er füget eine Gleichung bey, durch Hülffe
derselben aus denen Experimenten die Verhältniß
der Dichtigkeit der Lufft zu der Dichtigkeit der
subtilen Materie zu bestimmen; bekennet aber,
daß die Experimente des Boyle hierzu nicht
hinlänglich wären; derowegen nimmt er eine
Regel an, daß nehmlich die
elastischen Kräffte
sich wie die Dichtigkeiten verhielten, und zeiget,
daß niemahls diese Regel mehr als die Helffte von
der
Wahrheit abweichen könne. Wenn man nun
hieraus vor jeden Grad der Condensation der Lufft
ihre elastische Krafft
erkannt, so lehret er ferner,
wie man daraus die Dichtigkeit bestimmen solle,
die die Lufft in einer gegebenen Höhe über der
Erden haben könne. |
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Er füget eine
Methode bey, die Höhe des
Mercurii im barometro ausfündig zu machen, in
welcher denselben ein gegebenes Lufft-Kügelein
erhalten könne, und leitet daraus her, daß, wenn
das Product aus dem Quadrate der
Geschwindigkeit der subtilen Materie in die
grauitatem specificam des Lufft-Kügeleins einerley
verblieb, der Mercurius im Barometro steigen
müsse, wenn die Feuchtigkeit der Lufft abnehme;
hingegen fallen, wenn die Lufft mit mehrern
Dünsten angefüllet würde. |
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Und hieraus giebet er
raison, warum das
Steigen des Mercurii im Barometro meistentheils
heitern Himmel; das Fallen hingegen Regen oder
ungestüm Wetter voraus verkündige; wiewohl er
zugestehet, daß auch noch andere
Ursachen des
Steigens und Fallens des Mercurii seyn könnten,
welche er gleichfalls untersuchet, und endlich den
Schluß machet, daß man sicher
statuiren könne,
dieses Steigen und Fallen des Mercurii rühre von
der verringerten und vermehrten Menge derer
Dünste in der Lufft her. |
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Er
erinnert aber, daß man daraus nicht
schlüssen könne, es müsse solchergestallt ein
barometrum eben dasjenige praestiren, worzu
man sonsten die Hygrometra
gebrauchet, die
Trockenheit und Feuchtigkeit der Lufft
anzuzeigen. Denn der
Effect des
Barometri rühret von der
gantzen masse der Lufft, oder von dem
Zustande der gantzen Atmosphaere her; da
hingegen das Hygrometrum nur den Zustand der
Lufft, die um dasselbe sich befindet, anzeiget.
Dahero steigt der Mercurius, wenn die gantze Lufft
anfängt von Dünsten befreyet zu werden; und fällt
hingegen, wenn mehr Dünste in die Atmosphaere
kommen. Dahero kan das Hygrometrum just das
Contrarium zeigen, was das Barometrum zu
erkennen giebt; indem der an dem Hygrometro
angelegene
Theil der Lufft eine gantz andere
Beschaffenheit und action haben kann, als
diejenige ist, so von der Veränderung der gantzen
Atmosphaere herrühret. |
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Es bemühet sich endlich gedachter Eulerus
die Geschwindigkeit der subtilen Materie in denen
Lufft-Kügelein zu determiniren, und setzt dieselbe,
wenn es von Dünsten befreyet ist, so groß, als ein
schwerer Cörper erlangen könnte, wenn er 36900
Rheinländische Fuß in vacuo fiele; bekennet aber,
daß man hierinnen noch nicht alles so genau
bestimmen könne, weil noch accurate
Experimente, besonders was die
Verhältniß der
grauitatis specifiae der subtilen Materie gegen die
grauitatem specificam der Lufft anlanget,
vonnöthen wären, die er mit der
Zeit anzustellen
gedencket. Dieses ist die
Natur derer Elastischen
Krafft der Lufft nach der
Hypothesi des Bernouilli,
wie solche Eulerus l.c. weiter ausgeführet
hat. |
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Was endlich die Elastische |
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{Sp. 686} |
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Krafft derer festen Cörper betrifft, so stellet
sich solche gedachter Bernouilli folgender Massen
für. Er nimmt an, daß ein solches fluidum subtile, wie wir es bißhero bey der Lufft betrachtet haben,
gleichfalls in denen poris derer Cörper vorhanden
wäre, und daselbst kleine Wirbel formire, die von
der Cohaesion derer Theile des Cörpers, und der
Enge und structur derer Zwischen-Räumlein in
Schrancken gehalten würden, daß sie nicht
extrauagirten und herauswischen könnten. Wenn
nun ein Cörper zusammen gedrucket, gebogen
oder gespannet würde, ohne die Cohaesion derer
Theile desselben zu
zertrennen, so würden
dadurch die pori des Cörpers enger gemacht, und
das subtile fluidum in denen poris einen engern
Raum einzunehmen gezwungen; weil nun, wenn
die Compression, Biegung oder Spannung
aufhöret, nichts mehr vorhanden, so dem conatui
centrifugo der subtilen Materie Einhalt thäte, so
erweiterte sie wiederum die poros des Cörpers
und verursachte, daß derselbe seine vorige Figur
wieder erhielte, darinnen alsdenn die Cohaesion
derer Theile des Cörpers ihr wiederum Einhalt
thäte, daß der Wirbel der subtilen Materie nicht
extrauagire. Inzwischen da diese Restitution derer
Theile des Cörpers durch eine würckliche
Bewegung, so von der vi centrifuga der subtilen
Materie ihren Ursprung nimmt, geschiehet, die auf
einmahl nicht aufgehalten werden kan, so kann
man leicht begreiffen, daß ein motus vibratorius des elastischen Cörpers geschehen müsse. |
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Bey weichen Cörpern, als Wachs, da die
Theile von ihrer Cohaesion leicht getrennet
werden, ist die elastische Krafft wegen
zertrennter structur nicht observable; wenn aber
die Cohaesions-Krafft mehr befördert wird,
z.E.
wenn man das Wachs hart werden läst; nimmt
man die elastische Krafft gar deutlich wahr. |
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Und dieses sind die
Meynungen einiger
Philosophen von der Elasticität derer
Cörper, in so
ferne solche von einer subtilen flüßigen
Materie
herrühret. |
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Anziehungskraft |
Andere besonders die Engländer,
erklären
solche aus der vi attractiua derer Cörper. Keill in
Epist. ad Guilielm. Cockburn … formiret folgenden
Satz: Wenn die Textur eines Cörpers dergestallt
beschaffen ist, daß die
Theile desselben von der
letztern Composition durch eine äusserliche
Gewalt, als z.E. durch den Druck eines Gewichts,
durch den Stoß etc. von ihrem contactu einiger
Massen könnten gebracht werden, ohne daß sie
inzwischen neue contactus mit andern Theilen
formirten, so werden dieselben Theile Vermöge
ihrer Anziehungs-Krafft alsobald an die erstern
contactus wieder zurück kehren, wenn der Druck
oder Stoß nachläst, und folglich indem sie ihre
vorige Lage wieder einnehmen, auch dem Cörper
seine vorige Figur wieder herstellen; daß also die
vis attractiua vermögend ist, die durch eine
äusserliche Krafft verlohrne Figur denen Cörpern
wieder zu geben, das ist, die Elasticität derer
Cörper entspringet aus der Anziehungs-Krafft
derer Theile desselben. |
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Wenn hingegen die Textur eines Cörpers
dergestallt beschaffen ist, daß die Theile
desselben, wenn sie durch eine äusserliche
Krafft
aus denen vorigen contactibus sind gebracht
worden, in andere contactus von gleicher
Beschaffenheit
unmittelbar gelangen; so ist ein
solcher Cörper nicht vermögend die vorige Figur
sich wieder zu geben: welches die Beschaffenheit
derer weichen Cörper als Wachs, Thon etc.
ist. |
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Georg. Erh. Hamberger in Elem. Phys. …
welcher die attractiones derer Cörper aus seinem
principio cohaesionis erkläret, leitet auch l.c. die
Ursache |
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{Sp. 687|S. 363} |
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der Elasticität derer Cörper her. Wenn
nemlich die Theile eines Cörpers ungleich mit
einander cohaeriren, und etwan wie lamellae über
einander liegen; so gehet es an, daß diese Theile
des Cörpers, wenn derselbe gebogen oder
ausgedehnet wird, einiger Massen von einander
können abgesondert werden, doch so, daß sie
noch mit andern cohaeriren: Vermöge dieser
letztern Cohaesion begeben sich bemeldete
Theile, so bald die Biegung und Spannung
nachläßt, wieder an ihren vorigen
Ort, und
restituiren dem Cörper seine vorige Figur; daß
also die elastische Krafft desselben von der
Cohaesion und Structur seiner
Theile
herrühre. |
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Es scheinen zwar einige Cörper, als der
Schwamm, das Marck vom Holder-Baume, Gorck
etc. welche sich wieder herstellen, wenn man sie
zusammen gedruckt hat, dieser
theorie der
elastischen Krafft zuwieder zu seyn; allein es
erinnert gedachter Hamberger, daß, wenn man
diese Cörper durch Microscopia betrachtet, gar
bald erhelle, wie die Compression eines solchen
gantzen Cörpers ohne Biegung und Spannung
derer Fibern, so sich in ihm befinden, nicht
geschehen könnte; und daß sich auch folglich
hierher die Ursache der Elasticität schicke. |
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Eben derselbe betrachtet die Lufft … als aus
lauter kleinen Kügelein zusammen gesetzt, die
aber nicht durchgängig dichte, sondern inwendig
hohl und folglich denen schwammigten Cörpern
ähnlich sind, daß also auch hierauf die angeführte
Ursache der elastischen Krafft sich adpliciren
lasse. | |
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