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Zedler: Wissenschafften [10] HIS-Data
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Titel: Wissenschafften [10]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 57 Sp. 1471
Jahr: 1748
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 57 S. 749
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Übersicht
Aufnehmen und Wachsthum derer Wissenschafften von Zeit zu Zeit. (Forts.)
  8. Nach Christi Geburt: (Forts.)
 
  Im V Jahrhunderte.
  Im VI Jahrhunderte.
  Im VII Jahrhunderte.
  Im VIII Jahrhunderte:
  Im IX Jahrhunderte:
  Im X Jahrhunderte:
  Im XI Jahrhundert:
  Im XII Jahrhunderte:

  Text   Quellenangaben
  Im V Jahrhunderte.  
  Um diese Zeit gab es überall Trivial-Schulen, auf welchen man Lesen und Schreiben, die Grammatick, Griechische und Lateinische Sprache, die Poeten und andere Autores lehrete, und die Knaben auswendig lernen und versetzen ließ. Augustinus confess. lib. I. c. 13, 14, 17, 18, 19.
  Zu Carthago waren Gymnasia der freyen Künste, Philosophie, Sprachen und Sitten. Salvianus de providentia Dei lib. 7.
  Man gedencket der Schulen  
 
  • zu Livorno in Italien
(Sozomenus lib. 8. c. 2.)
 
  • zu Clermont in Gallien,
(Sidonius in conc. ad pop. lib. 7. ep. 9.)
  und anderer.  
  Zu Bologna soll im Jahr 423 die Universität von dem Kayser Theodosio dem Jüngern seyn angelegt worden, worauf man nach der Zeit das Bürgerliche und Canonische Recht zuerst dociret hat. Centuriat. Magd. Cent. 5. c. 6.
  Eben dieser Kayser soll auch 425 eine Academie zu Constantinopel aufgerichtet haben.  
  In den Klöstern pflegte man die Theologie zu lehren. Chrysostomus contra vitup. vitae monast. lib. 3.
  Zu welcher man auch die Jugend in einigen Trivial-Schulen anführte.
  • Centuriat. Magd. l.c.
  • Hospinianus de orig. error. p. 93.
  Die Bibliothecken anlangend, so ließ sich zu Constantinopel der jüngere Theodosius angelegen seyn, eine schöne Bibliotheck zusammen zu bringen, dergestalt, daß er viele Bücher der heil. Väter mit eigener Hand abschrieb, und bereits auf hundert tausend Codices darinnen zehlen konnte. Unter andern war der Homerus auf einer Drachen-Haut von hundert und zwantzig Fuß lang mit goldenen Buchstaben daselbsten anzutreffen, welcher treffliche Schatz aber 476 im Feuer aufgieng. Zu Alexandrien und Hippo gedencket man gleichfalls der Bibliothecken, und der Römische Pabst Hilarius soll deren zwey in dem Lateranensischen Baptisterio, oder dem Gebäude des Tauf-Brunnens angeleget haben.
  • Zonaras T. III. p. 34.
  • Augustin. quaest. Vet. et Nov. Test. 114.
  • it. de haeres. ad Quod Vult Deum c. 88.
  Immittelst wurden doch die Künste und Wissenschafften bey allgemeiner Zerrüttung des Römischen Reichs gar sehr verdunckelt: wie denn auch mit diesem fünfften Jahrhunderte das Eiserne Alter der Lateinischen Sprache angehet. Unterdessen finden sich noch einige gelehrte Schrifftsteller, als  
     
 
1) {Sp. 1472}

Christliche:
 
  • Sulpicius Severus,
  • Cyrillus von Alexandria,
  • Theodoretus,
  • Socrates,
  • Sozomenus,
  • Philostorgius,
  • Isidorus Pelusiota,
  • Simeon Stylites,
  • Sidonius Apollinaris,
  • Gelasius Papa,
  • Fulgentius,
  • und die Poetin Proba Falconia;
2) Heydnische, unter welchen Zosimus und Olympiodorus die merckwürdigsten; und
3) Jüdische, unter welchem der einige R. Abina zu mercken, weil er den Babylonischen Talmud vollends zu Stande gebracht.
 
     
  Im VI Jahrhunderte.  
  Der bekannte Boetius studirte zu dieser Zeit auf der Schule zu Athen, woselbst sonderlich die Philosophie und Mathematick profitiret worden. Auf der berühmten Schule zu Rom lehrete man gleichfalls die Philosophie und die 7 freyen Künste, wie auch die Medicin.
  • Theodoricus epist. ad Symmachum Patric. lib. 4.
  • Johannes Diaconus in vita Gregorii lib. 2. c. 13.
  Doch alle diese Wissenschafften wurden gar schlecht tractiret, und die Theologie meist gar vergessen, wie man denn keine Nachricht findet, daß man selbige mit Ernst dociret. Vielmehr wird man gewahr, daß sich die Bischöffe gar wenig um die Schulen gekümmert, und ihre Sorge etwa auf unnöthige Dinge gewandt, wie von Gregorio Magno gemeldet wird, er habe eine Singe-Schule angestellet, und darinnen auf dem Bette liegend, selbst die Thone angegeben, und den Schülern, wenn sie gefehlet, mit der Peitsche gedrohet. Johannes Diaconus lib. 2. c. 6.
  In Klöstern mag noch etwa das meiste von der Theologie seyn geschwatzt worden, doch daß man sich mehr über den Kirchen-Regeln und Liturgien, als über der heil. Schrifft bemühet. Gregorius Turon. hist. Fr. lib. 5. c. 7.
  Von Bibliothecken machte man damahls nicht sonderlich Wesens, wie solches das Stillschweigen der Scribenten bezeuget; doch gedencket Gregorius l. 7. epist. 29. l. 8. indict. 3. ep. 14. der Bibliotheck zu Rom, und anderer in den Klöstern, worinn man sich am meisten Mühe damit gab.  
  Von Schrifftstellern sind zu mercken  
 
1) Christliche:
 
  • Avitus,
  • Dionysius der kleine, welcher die Christliche Jahr-Rechnung in Ordnung gebracht;
  • Marcellinus Comes,
  • Caßiodorus,
  • Johann Philoponus,
  • Gregorius Magnus,
  • und Gregorius Turonensis,
  und
2) Heydnische: als
 
  • Procopius der Redner,
  • Hesychius,
  • Priscianus,
  • und Simplicius.
 
  So ist auch das Corpus Juris Romani, welches Kayser Justinianus durch den Tribonianum hat sammlen lassen, hier zu mercken.  
     
  Im VII Jahrhunderte.  
  Zu dieser Zeit waren die berühmten Schulen zu Rom, Constantinopel und Canterbury,
  • Platina in vita Bonifacii IV.
  • Baläus Cent. l. 13.
  Wiewohl auch der Schulen in Franckreich  
  {Sp.1473|S. 750}  
  und sonsten gedacht wird; auch ist nicht zu vergessen, das 630 eine Universität zu Cambridge gestifftet worden. Man unterwieß die Leute in denen Schulen, nebst dem Lesen und Schreiben, in der Lateinischen und Griechischen Sprache, Oratorie, Poesie, Astronomie, Arithmetick und Musick, welches alles doch nur obenhin tractiret worden seyn (Beda Lib. IV, c. 2.) weil von gründlich gelehrten Leuten wenig zu hören oder zu sehen war. Um die Theologie sahe es immer elender aus; doch findet man, daß etwa die Kirchen-Gesänge, die Psalmen Davids, und andere zum Gottesdienste gehörige Dinge sind erkläret worden. Beda Lib. IV, c. 2.
  Vornehmlich wurden die Wissenschafften noch in den Klöstern getrieben, welche nichts anders als Gymnasia der Studirenden waren; dahero auch die Scribenten dieser Zeiten mehrentheils Mönche gewesen.  
  Die Bibliothecken zu Rom und Constantinopel waren noch in ziemlichem Stande, und sonderlich mit den Schrifften der Kirchen-Väter erfüllet, worüber allezeit eine vornehme Geistliche Person, als zu Rom der Archi-Diaconus, und zu Constantinopel der Chartophylax die Aufsicht hatte. In den Klöstern war man gleichfalls bemühet, die Bücher von nahen und fernen Orten zusammen zu bringen. Centuriat. Magdeb. cent. 7. c. 7.
  Unter denen wenigen Gelehrten dieser Zeit sind zu mercken:  
 
  • Hesychius,
  • Theophylactus,
  • Simocatta,
  • Isidorus Hispalensis,
  • und endlich die deutschen Apostel,
    • Bonifacius,
    • Gallus,
    • Kilianus,
    • und Willibaldus.
 
  Hiernächst ist auch das Chronicon Alexandrinum merckwürdig.  
  Überhaupt von der Gelahrheit selbiger Zeit zu urtheilen, so kam sie bey der äusserlichen Unruhe und überhand nehmenden Aberglauben immer mehr auf die Neige. Auch wurde die Lateinische Sprache so gar in Rom nicht mehr geredet.  
     
  Im VIII Jahrhunderte:  
  In diesem Jahrhunderte sahe es in den Studien und Wissenschafften überall finster aus. Die Geistlichen sahen die Gelehrsamkeit als eine Ketzerey an. Dahero ihre Unwissenheit so groß war, daß unter dem Pabst Zacharias I ein Bayerischer Priester in nomine Patria et Filia et Spiritua Sancta getaufft.  
  Man fand zwar hin und wieder Schulen, sonderlich diejenigen, deren in den vorhergehenden Jahrhunderten ist gedacht worden; daß aber wenig darinnen gethan worden, geben die Exempel der heßlichen Unwissenheit, so man überall in diesen Zeiten antrifft, zu erkennen. Carl der Grosse, welcher in vielen Stücken sehr bemühet war, dem verfallenen Christenthum wieder aufzuhelffen, suchte auch der eingerissenen Unwissenheit zu steuren, und richtete eine Schule in seinem eigenen Pallaste an, wie er denn selbst ein ungemeiner Liebhaber der Gelehrsamkeit war; ingleichen legte er 791 in der Stadt Paris den Grund zu der allgemeinen Schule oder Universität, welche hernach daselbst in Flor gekommen. Die Schulen zu Pavia, Bologna, Padua, Oßnabrüg und andere haben ihm ebenfalls ihr Aufnehmen zu dancken.  
  Ferner verordnete Carl bey den Biß-  
  {Sp. 1474}  
  thümern und Dom-Kirchen eine gewisse Art von geistlichen Schulen, darinnen eine bestimmte Anzahl geschickter und gottseliger Männer solte unterhalten werden, welche junge Leute zum Dienste der Kirchen zubereiten und anführen solten. Anfänglich hiessen diese Männer Regulares, weil sie die Regeln des Klosters Corbey beobachteten; nachmahls aber nenneten sie sich Canonicos, welches eben so viel bedeutet, um sich von denen Mönchen, die Regulares hiessen, zu unterscheiden. Zu ihrer Verpflegung bekamen sie reichliche Präbenden von den Kirchen-Gütern, welche sie aber gar bald zum Übermuth, Faulheit und wollüstigen Überfluß mißbrauchen lerneten, dabey ihres Zweckes vergassen, und das blosse Singen, welches nach Gregorianischer Sing-Art allenthalben war eingeführet worden, beybehielten.  
  Die Klöster vermehrten sich allenthalben. Carl der Grosse richtete derselben 24 nach dem Buchstaben des Alphabets auf, und soll einem jeden einen grossen Buchstaben von Gold geschencket haben, darinnen, wie es Carl der Grosse haben wolte, die Jugend unterrichtet werden solte.  
  Die Bibliotheck zu Rom setzete der Pabst Zacharias wieder in guten Stand. Zu Constantinopel war bey der Haupt-Kirchen eine reiche Bibliotheck von theologischen und philosophischen Schrifften. Ausser diesen stund die Bibliotheck zu Yorck in besonderm Ansehen.  
  Unter denen Christlichen Scribenten des achten Jahrhunderts sind die vornehmsten:  
 
  • Beda Venerabilis,
  • Bonifacius,
  • Johannes Damascenus,
  • Theodorus Studites,
  • Alcuinus,
  • Paulus Diaconus,
  • Georgius Syncellus,
  • und Vergilius, welchen der Bischoff Bonifacius zum Ketzer machte, weil er Antipodes statuirte.
 
     
  Im IX Jahrhunderte:  
  In diesem Jahrhunderte kamen die Wissenschafften ziemlich wieder in die Höhe. Die Obrigkeit erkannte die Schande und den Schaden, die durch die Unwissenheit der gantzen Republick im geistlichen und weltlichen Stande zuwuchsen, und war dahin bemühet, an allen Orten gute Schulen in Stand zu bringen. Es fanden sich auch in diesem Jahrhunderte ziemliche Ingenia, welche etwas zu prästiren fähig waren. Sonst war freylich seit dem sechsten Jahrhunderte eine grosse Dunckelheit in der Welt entstanden, und die guten Künste und Wissenschafften fiengen an bey einer heßlichen Nachläßigkeit der Leute gleichsam begraben zu werden: Allein es ist solches nicht so durchgehends durch alle diese Jahrhunderte zu verstehen. Wie man denn zumahl in diesem Jahrhunderte eine sonderbare Bemühung nach der Gelehrsamkeit bey vielen Leuten wahrnimmet.  
  Die Schule zu Paris, welche zwar Carl der Grosse eigentlich nicht gestifftet, aber doch die erste Gelegenheit darzu gegeben, befand sich unter Ludwig dem Frommen bereits in einem ziemlich guten Stande. Launojus de Scholis celebrioribus per Occidentem.
  In Italien gedencket man der berühmten Schulen oder Academien zu Pavia, Padua und Bologna, bey welchen Carl der Grosse gleichfals ein vieles beygetragen hatte. Hospinianus de scholarum origine.
  In Deutschland wa-  
  {Sp. 1475|S. 751}  
  ren die Klöster und Collegia derer Canonicorum nichts anders als Schulen.  
  In Engelland kam die Universität zu Oxford unter dem Könige Aelfredo im Jahr 885 und 886 in besonderes Aufnehmen, worzu sich der König des Beystandes und der Geschicklichkeit des gelehrten Grimbalds bediente. Es wurden allerhand neue und ansehnliche Gebäude oder Collegia aufgerichtet, worinnen man die Grammatick, Mathematick, Philosophie und Theologie lehrete. Einige neue Gesetze aber, welche Grimbald zur Wohlfahrt der Academie in Schwang zu bringen suchte, gaben Gelegenheit zu vielen Zwistigkeiten mit den Studenten, bis sich Grimbald nach Winton begab, um solchergestalt fernere Uneinigkeit zu vermeiden. Friedr. Spanhemius F.H.E. sec. 9. c. 4.
  Sonst war noch die hohe Schule zu Canterbury in Ansehen, welche sich wegen des Alterthums mit der Oxfordischen noch bis auf den heutigen Tag nicht vertragen kan. Spanhemius l.c.
  Die Bibliothecken anlangend, so befahl Carl die Bibliotheck zu Aachen nach seinem Tode zu verkauffen, und das Geld den Armen auszutheilen. Trithemius de viris illustribus.
  Zu Fulde hatte sich Rabanus Maurus viel Mühe gegeben, eine feine Bibliotheck zusammen zu bringen, wie er selbst berichtet. Die Bibliotheck zu Hamburg, welche Ansgarius angeleget hatte, ingleichen die zu Kempten wurden durch Flammen verzehret. Sonsten hatten die Kayser Carl und Ludewig den Priestern, Mönchen und Nonnen scharf eingebunden, daß sie in Abschreibung der H. Schrifft und anderer guter Bücher sich recht fleißig finden lassen solten, damit solchergestalt die Bibliothecken überall vermehret werden könnten.  
  Unter denen Scribenten in diesem Jahrhunderte verdienen angemercket zu werden:  
 
  • Eginhardus,
  • Rabanus, Maurus,
  • Haymo, Halberstadiensis,
  • Bertram,
  • Stephanus Grammaticus,
  • Photius,
  • Nicetes,
  • Johann Scotus,
  • Anastasius Bibliothecarius,
  • Hincmarus,
  • Theophylactus,
  • und Remigius.
 
  Noch ist bey diesem Jahrhunderte anzumercken, daß die Saracenen angefangen, sich auf die Aristotelische Philosophie zu legen, und allerhand Schriff-  
  {Sp. 1476}  
  ten, sonderlich den Aristoteles, ins Arabische zu übersetzen.  
     
  Im X Jahrhunderte:  
  In solchem Jahrhunderte stund es um die Gelahrheit sehr schlecht, indem mit dem Aberglauben auch die Barbarey und Unwissenheit täglich mehr überhand nahm. Wie denn Baronius selbst diese Zeit SECULUM PLUMBEUM genennet hat. Andere haben es das finstere, das ungelehrte, das unglückliche, u.s.w. genennet.  
  Aus diesem wird jedermann leicht selbst abnehmen, daß die Unterweisung in den Wissenschafften sich in gar schlechtem Stande befunden haben müsse. Es giebt einer, Nahmens Carl Sigonius de regno Ital. Lib. VII. Nachricht, es wären fast gar keine öffentlichen Schulen gewesen, welches doch so zu verstehen, daß man sie nichts geachtet, oder keinen Fleiß darinnen angewendet habe. Zonaras Tom. III. schreibet zwar, es habe sich Constantinus, der Sohn Leonis, angelegen seyn lassen, die Philosophischen Schulen zu Constantinopel wieder emporzubringen, daß es aber damit nicht weit gekommen, versichert uns die Unwissenheit, welche bey den Griechen eben so groß war, wie bey den Lateinern.  
  In denen Klöstern wurde zu dieser Zeit insgemein ein so wüstes und unordentliches Leben geführet, daß man von aller vorigen Mönchs-Zucht fast gar nichts spüren konnte. Wollten die Äbte, die etwan nicht auch in ihren Lüsten ersoffen waren, die Mönche bessern; so wurden sie von diesen entweder abgesetzet oder gar getödtet.  
  Die Bücher in den angelegten Bibliothecken wurden mit Staub bedecket, weil bey dem wüsten und nachlässigen Leben der Pfaffen niemand darnach fragte. Doch mag man selbige in den Klöstern noch zuweilen mit einigen Lebens-Beschreibungen der Heiligen vermehret haben, worinnen sich die Scribenten dieser Zeit die meiste Mühe gegeben.  
  Es sind aber von Scribenten dieses Jahrhunderts merckwürdig  
 
1) Lateinische:
 
  • Rhegino,
  • Vitello,
  • Luitprand,
  • Flodoardus,
  • Wittekind
  • und Abbo Floriacensis;
2) Griechische:
 
  • Simeon Metaphrastes,
  • Constantinus Porphyrogenitus
  • und Oecumenius.
 
     
  Im XI Jahrhundert:  
  In diesen Zeiten herrschte in den Klöstern, welche nichts anders als Schulen seyn solten, die grösseste Unwissenheit, also, daß man nach und nach ein Sprüchwort aus den Mönchen machte, und von einem Ertzt- Ignoranten sagte: Er wäre ungelehrter als ein Mönch. Die andern Schulen verfielen auch immer mehr und mehr, (Hospinianus de orig. scholar. p. 96.)
  zumahl, da es den Päbsten gelegener war, unwissende Leute, die einen blinden Gehorsam bezeigten, zu befördern, als sich durch den Witz der Gelehrten in die Karte gucken zu lassen. Dasjenige, was man noch etwa in Schulen trieb, war das Päbstische Recht, (Baronius ad A.C. 1026),
  und das Singen nach dem Ut, re, mi, fa, sol, la, welche Art der Italiänischen Benedictiner-Mönche Gvido Aretinus aufgebracht, und dadurch die bisher übliche Gregorianische Sing-Methode um ein grosses erleichtert.
  • Sigonius de regn. Italiae, p. 195.
  • Calvisius ad A.C. 1022.
  Die an-  
  {Sp. 1477|S. 752}  
  dern nützlichen Wissenschafften lagen fast in gantz Europa unter der Banck verborgen. Baläus Cent. 2.
  Indessen so vermehreten doch die Mönche zu Montecaßin ihre Bibliotheck mit vielen Abschrifften. Chronic. Cassin. Lib. II. c. 53 und Lib. III. c. 62.
  Desgleichen that der Bischoff Werner zu Straßburg. Bruschius de Episcopis Germaniae.
  Ingleichen soll Hermannus Contractus eine feine Privat-Bibliotheck besessen haben. Martinus in Chron.
  Zu Hirsau aber verkaufften die Clerici Seculares, so an statt der Mönche waren hinein gesetzet worden, die vielen und schönen Bücher, und machten sich vor das Geld lustig. Chronic. Hirsaug.
  Von Scribenten sind merckwürdig:  
 
  • Suidas,
  • Dithmarus von Merseburg,
  • Bruno,
  • Hermannus Contractus,
  • Lanfrancus,
  • Psellus,
  • Lambertus Schafnaburgensis,
  • Xiphilinus,
  • Petrus Damianus,
  • Cedrenus
  • und Anselmus.
 
     
  Im XII Jahrhunderte:  
  In diesen Zeiten kam das Schul-Wesen in solches Abnehmen, weil die Bischöffe vor ihren weltlichen Geschäfften und Geitze nicht daran gedachten, daß daher der Pabst Eugen ihnen befehlen muste, forthin mehr Acht darauf zu haben. Dist. 37. c. 12.
  Hingegen kam die Academie Bononien wegen der Justinianischen und Päbstischen Rechte, so darauf gelehret wurden, in besondern Ruff. Das Justinianische Recht brachte daselbst Irnerius oder Wernerus auf, und laß darüber, ohne, daß ihm der Kayser Lotharius, oder die Gräfin Mathildis, wie einige lange Zeit geglaubet haben, dazu Anlaß gegeben.
  • Sigonius de regno Italiae lib. 12.
  • Struvius Hist. Juris Rom. p. 376 u.f.
  Um gleiche Zeit soll der Titel Doctorum Juris aufgekommen seyn, und werden die Sollenitäten von dieser Academischen Würde ebenfalls dem gedachten Irnerio zugeschrieben. Itterus de grad. Acad. c. 3. §. 9.
  Wiewohl andere wahrscheinlicher erweisen, daß die Gradus Academici ursprünglich in Franckreich entstanden. Hermann Conring de Antiqv. Academ. Diss. 4.
  in Engelland brachte der Bibliothecarius des Klosters St. Albani eine schöne Bibliotheck zusammen. Baläus Cent. 10. c. 59.
  Ingleichen vermehrte der Abt Rutgerus zu Fulde die Bibliotheck daselbsten mit den besten Schrifftstellern. Bruschius.
  Zum Aufnehmen der Bibliotheck zu Pisa fand der Kayser Lotharius in der Eroberung der Stadt Amalfi den Codicem Justinianeum, welchen er gedachter Bibliotheck verehrte. Lomeier de bibliothecis c. 9. p. 175.
  Von Scribenten sind berühmt:  
 
  • Sigibertus Gemblacensis,
  • Zonaras,
  • Anna Comnena,
  • S. Bernhard,
  • Gratianus,
  • Hugo de St. Victore,
  • Peter Abelard,
  • Peter Lombard,
  • Otto Frisingensis,
  • Eustathius,
  • Peter Commestor,
  • Gedofredus Viterbiensis,
  • und Malachias, ein Irrländer, der die berühmte Weissagung von denen Römischen Päbsten geschrieben;
  • auch sind berühmt die beyden Araber, Averroes und Avicenna.
 
  Hier ist auch der Ursprung der Scholastischen Theologie anzumercken, deren Haupt war Peter Lombard, Bischoff zu Paris, der die Libros Sententiarum verfertiget. Die, so ihm gefolget, hat  
  {Sp. 1478}  
  man Scholasticos, Schul-Lehrer genennet, deren 3 Aetates von Lombarden bis auf Luthern gezehlet werden.  
  Endlich so war auch das Corpus Juris auf Lotharii Befehl in die Schulen und Gerichte eingeführet: hingegen schmiedete der Pabst Innocentz II das Canonische Recht.  
     

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Stand: 17. Februar 2013 © Hans-Walter Pries