|
Text |
Quellenangaben |
|
Im V Jahrhunderte.
¶ |
|
|
Um diese
Zeit gab es überall Trivial-Schulen, auf welchen man Lesen und
Schreiben, die Grammatick,
Griechische und
Lateinische Sprache, die Poeten und andere
Autores lehrete, und die Knaben
auswendig lernen und versetzen ließ. |
Augustinus confess. lib. I. c. 13,
14, 17, 18, 19. |
|
Zu Carthago waren Gymnasia der
freyen Künste,
Philosophie,
Sprachen und
Sitten. |
Salvianus de providentia Dei lib. 7. |
|
Man gedencket der
Schulen |
|
|
|
(Sozomenus lib. 8. c. 2.) |
|
|
(Sidonius in conc. ad pop. lib. 7.
ep. 9.) |
|
und anderer. |
|
|
Zu Bologna soll im Jahr 423 die
Universität von dem
Kayser
Theodosio dem Jüngern seyn angelegt worden, worauf man nach der
Zeit das
Bürgerliche und
Canonische Recht zuerst dociret hat. |
Centuriat. Magd. Cent. 5.
c. 6. |
|
Eben dieser Kayser soll auch 425 eine
Academie zu Constantinopel
aufgerichtet haben.¶ |
|
|
In den
Klöstern pflegte man die Theologie zu lehren. |
Chrysostomus contra vitup. vitae monast.
lib. 3. |
|
Zu welcher man auch die Jugend in einigen Trivial-Schulen anführte. |
- Centuriat. Magd. l.c.
- Hospinianus de orig. error. p. 93.
|
|
Die Bibliothecken anlangend, so ließ sich zu Constantinopel der jüngere
Theodosius angelegen seyn, eine schöne Bibliotheck zusammen zu bringen,
dergestalt, daß er viele
Bücher der heil. Väter mit eigener Hand abschrieb, und
bereits auf hundert tausend Codices darinnen zehlen konnte. Unter andern war der
Homerus auf einer Drachen-Haut von hundert und zwantzig Fuß lang mit goldenen
Buchstaben daselbsten anzutreffen, welcher treffliche
Schatz aber 476 im Feuer
aufgieng. Zu Alexandrien und Hippo gedencket man gleichfalls der Bibliothecken,
und der Römische Pabst Hilarius soll deren zwey in dem
Lateranensischen Baptisterio, oder dem Gebäude des Tauf-Brunnens angeleget
haben. |
- Zonaras T. III. p. 34.
- Augustin. quaest. Vet. et Nov. Test. 114.
- it. de haeres.
ad Quod Vult Deum c. 88.¶
|
|
Immittelst wurden doch die
Künste und Wissenschafften bey allgemeiner
Zerrüttung des
Römischen Reichs gar sehr verdunckelt: wie denn auch mit diesem fünfften
Jahrhunderte das Eiserne Alter der
Lateinischen Sprache angehet. Unterdessen finden sich noch einige gelehrte
Schrifftsteller, als |
|
|
|
|
|
1) |
{Sp. 1472}
Christliche: |
|
- Sulpicius Severus,
- Cyrillus von
Alexandria,
- Theodoretus,
- Socrates,
- Sozomenus,
- Philostorgius,
- Isidorus
Pelusiota,
- Simeon Stylites,
- Sidonius Apollinaris,
- Gelasius Papa,
- Fulgentius,
- und die Poetin Proba Falconia;
|
2) |
Heydnische, unter welchen
Zosimus und Olympiodorus die merckwürdigsten; und |
3) |
Jüdische, unter welchem der
einige R. Abina zu mercken, weil er den Babylonischen Talmud vollends zu
Stande gebracht.¶ |
|
|
|
|
|
|
Im VI Jahrhunderte.
¶ |
|
|
Der bekannte Boetius studirte zu dieser
Zeit auf der
Schule
zu Athen, woselbst sonderlich die
Philosophie und Mathematick
profitiret worden.
Auf der berühmten Schule zu Rom lehrete man gleichfalls die Philosophie und die
7 freyen Künste, wie auch die Medicin. |
- Theodoricus epist. ad Symmachum Patric.
lib. 4.
- Johannes Diaconus in vita Gregorii lib.
2. c. 13.
|
|
Doch alle diese Wissenschafften wurden gar schlecht tractiret, und die
Theologie meist gar vergessen, wie man denn keine Nachricht findet, daß man
selbige mit Ernst dociret. Vielmehr wird man gewahr, daß sich die
Bischöffe
gar wenig um die
Schulen gekümmert, und ihre Sorge etwa auf unnöthige
Dinge
gewandt, wie von Gregorio Magno gemeldet wird, er habe eine Singe-Schule
angestellet, und darinnen auf dem Bette liegend, selbst die Thone angegeben, und
den Schülern, wenn sie gefehlet, mit der Peitsche gedrohet. |
Johannes Diaconus lib. 2. c.
6.¶
|
|
In
Klöstern mag noch etwa das meiste von der Theologie seyn geschwatzt
worden, doch daß man sich mehr über den Kirchen-Regeln und Liturgien, als über
der
heil. Schrifft
bemühet. |
Gregorius Turon. hist. Fr. lib. 5.
c. 7. |
|
Von Bibliothecken machte man damahls nicht sonderlich Wesens, wie solches
das Stillschweigen der
Scribenten bezeuget; doch gedencket Gregorius
l. 7. epist. 29. l. 8. indict. 3. ep.
14. der Bibliotheck zu Rom, und anderer in den Klöstern, worinn man sich am
meisten Mühe damit gab.¶ |
|
|
Von
Schrifftstellern sind zu mercken |
|
|
1) |
Christliche: |
|
- Avitus,
- Dionysius
der kleine, welcher die Christliche Jahr-Rechnung in
Ordnung gebracht;
- Marcellinus Comes,
- Caßiodorus,
- Johann Philoponus,
- Gregorius Magnus,
- und Gregorius Turonensis,
|
|
und |
2) |
Heydnische: als |
|
- Procopius der Redner,
- Hesychius,
- Priscianus,
- und Simplicius.
|
|
|
|
So ist auch das
Corpus
Juris Romani, welches
Kayser
Justinianus durch den Tribonianum hat sammlen lassen, hier zu mercken.¶ |
|
|
|
|
|
Im VII Jahrhunderte.
¶ |
|
|
Zu dieser
Zeit waren die berühmten
Schulen zu Rom, Constantinopel und
Canterbury, |
- Platina in vita Bonifacii IV.
- Baläus Cent. l. 13.
|
|
Wiewohl auch der Schulen in Franckreich |
|
|
{Sp.1473|S. 750} |
|
|
und sonsten gedacht wird; auch ist nicht zu vergessen, das 630 eine
Universität zu Cambridge gestifftet worden. Man unterwieß die Leute in denen
Schulen, nebst dem Lesen und
Schreiben, in der
Lateinischen und
Griechischen Sprache, Oratorie, Poesie, Astronomie, Arithmetick und Musick,
welches alles doch nur obenhin tractiret worden seyn (Beda
Lib. IV, c. 2.) weil von gründlich gelehrten Leuten wenig zu hören oder zu
sehen war. Um die Theologie sahe es immer elender aus; doch findet man, daß etwa
die Kirchen-Gesänge, die Psalmen Davids, und andere zum Gottesdienste gehörige
Dinge sind erkläret worden. |
Beda Lib. IV, c. 2.¶
|
|
Vornehmlich wurden die Wissenschafften noch in den
Klöstern getrieben,
welche nichts anders als Gymnasia der
Studirenden waren; dahero auch die
Scribenten
dieser Zeiten mehrentheils Mönche gewesen.¶ |
|
|
Die Bibliothecken zu Rom und Constantinopel waren noch in ziemlichem
Stande,
und sonderlich mit den
Schrifften
der Kirchen-Väter erfüllet, worüber allezeit eine vornehme
Geistliche Person, als zu Rom der Archi-Diaconus, und zu Constantinopel der
Chartophylax die Aufsicht hatte. In den Klöstern war man gleichfalls
bemühet, die
Bücher von nahen und fernen
Orten
zusammen zu bringen. |
Centuriat. Magdeb. cent.
7. c. 7. |
|
Unter denen wenigen Gelehrten dieser
Zeit
sind zu mercken: |
|
|
- Hesychius,
- Theophylactus,
- Simocatta,
- Isidorus Hispalensis,
- und endlich die deutschen Apostel,
- Bonifacius,
- Gallus,
- Kilianus,
- und Willibaldus.¶
|
|
|
Hiernächst ist auch das Chronicon Alexandrinum merckwürdig. |
|
|
Überhaupt von der Gelahrheit selbiger
Zeit zu urtheilen, so kam sie bey der
äusserlichen Unruhe und überhand nehmenden Aberglauben immer mehr auf die Neige.
Auch wurde die
Lateinische Sprache so gar in Rom nicht mehr
geredet.¶ |
|
|
|
|
|
Im VIII Jahrhunderte:
¶ |
|
|
In diesem Jahrhunderte sahe es in den
Studien und Wissenschafften überall
finster aus. Die
Geistlichen sahen die
Gelehrsamkeit
als eine Ketzerey an. Dahero ihre Unwissenheit so groß war, daß unter dem Pabst
Zacharias I ein Bayerischer Priester in nomine Patria et Filia et
Spiritua Sancta getaufft. |
|
|
Man fand zwar hin und wieder
Schulen, sonderlich diejenigen, deren in den
vorhergehenden Jahrhunderten ist gedacht worden; daß aber wenig darinnen gethan
worden, geben die Exempel der heßlichen Unwissenheit, so man überall in diesen
Zeiten antrifft, zu
erkennen. Carl der Grosse, welcher in
vielen Stücken sehr bemühet war, dem verfallenen Christenthum wieder
aufzuhelffen, suchte auch der eingerissenen Unwissenheit zu steuren, und
richtete eine
Schule in seinem eigenen Pallaste an, wie er denn selbst ein
ungemeiner Liebhaber der
Gelehrsamkeit war; ingleichen legte er 791 in der
Stadt
Paris den
Grund zu der allgemeinen Schule oder
Universität, welche hernach
daselbst in Flor gekommen. Die
Schulen zu Pavia, Bologna, Padua, Oßnabrüg und
andere haben ihm ebenfalls ihr Aufnehmen zu dancken. |
|
|
Ferner verordnete Carl bey den
Biß- |
|
|
{Sp. 1474} |
|
|
thümern und Dom-Kirchen eine gewisse
Art von geistlichen Schulen, darinnen
eine bestimmte Anzahl
geschickter und gottseliger
Männer solte unterhalten
werden, welche junge Leute zum
Dienste der Kirchen zubereiten und anführen
solten. Anfänglich hiessen diese Männer Regulares, weil sie die Regeln
des Klosters Corbey beobachteten; nachmahls aber nenneten sie sich
Canonicos, welches eben so viel bedeutet, um sich von denen Mönchen, die
Regulares hiessen, zu unterscheiden. Zu ihrer Verpflegung bekamen sie
reichliche Präbenden von den Kirchen-Gütern, welche sie aber gar bald zum
Übermuth, Faulheit und wollüstigen Überfluß mißbrauchen lerneten, dabey ihres
Zweckes vergassen, und das blosse Singen, welches nach Gregorianischer Sing-Art
allenthalben war eingeführet worden, beybehielten.¶ |
|
|
Die
Klöster vermehrten sich allenthalben. Carl der Grosse
richtete derselben 24 nach dem Buchstaben des Alphabets auf, und soll einem
jeden einen grossen Buchstaben von Gold geschencket haben, darinnen, wie es Carl
der Grosse haben wolte, die Jugend
unterrichtet werden solte. |
|
|
Die Bibliotheck zu Rom setzete der Pabst Zacharias wieder
in guten
Stand.
Zu Constantinopel war bey der Haupt-Kirchen eine reiche Bibliotheck von
theologischen und
philosophischen
Schrifften. Ausser diesen
stund die Bibliotheck zu Yorck in besonderm
Ansehen.¶ |
|
|
Unter denen Christlichen
Scribenten
des achten Jahrhunderts sind die vornehmsten: |
|
|
- Beda Venerabilis,
- Bonifacius,
- Johannes Damascenus,
- Theodorus Studites,
- Alcuinus,
- Paulus Diaconus,
- Georgius Syncellus,
- und Vergilius, welchen der
Bischoff
Bonifacius zum Ketzer machte, weil er Antipodes statuirte.¶
|
|
|
|
|
|
Im IX Jahrhunderte:
¶ |
|
|
In diesem Jahrhunderte kamen die Wissenschafften ziemlich wieder in die
Höhe. Die Obrigkeit
erkannte die Schande und den
Schaden, die durch die Unwissenheit der gantzen
Republick
im
geistlichen und
weltlichen Stande zuwuchsen, und war dahin bemühet, an allen
Orten
gute
Schulen in
Stand zu bringen. Es fanden sich auch in diesem Jahrhunderte
ziemliche Ingenia, welche etwas zu prästiren fähig waren. Sonst war freylich
seit dem sechsten Jahrhunderte eine grosse Dunckelheit in der
Welt
entstanden, und die guten
Künste und Wissenschafften fiengen an bey einer
heßlichen Nachläßigkeit der Leute gleichsam begraben zu werden: Allein es ist
solches nicht so durchgehends durch alle diese Jahrhunderte zu
verstehen. Wie
man denn zumahl in diesem Jahrhunderte eine sonderbare Bemühung nach der
Gelehrsamkeit
bey vielen Leuten wahrnimmet.¶ |
|
|
Die
Schule zu Paris, welche zwar Carl der Grosse eigentlich nicht
gestifftet, aber doch die erste Gelegenheit darzu gegeben, befand sich unter
Ludwig dem Frommen bereits in einem ziemlich guten
Stande. |
Launojus de Scholis celebrioribus per
Occidentem. |
|
In Italien gedencket man der berühmten Schulen oder
Academien zu Pavia,
Padua und Bologna, bey welchen Carl der Grosse gleichfals ein
vieles beygetragen hatte. |
Hospinianus de scholarum origine. |
|
In Deutschland
wa- |
|
|
{Sp. 1475|S. 751} |
|
|
ren die
Klöster und
Collegia derer Canonicorum nichts anders als Schulen. |
|
|
In Engelland kam die
Universität zu Oxford unter dem
Könige Aelfredo
im Jahr 885 und 886 in besonderes Aufnehmen, worzu sich der König des Beystandes
und der
Geschicklichkeit des gelehrten Grimbalds bediente. Es
wurden allerhand neue und
ansehnliche Gebäude oder
Collegia aufgerichtet,
worinnen man die Grammatick, Mathematick,
Philosophie und Theologie lehrete.
Einige neue
Gesetze
aber, welche Grimbald zur Wohlfahrt der Academie in Schwang zu
bringen suchte, gaben Gelegenheit zu vielen Zwistigkeiten mit den
Studenten, bis
sich Grimbald nach Winton begab, um solchergestalt fernere
Uneinigkeit zu vermeiden. |
Friedr. Spanhemius F.H.E. sec. 9.
c. 4. |
|
Sonst war noch die
hohe Schule zu Canterbury in
Ansehen, welche sich wegen
des Alterthums mit der Oxfordischen noch bis auf den heutigen Tag nicht
vertragen kan.¶ |
Spanhemius l.c.
|
|
Die Bibliothecken anlangend, so
befahl Carl die Bibliotheck
zu Aachen nach seinem
Tode zu
verkauffen, und das
Geld
den
Armen auszutheilen. |
Trithemius de viris illustribus. |
|
Zu Fulde hatte sich Rabanus Maurus viel Mühe gegeben, eine
feine Bibliotheck zusammen zu bringen, wie er selbst berichtet. Die Bibliotheck
zu Hamburg, welche Ansgarius angeleget hatte, ingleichen die zu
Kempten wurden durch Flammen verzehret. Sonsten hatten die
Kayser
Carl und
Ludewig den Priestern, Mönchen und Nonnen scharf eingebunden,
daß sie in Abschreibung der
H. Schrifft
und anderer guter
Bücher sich recht fleißig finden lassen solten, damit
solchergestalt die Bibliothecken überall vermehret werden könnten.¶ |
|
|
Unter denen
Scribenten
in diesem Jahrhunderte
verdienen angemercket zu werden: |
|
|
- Eginhardus,
- Rabanus, Maurus,
- Haymo, Halberstadiensis,
- Bertram,
- Stephanus Grammaticus,
- Photius,
- Nicetes,
- Johann Scotus,
- Anastasius Bibliothecarius,
- Hincmarus,
- Theophylactus,
- und Remigius.¶
|
|
|
Noch ist bey diesem Jahrhunderte anzumercken, daß die Saracenen angefangen,
sich auf die Aristotelische Philosophie zu legen, und allerhand
Schriff- |
|
|
{Sp. 1476} |
|
|
ten, sonderlich den Aristoteles, ins Arabische zu übersetzen.¶ |
|
|
|
|
|
Im X Jahrhunderte:
¶ |
|
|
In solchem Jahrhunderte stund es um die Gelahrheit sehr schlecht, indem mit
dem Aberglauben auch die Barbarey und Unwissenheit täglich mehr überhand nahm.
Wie denn Baronius selbst diese
Zeit SECULUM PLUMBEUM
genennet hat. Andere haben es das finstere, das ungelehrte, das
unglückliche, u.s.w. genennet. |
|
|
Aus diesem wird jedermann leicht selbst abnehmen, daß die
Unterweisung in
den Wissenschafften sich in gar schlechtem
Stande befunden haben müsse. Es giebt
einer,
Nahmens Carl Sigonius de regno Ital. Lib. VII.
Nachricht, es wären fast gar keine öffentlichen
Schulen gewesen, welches doch so
zu
verstehen, daß man sie nichts geachtet, oder keinen Fleiß darinnen angewendet
habe. Zonaras Tom. III.
schreibet zwar, es habe sich
Constantinus, der
Sohn Leonis, angelegen seyn
lassen, die
Philosophischen Schulen zu Constantinopel wieder emporzubringen, daß
es aber damit nicht weit gekommen, versichert uns die Unwissenheit, welche bey
den Griechen eben so groß war, wie bey den Lateinern.¶ |
|
|
In denen
Klöstern wurde zu dieser
Zeit insgemein ein so wüstes und
unordentliches
Leben geführet, daß man von aller vorigen Mönchs-Zucht fast gar
nichts spüren konnte. Wollten die
Äbte, die etwan nicht auch in ihren Lüsten
ersoffen waren, die Mönche bessern; so wurden sie von diesen entweder abgesetzet
oder gar getödtet.¶ |
|
|
Die
Bücher in den angelegten Bibliothecken wurden mit Staub bedecket, weil
bey dem wüsten und nachlässigen
Leben der Pfaffen niemand darnach fragte. Doch
mag man selbige in den Klöstern noch zuweilen mit einigen Lebens-Beschreibungen
der Heiligen vermehret haben, worinnen sich die
Scribenten
dieser
Zeit die meiste Mühe gegeben.¶ |
|
|
Es sind aber von Scribenten dieses Jahrhunderts merckwürdig |
|
|
1) |
Lateinische: |
|
- Rhegino,
- Vitello,
- Luitprand,
- Flodoardus,
- Wittekind
- und Abbo Floriacensis;
|
2) |
Griechische: |
|
- Simeon
Metaphrastes,
- Constantinus Porphyrogenitus
- und Oecumenius.¶
|
|
|
|
|
|
|
Im XI Jahrhundert:
¶ |
|
|
In diesen Zeiten herrschte in den
Klöstern, welche nichts anders als
Schulen
seyn solten, die grösseste Unwissenheit, also, daß man nach und nach ein
Sprüchwort aus den Mönchen machte, und von einem Ertzt- Ignoranten
sagte:
Er wäre ungelehrter als ein Mönch. Die andern Schulen verfielen auch immer mehr
und mehr, |
(Hospinianus de orig. scholar. p. 96.)
|
|
zumahl,
da es den Päbsten gelegener war, unwissende Leute, die einen blinden
Gehorsam bezeigten, zu befördern, als sich durch den Witz der Gelehrten in
die Karte gucken zu lassen. Dasjenige, was man noch etwa in Schulen trieb, war
das
Päbstische Recht, |
(Baronius ad A.C. 1026),
|
|
und das
Singen nach dem Ut, re, mi, fa, sol, la, welche Art der Italiänischen
Benedictiner-Mönche Gvido Aretinus aufgebracht, und dadurch die
bisher übliche Gregorianische Sing-Methode um ein grosses erleichtert. |
- Sigonius de regn. Italiae, p. 195.
- Calvisius ad A.C. 1022.
|
|
Die an- |
|
|
{Sp. 1477|S. 752} |
|
|
dern nützlichen Wissenschafften lagen fast in gantz
Europa
unter der Banck verborgen. |
Baläus Cent. 2. |
|
Indessen so vermehreten doch die Mönche zu Montecaßin ihre Bibliotheck mit
vielen Abschrifften. |
Chronic. Cassin. Lib. II. c.
53 und Lib. III. c. 62. |
|
Desgleichen that der
Bischoff Werner zu Straßburg. |
Bruschius de Episcopis Germaniae. |
|
Ingleichen soll Hermannus Contractus eine feine
Privat-Bibliotheck besessen haben. |
Martinus in Chron. |
|
Zu Hirsau aber verkaufften die Clerici Seculares, so an statt der
Mönche waren hinein gesetzet worden, die vielen und schönen
Bücher, und machten
sich vor das
Geld
lustig. |
Chronic. Hirsaug. |
|
Von Scribenten
sind merckwürdig: |
|
|
- Suidas,
- Dithmarus von Merseburg,
- Bruno,
- Hermannus Contractus,
- Lanfrancus,
- Psellus,
- Lambertus Schafnaburgensis,
- Xiphilinus,
- Petrus Damianus,
- Cedrenus
- und Anselmus.¶
|
|
|
|
|
|
Im XII Jahrhunderte:
¶ |
|
|
In diesen Zeiten kam das Schul-Wesen in solches Abnehmen, weil die
Bischöffe
vor ihren
weltlichen Geschäfften und Geitze nicht daran gedachten, daß daher der Pabst
Eugen ihnen
befehlen muste, forthin mehr Acht darauf zu haben. |
Dist. 37. c. 12. |
|
Hingegen kam die
Academie Bononien wegen der
Justinianischen und
Päbstischen Rechte, so darauf gelehret wurden, in besondern Ruff. Das
Justinianische Recht brachte daselbst Irnerius oder
Wernerus auf, und laß darüber, ohne, daß ihm der
Kayser
Lotharius, oder die Gräfin Mathildis, wie einige lange
Zeit geglaubet haben, dazu Anlaß gegeben. |
- Sigonius de regno Italiae lib. 12.
-
Struvius
Hist. Juris Rom. p. 376 u.f.
|
|
Um gleiche
Zeit soll der
Titel Doctorum Juris aufgekommen seyn,
und werden die
Sollenitäten von dieser Academischen
Würde
ebenfalls dem gedachten Irnerio zugeschrieben. |
Itterus de grad. Acad. c. 3. §. 9. |
|
Wiewohl andere wahrscheinlicher erweisen, daß die Gradus Academici
ursprünglich in Franckreich entstanden. |
Hermann
Conring de Antiqv. Academ. Diss.
4.¶
|
|
in Engelland brachte der Bibliothecarius des
Klosters St. Albani eine schöne
Bibliotheck zusammen. |
Baläus Cent. 10. c. 59. |
|
Ingleichen vermehrte der
Abt Rutgerus zu Fulde die
Bibliotheck daselbsten mit den besten
Schrifftstellern. |
Bruschius. |
|
Zum Aufnehmen der Bibliotheck zu Pisa fand der
Kayser
Lotharius in der Eroberung der
Stadt Amalfi den
Codicem
Justinianeum, welchen er gedachter Bibliotheck verehrte. |
Lomeier de bibliothecis c. 9. p.
175.¶
|
|
Von Scribenten
sind berühmt: |
|
|
- Sigibertus Gemblacensis,
- Zonaras,
- Anna Comnena,
- S. Bernhard,
- Gratianus,
- Hugo de St. Victore,
- Peter Abelard,
- Peter Lombard,
- Otto Frisingensis,
- Eustathius,
- Peter Commestor,
- Gedofredus Viterbiensis,
- und Malachias, ein Irrländer, der die berühmte Weissagung von denen
Römischen Päbsten geschrieben;
- auch sind berühmt die beyden Araber, Averroes und Avicenna.¶
|
|
|
Hier ist auch der
Ursprung der Scholastischen Theologie anzumercken, deren
Haupt war Peter Lombard,
Bischoff zu Paris, der die Libros
Sententiarum verfertiget. Die, so ihm gefolget, hat |
|
|
{Sp. 1478} |
|
|
man Scholasticos, Schul-Lehrer genennet, deren 3 Aetates
von Lombarden bis auf Luthern gezehlet werden.¶ |
|
|
Endlich so war auch das
Corpus Juris auf Lotharii
Befehl in die
Schulen und
Gerichte
eingeführet: hingegen schmiedete der Pabst Innocentz II das
Canonische Recht.¶ |
|
|
|
|