Stichworte |
Text |
Quellenangaben |
Architectura Aquarum |
Architectura Aquarum, siehe Architectura Hydraulica. |
|
|
|
|
Architectura civilis |
Architectura civilis, die Bürgerliche Bau-Kunst, ist eine
Wissenschafft
ein
Gebäude recht anzugeben, daß |
|
|
{Sp. 1236|S. 640} |
|
|
es nemlich mit den Haupt-Absichten eines Bau-Herrns in allen überein kommt. |
|
|
Sie handelt demnach von der Stärcke,
Bequemlichkeit und
Zierlichkeit eines Gebäudes, und schreibet von einer jedweden besondere
Regeln vor, welche mit denen
allgemeinen Regeln der Bau-Kunst,
z. E. daß wegen der Stärcke und
Dauerhaftigkeit ein Gebäude so angeleget werden
soll, damit es sein Centrum gravitatis in die
Mitten bekomme; daß man nicht dem geringsten Stücke eines Gebäudes sein Maas ohne Fundament
gebe etc. connectiren
müssen. |
|
|
Zwar scheinet dieser
Disciplin der
Name einer Wissenschafft nicht
mit
Recht zuzukommen, wenn man die
Bücher derer meisten Bau-Meister
ansiehet, als deren sehr wenige scientifice geschrieben sind; doch, da kein
Zweiffel, daß ohne Eintrag in die
Freyheit derer Architectorum
einige
Grund-Sätze können feste gesetzet
werden, nach welchen man bey Aufführung eines Baues sich zu richten habe: so darf man auch kein
Bedencken tragen, dieser Disciplin den Namen einer Wissenschafft beyzulegen. |
|
|
Wolff
hat in seinen Elementis Architecturae civilis selbige nach der Mathematischen
Methode vorgetragen, und in
die
Form einer Wissenschaft
gebracht. |
|
|
Der Erfinder der Bau-Kunst ist gantz unbekannt: denn daß
Diodorus Siculus sie der Minervae
zuschreibet, welche sie denen
Menschen zuerst soll
offenbahret haben, und welches Io. Aug. Krebs in
dissert.
de originibus et antiquitatibus Mathematicis dem Diodoro nachgeschrieben, schmecket nach
Heydnischen Fabeln, und lässet uns
in eben der
Ungewißheit, wie zuvor. Gnug,
daß sie schon von denen
alten Griechen und nach diesen auch
von denen Römern insonderheit ist excoliret worden. |
|
|
Es sind uns aber von denen alten
Schriften, so von der
Bau-Kunst handeln, keine mehr übrig, als des Vitruvii seine 10
Bücher de Architectura, in welchen
derselbige von denen Regeln der Bau-Kunst gehandelt. Es sind diese Schriften des Vitruvii weder
deutlich noch
ordentlich geschrieben, auch
viele
Sachen mit untergemischt, die
zum
Zweck der Bau-Kunst nicht
gehören. Um dieser
Ursachen willen,
und da noch über dieses viele Figuren zum Texte des Vitruvii
verlohren gegangen, haben sich viele
bemühet, über den Vitruvium zu
commentiren und dessen Text deutlich und verständig zu machen; dergleichen haben
Daniel Barbarus
und Guilielm Philander in
Lateinischer,
Gualt. Rivius in
Teutscher, aber mehr
Gothischer Sprache
gethan. Unter allen diesen aber
behält den
Vorzug die Frantzösische
Übersetzung des Perrault, nicht allein wegen derer vortrefflichen Kupffer, damit das
Werck gezieret, sondern
hauptsächlich, weil dieselbe verständlicher ist, als der Lateinische Text des Vitruvii, und mit vielen
nützlichen Anmerckungen erläutert, auch mit einem vollständigen Register versehen, wodurch der
Unordnung, welche, wie oben gesagt, bey dem Vitruvio anzutreffen, abgeholffen wird. |
|
|
Sonst ist die beste Lateinische
Edition des Vitruvii diejenige,
welche de Laet
mit |
|
|
- Guil. Philandri,
Dan. Barbari, und Claudii Salmasii Anmerckungen,
- Henrici Wotton Elementis Architecturae,
- Bernhardini Baldi Lexico Vitruviono,
- Leonis Baptistae de Albertis, und Ludovici
Demontiosii Büchern von der Mahlerey und Bildhauer-Kunst
|
|
|
zu Amsterdam 1649.
herausgegeben. |
|
|
Den Kern des Vitruvii findet man in
Perrault Architecture generale de
Vitruve reduite en Abregé. |
|
|
Ausser dem Vitruvio haben sich in denen neuern
Zeiten um die Bau-Kunst verdient
gemacht |
|
|
- Serlius,
- Andr. Palladius,
- lac. Barczzi de Vignola,
- Scamozzi
- Daviler,
- Goldmann,
- und andere,
|
wovon Leonh. Christoph. Sturm in. Dissert.
de optima aedificandi etmuniendi ratione, cap. 3. nachzusehen. |
|
|
{Sp. 1237} |
|
|
Denen, welche sich in der Bau-Kunst umsehen wollen, recommendiret man
billig
des Daviler Coursd’Architecture,
und vor allen andern des Goldmanns vollständige Anweisung zur Civil-Bau-Kunst mit
Sturms ausführlichen Anmerckungen über dieselbe. Wer weiter von der
Historie der Architectur und denen
Architectonischen Schrifften
unterrichtet seyn
will, wird solches sattsam
antreffen in Andre Felibien
Entretiens Historiques de la vie et des Ouvrages des plus celebres Architectes a Amsterd.
1717. 12mo. und in
Wolffii
Commentatione brevi de scriptis mathematicis Tomo II. Elem. Mathes. subjecta. |
|
|
|
|
Architectura Hydraulica |
Architectura Hydraulica, Architectura Aquarum, die Wasser-Bau-Kunst, ist eine
Wissenschaft
von Wasser-Bauen. |
|
|
Man handelt demnach darinnen von dem Bau der Brücken, Schleusen, Roll-Brücken, dem äussern
Bau derer Mühlen, ingleichen von alle dem, wodurch dem
Wasser gesteuret wird, daß es nicht
Schaden thue, und die
Flüsse schiffreich gemacht und erhalten
werden. |
|
|
Kein vollständig und ausführlich
Werck von dem Wasser-Bau hat
man zur
Zeit noch nicht; doch sind einige
von den angeführten Stücken von
verschiedenen ausgearbeitet
worden. Also findet man |
|
|
- von Anlegung der Schleusen in Simon Stevini
Fortification par Ecluses hinlängliche Nachricht;
- von
dem Brücken-Bau handeln Leupold in Theatro Pontificiali,
Leonh. Christoph. Sturm in
Dissert.
de ponte sublicio fluviis majoribus rite imponendo.
|
|
|
Von dem, wodurch die Flüsse schiffbar gemacht werden, geben Anleitung |
|
|
- Leonh. Christoph. Sturm in
Dissert. de fluviis navigationi
aptandis,
- ein ungenannter Frantzose in seinem Traite des moyens de rendre les rivieres navigables,
welches aus des Cornelii Meyers, eines Holländers,
L'Arte di restituire a Roma la tralasciata navigationedel suo Tevere gantz ausgeschrieben ist,
|
|
|
und dieses letztere Werck des Mayers ist das beste, so wir
von dieser
Materie haben. |
|
|
Sonst trifft man von dem Wasser-Bau sehr
nützliche
Sachen in |
|
|
- Jo. Baptistae Baratteri Architectura d' Acque,
- Domin. Gulielmini Trattato della natura de fiumi,
- Cornelii Mayers Nouvi ritrovamanti,
- Leupolds Theatro Machinarum Hydrotechnicarum,
- und andern,
|
|
|
an. |
|
|
Ein nicht geringer
Theil von der Wasser-Bau-Kunst ist die
Architectura riparia, oder
Ufer-Bau-Kunst, die von dem gedachten
Mayer und dem Frantzosen, der ihn ausgeschrieben, ziemlich ausführlich abgehandelt worden. |
|
|
|
|
Architectura militaris |
Architectura militaris, die Fortification oder Kriegs-Bau-Kunst, ist eine
Wissenschafft,
alle die
Gebäude und
Wercke ihrem Absehen gemäß,
bequem, dauerhaft und
sauber auszuführen, welche sowol um die
Städte zu deren Sicherheit, als auch
zu deren Angriff, oder Vertheidigung zu
bauen vorkommen. |
|
|
Da nun
Örter auf zweyerley
Weise befestiget zu werden pflegen, entweder so, daß ihre Befestigung beständig, damit sie wenige mit
Vortheil wider viele, die sie attaquiren,
defendiren können; oder daß sie nur auf eine
kurtze Zeit mit Festungs-
Wercken versehen werden, um darhinter sicher vor dem Anfall der Feinde einiger Massen zu seyn; so
bekommt auch die Kriegs-Bau-Kunst zwey Haupt-
Theile, in deren einem von der beständigen
Befestigung derer Städte, in dem andern von der unbeständigen
Verwahrung einiger
Plätze gehandelt wird. |
|
|
Der erstere lehret |
|
|
die
Gründe, womach eine
Festung aufzuführen und zu bauen, die
Profile von selbiger zu machen, um daraus die Stärcke und Kostbarkeit der Festung zu
beurtheilen; Aussen-Wercke anzuordnen,
um die Defension der innern |
|
|
{Sp. 1238|S. 641} |
|
|
Festung zu verstärcken; die Brücken, Thore, und Gassen in denen Festungen recht anzulegen,
auch alles dasjenige in acht zu nehmen, was denen Festungen zur Zierde und
Ansehen dienet. |
|
|
In dem andern Haupt-Theile wird von denen Feld-Schantzen, Redouten, Linien, Redans,
Epanlements, und andern, ingleichen von Angriff der Festung, und denenjenigen Wercken, wodurch
man die Festungen zur Übergabe nöthiget, gehandelt; es wird auch in demselbigen von denen Wercken,
welche ein Commendant in der Festung machet, den feindlichen Angriff schwerer zu machen, und
aufzuhalten, Anleitung gegeben, als von denen Traversen, Caponieren, Coffres, Contre-Approchen
etc. |
|
|
Da nun diese Wissenschafft hauptsächlich darmit umgehet, wenigen einen
Vortheil in defension gegen viele zu
verschaffen, und zwar vermittelst der Befestigung, so
muß auch die Manier zu befestigen nach
Beschaffenheit der Attaquen eingerichtet werden; daß also derjenige, welcher von der
Vollkommenheit einer Festung
urtheilen
will, sich für allen
Dingen sich zu der
Zeit üblichen Attaquen bekannt
machen und mit ihnen den Bau der Festung vergleichen
muß. |
|
|
Und auf solche Art kan man die
Arten zu befestigen in
verschiedenen
Zeiten
vernünfftig beurtheilen,
so, daß wir nicht
alte und neue Festungen mit
einander vergleichen, indem ihnen
gantz verschiedene Attaquen entgegen
gesetzet worden sind. Ja hieraus ist auch klar, daß man keine Manier zu befestigen in allen für
beständig ausgeben kann, indem sich immer die Attaquen und mit ihnen die Manieren zu fortificiren sich
ändern: es müste denn einer über sich nehmen, zu
beweisen, daß entweder die zu
der Zeit üblichen Attaquen sich nicht mehr
ändern können, oder daß die
Festungen allen
möglichen Veränderungen derselben
gleichen Wiederstand thun: welches beyderseits zu behaupten ihm sehr schwerfallen wird. |
|
|
Es ist diese Wissenschafft von sehr alten Zeiten her excoliret worden, und wer die alten und neuen
Fortifications-Maximen
wissen
will, wird solches in Jacob
Wertmüllers Schau-Platz der alten und neuen Fortifications-Maximen (
Franckfurth am Mayn 1691. 8vo)
ingleichen in Adam. Freytags Neu-vermehrten Fortification p. 1. biß 5 antreffen. |
|
|
Anjetzo hat man überaus viel Manieren zu befestigen, deren man biß 82 in Sturms Architectura
militari hypothetica beschrieben findet, welche diejenigen,
die bereits die Maximen der Fortification innen
haben, mit grossen
Nutzen lesen können. |
|
|
Die
berühmtesten sind die
Holländischen, absonderlich des
obgedachten Freytags, welche er in oben angezogenen Wercke der
Welt vor Augen geleget,
die neuen Manieren zu befestigen |
|
|
- des
Graffen von Pagan,
- des Baron von Rußenstein,
- des Obristen Scheiters,
- des Graffen von Vauban,
- des Coehorns,
|
welche man insgesammt in des obgedachten Sturms
Architectura militari hypothetica, ingleichen,
ausser der Russensteinischen, und Cöhornischen in
Wolff.
Elementis Architect. milit. deutlich beschrieben finden wird. |
|
Besondere Manieren zu befestigen haben |
|
- Alexander de Grotte,
- Donatus Rosetti,
- Baron von Borgs-Dorff,
- Rimpler,
- Jo. Francisc. Grindel,
- von Aach,
- Christoph Heidemann,
|
von welchen allen man genügsame Nachricht in des gedachten Sturms seinem vortrefflichen
Wercke antreffen wird. |
|
Denen, welche die Fortification lernen
wollen, recommendiret man
den Ingenieur Francoise, des Ferdinand de Modrano Inge- |
|
|
{Sp. 1239} |
|
|
nieur pratique, Sturms veritable Vauban, des
Chevalier de saint Julien Architecture militaire,
George Conrad Martii oder
Stahls Europäischen Ingenieur und andere dergleichen
Bücher, absonderlich auch denen,
die bereits etwas in diesem
Studio gethan,
Speikels Bau-Kunst von Festungen; Zum
würcklichen Bau der
Festungen ist des
Lambert Lambion Bau-
Practica und Johann Faulhabers Ingenieur-Schule ein sehr
nützliches
Werck. |
Mehrere Nachricht von denen
Schrifften, die vom
Fortificiren handeln, findet man in
Wolffs Commentatione de scriptis Mathematicis, welche an dem
andern
Theile seiner
lateinischen
Elementorum Matheseos angehänget sind, ingleichen in
Leonhard Christoph. Sturms
Introductione ad Architecturam militarem am Ende. |
|
|
|
Architectura Navalis |
Architectura Navalis, die Schiff-Bau-Kunst, ist eine
Wissenschafft,
den Bau eines
Schiffes dergestalt anzugeben, daß es
denen Absichten, warum es
gebauet wird, allen ein Genüge
leiste. |
|
|
Man
muß demnach darinnen dahin bedacht
seyn, solches Holtz zu dem. Bau eines Schiffes auszulesen, welches am längsten in dem See-Wasser
dauren kann; |
wovon Vitruvius und andere
Nachricht geben. |
|
Ferner wird in dieser Wissenschafft gezeiget, welche Figur des Schiffes am
geschicktesten sey,
geschwinde und mit leichter
Mühe
beweget zu werden. Auch wird
hierinnen gelehret, wie der Bau des Schiffes so anzugeben, daß das Schiff bey entstandenen Sturm
könne erhalten und nicht leichtlich von den Winden über den Hauffen geschmissen werden. Hieher
gehöret auch die
Erkänntniß, wie man ein
Schiff zu
tractiren habe, wenn es leck worden,
oder einen andern
Schaden bekommen. |
|
|
Wer diese Wissenschafft zu erlernen willens, muß sich zuförderst derer dabey fürkommenden
Kunst-Wörter und
Benennung jedweder
Theile des Schiffes bekannt machen,
hernachmahls sich auch um die
Materie, figur, Combination,
Gewichte und Grösse derselbigen bekümmern. |
|
|
Der
Grund dieser Wissenschafft
muß aus theils mechanischen, theils
Hydrostatischen, theils physicalischen principiis hergeholet werden.
Also praesentiret die
gantze Structur des Mast-Baums einen
vectem homodromum, dem die
Krafft des Windes durch die
Seegel appliciret wird; gleichergestalt ist auch das Steuer-Ruder ein vectis homodromus, dessen
hypomochlium in der Resistentz des
Wassers zu suchen. |
|
|
Die Hydrostatic zeiget nicht allein den Grund, warum ein
Schiff auf dem Wasser schwimmen kann,
sondern sie zeiget auch, wie die Ladung eines Schifffes nach dessen Structur müsse proportioniret
seyn. Die Physic zeiget endlich, was vor Bau-Materialien zu dem Bau eines Schiffes am dienlichsten
seyn. |
|
|
Anleitung zu dem Schiff-Bau geben Joseph Furtenbach
in Architectura navali oder Schiff-Bau,
ingleichen Monfr. Dassie in seiner Architecture Navale, und andere. Von dem
Unterscheide der
Schiffe handeln
Jo. Schefferus und
Christoph Scheibler in ihren
Büchern de varietate navium. |
|
|
Die Schiff-Bau-Kunst handelt nur von der Structur derer Schiffe und deren Bewerckstelligung, wie
aber ein Schiff zu dirigiren sey, daß es an den verlangten
Ort gelangen kann, wie
die Länge des zurückgelegten Weges zu aestimiren, und wie, wenn man durch Stürme verschlagen, zu
untersuchen sey, an
welchem Orte der
Welt man sich befinde,
wird in der Hydrographia gelehret, |
|
|
{Sp. 1240|S. 642} |
|
|
unter welchem
Worte ein mehreres davon
nachzusehen. |
|
|
|
|
Architectura riparia |
Architectura riparia, siehe Architectura Hydraulica. |
|