HIS-Data
Home | Suche
Zedler: Architectura Aquarum u.a. HIS-Data
5028-2-1235-8
Titel: Architectura Aquarum
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 2 Sp. 1235
Jahr: 1732
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 2 S. 639
Vorheriger Artikel: Architectonica Vniversalis
Folgender Artikel: Architectus
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

Übersicht

Stichworte Text Quellenangaben
Architectura Aquarum Architectura Aquarum, siehe Architectura Hydraulica.  
   
Architectura civilis Architectura civilis, die Bürgerliche Bau-Kunst, ist eine Wissenschafft ein Gebäude recht anzugeben, daß  
  {Sp. 1236|S. 640}  
  es nemlich mit den Haupt-Absichten eines Bau-Herrns in allen überein kommt.  
  Sie handelt demnach von der Stärcke, Bequemlichkeit und Zierlichkeit eines Gebäudes, und schreibet von einer jedweden besondere Regeln vor, welche mit denen allgemeinen Regeln der Bau-Kunst, z. E. daß wegen der Stärcke und Dauerhaftigkeit ein Gebäude so angeleget werden soll, damit es sein Centrum gravitatis in die Mitten bekomme; daß man nicht dem geringsten Stücke eines Gebäudes sein Maas ohne Fundament gebe etc. connectiren müssen.  
  Zwar scheinet dieser Disciplin der Name einer Wissenschafft nicht mit Recht zuzukommen, wenn man die Bücher derer meisten Bau-Meister ansiehet, als deren sehr wenige scientifice geschrieben sind; doch, da kein Zweiffel, daß ohne Eintrag in die Freyheit derer Architectorum einige Grund-Sätze können feste gesetzet werden, nach welchen man bey Aufführung eines Baues sich zu richten habe: so darf man auch kein Bedencken tragen, dieser Disciplin den Namen einer Wissenschafft beyzulegen.  
  Wolff hat in seinen Elementis Architecturae civilis selbige nach der Mathematischen Methode vorgetragen, und in die Form einer Wissenschaft gebracht.  
  Der Erfinder der Bau-Kunst ist gantz unbekannt: denn daß Diodorus Siculus sie der Minervae zuschreibet, welche sie denen Menschen zuerst soll offenbahret haben, und welches Io. Aug. Krebs in dissert. de originibus et antiquitatibus Mathematicis dem Diodoro nachgeschrieben, schmecket nach Heydnischen Fabeln, und lässet uns in eben der Ungewißheit, wie zuvor. Gnug, daß sie schon von denen alten Griechen und nach diesen auch von denen Römern insonderheit ist excoliret worden.  
  Es sind uns aber von denen alten Schriften, so von der Bau-Kunst handeln, keine mehr übrig, als des Vitruvii seine 10 Bücher de Architectura, in welchen derselbige von denen Regeln der Bau-Kunst gehandelt. Es sind diese Schriften des Vitruvii weder deutlich noch ordentlich geschrieben, auch viele Sachen mit untergemischt, die zum Zweck der Bau-Kunst nicht gehören. Um dieser Ursachen willen, und da noch über dieses viele Figuren zum Texte des Vitruvii verlohren gegangen, haben sich viele bemühet, über den Vitruvium zu commentiren und dessen Text deutlich und verständig zu machen; dergleichen haben Daniel Barbarus und Guilielm Philander in Lateinischer, Gualt. Rivius in Teutscher, aber mehr Gothischer Sprache gethan. Unter allen diesen aber behält den Vorzug die Frantzösische Übersetzung des Perrault, nicht allein wegen derer vortrefflichen Kupffer, damit das Werck gezieret, sondern hauptsächlich, weil dieselbe verständlicher ist, als der Lateinische Text des Vitruvii, und mit vielen nützlichen Anmerckungen erläutert, auch mit einem vollständigen Register versehen, wodurch der Unordnung, welche, wie oben gesagt, bey dem Vitruvio anzutreffen, abgeholffen wird.  
  Sonst ist die beste Lateinische Edition des Vitruvii diejenige, welche de Laet mit  
 
  • Guil. Philandri, Dan. Barbari, und Claudii Salmasii Anmerckungen,
  • Henrici Wotton Elementis Architecturae,
  • Bernhardini Baldi Lexico Vitruviono,
  • Leonis Baptistae de Albertis, und Ludovici Demontiosii Büchern von der Mahlerey und Bildhauer-Kunst
 
  zu Amsterdam 1649. herausgegeben.  
  Den Kern des Vitruvii findet man in Perrault Architecture generale de Vitruve reduite en Abregé.  
  Ausser dem Vitruvio haben sich in denen neuern Zeiten um die Bau-Kunst verdient gemacht  
 
  • Serlius,
  • Andr. Palladius,
  • lac. Barczzi de Vignola,
  • Scamozzi
  • Daviler,
  • Goldmann,
  • und andere,
wovon Leonh. Christoph. Sturm in. Dissert. de optima aedificandi etmuniendi ratione, cap. 3. nachzusehen.  
  {Sp. 1237}  
  Denen, welche sich in der Bau-Kunst umsehen wollen, recommendiret man billig des Daviler Coursd’Architecture, und vor allen andern des Goldmanns vollständige Anweisung zur Civil-Bau-Kunst mit Sturms ausführlichen Anmerckungen über dieselbe. Wer weiter von der Historie der Architectur und denen Architectonischen Schrifften unterrichtet seyn will, wird solches sattsam antreffen in Andre Felibien Entretiens Historiques de la vie et des Ouvrages des plus celebres Architectes a Amsterd. 1717. 12mo. und in Wolffii Commentatione brevi de scriptis mathematicis Tomo II. Elem. Mathes. subjecta.  
   
Architectura Hydraulica Architectura Hydraulica, Architectura Aquarum, die Wasser-Bau-Kunst, ist eine Wissenschaft von Wasser-Bauen.  
  Man handelt demnach darinnen von dem Bau der Brücken, Schleusen, Roll-Brücken, dem äussern Bau derer Mühlen, ingleichen von alle dem, wodurch dem Wasser gesteuret wird, daß es nicht Schaden thue, und die Flüsse schiffreich gemacht und erhalten werden.  
  Kein vollständig und ausführlich Werck von dem Wasser-Bau hat man zur Zeit noch nicht; doch sind einige von den angeführten Stücken von verschiedenen ausgearbeitet worden. Also findet man  
 
  • von Anlegung der Schleusen in Simon Stevini Fortification par Ecluses hinlängliche Nachricht;
  • von dem Brücken-Bau handeln Leupold in Theatro Pontificiali, Leonh. Christoph. Sturm in Dissert. de ponte sublicio fluviis majoribus rite imponendo.
 
  Von dem, wodurch die Flüsse schiffbar gemacht werden, geben Anleitung  
 
  • Leonh. Christoph. Sturm in Dissert. de fluviis navigationi aptandis,
  • ein ungenannter Frantzose in seinem Traite des moyens de rendre les rivieres navigables, welches aus des Cornelii Meyers, eines Holländers, L'Arte di restituire a Roma la tralasciata navigationedel suo Tevere gantz ausgeschrieben ist,
 
  und dieses letztere Werck des Mayers ist das beste, so wir von dieser Materie haben.  
  Sonst trifft man von dem Wasser-Bau sehr nützliche Sachen in  
 
  • Jo. Baptistae Baratteri Architectura d' Acque,
  • Domin. Gulielmini Trattato della natura de fiumi,
  • Cornelii Mayers Nouvi ritrovamanti,
  • Leupolds Theatro Machinarum Hydrotechnicarum,
  • und andern,
 
  an.  
  Ein nicht geringer Theil von der Wasser-Bau-Kunst ist die Architectura riparia, oder Ufer-Bau-Kunst, die von dem gedachten Mayer und dem Frantzosen, der ihn ausgeschrieben, ziemlich ausführlich abgehandelt worden.  
   
Architectura militaris Architectura militaris, die Fortification oder Kriegs-Bau-Kunst, ist eine Wissenschafft, alle die Gebäude und Wercke ihrem Absehen gemäß, bequem, dauerhaft und sauber auszuführen, welche sowol um die Städte zu deren Sicherheit, als auch zu deren Angriff, oder Vertheidigung zu bauen vorkommen.  
  Da nun Örter auf zweyerley Weise befestiget zu werden pflegen, entweder so, daß ihre Befestigung beständig, damit sie wenige mit Vortheil wider viele, die sie attaquiren, defendiren können; oder daß sie nur auf eine kurtze Zeit mit Festungs- Wercken versehen werden, um darhinter sicher vor dem Anfall der Feinde einiger Massen zu seyn; so bekommt auch die Kriegs-Bau-Kunst zwey Haupt- Theile, in deren einem von der beständigen Befestigung derer Städte, in dem andern von der unbeständigen Verwahrung einiger Plätze gehandelt wird.  
  Der erstere lehret  
  die Gründe, womach eine Festung aufzuführen und zu bauen, die Profile von selbiger zu machen, um daraus die Stärcke und Kostbarkeit der Festung zu beurtheilen; Aussen-Wercke anzuordnen, um die Defension der innern  
  {Sp. 1238|S. 641}  
  Festung zu verstärcken; die Brücken, Thore, und Gassen in denen Festungen recht anzulegen, auch alles dasjenige in acht zu nehmen, was denen Festungen zur Zierde und Ansehen dienet.  
  In dem andern Haupt-Theile wird von denen Feld-Schantzen, Redouten, Linien, Redans, Epanlements, und andern, ingleichen von Angriff der Festung, und denenjenigen Wercken, wodurch man die Festungen zur Übergabe nöthiget, gehandelt; es wird auch in demselbigen von denen Wercken, welche ein Commendant in der Festung machet, den feindlichen Angriff schwerer zu machen, und aufzuhalten, Anleitung gegeben, als von denen Traversen, Caponieren, Coffres, Contre-Approchen etc.  
  Da nun diese Wissenschafft hauptsächlich darmit umgehet, wenigen einen Vortheil in defension gegen viele zu verschaffen, und zwar vermittelst der Befestigung, so muß auch die Manier zu befestigen nach Beschaffenheit der Attaquen eingerichtet werden; daß also derjenige, welcher von der Vollkommenheit einer Festung urtheilen will, sich für allen Dingen sich zu der Zeit üblichen Attaquen bekannt machen und mit ihnen den Bau der Festung vergleichen muß.  
  Und auf solche Art kan man die Arten zu befestigen in verschiedenen Zeiten vernünfftig beurtheilen, so, daß wir nicht alte und neue Festungen mit einander vergleichen, indem ihnen gantz verschiedene Attaquen entgegen gesetzet worden sind. Ja hieraus ist auch klar, daß man keine Manier zu befestigen in allen für beständig ausgeben kann, indem sich immer die Attaquen und mit ihnen die Manieren zu fortificiren sich ändern: es müste denn einer über sich nehmen, zu beweisen, daß entweder die zu der Zeit üblichen Attaquen sich nicht mehr ändern können, oder daß die Festungen allen möglichen Veränderungen derselben gleichen Wiederstand thun: welches beyderseits zu behaupten ihm sehr schwerfallen wird.  
  Es ist diese Wissenschafft von sehr alten Zeiten her excoliret worden, und wer die alten und neuen Fortifications-Maximen wissen will, wird solches in Jacob Wertmüllers Schau-Platz der alten und neuen Fortifications-Maximen ( Franckfurth am Mayn 1691. 8vo) ingleichen in Adam. Freytags Neu-vermehrten Fortification p. 1. biß 5 antreffen.  
  Anjetzo hat man überaus viel Manieren zu befestigen, deren man biß 82 in Sturms Architectura militari hypothetica beschrieben findet, welche diejenigen, die bereits die Maximen der Fortification innen haben, mit grossen Nutzen lesen können.  
  Die berühmtesten sind die Holländischen, absonderlich des obgedachten Freytags, welche er in oben angezogenen Wercke der Welt vor Augen geleget, die neuen Manieren zu befestigen  
 
  • des Graffen von Pagan,
  • des Baron von Rußenstein,
  • des Obristen Scheiters,
  • des Graffen von Vauban,
  • des Coehorns,
welche man insgesammt in des obgedachten Sturms Architectura militari hypothetica, ingleichen, ausser der Russensteinischen, und Cöhornischen in Wolff. Elementis Architect. milit. deutlich beschrieben finden wird.
  Besondere Manieren zu befestigen haben
 
  • Alexander de Grotte,
  • Donatus Rosetti,
  • Baron von Borgs-Dorff,
  • Rimpler,
  • Jo. Francisc. Grindel,
  • von Aach,
  • Christoph Heidemann,
von welchen allen man genügsame Nachricht in des gedachten Sturms seinem vortrefflichen Wercke antreffen wird.
  Denen, welche die Fortification lernen wollen, recommendiret man den Ingenieur Francoise, des Ferdinand de Modrano Inge-  
  {Sp. 1239}  
  nieur pratique, Sturms veritable Vauban, des Chevalier de saint Julien Architecture militaire, George Conrad Martii oder Stahls Europäischen Ingenieur und andere dergleichen Bücher, absonderlich auch denen, die bereits etwas in diesem Studio gethan, Speikels Bau-Kunst von Festungen; Zum würcklichen Bau der Festungen ist des Lambert Lambion Bau- Practica und Johann Faulhabers Ingenieur-Schule ein sehr nützliches Werck. Mehrere Nachricht von denen Schrifften, die vom Fortificiren handeln, findet man in Wolffs Commentatione de scriptis Mathematicis, welche an dem andern Theile seiner lateinischen Elementorum Matheseos angehänget sind, ingleichen in Leonhard Christoph. Sturms Introductione ad Architecturam militarem am Ende.
   
Architectura Navalis, die Schiff-Bau-Kunst, ist eine Wissenschafft, den Bau eines Schiffes dergestalt anzugeben, daß es denen Absichten, warum es gebauet wird, allen ein Genüge leiste.  
  Man muß demnach darinnen dahin bedacht seyn, solches Holtz zu dem. Bau eines Schiffes auszulesen, welches am längsten in dem See-Wasser dauren kann; wovon Vitruvius und andere Nachricht geben.
  Ferner wird in dieser Wissenschafft gezeiget, welche Figur des Schiffes am geschicktesten sey, geschwinde und mit leichter Mühe beweget zu werden. Auch wird hierinnen gelehret, wie der Bau des Schiffes so anzugeben, daß das Schiff bey entstandenen Sturm könne erhalten und nicht leichtlich von den Winden über den Hauffen geschmissen werden. Hieher gehöret auch die Erkänntniß, wie man ein Schiff zu tractiren habe, wenn es leck worden, oder einen andern Schaden bekommen.  
  Wer diese Wissenschafft zu erlernen willens, muß sich zuförderst derer dabey fürkommenden Kunst-Wörter und Benennung jedweder Theile des Schiffes bekannt machen, hernachmahls sich auch um die Materie, figur, Combination, Gewichte und Grösse derselbigen bekümmern.  
  Der Grund dieser Wissenschafft muß aus theils mechanischen, theils Hydrostatischen, theils physicalischen principiis hergeholet werden. Also praesentiret die gantze Structur des Mast-Baums einen vectem homodromum, dem die Krafft des Windes durch die Seegel appliciret wird; gleichergestalt ist auch das Steuer-Ruder ein vectis homodromus, dessen hypomochlium in der Resistentz des Wassers zu suchen.  
  Die Hydrostatic zeiget nicht allein den Grund, warum ein Schiff auf dem Wasser schwimmen kann, sondern sie zeiget auch, wie die Ladung eines Schifffes nach dessen Structur müsse proportioniret seyn. Die Physic zeiget endlich, was vor Bau-Materialien zu dem Bau eines Schiffes am dienlichsten seyn.  
  Anleitung zu dem Schiff-Bau geben Joseph Furtenbach in Architectura navali oder Schiff-Bau, ingleichen Monfr. Dassie in seiner Architecture Navale, und andere. Von dem Unterscheide der Schiffe handeln Jo. Schefferus und Christoph Scheibler in ihren Büchern de varietate navium.  
  Die Schiff-Bau-Kunst handelt nur von der Structur derer Schiffe und deren Bewerckstelligung, wie aber ein Schiff zu dirigiren sey, daß es an den verlangten Ort gelangen kann, wie die Länge des zurückgelegten Weges zu aestimiren, und wie, wenn man durch Stürme verschlagen, zu untersuchen sey, an welchem Orte der Welt man sich befinde, wird in der Hydrographia gelehret,  
  {Sp. 1240|S. 642}  
  unter welchem Worte ein mehreres davon nachzusehen.  
   
Architectura riparia Architectura riparia, siehe Architectura Hydraulica.  

HIS-Data 5028-2-1235-8: Zedler: Architectura Aquarum u.a HIS-Data Home
Stand: 26. Oktober 2022 © Hans-Walter Pries