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Eklektiker |
Einige haben nach der
erwählten
Art, eclectisch zu philosophiren, ihre
eigene
Gedancken von der Seele entdecket, von denen folgende anzumercken sind: |
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Descartes |
1) |
kommt für Cartesius, über dessen
Lehre von der Beschaffenheit der menschlichen Seele viele Dispüte
entstanden sind. Es hatte Cartesius die Gewißheit der
äusserlichen
Sinnen geleugnet, und indem er suchte, dem Scepticismo zu
begegnen, so kam er auf den bekannten
Schluß: Ich gedencke, E. bin ich, und meynte, dadurch auch
von der
Existentz der menschlichen Seele versichert zu seyn. Wie er das
Wesen des
Cörpers in der Ausdehnung setzte: also meynte er, das Wesen
der Seele bestehe in den Gedancken, sie sey ein denckendes Wesen, wie
davon die andere und sechste seiner meditationum zeugen. |
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Um solche
Meynung
recht zu
verstehen, müssen aus seinen
Schrifften noch zwey Umstände
hinzu genommen werden. Der eine ist, was er durch die Gedancken
verstanden? In seinen principiis philosophiae findet man davon unterschiedene Stellen, daraus man
seine Meynung deutlich sehen kan. Denn part. 1. § 32. heist es:
Quippe omnes [acht Zeilen lateinischer Text]. Aus diesem siehet
man, wie er das
Wort Gedancken in gantz weitläuftigen
Sinn nimmt, und
darunter die
Wirckungen des
Verstandes und
Willens begreifft. |
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Er siehet auch die
Empfindung vor eine gewisse
Art der Gedancken an, wie er denn in dem angeführten
Werck part.
1. §. 9. ausdrücklich
saget: Cogitationis nomine [vier Zeilen
lateinischer Text]. Nicht weniger
erkennet man hieraus, wie er das
Bejahen, Verneinen, Zweifeln, als
Wirckungen ansiehet, die zu dem Willen
gehören, welches wieder diesem
Grund hat: Er bemerckte in der Seele
Wirckungen und
Leidenschafften, und meynte, daß jene zum Verstand; diese
aber zum Willen gehörten, bey welchem
Principio er weiter schliessen
muste, |
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{Sp. 1077|S. 552} |
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daß die
Affecten zum Verstand, und das
Judicium
zum Willen zu rechnen. Denn er
erkannte, daß die Affecten
Leidenschafften, das Judicium aber, wenn man etwas bejahet, oder
verneinet, eine Thätlichkeit der Seele wären. Daher er den vermöge
seines angenommenen Satzes nicht anders konnte, als daß er die Affecten
zum Verstand, und das Judicium zum Willen verwiese. Denn in seinem
Tractat de passionibus Part. I. Art. 17.
sagt er: Postquam
ita [15 Zeilen lateinischer Text]. |
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Aus diesem kan man also
erkennen, was
Cartesius haben will, wenn er die Seele ein denckendes Wesen
nennet, darüber sich einer seiner vornehmsten Anhänger Anton le
Grand in denen institut. philos. part. 9. cap.
1. §. 5. pag. 683 also erkläret: Mens humana est substantia
cogitans, id est, conscientia omnium cogitationum, voluntatum,
appetituum, sensationum. |
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Der andere Umstand, der hierbey zu erinnern, ist:
ob das
Wesen der Seelen in einer würcklichen
Gedancke; oder nur in dem
Vermögen
zu gedencken bestehet? Da denn die Cartesianer das Erstere behaupten,
und wenn die
Rede von dem Sitz der Seelen ist wo sie sich aufhalte? so
sagt man in der Cartesianischen Schule, sie befände sich vornehmlich in
dem Gehirn, und zwar in der glandula pineali. Von den
Cartesianern, welche diese
Materie erkläret, wird sonderlich gelobet
Ludewig de la Forge, welcher einen
Frantzösischen
Tractat de l'Esprit de l'homme, Paris 1666 geschrieben, der
auch in das
Lateinische
gebracht worden, und den
Titel bekommen hat:
Ludovici de la Forge tr. de mente humana et
ejus facultatibus, nec non de ejusdem unione cum corpore secundum
principia Renati des Cartes, Amsterdam 1669. |
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Gegner des Descartes |
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Von den Gegnern des Cartesius
ist vieles dawider erinnert worden, von welchen nur einige angeführet
werden sollen. |
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Peter Daniel Huetius nimmt in
der censura philosophiae Cartesianae cap. 3. diesen Punct aus
der Cartesianischen Philosophie zu seiner Untersuchung vor. Er
verwirfft, daß das
Wesen der Seele nur in dem Dencken bestehe, und da
sich Cartesius eingebildet, die
Erkenntniß
der äusserlichen
Dinge, die
Existentz eines
Cörpers wären ungewiß, und
man könne allein durch die Gedancken von der Existentz der Seele
versichert seyn, so erinnert er, daß man ohne den
Leib nicht gedencken
könne; läst auch dasjenige nicht gelten, was er dafür gehalten, daß man
die Seele nicht nur eher als den Leib erkenne; sondern daß auch solche
Erkenntniß viel gewisser und deutlicher wäre. |
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Clericus untersuchet in der
pnev- |
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{Sp. 1078} |
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matologia Sect. I, c. 2. die Frage: ob
das
Wesen der Seele in einer würcklichen
Gedancke, oder in dem
Vermögen
zu gedencken, bestehe: und nachdem er angeführet, wie das erstere die
Cartesianer beliebten, so berühret er die
Gründe, die man dawider
gemacht, und welche dieser
Meynung
zuwider sind. Das vornehmste davon kommt darauf an, wenn das Wesen der
Seele in einem beständigen und würcklichen Dencken bestünde, so müste
der Mensch
zu allen Zeiten, er mag nun schlafen oder wachen, dencken; welches aber
wider die
Erfahrung
sey, indem man im Schlaf nicht gedächte, und nur zuweilen
Phantasien
habe. |
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Wollte Cartesius einwenden, man
gedächte im Schlaf würcklich; man vergesse aber wieder, was man gedacht,
und deuchte uns, weil wir uns der im Schlaf gehabten
Gedancken nicht
erinnerten könten, als gedächten wir gar nicht, so wäre diese
Verantwortung nicht hinlänglich. Denn wenn dieses ein, oder ein paar
mahl geschehe, so könnte man die Schuld der Vergessenheit zuschreiben;
da aber dieses sich so oft zutrage, und nicht nur bey einem, sondern bey
so vielen
Menschen, so wäre gar nicht zu begreiffen, wie eine so
beständige und allgemeine Vergessenheit angehen sollte, da sich
dergleichen, wenn man wache, nicht äussere. |
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Wenn
Rüdiger in physica
divina lib. 1. cap. 4. Sect. 2. §. 16. auf diesen
Punct kommt, so setzt er sonderlich an dem Cartesius
aus, daß er die Gedancken mit dem
Wollen und der
Empfindung vermischet.
Denn er müsse entweder
sagen, daß die Gedancke eine
Leidenschafft, oder
eine Würckung, oder beydes zugleich sey; nehme er sie vor beydes
zugleich, so wäre das
Wort Gedancke zweydeutig, weil Leiden und Würcken
nicht einerley, auch keine
Sache von ihr selbst etwas leiden könte; daß
er aber diß Wort nicht zweydeutig könne genommen haben, sey daher zu
schliessen, weil er in den Gedancken das
Wesen der Seele setze; ein
zweydeutiges Wesen aber zu behaupten, sei etwas ungereimtes. Auf solche
Weise müsse er die Gedancke entweder vor was thätiges, oder vor was
leidendes angesehen haben. Sey die Gedancke was thätiges, so könnte man
die Empfindung nicht als eine
Art, oder Gattung derselbigen ansehen, in
dem alle Empfindung eine Leidenschafft; wenn sie aber was leidendes seyn
sollte, so könnte man das
Wollen nicht zu den Gedancken rechnen, welches
Cartesius selbst vor eine Würckung hielt. |
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Im Jahr 1719 kam zu Franecker von dem
Johann Regius heraus: Cartesius versus Spinozismi
architectus, worinnen er in Ansehung dieser
Materie vornehmlich
weisen will, daß er die Selbstständigkeit der Seele geleugnet. Denn
c. 3. §. 3. p. 30 mercket er an, daß Cartesius
nur eine
Substantz zugelassen, indem er sie überhaupt beschrieben, das
sie sei res, quae ita existit, ut nulla alia re indigeat ad
existendum, und selbst darauf gestehe, daß dergleichen nur eine
einige Substantz wäre, welche
GOtt sey. |
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In dem §. 4. p. 33. erinnert er, wie
Cartesius zwar noch eine Definition von der
Substantz
gegeben, als wäre sie res solo Dei concursu indigens ad existendum,
welche auf die Creaturen gehen solte; indem sie aber so beschaffen, daß
die erstere dadurch aufgehoben werde, so habe er sie nur zum Schein |
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{Sp. 1079|S. 553} |
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hingesetzt, und seine eigentliche
Meynung
bemänteln wollen, welche diese wäre, daß nur eine eintzige
Substanz in
der
Natur
sey, und da ausser dieser Substanz alle
Dinge nur modi wären,
so wären auch die
Gedancken und die Ausdehnung nichts anders, als
modi. Aus diesem schliesset Regius §. 6. p.
38. und §. 7. p. 39. das, wenn Cartesius die
Seele eine rem cogitantem nenne, so wäre sie keine Substanz,
sondern nur ein modus, und zwar, der sich in
GOtt als der eintzigen Substanz befinde, welches er in dem
folgenden vierten Capitel p. 40 u.ff. noch weiter auszuführen
suchet. |
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Doch ist auch hier nicht zu vergessen, wie
Ruardus Andala den Cartesius wider die
Beschuldigung der Spinozisterey entschuldigen wollen, welches dem
Regius Anlaß gegeben, eine responsionem
apologeticam entgegen zu setzen. |
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Cartesianer |
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Die Cartesianer selbst sind nicht durchgehends
mit dieser Lehre von der Seele zufrieden gewesen, wie denn
Maubeccius principes physiques de la raison et des passions
des hommes zu Paris 1709 heraus gegeben, worinnen er durchgehends
den Grund-Sätzen des Cartesius nachgehet; wegen der
Seele aber, daß ihr
Wesen in dem Dencken bestehe, und sie würcklich
allezeit gedencke, will ers nicht mit ihm halten, wovon die acta
eruditor. 1709. p. 285 zu lesen sind. |
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Es kommen allerdings zwey Haupt-Bedenklichkeiten
dabey vor. Das eine betrifft die Selbstständigkeit der Seele, da wir
eben mit dem Regius, dessen vorher gedacht worden; oder
mit einem ungenannten, der Aubert de Verse heissen
soll, und in seinem impie convaincu auch den Cartesius
beschuldiget, er habe die Natur zu einem GOtt gemachet, nicht
sagen
wollen, er sei ein Spinoziste gewesen; gleichwohl aber ist dieses gewiß,
daß er nicht sattsam erwiesen, wie die Seele ein selbstständiges, und
von dem
Cörper unterschiedenes Wesen sey. Denn indem er die
Erkenntniß
der
cörperlichen Dinge vor ungewiß ausgeben will, so hat er keinen
gewissen
Grund, daher er weisen könte, warum die Würckungen, die man der
Seele als einem selbstständigen Wesen beyleget, nicht von der
Materie
oder vom Cörper herkommen sollten. |
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Das andere gehet das
Wesen der Seele an, wobey er
einen zweyfachen Fehler begangen. Einmal will er das Wesen einer
Sache
erklären, und giebt doch nur eine eintzige
Wirckung dafür an. Denn in
dem Dencken bestehet das Wesen der Seele nicht, welches nur eine
Würckung, die aus dem Wesen fliesset, und ihre
Ursachen
haben muß, eben als wenn man
sagen wollte, das Gold sey eine gelbe
Materie. Hernach ist auch der
Begriff, den er sich von den
Gedancken
gemacht, gantz unrichtig und verworren, wie Rüdiger in der vorher angeführten
Anmerckung wohl gezeiget hat: |
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Christian Thomasius u.a. |
2) |
folget Christian Thomasius,
welcher in seinem Versuch vom Wesen des Geistes besondere Gedancken hat. |
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Wenn er auf den menschlichen Geist kommt, so
sagt
er Sect. 7. thes. 13 und 14: Daraus folget, daß der
menschliche Cörper in solcher Mixtur stehe, worinnen das meiste von
Materie; das wenigste von Licht, und die Lufft in Mittel-Proportion sey,
derowegen bestehet auch der Geist des Menschen so wohl aus der Mischung
Lichts und Lufts, als anderer
irdischer Cörper. Was hierbey erinnert
werden könnte, das ist bereits unter dem
Artickel
Geist,
im X Ban- |
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{Sp. 1080} |
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de, p. 662 u.f. gedacht worden. |
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3) |
Gehöret hierher Israel Conradi,
ein Doctor der Medicin zu Dantzig, welcher 1707 einen Tractat unter dem
Titel: cognitio sui ipsius problematico-philosophico-medica
herausgegeben, darinnen er vom
Wesen der Seele eine besondere
Meynung
hat. Denn er hält sie für ein von
GOtt erschaffenes Licht, so aus einem unserem
Begriff nach
geistlichen (Spiritu non immateriali) einfachen, unsichtbaren
und mit verschiedenen Fähigkeiten begabten Wesen bestünde. Dieses Licht
verhalte sich anders bey dem
Menschen;
anders bey dem unvernünftigen Vieh: |
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4) |
folgt Andreas
Rüdiger, welcher
auch in der physica divina lib. I. cap. 4. Sect. 4.
seine besondere Hypotheses hierinnen hat. Er leget den Menschen einen
doppelten Geist, mentem und animam, bey, daß er also
aus drey Theilen bestehe. Der eine Geist, den er mentem nennet,
verhalte sich gegen die bekommene
Ideen würckend, die er zusammen setze,
und voneinander scheide; dahingegen die anima nach den Ideen
ihre Organa einrichte, und nur einen leidenden Verstand habe. |
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Der erstere Geist oder mens habe das
Vermögen
zu gedencken und zu urtheilen, welches der animae nicht
zukomme, die aber eine besondere
Empfindung habe, ohne den sinnlichen
Werckzeug wider Wissen vieles zu
erkennen, wie an den Nachtgängern
abzunehmen; auch das Vermögen, gegenwärtige
Dinge zu weissagen, besitze.
Den ersten Geist oder mentem theilt er ein in einen
menschlichen und viehischen, davon der letztere entweder nur allein das
Gedächtniß habe, wie bey den meisten Thieren zu sehen; oder auch
zugleich das Ingenium, welches den Affen zukäme; der erstere aber, oder
der menschliche, besässe das dreyfache Vermögen, sich zu erinnern,
zusammen zu reimen und zu urtheilen, weil das dritte das andere; das
andere das erste voraus setzte. |
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Von dem mente
saget er weiter, daß es
nach dem
Tode gleich von dem
Cörper getrennet, und in die Ewigkeit
versetzet werde; die anima aber gehe wie der Cörper unter, so,
daß sie bisweilen nicht gleich von demselbigen scheide; auch auf
Erden
herum schweiffe, und mit einem zarten
Leibe umgeben, noch unterschiedene
Verrichtungen nach den in dem
Leben geistlichen und cörperlichen
eingedruckten
Ideen hervor bringe. Da man ordentlich den
Verstand und
Willen
als zwey Kräfte der Seele ansiehet, so sondert sie Rüdiger
von einander, leget den Willen nicht dem menti, sondern der
animae bey, wie er denn in der Proömial-Dissertation des sensu
veri et falsi sich bemühet zu erweisen, daß der Verstand in dem
Gehirn; der Wille aber in dem Hertzen sey; wobey auch die physica
divina lib. 3. cap. 16. Sect. 2. zu lesen. |
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So erhält man auch dafür, weil die Seele von
aller
Materie entfernet, so könte man ihre keine Ausdehnung beymessen,
welche eine
Eigenschafft der Materie, oder des Cörpers wäre; aber auch
hierinnen gehet Rüdiger von der gemeinen Lehre ab, und
behauptet, daß das
Wesen des Cörpers nicht in der Ausdehnung bestehe,
wie man insgemein dafür halte, und daher den Geist, welcher dem Cörper
wesentlich entgegen stehe, die Extension abgesprochen. Er meynet, es
habe diese gemeine Meynung viele ungereimte, und gefährliche Irrthümer
herfür gebracht. Denn daher hätten ihren
Ursprung die wunderlichen Ge- |
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{Sp. 1081|S. 554} |
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dancken des Cartesius von dem
Raum, als wäre solcher nur dem
Begriff nach von dem Cörper
unterschieden, und von der Unendlichkeit der
Welt,
ingleichen des Gassendus, als wäre noch was drittes zwischen der
Substantz und dem Accidente, weil das Leere ohne Zweifel etwas sey; aber
weder ein Cörper, noch ein
Geist, und daher weder eine Substantz noch
ein Accidens; ferner des Heinrich Morus von dem
principio hylarchico, welches er als ein ausdehnendes
Wesen dem
Ausgedehnten entgegen setzte, und daher meynte, es wäre ein allgemeiner
Welt-Geist, der nichts anders, als ein unbeweglicher
Raum; wie nicht
weniger vieler neuen
Philosophen, die sich die Seele als was
cörperliches eingebildet; oder ihren
Ursprung aus einer Einführung (per
inducem) herleiten wollen, da doch die
Meinung
von der Überführung (per traducem) weit leichter; die sie aber nicht annehmen
könnten, indem sie das
Wesen des Cörpers in der Ausdehnung gesuchet;
oder die sich in die Vereinigung der Seele mit dem
Leibe nicht zu
schicken gewust, weil keine Vereinigung ohne Berührung geschehen könnte;
noch eine Berührung ohne der Ausdehnung, und wenn also alles ausgedehnte
cörperlich nach ihrer Meinung sey, so hätten sie sonst die Seele
nothwendig vor cörperlich halten müssen, zu geschweigen, wie die gantze
mechanisch-mathematische Physick der Cartesianer und Atomisten auf
dieser Lehre beruhte. Denn da die Physick vornehmlich von den
natürlichen Cörpern handelte; des Cörpers
Natur aber in der Ausdehnung,
als einer
Art der Qualität, die nothwendig eine Figur bey sich haben
müste, bestünde, so flössen daraus die mechanisch-mathematischen
Principien. |
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Seinen
Beweis, daß auch dem
Geist die Ausdehnung
zukomme, folglich das
Wesen des
Cörpers nicht darinnen bestehen könne,
richtete er so ein: Wenn sich der Geist wo befände, es sey an einem
Ort
oder in einem
Raum, so müsse er denselbigen ausfüllen; diese Ausfüllung
aber könne nicht anders geschehen, als daß der Geist als in einem
Physischen Punct appliciret werde, welches ohne Ausdehnung nicht
angienge, dergleichen Umstände noch mehr angeführt werden, daraus seiner
Meinung nach die Ausdehnung eines Geistes, folglich auch der
menschlichen Seele erhellen soll, wovon die physica divina lib.
1. c. 2. Sect. 1. §. 2. u.ff. zu lesen ist: |
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5) |
Gedencken wir des Raphsons,
welcher eine demonstrationem de Deo, sive methodum ad cognitionem
Dei naturalem brevem ac demonstrativam heraus gegeben, die zu
Londen 1710 zum Vorschein gekommen, und zu Leipzig 1712 nachgedruckt
worden. Es befinden sich dabey epistolae miscellaneae, die zum
Theil von dem
Wesen und von der Unsterblichkeit der Seele handeln. Denn
das erste Sendschreiben erzehlet einige Meinungen der alten
Philosophen
vom
Wesen der Seele, und stellet insonderheit eine Vergleichung zwischen
der Meinung des Cowards von der Seele, welche schon
oben sind vorgestellet worden, und den Einfällen des Lueretius
an, denen sie gantz nahe komme; daß er aber auf diese
Gedancken
gerathen, käme daher, weil er sich keine Seele ohne Ausdehnung und
Materie vorstellen können. |
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Das andere stellt die Meynung des Hobbes,
und das dritte des Spinoza |
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{Sp. 1082} |
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von eben dieser
Materie vor, da denn
Raphson p. 100. von Leibnitzen
einfliessen lässet, wie er den Hobbesianischen Concept von der Seele
angenommen, indem er in der theoria motus abstracti, welche der
hypothesi physicae novae beygefüget, den
Cörper mentem
momentaneam genennet, gleichwie Hobbes meinte, das
Wesen der Seele bestünde in einer beständigen Succeßion der
Ideen, die
von der Materie, oder dem Cörper herkämen, indem er darinnen mit dem
Spinoza überein kommt, daß er alles vor materiell hält. |
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In dem vierten Briefe wird Cartesius
mit seinen Anhängern herum genommen, daß er sich eingebildet, es könnten
Substantzen ohne einer Ausdehnung bestehen. Denn es glaubt
Raphson, daß ein solcher Concept eine leere
Einbildung sey, und
gieng nicht an, daß eine
Substantz ohne der Ausdehnung seyn könnte; nur
solte man das extensum und materiale nicht mit
einander vermischen. Aus diesem läßt sich schon voraus sehen, was er
sich von der Seele vor einen
Begriff gemacht. Denn er meynt, sie sey
eine ausgedehnte, geistliche, endliche und belebte Substantz, deren
Leben die Gedancke sey. |
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In dem fünften Brief heist es deswegen pag.
127. Mens seu anima est substantia extensa spiritualis et
autozōos
facultate agendi a se ipsa, reagendi in impressiones ab extra, et
actionem, et reactionem istas (contra quod in materia accidit)
continuandi praedita. |
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Wie dieser Autor überhaupt sehr dunckel
schreibt,
also ist auch insonderheit der Unterscheid, den er unter der materiellen
und geistlichen Ausdehnung machet, so beschaffen, daß er sich schwer
einbilden lässet: |
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6) |
Kommt Joh. Clericus zu
betrachten vor, welcher in der pnevmatolog. Sect. I. cap. 1. §.
10. meinet, man könne wohl
sagen, daß die Seele, soweit sie uns bekannt
sey, nichts anders wäre, als eine
Substantz, welche gedencken könnte;
cap. 3. aber setzet er sieben
Kräfte,
welche sie habe, als intellectum, voluntatem, sentiendi facultatem,
libertatem, phantasiam, memoriam und die habitus; bey
welcher Abtheilung sowohl Unordnung als Unrichtigkeit wahrzunehmen. |
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Denn er macht ohne Ursach gewisse Kräfte, als
wenn er dem
Verstand das
Vermögen
zu
empfinden, die Phantasie und das Gedächtniß entgegen setzet,
die doch vielmehr unter dem Verstand begriffen, daß wenn er sie ja hätte
nennen wollen, so wäre nöthig gewesen, daß er vorher die Haupt-Kräffte
der Seele angeführet, hierauf gezeiget, was eine iede von denselbigen
wieder vor Kräffte hätte. So kan man auch die
Freyheit
vor keine besondere Krafft ansehen, welche vom Verstand und
Willen
unterschieden sey, und da er die natürlichen Vermögen der Seele erzehlen
will, so siehet man nicht, wie die habitus darunter kommen,
welches
Geschicklichkeiten und Fertigkeiten, etwas auszurichten, sind,
die man durch Fleiß und Mühe erlanget; aber nicht von
Natur
hat; |
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7) |
Syrbius
sagt in der
philosophia prima part. 1. c. 1. §. 23: die Seele sey ein
vernünftiger freyer und unsterblicher
Geist, die selbstständige
Form des
Menschen, und das hinreichende und nechste
Principium der menschlichen
Handlungen; cap. 5. §. 16. aber theilet er ihre Kräffte ein, in
innerliche und äusserliche; jene wären, welche die Seele besonders
angiengen, und in derselbigen nur ihr
Werck hätten, so Verstand und
Willen; |
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{Sp. 1083|S. 555} |
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diese aber äusserten sich nur fast an dem
Leibe,
und begriffen wieder die wachsthümliche und
bewegende Krafft: zu der
facultate vegetativa rechnet er die nutritivam, augmentativa
und generativam; zu der motrici aber die
locomotivam, und die facultatem loquendi: |
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8) |
wird auch nöthig seyn, zu sehen, was Herr
Christian
Wolff von der Seele philosophiret, zumahl dieses
bisher auch ein streitiger Punct gewesen. Weil aber verschiedene
Umstände bey seiner Lehre von der Seele, die verworffen worden,
fürkommen, so wollen wir ietzo nur bey dem
Wesen der Seele bleiben, und
erstlich seine
Meinung mit seinen eigenen
Worten anführen, und hierauf
die Einwürffe, nebst seiner Verantwortung hinzusetzen. |
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Es kommt hier alles darauf an, was er für eine
Definition von der Seele gemacht, folglich, wie er ihr
Wesen
vorgestellet. In der ratione praelectionum p. 150. heist es:
anima est substanti universi repraesentativa, cujus differentia
specifica fundatur in eo, quod modus repraesentandi universum pendeat a
corpore quodam organico et ejus in universo situ; und in der
Metaphysick §. 894.
sagt er: Die vorstellende
Krafft macht das
Wesen und
die
Natur der menschlichen Seele aus, und §. 1077: Das Wesen der Seele
bestehet in der Krafft, sich die Welt vorzustellen nach dem
Stand ihres
Leibes in der
Welt und denen daher in den Gliedmassen der
Sinnen sich
ereignenden
Veränderungen. |
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Aus diesem siehet man, daß in der Krafft, sich
die Welt vorzustellen, das
Wesen der Seele bestehen soll, und davon
findet man noch andere Stellen in der Metaphysick, als |
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- § 745: Unterdessen, da sie ein einfaches
Ding ist, in einem
einfachen Dinge aber keine Theile seyn können: so können auch in der
Seele nicht viele von einander unterschiedene Kräffte anzutreffen
seyn, in dem fast iede Krafft ein besonderes vor sich bestehendes
Ding erfoderte, dem sie zukäme. Und also ist in der Seele nur eine
einige Krafft, von der alle ihre
Veränderungen herkommen, ob wir
zwar wegen der verschiedenen Veränderungen jede verschiedene
Nahmen
beyzulegen pflegen;
- §. 754. da die Seele nur eine einige Krafft hat, von der alle
ihre
Veränderungen herkommen, so uns von dieser Krafft, dadurch sie
sich die Welt vorstellet, auch alles das übrige herrühren, was wir
in ihr veränderliches wahrnehmen;
- §. 755: Weil demnach diese Krafft der
Grund ist von allem
demjenigen, was in der Seele vorgehet, so bestehet in ihr das
Wesen
der Seele, und sie ist solchergestalt das erste, was sich von der
Seele gedencken lässet. Ja, wer sie deutlich
erkennet, der ist in
dem
Stande, den
Grund anzuzeigen von allem, was der Seelen zukommet;
- §. 758: Was in der Krafft gegründet ist, das folget nicht aus
dem
Wesen der Natur der Seele, und ist demnach in Ansehung der Seele
übernatürlich;
- §. 784: Wir treffen in der Seele weiter nichts an, als eine
Krafft, sich die Welt vorzustellen, und diese ist dasjenige, was in
ihr fortdauert, und sie zu einem vor sich bestehenden Wesen macht.
Alle
Veränderungen demnach, die man in ihr wahrnimmt, sind nichts,
denn verschiedene Einschränckungen derselben Krafft, wodurch sie
determiniret wird, da sie vor und an sich selbst auf die gantze Welt
nach allem ihrem
Raum und ihrer Zeit gehet. Der
Grund der Einschrän-
{Sp. 1084}
ckung bestehet in dem
Stande des
Cörpers in der Welt, und weil er
veränderlich ist, in allen seinen
Veränderungen;
- §. 808: Weil in der Seele nur eine einige Krafft ist, davon alle
ihre Veränderungen herrühren, so muß die Krafft, die Welt
vorzustellen, auf die gantze Welt gehen, sowohl dem
Raume, als der
Zeit nach, und also nicht allein auf den gegenwärtigen, sondern auch
auf den zukünfftigen und vergangenen
Zustand.
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Er lehret weiter, daß die Seele sich die Welt und
die
cörperlichen Dinge ohne Beyhülffe des
Leibes vorstelle, ja solche
Vorstellungen haben würde, wenn auch gar keine Welt und keine
cörperliche Dinge
vorhanden wären. Denn so
sagt er |
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- § 777. metaphysic. ausdrücklich: Da der Leib gar nichts
zu den
Empfindungen in der Seele beyträget; so würden alle eben so
erfolgen, wenn gleich gar keine
Welt vorhanden wäre: welches auch
Cartesius
erkannt, und längst vor ihm schon vor
diesem die Idealisten, welche nichts als Seelen und
Geister zugaben,
der Welt aber weiter keinen
Raum als in den
Gedancken einräumten.
Ja, es erhellet aus dem, was oben erwiesen worden, daß wir auch
alles ausser uns sehen, hören, und auf andere Art empfinden würden,
wenn auch gleich von cörperlichen Dingen ausser uns nichts da wäre,
- und § 819: Weil die Seele durch ihre
eigenthümliche Krafft die
Empfindungen hervor bringt; so kommen die Bilder und
Begriffe der
cörperlichen Dinge nicht von aussen hinein, sondern die Seele hat
sie in der That schon in sich, und wickelt sie nur gleichsam in
einer mit dem Leibe zusammen stimmenden
Ordnung aus ihrem
Wesen
heraus.
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Alles, was dawider eingewendet worden, kommt auf
3 Stücke an: |
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- Erstlich habe er von der Seele eine solche Vorstellung gemacht,
daß sie aller
Freyheit
beraubet werde, weil nach seinen Principien
die Vorstellungen in der Seele nothwendig und in unverrückter
Ordnung erfolgen müsten;
- hernach, daß er der Seele zu wenig beygeleget, wenn sie nur eine
Vorstellungs-Krafft haben solte;
- und drittens, daß er hier etwas behaupte, das kein
Mensch
begreiffen könnte, daß man alles ausser uns sehen, hören, riechen,
schmecken und fühlen würde, wenn gleich keine Welt, nichts von
cörperlichen Dingen vorhanden wäre.
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Doch es wird nöthig seyn, die Einwürffe selbst
anzuführen, und zugleich zu sehen, was er darauf geantwortet hat, auch
was wieder dagegen eingewendet worden. |
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D.
Buddeus in dem Bedencken über
die Wolffianische Philosophie num. 11. erinnert dawider, daß
die Vorstellung, in deren Krafft er das
Wesen der Seele setze, bey ihm
nur eine
Empfindung, und also nicht sowohl eine actio als nur
eine passio sey, welches an sich nicht nur irrig sey; sondern
es werde dadurch auch der
Grund geleget, die Seele aller Freyheit zu
berauben. |
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Dahin gehören denn auch, daß er die Seele nicht
anders als ein Uhrwerck concipire, darinnen alle perceptiones
cogitationum, volitionum, decretorum, ja alle
Bewegungen in einer
unverrückten
Ordnung, wie in der mechanischen Welt, auf einander
folgten. Sage er, daß die Seele alle
Ideen in sich habe, und sie nur
gleichsam in einer mit dem
Leibe zusammen stimmenden Ordnung aus ihrem
Wesen heraus wickele, so sey diese Auswickelung der Ideen nicht |
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{Sp. 1085|S. 556} |
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von einer freywilligen Action zu
verstehen,
welches daraus erhelle, weil er theils der Seele nur eine
Empfindung
beylege, theils alles ex nexu
caussarum et
effectuum herleite,
daher es auch hiesse, daß alle Empfindungen der Seele erfolgen würden,
wenn gleich gar keine
Welt vorhanden wäre. |
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Hierauf gab Herr
Wolff in den
Anmerckungen über das Buddeische Bedencken p. 84. diese
Antwort: Nach dem Systemate verhielte sich die Seele active,
welcher er eine
Krafft, die Vorstellungen hervor zu bringen, beylege;
eine Krafft aber involvire einen conatum continuum agendi. Es
sey falsch, daß er die Seele als ein Uhrwerck vorstelle; ihre
Freyheit
aber habe er anderswo sattsam gelehret. In den
Empfindungen sey keine
Freyheit nöthig; er lege aber der Seele mehr, als eine
Empfindung drey,
und bleibe nochmals bey der
Meinung, daß alle Empfindungen der Seele
erfolgen würden, wenn gleich gar keine Welt vorhanden wäre. In der
bescheidenen Antwort auf diese Anmerckungen p. 80 u.ff. heist
es: Diese ietzt angeführte Verantwortung sehe gewiß gar verworren aus,
und widerspreche sich selber. |
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Man hat, um solches zu
beweisen, Gelegenheit
genommen, die Sache ausführlicher vorzustellen, und nachdem man
dargethan, wie er das
Wesen der Seele blos in der Vorstellungs-Krafft
gesetzet, so zeiget man weiter, daß bey ihm die Vorstellung oder
Idee
und die
Empfindung einerley sey. Es sey wohl wahr, daß er sage, die
Seele verhalte sich als ein thätiges Wesen, indem sie empfinde; darauf
aber käme die Frage nicht an, indem die Activität die
necessitatem noch nicht aufhebe, weil man in der
Natur viele
Cörper
anträffe, die agirten, aber per rationem mechanicam necessario,
folglich beruhe die Controvers darinnen, ob er der Seele eine freye
Vorstellungs-Krafft beylege, und nicht viel mehr statuire, daß alle
Vorstellungen,
Gedancken oder Empfindungen, wie er
rede, nothwendig
geschehen müsten? |
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Das letztere behaupte er allerdings: Denn |
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- § 767 metaphys. hieß es: Es ist demnach zu mercken, daß
die
Veränderungen der
Welt alle in einer unverrückten
Ordnung auf
einander erfolgen, und weil gleichfalls in der Seele der
vorhergehende
Zustand den
Grund von dem folgenden in sich halten
muß, die
Empfindungen in der Seele gleichfalls in einer unverrückten
Ordnung auf einander erfolgen. Da nun die Empfindungen die
Veränderungen in der Welt vorstellen; so ist nur nöthig, daß sie im
Anfange einmahl mit einander in einer Harmonie gebracht worden, und
es kan nach dieser dieselbe beständig fort dauren;
- und §. 792. Wenn man demnach urtheilen will, was für
Empfindungen die Seele haben kan, und warum sie sich in ihr
ereignen, auch so, und nicht anders, beschaffen seyn können; so
dürffen wir nur
forschen, was der
Stand unseres
Leibes in der Welt
für
Veränderungen haben, und was sich so wohl deswegen als nach
Beschaffenheit der Gliedmassen der
Sinnen für Veränderungen in ihnen
ereignen können. Ja, daß er die
Krafft der Seele nicht anders, als
eine mechanische Krafft ansehe, erhelle aus dem 943. §. met.
Weil die vorstellende Krafft das
Wesen und die Natur der Seele
ausmachet, das Wesen aber nothwendig und unveränderlich ist; so
bringet die Seele diese und nicht andere Vorstellungen, und
{Sp. 1086}
zwar in dieser und nicht in anderer
Ordnung hervor, weil es ihre
Krafft nicht anders mit sich bringet.
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Gesetzt, heist es weiter, man wolte auf diesen
Punct nicht sehen, daß er eine solche Beschreibung von der Seele
gemacht, dabey sie aller Freyheit beraubet werde, so habe er doch
derselbigen zu wenig beygeleget, wenn sie nur eine Vorstellungs-Krafft
haben solte. Den
Beweis, den er deswegen führe §. 745. metaph.
die Seele sey ein einfaches
Ding, daher habe sie nur eine eintzige
Krafft, sey nicht sonderlich gerathen.
Denn wer werde doch a simplicitate entis ad unicam illius
facultatem schliessen, und man sehe nicht, warum ein einfaches
Ding nicht verschiedene seinem
Wesen gemässe Kräffte haben sollte?
Daß er behaupte, man werde die
Empfindung der
cörperlichen Dinge
haben, wenn auch keine Welt vorhanden, sey eine Grille. |
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So weit ist die Vertheidigung dessen, was D.
Buddeus an der Lehre vom
Wesen der Seele des Herrn
Wolffens ausgesetzet, gegangen. Wider diese bescheidene
Antwort gab er die nöthige Zugabe zu den Anmerckungen heraus, wo er
p. 151. in Ansehung dieses Puncts
saget; er wolle davon weiter
nichts
schreiben, er habe sich deutlich genug erkläret. |
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Ausser diesem hat Herr D. Joachim Lange
vieles wider diese Wolffische Lehre vorgebracht. Er untersucht
sie viel weitläufftiger, als in den Buddeischen Streit-Schrifften
geschehen. Denn in der bescheidenen und ausführlichen Entdeckung der
falschen und schädlichen Philosophie in dem Wolffianischen Systemate
metyphysico p. 112 u.ff. zeiget er, wie die Wolffische Definition
von der Seele grundfalsch, und wenn sie auf den
Menschen gehen solte,
viel zu enge eingeschräncket sey, und so beschaffen, daß dieselbige ein
Atheist annehmen, vermöge derselbigen
GOtt und göttliche Dinge, die
Unsterblichkeit der Seele läugnen könne, auch mit dem Spinozismo überein
komme. |
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Wegen der eintzigen
Krafft, sich die
Welt
vorzustellen, worinnen das
Wesen der Seele bestehen soll, erinnert er
p. 117, daß man in der Seele noch so vieles antreffe, welches
man aus dieser Vorstellungs-Krafft gar nicht leiten könte, und aus der
Meinung, daß die Seele sich Vorstellungen von
cörperlichen Dingen ohne
Beyhülffe des
Leibes, ja, wenn auch keine Welt vorhanden wäre, machen
könte, zieht er p. 120. folgende Schlüsse: |
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1) |
Nach dem Systemate Wolffiano kan und
darf niemand etwas durch den Gebrauch der Gliedmassen seiner
Sinnen,
sonderlich des Gehörs und des Sehens lernen, und also ist alles Lehren
und Zuhören vergeblich und überflüßig; |
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2) |
Das Systema Wolffianum widerspricht
Paulo gleichsam ins Angesicht, wenn dieser
saget, daß
der Glaube durch die Predigt, und durchs Gehör komme. Röm. X,
17. |
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3) |
Wenn der Herr Autor novi Systematis
Paulo und zugleich der beständigen Erfahrung nicht
contradiciren will, so muß er, so offt der Glaube durch Anhörung des
Evangelii angezündet und gestärcket wird, darinn nicht allein lauter
Wunderwercke admittiren; sondern auch zugeben, daß dadurch sein
Systema und darinnen sonderlich die harmonia praestabilita
unzehlig mahl zerstöret wird. |
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4) |
Das Systema Wolffianum
redet dem
enthusiasmo das
Wort; doch also, daß es zum puren naturalismo
führet: |
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{Sp. 1087|S. 557} |
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anum führet auf solche grosse und
ungeheure Natur-Geheimnisse, welche nicht allein lauter Wunderwercke in
sich halten und über einen
Begriff gehen; sondern auch wider die gesunde
Vernunfft und
Erfahrung streiten. |
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6) |
Das Systema Wolffianum kan kein
Verständiger ohne Verleugnung der gesunden Vernunfft annehmen. |
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Er hat auch in der modesta disquisitione p.
72 u.ff. dasjenige beantwortet, was Herr Wolff zur
Vertheidigung seiner Definition der Seele in der commentatione de
differentia nexus rerum sapientis et fatalis necessitatis §. 22.
p. 73. angebracht hat. |
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Rüdiger hat in einer besondern
Schrifft des Herrn
Wolffs Meinung von der Seele
untersuchet, deren Titel ist: Wolffens Meinung von dem Wesen der Seele
und eines Geistes überhaupt, und Rüdigers Gegen-Meinung, welche 1727
heraus gekommen; es hat aber der Herr Wolff nicht
darauf geantwortet; Daher Herr Hoffmann seinen 1729
edirten Gedancken über Wolffens Logick einen Anhang beygefüget, darinnen
er Wolffen auf die von Rüdigern
gemachte Einwürffe zu antworten, einladet.
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