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Zedler: Vehlen, Völen HIS-Data
5028-46-961-6
Titel: Vehlen, Völen
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 46 Sp. 961
Jahr: 1745
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 46 S. 494
Vorheriger Artikel: Vehla
Folgender Artikel: Vehlich
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Stichworte Text Quellenangaben
Münster Vehlen, Völen, Velen, Frantz. Foulogne, ein Flecken, Schloß und Grafschafft zwischen Cösfeld und Rasfeld im Bißthum Münster, im so genannten Amte Aahus, bey nahe an der Grentze des Hertzogthums Cleve. Es ist das Stamm-Hauß der Grafen Vehlen. Hübners Geogr. III Th. p. 531.
   
Hessen Vehlen, Velen, Vöhle, ein in Ober-Hessen in der Herrschafft Itter auf einem hohen Felsen gelegenes Schloß, wobey unterschiedliche Gebäude aufgeführet worden, nachdem George, Landgraf zu Hessen , daselbst seine Residentz aufgeschlagen.  
   
Geschlecht Vehlen, oder Velen, ein berühmtes Reichs-Gräfliches Geschlecht, welches auf der Westphälischen Banck seinen Sitz hat.  
  Dieser ansehnlichen Familie Güter liegen mehrentheils in dem Westphälischen Crayse, worunter die Grafschafften Velen und Megen, welche in dem vorigen Frantzösischen Kriege sehr mitgenommen worden. Ihre gewöhnliche Residentz ist Raesfeld, ein ohnweit dem Städtgen Schermbeck, in dem Hertzogthum Cleve gelegene Herrschafft. Sie besaß auch ehemahls die Herrschafft Brezenheim, welche Alexander, Graf von Vehlen, 1642 von Wilhelm Wirichius, Grafen von Falckenstein gekauffet, und mit Einwilligung des Churfürsten von Cöln, als Lehnsherrn, in Besitz genommen hatte; dem aber ungeachtet, muste dieselbe nach dem Niemägischen Frieden den Grafen von Manderscheid und Löwenhaupt eingeräumet werden. Sonsten schreiben sich die Herren Grafen auch Herren von Schermbeck und Krudenburg, welche Güter vermuthlich gegen Steinwerck und Tongernel vertauschet sind.  
  Den Ursprung dieses Gräflichen Hauses anlangend, so will man es von einem Römischen Ritter, der aus der Stadt Velia gebürtig gewesen, herführen. Derselbe soll mit dem Kayser Carln dem Großen nach Westphalen gekommen seyn, und sich mit Adelheid, einem vornehmen Frauenzimmer aus des Arminius Geblüte, so er in dem Treffen bey Bocholt gefangen bekommen, vermählet haben; woraus ihr Sohn, Hartmann, sich einen edlen Herrn zu Vehlen geschrieben. Dieser hatte von seiner Gemahlin Fremegundis einen Sohn Hartmannen II, der mit Idlula von Gemen Hartmannen III gezeu-  
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  get. Dessen Gemahlin Geltradis gebahr ihm Hartmannen IV, der von seiner Gemahlin, einer von Battenburg, ein Vater worden:  
  1) Hartmanns V.  
  2) Gisberts und  
  3) Conradins.  
  Nur gedachter Hartmann V war mit Hetwigin von Lecke vermählet und erhielt von ihr Conraden I, dem seine Gemahlin Elmengardis von Steinfurt Bernharden und Hartmann Vl gebohren. Ersterer war ein Vater Hermanns I, Dietrichs, Simons und Bernhards.  
  Jetztgemeldeter Hermann I zeugete Conraden II und Bernharden des Conrads II Sohn war Hartmann VII, Edler Herr zu Vehlen, des Hertzogs von Egmond General. Er blieb in der Schlacht bey Hasselt, und hinterließ von Margarethen, Erbin der Herrschafft Raesfeld in dem Hertzogthum Cleve, Hartmannen VIII, welcher Bischöfflich Münsterischer Geheimer Rath, Statthalter, und Marschall, wie auch Drost zu Meppen, Rhene und Bevergen gewesen, und mit Marie Marianen, Frau zu Nortkirchin und Damesberg, drey Söhne gezeuget. Diese waren  
  1) Hermann, welcher 1600 bey Ernsten, Hertzoge von Bayern und Bischoffe zu Münster, die Stelle eines Raths bekleidet, und durch Margarethen von Haußen, ein Vater Theodorichs I worden, so Drost zu Meppen, in dem Stiffte Münster, gewesen und sich mit Anne Sophien von Wenden vermählet gehabt hat, die ihm gebohren:  
  a) Herrmannen Matthäsen,  
  b) Theodorichen II, einen Dom-Herrn, und  
  c) Alexandrinen;  
  2) Johann, Dom-Herr und Schatzmeister zu Münster.  
  3) Alexander I, welcher Kayser Rudolphen II als Obrister in Ungarn wieder die Türcken gedienet, und bey dem Bischoffe zu Münster Geheimer Rath und Hof- Marschall, wie auch Drost zu Sassenberg und Wolbeck gewesen. Dieser zeugte mit Agnes von Leeraden folgende vier Kinder:  
  1) Alexandern II, von dem hernach.  
  2) Ernsten, Dom-Herrn zu Münster und Paderborn.  
  3) Marien, und  
  4) Agneten,  
  davon jene mit Alexander Helmontius, diese aber mit Johann, Freyherrn von Kettler, verehlichet worden.  
  Obgedachter Alexander II, wurde von dem Kayser Ferdinand III, dem er als General vortreffliche Dienste geleistet, den 11 Octobr. 1641 in den Grafen-Stand des H. R. Reichs erhoben. Er kauffte, wie schon oben gedacht, 1642 die Herrschafft Bretzenheim und starb den 10 Octobr 1675. Er hatte sich erstlich mit Marie Alexandrinen, Gräfin von Huyn und Gelen, einer Tochter Arnolds, und Margarethens von Boscholt, hernach aber mit Anne Magdalenen, einer Tochter Arnold Jodocus, Grafens von Bentheim, vermählet. Mit der letzten zeugte er eine Tochter, Marie Alexandrinen Elisabeth, welche 1664 mit Otto Wernern Freyherrn Waldpott von Bassenheim, erblichen Burggrafen zu Drachenfels, verheyrathet worden. Die erste gebahr ihm folgende vier Kinder:  
  1) Ferdinand Gottfrieden, von dem hernach.  
  2) Paul Ernsten, welcher dem Hause Österreich im Kriege gedienet, und bey seines Vaters Leben in einem Gefechte mit den Frantzosen ohnweit Rheims geblieben, da er sein Leben nur auf 25 Jahr gebracht hatte.  
  3) Alexandrine Marien, die erstlich mit Emico, Grafen von  
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  Falckenstein, hernach aber mit Johann Grafen von Waldeck, vermählet, und den 27 Febr. 1692 durch den Tod weggenommen worden.  
  4) Isabellen, die sich 1644 mit Adolphen, Grafen zu Limburg-Styrum vermählet und 1692 verstorben.  
  Oberwehnter Ferdinand Gottfried, Graf von Vehlen, folgte seinem Vater 1975 in der Regierung, und zeugte mit Anne Sophien, einer Tochter Hermann Ottens, Grafens von Limburg in Styrum, 12 Kinder. Diese waren  
  1) Alexander Otto, von dem hernach.  
  2) Arnold Adolph, der den 20 Decembr. 1663 gebohren, und im Jahr -- gestorben.  
  3) Ludewig Heinrich, welcher den 14 Märtz 1668 gebohren. und den 10 Julius 1684 in Ungarn erschlagen worden.  
  4) Christoph Otto, von dem ein eigener Artickel folget.  
  5) Frantz Dietrich, der den 29 Jenner 1674 gebohren.  
  6) Anne Ernestine, die den 12 April 1658 gebohren, und mit Johann Lude- wigen, Grafen von Leiningen-Dachsburg, verheyrathet worden.  
  7) Marie Isabelle, so den 24 Jenner 1660 gebohren, und mit Ludewig l’ Aumonier, Marquis von Varennes, verehlichet worden.  
  8) Charlotte Amalie, die den 30 Sept. 1662 gebohren 1678 mit Hermann Otten, Grafen von Limburg in Styrum, vermählet, und den 9 Jul 1704 in den Wittwenstand gesetzet worden.  
  9) Dorothea Wilhelmine, die den 2 May 1665 gebohren, und mit Felix, Grafen von Werschowitz. verehlichet gewesen.  
  10) Claudie Aemilie, so den 20 Jenner 1667 gebohren, und im Jahr -- gestorben.  
  11) Elisabeth Agnes, die den 20 May 1670 gebohren, und im ledigen Stande mit Tode abgegangen.  
  12) Sophie die 1675 zur Welt gekommen, und im Kloster lebet.  
  Obgedachter Alexander Otto, Graf von Vehlen, Vicomte von Bavay, Freyherr zu Raesfeld, Bretzenheim und Doulieu, Herr zu Steinwerck, Hagenbeck, Engelrod und Tongernel, war den 12 Jenner 1657 gebohren, trat in Chur-Pfältzische Dienste, und ward Geheimder Rath, General-Lieutenant und folglich General der Cavallerie, Obrister über das Leib-Regiment Dragoner, auch Gouverneur zu Heidelberg, und 1697 Bevollmächtigter auf dem Friedens Congreß zu Ryswick; er hat in ehevorigem Kriege in Niederlanden, da er 1690 gefangen worden, und an den Oberen Rhein, und auch in dem Spanischen Successions-Kriege anfangs bey der Reichs-Armee allda Dienste geleistet, trat folglich in Kayserliche Dienste als General der Cavallerie und bekam 1716 das Commando über die Truppen in Österreichischen Niederlanden, ward auch im Jenner 1717 Staats-Rath in den gedachten Niederlanden den 15 May desselben Jahres General-Feld-Marschall und den 27 April 1717 Geheimder Rath; er ist auch Ritter des Chur- Pfältzischen Ordens St. Huberti und 1726 Gouverneur und General-Capitain der Provintz Limburg worden; er starb demnach den 10 May 1727 als Kayserl. und Chur-Pfältzischer Geheimer Rath, General-Feldmarschall, und Gouverneur von Limburg nachdem er mit seiner Gemahlin, Anne Carolinen, Vicomtesse von Bavay, die er sich 1682 beygeleget, folgende fünff Kinder gezeuget hatte:  
  1) Alexandern, von dem hernach.  
  2) Carln, der als Chur-Pfältzischer  
  {Sp. 964}  
  Obrister über ein Regiment Infanterie, gestorben.  
  3) Hyacinth Josephen, der 1717 als Kayserl. General-Major bey Belgrad geblieben  
  4) Gabriel Philipp Clemens, der als Kayserl. Obrister bey dem Lobkowitzischen Cüraßier- Regimente, den 16 August 1717 in der Schlacht bey Belgrad das Leben eingebüsset.  
  5) Sophien, die sich in ein Kloster begeben.  
  Vorerwehnter Alexander, des H. R. Reichs Graf von Vehlen, Vicomte von Bavay, Freyherr von Raesfeld, Bretzenheim und Doulieu, Herr zu Steinwerck, Hagenbeck, Engelrodt und Tongernell, Erb-Marschall von Flandern, war Chur-Pfältzischer General-Major, und Obrister über das Leib-Dragoner-Regiment. Er starb im Novembr. 1733 auf seinem Schlosse Raesfeld, in einem Alter von 50 Jahren, und hinterließ von Marie Charlotten, Gräfin von Merode von Deinse, die er sich den 19 April 1716 zu Brüssel zur Gemahlin erwählet, einen Sohn, der den 16 Februar 1717 gebohren worden: Wiewohl dieser auch bereits Todes verblichen seyn muß, indem wir in Schumanns jährlichen Genealogischen Handbuche finden, daß die Grafen von Vehlen dem Manns- Stamme nach 1733 ausgestorben, und ihre unmittelbare Reichs- Herrschafft Brezenheim Ambrosio, Grafen von Virmond, verliehen worden.  
  Von der Freyherrlichen Linie können wir weiter nichts anführen, als daß sie annoch im Stiffte Münster florire, und daraus entsprossen sey. Anton Heinrich Hermann, Freyherr von Vehlen, war im Jahr 1740 Senior des gedachten Stifftes. Vielleicht ist diese Branche von vorgedachtem Hermannen, dem zweyten Sohne Hartmanns, abgestammet.  
  Das Geschlechts-Wappen anlangend, so führen die Herren Grafen von Vehlen im gelben Felde drey rothe in einer geraden Linie hinter einander gehende Vögelgen. Auf dem Helme erscheinet zwischen einem rothen ausgebreiteten Flug das Schildlein mit jetztgemeldeter Blasonirung und Figur, und sind dje Helm-Decken auch roth und gelbfarbig.  
  Die Religion ist Römisch-Catholisch.  
  Übrigens sind die Grafen von Vehlen Erb-Marschalle der Grafschaft Flandern.
  • Imhof N. P. L. IX. c. 14.
  • Hübn. Geneal. Tab. 447.
  • Lünigs R. A. SpiciI, Secul. T. II. p. 1411. u.ff.
  • Speners Hist. insign. L. I. c. 59. §. 20.
  • Franckenbergs Europ.Herold I Th. p. 683 u. ff.
  • Schweders Theatr. praet. L. VI. Sect. XVIII. c. 5.
  • Genealogische jetztlebende Häupter Deutschlandes ll Th. p.140 u. ff.
  • Compendieuse Staats- Beschreibung des Durchlauchtigen Welt-Creyses III Th. p. 246 u. ff.
  • Winckelmanns Oldenburgische Chronicke.
  • Mosers Reichs-Fama XII Th.
  • Genealogischer Archivarius des Jahrs 1733. p. 406.
  • Ludovici in dem Schau-Platze der Allgemeinen Welt-Geschichte des 18 Jahrhunderts ll Th.
  • Gauhens Adels-Lexicon.
   
  Vehlen, (Christoph Otto, Graf von) Kayserl. General-Feld-Marschall, Obrister über ein Regiment Dragoner und commandirender General en Chef in denen Österreichischen Niederlanden, war ein Sohn Ferdinand Gottfrieds, Grafens von Vehlen, den ihm seine Gemahlin, Anne Sophie, Gräfin von Limburg in Styrum, den 25 May 1671  
  {Sp. 965|S. 496}  
  gebohren hatte.  
  Anfangs stund er in Chur- Bayerischen Kriegs-Diensten, welche er aber, als General-Adjutant, verließ, und unter dem Kayser sein Glücke weiter suchte. Nachdem er 1702 dem damahligen Röm. Könige Josephen, bey der Belagerung von Landau, als General-Adjutant gedienet, gieng er als Obrist-Lieutnant mit nach Italien, woselbst er 1706 bey Montechiaro gefangen, aber bald wieder auf freyen Fuß gestellet wurde.  
  Im Jahr 1707 brachte er die Zeitung, daß die Frantzosen die Lombardey geräumet, nach Wien, und bekam im Junius, als Obrister, das Sintzendorffische Regiment zu Pferde, mit welchem er unter dem Grafen von Daun, das Königreich Neapolis erobern half; auch war er bey Eroberung der Festung Gaeta der erste, der in solche eindrung. Hierauf wurde er General-Feld-Wachtmeister, von der Cavallerie und 1716 General-Feld- Marschall-Lieutnant, da er dann in diesem und folgendem Jahre seine Tapfferkeit in den Ungarischen Feldzügen in den in Ungarn vorgegangenen Belagerungen und Schlachten, an den Tag legte.  
  Im Jahr 1718 im May- Monate erhielt er das Gouvernement zu Ath im Hennegau, und stund in solchem Ansehen, daß ihn der Kayser den 1 October 1723 zum General der Cavallerie, folgends zum General-Feld-Marschall, und 1732 nach Absterben des Generals zum Jungen, zum General en Chef in den Österreichischen Niederlanden erklärte, welche letztere Würde er kein völliges Jahr bekleidete, gestalt er den 2 May 1733 an einem Schlagflusse, nachdem er sein Alter auf 62 Jahre gebracht, und zwar im ledigen Stande, das Zeitliche gesegnete.
  • Genealogiophili, jetzt-lebende Häupter Deutschlandes, II Th. p. 141.
  • Eröfnetes Cabinet grosser Herren, V Th. p. 532 u. ff.
  • Genealogischer Archivarius, des Jahrs 1733 p. 255 u.f.
   
Grafschaft VEHLENSIS COMITATUS, die Grafschafft Vehlen, siehe Vehlen.  

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Stand: 13. November 2016 © Hans-Walter Pries