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politische |
Die Politische Geld-Kunst siehet auf die äusserliche
Glückseligkeit, so ferne selbige durch das
Geld befördert wird, und zeigt daher,
wie man Geld erwerben, und dasselbe
klüglich brauchen
müsse. Sie geht entweder
auf das Wohlseyn einer Republick überhaupt, und be- |
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{Sp. 200} |
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Fürst |
trifft also den
Regenten, oder einer jeden eintzelnen
Person, welche man die
privat-politische Geld-Kunst
nennen könnte. Jene weiset insonderheit, wie ein
Fürst soll reich werden, welches eine practicable
Sache ist, indem wir dieses
aus der
Erfahrung
wissen. Das eintzige
vernünfftige
Mittel dazu ist, daß er sein
Land reich mache, indem
natürlich, wenn ein Regent durch seine
Klugheit die
Einkünffte des Landes vermehret, daß auch die
Schatz-Cammer davon wachse und
zunehme, und hingegen wenn das Land
arm, der Regent niemahls reich seyn könne. |
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Bey solcher Vermehrung kan er sich so viel zueignen, als der wahre
Nutzen
der
Regierung erfordert, ja nach Beschaffenheit der Umstände, als zur Zeit der
Noth, noch ein weit mehrers, worinnen er nichts
unbilliges begehet, wenn es zum
Nutzen des allgemeinen Wesens muß angewendet werden. Ja wenn ein
Fürst siehet,
daß die
Unterthanen zu
reich, und dadurch zur Uppigkeit verleitet werden
möchten, so kan er diesen Uberfluß zu sich nehmen, und ihn also anwenden, daß
davon Waysen-Häuser, Invaliden-Häuser, Kirchen und
Schulen gestiftet, gebessert,
wohlverdiente
Männer belohnet, und im Fall noch was übrig bleiben solte, der
Staat vermehret werde, welches denn dem
armen
Handwercks-Mann wieder zu statten
kommen kan. |
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Mittel, die ein Land reich machen |
Ist demnach die Schatz- Kammer des
Fürsten einerley mit der Schatz-Kammer
des Landes, so werden beyde das Land und der Fürst in diesem Ansehen, zugleich
reich, und die Mittel, die ein Land reich machen, machen auch einen Fürsten
reich. Selbige sind folgende: |
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1. Geld in Bewegung bringen |
1) |
muß man darauf dencken, daß alles
Geld im Lande
in steter
Bewegung sey, welches wie ein Bothe ist, dessen Ruhe keinen,
die Bewegung aber, oder das Lauffen allein
Nutzen bringet, und daher
soll kein eintziger Thaler in Ruhe liegen, welcher bey weiten nicht so
viel nützet, als ein Dreyer, der rouliret. Darauf pflegt man insgemein
nicht wenig zu sehen, und man denckt, es sey dem
Lands-Herrn gleich
viel, wer das Geld habe, wenn es nur im Lande bleibe. |
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Allein wenn man die
Sache genau überleget, wird
sich ein anders zeigen. Denn dependiret das Wohl eines
Fürsten von dem
Wohlseyn seiner
Unterthanen, so ist ja natürlich, daß es besser um die
Unterthanen stehen müsse, wenn das
Geld rouliret, als wenn dasselbe
stille lieget, indem von einem Thaler, ja von Millionen Millionen, wenn
sie ruhen, kein eintziger
Mensch leben kan, da hingegen von einem
eintzigen Thaler, der in
Bewegung ist, täglich zehen Menschen leben
können. Es würden auf diese Art viele von denen Unterthanen unvermögend
werden, ihre Handthierung zu treiben, Handel und Wandel muß in Abnahme
kommen, und die
Gaben werden mit vieler schmertzlicher
Empfindung und
Klagen gegeben. |
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Dieses kan füglich geschehen, wenn man im
Lande
Sicherheit im Ausleihen verschaffet, damit niemand aus
Furcht betrogen
zu werden, das
Capital liegen lasse; es müssen
reiche Leute im Essen,
Trincken, Wohnung, Kleidern und andern Stücken mehr aufgehen lassen,
wodurch andere was
verdienen können, das Geld kommt so unter die Leute,
und man hat nicht einen so grossen Anlauf von Bettlern. Es müssen die |
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{Sp. 201|S. 114} |
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Landwirthschafften wohl getrieben, die
Manufacturen in Aufnahme gebracht werden, da denn ein Mittel dem andern
die Hand bietet. Wenn der
Regent so viel von dem Uberfluß der Renten
gesammlet, als zur Werbung einer
ansehnlichen Armee nöthig, so soll er
weiter an keine Sammlung der Schätze dencken, und auch für seine
Person
keinen Thaler ruhen lassen, und wenn gleich das
Geld vor die Armee nicht
rouliret, so schafften es doch in seiner Ruhe grössern
Nutzen, als wenn
es in
Bewegung wäre; alle andere Ruhe aber des Gelds ist dem allgemeinen Wesen, welches dasselbe besitzet,
schädlich; |
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2. Geld im Lande halten |
2) |
soll dieses Mittel, daß das
Geld roulire, zum
rechten
Nutzen angewendet werden, so muß man veranstalten, daß das Geld
nicht aus dem Lande zu dessen
Schaden gebracht werde, welches auf
unterschiedene Art geschehen kan. Denn es geschicht dieses durch den
Pracht mit ausländischen Waaren, wodurch das Geld zwar rouliret, aber
nicht zum Vortheil der Republic, weil es aus dem Lande kommt: den Pracht
aber, den man mit inländischen
Sachen treibet, soll man eben nicht
verbieten, indem Pracht, wenn er eine bloße Nachahmung anderer Leute
unsers gleichen ist, welche der Wohlstand erfordert, und Hoffart nicht
einerley sind, wodurch das Geld so rouliren kan, daß die
Reichen etwas
erschöpffet, und von deren Uberfluß denen
Armen etwas zugewendet werde. |
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Es kömmt das
Geld ferner aus dem Lande, wenn
viele in fremde Länder
reisen, und da das Geld durchbringen, mithin muß
der
Fürst auch auf die Minderung dieses Ubels dencken, welches aber
nicht die Absicht hat, daß er seinen Lands-Kindern, wenn er selbst keine
Universität hat, verbieten solte, Studirens wegen auf Universitäten zu
zühen, und also das Geld nicht aus dem Lande zu tragen, massen man in
der Republic verständige und tugendhaffte Leute braucht, die nachgehends
dem Lande mehr einbringen können, als dasjenige ausmacht, was sie ausser
demselben verthan; selbst aber eine Universität anzulegen, ist nicht
allezeit thunlich, und wenns auch practicable, nicht rathsam, mithin
ists vielmehr vor ein Land, wo keine Universität ist, ein
Vortheil, daß
die Lands-Kinder ausserwärts Gelegenheit, was nützliches zu erlernen,
finden. |
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Hat der
Fürst in seinem Lande selbst eine
Academie, so scheints zwar, daß man dadurch beydes, die Erlernung der
guten
Künste und
Wissenschafften, und die Erhaltung des Gelds im Lande
erlangen könnte, wenn man den Lands-Kindern, auf fremde Universitäten zu
reisen verböte, oder wenigstens verordnete, daß sie einige Jahre auf der
einheimischen zubringen müsten. Eine solche Anstalt ließ sich wohl
machen, ob aber in der That so grosser
Nutzen dabey seyn wird, lassen
wir dahin gestellt seyn. Denn setzen wir zum Voraus, daß an der
gründlichen Erlernung guter Wissenschafften, und einem tugendhafften
Leben der
Bedienten in einer Republic mehr gelegen, als an den
Geld, so
dadurch im Lande erhalten wird, so stehet dahin, obs mit der
einheimischen Universität in Ansehung derer
Lehrer, der Wissenschafften
und der Disciplin allezeit so beschaffen, daß man den wahren sich
vorgesetzten
Endzweck erlangen kan, wie nicht weniger ob jemand auch |
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{Sp. 202} |
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Lust hat, daselbst zu
studiren. Denn wie leicht
kan sichs auf verschiedene Art zutragen, daß wohl die nöthigsten
Wissenschafften auf einer einheimischen Academie schlecht tractiret
werden, und also niemand darinnen was rechtes lernen kan, auf welche
Weise man zwar das Geld im Lande behalten hätte; man bekäme aber keine
tüchtige Leute, die einmahl dem
gemeinen Wesen rechtschaffene
Dienste
thun könnten, welcher
Schaden weit grösser, als derjenige, wenn das zum
Studiren nöthige Geld aus dem Lande auf eine fremde Universität gebracht
wird. Soll aber jemand wider seinen
Willen auf eine Universität zühen,
da er in den
Gedancken stehet, er könne auf einer andern seine
Studien
glücklicher treiben, so macht dieses in dem
Gemüth
Verdruß, und dieser
Verdruß im Studiren Hindernisse. |
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Das Reisen in fremde
Länder, läst sich so
schlechterdings nicht verbieten. Denn obgleich viele in ihrem
Vaterlande
klug worden; und hingegen mancher, der viel
Geld aus dem Lande
geschleppet, und in der Fremde sitzen lassen, nicht klüger worden, und
hingegen wohl neue Laster und Thorheiten zurückgebracht, so ist doch
dieses ausgemacht, daß man auf der Reise manches anmercken kan, welches
zum
Nutzen des Vaterlandes kan angewendet werden, und kommt also nur
darauf an, was für eine
Person
reiset, und ob sie im
Stand, sich auf der
Reise
vernünfftig zu
regieren, und mit den Geld wohl hauszuhalten;
hievon aber zu urtheilen, ist eine schwere
Sache, auch in Ansehung, daß
viele erst auf der Reise selbst liederlich werden, nicht wohl
practicable. Solte aber das Reisen so sehr überhand nehmen, welches zwar
bey itzigen Zeiten nicht zu sorgen, und man wüste wahrscheinlich vorher,
daß man in Zukunfft so viel gereisete
Personen zum
Dienst der
Republic
nicht brauchen könnte, so hat der
Regent wohl
Ursach, durch ein Verbot
dem häuffigen Reisen Einhalt zu thun. |
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Zu denjenigen Arten, wie das
Geld aus dem
Lande
gebracht wird, gehört auch, wenn man dasjenige, so man an Speise,
Tranck, Kleider, ohne und zu seines
Leibes Nothdurfft brauchet, anders
woher holen, und mit baarem
Gelde bezahlen muß, daher man die
Ursachen
zu untersuchen, warum das Land in ein und dem andern Mangel habe, und wo
man selbiges gefunden, auf Mittel bedacht seyn, wie demselbigen durch
Verbesserung des Feldbaus, der Holtzung, der Viehzucht, Jägerey,
Fischerey abzuhelffen. Bey guten Jahren muß man einen Vorrath an
Victualien sammlen, damit wir nicht bey einem Mißwachs, den zu
verhindern wir nicht vermögend sind, das benöthigte aus fremden Ländern
holen, und das Geld dahin bringen müssen. |
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Die gröste
Ursach, die einen Landmann
arm macht,
ist der Krieg, absonderlich wenn er in entlegenen und fremden
Landen muß
geführet werden, indem solcher gestalt das
Geld aus dem Lande kommt.
Wird er im Lande selbst geführet, so bleibt wohl das Geld, so die Armee
verzehret, im Lande, es kan auch dadurch fremdes Geld durch die
feindliche Armee ins Land gebracht werden; allein der Feind kan theils
durch Plündern, theils durch
Contributiones, theils durch Verwüstung des
Landes grossen Schaden, und dadurch grossen Mangel anrichten. Am er- |
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{Sp. 203|S. 115} |
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träglichsten ist noch der Krieg, der an den
Gräntzen sein Lager aufschläget, weil die
Unterthanen von dem Aufgange
desselben wieder etwas genüssen. |
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Qvacksalber, Marcktschreyer, Comödianten,
Seil-Täntzer, Spieler, Glücks-Töpffer, und andere Landläuffer können
auch viel
Geld bisweilen aus dem
Lande schleppen, und wo man siehet, daß
sie nicht eben so viel verzehren, als sie
verdienen, oder nicht den
geringsten
Nutzen stifften, welches dann und wann von einem Qvacksalber
und Marcktschreyer geschehen mag, niemals aber von Comödianten,
Seil-Täntzern, Glücks-Töpffern, so soll man sie im Lande gar nicht
dulten, und das wenige, so sie der
Obrigkeit, wegen erhaltener
Erlaubniß, abtragen müssen, nicht ansehen. |
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3. Geld ins Land bringen |
3) |
Es ist nicht genug, daß das gegenwärtige
Geld im
Lande bleibe, und in steter
Bewegung stehe und roulire; sondern man muß
auch darauf bedacht seyn, wie noch mehr Geld ins Land gebracht werde,
das vorher noch nicht drinne gewesen. Dazu dienen die Bergwercke, indem
wie viel jährlich von Metallen aus der
Erde gegraben wird, um so viel
das Land reicher ist, massen dasjenige, was unter der Erden war, den
Einwohnern nichts halffe, nun aber zu deren
Nutzen kan gebraucht werden,
man mag aus dem Metall Geld schlagen, oder sonst Handel und Wandel damit
treiben. Jedoch weil die Bergwercke nicht alle einerley
Art sind, noch
allezeit allein von den Inwohnern gebauet und genutzet werden, so müssen
hier die besondere Umstände in Betrachtung gezogen werden, wenn man
urtheilen will, wie weit die Bergwercke einem Lande nützlich sind. |
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Glücklich ist dasjenige Land, wo die Bergwercke
gute Ausbeute geben, und die Gewercke Inwohner sind; am glücklichsten
aber, wenn Silber- und Gold-Bergwercke da sind, die reiche Ausbeute
geben. Denn dadurch wird es um so viel reicher, als die auf den Bau
gewendete Kosten und die Ausbeute zusammen sich belauffen, indem einmahl
der Gewercke ihr
Geld rouliret; so dem
Lande nützlich, hernach vermehrt
das ausgegrabene Metall, so man vorher noch nicht gehabt, den Reichthum.
Sind die Gewercke auswärtige
Personen, und die Bergwercke tragen
Ausbeute, so geht zwar so viel Geld aus dem Lande, als die Ausbeute, die
sie zu ihrem Antheil bekommen, werth ist; weil aber dasjenige, so aus
der Erde gegraben wird, vorher niemand
eigenthümlich gehöret, wegen der
Unkosten hingegen der Gewercke ihr Geld rouliret, auch bey dem Fall,
wenn sie nichts tragen, so hat doch das Land davon mehr
Nutzen, als
Schaden, welches auch geschiehet, wenn die Gewercke Innwohner sind, und
die Bergwercke keine Ausbeute tragen, aus eben der
Ursach, daß doch
wegen der Unkosten das Geld nicht stille lieget, und vielmehr unter die
Leute kommt. |
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Denn wolte man
sagen, es hätte das Geld an
bessere
Dinge können gelegt werden, so könnte es zwar vielleicht in
Ansehung der Gewercken seyn, nicht aber in Ansehung der
Republic. Denn
wenn dieselbe, eins ins andere gerechnet, von 100 Thalern 110 Thaler
Unkosten nicht jährlich vor 10 Thaler Metalle, oder andere Berg-Arten
solten ans Licht bringen, und die aufgewendeten 100 Thaler kriechen
nicht in die
Erde hinein, sonst wäre der Handel sehr schlecht, sondern
sie bleiben auf der Erde in den Beuteln der |
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{Sp. 204} |
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Berg-Bedienten, darinnen sie doch, wie bekannt,
sich auch nicht lange aufzuhalten pflegen. |
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Eins der vornehmsten Mitteln, das
Geld im
Lande
zu vermehren, ist auch der Handel und Wandel, wenn man an auswärtige
mehr Waaren verhandelt, als man von ihnen zu nehmen nöthig hat, mithin
muß der Regent so viel, als möglich ist, darauf dencken, daß der Handel
und Wandel in Flor komme. Man treibt denselben entweder mit rohen
Materialien, oder mit daraus gefertigten Waaren, dazu die
Natur so wohl,
als die
Kunst den
Grund legt, und es entstehen daraus unterschiedene
Grade von dem
Vermögen des Landes. |
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Die Materialien, damit man handeln kan, werden
entweder aus den Bergwercken genommen, oder von den Garten- und
Acker-Bau, oder von der Viehzucht. Aus den Bergwercken kommen die
Metalle, Mineralien, Steine und Stein-Kohlen. Der Acker-Bau giebt
allerhand
Arten von Getreyde; wohin man auch die Weinberge rechnen kan:
aus den Garten nimmt man das Obst, Holtz von Bäumen, so man verarbeiten
kan, allerhand Kräuter und Gewächse; und von der Viehzucht hat man nicht
nur das Vieh selbst, sondern auch Butter, Käse, Wolle, Talch, Borsten,
Häute, Felle, und dergleichen, wohin man auch den Handel mit dem Holtz,
mit den Fischen, dem Wild, und so ferner rechnen kan. Auf solche Weise
muß die Landwirthschafft fleißig getrieben, und untersuchet werden,
worinnen und an welchen
Orten sich zum Besten des
Landes darinnen etwas
vornehmen lässet. |
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Diejenigen
Sachen nun, welche die
Natur dem Lande
gegeben, haben den ersten Grad des Werths von der Natur. Zu solchen
Materialien kommt die
Kunst, wodurch man solche Waaren verfertiget, die
man
Manufacturen nennet, welche den natürlichen Preis, oder den ersten
Grad des Werths gar sehr erhöhen können, indem dadurch eine solche Sache
kan bereitet werden, die leicht noch zwey mahl so viel gilt, als ihre
Materie, wenn sie der
Kaufmann dem
Handwercker bezahlt, welcher denn
wieder seinen
ansehnlichen
Profit haben kan, er mag die Waare an
Einheimische oder Auswärtige
verkauffen, und das macht den dritten Grad
des Werths. |
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Es ist aber hier zum voraus zu überlegen: ob man
gar keine Materialien ausser
Land führen, und alles verarbeiten lassen
soll, welches einige dafür halten, es müsse nemlich der
Regent, wenn er
sich und sein Land bereichern wolte,
befehlen und verordnen, daß keine
unverarbeitete Materialien aus seinem Lande giengen, indem was die
Ausländer daraus machten, er auch in seinem Lande bereiten lassen, und
die Materialien vier mahl höher nutzen könnte; allein wir halten dafür,
daß man mit Unterscheid darauf antworten müsse. |
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Denn in Thesi ist das wohl richtig, daß ein
Land
weit grössern
Vortheil hat, wenn daselbst die Materialien können
verarbeitet, und die Waaren entweder an die Inwohner, oder an Auswärtige
verhandelt werden; ob sichs aber practiciren lässet, ist eine andere
Frage. Wenn es mit den Einheimischen dahin kan gebracht werden, daß sie
die im Lande verarbeitete Waaren nehmen müssen, und die Einfuhre fremder
Waaren, dafür man baar
Geld zahlen muß, verhütet wird, so ists ein
grosser Vortheil, wodurch das Geld nicht nur im Lande bleibet, sondern
auch in steter |
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{Sp.205|S. 116} |
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Ja wenn solche Waaren zugleich an Auswärtige für
baar
Geld können verhandelt werden, so ists noch weit besser, weil
hierdurch zugleich viel Geld ins
Land kommt, wiewohl sich weder das
erste, noch das andere allezeit practiciren lässet, und ereignen sich
nach der Beschaffenheit der Länder und
Örter allerdings Fälle, da es
besser, die Materialien, als die daraus verarbeiteten Waaren aus dem
Lande zu führen. Denn bisweilen finden sich an einem
Ort die Materialien
in so grosser Menge, daß man nicht gnug
Arbeiter darzu haben, und nach
Proportion des Landes unterhalten kan; oder diejenigen, die mit uns
handeln könnten, verlangen nicht so wohl die verarbeiteten Waaren, als
vielmehr die Materialien; oder sie werden nicht so auf diese Art, wie an
anderen Orten, verarbeitet, und was andere Fälle mehr sind. |
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Inzwischen muß hierinnen der
Regent das
möglichste thun lassen, und wo man siehet, daß die
Manufacturen mit
grösserm Vortheil können angeleget werden, alle Mittel brauchen, wodurch
sie nicht nur in Flor zu bringen, sondern auch darinnen zu erhalten,
wovon unten bey der
Materie von Manufacturen mit mehrerm gehandelt
worden. |
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andere Arten der fürstlichen Geldvermehrung |
Es sind noch andere Arten, dadurch das Aerarium kan vermehret werden, wenn
ein
Fürst die in seinem
Lande geworbenen
Soldaten an einen andern verkauffet, oder von einem andern Fürsten, daß er ihn
zur Zeit der Noth beschützen möge, Pension bekommt, oder wenn er seine
überflüßige Cammergelder auf Zinsen ausleihet, oder die Cammergüther mit gutem
Vortheile verkauffet oder verpachtet. |
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Literatur |
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Von dieser
Materie können zweyerley
Schrifften nachgelesen werden. Einige sind
General-politische
Bücher,
worinnen diese Materie zugleich mit abgehandelt worden, worunter insonderheit
die Gedancken |
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- des Herrn von
Seckendorffs,
in dem Fürsten-Staat,
-
Buddei in element. philos. pract.
...
-
Rüdigers
in der Kunst zu leben und zu herrschen ... der
nach des Herrn Buddei
Principiis geschrieben,
- und
Wolffs in den Gedancken von dem Gesellschafftlichen
Leben der Menschen ...
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verdienen gelesen zu werden, die wir auch hier berühret haben. |
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Andere haben besondere
Schrifften von dieser
Materie aufgesetzet, welche der
Herr von Rohr in seiner Haushaltungs-Bibliotheck ... erzählet
hat. Die vornehmsten sind |
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1) |
Hermann
Conring in dissert.
de aerario principis recte instituendo, augendo et conservando,
worinnen er von dieser Sache schon gar methodisch gelehret; |
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2) |
Christian Henelius in
tractat. politic. de aerario, sive de rationibus acquirendi principi
pecuniam, worinnen er von Zöllen, Tributen, Müntz-Wesen,
Bergwercken, Administrirung unbeweglicher Güter, montibus pietatis,
monopoliis, Zuchthäusern und so weiter handelt: |
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3) |
Joachim Becher in dem
politischen Discours von den eigentlichen Ursachen des Auf- und
Abnehmens der Länder, Städte und Republiquen, worinnen viel feine
Entwürffe von Commercien, Manufacturen, Seiden-Handel und dergleichen zu
lesen, wiewol er auch zuweilen solche Vorschläge gethan, die sich |
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{Sp.206} |
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in Praxi nicht so leicht appliciren lassen, als
er sich eingebildet; |
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4) |
Freyherr von Schröder, in der
Fürstlichen Schatz- und Rent-Cammer, darinnen er Vorschläge thut, wie
ein Fürst der Unterthanen Güter vermehren soll, und ist eins der besten
Bücher von dieser
Materie: |
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5) |
ein gewisser und ungenannter Cavalier in der
Fürstlichen Macht-Kunst, oder unerschöpfflichen
Gold-Grube, wodurch ein Fürst sich mächtig, und seine Unterthanen reich
machen kan, darinnen viel gute Anmerckungen, sonderlich das Commercien-
und Manufactur-Wesen betreffend, enthalten sind. Es hat diese
Schrifft
Heinrich Bodinus mit des Cavaliers Gutbefinden heraus
gegeben, dawider aber des Jahres drauf 1704 ein anders heraus kommen
unter folgendem Titel: das Gold des publicen Credits, welches
der vornehme Auctor der Fürstlichen Macht-Kunst und unerschöpfflichen
Gold-Grube durch Herrn Heinrich Bodens Gütigkeit und Vermittelung
publice schauen lassen, wird auf dem Probierstein der gesunden Vernunfft
zum Commercio untauglich befunden von einem Lübeckischen Kauffmann;
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6) |
Johann George Leib in vier
Proben, wie ein Regent Land und Leute verbessern, des Landes Gewerbe
erheben, seine Gefälle und Einkommen sonder Ruin der Unterthanen
billigmässiger Weise erhöhen, und sich dadurch in Macht und Ansehen
setzen könne, worinnen er allerhand Anschläge eröffnet, wie ein Fürst
vor den Ackerbau, Bergwercke, Manufacturen, Commercien, Universitäten,
Künstler u.s.w. sorgen, und auf deren Verbesserung bedacht seyn soll: |
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7) |
Johann Georg Döhler, in der
Untersuchung des heut zu Tage überhand nehmenden Geld- und
Nahrung-Mangels nach seinem Ursprung und Ursachen, auch sichern und
gewissen Hülffs-Mitteln, |
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andrer zu geschweigen, die der Herr von Rohr an besagtem
Ort schon angeführet hat. |
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