Stichworte |
Text |
Quellenangaben |
|
10) Figur und Gestalt der Welt.
¶ |
|
|
Was die Figur und
Gestalt der Welt anbetrifft, so ist dieselbe schwer zu
errathen.
Wahrscheinlich
soll sie rund seyn. |
|
|
α) |
Weil diese Figur für alle andern die
vollkommenste und räumlichste ist. |
|
|
|
β) |
Weil alle andere Haupt-Cörper der Welt, als die
Sonne, Mond etc. rund sind; |
|
|
|
γ) |
Weil alle diese Cörper eine Circulmäßige
Bewegung
(Motum circularem) haben; |
|
|
|
δ) |
Weil die Gelehrten fast durchgehends der
Meynung
sind; |
|
|
|
ε) |
Weil niemand eine andere Figur zulänglich
erweisen kan. |
|
In Werenfels Dissertationibus varii argumenti ...
finden sich Theses de figura mundi.
- Schmidts Bibl. Mathem. ...
- Desselben Bibl. Phys. ...
- Acta Scholastica, B. II.
...
-
Wolffs Phys. Dogm. Th. II. ...
- Hederichs Anleit. zu Mathem. Wissensch. ...
- Beytrag zu den Leipz. Gel. Zeit. Th. II. ...
- Breßlauer Samml. von 1721. Vers. XVII. ...
¶
|
|
|
|
|
11) Anzahl der Welten.
¶ |
|
|
Die Indianer halten, nach Kirchers Berichte, davor,
Brama, oder Bruma, habe 14. Welten gemacht, die mit
den
menschlichen Theilen übereinkämen. |
|
|
- Die 1. aus dem Gehirne;
- Die 2. aus den Augen;
- Die 3. aus dem Munde;
- Die 4. aus dem lincken Ohrläpplein;
- Die 5. aus dem Gaumen und der Zunge;
- Die 6. aus dem Hertzen;
- Die 7. aus dem Bauche;
- Die 8. aus der Schaam;
- Die 9. aus dem lincken Schenckel;
- Die 10. aus dem Knie;
- Die 11. aus der Fersen;
- Die 12. aus der Zehe des rechten Fusses;
- Die 13. aus der Fußsohle des lincken Fusses;
- Die 14. aus der rund ihm ihn herum schwebenden Lufft.
|
|
|
Aus diesen Welten wären die
Menschen, nach Beschaffenheit der menschlichen
Glieder, entsprossen. Nemlich |
|
|
- aus der 1. die mit
Verstand und
Weisheit begabten Menschen;
- Aus der 2. die in
weltlichen Sachen Vorsichtigen;
- Aus der 3. die Kunst- und Wohl-Redner;
- Aus der 4. die Arglistigen und
Schlimmen;
- Aus der 5. Fresser und Schlemmer;
- Aus der 6. die Prächtigen, Vornehmen und Milden;
- Aus der 7. die Garstigen und
Unverschämten;
- Aus der 8. die
Geilen und zu der Fleisches-Lust geneigten;
- Aus der 9. die
arbeitsamen
Handwercks-Leute, und die das
Land
bauen;
- Aus der 10. Gärtner und
Bauern;
- Aus der 11. Leute von geringen Handwerckern;
- Aus der 12. Todtschläger, Strassenräuber und Diebe;
- Aus der 13. Unterdrücker der
Armen;
- Aus der 14. die mit sonderlichen Gaben und allerhand wichtigen
{Sp. 1671|S. 849}
Künsten begabten sonderbaren Menschen.
|
|
|
Diese Heyden bilden ihnen die Welt als ein Ey ein, worinnen Himmel u.
Erde
begriffen sey. Brama, der die Welt gemacht habe, soll sich zu
Surgam aufhalten; daher
sagen sie, wenn einer
verstorben ist, er sey nach Surgam
hin. Unter die Erde setzten sie den Patalam, d.i. den Abgrund, und über den
Surgam stellen sie Bramma Lokon, über den Kailason, Likaweikontam, und
Weikontam, welches solche 3
Örter sind, darinnen
GOtt selbst herum wandele. Die
Erde, oder Welt, die wir bewohnen, nennen sie Bou-Lokon. |
|
|
Die Braminer dichten, Bou-Lokon, d.i. der Erd Klotz, habe 7 Welten in sich,
und zwischen jeder ein Meer. Die nächste Welt bey dem Centro, oder Mittel-Punct,
soll mit einem Meer süßen Wassers umfangen seyn. Danach folgt eine Welt mit
einem Milch-Meer umgeben, auf welcher der Berg Trikoweda Parvatam stehe, welcher
10000. Meilen hoch, und auch so breit seyn soll. Alsdenn folgt eine Welt, mit
einem Meer voll Butter. Ferner eine Welt, mit einem Meer von Tayer, d.i. dicker
Milch, die wir den Kern, oder Milchram nennen, umringet. Denn eine Welt, mit
einem Meer von Wein umschlossen. Hierauf eine Welt, mit einem Meere von Syrup,
oder
Zucker, umgeben. Über dieses eine Welt, mit dem Meere von gesaltzenem
Wasser umgeben; und das sey unsere Welt. |
|
|
Wie nun einer gelebt habe, so komme er nach dem
Tode in eines derer Meere.
In das Milch-Meer sollen die
Geistlichen kommen; In das Saltz-Meer die Elenden;
In das Meer der dicken Milch die zu der fleischlichen Wollust Geneigten; In das
Butter-Meer die Glückseligen; In das Syrup Meer die Barmhertzigen, die gern
Allmosen geben; In das Wein Meer, als die Herrlichkeit Vagakandams, die
Reichen;
In dem reinen süssen Wasser-Meere sollen 5 Paradiese seyn; aber in den andern
sey die Fülle der fleischlichen Wollüste. |
|
|
In der Königl. Dänischen Missionarien aus Ost-Indien eingesandten
ausführlichen Berichten, Th. I. ... wird von den Malabaren
ebenfalls angemercket, daß sie 14 Welten glauben, die einerley Höhe, Weite,
Breite und Länge haben sollen, und gar viel Historien vorgeben, die da in
solchen Welten vorgegangen seyn sollen. Sie
sagen, daß die
Seelen derer, so
Gutes gethan haben, in die Welt, Tschiwalogum genannt kommen; die Seelen derer
aber, so
Böses gethan und in Sünden gelebet haben, in die Welt, Emalegum genannt
fahren. |
|
|
Tschiwalogum ist unter ihren sieben Ober-Welten die alleroberste, und der
Ort, wo ihr
Gott Tschiwen seine Residentz hat. Es wird solche Welt sonsten in
ihren
Büchern auch Tschaddialogum genannt, welches soviel heisset, als die
wahrhafftige Welt. Die
Nahmen ihrer sieben Ober-Welten folgen also auf einander: |
|
|
1) |
Tschaddialogum; |
2) |
Dewalogum; |
3) |
Tschenalogum; |
4) |
Magalogum; |
5) |
Tschiwalogum; |
6) |
Buwalogum; |
7) |
Pulogum; |
|
|
|
welches letztere diejenige ist, darinnen die
Menschen
anjetzo leben. Emalegum ist unter ihren sieben Unter Welten die allerunterste,
worinnen der Gott des
Todes Emen, mit allem Verdammten, seine Residentz hat.
Sie heisset sonst bey den Poeten Padalalogum, welches in der Deutschen Sprache
eine Welt von einer tieffen Grufft, oder eigentlich die Hölle, bedeutet. |
|
|
Die
Nahmen der 7 Unter-Welten, die auf diese Welt, darinnen wir |
|
|
{Sp. 1672} |
|
|
sind, nach der
Ordnung folgen sollen, heißen also: |
|
|
1) |
Adalalogum; |
2) |
Widalalogum; |
3) |
Tscudalogum; |
4) |
Nidalalogum; |
5) |
Daradalalogum; |
6) |
Daladalalogum; |
7) |
Padalalogum; |
|
|
|
Die alleroberste von diesen 14 Welten halten sie für den Ort der Seligkeit,
und die allerunterste für den Ort der Verdammniß. Jedoch haben sie auch
unterschiedliche andere Örter, dahin die
Seelen der Verstorbenen kommen sollen,
und statuiren viele Wiedergeburten nach dem
Tode, nebst vielen andern
Reinigungs-Arten der Seelen. |
|
|
Die Beschaffenheit der gedachten Welten pflegen die Poeten als eine gantz
ausgemachte und gewisse
Sache vorzustellen, die keines
Beweises bedürffe. Und
wenn sie eine lügenhaffte Fabel
schreiben wollen, so setzen
sie allezeit dabey,
es sey in dieser, oder jener Welt, geschehen: womit sie dieselbe sobald
bewiesen
haben wollen weil sie wohl wissen, daß niemand dahin gehen u. Nachfrage halten
könne. |
|
|
Auf solche Weise sind die
armen blinden Malabaren von ihren eigenen Poeten
bezaubert worden, und lassen sich noch immer mehr bezaubern, indem ein jeder
Poet unter ihnen
Freyheit
hat, zu
schreiben, was ihm nur in die
Phantasie fallen
mag; welches alles denn von dem gemeinen Hauffen als lauter Geheimnisse und
wichtige Glaubens-Artickel angenommen wird, der denn nach keinem
Beweise fraget,
weil es in einer andern Welt geschehen seyn soll. Roger
schreibet in dem Asiatischen Heydenthum ... von 8 Welten der Indianer.¶ |
|
Weitere Fragen |
Wir statuiren, wenn wir das
Wort Welt, in weitem
Verstande nehmen, in sofern
sie ein Inbegriff aller Creaturen ist wie wir solche oben beschrieben haben, nur
eine Welt. Wenn aber gleichwohl verschiedene von der Vielheit der Welten
geschrieben haben, so brauchen sie in dieser Absicht solches
Wort in einer
eingeschrenckten Bedeutung, sofern selbiges sich sonderlich auf unsern
Erdboden
beziehet. Denn wenn man fragt: Ob mehr, als eine Welt, sey? So hat die Frage den
Verstand: Ob alle Planeten, wie die
Erde, von lebendigen Thieren bewohnet sind?
Da denn in der Haupt-Sache, daß sie bewohnt wären, sehr viele von den Alten und
Neuern übereinkommen; ob sie schon in einigen Neben-Umständen von einander
abweichen. |
|
|
Reinbeck hält deren
Meynung für sehr vernünftig, welche
denen Planeten, die unserer
Erd-Kugel in allen Stücken gleich, sowohl, wie sie,
Tag u. Nacht haben, und ebenfalls aus
Erde u. Wasser zu bestehen scheinen,
allerhand Creaturen zugedacht haben, welche Hugenius, in Cosmotheoro, nicht
einmahl der Sonne selbst absprechen will, dem auch Reinbeck
darinnen Beyfall giebet. |
|
|
Die Frage aber: |
|
|
- Ob es auch in dem Meere eine
Art von vernünftigen u. den Menschen
ähnlichen Creaturen gebe, hat er nicht berühret; und wir können sie eben so
wenig ausmachen, als folgende Fragen entscheiden:
- Ob die himmlischen
Cörper in ihrer ersten ihnen anerschaffenen
Vollkommenheit geblieben, oder ob die Einwohner des Mondes u. der Planeten
eben sowohl, als wir gesündiget haben?
- Ob die Cometen uns das jüngste Gericht vorstellen, daß unsere
Erde auch
dereinst treffen wird?
- Ob die Sonne ein abscheulicher Feuer-Pfuhl, und, nach Swindens
Meynung,
gar die Hölle, oder vielmehr ein herrlicher Cörper, und der Sitz der seligen
Geister und
Seelen sey? Wie Leibnitz in seiner Theodicee,
Th. I. ...
{Sp. 1673|S. 850}
muthmasset, worinnen ihm auch die heidnischen Perser beystimmen, die das
Paradieß in die Sonne setzen.
- Ob sie dicht, oder flüßig, Feuer, oder Gold, oder noch von anderer uns
gar verborgener
Materie sey?
- Ob alle Fix-Sterne Sonnen, und von so entsetzlicher Grösse, als sie die
heutigen Sternseher machen, oder ob sie so klein ist, als sie Lothar
ansiehet?
- Ob sie ihre Planeten um sich haben, und ob die auch bewohnt seyn, oder
nicht?
- Ob die Sonne um die
Erde, oder die Erde so wohl, als andere Planeten, um
die Sonne gehe?
- Ob alles um des
Menschen willen erschaffen, und nicht allein die Sonne,
sondern auch der Mond, und alle Sterne, so wohl die wir nicht sehen, als die
wir sehen, in die Erde und deren Thiere und Gewächse, sonderlich die
Menschen, ihren Einfluß haben;
- Oder, ob vielmehr, wo nicht alles, doch das meiste, nur ein heydnischer
unbegründeter Wahn sey, (Jes. XLVII. 13; Jerem. X. 2.) und
die himmlischen Cörper (Sonne und Mond ausgenommen, denen man solchen
Einfluß zugestehen muß, dagegen aber unsere
Erde nach Dethams
Astro-Theologie, wieder in den Mond würcket) mit uns und der Erde gar nichts
zu schaffen haben, auch nicht vor uns, sondern für unzählig viel andere
vernünftige und unvernünfftige Creaturen, zu der
Ehre des grossen
Schöpffers, erschaffen seyn?
- Und so weiter.
|
|
|
Von den vielen bewohnten Welten in den Himmels-Kreisen führet
Cudworth, in Bibl. choisie ... die
Worte des Heylandes,
Johann. XIV. 2. an: In meines Vaters Hause sind viel Wohnungen. Ob nun
zwar derselbe verneinet, daß keine Welt, und keine Creatur, von Ewigkeit seyn
könne, weil sie, wenn sie hätte seyn können, auch gewesen wäre: So thut doch
Clericus hinzu, daß vielleicht Millionen Welten, viel Millionen
Jahrhunderte vor dieser, gewesen seyn; Mithin die
Atheisten
GOtt nicht
vorwerffen können, warum er so späte was erschaffen habe? Daß aber der
allgewaltige Schöpfer so wenig vor Erschaffung der Welt müßig gewesen, als er
jetzo ist, bezeuget der Heyland, Johann. V. 17: Mein Vater würcket
bisher, und ich würcke auch. |
|
|
Was will man auch von den neuen Sternen
sagen,
die an dem Himmel zu dem Vorschein gekommen sind? Oder von den alten, die sich
daran verlohren haben? |
Wovon sich eine kurtze Historie in dem Neuen Bücher-Saale ...
aus Transaction Philsosoph. Anglicis, findet. |
|
Wir haben hievon oben, unter dem
Artickel Planet, in dem XXVIII
Bande, p.
622 u.f. ausführlichere Meldung gethan, so, daß wir uns dabey nicht aufzuhalten
haben. |
|
|
Es hat auch diese Frage, von mehr als einer Welt, der hoch
verdiente
Secretarius der
Königl. Frantzösischen
Academie der Wissenschafften,
Fontenelle, in seinen Entretiens sur la pluralite des mondes,
gelehrt und sinnreich abgehandelt. Siehe auch |
-
Wolffs Phys. dogmat. Th. II. ...
- Hederichs Anleit. zu Mathem. Wissensch. ...
- Männlings Dapper. Exotic. T. I. Beschr. von
As. ...
- Abels Hebr. Alterth. ...¶
|
|
|
|
|
12) Ob die gegenwärtige Welt die beste sey?
¶ |
|
|
Von dieser Frage ist in dem nachstehenden Ar- |
|
|
{Sp. 1674} |
|
|
ckel: Welt (die beste) ausführlich gehandelt worden, so
daher nachzusehen.¶ |
|
|
|
|
|
13) Alter der Welt.
¶ |
|
|
Kan wohl die Zeit, da diese Welt geschaffen worden ist, aus der bloßen
Vernunfft genau
bewiesen werden? Man findet keine
bequeme
Ursache, warum
GOtt
die Welt viel mehr vor 5000. als vor 100000. Jahren, geschaffen habe. Denn will
man einwenden: Ey, solte denn GOtt nur von so kurtzen Jahren her, und nicht
eher, einige Diener und solche Geschöpffe gehabt haben, die ihn
erkannt und
geehret hätten? So ist die Antwort, daß die Ewigkeit GOttes ja weder Anfang,
noch Ende habe, und die Zeit, welche die Welt gestanden, freylich nur als ein
Augenblick gegen die Ewigkeit zu rechnen sey; Gleichwohl aber gebühre es uns
nicht, dem allmächtigen GOtt solche Frage vorzulegen, was er vor der
Schöpffung
der Welt von Ewigkeit her gethan habe, und wie er verehret worden sey? |
|
|
Weil man ja solche Frage unaufhörlich würde thun können, wenn er auch gleich
tausend Welten vor dieser erschaffen hätte. So würde es auch
GOtt zu nicht
geringer Verkleinerung gereichen, und würde er gar klein und geringe seyn
müssen, wenn man alle seine Herrlichkeit,
Macht und Wunder, mit unserer engen
Vernunfft fassen und begreiffen könnte: Wie denn auch auf solche Weise aller
Glaube, den man GOtt schuldig ist, aufgehoben würde. |
|
|
Indessen hat man es doch angemercket, daß Linus, Homer, Hesiodus
und Ovidius, in Beschreibung der
Schöpffung, mit der
Heil. Schrifft übereinkommen. Die Zeit-Rechnungen der Chaldäer, Scythen, Egyptier,
Chineser, und anderer der vornehmsten Morgenländischen
Völcker, widersprechen
zwar; Sie können aber doch vereiniget werden, wenn man theils bey ihnen
Monden-Jahre
verstehet, und theils zuvor aussetzet, daß die Chineser vornehmlich
in ihren Berechnungen offt gefehlet haben, daß auch die Jahrbücher, davon sie so
viel Rühmens machen, untergeschoben sind. |
|
|
Von den Egyptiern den Anfang zu machen, so zählten sie, nach des
Diodorus Berichte ... von ihren ältesten
Königen Osiris
und Isis, bis auf den grossen Alexander, über
10000. ja, nach anderer Vorgeben, Cap. 26. 23000. Jahre,
sagten auch, daß noch
vor diesen andere
Götter, als Vulcanus, Sol und
Saturnus, über 40000. Jahre
regieret hätten. |
|
|
Die Chaldäer schwatzen bey dem Diodorus ... von 472000.
Jahren, die sie vor Alexandern dem Grossen
schon der Astronomie obgelegen hätten; Worüber sich Cicero,
L. II. Divinat. nicht
unbillig mocquiret, wovon aber Marsham,
in Canone Chronico, urtheilet, daß sie so wohl, als die Egyptier, ihrer
alten
Götter, und deren vermeynte
Regierung, zu dem
Grunde solcher Fabeln
geleget, wiewohl doch Berosus ihren zehn
Königen vor der
Sündfluth eine Zeit von 432000. Jahren zugeschrieben, welches Abel,
in Hist. Monarch. ... angemercket hat. |
|
|
Die Perser fabuliren nach Herbeloten, in Biblioth.
Orient. ihr Land sey |
|
|
{Sp. 1675|S. 851} |
|
|
9000. Jahre von dem ersten Menschen, von den Geniis, Ginn, Dive,
und Peri, unter 72. Solimannen, oder
Monarchen, welche die gantze Welt
unter sich gehabt hätten, und so gar die Pyramiden in Egypten samt andern
Merckwürdigkeiten, von ihnen erbauet worden. Diese
Geister sollen, weil sie
wieder
GOtt rebelliret hätten, in die Hölle geworffen, und an deren Stelle die
Menschen darein gesetzet worden seyn. |
|
|
Die Tutdetani in Spanien rühmten sich, wie Strabo,
L. III. meldet, sie hätten alte
Schrifften und Lieder von 6000. Jahren;
Welche Grossprecherey sie vielleicht von den Phoniciern angenommen hatten, die
mit ihnen Handlung trieben, und wie aus Samhoniathone bey dem
Eusebius, in Praepar. Evangel. erhellet, sich
gleichfalls eines sehr hohen Alters berühmten. |
|
|
Die alten Indier zählten, nach dem Arianus, L. VIII.
von dem Bacchus bis auf den Androcottus,
6240. Jahre, und 153.
Könige; Die heutigen aber schneiden, nach la
Croze, in seiner Abbildung des Indianischen Christen-Staats ... und den
Hällischen Relationen aus Indien, noch viel ärger auf, und
werden darinnen den Tartarn nicht viel nachgeben, welche auch nach
Chardin, in seinen Vojages, vorgeben, die Welt habe bereits
900000. Jahrhunderte gestanden; Ob wohl ihre Historien und Genealogien sich kaum
auf 20. Jahrhunderte erstrecken, und sie ohnedem sich der Monden-Jahre bedienen
sollen, die einige Tage kürtzer, als die Sonnen-Jahre sind. |
|
|
Stellet man den Japonesern Glauben zu, so ist das erste Alter der Welt unter
dem Gouvernement 7. Himmlischer
Geister oder
Götter, verflossen, die von den
Japonesern Ten-Dsin-Sitzi-Dai, das ist, sieben grosse
Himmlische Geister, genannt werden. Diese sollen Wechsels-Weise eine
entsetzliche Anzahl Jahre, einer nach dem andern,
regieret haben. Die drey
ersten sind, nach der Japoneser Vorgeben, nicht
verheyrathet gewesen. Die vier
übrigen aber haben
Weiber, von eben ihrer
Natur gehabt, sind auch ihrer
Regierung vergesellschafftet gewesen. |
|
|
Isanagi-Mikotto, der letztere von den sieben Himmlischen
Geistern, hatte von Isanami Mikotto, seiner Gemahlin, eine
Nachkommenschafft, von welcher das
Geschlechte derer Halb-Götter hergekommen,
die man Dsisin-go-Dai, das ist, die 5. grossen
irdischen
Götter, genannt, auch alle 5. einer nach dem andern,
regieret haben. Die Zeit
ihrer
Herrschafft
wird das fabelhafte Alter genennet. Doch ein Christ, welcher
gar wohl weiß, daß seit Erschaffung der Welt noch nicht sechs tausend Jahre
verflossen sind, ist gar leichtlich von der Falschheit einer Historie
überzeuget, welche gantze Millionen Jahre in sich enthält. |
|
|
Der erste von den 5. grossen
irrdischen
Göttern war Ten-Seo-Dai,
ältester
Sohn und Erbe des Isanagi-Mikotto. Die
Japoneser bezeugen eine grosse Hochachtung für sein und seiner Nachkommenschafft
Gedächtniß. Sie
sprechen, er habe zweyhundert und funftzig tausend Jahre
regieret, versichern auch, daß zu seiner Zeit China von dem Ten-Kwo-Si
regieret worden sey, welchem eine eben so lange und fabelhaffte
Regierung zugeschrieben wird. |
|
|
Der andere, Osiwo-ni-no |
|
|
{Sp. 1676} |
|
|
Mikotto, lebte und
regierte, nach der Japoneser Erzehlung,
in allem dreymahl hundert tausend Jahre. Währender seiner und seines Nachfolgers
Regierung, ist der vierdte Japoneser Dsi-Sin zu dem Vorschein
gekommen ist, regierte in China Sat-Teiki. Der dritte, so
Ni-ni-ki-no Mikotto hieß, regierte drey hundert und achtzehn
tausend fünf hundert und zwey und dreyßig Jahre. Der vierdte war
Fiko-oo-Demi-no Mikotto, er regierte sechs hundert und sieben und
dreyßig tausend achthundert und zwey und neuntzig Jahre. Der damahlige
Kayser in
China war Kut-Sura-Kaki, welchem 5.
Fürsten von seiner Familie
gefolget sind. Der fünffte und letzte von diesen Halb-Göttern war
Fuki-Awa Se-Dsuno Mikotto, welcher acht hundert sechs und dreyßig
tausend und zwey und viertzig Jahre regierte. |
|
|
Folglich werden von den Japonesern dieser
Herrschafft
derer Halb- oder fünff grossen
irrdischen
Götter, in allem, zwey Millionen dreyhundert und zwey und
viertzig tausend vierhundert und siebtzig Jahre, zugerechnet. Nur hieraus kan
man von der Weitläufftigkeit der Chronologie der Japoneser urtheilen. Gleichwohl
mercket man, woher der
Ursprung dieser falschen Rechnung ungefähr gekommen sey.
Sie haben ohne Zweiffel eine verwirrte
Einbildung von dem langen
Leben derer
Menschen, welche vor der Sündfluth gelebet, conserviret und zurück behalten. Das
ist der
Grund, auf welchen sie die Folge der langen
Regierung ihrer ersten
Könige
gebauet haben, die mit lauter seltsamen Avanturen, auch blutigen und
grausamen Kriegen, angefüllet ist. Die Klügsten unter ihnen setzen selber kein
sonderliches Vertrauen in die
Wahrheit dieser Alterthümer, sondern halten sie
gemeiniglich vor das, was sie eigentlich sind. |
|
|
Nach der Chineser Wahn, wär das Jahr Christi 1700. das 88640116. Ja der Welt
gewesen, wie es Hyde ausgerechnet hat. Nach ihrer Chronologie,
werden seit der Zeit des Fohi, ihres ersten
Königes, bis auf die Geburt
JESu Christi, 2951. Jahre gerechnet. Das schlüge noch der
Zeit-Rechnung, welche in der Vulgata befindlich ist, in das vierdte Jahr vor der
Sündfluth, zu Noä Zeiten, ein, und nach der Rechnung der 70.
Dollmetscher, in das 764, Jahr nach der Sündfluth. |
|
|
Ihre Jahrbücher zwar steigen noch sehr weit über diesen Printzen
Fohi hinaus, und sie haben Erzehlungen und Begebenheiten, die sich neun
und vietzig tausend Jahre vor dem Fohi zugetragen haben sollen.
Allein die vernünftigen Chineser legen selber dergleichen Erzehlungen wenig
Glauben bey, wie solches die beyden Patres, Martini und
Couplet, berichten. Es ist auch nach dem Fohi noch
keine Gewisheit in der alten Chinesischen Historie, da so gar keine eintzige von
denen darinnen angeführten Finsternissen zutreffen soll, wie Cassini, nach
genauer Untersuchung, befunden. Und in den neuesten
Observations Mathematiques der Jesuiten in China wird berichtet, daß
die Chineser nur 16 alte Sonnen-Finsternisse zählten, deren erste 2155. und die
andere 776. Jahre vor Christi Geburt, sich gegeben haben solte. |
|
|
Die Indianer hätten zwar die Astronomie vor Alters |
|
|
{Sp. 1677|S. 852} |
|
|
nicht gantz negligiret, hätten aber sehr närrische Grillen von dem
Welt-Gebäude; Als z.E.: Die Welt werde von einer grossen Schlange getreten, der
Mond stehe höher, als die Sonne, die
Erde sey platt, wie ein Teller, und werde
von 8
Göttern, Riesen und Elephanten, an seinen acht Haupt-Puncten unterstützet,
und was dergleichen Thorheiten mehr seyn mögen, woraus ihre Unwissenheit gnugsam
hervor leuchtet. |
|
|
Von solcher ungereimten Affectirung des hohen Alterthums, die sich in der
meisten
Völcker alten Geschichten ereignet, und der wahren Historie sehr
nachtheilig ist, hat Abel in Hist. Monarch. ... mit
mehrerem gehandelt, und würde es ein Überfluß seyn, solches all die weitläufftig
auszuführen; Da zumahl diese Mährgen an sich selbst so alber sind, daß nicht
einmal ein gescheuter
Atheist sich deren bedienen kan, die göttliche
Wahrheit
der
Schrifft dadurch zweiffelhafft zu machen: Und kan ein jeder leicht
begreiffen, daß mehr, als einen bloßes
Sagen, dazu gehöre, so viel tausend Jahre
uns aufzubinden, von denen sich weder in der Historie, noch in der Genealogie,
der geringste
Beweiß findet. |
|
|
Daß aber hingegen Newton die Welt, einiger vermeynten
astronomischen Observationen wegen, viel hundert Jahre jünger hat machen wollen,
als sie, nach der
Schrifft und den
weltlichen Geschicht-Büchern, ist, (siehe
Lettres de Voltaire sur les Anglois) darinnen
werden ihm auch wenige Beyfall geben. |
|
|
Von dem Thomas Burnet haben wir vorhin erinnert, daß er
seinem
Buche: De statu mortuorum et resurgentium, zwey Briefe
beygefüget habe. Hier beruffen wir uns insonderheit auf den ersten, in welchem
er seinen Feinden, auf die wider seine erste
Schrifft: De Archaeologiis
philosophicis, gemachten Einwürffe, antwortet. Er
schreibet in demselben,
es sey eine blosse Lästerung, wenn man ihm vorwerffe, daß er die Welt für ewig
ausgegeben; Da er vielmehr ausdrücklich das Gegentheil geschrieben habe. Daß er
aber den Anfang der Welt nicht für ohngefähr 5000 Jahren feste setzen wollen,
darinnen wären ihm andere grosse Kirchen-Lehrer, insonderheit
Hieronymus, vorgegangen; Zumahl, da die Engel wahrscheinlich viel
tausend Jahr eher gewest, als die Welt erschaffen worden wäre. |
|
|
Und wer wolte
sagen, daß der grosse Raum, welchen jetzt die gantze Welt
einnimmt, vor deren Erschaffung, als eine taube Nuß, leer gewest? Sey es wohl
möglich, dieses mit der Weisheit GOttes zusammen zu reimen, daß derselbe den
Raum, als seyn erstes
Werck, so ein leer, vergeblich, und unnützes
Ding habe
seyn lassen wollen? Wenn man ihm ferner nachgeredet, daß er mit zu wenig
Ehrerbietung von Mose
gesprochen habe; So entschuldiget er
sich, daß er nie etwas, daß Moses geschrieben, in Zweiffel
ziehen wollen, ob er wohl eines und das andere nicht nach dem Buchstaben,
sondern in einem geheimen und figürlichen
Verstande genommen. Und da alle
Ausleger zugeben, daß man bey dringender Noth auch von dem Buchstaben abweichen
könne: So getrauet er sich, leicht zu erweisen, daß er auch in diesem Falle
nichts angenommen habe, |
|
|
{Sp. 1678} |
|
|
als was alle vernünfftigen und gottseligen Ausleger billigen müsten. Doch
lobte er hierbey einiger Verfahren nicht, welche dasjenige, was er, als etwas
geheimes, in
Lateinischer Sprache nur denen Gelehrten geschrieben, in die
gemeine Sprache übersetzet hätten, daß man es in allen Bier-Häusern lesen möge. |
|
|
In dem 2 Supplemente der Breslauer Sammlungen ... ist eine
lesenswürdige Abhandlung, de Aera Mundi vera, oder von dem nunmehro
gewiß entdeckten Alter der Welt, und wie selbiges als das eigentliche, ja
eintzige Fundament der accurateren Astronomie, Chronologie, und Kirchen- oder
Fest-Rechnung, anzusehen, befindlich, welche L. Johann Georg Siegesbart,
ein gelehrter Medicus zu Seehausen in dem Magdeburgischen, eingesandt
hatte. Da wir die gantze Abhandlung, der allzugrossen Länge wegen, nicht
beyfügen können, wollen wir nur einen Periodus daraus, den wir als den
Mittel-Punct derselbigen ansehen, mittheilen: |
|
|
„Diejenige Aera muß nothwendig die
gewisseste seyn, welche Anno post C.N. 1726, so wohl dem Tage, als der
Stunde nach, mit denen Cyclis Heliotropicis accurat correspondiret. Und
diese ist nun keine andere, als 5691, so viel sind nehmlich Sonnen-Jahre a
condito Mundo bis auf das Aequinoctium vernum 1726, exclusive,
als verflossen zu achten. Woraus denn zugleich erhellet, daß entweder nicht
mehr, als 3966 Jahre der Welt, als unser Heyland gebohren worden, verflossen
gewesen; Oder, daß wir post Christum natum in denen Calendern drey Jahr
zu viel zählen.„ |
|
|
Setzen wir dieses, für wahr voraus, so ist mit dem Frühlinge dieses 1747 das
5713 Jahr der Welt angegangen; Da hingegen dieses Jahr, von vergangenem
Frühlinge an zu rechnen, nach des Seth Calvisius Rechnung das
5696, und nach D. Rivinus Tractate, vom wahren Alter der Welt
und unsers Heylandes, (welcher schon in dem Frühlinge des 1726 Jahres 5696 Jahr
für verflossen achtete) das 5718 Jahr der Welt seyn müste. |
- Gründl. Ausz. aus Disput. B. V. ...
- Der Dänischen Mißionarien aus Ost-Indien eingesandte Berichte
Th. I, ...
- Abels Hebr. Alterthüm. ...
- Histor. und Geogr. von Persien ...
- Martiniere Hist. von As. Afr. und Am. ...
-
Deutsche
Acta Eruditor.
B. XI ...¶
|
|
|
|