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Zedler: Welt, Latein. Mundus [5] HIS-Data
5028-54-1639-4-05
Titel: Welt, Latein. Mundus [5]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 54 Sp. 1670
Jahr: 1747
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 54 S. 848
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Übersicht
10) Figur und Gestalt der Welt.
11) Anzahl der Welten.
12) Ob die gegenwärtige Welt die beste sey?
13) Alter der Welt.

Stichworte Text  Quellenangaben
  10) Figur und Gestalt der Welt.  
  Was die Figur und Gestalt der Welt anbetrifft, so ist dieselbe schwer zu errathen. Wahrscheinlich soll sie rund seyn.  
 
α) Weil diese Figur für alle andern die vollkommenste und räumlichste ist.
 
 
β) Weil alle andere Haupt-Cörper der Welt, als die Sonne, Mond etc. rund sind;
 
 
γ) Weil alle diese Cörper eine Circulmäßige Bewegung (Motum circularem) haben;
 
 
δ) Weil die Gelehrten fast durchgehends der Meynung sind;
 
 
ε) Weil niemand eine andere Figur zulänglich erweisen kan.
In Werenfels Dissertationibus varii argumenti ... finden sich Theses de figura mundi.
  • Schmidts Bibl. Mathem. ...
  • Desselben Bibl. Phys. ...
  • Acta Scholastica, B. II. ...
  • Wolffs Phys. Dogm. Th. II. ...
  • Hederichs Anleit. zu Mathem. Wissensch. ...
  • Beytrag zu den Leipz. Gel. Zeit. Th. II. ...
  • Breßlauer Samml. von 1721. Vers. XVII. ...
     
  11) Anzahl der Welten.  
  Die Indianer halten, nach Kirchers Berichte, davor, Brama, oder Bruma, habe 14. Welten gemacht, die mit den menschlichen Theilen übereinkämen.  
 
  • Die 1. aus dem Gehirne;
  • Die 2. aus den Augen;
  • Die 3. aus dem Munde;
  • Die 4. aus dem lincken Ohrläpplein;
  • Die 5. aus dem Gaumen und der Zunge;
  • Die 6. aus dem Hertzen;
  • Die 7. aus dem Bauche;
  • Die 8. aus der Schaam;
  • Die 9. aus dem lincken Schenckel;
  • Die 10. aus dem Knie;
  • Die 11. aus der Fersen;
  • Die 12. aus der Zehe des rechten Fusses;
  • Die 13. aus der Fußsohle des lincken Fusses;
  • Die 14. aus der rund ihm ihn herum schwebenden Lufft.
 
  Aus diesen Welten wären die Menschen, nach Beschaffenheit der menschlichen Glieder, entsprossen. Nemlich  
 
  • aus der 1. die mit Verstand und Weisheit begabten Menschen;
  • Aus der 2. die in weltlichen Sachen Vorsichtigen;
  • Aus der 3. die Kunst- und Wohl-Redner;
  • Aus der 4. die Arglistigen und Schlimmen;
  • Aus der 5. Fresser und Schlemmer;
  • Aus der 6. die Prächtigen, Vornehmen und Milden;
  • Aus der 7. die Garstigen und Unverschämten;
  • Aus der 8. die Geilen und zu der Fleisches-Lust geneigten;
  • Aus der 9. die arbeitsamen Handwercks-Leute, und die das Land bauen;
  • Aus der 10. Gärtner und Bauern;
  • Aus der 11. Leute von geringen Handwerckern;
  • Aus der 12. Todtschläger, Strassenräuber und Diebe;
  • Aus der 13. Unterdrücker der Armen;
  • Aus der 14. die mit sonderlichen Gaben und allerhand wichtigen

    {Sp. 1671|S. 849}

    Künsten begabten sonderbaren Menschen.
 
  Diese Heyden bilden ihnen die Welt als ein Ey ein, worinnen Himmel u. Erde begriffen sey. Brama, der die Welt gemacht habe, soll sich zu Surgam aufhalten; daher sagen sie, wenn einer verstorben ist, er sey nach Surgam hin. Unter die Erde setzten sie den Patalam, d.i. den Abgrund, und über den Surgam stellen sie Bramma Lokon, über den Kailason, Likaweikontam, und Weikontam, welches solche 3 Örter sind, darinnen GOtt selbst herum wandele. Die Erde, oder Welt, die wir bewohnen, nennen sie Bou-Lokon.  
  Die Braminer dichten, Bou-Lokon, d.i. der Erd Klotz, habe 7 Welten in sich, und zwischen jeder ein Meer. Die nächste Welt bey dem Centro, oder Mittel-Punct, soll mit einem Meer süßen Wassers umfangen seyn. Danach folgt eine Welt mit einem Milch-Meer umgeben, auf welcher der Berg Trikoweda Parvatam stehe, welcher 10000. Meilen hoch, und auch so breit seyn soll. Alsdenn folgt eine Welt, mit einem Meer voll Butter. Ferner eine Welt, mit einem Meer von Tayer, d.i. dicker Milch, die wir den Kern, oder Milchram nennen, umringet. Denn eine Welt, mit einem Meer von Wein umschlossen. Hierauf eine Welt, mit einem Meere von Syrup, oder Zucker, umgeben. Über dieses eine Welt, mit dem Meere von gesaltzenem Wasser umgeben; und das sey unsere Welt.  
  Wie nun einer gelebt habe, so komme er nach dem Tode in eines derer Meere. In das Milch-Meer sollen die Geistlichen kommen; In das Saltz-Meer die Elenden; In das Meer der dicken Milch die zu der fleischlichen Wollust Geneigten; In das Butter-Meer die Glückseligen; In das Syrup Meer die Barmhertzigen, die gern Allmosen geben; In das Wein Meer, als die Herrlichkeit Vagakandams, die Reichen; In dem reinen süssen Wasser-Meere sollen 5 Paradiese seyn; aber in den andern sey die Fülle der fleischlichen Wollüste.  
  In der Königl. Dänischen Missionarien aus Ost-Indien eingesandten ausführlichen Berichten, Th. I. ... wird von den Malabaren ebenfalls angemercket, daß sie 14 Welten glauben, die einerley Höhe, Weite, Breite und Länge haben sollen, und gar viel Historien vorgeben, die da in solchen Welten vorgegangen seyn sollen. Sie sagen, daß die Seelen derer, so Gutes gethan haben, in die Welt, Tschiwalogum genannt kommen; die Seelen derer aber, so Böses gethan und in Sünden gelebet haben, in die Welt, Emalegum genannt fahren.  
  Tschiwalogum ist unter ihren sieben Ober-Welten die alleroberste, und der Ort, wo ihr Gott Tschiwen seine Residentz hat. Es wird solche Welt sonsten in ihren Büchern auch Tschaddialogum genannt, welches soviel heisset, als die wahrhafftige Welt. Die Nahmen ihrer sieben Ober-Welten folgen also auf einander:  
 
1) Tschaddialogum;
2) Dewalogum;
3) Tschenalogum;
4) Magalogum;
5) Tschiwalogum;
6) Buwalogum;
7) Pulogum;
 
  welches letztere diejenige ist, darinnen die Menschen anjetzo leben. Emalegum ist unter ihren sieben Unter Welten die allerunterste, worinnen der Gott des Todes Emen, mit allem Verdammten, seine Residentz hat. Sie heisset sonst bey den Poeten Padalalogum, welches in der Deutschen Sprache eine Welt von einer tieffen Grufft, oder eigentlich die Hölle, bedeutet.  
  Die Nahmen der 7 Unter-Welten, die auf diese Welt, darinnen wir  
  {Sp. 1672}  
  sind, nach der Ordnung folgen sollen, heißen also:  
 
1) Adalalogum;
2) Widalalogum;
3) Tscudalogum;
4) Nidalalogum;
5) Daradalalogum;
6) Daladalalogum;
7) Padalalogum;
 
  Die alleroberste von diesen 14 Welten halten sie für den Ort der Seligkeit, und die allerunterste für den Ort der Verdammniß. Jedoch haben sie auch unterschiedliche andere Örter, dahin die Seelen der Verstorbenen kommen sollen, und statuiren viele Wiedergeburten nach dem Tode, nebst vielen andern Reinigungs-Arten der Seelen.  
  Die Beschaffenheit der gedachten Welten pflegen die Poeten als eine gantz ausgemachte und gewisse Sache vorzustellen, die keines Beweises bedürffe. Und wenn sie eine lügenhaffte Fabel schreiben wollen, so setzen sie allezeit dabey, es sey in dieser, oder jener Welt, geschehen: womit sie dieselbe sobald bewiesen haben wollen weil sie wohl wissen, daß niemand dahin gehen u. Nachfrage halten könne.  
  Auf solche Weise sind die armen blinden Malabaren von ihren eigenen Poeten bezaubert worden, und lassen sich noch immer mehr bezaubern, indem ein jeder Poet unter ihnen Freyheit hat, zu schreiben, was ihm nur in die Phantasie fallen mag; welches alles denn von dem gemeinen Hauffen als lauter Geheimnisse und wichtige Glaubens-Artickel angenommen wird, der denn nach keinem Beweise fraget, weil es in einer andern Welt geschehen seyn soll. Roger schreibet in dem Asiatischen Heydenthum ... von 8 Welten der Indianer.  
Weitere Fragen Wir statuiren, wenn wir das Wort Welt, in weitem Verstande nehmen, in sofern sie ein Inbegriff aller Creaturen ist wie wir solche oben beschrieben haben, nur eine Welt. Wenn aber gleichwohl verschiedene von der Vielheit der Welten geschrieben haben, so brauchen sie in dieser Absicht solches Wort in einer eingeschrenckten Bedeutung, sofern selbiges sich sonderlich auf unsern Erdboden beziehet. Denn wenn man fragt: Ob mehr, als eine Welt, sey? So hat die Frage den Verstand: Ob alle Planeten, wie die Erde, von lebendigen Thieren bewohnet sind? Da denn in der Haupt-Sache, daß sie bewohnt wären, sehr viele von den Alten und Neuern übereinkommen; ob sie schon in einigen Neben-Umständen von einander abweichen.  
  Reinbeck hält deren Meynung für sehr vernünftig, welche denen Planeten, die unserer Erd-Kugel in allen Stücken gleich, sowohl, wie sie, Tag u. Nacht haben, und ebenfalls aus Erde u. Wasser zu bestehen scheinen, allerhand Creaturen zugedacht haben, welche Hugenius, in Cosmotheoro, nicht einmahl der Sonne selbst absprechen will, dem auch Reinbeck darinnen Beyfall giebet.  
  Die Frage aber:  
 
  • Ob es auch in dem Meere eine Art von vernünftigen u. den Menschen ähnlichen Creaturen gebe, hat er nicht berühret; und wir können sie eben so wenig ausmachen, als folgende Fragen entscheiden:
  • Ob die himmlischen Cörper in ihrer ersten ihnen anerschaffenen Vollkommenheit geblieben, oder ob die Einwohner des Mondes u. der Planeten eben sowohl, als wir gesündiget haben?
  • Ob die Cometen uns das jüngste Gericht vorstellen, daß unsere Erde auch dereinst treffen wird?
  • Ob die Sonne ein abscheulicher Feuer-Pfuhl, und, nach Swindens Meynung, gar die Hölle, oder vielmehr ein herrlicher Cörper, und der Sitz der seligen Geister und Seelen sey? Wie Leibnitz in seiner Theodicee, Th. I. ...

    {Sp. 1673|S. 850}

    muthmasset, worinnen ihm auch die heidnischen Perser beystimmen, die das Paradieß in die Sonne setzen.
  • Ob sie dicht, oder flüßig, Feuer, oder Gold, oder noch von anderer uns gar verborgener Materie sey?
  • Ob alle Fix-Sterne Sonnen, und von so entsetzlicher Grösse, als sie die heutigen Sternseher machen, oder ob sie so klein ist, als sie Lothar ansiehet?
  • Ob sie ihre Planeten um sich haben, und ob die auch bewohnt seyn, oder nicht?
  • Ob die Sonne um die Erde, oder die Erde so wohl, als andere Planeten, um die Sonne gehe?
  • Ob alles um des Menschen willen erschaffen, und nicht allein die Sonne, sondern auch der Mond, und alle Sterne, so wohl die wir nicht sehen, als die wir sehen, in die Erde und deren Thiere und Gewächse, sonderlich die Menschen, ihren Einfluß haben;
  • Oder, ob vielmehr, wo nicht alles, doch das meiste, nur ein heydnischer unbegründeter Wahn sey, (Jes. XLVII. 13; Jerem. X. 2.) und die himmlischen Cörper (Sonne und Mond ausgenommen, denen man solchen Einfluß zugestehen muß, dagegen aber unsere Erde nach Dethams Astro-Theologie, wieder in den Mond würcket) mit uns und der Erde gar nichts zu schaffen haben, auch nicht vor uns, sondern für unzählig viel andere vernünftige und unvernünfftige Creaturen, zu der Ehre des grossen Schöpffers, erschaffen seyn?
  • Und so weiter.
 
  Von den vielen bewohnten Welten in den Himmels-Kreisen führet Cudworth, in Bibl. choisie ... die Worte des Heylandes, Johann. XIV. 2. an: In meines Vaters Hause sind viel Wohnungen. Ob nun zwar derselbe verneinet, daß keine Welt, und keine Creatur, von Ewigkeit seyn könne, weil sie, wenn sie hätte seyn können, auch gewesen wäre: So thut doch Clericus hinzu, daß vielleicht Millionen Welten, viel Millionen Jahrhunderte vor dieser, gewesen seyn; Mithin die Atheisten GOtt nicht vorwerffen können, warum er so späte was erschaffen habe? Daß aber der allgewaltige Schöpfer so wenig vor Erschaffung der Welt müßig gewesen, als er jetzo ist, bezeuget der Heyland, Johann. V. 17: Mein Vater würcket bisher, und ich würcke auch.  
  Was will man auch von den neuen Sternen sagen, die an dem Himmel zu dem Vorschein gekommen sind? Oder von den alten, die sich daran verlohren haben? Wovon sich eine kurtze Historie in dem Neuen Bücher-Saale ... aus Transaction Philsosoph. Anglicis, findet.
  Wir haben hievon oben, unter dem Artickel Planet, in dem XXVIII Bande, p. 622 u.f. ausführlichere Meldung gethan, so, daß wir uns dabey nicht aufzuhalten haben.  
  Es hat auch diese Frage, von mehr als einer Welt, der hoch verdiente Secretarius der Königl. Frantzösischen Academie der Wissenschafften, Fontenelle, in seinen Entretiens sur la pluralite des mondes, gelehrt und sinnreich abgehandelt. Siehe auch
  • Wolffs Phys. dogmat. Th. II. ...
  • Hederichs Anleit. zu Mathem. Wissensch. ...
  • Männlings Dapper. Exotic. T. I. Beschr. von As. ...
  • Abels Hebr. Alterth. ...
     
  12) Ob die gegenwärtige Welt die beste sey?  
  Von dieser Frage ist in dem nachstehenden Ar-  
  {Sp. 1674}  
  ckel: Welt (die beste) ausführlich gehandelt worden, so daher nachzusehen.  
     
  13) Alter der Welt.  
  Kan wohl die Zeit, da diese Welt geschaffen worden ist, aus der bloßen Vernunfft genau bewiesen werden? Man findet keine bequeme Ursache, warum GOtt die Welt viel mehr vor 5000. als vor 100000. Jahren, geschaffen habe. Denn will man einwenden: Ey, solte denn GOtt nur von so kurtzen Jahren her, und nicht eher, einige Diener und solche Geschöpffe gehabt haben, die ihn erkannt und geehret hätten? So ist die Antwort, daß die Ewigkeit GOttes ja weder Anfang, noch Ende habe, und die Zeit, welche die Welt gestanden, freylich nur als ein Augenblick gegen die Ewigkeit zu rechnen sey; Gleichwohl aber gebühre es uns nicht, dem allmächtigen GOtt solche Frage vorzulegen, was er vor der Schöpffung der Welt von Ewigkeit her gethan habe, und wie er verehret worden sey?  
  Weil man ja solche Frage unaufhörlich würde thun können, wenn er auch gleich tausend Welten vor dieser erschaffen hätte. So würde es auch GOtt zu nicht geringer Verkleinerung gereichen, und würde er gar klein und geringe seyn müssen, wenn man alle seine Herrlichkeit, Macht und Wunder, mit unserer engen Vernunfft fassen und begreiffen könnte: Wie denn auch auf solche Weise aller Glaube, den man GOtt schuldig ist, aufgehoben würde.  
  Indessen hat man es doch angemercket, daß Linus, Homer, Hesiodus und Ovidius, in Beschreibung der Schöpffung, mit der Heil. Schrifft übereinkommen. Die Zeit-Rechnungen der Chaldäer, Scythen, Egyptier, Chineser, und anderer der vornehmsten Morgenländischen Völcker, widersprechen zwar; Sie können aber doch vereiniget werden, wenn man theils bey ihnen Monden-Jahre verstehet, und theils zuvor aussetzet, daß die Chineser vornehmlich in ihren Berechnungen offt gefehlet haben, daß auch die Jahrbücher, davon sie so viel Rühmens machen, untergeschoben sind.  
  Von den Egyptiern den Anfang zu machen, so zählten sie, nach des Diodorus Berichte ... von ihren ältesten Königen Osiris und Isis, bis auf den grossen Alexander, über 10000. ja, nach anderer Vorgeben, Cap. 26. 23000. Jahre, sagten auch, daß noch vor diesen andere Götter, als Vulcanus, Sol und Saturnus, über 40000. Jahre regieret hätten.  
  Die Chaldäer schwatzen bey dem Diodorus ... von 472000. Jahren, die sie vor Alexandern dem Grossen schon der Astronomie obgelegen hätten; Worüber sich Cicero, L. II. Divinat. nicht unbillig mocquiret, wovon aber Marsham, in Canone Chronico, urtheilet, daß sie so wohl, als die Egyptier, ihrer alten Götter, und deren vermeynte Regierung, zu dem Grunde solcher Fabeln geleget, wiewohl doch Berosus ihren zehn Königen vor der Sündfluth eine Zeit von 432000. Jahren zugeschrieben, welches Abel, in Hist. Monarch. ... angemercket hat.  
  Die Perser fabuliren nach Herbeloten, in Biblioth. Orient. ihr Land sey  
  {Sp. 1675|S. 851}  
  9000. Jahre von dem ersten Menschen, von den Geniis, Ginn, Dive, und Peri, unter 72. Solimannen, oder Monarchen, welche die gantze Welt unter sich gehabt hätten, und so gar die Pyramiden in Egypten samt andern Merckwürdigkeiten, von ihnen erbauet worden. Diese Geister sollen, weil sie wieder GOtt rebelliret hätten, in die Hölle geworffen, und an deren Stelle die Menschen darein gesetzet worden seyn.  
  Die Tutdetani in Spanien rühmten sich, wie Strabo, L. III. meldet, sie hätten alte Schrifften und Lieder von 6000. Jahren; Welche Grossprecherey sie vielleicht von den Phoniciern angenommen hatten, die mit ihnen Handlung trieben, und wie aus Samhoniathone bey dem Eusebius, in Praepar. Evangel. erhellet, sich gleichfalls eines sehr hohen Alters berühmten.  
  Die alten Indier zählten, nach dem Arianus, L. VIII. von dem Bacchus bis auf den Androcottus, 6240. Jahre, und 153. Könige; Die heutigen aber schneiden, nach la Croze, in seiner Abbildung des Indianischen Christen-Staats ... und den Hällischen Relationen aus Indien, noch viel ärger auf, und werden darinnen den Tartarn nicht viel nachgeben, welche auch nach Chardin, in seinen Vojages, vorgeben, die Welt habe bereits 900000. Jahrhunderte gestanden; Ob wohl ihre Historien und Genealogien sich kaum auf 20. Jahrhunderte erstrecken, und sie ohnedem sich der Monden-Jahre bedienen sollen, die einige Tage kürtzer, als die Sonnen-Jahre sind.  
  Stellet man den Japonesern Glauben zu, so ist das erste Alter der Welt unter dem Gouvernement 7. Himmlischer Geister oder Götter, verflossen, die von den Japonesern Ten-Dsin-Sitzi-Dai, das ist, sieben grosse Himmlische Geister, genannt werden. Diese sollen Wechsels-Weise eine entsetzliche Anzahl Jahre, einer nach dem andern, regieret haben. Die drey ersten sind, nach der Japoneser Vorgeben, nicht verheyrathet gewesen. Die vier übrigen aber haben Weiber, von eben ihrer Natur gehabt, sind auch ihrer Regierung vergesellschafftet gewesen.  
  Isanagi-Mikotto, der letztere von den sieben Himmlischen Geistern, hatte von Isanami Mikotto, seiner Gemahlin, eine Nachkommenschafft, von welcher das Geschlechte derer Halb-Götter hergekommen, die man Dsisin-go-Dai, das ist, die 5. grossen irdischen Götter, genannt, auch alle 5. einer nach dem andern, regieret haben. Die Zeit ihrer Herrschafft wird das fabelhafte Alter genennet. Doch ein Christ, welcher gar wohl weiß, daß seit Erschaffung der Welt noch nicht sechs tausend Jahre verflossen sind, ist gar leichtlich von der Falschheit einer Historie überzeuget, welche gantze Millionen Jahre in sich enthält.  
  Der erste von den 5. grossen irrdischen Göttern war Ten-Seo-Dai, ältester Sohn und Erbe des Isanagi-Mikotto. Die Japoneser bezeugen eine grosse Hochachtung für sein und seiner Nachkommenschafft Gedächtniß. Sie sprechen, er habe zweyhundert und funftzig tausend Jahre regieret, versichern auch, daß zu seiner Zeit China von dem Ten-Kwo-Si regieret worden sey, welchem eine eben so lange und fabelhaffte Regierung zugeschrieben wird.  
  Der andere, Osiwo-ni-no  
  {Sp. 1676}  
  Mikotto, lebte und regierte, nach der Japoneser Erzehlung, in allem dreymahl hundert tausend Jahre. Währender seiner und seines Nachfolgers Regierung, ist der vierdte Japoneser Dsi-Sin zu dem Vorschein gekommen ist, regierte in China Sat-Teiki. Der dritte, so Ni-ni-ki-no Mikotto hieß, regierte drey hundert und achtzehn tausend fünf hundert und zwey und dreyßig Jahre. Der vierdte war Fiko-oo-Demi-no Mikotto, er regierte sechs hundert und sieben und dreyßig tausend achthundert und zwey und neuntzig Jahre. Der damahlige Kayser in China war Kut-Sura-Kaki, welchem 5. Fürsten von seiner Familie gefolget sind. Der fünffte und letzte von diesen Halb-Göttern war Fuki-Awa Se-Dsuno Mikotto, welcher acht hundert sechs und dreyßig tausend und zwey und viertzig Jahre regierte.  
  Folglich werden von den Japonesern dieser Herrschafft derer Halb- oder fünff grossen irrdischen Götter, in allem, zwey Millionen dreyhundert und zwey und viertzig tausend vierhundert und siebtzig Jahre, zugerechnet. Nur hieraus kan man von der Weitläufftigkeit der Chronologie der Japoneser urtheilen. Gleichwohl mercket man, woher der Ursprung dieser falschen Rechnung ungefähr gekommen sey. Sie haben ohne Zweiffel eine verwirrte Einbildung von dem langen Leben derer Menschen, welche vor der Sündfluth gelebet, conserviret und zurück behalten. Das ist der Grund, auf welchen sie die Folge der langen Regierung ihrer ersten Könige gebauet haben, die mit lauter seltsamen Avanturen, auch blutigen und grausamen Kriegen, angefüllet ist. Die Klügsten unter ihnen setzen selber kein sonderliches Vertrauen in die Wahrheit dieser Alterthümer, sondern halten sie gemeiniglich vor das, was sie eigentlich sind.  
  Nach der Chineser Wahn, wär das Jahr Christi 1700. das 88640116. Ja der Welt gewesen, wie es Hyde ausgerechnet hat. Nach ihrer Chronologie, werden seit der Zeit des Fohi, ihres ersten Königes, bis auf die Geburt JESu Christi, 2951. Jahre gerechnet. Das schlüge noch der Zeit-Rechnung, welche in der Vulgata befindlich ist, in das vierdte Jahr vor der Sündfluth, zu Noä Zeiten, ein, und nach der Rechnung der 70. Dollmetscher, in das 764, Jahr nach der Sündfluth.  
  Ihre Jahrbücher zwar steigen noch sehr weit über diesen Printzen Fohi hinaus, und sie haben Erzehlungen und Begebenheiten, die sich neun und vietzig tausend Jahre vor dem Fohi zugetragen haben sollen. Allein die vernünftigen Chineser legen selber dergleichen Erzehlungen wenig Glauben bey, wie solches die beyden Patres, Martini und Couplet, berichten. Es ist auch nach dem Fohi noch keine Gewisheit in der alten Chinesischen Historie, da so gar keine eintzige von denen darinnen angeführten Finsternissen zutreffen soll, wie Cassini, nach genauer Untersuchung, befunden. Und in den neuesten Observations Mathematiques der Jesuiten in China wird berichtet, daß die Chineser nur 16 alte Sonnen-Finsternisse zählten, deren erste 2155. und die andere 776. Jahre vor Christi Geburt, sich gegeben haben solte.  
  Die Indianer hätten zwar die Astronomie vor Alters  
  {Sp. 1677|S. 852}  
  nicht gantz negligiret, hätten aber sehr närrische Grillen von dem Welt-Gebäude; Als z.E.: Die Welt werde von einer grossen Schlange getreten, der Mond stehe höher, als die Sonne, die Erde sey platt, wie ein Teller, und werde von 8 Göttern, Riesen und Elephanten, an seinen acht Haupt-Puncten unterstützet, und was dergleichen Thorheiten mehr seyn mögen, woraus ihre Unwissenheit gnugsam hervor leuchtet.  
  Von solcher ungereimten Affectirung des hohen Alterthums, die sich in der meisten Völcker alten Geschichten ereignet, und der wahren Historie sehr nachtheilig ist, hat Abel in Hist. Monarch. ... mit mehrerem gehandelt, und würde es ein Überfluß seyn, solches all die weitläufftig auszuführen; Da zumahl diese Mährgen an sich selbst so alber sind, daß nicht einmal ein gescheuter Atheist sich deren bedienen kan, die göttliche Wahrheit der Schrifft dadurch zweiffelhafft zu machen: Und kan ein jeder leicht begreiffen, daß mehr, als einen bloßes Sagen, dazu gehöre, so viel tausend Jahre uns aufzubinden, von denen sich weder in der Historie, noch in der Genealogie, der geringste Beweiß findet.  
  Daß aber hingegen Newton die Welt, einiger vermeynten astronomischen Observationen wegen, viel hundert Jahre jünger hat machen wollen, als sie, nach der Schrifft und den weltlichen Geschicht-Büchern, ist, (siehe Lettres de Voltaire sur les Anglois) darinnen werden ihm auch wenige Beyfall geben.  
  Von dem Thomas Burnet haben wir vorhin erinnert, daß er seinem Buche: De statu mortuorum et resurgentium, zwey Briefe beygefüget habe. Hier beruffen wir uns insonderheit auf den ersten, in welchem er seinen Feinden, auf die wider seine erste Schrifft: De Archaeologiis philosophicis, gemachten Einwürffe, antwortet. Er schreibet in demselben, es sey eine blosse Lästerung, wenn man ihm vorwerffe, daß er die Welt für ewig ausgegeben; Da er vielmehr ausdrücklich das Gegentheil geschrieben habe. Daß er aber den Anfang der Welt nicht für ohngefähr 5000 Jahren feste setzen wollen, darinnen wären ihm andere grosse Kirchen-Lehrer, insonderheit Hieronymus, vorgegangen; Zumahl, da die Engel wahrscheinlich viel tausend Jahr eher gewest, als die Welt erschaffen worden wäre.  
  Und wer wolte sagen, daß der grosse Raum, welchen jetzt die gantze Welt einnimmt, vor deren Erschaffung, als eine taube Nuß, leer gewest? Sey es wohl möglich, dieses mit der Weisheit GOttes zusammen zu reimen, daß derselbe den Raum, als seyn erstes Werck, so ein leer, vergeblich, und unnützes Ding habe seyn lassen wollen? Wenn man ihm ferner nachgeredet, daß er mit zu wenig Ehrerbietung von Mose gesprochen habe; So entschuldiget er sich, daß er nie etwas, daß Moses geschrieben, in Zweiffel ziehen wollen, ob er wohl eines und das andere nicht nach dem Buchstaben, sondern in einem geheimen und figürlichen Verstande genommen. Und da alle Ausleger zugeben, daß man bey dringender Noth auch von dem Buchstaben abweichen könne: So getrauet er sich, leicht zu erweisen, daß er auch in diesem Falle nichts angenommen habe,  
  {Sp. 1678}  
  als was alle vernünfftigen und gottseligen Ausleger billigen müsten. Doch lobte er hierbey einiger Verfahren nicht, welche dasjenige, was er, als etwas geheimes, in Lateinischer Sprache nur denen Gelehrten geschrieben, in die gemeine Sprache übersetzet hätten, daß man es in allen Bier-Häusern lesen möge.  
  In dem 2 Supplemente der Breslauer Sammlungen ... ist eine lesenswürdige Abhandlung, de Aera Mundi vera, oder von dem nunmehro gewiß entdeckten Alter der Welt, und wie selbiges als das eigentliche, ja eintzige Fundament der accurateren Astronomie, Chronologie, und Kirchen- oder Fest-Rechnung, anzusehen, befindlich, welche L. Johann Georg Siegesbart, ein gelehrter Medicus zu Seehausen in dem Magdeburgischen, eingesandt hatte. Da wir die gantze Abhandlung, der allzugrossen Länge wegen, nicht beyfügen können, wollen wir nur einen Periodus daraus, den wir als den Mittel-Punct derselbigen ansehen, mittheilen:  
  Diejenige Aera muß nothwendig die gewisseste seyn, welche Anno post C.N. 1726, so wohl dem Tage, als der Stunde nach, mit denen Cyclis Heliotropicis accurat correspondiret. Und diese ist nun keine andere, als 5691, so viel sind nehmlich Sonnen-Jahre a condito Mundo bis auf das Aequinoctium vernum 1726, exclusive, als verflossen zu achten. Woraus denn zugleich erhellet, daß entweder nicht mehr, als 3966 Jahre der Welt, als unser Heyland gebohren worden, verflossen gewesen; Oder, daß wir post Christum natum in denen Calendern drey Jahr zu viel zählen.  
  Setzen wir dieses, für wahr voraus, so ist mit dem Frühlinge dieses 1747 das 5713 Jahr der Welt angegangen; Da hingegen dieses Jahr, von vergangenem Frühlinge an zu rechnen, nach des Seth Calvisius Rechnung das 5696, und nach D. Rivinus Tractate, vom wahren Alter der Welt und unsers Heylandes, (welcher schon in dem Frühlinge des 1726 Jahres 5696 Jahr für verflossen achtete) das 5718 Jahr der Welt seyn müste.
  • Gründl. Ausz. aus Disput. B. V. ...
  • Der Dänischen Mißionarien aus Ost-Indien eingesandte Berichte Th. I, ...
  • Abels Hebr. Alterthüm. ...
  • Histor. und Geogr. von Persien ...
  • Martiniere Hist. von As. Afr. und Am. ...
  • Deutsche Acta Eruditor. B. XI ...
     

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Stand: 5. April 2013 © Hans-Walter Pries