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Quellenangaben |
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Wissenschafften, (Academien oder
Societäten der),
Lat.
Academiae oder Societates
Scientiarum, sind solche
Gesellschafften, da man
mit vereinigten
Kräfften für die Aufnahme der
Wissenschafften und
Künste sorget.¶ |
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Nothwendigkeit derselben.¶ |
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Da es nicht
möglich ist, daß diejenigen, welche mit andern
Verrichtungen
Amts wegen,
ihre
Zeit zubringen
müssen, die Wissenschafften
und Künste durch neue
Erfindungen vermehren
und ihre Aufnahme besorgen können, ob sie
gleich dazu
geschickt sind, auch es ihnen an
Lust
solches zu vollbringen, gar nicht fehlet, indem
man nicht zweyerley zu einer Zeit auf einmahl
thun kan, auch da der
Kopff mit andern, die Amts-Verrichtungen betreffenden
Dingen eingenommen
ist, man nicht einmahl Anlaß bekommet, an
andere Dinge zu gedencken, vielmehr von der
Einbildungs-Krafft beständig gestöhret wird; So
müssen in einem wohlbestellten
Staate besondere
Personen darzu
erwehlet werden, deren ihre
Amts-Verrichtungen darinnen bestehen, daß
sie |
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{Sp. 1518} |
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durch neue Erfindungen die Wissenschafften
und Künste vermehren und ihrer Aufnahme
besorgen. Dergleichen Gesellschafften, da man
mit vereinigten Kräfften für die Aufnahme der
Wissenschafften und Künste sorget, pfleget man,
wie obgedacht,
Academien der Wissenschafften,
ingleichen Societäten der Wissenschafften zu
nennen. Folglich sind die Academien oder
Societäten der Wissenschafften in einem
wohlbestellten Staate
nothwendig.¶ |
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Ihre Absichten und Verrichtungen.¶ |
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Es hat demnach die Academie der
Wissenschafften eine doppelte Absicht. Einmahl
soll sie die Wissenschafften und Künste, sie
mögen
Nahmen haben, wie sie wollen, in grössere
Aufnahme bringen: Danach auch dieselben durch
neue Erfindungen vermehren. |
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Damit sie nun die erste Absicht erreiche, so
muß sie |
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1) |
alle
Wahrheit sammlen, die entweder in öffentlichen
Schrifften,
oder auch unter Leuten von allerley
Stande
und
Profeßionen
anzutreffen; |
2) |
sie mit gehöriger Schärffe, auch tüchtigen Proben
untersuchen; und |
3) |
was in dieser
Untersuchung
richtig befunden worden, in gehörige
Ordnung
bringen, das ist, mit einander
verknüpffen. |
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Um der andern Absicht willen muß sie die
bereits
erkannten Wahrheiten überlegen, damit sie
andere daraus entdecke, und mit nicht geringem
Fleisse die Fehler und
Mängel, welche sich in
denen Wissenschafften und Künsten finden,
anmercken, damit sie zu neuen Erfindungen
Anlaß bekomme.¶ |
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Beschaffenheit der Mitglieder.¶ |
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Weil nun die Academie der Wissenschafften
die
Wahrheit muß
gründlich
untersuchen, und auf
untrügliche Proben stellen auch neue erfinden
können; so müssen dazu Leute genommen
werden, die so wohl in der
Erfahrungs- und
Versuch-Kunst als in der Erfindungs-Kunst, oder
wenigstens in einer von diesen dreyen
geübet,
oder auch den
Zustand der Wissenschafften und
Künste untersuchen und ihre Fehler und Mängel
anzumercken
geschickt sind. Da es aber nicht
anders
möglich ist zu erkennen, wie weit es einer
oder der andere in diesem Stücke gebracht, als
wenn er genugsame Proben abgeleget; so muß
auch keiner in die Academie der Wissenschafften,
als ein besoldetes Mitglied angenommen werden,
der nicht durch zureichende Proben erwiesen,
was er zu thun fähig ist. Weil man aber auch
Anlaß zum Erfinden haben muß, und an allen
Orten nicht alles vorfället, dabey auch Mängel und
Fehler zum Erfinden Anlaß geben; so kan man
ausser den besondern Mitgliedern auch andere,
sonderlich auswärtige zu Correspondenten
annehmen, die, was ihnen vorkommet, an die
Academie der Wissenschafften berichten. |
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Die besoldeten Mitglieder der Academie der
Wissenschafften sollen ihre
Zeit mit solchen
Verrichtungen zubringen, welche der Absicht der
Academie gemäß sind, und demnach ausser
andern
Bedienungen leben. Derowegen müssen
sie auch so viele Besoldung haben, daß sie
bequem davon
leben können. Und damit die
Wissenschafften durch ihre Aufführung nicht in
Verachtung kom- |
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{Sp. 1519|S. 773} |
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men; muß die Besoldung auch zureichend
seyn, sich so aufzuführen, wie andere von
vornehmen Stande. Ja da man diejenigen zu
Mitgliedern der Academie der Wissenschafften
erwehlet, die es an
Verstande am weitesten
gebracht, und in Wissenschafften andern
überlegen sind; so gilt von ihnen mit einigem
Vorrechte alles dasjenige, was von den
Lehrenden wegen ihres guten Auskommens und
der ihnen gebührenden
Ehre beygebracht werden
kan. Es werden zwar einige diese Wahrheit nicht
begreiffen; Allein sie vergeßen, daß sie in der
Welt
leben, wo alles nach
Meynungen gehet, und man
dannenhero den Meynungen so weit nachgeben
muß, als sich mit Bestande der Wahrheit thun
lässet, woferne man nicht dem
Reiche der
Wahrheit selbst Abbruch thun will. |
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Und überhaupt bleibet
wahr, daß auch die
vergängliche
Lust doch eine Lust ist, und, wenn
eine der andern in einer unverrückten Reihe
folget, sie einer beständigen und unvergänglichen
gleich wird. Derowegen kommet es nur darauf an,
daß man vergängliche Lust der beständigen gleich
zu machen trachtet: Welches geschiehet, wenn
man sie dergestalt gebrauchet, daß sie der
beständigen keinen Eintrag thut, noch auch
Unlust
nach sich ziehet. Da nun hierzu grosser Verstand
und viele
Klugheit erfordert wird, absonderlich da
der rechte
Gebrauch der vergänglichen Lust und
die Art und Weise sie der beständigen gleich zu
machen, noch zur Zeit in keine
Regeln gebracht
worden; so ist es kein Wunder, wenn wir einige
Menschen finden, die das Vergängliche mit dem
Unvergänglichen auf gehörige Weise zu
vereinigen
wissen, sondern vielmehr
täglich
erfahren, daß die meisten einig und allein auf das
Vergängliche, andere wenige hingegen auf das
Unvergängliche sehen. Woraus nach diesem
erfolget, daß der erstere Hauffe, der gröste ist,
gründliche Wissenschafften bey den meisten in
Verachtung gerathen, und dadurch in ihrer
Aufnahme gar sehr gehindert werden: Welches
der Absicht der Academie der Wissenschafften
zuwider läuft, als welche sich bemühen
soll,
dieselbige in Aufnahme zu bringen: Wozu auch
gehöret, daß viele derselben
theilhafftig
werden.¶ |
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Beschaffenheit ihrer Sammlung der
Wahrheiten.¶ |
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Weil die Academie der Wissenschafften bloß
Wahrheiten sammlen, erfinden und in
Ordnung
bringen
soll, so
muß sie sich enthalten, von allem,
was aus willkührlich angenommenen
Gründen
geschlossen wird und lieber den Grund
ausgesetzet lassen, wenn sie ihn nicht erreichen
kan, als nach eigenem Gutdüncken
erdichten.
Denn dergleichen erdichtete Gründe halten den
Fortgang der Wahrheit auf, theils, weil man nicht
weiter nachsuchet, was man schon zu haben
vermeinet, theils, weil man nicht eher weiter
daraus etwas sicher
schliessen kan, biß die
Gründe in Richtigkeit gesetzet worden.
Derowegen muß sie nicht eher eine Wahrheit in
ihrer Sammlung nehmen, u. im Nachdencken als
einen Grund, andere daraus zu schliessen,
brauchen, bis sie dieselbe entweder in der
Erfahrung gegründet, befunden, oder woferne
dieses nicht angehet, indem die
Sache von der
Beschaffenheit ist, daß sie sich entweder gar
nicht, oder doch nicht leicht, und wenn man
es |
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{Sp. 1520} |
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haben will, in Erfahrung bringen lässet, durch
einen unumstößlichen
Beweiß bestätigen
kan.¶ |
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Ihre Freyheit die Wahrheit zu bekennen¶ |
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Derowegen muß man ihr keine Meynung als
Wahrheiten aufdringen, noch sie an die Lehren
gewisser
Weltweisen und anderer
Gelehrten,
daß sie ihre Erfindungen denen gemäß einrichten soll; sondern ihr vielmehr
völlige
Freyheit
lassen. Es
kan nicht neben einander bestehen, einem
auftragen alles, was als Wahrheit angegeben wird,
auf das schärffste zu
untersuchen, und nichts
anzunehmen, als was man richtig befindet und
doch zugleich
anbefehlen, dasjenige als wahr
anzunehmen, was ein gewisser
Mann davor
gehalten, oder auch wohl gar durch das Vorurtheil
des Pöbels davor ausgegeben wird. Man weiß
leider! zur Gnüge auch aus der Erfahrung, daß
eben dieses das Mittel ist den Fortgang der
Wissenschafften zu hindern, woferne man sich in
der Geschichte der Gelehrten umgesehen. |
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Es ist aber aus dieser Freyheit nichts
gefährliches zu besorgen. Denn da in die
Academie der Wissenschafften niemand als ein
besoldetes Mitglied genommen wird, als der die
Wahrheit gründlich zu untersuchen geschickt ist,
die Wahrheit aber, wenn sie nicht nur Unzeit
vorgetragen wird, keinen
Schaden stifften, auch
keiner andern bereits erkannten Wahrheit zuwider
seyn kan, wegen ihrer
Verknüpffung, die alle mit
einander haben; so siehet man nicht, was
schädliches daraus erfolgen kan. Denn wenn man
was schädliches besorgen
wolte, so
müsten es
Meynungen seyn, die entweder der
Religion, oder
dem
Staate, oder einem ehrbaren Wandel zuwider
lieffen. Da nun die Academie der Wissenschafften
keine Meynungen annimmt, sondern nur
ausgemachte Wahrheiten, von Wahrheiten aber
kein Eintrag in der Religion, dem Staate und
einem ehrbaren Wandel zu besorgen ist; so kan
auch die Freyheit der Academie zu nichts
gefährlichen ausschlagen.¶ |
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Ihr
Object oder Vorwurf.¶ |
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Weil die Academie der Wissenschafften alle
Wissenschafft und Künste, sie
mögen
Nahmen
haben, wie sie
wollen, in grössere Aufnahme
bringen
soll; so
muß sie auch alles untersuchen,
was bey dem Ackerbau, bey dem Gartenbau, der
Viehzucht, mit einem
Worte, alles, was zum
Landleben gehöret, wie nicht weniger alle
Künste
und
Handwercke, absonderlich diejenigen, welche
zur Erkenntniß der Natur etwas beytragen, und
hinwiederum durch dieselbe, ingleichen durch die
Mathematick sich
verbessern lassen. Und
demnach haben alle diese Künste und
Handthierungen ihrer Aufnahme sich zugleich zu
getrösten. |
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Damit aber dieser
Zweck erreichet werde, so
hat nicht allein die Academie der Wissenschafften
von allen erwehnten Künsten und Handthierungen
genaue Beschreibungen zu verfertigen, sondern
zugleich von allem, was dabey vorkommt, den
Grund zu untersuchen und zu überlegen,
worinnen iedes noch könne verbessert werden,
und solchergestalt die Künste und
Handthierungen in Wissenschafften zu bringen;
welches eine für das menschliche
Geschlecht
sehr
nützliche
Arbeit ist, und insonderheit auch zur
Verbesserung eines Staats |
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{Sp. 1521|S. 774} |
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nicht wenig beytragen kan, wie sichs nach
diesen hin und wieder zeigen wird. Es sind ihr
aber zu dem Ende Künstler und
Handwercker von
allen
Arten zu
untergeben, damit diejenigen
Mitglieder, welche sie beschreiben und
untersuchen sollen, Gelegenheit haben, ihren
Verrichtungen beyzuwohnen, und in ihren
Werckstätten alles nach Gefallen in Augenschein
zu nehmen, und die Academie die zur
Verbesserung zielende Vorschläge von ihnen kan
versuchen lassen, auch dem Versuche selbst
beywohnen und sie dirigieren, damit nichts dabey
versehen werde. |
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Aus eben der
Ursache, weil die Academie der
Wissenschafften alle Wahrheiten sammlen, und
durch neue Erfindungen vermehren soll; so muß
sie alle Einrichtungen, die man in einem Staate
hat, sie mögen
Policey- Cammer- oder andere
Sachen betreffen, so sorgfältig als andere
Wahrheiten untersuchen, und durch genaue
Überlegung
erwegen, was das beste ist, und zwar
um so viel mehr, je
gewisser man aus der
Erfahrung
weiß, daß nicht allezeit mit
gnungsamen Bedacht dergleichen Einrichtungen
geschehen, theils, weil diejenigen, welche davor
zu sorgen haben, zu grossen und weitläufftigen
Überlegungen entweder nicht
geschickt sind; oder
wegen vielfältiger anderer Verrichtungen nicht
Zeit
dazu haben; theils, weil sie insgemein nur
nachthun, was sie bey andern gesehen, wobey
aber gar leicht gefehlet wird, wenn man nicht die
Vernunfft mit zu
Rathe ziehet. Es hat demnach die
Academie der Wissenschafften sich in Auflösung
solcher Aufgaben, die zum
Nutzen des Staats
gereichen, mit
Fleiß zu
üben. |
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Wir achten es für unnöthig, mehrere
Sachen
zu erzehlen, damit die Academie der
Wissenschafften beschäfftiget seyn
soll. Denn da
wir überhaupt
erinnert, sie soll alle
Wahrheiten
sammlen,
untersuchen,
und durch neue Erfindungen vermehren, auch in
gute
Ordnung
bringen, sobald ein Vorrath derselben vorhanden;
so wird man bey vorfallender
Gelegenheit leicht
urtheilen können, was die Academie der
Wissenschafften hier und dort zu
thun
hat. |
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Nur
müssen
wir noch einen
Zweiffel
heben, der hierbey einem entstehen könnte. Vielleicht werden einige
meynen,
es sey nicht
möglich,
daß die Academie der Wissenschafften sich in so viel und weitläufftige
Dinge
mengen könne. Allein man wird sich leicht begreiffen, wenn man nur auf folgendes
Acht zu haben beliebet. |
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Einmahl ist
gewiß, daß die Academie der
Wissenschafften aus
verschiedenen
Personen
bestehet, welche die verschiedene
Arbeit mit
einander
theilen. Und also ist nicht
nöthig, daß ein
jeder sich in alles menge, oder auch in aller
Art
der Wissenschafften vortrefflich erfunden werden.
Darnach muß man wohl erwegen, daß die
Wahrheiten alle insgesammt eine grössere
Verknüpffung und Verwandtschafft mit einander
haben, als man vermeynet, und daher diejenigen,
welche sie in richtiger Verknüpffung gründlich
begreiffen, zu mehreren Dingen auf einmahl
geschickt sind, als man vermeynen solte. Über dieses, wenn einige geschickte
Köpffe
alle ihre Zeit bloß auf Ent- |
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{Sp. 1522} |
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deckung der Wahrheit wenden, und mit nichts
anderem in der
Welt zu
thun haben; so sind sie in
dem
Stande mehr auszurichten, als viele andere,
die unter so vielen
Verrichtungen des
menschlichen
Lebens nur dann und wann
Gelegenheit bekommen, an etwas zu gedencken,
welches
umständlicher auszuführen vor unnöthig
erachtet wird.¶ |
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Beschaffenheit des Präsidentens.¶ |
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Ob nun aber gleich nicht ein jedes Mitglied
der Academie der Wissenschafften in allen
Arten
der
Wahrheit darf
geübet seyn, sondern es viel
rathsamer ist, daß ein jedes sich hauptsächlich
auf eine gewisse Art der Wahrheit lege, damit man
es darinnen weiter bringe, als sich sonst thun
lässet; so ist doch dienlich, daß diejenige
Person,
welche über die Academie der Wissenschafften
Aufsicht hat, und der Präsident
genennet wird, in
allen Arten der Wissenschafften wohl geübet ist,
damit sie nicht allein alles wohl anordnen kan, was
von einem jeden vorzunehmen, sondern auch
dasjenige, was von den Mitgliedern eingebracht
wird,
gründlich zu
untersuchen
geschickt ist, wo
einige Schwierigkeiten sich noch finden, dieselbe
anzeigen, und sie zu heben geschickte Anschläge
geben kan. |
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Über dieses, da alle Wahrheiten mit einander
verknüpffet sind, so muß derjenige in allen Arten
derselben geübet seyn, der sie mit einander
verbinden und in eine gründliche
Ordnung bringen
will. Und dieses könnte demnach dem
Präsidenten überlassen werden, weil er aus den
andern vorhin angezeigten
Ursachen in allen
Arten der Wahrheiten geübet seyn muß, welches
die andern Mitglieder eben nicht so sehr, wie er,
von nöthen haben. Über dieses giebt es auch
demselben so wohl bey den Mitgliedern, als bey
auswärtigen ein nicht geringes
Ansehen, wenn er
ein Mann ist, der in so vielerley Arten der
Wissenschafften eine gründliche
Erkenntniß
hat.¶ |
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Nutzen solcher Academien.¶ |
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Weil die Academie der Wissenschafften alle
Wahrheiten sammlet, die in allen
Schrifften aller
Zeiten, und sonst unter den
Menschen von
allerley
Lebens-Arten anzutreffen, so kan man
durch sie eine vollständige und richtige Historie
der Gelehrten oder der Künste und
Wissenschafften erhalten, daran nicht wenig
gelegen ist. Durch sie bekommet man die
Wissenschafften der Künste, daran abermahls
dem menschlichen
Geschlechte und einem
Staate
nicht wenig gelegen ist. Durch sie bekommt man
die besten
Bücher in allen Wissenschafften zum
Unterricht so wohl der Anfänger, als auch
derjenigen, die es darinnen weit bringen wollen;
woran abermahls dem menschlichen Geschlechte,
und auch dem
gemeinen Wesen nicht ein
geringes gelegen. |
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Und weil sie alle
Meynungen bey Seite
setzet, und keine Wahrheit annimmet, als die sie
durch richtige
Beweise ausgemacht, und durch
untrügliche Proben bestätiget; so würden die
Irrthümer und Träume derer, die nicht gründlich
gelehrt sind, und insgemein viel
Schaden und
Verwirrung anrichten, mit der Zeit endlich gar
ausgerottet. Solchergestalt hat man
Hoffnung, daß
mit der Zeit gründlich gelehrte Leute erzogen
werden, |
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{Sp. 1523|S. 775} |
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die man mit grossem Vortheile in allen
Ständen zum Besten des gemeinen Wesens
gebrauchen kan. Da sie alle Wahrheiten
untersuchet; so hat man auch Hoffnung, daß die
Artzney-Kunst zu Beförderung und
Wiederbringung der Gesundheit des Menschen,
die zur Zeit noch so grossen
Mängeln
unterworffen ist, in einen bessern Stand gesetzet
wird: woran sonderlich denen Hohen in der Welt
viel gelegen. Und da sie sich auch um die
Wahrheiten bekümmert, die zur Einrichtung und
Erhaltung eines Staats gehören; so hat auch das
gemeine Wesen viel Vortheile von ihr zu erwarten.
Mit einem
Worte, da alles sich auf richtige
Erkenntniß der Wahrheit gründet, was der Mensch
vornehmen kan; so liesse sich gar leicht erweisen,
wenn wir alles aus seinen ersten
Gründen
auszuführen die Erlaubniß hätten, wie die
Glückseligkeit des menschlichen Geschlechts und
aller Stände unter ihnen von einer
wohleingerichteten Academie der Wissenschafften
dependiret. |
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Von ihren
Nutzen in Ansehung der
Beförderung der Wissenschafften ist auch bereits
in dem
Artickel:
Wissenschafften, eines und das
andere beygebracht worden. |
Wolffs vernünfftige
Gedancken von dem Gesellschaftl. Leben der
Menschen …¶ |
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Historie der Academien und Societäten der
Wissenschafften.¶ |
Von denen Geschichten solcher Academien
und Societäten lese man Christoph Haymanns kurtzgefaste
Geschichte der vornehmsten Gesellschafften der Gelehrten von den ältesten Zeiten
an bis auf die gegenwärtige, Leipzig 1743 in 8. |
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So ist auch in dem Artickel:
Wissenschafften,
bey Anzeigung des Wachsthums und Aufnehmens
der Wissenschafften, die neuere
Historie solcher
Academien und Wissenschafften in den letztern
Jahrhunderten, kürtzlich mitgenommen worden;
gleichwie man auch von denen vornehmsten
Academien und Societäten besondere
Artickel in
diesem
Lexico an gehörigen Orten findet. |
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Übrigens verdienen hier die Sermones in
primo solemni Academiae Scientiarum …
(Petersburg in 4) aufgeschlagen zu werden, deren
erstere
Rede, so den vortrefflichen
Herrn Georg
Bernhard Bülfinger zum
Verfasser hat, eine kurtze
Historie der Wissenschafften in
Europa, von ihrem
ersten Anfange an, bis auf die
Zeiten, darinnen
man Academien der Wissenschafften gestifftet
hat, ertheilet. Darauf beschreibt der Herr
Verfasser eine solche Academie der
Wissenschafften nach allen
Pflichten, die sie
beobachten soll, und schreibt
Regeln vor, nach
denen sich die Glieder in ihren
Arbeiten richten
müssen, beantwortet auch die Einwürffe, daß der
Natur durch Nachdencken nicht geholffen werde,
daß die besten Erfindungen von ungefehr
gemachet wurden u.a.m. |
Siehe Bibliotheque Germanique … und
Nöthigen Beytrag zu den neuen Zeitungen von
Gelehrten Sachen, Bd. I … |
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