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Quellenangaben
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Erkenntniß sein selbst, ist diejenige
Erkenntniß, welche der
Mensch von seinen
Eigenschafften, die er an sich befindet, hat. |
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Es kan dieselbe auf
unterschiedene Art
angestellet werden, nemlich nach demjenigen
Stande, in welchem sich der Mensch befindet.
Unter diesen
verschiedenen Stande
verstehen wir
den Stand der Natur und der
Gnade. |
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Nach dem Stande der Natur kan sich der
Mensch erstlich als einen Menschen und hernach
als ein Mit-Glied der menschlichen
Gesellschafft,
darinnen er lebet, betrachten. |
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Betrachtet er sich als einen Menschen, so
kann es wiederum auf eine gedoppelte Art
geschehen, nemlich er kann eine physicalische
und eine moralische
Untersuchung anstellen. |
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Nach der physicalischen Betrachtung siehet er
dasjenige ein, was ihm von der
Natur
mitgetheilet
worden. Er hat einen
Leib und eine
Seele
empfangen. |
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Bey dem Leibe betrachtet er desselben
Structur, ob sich alles in gehöriger
Bewegung
befinde, wie er ihn an Speiß und Tranck
gewöhnet,
was er vor Zufällen unterworffen, ob er von starcker
oder schwacher Leibes-Beschaffenheit sey. |
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Bey der Seele findet er einen
Verstand und
einen
Willen. |
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In dem Verstande äussern sich die drey
Gemüths-Kräffte, als das
Gedächtniß, die
Erfindungs-Krafft und die
Beurtheilungs-Krafft. |
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In dem Willen findet er die drey
Haupt-Neigungen:
Ehr-Geitz,
Geld-Geitz und
Wollust. Alle
Menschen besitzen solche, nur ist die
Vermischung bey |
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{Sp. 1673|S. 868} |
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einem jeden
unterschieden. Dahero denn der
Unterschied bey denen Menschen entstehet,
welches die besondere
Gemüths-Art oder das
Genie eines Menschen
genennet wird. Es hat
dasselbe seinen Einfluß in die Fähigkeiten, in die
Endzwecke und in die daher entstehenden
Handlungen derer Menschen. |
Müller über Gracians Oracel
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Bey der
moralischen
Erkenntniß sein selbst
siehet der
Mensch auf die in ihn gelegte
Disposition
GOttes und wie er seine
Glückseligkeit nach dem
Willen des Höchsten befördern
solle. Er
erwägt
hierbey, wie GOtt in der
Schöpffung, ihm drey
unmittelbare
Güter
mitgetheilet, die Gesundheit in
Ansehung des
Leibes, die
Wahrheit in Ansehung
des
Verstandes, und die
Tugend, in Ansehung des
Willens. |
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Hierbey befindet er einen
ordentlichen und
ausserordentlichen
Zustand. |
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Der ordentliche Zustand des Menschen ist,
wenn die
Bewegung aller
Theile des menschlichen
Leibes und der von GOtt geordneten Proportion
bestehet, der Verstand von denen
Regeln des
wahren, des
gerechten, und des
guten nicht
abweichet, und der Wille bloß einem
gegründeten
Verstande folget. |
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Der ausserordentliche
Zustand ist, wenn der
Leib von dem von
GOtt geordneten Masse
abweichet, und entweder das Wachsthum
allzumercklich befördert, daß Abnehmen aber
allzusehr beschleiniget wird, der
Verstand die
Wahrheit verläst, der
Wille aber nur blossen
sinnlichen
Vorstellungen, nicht aber
gründlichen
Beurtheilungen folget. In diesem Zustande
leben
dem Leibe nach die Krancken, dem Verstande
nach diejenigen, die im
Irrthum
stecken, und dem Willen nach, die mit
bösen
Neigungen
behafftet
sind. |
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Bey solcher
Erkenntniß siehet der
Mensch,
wie übel er sich nach seinem
Falle befindet. In
Ansehung des
Leibes ist er die elendeste Creatur.
Betrachtet er seine Dauerhafftigkeit, so siehet er,
wie die Sterne, Elemente, Steine, Bäume, und
meisten, sonderlich die wilden Thiere länger als er
dauern. Zu seiner
Auferziehung, Speise, Kleidung,
und andre Mittel sich zu unterhalten, braucht er
mehrere Hülffe, als die Thiere. Er ist mehrern
Kranckheiten unterworffen als dieselbe, und
wissen sie ihre Gesundheit besser zu bewahren als
er; sein
Verstand ist voller Irrthum, und die bösen
Neigungen werden mit ihm
gebohren. |
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Diese
Gedancken von dem Elende des
Menschen in Ansehung des
Leibes heget
Thomasius in Cautel. circa Praecogn. Jurisprud. ....
Doch ist hierbey noch
verschiedenes zu
erinnern. |
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Das Elend des menschlichen
Leibes stammet
nicht von der
Natur her. Die bösen Neigungen,
nach welchen er die Mittel seiner Unterhaltung
nicht nach der natürlichen Ordnung gebrauchet,
sind die
Ursachen, warum sein
Leben verkürtzet
wird. Der
Tod ist also ein Lohn oder ein Sold der
Sünde. Daß wir aber zu unserm Unterhalt andrer
Hülffe gebrauchen, dieses haben wir, in so weit es
nothwendig ist, mit denen Thieren gemein. Wird ein
Thier im Anfange von seinem
Alten nicht ernähret,
so
muß es so gut
sterben als der Mensch. Daß der
Mensch aber diesen Unterhalt länger brauchet als
die Thiere, das macht seine Natur, welche
langsamer zur Reiffe kömmt als derer andern
Thiere, welches aber kein Fehler, sondern eine
weise Einrichtung des Schöpffers ist. |
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Zu seiner
Nothdurfft braucht sonst der
Mensch
sehr wenig. Seine Haut wird ohne Kleider so rauch
als die Häute derer Thiere. Die Blätter derer Bäume
decken ihn so gut vor dem Regen als die Thiere.
Unter der
Erde kann er sich vor der Kälte
beschützen. Die Füsse kann er zur Flucht, und
seine mit einem Stücke Holtz bewafnete |
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{Sp. 1674} |
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Hand kan er ebenso gut zur Gegenwehr als
ein Thier gebrauchen. Kräuter und Wurtzeln
ernähren ihn; und das
Wasser giebt ihm eben so
viel Säffte als wie es andern Thieren giebt. |
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Der
Mensch
braucht also nicht mehr zu
seinem Unterhalte als wie die Thiere; daß er aber
zu seiner
Beqvemlichkeit die Beyhülffe derer
Menschen gebrauchet, das ist an ihm kein Fehler,
sondern vielmehr ein
Vorzug, nach welchem ihn
GOtt
gesellig gemacht hat. Der Mensch ist also in
denenjenigen Stücken, in welchen er mit denen
Thieren übereinkömmt, nicht
unglücklicher als
dieselbige, in denenjenigen aber, in welchen er
einen Vorzug vor denen Thieren erhalten hat, ist er
freylich unglücklicher durch den
Sünden-Fall
geworden. |
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Die Betrachtung, wobey sich der Mensch vor ein Mit-Glied der
Gesellschafft ansiehet,
verbindet ihn zu allen denenjenigen
Pflichten,
welche in dem
Rechte der Natur abgehandelt
werden, und die an ihren gehörigen Orten zu finden
sind. |
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Betrachtet sich der
Mensch in dem
Stande der Gnaden, so muß er die
Würckungen des
Heiligen
Geistes in sich
empfinden, dieses gehöret aber
nicht in unsre Abhandlung sondern in die
geoffenbarte GOttes-Gelehrsamkeit. |
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Der
Nutzen der Erkenntniß sein selbst ist über
alle Massen groß. Es ist der
Grund unsrer
Weißheit, die uns zur
Glückseligkeit beförderlich
ist. Betrachtet sich der Mensch, so erblicket er eine
kleine
Welt, und so wohl die wunderbare Structur
seines
Cörpers, als die Weißheitsvolle Einrichtung
seines
Gemüthes lassen ihn einen mächtigen und
weisen Schöpffer erkennen. |
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Wer sich selbst erkennet, siehet seine Fehler
ein. Er weiß die Quellen seines
Übels, und sucht
dieselbigen zu verstopffen. Er lernet aber auch
seine Stärcke und Fähigkeiten, und weiß also,
wozu er sich
schicket, und in was vor einem
Stande
er sich
glücklich machen könne. Auch die
Erkenntniß des
Verstandes und
Gemüthes beruhet
auf der Erkenntniß unser selbst. Unsre
Seele ist
bey uns, und sie
empfindet sich selber. Es ist
dieses also der beste
Grund, woraus wir die
Schlüsse auf ihr
Wesen machen können. Das
Mittel hierzu zugelangen, bestehet in nichts anders
als in einer Aufmercksamkeit auf unsre
eigene
Handlungen. Wir wenden ja so viel
Zeit auf die
Lesung mancher
Bücher, warum
wollen wir nicht
selber auf uns Achtung geben, da dieses so
leichte, da dieses so
nützlich ist? |
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Der
Grund unsrer
Zufriedenheit ist eintzig und
allein in uns zu finden. Hier sind die Mittel, welche
uns wahrhafftig glücklich machen, ausser uns
suchen wir sie vergebens. Zwar erschrecken wir
vor uns selber, wenn wir unsre
Untugenden
einsehen. Doch wir können diesen
Schrecken-Geist vertreiben, und werden wir uns
um desto hefftiger lieben, wenn wir uns umso viel
desto mehr mit uns bekannt machen. |
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Die alten
Welt-Weisen haben die
Vortrefflichkeit der Erkenntniß sein selbst sehr
erhoben. Die Pythagoräer und Platonici hielten sie
vor das erste Mittel, dadurch man zu der
Ähnlichkeit mit
GOtt, welches der letzte
Endzweck
der
Philosophie sey, gelangen könne. |
- Scheffer de Nat. et
Constit. Philos. Italicae 7.
-
Buddeus Analect. Histor.
Philos. …
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Chilon, einer derer so genannten sieben
Weisen in Griechenland, soll das [drei Wörter
Griechisch] zum Wahlspruch gehabt haben,
wiewohl andre solches andern zuschreiben. |
- Buddeus in Ethic.
Chilon. §. 4.
- Casaubonus ad Persii Sat. …
-
Pufendorf. Jure Natur. et Gent.
…
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Es können auch von dieser
Materie gelesen
werden |
- Vossius de cognitione
sui.
- Charron de la Sagesse I. 1.
-
Abbadie de l'Art. de
se
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{Sp. 1675|S. 869} |
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- Lami de la Connoisance de Loyméme.
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