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Quellenangaben |
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2) In blos natürlichen Sachen. ¶ |
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In blos
natürlichen Dingen sind dem
Menschen
nach dem
Falle
Kräffte übrig
geblieben; welche weder gar keine, noch
vollkommene, sondern mittelmäßig sind.
Es fragt sich aber hierbey:¶ |
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α) |
Was heissen natürliche Dinge? |
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Alle
Sachen, die nicht geistlich sind, die nicht
zu der eigentlichen Sphäre des
Reiches der Gnaden gehören. Dergleichen
sind: |
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(a) |
Die natürlichen; |
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- Essen,
- trincken,
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reden,
- schlaffen,
- sich bewegen,
-
reisen,
- dencken,
- urtheilen,
- eines aus dem andern schliessen,
-
studiren etc.
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(b) |
Bürgerliche; |
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- Allerley Geschäffte dieses
Lebens,
- das Hauswesen bestellen,
-
Städte
regieren,
- bürgerliche
Gesetze geben,
- gute
Ordnungen machen,
- Armeen commandiren,
- Bündnisse schliessen,
-
heyrathen, welches von Paulo auch zu des
Menschen
Freyheit gerechnet wird, 1 Corinth. VII, 36. 37.
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(c) |
Moralische; |
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- Von äusserlichen groben Lastern sich enthalten,
- ein stilles eingezogenes
Leben führen,
- sich der Erbarkeit und bürgerlichen Gerechtigkeit befleißigen,
- den
Armen Gutes thun etc.
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Dahin auch |
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(d) |
die pädagogischen gehören; |
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- Den äusserlichen Gottesdienst abwarten,
- lesen,
- singen etc.¶
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β) |
Worinnen bestehet die
Freyheit
und das
Vermögen,
das der
Mensch nach dem
Falle in solchen
Dingen besitzet? |
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(1) |
In Ansehung des
Verstandes ist dem Menschen noch
übrig: |
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a) |
Ein natürliches Vermögen zu
erkennen, zu
urtheilen, und zu schliessen. |
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Man sehe Freylinghausens schrifftmäßige
Erläuterung der Grundlegung der Theologie ...
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Ein jeder Mensch, der einen gesunden Verstand
hat, kan die
Sachen, die ihm in die äusserlichen
Sinne fallen,
betrachten, seine Reflexionen darüber machen, sie beurtheilen, eines aus |
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{Sp. 161|S. 94} |
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dem andern schliessen, und durch eine
rechtmäßige
Folge aus dem andern herleiten. Was zu der Sphäre der
Vernunft gehöret,
kan alles durch menschlichen Fleiß und Application, ohne eine besondere
Direction und Erleuchtung des
Heiligen Geistes, erlernet werden; dahin
die gantze Juristische, Medicinische, Physicalische,
Moralische,
Politische, Öconomische, Mathematische Praxis gehöret, welcher alle aus
natürlichen Kräfften begriffen werden können. |
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Indessen lehret doch die
Erfahrung,
daß es auch darinnen ein
Mensch höher bringen kan, als andere. Also, wer
seinen
Verstand fleißig exerciret, wer sich in Meditiren übet, und,
durch eine lange Übung, eine Fertigkeit in dem Nachdencken und Schlüssen
erlanget, der kan freylich die
Wahrheiten, die er lieset und höret,
genauer penetriren, und fertiger beurtheilen, als ein anderer. Das
bezeugen ja die Exempel so vieler gelehrten Leute, die sich genug
legitimiret haben, daß sie den
Geist
GOttes nicht gehabt, welche dennoch in Astronomischen,
Physicalischen, Mathematischen
Dingen, die vortrefflichsten neuen
Experimente gemacht, viele neue Wahrheiten erfunden, und bey dem blossen
Lichte ihres
Verstandes die
Natur tief
erforschet haben. |
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So wird 1 Corinth. I, 19. auch dem
natürlichen Menschen
Weisheit und Verstand zugeschrieben, nehmlich in
der Sphäre der natürlichen und
moralischen
Dinge. So wird Apostelgesch.
VII, 22. die Weisheit der Ägypter gerühmet, das ist, die
Wissenschafften, die damahls von ihnen excoliret wurden. So lesen wir
Jacob. III, 15. von einer menschlichen Weisheit, die durch
blosse menschliche Kräffte erlanget werden kan. |
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Daher ausser Streit Peter Poiret
in seinem
Buche de eruditione zu weit gegangen ist, wenn er hat
behaupten wollen, daß niemand ein Gelehrter seyn könne, der den Geist
GOttes nicht habe, da aber das
Wort:
Gelehrsamkeit (Eruditio)
in einem solchen
Verstande genommen wird, daß freylich unbekehrte
Gelehrte nicht werth
erkannt werden können, daß sie nach diesem
Begriffe
die wahre Gelehrsamkeit besitzen. |
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D. Lange hat in seinen
Institutionibus studii theologici literariis ... das
Wort
Gelehrsamkeit auch also genommen. Denn wenn er daselbst de recti
scopi restitutione handelt, qua omni nisu id agimus, ut imago
Dei in nobis ipsis et in aliis instauretur, et hoc ipso ordine gloriae
divinae amplificatio intendatur et obtineatur, so setzet er hinzu:
In cujus scopi executione vera est eruditio, maxime proprie sic
dicta. Siehe auch hernach daselbst § 4. |
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Es ist dem
Menschen in Ansehung des
Verstandes
noch übrig geblieben: |
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b) |
Einige
Erkänntniß
moralischer und göttlicher
Dinge, soferne nehmlich dieselben aus dem Lichte der Vernunft erkannt
werden, daher die gantze natürliche Erkänntniß GOttes, samt der
natürlichen Theologie, entstehet. So haben ja auch die Heyden aus dem
Lichte der
Natur erkannt, daß ein
Gott sey, und daß dieses und jenes
recht, und unrecht sey, daß Ehebruch, Rebellion, Todtschlag, Diebstahl,
Verleumdung, etc. Sünde sey. |
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Da findet man ja bey den Heydnischen Moralisten,
dem Seneca, Antoninus Philosophus, und andern, Spuren genug,
daß sie aus dem Eingeben des Gewissens
erkannt ha- |
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{Sp. 162} |
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ben, was ein natürlicher Mensch thun und lassen
müsse. |
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c) |
Einige
Klugheit in bürgerlichen und häußlichen
Sachen, eine
Geschicklichkeit, das
gemeine Wesen und die Haushaltung zu
regieren und wohl einzurichten; wie man in der alten Römischen Historie
viel Exempel kluger und
geschickter Haus-Väter, wie auch guter
Regenten,
findet. Ja, die
Kinder dieser
Welt haben insgemein in diesen
äusserlichen Geschäfften mehrere Penetration und Klugheit, als die
Kinder GOttes, nach Lucä XVI, 8: Die Kinder dieser Welt sind
klüger, als die Kinder des Lichts, in ihrem Geschlechte. |
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Die
Ursach dieser
Klugheit ist diese, daß sie
ihren
Verstand mehr auf solche
Dinge wenden, und darauf appliciren,
daher sie durch öfftere Übung eine grössere Fertigkeit darinnen
erlangen. Da wird man selten Exempel finden, daß ein Weltmann in solchen
Dingen, daran seine
irdische Wohlfahrth lieget, etwas versiehet, und
solte er etwas versehen haben, so wendet er alle erlaubte und unerlaubte
Mittel an die Scharte wieder auszuwetzen, und seinen
Zweck dennoch zu
erreichen; da hingegen Kinder GOttes sich ein Gewissen machen, andere
Mittel zu gebrauchen, als die sie mit gutem Gewissen gebrauchen können:
Daher sie denn öffters von Welt-Menschen vervortheilet und betrogen
werden. |
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Ob aber nun gleich der
Verstand in natürlichen
Dingen noch einige
Kräffte und
Vermögen, oder Fähigkeiten, besitzet, so
sind doch dieselben sehr eingeschränckt. Denn |
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a) |
hat die natürliche Krafft zu
erkennen, zu
urtheilen, und zu schliessen, ihre Grentzen. Daher auch selbst in der
Sphäre der natürlichen Dinge so viel Geheimnisse der
Vernunft sind, das
ist, solche Dinge, deren
Existentz zwar unleugbar ist, deren wahre
Beschaffenheit aber bis auf diese Stunde noch nicht entdecket worden.
Man darff die Vernunft nur vor einen Bienen-Stock hinführen, so wird sie
da
Materie genug finden, ihre Unwissenheit zu bekennen. |
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Von den Mysteriis rationis hat
Herr D.
Christoph Wolle vormahls eine Dissertation geschrieben.
Siehe auch Rambachs Erläuterung über seine
Institutiones hermenevticas, Th. I ...; Und D.
Johann George
Walchens Einleitung in die Philosophie, in dem
dritten
Buche, von der geheimen Philosophie, oder philosophischen
Geheimnissen, überhaupt und insonderheit. |
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b) |
Die menschliche
Wissenschafft und
Gelehrsamkeit
ist der Gefahr vieler Irrthümer und einer grossen Ungewißheit
ausgesetzet; wie solches die mancherley
Meynungen der Gelehrten genugsam
bezeugen, da einer z.E. von dieser physicalischen
Würckung diese
Ursach,
ein anderer eine andere Ursach, angiebt. |
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c) |
Auch die menschliche
Klugheit in
irrdischen
Geschäfften ist vielen Fehlern unterworffen. Ihre
Regeln sind
meistentheils sehr ungewiß, und leiden viele Ausnahmen, weil auch der
geringste Umstand eine
Sache verändern kan. Da wird öffters auch der
allerklügste betrogen; da werden öffters die erfahrensten Haushalter
durch einen geringen
Profit geblendet, sich einen grössern
Schaden
zuzuziehen etc. Da begehen offt die gescheutesten Staats-Männer solche
grosse Staats-Fehler, darüber alle
Welt
raisonniret. |
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2) |
In Ansehung des Willens hat der
Wille einige
Freyheit: |
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{Sp. 163|S. 95} |
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in zeitlichen und
irrdischen Geschäfften, da hat
der Mensch eine Freyheit, ob er diese, oder eine andere Profeßion
lernen, ob er heute verreisen, oder zu Hause bleiben, ob er ledig
bleiben, oder sich
verheyrathen, ob er ein öffentlich
Amt annehmen, oder
ausser Diensten leben wolle, etc. |
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b) |
In den pädagogischen, oder in solchen Handlungen,
die ihm eine Handleitung zu seiner Bekehrung werden können. Da hat einer
seinen freyen Willen, ob er in dieser Stunde ein heydnisch
Buch, oder
Roman, oder die
Bibel lesen, in die Kirche gehen, oder aus der Kirche
bleiben will. |
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c) |
In
moralischen Handlungen, da hat der Mensch noch
einiges
Vermögen übrig: |
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α) |
Zu der Führung eines äusserlich erbarn Wandels;
dergleichen auch viele Heyden, theils aus dem natürlichen Antrieb ihres
Gewissens, theils aus Hochmuth, und andern Absichten, geführet haben,
dergleichen auch Paulus vor seiner Bekehrung geführet,
welcher Philipp. III, 6. bezeuget, daß er nach dem
Gesetz (was
die äusserlichen Handlungen betrifft) unsträflich gewesen sey. |
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Der
Mensch kan also theils durch eine gute
Erziehung, theils durch fleißige Aufmercksamkeit auf sich selbst und auf
andere honette Menschen, es dahin bringen, daß er einige allgemeine
Pflichten gegen
GOtt, den Nächsten, und sich selbst, beobachtet, daß er
still, eingezogen, und ordentlich lebet, niemand
beleidiget, einem jeden
das Seine giebt, und sich als ein guter
Bürger in der
Republick
beweiset. |
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β) |
Zu einiger Bezähmung der
Affecten, daß sie nicht
in grobe Laster ausbrechen. |
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Ein Wollüstiger kan seine Neigung zu dem Essen
und Trincken so mäßigen, daß er sich nicht toll und voll sauffe. Ein
Geitziger kan seinen Appetit nach anderer Leute
Gütern so einschräncken,
daß er ihnen nicht in das Haus breche, und sie bestehle. Denn wenn er an
das bündige Argument, das von dem Stricke hergenommen wird, gedencket,
so kan ihm schon der Appetit vergehen. |
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Wenn der
Mensch dergestalt unter der
Knechtschafft der Sünde stunde, daß er sich auch nicht einmahl von
groben äusserlichen Lastern enthalten könnte, so würden alle
bürgerlichen
Gesetze,
alle Berathschlagungen und Ermunterungen, vergeblich seyn. Es würde auch
absurd seyn, den Frommen Belohnungen, den
Bösen
Straffen, zu zuerkennen. |
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Aus diesem
Vermögen der natürlichen
Kräffte, ein
erbares
Leben zu führen, entstehet der
Stand der Menschlichkeit und
natürlichen Erbarkeit, der zwar auch vor der
Welt eine bessere
Gestalt
hat, als der Stand der Brutalität, in welchen manche Menschen, durch den
unterlassenen Gebrauch der natürlichen Kräffte, verfallen. Allein, ob
gleich der Stand der Erbarkeit ein besseres
Ansehen hat, so hat er doch
keine wahren und
GOtt wohlgefälligen Tugenden aufzuweisen. Es fehlet
demselben: |
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a) |
Das genuine
Principium, welche die
Gnade GOttes
mit dem Glauben, der durch die
Liebe thätig, ist. |
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Denn, daß ein unwiedergebohrner Mensch etwas
Gutes thut, und etwas
Böses unterlässet, das kommt nicht aus Liebe zu
GOtt her, dessen
Willen er sich gemäß bezeigen wolle; sondern bald aus
Furcht der
Straffe, bald aus
Begierde des Ruhms, bald aus
Hoffnung des
Nutzens, etc. Mit einem
Worte, aus Eigenliebe. |
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b) |
Die genuine
Form und Beschaffenheit, indem |
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{Sp. 164} |
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die Tugenden eines Welt-Menschen nicht mit der
geistlichen
Art des Gesetzes überein kommen, noch in dem
Nahmen JEsu
Christi, mit wahrer Verleugnung seiner eigenen Lust,
Ehre und
Nutzens,
geschehen. |
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c) |
Der genuine
Endzweck, welcher die Ehre GOttes
seyn soll, indem solche
Menschen ihre Tugenden darum ausüben, damit sie
entweder in der
Welt einen grossen
Nahmen erlangen, oder allerley
irrdische Vortheile dadurch erreichen. Sie sind freygebig, damit man sie
lobe und rühme; sie sind human, dienstfertig, sanftmüthig, damit sie
sich bey andern insinuiren, und von ihrer Freundschafft hernach
profitiren können. |
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So elend siehet es mit den Tugenden aus, die in
dem
Stande
der Erbarkeit ausgeübet werden. |
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Man conferire hiervon den Tractat: Falschheit der
menschlichen Tugenden, welchen Flechier, ein Frantzösischer Bischoff zu Nimes,
unter dem
Nahmen Esprit,
geschrieben und ediret hat.¶ |
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Ob wir gleich übrigens dem
Menschen, in Führung
eines
moralisirten
Lebens, und Vermeidung grober Laster, einige
Kräffte
des
freyen Willens zugegeben haben, so ist doch auch diese
Freyheit
und
dieses
Vermögen sehr geringe, und wird öffters sehr beschnitten: |
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α) |
Durch die
Gewohnheit zu sündigen, die den
Menschen zu einem elenden Sclaven machet. |
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Denn da hat sich mancher dergestalt an das
Fluchen, Lügen, Sauffen, Stehlen, etc. gewöhnet, daß er selbst bekennet,
er könne es nicht lassen. Jerem. XIII, 23. heisset es deswegen:
Wie könnet ihr Gutes thun, weil ihr des Bösen gewohnt seyd? |
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β) |
Durch die Hefftigkeit der
Affecten. |
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Wenn man einen
bösen
Affect zu starck werden
lässet, und ihn nicht bey Zeiten, durch
vernünftige Vorstellungen,
dämpffet, so wird er endlich wild und unbändig, und beraubet den
Menschen seiner
Freyheit. Da thut mancher in dem
Zorn und Rachgier
etwas, das er sonst nimmermehr gethan haben würde. Da thut offt mancher
weltkluger Mensch in der Hefftigkeit der Affecten, z.E. einer hefftigen
unkeuschen Liebe, etwas, davon er selbst vorher sehen kan, daß es den
unfehlbaren Ruin seiner Gesundheit und seines zeitlichen Glücks nach
sich ziehen wird, und läßt sich weder durch
Schande, noch durch
Furcht
der bürgerlichen und göttlichen
Straffen, davon abhalten. |
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γ) |
Durch anderer Verführung, da mancher in einer
Gesellschafft, damit er nicht als ein singulairer
Kopf tractiret, und
ausgelachet werde, etwas mitmachet, das selbst die
gesunde Vernunft und
sein Gewissen verdammet, und vor unrecht erkläret, und läßt sich von
andern zu den
schändlichsten
Dingen verleiten. Daher diejenigen, die
keine
Krafft
von oben herab haben, den Reitzungen zu der Sünde zu widerstehen, am
allervernünftigsten handeln, wenn sie
böse
Gesellschafften, und Gelegenheiten zu sündigen, fliehen. |
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So schlecht siehet es also um die natürlichen
Kräffte des freyen Willens, auch in
moralischen Dingen, aus. |
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