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Quellenangaben
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Leben und Sitten |
Gleichwie man sich aber in allen
Ständen
eines rechtschaffenen Wesens befleißigen
muß,
wenn man das Ziel seiner Wünsche erlangen will;
also hat hauptsächlich auch ein Student sich
dessen zu bestreben
Ursache. Ein
Christl.
Schüler, wenn er auf Gutbefinden seiner
Eltern,
Freunde und
Lehrer mit
GOtt entschlossen ist,
seine
Studien auf
Academien fortzusetzen, muß
sich vor allen
Dingen einen heiligen
Zweck
vorstellen, und um heilsame
Mittel besorget seyn.
Er muß
wissen und
glauben, daß das
Studiren
und Lernen eben sowohl aus dem lebendigen
Glauben an Christum, der
Liebe GOttes und des
Nächsten geschehen, und gehen, auch dadurch
gezielet werden müsse, zuförderst auf die
Ehre
und Vollbringung seines heiligen
Willens, mit
nichten aber auf eigene
falsche
Liebe, grossen
Ruhm und Ehre vor der
Welt,
Menschen-Gunst,
gute Beförderung, ansehnliche Besoldung,
Reichthum, und dergleichen irdische und
vergängliche Dinge. |
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Er muß ferner die feste Entschliessung
fassen und einen beständigen Fürsatz haben, sein
Studiren auf der
Universität mit allem Fleiß, Eifer
und Ernst fortzusetzen, und nicht zu unterlassen,
was zur Erlangung seines löblichen Zwecks
nöthig, heilsam und nützlich seyn mag. Weil die
Gottesfurcht der
Weisheit Anfang, und zu allen
Dingen nütze ist, auch die Verheissung dieses
und des zukünfftigen
Lebens hat; so hat ein
Christl. Studiosus derselben sich vor allen Dingen
und mit gantzem Ernste zu befleißigen. Es ist aber
die heilige Gottesfurcht, als die Haupt-Tugend und
Mutter aller Tugenden, eine Behutsamkeit,
dadurch ein Mensch sich fleißig hütet, daß er in
sei- |
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{Sp. 1190} |
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nem gantzen Leben und Wandel nichts thue,
rede, oder gedencke, was GOtt zu wider, auch
nichts unterlasse, was ihm wohlgefällig ist. |
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Damit sich nun ein Studiosus in die schöne
und herrliche Tugend der Gottseligkeit verliebe,
und derselben ernstlich sich zu befleißigen
angereitzet werde soll er ihm folgende Schrifft-
Sprüche öffters vorhalten, und niemahls aus
seinem Gedächtniß kommen lassen: |
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- Die Furcht des Herrn, das ist die Weisheit,
und meiden das Böse, das ist Verstand.
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Hiob XXVIII. |
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- GOtt lieben ist die schönste Weißheit,
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Syr. I. |
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Syr. XXV |
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- Fürsten und Herren sind zwar in grossen
Ehren, aber nicht so groß als der, welcher GOTT
fürchtet. Die Gottseeligkeit ist mächtiger denn alle
Dinge,
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Sapient. X. |
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- Es ist nichts bessers, denn GOTT fürchten,
und nichts bessers, denn auf GOttes Gebot
achten,
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Syr. XXIII. |
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Im Gegentheil soll ein Studiosus wissen, und
sicherlich glauben, daß alles sein Studiren und
Lernen, alle seine
Wissenschafft,
Gelehrsamkeit,
Kunst und
Geschicklichkeit, sie sey so groß und
vollkommen, als sie wolle, vor pur lauter nichts,
nur vor Koth und Schaden zu achten sey, wo nicht
ein heiliges, frommes und
gottfürchtiges Hertz
dabey ist. Die Gelehrsamkeit in einem unheiligen
und ruchlosen Menschen ist ein
schädlicher Gifft.
Ein gelehrter und dabey ein gottloser Mensch ist,
wie die
Erfahrung, der Kirche und dem
gemeinen Wesen eine rechte Pest. Weil aber die
Gottesfurcht nicht ein
Werck ist, das in
menschlichen
Kräfften und
Vermögen stehet,
sondern der HErr das Hertz fromm machen muß,
so muß ein Studiosus der gerne fromm und
gottselig werden will, das Gebet ergreiffen, und
unabläßig, sowohl Morgens als Abends, ja Tag
und Nacht GOtt um Gnade, Krafft und Beystand
seines
Geistes anruffen. Er muß immer mit David
beten und seuffzen: Schaffe in mir GOtt ein ander
Hertz, und gib mir einen neuen gewissen Geist,
verwirff mich nicht von deinem Angesicht, und
nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. |
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Wenn er des Nachts erwacht oder aufstehet,
oder wenn er aus dem Hause gehet, soll er bey
sich heimlich zu GOtt seuffzen: HERR mein
GOTT! lehre mich an diesem Tage gedencken,
reden, und thun, nach deinem Willen und
Wohlgefallen, denn du bist mein GOtt, dein guter
Geist führe mich auf ebener Bahn. Es ist nicht
genug, daß man, wie viele zu thun pflegen, nur
etwann den Morgen- und Abend-Seegen aus
einem
Buche lese; sondern man muß mit dem
Gebet anhalten. Bete ohne Unterlaß, vermahnet
der heilige Apostel des HERRN. Worzu denn die
kurtzen Hertzens-Seuffzer, wenn man sich fein
dazu gewöhnet, sehr nützlich und erbaulich
sind. |
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So du mit Fleiß, spricht der weise Salomo,
nach der Weisheit ruffest, und darum betest, so du
sie suchest, wie Silber, und forschest sie, wie
Schätze, alsdenn wirst du die Furcht des HErrn
vernehmen, und
GOttes Erkänntniß finden. Denn
der HErr giebt Weisheit, und aus seinem Munde
kommt Weisheit und
Verstand. Er hütet die, so
recht thun, und bewahret den Weg seiner |
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{Sp. 1191|S. 609} |
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Heiligen. Denn du wirst
verstehen
Gerechtigkeit und
Recht, und Frömmigkeit, und
allen guten Weg. |
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Es sind auch ein und andere zur Übung des
Christenthums und der Gottseeligkeit dienende
Hülffs-Mittel, derer ein Christlicher Studiosus sich
mit Nutzen zu gebrauchen hat. Unter
andern sind es folgende: |
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1) |
Allezeit eingedenck zu
seyn der gewissen Allgegenwart GOttes, des
Hertzen-Kündigers. |
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Hierzu dienet, daß ein
Studiosus den CXXXIX Psalm fleißig, und dabey
des seeligen Herrn L. Geiers erbauliches
Tractätlein, von der Allgegenwart GOttes, öffters
lese. Wer festiglich glaubet, und stets daran
gedenckt, daß
GOTT allenthalben zugegen sey,
alles wisse, sehe und höre, und ein Vergelter sey,
so wohl des
Bösen als des Guten, der wird sich
hüten, daß er nicht freventlich und muthwillig
wider GOtt sündige. |
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2) |
Fleißige Leß- und
Betrachtung der
heiligen Schrifft, sonderlich des
Neuen Testaments und anderer erbaulichen und
guten Bücher. |
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Wohl dem, spricht der
Haus-Lehrer, der stets mit GOttes Wort umgehet,
der es von Hertzen betrachtet, und gründlich
verstehen lernet, |
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Syrach XV. |
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Wie wird ein Jüngling
seinen Weg unsträfflich gehen? fragt David, und
antwortet hierauf: Wenn er sich hält nach deinem
Wort, |
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Psalm CXIX. |
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Soll er sich nun nach
GOttes Wort halten, so muß er solches wissen
und verstehen, und dazu wird eine embsige Leß-
und Betrachtung der heiligen Schrifft erfordert. Ein
oder ander Capitel zu lesen ist nicht genug; man
muß das Gelesene ernstlich erwegen, und
betrachten, und durch fleißige Meditation und
Nachsinnung also ins Hertz fassen, daß man die
Krafft und den Safft empfindet, sonst bringet es
wenig
Nutzen, wie davon in einem Tractätlein von
der Nachsinnung weitläufftig gehandelt
worden. |
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Was die Lesung
geistlicher und erbaulicher Christenthums-Bücher
anbelanget, so hat man derer, GOtt Lob, heutiges
Tages, so wohl in
lateinischenr als deutscher
Sprache eine gute Anzahl. Vor andern sind fleißig
zu lesen, |
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- Joh. Arnds Bücher von
Wahren Christenthum, und deren Kern und
kurtzer Begriff,
- Lütkemanns Vorschmack göttlicher
Güte,
- Heinrich Müllers Liebes Kuß,
- Geiers Tractat
von der Liebe GOttes und des Nächsten, und
andere seine Bücher mehr.
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Es muß aber ein
Studiosus nicht dencken, es sey eben nicht
nöthig, dergleichen Bücher zu lesen, weil er
etwann die Theologie zu studiren nicht
entschlossen ist. Doch nein, es wird allen
Studenten die Lesung erbaulicher Schrifften
bestens empfohlen, weil dieselbe ihnen allen
nöthig und nützlich ist. |
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3) |
Die Heiligung des
Sabbaths oder Sonntags. |
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Ein Studiosus muß nicht
meynen, wenn er etwann die Frühe- oder Mittags-Predigt gehöret, so habe er schon der Sache eine
Genüge gethan. Keinesweges. Zur rechten Feyer
des Sabbaths ist nöthig, daß man den gantzen
Tag und nicht nur einige Stunden desselben feyre.
An einem solchen Tage soll nun ein Studiosus in
keinen andern Büchern, als in der heiligen Schrifft
und geistlichen Sachen
studiren. Er muß die
Philosophische, Philologische, Juristische,
Historische und andere Bücher auf die Seite
legen, und an deren statt das heilige Wort GOt- |
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{Sp. 1192} |
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tes, geistlicher und
himmlischer Dinge embsig und mit Andacht lesen
und meditieren. |
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4) |
Offtmahlige
würdige
Geniessung des heiligen Abendmahls, nebst
aufrichtiger Prüfung des Gewissens, und
alltäglicher Wiederhohlung und Erneurung des
guten Fürsatzes im Hertzen. |
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Nicht muß ein Studiosus
nur nach
Gewohnheit, wenn etwann ein Viertheil-
oder halbes Jahr verflossen, sich im Beichtstuhl
einfinden, sondern sich zu diesem hohen und
heiligem Wercke wohl vorher bereiten. |
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5) |
Erbauliche geistliche
Gespräche von GOtt und seinem Worte. |
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Solche Übung hat einen
herrlichen und vortrefflichen Nutzen und zeigt die
Erfahrung, daß mancher junger Mensch in seinem
Christenthum, dadurch fast mehr, als durch
andere Mittel erbauet worden. |
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Es muß sich ferner ein christlicher Studiosus
befleißigen, den alten Menschen je mehr und
mehr auszuziehen, die Luste der Jugend zu
meiden, hingegen den neuen Menschen
anzuziehen, Christi Geist und Sinn haben, und
von denselben sich
regieren und treiben lassen, in
steter Erinnerung der Apostolischen
Sprüche: |
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- Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.
Wer da sagt, daß er in Christo bleibt, der soll auch
wandeln, wie er gewandelt hat,
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1 Ep. Joh. II. |
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- Welche der Geist GOttes treibet, die sind
Gottes Kinder,
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Rom. VIII. |
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Er soll auch an GOtt seine höchste Lust
haben, und über seiner alle Tage und Augenblicke
neuen Güte sich inniglich freuen. Alles zur Ehre
GOttes fürnehmen, nur bitten, wollen und
verlangen, was GOtt will, und darein sich gantz
und gar ergeben. Mit
Willen nichts zu reden und
thun, das GOtt zu wieder, und dem Nächsten
schädlich, denen Christlichen Tugenden eifrig
nachstreben, und alle Gelegenheiten, dadurch
eine und die andere kan practiciret werden, genau
in Acht nehmen. |
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Wenn ein Studiosus bey der Immatriculation
den gewöhnlichen Studenten-Eyd abzulegen hat,
so soll er solches mit
Gottesfurcht thun, denselben
stets für Augen haben. Er soll demselben treulich
Folge leisten, und es nicht für eine geringe Sünde
halten, wenn man muthwillig und freventlich
darwieder handelt, sondern gewiß glauben, daß
das Ita me Deus adjuvet manchen den Fluch in
seine Studier-Stube und in sein Hauswesen
gebracht habe. |
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Dem Academischen
Magistrat und den
gesammten Professorn, soll er alle Wege
gebührenden Respect und Ehre geben, derselben
treu väterliche Vermahnungen und Warnungen ja
nicht verachten, und in den Wind schlagen.
Insonderheit soll er sich fleißig hüten, daß er sich
nicht durch anderer Bösen und
Ungehorsamen
ärgerliche Exempel verleiten lasse, dieselben in
einigerley Weise zu beschimpffen und zu
beleidigen, sie mit Verletzung seines Gewissens,
zum Zorn zu reitzen, und zum seuffzen
veranlassen, sondern sich vor dem grossen und
gerechten GOtt scheuen, und dessen Rache und
Straffe
fürchten. |
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Es erfordert auch die Pflicht und Schuldigkeit von einem christlichen
Studioso, daß er sich vor nachgesetzten Lastern und Sünden mit gantzen Ernst und
Fleiß hüte, und zwar |
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erstlich vor den
schäd- und
schändlichen
Müßiggang, dadurch die edle und
unschätzbare Zeit liederlich hingebracht wird. Er soll stets an die Absicht
gedencken, welche seine
Eltern
gehabt, indem sie ihn auf die Universität geschicket, |
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{Sp. 1193|S. 610} |
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und wie gantz unverantwortlich es sey, Zeit
und Geld zugleich durch Faulheit und Müßiggang
verzehren. Er soll sich hüten, daß er nicht
dermahleinst den Zeit-Verlust allzuspät bereuen
müsse. |
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Ferner hüte er sich vor dem verhaßten und
unflätigen Laster des Sauffens, der
Schwelgerey und Trunckenheit, daraus so viele
andere Laster und Üppigkeiten erwachsen.
Vulgatum est: Anima sicca sapientior: ebrietate
ingenium perit, sapientia obumbratur, vigor animi
impeditur. Es wird selten was rechtschaffenes aus
einem Menschen, der auf Universitäten des
Sauffens und Schmausens gewohnt gewesen ist.
Ein christlicher Studiosus lese und erwege öffters
die
Worte des heiligen
Bernhards in dem Tract. de
modo bene vivendi: Serm. XV. da er sagt:
Ebrietas [neun Zeilen lateinischer Text]. |
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Weiter hüte er sich vor unnöthiger öffterer
Gemeinschafft mit dem andern
Geschlecht. Es ist
ein solcher Umgang, wie die Erfahrung bezeugt,
einem jungen Menschen in viele Wege gefährlich
und schädlich, daher zu fliehen, und die Warnung
des weisen Salomo fleißig zu mercken, da er
sagt:
Ihre Lippen sind süsse wie Honigseim, und ihre Kehle ist glätter denn Öl,
hernach aber bitter wie Wermuth, und scharff wie ein zweyschneidig Schwerdt.
Darum laß deine Wege ferne von ihr seyn, und nahe dich nicht zur Thür ihres
Hauses, und müssest hernach seufzen, wenn du Leib und Gut verzehret hast und
sprechen: Ach wie habe ich die
Zucht gehasset, und mein Hertz die Straffe
verschmähet. Ich habe nicht gehorcht der Stimme meiner Lehrer, und mein Ohr
geneigt zu denen, die mich lehreten, ich bin schier in all Unglück
kommen vor allen Leuten und vor allem
Volcke. |
Sprüchwörter Salom
V. |
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Gleichergestalt hüte er sich vor böser und
liederlicher
Gesellschafft. Man findet auf Universitäten wilde rohe und übelgezogene
Leute, die allerley Frevel, Muthwillen, und Büberey ungescheut treiben, und ein
gantz ärgerliches Leben führen, deren
Umgang hat ein christlicher Studiosus sich
gantz zuenthalten, und sich wohl fürzusehen, daß er nicht, wie zu weilen
geschiehet, von ihnen unversehens in ein Schweiß-Bad geführet, und in Unglück
gestürtzt werde. Hergegen halte er sich zu wenigen insonderheit zu denen, die da fromm, christlich,
stille, eingezogen und in ihren Studiren fleißig
sind. |
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Ferner hüte er sich mit gantzen Ernst vor
Zanck und Stänckereyen, allen Schlägereyen,
Balgereyen und Nacht-Schwärmereyen, als
solchen Lastern, daran GOtt und Menschen einen
Greuel und Abscheu haben; er befleißige sich
hergegen eines eingezogenen, stillen Lebens, und
christlichen und gottgefälligen Wandels. Er
gedencke an den Spruch des Weisen, da er sagt:
Die Weisheit kommt nicht in eine boshafftige
Seele, und wohnet nicht in einem Leibe der Sün-
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{Sp. 1194} |
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den unterworffen; denn der
heilige
Geist
weichet von den Ruchlosen, welche gestrafft
werden mit Sünden, die über sie verhänget
werden; denn GOtt ist ein Zeuge über alle
Gedancken, und erkennt alle Hertzen, und höret
alle Worte. Es bezeugt die tägliche Erfahrung, daß
solche tolle Männer und wilde Hummeln, die den
Universitäten einen bösen Nahmen gemacht, von
GOtt nicht ungestrafft bleiben, und daß sie
manches mahl, da ihr Gewissen aufgewacht, in
ihrem Leben, auf ihrem Siech-Bette solch ihr
ruchloses Wesen jämmerlich beseufzet, und
gewünschet, daß sie nimmermehr dergleichen
Fehler verübet hätten. |
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Nicht weniger hüte er sich vor der heutigen
Kleider-Thorheit, und andern hoffärtigen Wesen,
darüber ein frommer Theologus schmertzlich
geklagt, daß man jetziger Zeit nirgend mehr
seltsame, närrische, fremde, üppige, leichtfertige,
und prächtige Kleidung finde als auf Universitäten.
Da die Eltern vermeynen, die
Kinder verstudiren
ihr
Geld, so frisset es der Hoffarts und Allamoden-Teuffel. In einigen Academischen Statuten ist
unter andern Puncten auch dieser mit enthalten;
daß sich alle Studenten, in Kleidung und
äusserlichen Wandel mäßig, eingezogen, und
züchtig halten, und hierinnen alle Ungestalt und
Miß-Stand meiden sollen, wie sich denn ihrem
Stande nach gebühret. Absonderlich soll ein
Studiosus, der ein Alumnus oder Stipendiate ist,
sich schämen in Sammt und Seiden, und sonsten
auf Alamode gekleidet einherzugehen, sintemahl
die Stipendiaten-Gelder die er geneußt, als
Allmosen zu achten, u. dahero nicht auf prächtige
Kleider zu wenden. |
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Mit gleichem Eifer hüte er sich vor dem der
Jugend fast gemeinen Laster der Verschwendung,
damit er nicht über seiner Eltern
Vermögen
verzehre, und allzu viel aufgehen lasse. Es ist
keine Kunst, drey, vier, fünf hundert, und mehr
Reichs-Thaler in einem Jahr auf der Universität
verzehren. Und obgleich die Eltern gutes
Vermögens seyn möchten, so ist es doch
sündlich. Ein Studiosus soll gedencken, wie sauer
zumahl bey jetzigen sehr schweren und Geld-
klemmen Zeiten, denen Eltern das Geld zu
erwerben ankomme. Er hat daher Ursache, die
ihm von einer Zeit zur andern gelieferte Gelder
fein zu rathe zu halten, Einnahme und Ausgabe
fleißig aufzuzeichnen, alle überflüßige, und
unnöthige Speisen zu meiden, und die Gelder auf
Collegia gute Bücher, und andere nöthige und
nützliche Ausgaben anzuwenden. |
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Weiter hüte er sich vor Übermuth, Stoltz,
Hoffarth: und grosser
Einbildung, daß er nicht
andere, die etwa geringeres Standes und
Vermögens sind, denn er, die durch famuliren,
Kinder informiren, in der Communität, oder
Convictorio sich hinbringen müssen, oder die
seines Bedünckens nicht so gelehrt, nicht eines so
guten Ingenii sind, neben sich verachte und
dieselben mit Worten oder Gebehrden
beschimpffe. Denn an solcher Bezeugung hat
GOtt einen Greuel. Er soll sich hergegen der
lieben Demuth, die GOtt und Menschen gefället,
befleißigen. Demuth und Niedrigkeit des Gemüths
ist die schönste Tugend an einem jungen
Menschen, er sey
reich oder
arm, gelehrt oder
ungelehrt. Denen Demüthigen hat der HErr
Gnade
verheissen, aber stol- |
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{Sp. 1195|S. 611} |
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tze und hochtrabende Gemüther werden
endlich, wie die täglichen Exempel bezeigen, vor
der
Welt zu Spott und
Schande. |
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Nebst der Demuth soll ein Studiosus sich
auch der Höflichkeit, Bescheidenheit, und guten
Sitten befleißigen; den Grobianis sie mögen so
gelehrt seyn, als sie wollen, ist jedermann
gehäßig, und man leidet solche Leute nicht gerne
um sich. |
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Endlich hüte er sich vor Karten- und Würffel-Spiel, dadurch nicht allein das Geld, sondern auch
die edle Zeit verlohren gehet, und öfters zu
Zänckereyen und andern Sünden Anlaß gegeben
wird. Das Geld auf dem Spiel gewinnen, spricht
Lutherus, ist, nicht ohne
Selbst-Liebe und ohne
Sünde gewinnen. Etliche geben vor: sie hätten
keine Lust zum Spielen, so ferne sie nicht um
etwas spieleten; man muß aber solche Leute
fragen, worzu sie denn das gewonnene Geld
gebrauchen wollen? Sie werden vielleicht
antworten, zu einer Mahlzeit oder Gasterey:
Warum nicht lieber den
Armen geben? Es ist aber
besser und ehrlicher kein Geld aufzusetzen; denn
ob einer schon nicht zu gewinnen begehret, so
kan doch der andere, mit welchem er spielet,
Begierde zu gewinnen haben. |
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Man lasse die Gelegenheit zu allen
Bösen
fahren, welche mannigfaltig ist in vielen Dingen,
so wird das Böse nachbleiben. Diß sey genug was
das Leben und die Sitten eines christlichen
Studiosi anlanget. |
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