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Zedler: Brandenburg, (die Marggrafschafft) [4] HIS-Data
5028-4-1037-5-04
Titel: Brandenburg, (die Marggrafschafft) [4]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 4 Sp. 1053
Jahr: 1733
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 4 S. 542
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Rechte
Literatur

Stichworte Text   Quellenangaben
Rechte Zu denen Priuvilegiis Praetensionibus und andern hohen Juribus des Durchlauchtigsten Brandenburgischen Hauses sind hauptsächlich nachfolgende zu rechnen  
 
1) die durch Chur-Fürst Friedrich Wilhelm den Grossen erlangte Souuerainité über Preussen und von seinem Sohne Friderico I, angenommene Königliche Würde, von welcher aber unten unter Fridericus Wilhelmus, Fridericus I und Preussen
 
  {Sp. 1054}  
 
wird gehandelt werden.
 
 
2) Die Chur-Würde, welche die Ascanischen Marg-Grafen von Brandenburg im 13 Seculo bekommen, ist nebst der Marck durch Fridericum I, an das jetzige florirende Hauß gekommen, und hat allezeit der älteste Printz dieselbe geerbet, ausgenommen Joannes Alchymista. Der Chur-Fürst ist der vierdte unter denen Weltlichen und hat bey der Wahl eines Römischen Käysers oder Königs die sechste Stimme.
Aurea Bulla
 
Unter denen Ertz-Ämtern bekleidet Brandenburg das Ertz-Cämmerer Amt, doch ist es ungewiß, wenn es an die Brandenburgischen Marg-Grafen gekommen. Am wahrscheinlichsten mag es zu Alberti Vrsi oder seines Sohnes Zeiten geschehen seyn, welchem Fridericus Barbarossa dieses Amt mag aufgetragen haben, indem zu derselben Zeit die Ämter erblich worden, und wird Marg-Graf Otto von dem Pabst Alexandro III, Camerarius Regis genennt,
Gundlingiana
 
Ehemals war der Reichs-Cämmerer so viel als Cammer-Praesident, indem er vor die Käyserlichen Reueuën aus denen Domainen sorgen muste, allein nachdem die Käyser wenig mehr übrig behalten, haben sie auch nicht viel Sorge davor zu tragen. Unterdessen hat Brandenburg solches allezeit sich vorbehalten, daher Chur-Pfaltz, als es die Ertz-Schatz-Meister-Würde erhielte, ihm einen Reuers ausstellen muste, daß dieselbe nicht dem Brandenburgischen Ertz-Amte zum Praeiudiz gereichen sollte.
 
 
Bey solennen Reichs-Proceßionen trug er ehemahls nach einiger neuern Meynung, dem Käyser einen Schlüssel nunmehro aber einen Scepter vor, worüber bey Caroli IV Crönung Streit mit dem Hertzoge von Jülich entstand, weil Aachen, wo Carolus IV gecrönt wurde, unter seiner Protection stunde, den Scepter tragen wolte. Nun wurde zwar anfangs die Sache so vermittelt, daß Brandenburg bey der Käyserlichen Crönung und Jülich bey denen Beleihungen das Scepter vortragen solte, aber hernach hat Carolus IV durch die güldene Bulle dem Hause Brandenburg das Recht allein gegeben.
 
 
Er gehet bey dergleichen Solennitaet mit Bayern und Pfaltz in der andern Ordnung zur rechten Hand. Werden die Insignien nicht vorgetragen, so gehet er in der ersten Ordnung. Bey sessionen und wo Latera gehalten werden, hat er auch nach Chur-Bayern die rechte Hand. Bey solennen Hofhaltungen reicht er dem Käyser das silberne Güß-Becken und Güß-Kanne zum Hand-Wasser wie auch die Hand-Qvele; Das Becken und Chur-Fürstliche Pferd bekommt der Erb-Cämmerer, Fürst von Hohenzollern.
  • Wagenseil de Summis Official. …
  • Limnaeus J. Publ.
 
Von dem obersten Cämmerer-Amte bey dem Stifte Bamberg, siehe Bamberg Tom. III. p. 298.
 
 
3) ausser der Stimme im Chur-Fürstlichen Collegio hat Chur-Brandenburg noch 7 Stimmen in den Fürstlichen Rathe wegen Magdeburg, Pommern, Halberstadt, Minden, Camin, Mörß und Cleve, wiewohl es das letztere nur auf Creiß-Tägen, nicht aber auf Reichs-Tägen führen darf, weil sich Chur-Sachsen allzusehr dawider setzet.
 
4) Das Hauß Brandenburg hat das Condirectorium in 3 Reichs-Creissen, in Nieder-Sachsen wegen Magdeburg, wo er mit Bremen alternirt; im Westphälischen als Hertzog zu Cleve (wiewohl er da mit dem Pfaltz-Grafen, der Hertzog zu Jülich ist, alternirt) und in dem Fräncki-
 
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schen, woselbst allezeit der älteste von der Fränckischen Linie derer Herren Marg-Grafen zu Brandenburg dirigirt. Sonst gehört der Fürst zu Halberstadt zu denen ordinairen Reichs-Deputirten.
Fritschius de Deputatione Imperii.
 
5) Wenn Sachsen nicht gegenwärtig ist, verlanget Chur-Brandenburg das Directorium corporis Euangelici auf denen Reichs-Tägen zuführen. Es hat sich daher auch dasselbe völlig an sich zu ziehen bemühet, so wohl als Fridericus Augustus König in Polen und Chur-Fürst zu Sachsen an. 1697, als auch da dessen Printz und jetziger Chur-Fürst Fridericus Augustus an. 1717 zur Catholischen Religion übertraten.
  • Electa Jur. Publ. Tom. XII. …
  • Horn J. Publ.
 
6) Unter denen Böhmischen Kaysern sind sie Reichs-Stadthalter gewesen, wie dem Käyser Sigismundus dem Chur-Fürsten an. 1418 volle Gewalt und Macht ertheilet, zu schaffen, als der Käyser selbst in grossen und kleinen des Reichs Sachen gemeiniglich und besonders.
Ludewig Germ. Princ ...
 
7) Bey Polnischen Wahl- und Reichs-Tagen haben die Chur-Fürsten das Recht des Polnischen Adels, von welchen Pufendorff im Leben Friedrich Wilhelms viel besondre Anmerckungen gemachet hat.
Ludewig l.c.
 
8) Vermöge Käysers Friderici III an. 1476, diesem Hause ertheilten Priuilegii können die Chur-Fürsten und Marg-Grafen mit allen ihren Landen, wie mit Allodial-Gütern in ihrer Familie disponiren, doch diese Freyheit ist durch den Vertrag de an. 1603 eingeschränckt worden; siehe Joachim Friedrich, Chur-Fürst zu Brandenburg.
 
 
9) Die Freyheit neue Zölle anzulegen, und die alten zu steigern vermöge eines Priuilegii Käysers Friderici III, weil aber Chur-Pfaltz und Braunschweig sich starck dawieder gesetzet, hat ihm Käyser Leopoldus dieses Priuilegium nicht confirmiren wollen.
 
wiewohl ihm nunmehr durch die Capitulatio Caroli VI art. 8. ziemlich prospiciret zu seyn scheinet.
 
 
10) Der Chur-Fürst exercirt das jus primariarum precum in denen Stifftern, so in seinem Lande liegen. Seine Gemahlin hat solches in denen Jungfräulichen Clöstern.
Ludewig l.c.
 
11) Der Chur-Fürst von Brandenburg ist Ober-Schutz-Herr und Patron von allen Commenthureyen des Johanniter-Ordens in der Marck, Sachsen, Wenden und Pommern. Wie denn der Chur-Fürst nicht nur das Recht die Land-Commendatores und Baillifs in seinen Landen zu praesentiren, sondern die gantz freye Disposition darüber bey Gelegenheit derer im 17 Seculo vorgegangenen Streitigkeiten erlanget.
  • Becmann vom Johanniter-Orden. …
  • Horn. l.c. …
  • Ludewig l.c.
 
12) Der Chur-Fürst hat das Priuilegium de non adpellando so wohl nach der güldenen Bulle, als auch vermöge eines Diplomatis Käysers Rudolphi II vom Jahre 1595. Man hat auch vom Käyser Leopoldo seit an. 1702 unter gewissen Bedingungen, ein neues Priuilegium de non adpellando auf alle Provintzien erhalten, daher zu Berlin ein Ober-Appelations-Gericht vor alle Brandenburgische Lande angelegt worden.
  • Horn J.Publ. …
  • Thulemarius
  • Krüger de Nouemuir.
 
13) Vermöge eines
 
  {Sp. 1056}  
 
Käyserlichen Priuilegii durfften ehemahls die Chur-Fürsten alle Raub-Schlösser in gantz Teutschland erobern und eigenthümlich behalten.
Ludewig l.c. …
 
14) Der Chur-Fürst hat vermöge eines Priuilegii Käysers Rudolphi II, vom Jahr 1582 die gantze Zunfft derer Keßler in dem Ostlichen Theil des Reichs, gleichwie Pfaltz in dem Westlichen unter seinem Schutz.
 
 
15) Das Hauß Brandenburg steht in der Erb-Verbrüderung mit denen Chur-Fürsten zu Sachsen und Land-Grafen zu Hessen, also daß, wenn Hessen ausstürbe, 2 Drittheile an Sachsen und 1 Drittheil an Brandenburg, und, wenn Sachsen ausstürbe, 2 Drittheile an Hessen und 1 Drittheil an Brandenburg fallen solte. Allein der Käyser hat biß dato diese Erb-Verbrüderung nicht insonderheit confirmiren wollen.
Ludewig l.c.
 
Sie ist zwischen ihnen an. 1487 zu Nürnberg aufgerichtet, und an. 1537. 1553 und an. 1614 erneuert worden.
 
Joannes und Otto haben auch schon an. 1252 den 15 Febr. eine Expectantz auf die Sächßischen Lande vom Käyser Wilhelmo erhalten
Ludewig Reliqu. MStor.
 
16) Von den zu Anfange dieses Seculi mit dem Hertzog zu Mecklenburg-Schwerin wegen des Erb-Rechts auf das gantze Hauß geschlossenen Vergleiche, siehe Friedrich König in Preussen.
 
 
17) Das Hauß Brandenburg hat die Anwartschafft auf alle unmittelbare Reichs-Lehen des Fürstenthums Anhalt, vom Käyser Ludouico an. 1318 den 22 Jun. erhalten, und ist dieselbe vom Kayser Leopoldo im Lehn-Briefe an. 1685 auch auf diejenigen extendirt worden, die vorhero Magdeburgisch gewesen, aber an. 1681 durch einen mit Anhalt gemachten Receß auch zu Reichs-Lehen gemacht worden.
Ludewig l.c.
 
18) Brandenburg hat die Anwartschafft auf Holstein, Ost-Frießland, Braunschweig und Lüneburg etc. Was bey dem Nürnbergischen Burg-Grafthum, Kitzingen, Jägerndorf etc. zu mercken ist, wird unten jedes unter seinem besondern Titel vorkommen.
 
 
19) Der Name Friedrich ist unter denen Brandenburgischen Chur-Fürsten Zellerischer Linie sonderlich glücklich gewesen, wie denn der erste Burg-Graf zu Nürnberg, der erste Chur-Fürst zu Brandenburg, der erste Souuerain und der erste König in Preussen denselben geführt haben.
 
 
20) Kein Chur-Fürst zu Brandenburg hat unter der Vormundschafft gestanden; vielmehr hat Joachimus I, und Joannes Georgius Kinder, Enckel und Ur-Enckel erlebt.
 
 
21) Chur-Fürst Friedrich Wilhelm hat zu einer Zeit unter seinen Ministern 9 Reichs-Fürsten gehabt
 
 
22) Der Chur-Fürst zu Brandenburg war unter allen Teutschen Fürsten der eintzige, welcher Schiffe ins Meer geschickt, und besaß in Guinea seit an. 1681 drey Festungen, Groß-Friedrichsburg, Tacrama und Dorothea, nebst einigen kleinen Dörfern, welche man aber den Holländern abgetreten, siehe Friedrich Wilhelm Chur-Fürst zu Brandenburg.
 
 
23) Schon über ein halb Seculum vor Annehmung der Königlichen Würde, haben auswärtige Potentaten denen Chur-Fürsten grosse Ehre gegeben, in dem Könige ihnen den Titel Serenitaet und
 
  {Sp. 1057|S. 544}  
 
Bruder zugestanden; Die Moscowitischen und Persischen Gesandten, hatten sie so gar Majestät titulirt. Es sind Ambassadeurs von ersten Range an sie geschickt worden, und sie haben wieder dergleichen an andere Höfe abgeordnet, welche sie characterisirt und deren nach Belieben bey dem Olivischen, Nimägischen und Ryßwickischen Frieden einen oder auch mehrere gesendet. Die Republiquen Venedig und Holland, wie auch die Hertzoge von Savoyen haben denen Chur-Fürsten den Rang eingeräumet.
 
 
24) Vom Schwanen- Roßkampf- und Rosencreutzer-Orden, welche zum Hertzogthum Cleve gehören, vom Kettenträger-Orden unsrer lieben Frauen, von der Zopffgesellschaft, vom Orden der Vertraulichkeit, der Großmüthigkeit, und des schwartzen Adlers, welche drey letzten König Friedrich gestifftet hat, wird unten an seinem Ort gehandelt werden.
 
Literatur
  • Cernitii X. e familia Burggr. Norimb. Electorum Brandeb. cicones et res gestae.
  • Leuthingeri Comment. de Marchia Brandeb.
  • Rentschens Brandeb. Ceder-Hayn.
  • Wildeisens Brandeb. Geneal. Lustwald.
  • Renschelii Stamm-Baum des Chur- und Fürstlichen-Hauses Brandenburg.
  • Schossers Beschreib. der Chur-Fürstl. Marck zu Brandenburg.
  • Peccensteinii Enarratio Histor. March. Brandeb. …
  • Sagittarii Hist. March. ac Elect. Brandeb.
 
     

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Stand: 11. November 2022 © Hans-Walter Pries