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Zedler: Aqua HIS-Data
5028-2-983-2
Titel: Aqua
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 2 Sp. 983
Jahr: 1732
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 2 S. 509
Vorheriger Artikel: Apyrothium
Folgender Artikel: Aqua … Wasser-Recht
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Römisches Recht
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

  Text Quellenangaben
  Aqua, Griechisch hydor, Frantzösisch Eau, Deutsch Wasser.  
  Das Griechische Wort soll von hyō, pluo, ich lasse regnen, herkommen; aqua, quasi a qua sunt omnia, von dem alles kommt; Becmann. Orig.
  denn das Wasser muß zur Hervorbringung aller Dinge helffen: Ja es haben auch ein und andere Philosophi, z.E. Thales, von Helmont beständig vermeynet, daß alle die gemischten Cörper ihre Nahrung und Wachsthum von dem Wasser erhielten.  
  Es ist aber das Wasser ein flüßiges, und in der gantzen Welt bekanntes Wesen. Es erhebet sich und ziehet in die Höhe, wann es von der Sonnen-Hitze dünne gemacht wird, bis in die mittelste Lufft, allwo es in Gestalt der Wolcken, durch die Winde, unterhalten wird: Hernachmahls fället es Tropffen weise, als Regen und Thau, herunter auf die Erde, rinnet von derselben in die Bäche, Seen und unzählich andere tieffe und niedrige Orte. Indem es dergestalt herum getrieben wird, so bekommt es allerhand Eigenschafften, nachdem ihm die Erde, dadurch es gelauffen, dergleichen etwan mitgetheilet.  
  Nach der alten Philosophie, wurde es das dritte Element oder Urstufe, nach seiner Eigenschafft naß und kalt genennet. Die Neuern, ausser daß sie die so genannten vier Elemente nicht gelten lassen, wollen auch nicht zugeben, daß das Wasser naß oder feucht sey, dieweil dieses allein von solchen Cörpern eigentlich gesaget werden könne, die von einem andern angefeuchtet worden: da aber das Wasser nicht selbst angefeuchtet wird, sondern andere Cörper, wie wohl auch nicht alle, feuchtet, solte es nicht feucht, sondern eine Feuchtigkeit heissen.  
  Gleicher weise erinnern sie, daß das Wasser nicht schlechter Dinge kalt zu nennen, weil es unstreitig ein gewisses Maaß der Wärme bey sich habe, als ohne welche es nicht flüssen, und in sich selbst beweglich seyn würde.  
  Einige geben es mit verblümten Worten an: als  
 
  • ein Wesen, das eine mittlere Natur hält, zwischen dem dicken und dünnen, der Erden und der Lufft;
  • das Mutter-Geblüth der Natur;
  • einen unbeständigen Cörper, der kein Feuer leiden kan, und durch eine geringe Wärme aufgelöset, in einem Dunst wegrauchet.
 
  Die es mit Cartesio halten, beschreiben das Wasser als einen vermischten Cörper, welcher flüßig, und indem er sich auf dem Erdboden ergeußt, durch sein eigen Gewicht in einer Gleich-Waage erhalten wird. Es wird ein vermischter Cörper genennet, dieweil es etwas hat von dem dritten Element, in dem es dunckel, etwas von dem zweyten, indem es einiger massen durchsichtig, und etwas von dem ersten, indem es flüßig ist.  
  Es ist ein flüßiger Cörper, doch nicht so flüßig, wie die Lufft. Diese Flüßigkeit macht, daß das Wasser in unablässiger Bewegung stehet, und weil es sich selbst nicht halten kan, in alle Winckel der Erden eindringet, bis es von einem festen Cörper aufgehalten werde. Die Ursache solcher Flüßigkeit wird der Art derer kleinesten Theilchen, woraus das Wasser bestehet, beygeleget, als welche länglicht, glatt und schmeidig seyn sollen, gleichwie ein Hauffen Regen-Würmer, wodurch sie sich unter einander verbinden, doch so, daß sie nicht zu einem gediegenen Cörper erwachsen, sondern in einer beständigen Beweglichkeit verbleiben.  
  {Sp. 984|S. 510}  
  Daher es auch geschiehet, daß das Wasser den festen Cörpern bis auf ein gewisses Maaß widerstehet, endlich aber doch weichet und nachgiebet: daß es in alle Cörper eindringet, in welchen es bequeme Gänge hiezu antrifft, dieselben zertrennet und auflöset. Von solcher Flüßigkeit entstehet zugleich die Fruchtbarkeit, und die Nutzbarkeit des Wassers.  
  Das Wasser in Ansehen der Erden, bekommt verschiedene Benennungen, nach seiner verschiedenen Gestalt. Denn es quillet in einem Brunn, es rinnet in einem Bach, es fleußt in einem Fluß, es stehet in einem See, es wird gefangen in einem Teich, und zuletzt versammlen sich alle Wasser in einem Meer, wie sie aus demselben kommen.  
  Bey dieser Eintheilung derer Wasser über dem Erdboden, ist die Weißheit und Güte GOttes sonderlich zu bewundern, indem das Wasser zur Nahrung derer Lebendigen, und zur Fruchtbarkeit derer wachsthümlichen Geschöpffe so nöthig und unentbehrlich, ja gleichsam das Blut des Erden-Cörpers ist, daß es auf so mancherley Weise überall, gleichwie in Adern geleitet, in stetigem Umlauff erhalten, und alle Ende damit nothdürfftig versorget werden.  
  Unter denen alten Welt-Weisen hat, (wie schon oben erinnert) Thales das Wasser vor den Ursprung aller Dinge gehalten, und zu unsern Zeiten Rob. Fludd diese Meynung mit weitläufftigen Schrifften zu behaupten gesuchet.  
  Die zufälligen Eigenschafften des Wassers sind mancherley, daher auch eines vor dem andern zu diesem oder jenem Gebrauch tüchtiger ist. Die trüben und dicken Wasser dienen zu der Schifffahrt und Fischerey, die hellen und dünnen zum Genuß für Menschen und Vieh, und zu mancherley Gebrauch und Dienst des Menschen.  
  Die Mineralischen Wasser, Frantzösisch Eaux minerales, Lateinisch Aquae minerales, werden unter der Erden durch mancherley Ertze und Erd-Säffte, dahero sie derselben Eigenschafft annehmen, die sich am Geschmack, Geruch, Wärme und dergleichen äussert, woraus mancherley Bäder und heilsame Brunnen entstehen.  
  Gemeiniglich theilet man sie in warme und kalte. Jene werden durch unterirdisch Feuer, darüber sie weglauffen, erwärmet, oder auch, wenn sie durch entzündete Erde gehen. Das ist auch die Ursache, warum man so offt des Schwefels, den diese Wasser mit sich fortgeführet, an den Seiten des Beckens gewahr wird, darinne man es hat stehen lassen. Es mag auch wohl seyn, daß einige solche mineralische Wasser ihre Wärme von dem natürlichen Kalcke empfangen, aus welchen sie in dem Innern der Erde unter weges getroffen; jedoch geschiehet dieses allemahl vermittelst des unterirdischen Feuers, dann dieser Kalck ist ein von selbsten calcinirter Stein. Gemeiniglich enthalten sie schweflicht Saltz, auch flüchtiges und fixes, welche aus der Erde und den Minen kommen, dadurch dergleichen Wasser gehen.  
  Sie verrichten das ihrige vortrefflich gut, und haben bey vielerley Kranckheiten recht erstaunens-würdige Würckung, wenn man sich deren an Ort und Stelle, unter Anführung und Regierung eines verständigen Medici gebraucht. Werden sie aber verführet, so haben sie nicht mehr dieselbe Krafft, weil ihre flüchtigen Theilgen davon fliegen, oder aber sich zusammen setzen, und solcher gestalt ihre Bewegung verliehren.  
  Die warmen mineralischen Wasser dienen zu Flüssen, Lähmung derer Glieder, Podagra und Hüfft-Weh, Schlag,  
  {Sp. 985}  
  Schlafsucht und kalten Feuchtigkeiten. Die kalten mineralischen Wasser sind ihren Kräfften nach unterschiedlich, nachdem nemlich das Saltz beschaffen, so sie bey sich führen, oder auch, nachdem dessen viel gewesen.  
  Siehe auch  
 
  • Acidulae Tom. I. dieses Lex. p. 348.
  • ingleichen Thermae.
 
  Was aber absonderlich den gemeinen Genuß und Gebrauch des Wassers vor den Menschen belangt, so ist dasselbe das erste und älteste Getränck gewesen, und ist es noch auf den heutigen Tag, bey den meisten Einwohnern des Erdbodens, auch wo Wein-Wachs vorhanden, da es dessen ungeachtet von vielen lauter, insgemein aber mit Wein vermenget, getruncken wird, und ist gewiß, daß unter allen Geträncken für den Durst, und zu Auflösung und Zertheilung der Speise in dem Magen, das Wasser das dienlichste ist.  
  Die alten Medici haben schon gerathen, daß junge Leuthe lauter Wasser, erwachsene mit Wein vermischt, alte Leute aber mehr Wein als Wasser zu sich nehmen sollen: und ein sinnreicher Araber sagt: Das Wasser-Trincken habe zwey Vortheile, daß man dabey keine Schulden mache, und den Verstand nicht verliehre.  
  Die Kennzeichen nun eines guten Wassers ingemein sind, wenn es recht hell und lauter ohne alle Farbe, so dann auch ohne allen Geruch und Geschmack befunden wird, Gal. com. 3. de hum. t. 3
  Die besondern Kennzeichen sind, wenn es geschwinde warm wird, und geschwinde wieder erkaltet, und in sich leicht ist. Hingegen sind Anzeigen eines bösen Wassers, wenn Fleisch, Fische, u.a.m. darinne hart, oder langsam gar werden, oder anlauffen, wenn es Silber oder Kupffer angreifft, im kochen einen Kalck fallen lässet, oder einen Schlamm setzet.  
  Nach dem besondern Unterscheid der Wasser, ist das Brunnquell Wasser, FrantzösischEau de fontaine, Lateinisch Aqua fontana, unter allen Sorten des Wassers, das kläreste, helleste, und reineste, dieweil es durch die Erde gegangen und von derselben gleichsam durchgeseiget worden. Jedoch muß es zuweilen durch gar zu kalte Steine gehen, dadurch es dermassen rohe und dicke gemacht wird, daß es denenjenigen, die es trincken, Gerinnung derer Säffte verursachet, daher hernachmahls allerhand Kranckheiten zu entstehen pflegen, als Scorbut, Lähmung derer Glieder, Stein, Catarrhen, Colic und üble Verdauung: dahero soll die Quelle und Ader rein und ohne allen fremden Nachgeschmack seyn.  
  Das Wasser, so durch bleyerne Röhren geleitet wird, nimmet davon eine schädliche Eigenschafft an, die höltzernen Röhren werden unrein und faul, hingegen sind die steinernen die besten.  
  Fluß- oder flüssendes Wasser, Frantzösisch Eau de Rivier, Lateinisch Aqua Fluvialis, ist dem Quell-Wasser am nächsten, weil es durch den weiten Lauff, durch das Aufnehmen vielen Regen-Wassers, und aus andern Ursachen, viel von der ersten Rohigkeit verliehret, milder und weicher wird. Nur daß es insgemein trübe ist, welches aber durch Hinsetzung in einem Gefässe leicht gebessert, und das Wasser, wenn sich der Schlamm gesetzet, schön klar, rein, gesund zu genüssen, und so gut wird, daß es lange Zeit ohne einige Verderbniß dauret, wie solches in Egypten an dem Wasser des Nil-Strohms täglich geübet wird, auch zu Rom an dem Tiber-Wasser, und anderswo glücklich versuchet worden.  
  Unter allen ist es zum trincken das gesündeste: Denn die Sonne, die darein und drauf  
  {Sp. 986|S. 511}  
  scheinet, durchwärmet und verbessert es. Es führet über dieses auch etwas Saltz bey sich, davon es eine eröffnende Krafft bekommet, auch wohl gar laxiret, und überhaupt gut zu verdauen ist. Man kan des Morgens zwey oder drey Gläser voll nüchtern zu sich nehmen, so wird denen Feuchtigkeiten im Leibe dadurch die Schärffe benommen, die Brust feuchte gehalten, der Leib eröffnet, und der Urin befördert.  
  Das Regen-Wasser, Frantzösisch Eau de pluye, Lateinisch Aqua pluvialis, will zwar von einigen vor gesund angegeben werden, dieweil es mit einigem sauren Saltze aus der Lufft gleichsam beschwängert ist, dadurch es denn viel durchdringender werden, und besser als das gemeine Wasser reinigen soll; diesem aber widerspricht die Erfahrung, indem an Orten, wo es aus Noth aufgefangen, und in Cisternen zum Gebrauch gefasset wird, die Einwohner deshalben grosse Klage führen, und zum unwidersprechlichen Beweiß seiner Unreinigkeit auch dieses dienet, daß es vor andern bald faul und stinckend wird: Wiewohl es sich viel besser als das gemeine Wasser zum solviren und auflösen gebrauchen lässet. Auch kann man es destilliren, und über den Helm treiben, und auf solche Weise besser aufbehalten, da es denn zugleich eine eröffnende Krafft bekommt.  
  Das Brunnen-Wasser, Frantzösisch Eau de puits, Lateinisch Aqua putealis, so nicht aus lebendigen Adern quillet, sondern unter der Erden schwället, muß den Mangel des reinen Quell-Wassers erstatten. Die besten sind, die einen reinen Sand- oder Kies- und nicht einen faulen Meer-Grund haben. Es ist schwer und nicht wohl zu verdauen.  
  Das Wasser im Morast und stehenden Seen, oder das See- und Sumpff-Wasser, Frantzösisch Eau de morais, oder des marées, Lateinisch Aqua paludosa, weil es mehr aus Regen- und Schnee- Wasser, als frischen Quellen zusammen läufft, davon es roh, und, weil es keine Bewegung hat, auch schwer und dicke wird, kan zu vielen Kranckheiten, so von Verstopffungen und verderbtem Geblüth herkommen, den Ansatz geben: Man soll dasselbige nicht eher trincken, bevor man es hat sieden lassen.  
  Das Schnee- und Eiß-Wasser, Lateinisch Aqua nivea, glaciei, wird wegen seiner Dicke und Schwere schlechter dinge vor schädlich gehalten.
  Das See-Wasser, Frantzösisch Eau marine, Lateinisch Aqua marina, ist ein saltziges scharffes Wasser, welches seine Saltzigkeit von dem Stein-Saltze, Sal Gemmae, überkommt: Dieses wird zuvor in der Erde durch das süsse Wasser aufgelöset, und rinnet hernach durch unzählige Canäle und Röhren ins Meer. Davon der Artickel vom Meer-Saltze weitläufftiger zu sehen. Es purgiret, zertheilet und reiniget, heilet alles Jucken auf der Haut, wehret der Raserey, doch will es der Magen nicht gerne vertragen, wenn man es trincket.  
  An einigen Orten in den Alpen, wo die Kröpffe gemein sind, wird die Schuld auf die Schädlichkeit derer Wasser geleget, und in Russland sollen die Wechsel-Zöpffe, bey Menschen und Pferden, von dem Wasser aus gewissen Brunnen, so ehemahls von den Tatarn vergifftet worden, herkommen. Hingegen werden die Wasser in Spanien vor sehr rein und gesund gehalten, daß sie auch in einem Gefäß niemahls verderben.  
  Die bösen Wasser können verbessert werden,  
 
  • durch abkochen, wovon sie gebrochen werden, und was sie unreines mit sich führen, durch den Schaum aus-
 
  {Sp. 987}  
 
  werffen, oder auf den Boden fallen lassen:
 
 
  • durch distilliren, welches, wo man die Mühe daran wenden will, dem kochen vorzuziehen:
  • durch Zusatz oder Gebrauch gewisser Kräuter, so der Schädlichkeit des Wassers wehren, in welchem Absehen schon die Alten den Knoblauch und die Zwiebeln des Morgens zu geniessen angerathen, und solches die Seefahrenden noch heute beobachten.
 
  Die Schola Salernitana preiset Salbey, Raute und rothe Rosen-Blätter, ja der Gebrauch des Thees in Tsina soll vornemlich daher aufgekommen seyn, weil die wenigsten Wasser daselbst rohe zu trincken dienen, und durch dieses Kraut verbessert werden müssen.  
  Die Deutschen und andere Nordische Völcker haben eben dieses in dem Bier-Brauen gesuchet, welches sonst in denen übrigen Theilen der Welt unbekandt ist.  
  Die Nutzbarkeit des Wassers ist allzu offenbar, als daß davon viel zu sagen nöthig sey, indem es  
 
  • zur Erzeugung aller ober- und unterrirdischer Geschöpffe mitgehöret,
  • die Fruchtbarkeit des Erdbodens befördert,
  • zur Nahrung für Menschen und Vieh nicht zu entrathen ist,
  • in aller menschlichen Arbeit seinen unentbehrlichen Gebrauch findet,
 
  zu geschweigen des unaussprechlichen Nutzens, den es in der Schifffahrt auf Graben, Ströhmen, Seen und Meeren, ja um den gantzen Erdboden leistet, auch in allerhand Kunst- und Mühl-Wercken, ja so gar zur Lust in Wasser-Wercken und künstlichen Spring-Brunnen.  
  In der Artzeney, der verschiedenen Gesund- Wasser nicht zu gedencken, sollen ein oder zwey Mund voll frischen Wassers alle Morgen eingeschluckt, den Menschen erfrischen, und zu Erhaltung beständiger Gesundheit dienlich seyn.  
  Die Indianer brauchen ein Bad in kalten Wasser, fast in allen Kranckheiten, sonderlich in der rothen Ruhr und in Fiebern, und D. Helbigius hat zu Batavia in beyden Fällen es an ihm selbst gut befunden. Frische Fleisch-Wunden können durch blosses offt wiederholtes Auflegen reiner, im frischen Wasser genetzter Tücher, geheilet werden.  
  Hingegen ist auch das Wasser ein schädliches Ding, nicht nur wenn es böse Eigenschafften an sich hat, sondern auch, wo aus sumpffigen oder scharffen Wassern faule oder angreifende Dünste aufsteigen, davon Menschen, Thiere und Gewächse beschädiget werden.  
  Vornemlich kann das Wasser grosse Verwüstung anrichten, wo durch Aufschwellung oder Durchreissung derer Dämme und Teiche es aus den Ufern tritt, und die Länder überschwemmet, da es in kurtzer Zeit Menschen, Vieh, Häuser, Bäume, und anders in grosser Anzahl dahin reisset, und alles, was es antrifft, zu Grund richtet, und seiner Gewalt niemand entrinnen kan. Daher das Sprichwort erwachsen, daß Feuer und Wasser gute Knechte, aber böse Herren sind.  
  Von seltsamen Wassern auch etwas zu bedencken, meldet uns Curtius … von einer Quelle, in dem dem Gotte Ammon gewiedmeten Hayne, daß desselben Wasser früh Morgens laulicht, Mittags eißkalt, und Abends entsetzlich heiß sey.  
  Beyn Garamanten ist nach Augustini de Civ. Dei … Bericht ein Quell, dessen Wasser bey Tage eißkalt, und bey Nacht so heiß, daß man es nicht erleiden können.  
  So fleußt auch in Tsina bey der Stadt Ce der Fluß Tan, welcher bluthroth, und solche Farbe von einem Land-Voigt soll bekommen haben, der sich dabey ermordet. In der Landschafft Suchuen bei Foning fleußt ein Bach, der  
  {Sp. 988|S. 512}  
  um die Herbst-Zeit blau wird, daß man Kleider darinne färben kan. Der Fluß Io bey Kancheu hat ein so leichtes Wasser, das kein Holtz, ja keine Spreu darauf schwimmet, welcher Art auch der Fluß Kiemo bey Paogan ist. Die See Loxui in der Landschafft Fokien hat ein grünes Wasser, welches alles grün färbet.  
  Noch ist zu mercken, daß das Griechische Wort hydor, offtermahls bey dem Hippocrate vor Decoctum genommen wird, z.E. vor  
 
  • aqua hordei
4. de Rat. Vict. in Acut. …
 
  • aqua malvae,
L. I. de morb. mul.
 
  • aqua mercurialis
LVII. Epid. …
  Zuweilen heisset auch das Wort hydor, aqua, so viel als Serum, oder das Wasser, so auf dem Blute schwimmet, und desselben gehöriges Vehiculum ist, l. de genitura
  An einem andern Orte aber wird es hydrops, L. IV. de morb. mulier.
  genennet; Sonst heisset es auch Ichor.  
  Ob auch die Lympha darunter zu verstehen sey? bes. Foës. Oecon.
  Bey denen Chymicis heisset Aqua, die Mutter, die Wurtzel und der Acker aller Mineralien,
  • Dorn. in Genealog. mineral. …
  • Th. Chym. Vol. I.
  In denen Recepten wird es mit diesem Zeichen ∇ angedeutet, und ist zu mercken, daß wenn Aqua gleichhin verschrieben wird, man allemahl helles, leichtes und reines Brunnen-Wasser nehmen muß.  
     

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Stand: 26. Oktober 2022 © Hans-Walter Pries