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Quellenangaben |
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Scham,
Lat. Pudor, ist die
Unlust, welche wir
über das
Urtheil anderer von unserer
Unvollkommenheit
empfinden,
z.E. wenn ein
Gelehrter in seinen
Schrifften einen Fehl
wahrnimmt, und sich
vorstellet, was die Leute darzu
sagen werden, darüber aber
verdrüßlich wird, daß
er ein widriges Urtheil zu besorgen hat; so schämet
er sich, daß er diesen Fehler begangen. |
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Aristoteles rhetor. …
nennet die Scham einen
Schmertz und Verwirrung über dasjenige, so die
Beleidigung unserer
Ehre zu betreffen scheinet, es
mag dasselbige etwas
gegenwärtiges, oder
vergangenes, oder zukünfftiges |
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{Sp. 842} |
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seyn. |
Wer eine Auslegung hierüber
haben
will, der lese
Schraders Commentarium de
rhetoricorum Aristotelis sententia et usu … und
Voss. in instit. orator. … |
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Von den neuern sagt Carthesius de
passionibus animi … die Scham wäre eine
Art der
Traurigkeit, welche sich auf die
Liebe gegen sich
selbst gründe, und von einer
Einbildung oder
Furcht
der
Schande herkäme. |
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Es pflegen einige eine
natürliche Scham zu
statuiren, welche also von der
moralischen, von der
wir eigentlich
reden wollen, zu
unterscheiden, daß
wie diese von einer
Gedancke herrühret, also
muß
jene aus einem natürlichen Trieb herkommen. Sie
entstehet aus einer dem
Menschen von
Natur
eingepflantzten Furcht, vermöge welcher er sich vor
gewisse
Thaten hüte, damit er nicht
möge verachtet
werden, dahin sonderlich die Geheimhaltung der
Geburts-Glieder gehören. |
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Der
Herr
Thomasius
theilet in cautelis circa
praecogn. jurisprudent. … die Wohlanständigkeit in
eine natürliche und
politische,
davon jene aus der gemeinen Gleichheit aller Menschen müsse hergeführet werden.
Weil nun die Schamhafftigkeit in einer Furcht wegen einer unanständigen und
unerbaren That verachtet zu werden bestünde, so könte solche wegen des
zweyfachen Decori auch in eine natürliche und politische eingetheilet werden, |
welche Lehre er in seinen fundamentis Juris naturae
et gentium weiter ausgeführet, darinnen Ephraim
Gerhard gefolget, dessen Fundamenta generalia
doctrinae de decoro seiner delineationi juris
naturalis beygefüget. |
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Auf solche Weise schränckt der Herr
Thomasius die Schamhafftigkeit in etwas ein, und
indem er
meynet, die Schamhafftigkeit sey natürlich,
so ferne sie ihr Absehen auf das natürliche
Decorum, so in der Natur gegründet, habe, so ist
das keine solche natürliche Scham, wie wir sie
vorher beschrieben. Es wird auch schwer seyn zu
behaupten, als wäre uns von Natur eine
würckliche
Furcht oder Abscheu gewisse
Dinge vorzunehmen,
eingepflantzet, wie wir sonst andere natürliche
Begierden haben, als zu essen, zu trincken, zu
schlafen, allem, was unserer Erhaltung zuwider ist,
zu entgehen. Denn wir finden solche
Eigenschafften
nicht, die sonst solche Begierden haben
müssen. |
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Dasjenige, was man der natürlichen Scham
beyleget, ist weder was beständiges, noch was
allgemeines. Der Grund davon ist viel mehr in der
Meynung und
Gewohnheit der Menschen zu
suchen, daß also auch solche Scham ursprünglich
von den Gedancken herkommt. |
Doch lese man, was
Velthuysen in dem
Tractatu morali de naturali pudore et dignitate hominis, der pag. 160. seiner
Operum stehet, und in der
Dissertatione epistolica de principiis justi et decori p. 961. der gedachten
Operum, ingleichen
Pufendorf in jure naturae et
gentium … ausführlich davon gesagt. |
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Wir bleiben also nur bey der moralischen
Scham, und erwegen sowol ihre Beschaffenheit, als
ihre Arten. |
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Nach ihrer Beschaffenheit
fragt sichs: was
dieselbige sey? Sie ist derjenige
Affect, welcher aus
der
Vorstellung, man |
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{Sp. 843|S. 435} |
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dürffte wegen gewisser
Reden und
Thaten
veracht werden, entstehet. Daß sie mit
Recht unter
die
Affecten
gezehlet werde, können wir leicht
sehen, wenn wir die Natur eines Affectes und der
Scham gegen einander halten. Bey einem Affect
muß eine ausserordentliche starcke
Bewegung des
Willens seyn, die mit einer Bewegung des Geblüts
verknüpfft ist, welches beydes bey der Scham
wahrgenommen wird. Denn wer sich schämet,
führet im Willen eine Alteration, und indem er roth
wird, daß man auch im Sprichwort saget: erubuit;
salva res est; so zeiget dieses den Einfluß in das
Geblüt an. |
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Ist man aber bey der Scham besorget, man
werde an seiner
Ehre und Credit schaden leiden, so
ist sie ins besondere eine Art der
Furcht. |
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Will man ihre Beschaffenheit genauer
betrachten, so können die
Ursach, das
Object und
die
Würckung in
Erwegung gezogen werden. |
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Erstlich ist zu
untersuchen, woraus die Scham
entstehet? oder welches die Ursach derselbigen
sey? wie überhaupt die näheste Ursache aller
Affecten die
Imagination, oder die lebhaffte
Vorstellung einer
Sache, die man entweder als was
Gutes, oder als was
Böses ansiehet, ist; also
entstehet auch daher die Scham. Solche
Imagination ist unterschiedlich, daß eine Sache bald
auf diese, bald auf jene Art
vorgestellet wird,
nachdem einer diese oder jene
Principia heget; die
Sache entweder bloß nach den
Sinnen, oder auch
nach dem
Judicio betrachtet, und bald von dieser,
bald von jener Gemüths-Neigung getrieben
wird. |
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Dieses ist der
Grund, daraus wir das
unterschiedene Verhalten der Menschen bey ihrer
Scham
erklären können. Denn wir
wissen aus der
Erfahrung dreyerley, daß sich ein Mensch wegen
gewisser Dinge schämet, in andern Sachen aber
keine Scham bezeiget: das, wenn sich etliche
schämen, so schämen sich andere nicht, und daß
sich die Scham bey einem Menschen
verändere.
Alles dieses ist aus der Beschaffenheit,
Unterscheid
und
Veränderung der imaginativischen Vorstellung
zu leiten, so aus demjenigen kan erläutert werden,
was hiervon
Buddeus in institut. theol. mor. …
saget: |
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„Die Scham hat alles das zum Object, welches
die gute Meynung, so andere von uns haben, oder
zum wenigsten in der wir bey ihnen zu stehen
wünschen, verringern kan, es mag nun solches
unsere Hochachtung würcklich schmälern, oder uns
nur also vorkommen. Nachdem aber die Leute mehr
oder weniger Verstand haben, wohl zu urtheilen,
suchen sie bald in diesen, bald in jenen Dingen ihre
Ehre. Fallen denn jene weg, so meynen sie, ihr
guter Leumund leide Schaden, und fangen also an,
sich zu schämen. |
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Die, so vor andern am besten von allen
urtheilen können, sehen gar wohl, daß die gröste
Würde und Vorzug eines Menschen in Ausübung
der Tugenden bestehe: wenn sie nun etwas thun,
das von der Tugend abgehet, so glauben sie, ihre
Ehre habe vornemlich hierdurch einen Schandfleck
bekommen. Das ist die Ursache, daß die |
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{Sp. 844} |
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Schamhafftigkeit für ein Zeichen der Tugend
ausgegeben wird, wie das bekannte Sprüchwort
heist, erubuit, salva res est, die Schamhafftigkeit ist
da, nun ist nichts verlohren. |
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Nun ist solches zwar in so weit wahr; nur muß
man zugleich wissen, daß solches eben sowol bey
den übertünchten Schein-Tugenden der
Unwiedergebohrnen, als bey den wahren Tugenden
der Wiedergebohrnen angehe. Solchergestalt würde
sich derjenige sehr betrügen, der aus dergleichen
Scham sofort schliessen wolte, er müsse die wahre
Tugend haben, welche sich allein bey den
Wiedergebohrnen oder wahren Christen findet. |
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Hierzu kömmt auch noch dieses, daß der
Mensch offt nicht sowol in den Tugenden, die das
Gewissen betreffen, als in denen, die zum
Wohlstand gehören, seine Ehre sucht, und
deswegen sich schämet, wenn er etwas wider die
Regeln der äusserlichen Erbarkeit versehen, nicht
aber, wenn er wider Pflicht und Gewissen gehandelt
hat. |
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Aus diesem Grunde siehet man, daß sich
mancher schämet, wenn er etwan aus
Unbedachtsamkeit und Ubereilung sich mit einem
Worte vergangen, der doch im geringsten nicht
erröthet, wenn er den Gottesdienst versäumet, dem
Fressen, Sauffen und Geilheit nachhanget, andere
betrüglich hintergehet u.d.m. Ja etliche schämen
sich so gar das zu thun, was recht ist, z.E. öffentlich
ihr Gebet zu verrichten, oder von Göttlichen Dingen
in anderer Gegenwart zu reden, die sich durchaus
nicht schämen, den Gebrauch ihrer gesunden
Vernunfft zu versauffen, und sich um alles das zu
bringen, woran der Mensch vor dem unvernünfftigen
Vieh einen Vorzug hat. |
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Alle diese Dinge entstehen aus der Menschen
verkehrten Urtheil von ihrer Würde und Ehre,
welche sie da suchen, wo sie nicht solten, und
selbige nicht suchen wollen, wo sichs gehörte. Und
weil das Urtheil von einer Sache bey einem
Menschen sich ändern kan, so ist die Ursach leicht
zu errathen, warum sich einige erst gewisser Dinge
schämen, darüber sie nachgehends nicht mehr roth
werden, weswegen es von ihnen heist, daß sie
Schande und Scham verliehren: gleichwie es auch
umgekehrt eintrifft. |
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So siehet man, daß junge Leute, so gute Zucht
gehabt, und zu allen Tugenden angeführet worden,
das, was schändlich ist, ohne Schamhafftigkeit nicht
sagen, viel weniger thun können. So bald sie aber
durch böse Gesellschafften verführet werden und
mit der Welt mitmachen, vergehen sie sich so weit,
daß sie alle Scham beyseite legen, und kein
Bedencken tragen, die schändlichsten und
ärgerlichsten Bubenstücke zu begehen. Denn die
Urtheils-Krafft wird nach und nach verderbet, daß
ihnen dasjenige nicht mehr als schändlich
vorkommt, was sie vorher allerdings vor höchst
leichtfertig hielten. |
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Da aber die Urtheile der Menschen von Dingen,
die wider ihre Ehre und Ansehen lauffen, nach
ihrem unterschiedlichen Alter und Stande bald so,
bald anders fallen, so ist hieraus zu sehen, warum
etliche aus gantz verschiedenen Ursachen sich
schämen, etliche aber sich nicht schämen. Knaben
von zartem Alter |
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{Sp. 845|S. 436} |
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können in Gegenwart anderer vor Scham kaum
etliche Worte aufbringen, weil sie sich fürchten, sie
möchten dabey hier und da verstossen. Ehrbare
Jungfrauen und Weiber, die, wie billig, ihre gröste
Ehre und Zierde in der züchtigen Schamhafftigkeit
suchen, haben nicht das Hertz, ohne Erröthung
etwas vorzubringen, was auch nur den Schein eines
unverschämten Wesens hat. Ein Soldat schämet
sich, wenn ihm irgend etwas begegnet, so ihn um
den Ruhm der Tapfferkeit bringen möchte; ein Hof-Mann, wenn er in Umstände geräth, dabey das
Ansehen seiner Klugheit Schiffbruch leiden könte;
ein Gelehrter, wenn sich etwas ereignet, das ihm
die Ehre der Gelehrsamkeit und Gewißheit, alles auf
ein Haar zu treffen, streitig machen dürffte,
u.s.w. |
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In Erwägung alles dessen, kan man nicht nur
begreiffen, worinnen die Natur und eigentliche
Beschaffenheit der Schamhafftigkeit bestehe,
sondern es wird sich auch äussern, daß dieser
Affect nicht so stracks für eine Probe, Regel und
Richtschnur der Tugend und des Rechten
anzugeben sey, wie einige zu thun pflegen. Denn
wenn jemand diesen Grundsatz machte: was dem
Menschen Röthe und Scham abjaget, das ist
schändlich, wobey man sich aber nicht schämet,
das ist tugendhafftig; der wird bey Anwendung
dieser Regel finden, wie sehr er betrogen sey. Denn
aus bisher gesagtem ist klar, daß mancher, ohne
sich zu schämen, etwas begehet, das doch
schändlich ist: und daß man sich vieler Dinge
schämet, die tugendhafft und löblich sind.„ |
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Vors andere ist zu untersuchen das
Objectum
der Scham, oder worüber man sich schämet. Es sind
Reden, oder
würckliche
Thaten, von denen wir uns
einbilden, daß sie unserer
Ehre nachtheilig seyn
würden. Also kommt es auch hier alles auf die
Einbildung und
Vorstellung an. Die Menschen
richten nicht allezeit ihre Scham nach der
wahren
Beschaffenheit der Reden und Thaten ein. Man
solte sich schämen solcher Dinge, die den
Regeln
der
Gerechtigkeit und
Klugheit, folglich auch der
Wohlanständigkeit zuwider wären. |
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Es ist aber bekannt, daß man sich in Dingen,
die den Wohlstand betreffen, schämet: in Sachen
aber, so die
Tugend angehen, schämet man sich
nicht; ja, man schämt sich wol, wenn man was
löbliches und tugendhafftes
thun soll. Dieses
beruhet auf der Vorstellung, die man sich von
solchen Dingen und von seiner Ehre macht; und
weil die Ehre in der Opinion anderer beruhet, so
wird man befinden, daß die Scham nach dem
Unterscheid der
Personen, unter denen man sich
befindet, sehr
veränderlich ist. |
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Drittens kommen vor die
Würckungen der
Scham,
oder was aus derselbigen entstehet? Im
Verstande
würcket sie eine Verwirrung der
Gedancken; im
Willen selbst eine Unruhe, und im
Leibe verspüret man auch
würckliche Würckungen.
Denn im Gesichte wird man roth, und wenn die
Scham starck, so lähmet sie gleichsam dem
Menschen die Zunge, daß sie Muth genug haben,
vorzubringen, was sie können und sollen. |
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Die- |
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{Sp. 846} |
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ses war die Beschaffenheit der Scham. Es
folgen ihre
Arten, daß wir auch sehen, wie vielerley
sie sey? man kan sie in einer zweyfachen Absicht
abtheilen. |
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Denn in Ansehung der Scham selbst, ist sie
entweder eine vorhergehende, welche vor den
Reden und Thun, die unserer Ehre Abbruch thun
können, hergehet, daß man sich nemlich schämet,
etwas zu reden, und zu thun; oder eine
nachfolgende, welche erfolget, wenn bereits etwas
geredet oder gethan worden, so unserer Ehre
nachtheilig. Einige halten die letztere Art nicht sowol
vor einen
Affect, als vielmehr vor eine
schmertzhaffte
Empfindung; man
weiß aber, daß
auch dieselbige vielmals so beschaffen, daß sie mit
Recht vor einen Affect anzusehen ist. |
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Nach der
Moralität ist sie entweder
vernünfftig,
oder
unvernünfftig. Jene ist, wenn man eines
Theils sich wegen solcher Reden und Thaten
schämet, die den Regeln der Gerechtigkeit und
Klugheit, auch der Wohlanständigkeit zuwider sind,
und also der
wahrhafftigen Ehre Eintrag thun
können; andern Theils gehörige Maße dabey
beobachtet, woraus leicht zu
schliessen, was die
unvernünfftige Scham sey. Nemlich, wenn man sich
wegen Sachen schämet, da man keine Ursache hat,
wie sich z.E. mancher schämet, von Göttlichen
Dingen zu reden; oder auch keine Maße zu
beobachten weiß, wohin die
Bauer-Schamhafftigkeit
gehöret; die aus der Unwissenheit der manierlichen
Sitten, oder aus der
irrigen
Meynung, als wenn der
Gehorsam der Höflichkeit weichen müste; oder
auch aus einer allzugrossen
Furchtsamkeit
entstehet. |
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Nach Syrachs Lehre ist die Scham zweyerley:
eine tugend- und
lasterhaffte, nachdem die
Sache
ist, davor man sich schämet, |
wie zu sehen Syr. 4, 24. 25,
31. |
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Absonderlich hat er Cap. 41, 18. u.ff. ein langes
Register dessen, weß man sich schämen
soll,
aufgesetzet, bis er solches mit diesen
Worten
schliesset: Also schämest du dich recht etc. | ferner
Cap. 42. auch 2 Tim. 1, 8. |
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