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Quellenangaben
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Böse, die Abhandlung von dem Bösen ist iederzeit vor die
Welt-Weisen eine schwere
Sache gewesen. |
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Gleichwie die metaphysischen Sätze wegen ihrer genauen Absonderung, oder
Abstraction überhaupt eine grosse Schwierigkeit bey sich haben; also ist das
Gute und Böse,
als eines von denen aller abstractesten mit vieler Dunckelheit annoch
verknüpft. Der
innerliche
Sinn gleicht hierinne dem äusserlichem, welche durch die grössern
Vorstellungen
leichter gerühret werden. Auf kleinere
Dinge aber mit der grösten Aufmercksamkeit und
Schärffe müssen gerichtet werden. Es ist dieses ein sicheres Kennzeichen, daß wir nicht von
uns selbst sind, denn jemehr wir uns denen Anfangs-Gründen der Dinge nähern, jemehr
entdecken wir unsre Unwissenheit, woraus denn erhellet, daß dasjenige, welches wir nicht
erkennen, von einem höhern
Wesen
müsse
verordnet seyn. |
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Müller in der Metaphysic …
erkennet gleichfalls die sich bey dieser Lehre
hervorthuenden Schwierigkeiten, die er in Ansehung des
Ursprungs des Bösen
nachfolgender massen erweiset: |
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„In übrigen ist bekannt, daß die Lehre von dem Ursprunge des Bösen jederzeit, sowohl
bey denen Alten, als heute zu Tage, vor eine der schwersten und zweifelhafftesten gehalten
worden, an welcher auch die grösten Gelehrten nicht allezeit mit gar glücklichem Fortgang
gearbeitet haben. Wer da erweget, daß der letzte Grund des Guten und Bösen der Wille
GOttes dieser aber so wohl an sich selbst, als auch in Ansehung derer unermeßlichen
Reihen natürlicher Dinge, wie sie allesammt auf den Willen GOttes als ihren letzten Zweck
hinauslauffen, der menschlichen Vernunfft meist unergründlich seyn, der wird sich nicht
wundern, daß, ohngeachtet die scharffsinnigsten Köpffe, derer vergangenen und heutigen
Zeiten, alles gethan, was ihnen nur möglich gewesen, in dieser hohen und wichtigen Materie
ein Licht anzuzünden, dennoch noch mancher finstere Abgrund übrig geblieben, den das
schwache natürliche Licht, auch der allergelehrtesten Vernunft zu durchleuchten nicht fähig
gewesen.„ |
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Wir
erinnern dieses deswegen zum voraus, damit uns unsre Leser bey
Untersuchung
hoher
Wahrheiten keiner Trägheit beschuldigen
mögen. Wir
wollen lieber die engen
Grentzen des
Menschlichen
Verstandes bekennen, als durch einen vergeblich gewagten
Versuch dennoch dessen Schwachheit entdecken. Es ist besser eine Lehre, welche zu
vielen
Irrthümern Anlaß zu geben
vermögend ist, unerforscht zu lassen, als aus einer guten
Absicht etwas neues zu ergründen, manche
Gele- |
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{Sp. 393|S. 212} |
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genheit zu Erdichtung gefährlicher
Sätze zu geben; Sonderlich, bey solchen
Dingen,
deren genaue Nachforschung mehr die Befriedigung unsrer Neugierigkeit zum
Grunde hat,
als daß sie mit dem Wohlseyn derer
Menschen dermassen
verknüpft wären, daß sie nicht
ohne Schaden des menschlichen Wohlseyns könnten verborgen bleiben. |
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Standpunkt |
Ehe wir noch die
Meynungen anderer von dem Bösen anführen, so
wollen wir erstlich
diejenigen Sätze erläutern, welche wir in diesem Stücke vor
wahr halten. Unsre Leser
werden hiedurch, sie mögen uns nun beyfallen, oder nicht, den
Grund unserer
Gedancken
erkennen, und dahero bey der fernern Ausführung, unsre Entscheidung zu
beurtheilen
wissen. |
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Das Böse
nennen wir dasjenige, welches unser
Wille fliehet. Hierinnen kommen alle mit
uns überein. Es ist aber noch ein anderer
Grund vorhanden, warum der Wille etwas fliehe,
nemlich, darum, weil dasjenige, welches wir uns
vorstellen, mit unserm
Endzwecke, welchen
wir uns vorgesetzet haben, nicht
übereinstimmet. Das Böse und das
Gute bestehet also in
der Verhältnis derer
Dinge gegen einen Willen, oder einen Endzweck: findet man eine
Ubereinstimmung, so ist die
Sache gut; äussert sich aber das Gegentheil, und die Sache ist
dem vorgestellten Endzwecke zuwider, so ist sie böse. |
Müller in der Metaphysick. … |
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Nach dieser Beschreibung haben wir nachfolgende
Eintheilung zu mercken. Nach der
sich selbst gelassenen
Vernunft finden wir zwey
Dinge, nemlich
GOtt, und den
Menschen.
Es werden wenige seyn, die da
zweifeln
solten, daß GOtt einen
Willen habe:
Nichtsdestoweniger verfällt man bey der genauen
Untersuchung solcher wichtigen Sätze auf
allerhand
Gedancken. Wir wollen selbst einen Zweifel anführen, welcher uns bey Uberlegung
dieser
Sache eingefallen. Der Leser wird uns diese kleine Ausschweifung zu Gute halten,
indem die Sache nicht allein überhaupt das Nachdencken
verdienet, sondern auch den
Grund unserer Sätze betrifft. |
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Wenn man ein Kennzeichen des
Göttlichen Willens angeben will, so führet man die
Menschliche Glückseeligkeit als einen
Endzweck
Gottes an. Was heist aber eigentlich etwas
wollen? Nichts anders, als eine
Sache zu erlangen suchen, welche wir noch nicht besitzen.
Nach der
Empfindung, die der Mensch von seinem
Willen hat, wird er mercken, daß derselbe
aufhöre, wenn er das vorgesetzte erlanget. Es ist also die Abwesenheit einer Sache bey
einem Willen
nothwendig; GOtt ist
vollkommen. Das ist eine ewige
Wahrheit: Was
vollkommen ist, dem kan nichts
mangeln: Also kan GOtt durch die
Glückseeligkeit der
Menschen, wenn sie auch nicht vorhanden gewesen wäre, nicht der geringste Abgang
geschehen seyn. Wo kein Mangel ist, da ist auch kein Wille, also kan nach diesem
Schlusse
GOtt nichts gewollt haben. So schwach sind wir, wenn wir uns erkühnen, von dem Wesen
GOttes zu gedencken. |
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Der Zweifel aber kan auf nachfolgende Art gehoben werden. Erstlich müssen wir die
Beschaffenheit des Wesens GOttes nicht nach denen engen
Grentzen unsrer
Natur
abmessen. Ist es die
Eigenschaft unsers
Willens, daß derselbe einen Mangel zum voraus
setze, so können wir von diesem noch nicht den
Schluß auf die Beschaffenheit des
göttlichen Willens machen. GOtt kan sich einen
Endzweck vorsetzen, ohne daß es mit
demselben die Beschaffenheit, als mit unsern Endzwecken habe. |
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Zum andern so siehet man aus dem Zusammenhang der
Natur sattsam, daß alles
endlich auf einen
Grund hinauslauffen |
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{Sp. 394} |
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müsse, weil wir in allen eine
Ubereinstimmung, nach der eine Sache der andern zu
statten kömmt, bemercken. Es sey nun dieses vor ein Grund, was es vor einer wolle, so
müssen wir uns damit begnügen, daß einer vorhanden sey, und mehr ist uns zu
wissen nicht
nöthig. Der Mensch hat zu seinem
Endzwecke die Glückseeligkeit: Erhält er dieses, so hat er
alles, was er haben kan, und darf sich um ein mehrers nicht bekümmern. |
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Drittens, der Mensch ist das edelste aller Creaturen, von welchem wir nach der sich
selbst gelassenen
Vernunft eine
Gewißheit haben können. Dieses edle hat einen
Willen,
und dahero kan man wohl
schlüssen, daß
GOtt, der die vollkommenste
Natur besitzet, auch
nach seiner
Vollkommenheit einen Willen habe. |
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Wollte man bey diesem
Beweise noch einigen
Zweifel hegen, so kan vierdtens die
göttliche Offenbahrung denselbigen gäntzlich heben. Nach derselben wissen wir, daß GOtt
sein Bild in unsre
Seele gepräget habe. Alles was nun in unserer Seele keine
Unvollkommenheit anzeiget, das stellet die
Eigenschafften des Göttlichen Wesens vor. Unser
Willen wenn er
rechtmäßig ist, entdecket keine Unvollkommenheit und dahero ist er das Bild
einer
Eigenschaft, die sich in GOtt befindet. |
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Nach diesen beyden nun, nemlich den
Göttlichen
und
Menschlichen Willen müssen wir
die Betrachtung von dem Bösen
unterscheiden. Ist eine
Sache daher böse, weil dieselbe
denen
Endzwecken derer
Menschen zuwiederläuft, so gehöret dessen Betrachtung in die
Sitten-Lehre, worinne von dem höchsten
Gut oder von denen Endzwecken des Menschen in
Ansehung seiner
eigenen Beruhigung gehandelt wird. Stimmen die Sachen nicht mit dem
göttlichen Endzwecke überein, so gehört die Betrachtung in die
metaphysic,
worinne die
Dinge in Ansehung ihrer
Existenz, die sie von
GOtt haben, betrachtet werden. |
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Sitten-Lehre |
Wir
wollen zuerst von denen
Eintheilungen des Bösen nach der
Sitten-Lehre, oder
denen Menschlichen Entzwecken handeln. |
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Die Menschliche
Natur hat nicht nur darinne ihre
Freyheit, daß sie diejenigen
Thaten,
welche ihrer
Willkühr unterworffen sind, so wohl
thun als lassen kan, sondern die Freyheit
äussert sich auch in diesem Stücke, daß die
Vorstellung einer
Sache nicht
nothwendig
gut
oder böse ist, sondern es annoch an dem Menschen selbst lieget, wie er sich dieselbe
vorstellet. Dahero es dann geschiehet, daß uns eine Sache, die doch in der
That unsrer
Natur, und deren Erhaltung, welches das äusserste
Mittel des Menschen ist, wodurch er
seine
Glückseeligkeit befördern kan, gemäß ist, derselben zuwieder scheinet, welches der
Grund von dem
wahrhafftigen Bösen und des Schein-Bösen ist. |
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Gleichwie die in dem
Menschlichen
Gemüthe entstehende
Lust ein Kennzeichen des
Guten ist, also ist die
Unlust ein Kennzeichen des Bösen. Die Unlust bestehet in der
Empfindung. Wenn wir was empfinden
wollen, so
muß eine
Sache vorhergehen, welche
unsere
Sinne rühret. Diese Sachen nun, wodurch unsre Sinne in eine unangenehme
Empfindung gesetzet werden, sind entweder nach denen
Endzwecken derer Menschen,
welchen sie zuwider laufen, oder nach ihren
Ursprunge
unterschieden. |
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Was das erste anbelanget, so hat der
Mensch sonderlich drey Haupt-Mittel, durch
welche er seine Glückseeligkeit entweder in der
That befördert, oder doch zu befördern
vermeynet. Es sind dieses die
Ehre, die
Wollust und der Besitz derer zeitlichen Güter. In
Ansehung der Ehre ist es das unanständige; in Ansehung der Wollust
das unannehmliche, oder beschwerliche; und in Ansehung des übrigen
das schädliche Böse. |
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Was das andre Stücke anbelanget, so sind dergleichen
Sachen entweder ausser uns,
oder in uns. Sind sie in uns, so entstehen sie entweder in dem
Cörper, oder in dem
Gemüthe. Das erstere können wir ein physicalisches,
das andere ein
moralisches
Ubel
nennen. Zu ihnen gehört die Kranckheit, Zerstümmelung der Glieder, u. dergleichen, dieses
äussert sich entweder in dem
Verstande, als der
Irrthum; od. in dem
Willen, als die bösen
Neigungen. |
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Die sich |
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{Sp. 395|S. 213} |
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ausser uns befindlichen
Ursachen, welche ohne unserm Beytrag, eine unserm
Entzwecke zuwiederlaufende Sache hervorbringen, können wir unter dem Haupt-Namen des
Glückes begreiffen, und dahero entstehet das Böse des Glückes, oder
das
Unglück. |
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Bey dem
Ursprunge des Bösen ist noch eine
nöthige
Eintheilung zu machen. Wir
können entweder zu demselbigen etwas beytragen, oder nicht. Die Abwendung des Bösen in
unserem
Gemüthe stehet soweit in unsrer
Gewalt, als wie wir unsern
Lüsten die
Herrschaft
bey uns einräumen. Die erste
Empfindung derer Lüste, und den Anfang unsers
moralischen
Bösen kan uns niemand zuschreiben, indem dieselben nach der in uns nunmehro verderbten
Natur, welche anders einzurichten nicht in unsern
Kräfften
stehet, eine
wesentliche
Eigenschaft unsrer
Natur worden ist. |
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Bey dem Bösen des
Leibes sind wir so wohl
schuldig als unschuldig. Eine unförmliche
Gestalt unsrer Glieder, welche uns entweder durch die
Geburth, oder durch andere Zufälle
verursachet worden, gehöret zu den ersten. Ist aber dieselbe eine böse Folgerung unserer
vorhergegangenen schlimmen
Thaten gewesen, so gehört sie zu dem andern. Kranckheiten
können wir von unsern
Eltern erben, u. dergleichen betrübte
Exempel können denenjenigen,
welche damit behafftet sind, keinesweges zugeschrieben werden. Meistentheils aber sind sie
nichts anders, als die
Straffe unserer vorherbegangenen
Sünden. |
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Zu dem Bösen des Glückes tragen wir nichts bey; wir müssen aber dasjenige nicht
selbst zu einem Unglücke rechnen, worzu wir die erste
Gelegenheit gegeben haben.
Mancher schreibet den Haß andrer Leute, womit er verfolget wird, seinem Unglücke zu, da
er doch bey der genauen Untersuchung finden wird, daß er selbst durch seine
Handlungen
hierzu Anlaß gegeben. |
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Aus diesem
Unterschied des Bösen entstehet nachfolgende Lehre, daß wir
das Böse
unserer
Schuld vertreiben, das Böse fremder Schuld aber
gedultig ertragen
müssen. |
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Die Art und Weise, wie unsere
Sinne durch einen Vorwurf gerühret werden,
würcket
nachfolgenden Unterschied. Wir
stellen uns eine
Sache als etwas
gutes vor, besitzen aber
dieselbe nicht, so ist der
empfundene
Mangel dieser Sache etwas böses, welches das
malum privativum, oder das Böse der Entbehrung kan genennet werden. |
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Wir empfinden aber auch eine
Unlust, welche durch das daseyn einer Sache, die wieder
unsre Natur laufet, erreget wird, welches das
malum positivum oder das würckliche Ubel kan
genennet werden. Wobey denn zu mercken, daß, wenn, wie wir unten sehen werden,
gesagt
wird, das Ubel nur in der Privation bestehe, solches zu der
metaphysischen nicht aber zu
unserer, nemlich der
moralischen
Betrachtung gehöret. |
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Weil wir bey der Betrachtung des Bösen jederzeit auf die
Ubereinstimmung der
Sache
als ein Mittel mit dem
Entzwecke sehen müssen, so eignen sich
gewisse Stuffen in denen
Mitteln, nach welchen der Entzweck verhalten wird, da denn das eine besser als das andere
den Entzweck hervorbringet. In Ansehung dieses kan eine Sache, welche sonst an sich gut
ist, und mit dem Entzwecke übereinstimmet, zu etwas Bösen werden, weil sie dasjenige, was
wir suchen, nicht in der
Vollkommenheit vorbringet, als das andere, dahero wir denn jenes
als das beste
erwehlen, dieses aber verabscheuen. |
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Zum
Exempel: Ich suche in der
Gelehrten
Welt
berühmt zu werden; nun kan ich
meinen
Namen durch zwey Stücke unsterblich machen: Entweder durch die Lebhaftigkeit
meines
Gei- |
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{Sp. 396} |
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stes, oder, durch die
Erfindung grosser und scharffsinniger
Wahrheiten. Jenes geschicht
durch die Dicht-Kunst; dieses durch die Nachforschung in
philosophischen
Wissenschafften.
Ein grosser
Richter zu werden, ist meinem
Entzwecke gemäß, und also etwas gutes,
hingegen dem
Namen eines scharffsinnigen
Welt-Weisen zu erlangen, befördert meine
Absicht umso viel desto mehr, daher ich denn den
Ruhm eines Dichters verachten, und vor
etwas Böses ansehen werde. |
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Diese
Art des Bösens kan
relativum, oder das Böse nach der Vergleichung genennet
werden; da hingegen eine
Sache, welche meinem Entzwecke schnur stracks zuwieder ist,
ein malum absolutum, oder das schlechterdings Böse
zu
nennen ist. |
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Wir haben bey allen diesen
Unterschieden des Bösen ihren
Grund gezeiget: Dahero wir
nicht wissen, was
Walchen in Lexico Philosophico … bewogen, dieselben zu verwerfen, weil
sie keinen rechten Grund hätten, zumahl da wir
glauben, daß kein eintziger unter diesen sey,
welcher nicht in der Anwendung seinen
Nutzen haben sollte. Doch er folget dem
Thomasio,
in der Einleitung zur Sitten-Lehre … ohne an etwas weiteres zu gedencken. |
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Thomasius macht l.c. §. III. nachfolgende
Eintheilung. Er eignet dem
Menschen
zweyerley
Zustand zu, nemlich einen
ordentlichen, wie er nach der
Ordnung
Gottes seyn
sollte, und einen ausserordentlichen, in welchem sich der Mensch meistentheils befindet.
Nach diesen Zuständen
theilet er das Böse in das ordentliche, und in
das ausserordentliche. Das ordentliche Böse setzet den Menschen aus dem ordentlichen in den ausserordentlichen
Zustand; aber das ausserordentliche Böse ist dasjenige, wenn man den Menschen aus dem
Bösen, oder ausserordentlichen Zustande, durch eine ordentliche Weise wieder in den guten
Zustand setzen will. |
Siehe l.c. §. 116. |
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Beyderley Böses,
spricht er, kommen darinnen überein, daß die Maße überschritten, und
eine allzu schleunige
Veränderung vorgenommen wird. |
Siehe l.c. §. 117. |
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Die Anmerckung von dem ausserordentlichen Bösen kan darzu dienen, daß man zu
beobachten habe, wie eine
Sache, die sonst an und vor sich
gut ist, dennoch in Ansehung
des ausserordentlichen
Zustandes des
Menschen, welches der
Entzweck ist, auf welchen
dieselbe als ein Mittel soll gerichtet werden, böse werden könne. Denn die Ubereinstimmung
und Nichtübereinstimmung des Mittels mit dem Entzwecke ist, wie wir schon oben gesagt
haben, das
Wesen des guten und des bösen. |
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Ferner spricht er §. 124. Einige
Dinge gebrauche der
Mensch
nothwendig, dergleichen
wären Gesundheit,
Weißheit und
Tugend; andere hingegen
dienten zwar wohl zu seiner
Verbesserung, er könne aber dennoch ohne dieselben bestehe: Solche wären
Freyheit,
äusserlicher Ehre,
Reichthum, Freunde und dergleichen. Solchen Dingen setzt er nun
zweyerley
Arten des Bösen entgegen, nemlich denen nothwendigen
Gütern Kranckheit,
Unweißheit, und Laster, denen andern, Gefangenschafft,
Mangel der Ehre und des
Reichthums. Er nennet dieses letztere böse indifferent, weil die entgegen gesetzten Güter
nicht nothwendig wären. Es scheint uns aber besser zu seyn, wenn wir
sagen, es sey ein
Unterschied zwischen den geringern, und grössern
Ubel zu machen. |
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Die Absichten des Thomasii l.c. §. 130. gehen überhaupt bey diesen Eintheilungen
dahin, die Stuffen des guten und bösen anzuzeigen, nach welchen eines vor dem andern
mehr
müsse
begehret, oder vermieden werden. |
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