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Quellenangaben |
Metaphysik |
Nach der
Metaphysischen Betrachtung des bösen, oder in Ansehung des
göttlichen Willens, so ist das Böse dreyerley. |
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- Erstlich ist das Metaphysicalische Böse,
wenn nehmlich die
gantze
Natur derer
Dinge
ihren allgemeinen
Wesen nach nicht mit dem Willen GOttes
übereinstimmen
soll;
- zum
andern das Physicalische Böse,
nemlich, wenn eine natürliche Sache nach ihrer
Existenz
und Wesen dem Willen GOttes in der bestimmten
Ordnung nicht gemäß ist.
- Drittens, das Moralische Böse,
wenn der
Mensch in denen ihm von
GOtt bestimmten Wegen zu
seiner
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{Sp. 397|S. 214} |
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Die beyden erstern
Arten werden nicht zugeben: Das
moralische Übel aber kan keinesweges
geläugnet werden: Man behauptet den
Satz:
Quod
omne ens, quatenus ens sit, bonum sit. Auf den Einwurff, daß dennoch die
Physicalischen
und moralischen
Ubel, als Kranckheit,
Sünde und Thorheit nicht könnten
gut seyn, wird
geantwortet, diese wären nicht entia per se, seu quatenus entia, sondern
entia per accidens, und also gehörten dieselbe nicht in die
Claße metaphysicalischer
Dinge. |
Müller in der Metaphysick … |
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welcher noch nachfolgendes hinzusetzet: |
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„Dahin zielet auch, was die Peripathetici sagen, daß in allem Ubel zweyerley zu erwegen
sey. Erstlich eine physicalische Bewegung, zum andern ein Mangel, oder eine Unordnung an
derselben. Die erste sey ein würckliches Ding, und an sich selber gut: Die andre aber sey
eine privation, und also mehr ein Unding als ein Ding. Da nun das Ubel nicht in der ersten,
sondern in der andern bestehe; so sey das Ubel, und dessen Ursprung und Wesen nicht so
wohl in entitate als vielmehr in non entitate zu suchen. In actu vitioso, quidquid est entitas, id
omne bonum esse, malitiam autem non consistere in entitate, sed in ejus privatione.„ |
Scheibler I … |
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zu dem
moralischen Bösen gehöret die
Eintheilung von dem bösen der
Schuld, und
dem
Bösen der
Straffe. Das Böse der Schuld wird alles dasjenige
genennet, welches denen
göttlichen
Gesetzen zuwieder ist;
das Böse der Straffe ist die Straffe selber, die auf die böse
That erfolget, und entweder zur Besserung oder zur Rache
dienen soll: |
Donati Metaph. Vsual. … |
Ursprung |
Da nunmehro es ausgemacht ist, daß die
Existenz des
moralischen bösen nicht könne
geläugnet werden, so entstehet die
Frage, welches denn der
Ursprung des Bösen sey? Bey
dieser
Erwegung sind zwey Haupt-Sätze, welche wegen ihrer Wichtigkeit unsern
Gedancken
viel zu schaffen machen. Einmahl ist es
gewiß,
GOtt ist
gerecht und gütig, er kan dahero das
Böse, und das daraus entstandene
Ubel nicht
gewollt haben. Hingegentheil ist es gleichfals
wahr, daß der Ursprung aller
Dinge von GOtt sey, und daß durch seine
Determination das
Wesen der Dinge entstanden ist. |
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Dieser Satz nöthiget uns nachfolgende limitation von dem
Willen GOttes vorzubringen:
Es hat nemlich das allerhöchste Wesen das Böse nicht gewollt, sondern nur zugelassen,
welches Vorgeben aber in der
That nichts anders, als ein Deck-Mantel unserer Unwissenheit
ist. Wir wollen die
Meynungen anderer von dieser
Sache
erklären, und alsdenn zum
Beschlusse unsere
Erinnerungen anhängen. |
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Die alten
Heydnischen
Welt-Weisen hegten durchgehends die Meynung, es wären zwey
independente
Principia, deren eines der
Grund des
guten; das andre der Grund des Bösen
wäre: Dieses letztere befände sich in der
Materie. Der Grund dieses
Irrthums kan eines
Theils die Tradition, nach welcher sie einige Nachricht von dem ersten
Sünden-Falle mochten gehabt haben: Anderntheils ihre falsche
Meynung von der Ewigkeit der Materie
gewesen seyn. |
Ihre Sätze finden wir in
Wolffs Tractatu de Manichaeismo |
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{Sp. 398} |
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ante Manichaeos, und
Buddei Instit. Theolog. Dogm.
… |
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Unter denen so genannten barbarischen
Welt-Weisen vertheidigten die
Chaldaeer diese
Sätze. Man findet von solchen in denen Philosophumenis, welche den
Namen des
Origenis
führen, ein Zeugniß. Der Persische Zoroastres wird vor den Urheber dieser Lehre
angegeben, und von diesem soll sie auf die Griechische Welt-Weisen seyn fortgepflantzet
worden. Die Perser hatten zwey Gottheiten, den Oromazem, welchen sie vor den
Ursprung
des guten hielten, und den Arimanium, welchen sie den Ursprung des Bösen nenneten.
Thomas Hyde de Religione Veterum Persarum … suchet hierbey zu erweisen, die Perser
hätten nicht zwey Gottheiten aus ihnen gemacht, sondern den Arimanium vor ein Geschöpffe
gehalten. |
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Unter denen Griechischen
Philosophis war die Lehre von zweyen
Principiis gemein,
ohngeachtet man von allen keine
Gewißheit in diesem Falle finden kan. Bey der
Jonischen Secte
haben Thales Milesius, Anaximander, und Anaximenus bey der
Untersuchung, von denen
ersten Ursachen derer
natürlichen Dinge von
GOtt keine Erwehnung gethan: Man rechnete
sie deswegen zu denen Gottes-Verläugnern. Anaxagoras benebst denen übrigen dieser
Secte behauptete zwey von einander unterschiedene Principia, nemlich
materiam und
mentem. Das letztere wäre die
Ursache der
Bewegung,
Ordnung und Einrichtung derer
Dinge. Dieser
Meynung ist auch Pythagoras nebst seinem Schüler
Empedocle, nachdem
Zeugniße des Plutarchi de Iside et Osiride, beygefallen. |
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Plato hat gleichfalls diese Lehre behauptet: Seine
Sätze waren eigentlich diese: Die
Materia wäre ewig; aus dieser hätte
GOtt nach seinem freyen
Willen die
Welt
gemacht: Er hätte gesucht die unmäßige Bewegung der Materie in eine Ordnung zu
bringen, wobey er aber soviel Widerstand gefunden hätte, daß er wäre gezwungen
gewesen, den Saamen des Bösen zurücke zu lassen. |
Man findet dieses so wohl in seinem Timaeo als in dem
Plotino
und andern. |
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Eben solche Sätze flüssen aus der Lehre des Aristotelis von der Ewigkeit der
Welt: Er
hält die
Materie, und die aus derselben von
GOtt hervorgebrachte Welt vor ewig. Nun stehet
nicht zu
beweisen, daß er GOtt vor den Urheber des Bösen werde gehalten haben, dahero
muß er den
Ursprung des Ubels aus der Materie herleiten. |
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Von denen Stoickern ist es offenbar, daß sie den
Grund des bösen in der Materie
gesucht haben. |
Siehe von denen
Meynungen der Alten mit mehrern
Bayle Dictionaire
Histor. et Critique voce Manichiens not. c. |
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Dieser
Irrthum von einem zweyfachen
Principio ist hernachmahls in der
Christlichen
Kirche von
verschiedenen Ketzern auf das neue hervorgebracht worden. Die Haupt-Vertheydiger desselben sind die
Manichaeer gewesen, daher er der Manichaeismus
genennet wird. Der Irrthum von dieser Lehre ist
gantz Augenscheinlich, indem derselbe
wider die Lehre von
GOtt, welche doch auf so festen
Gründen stehet, hauptsächlich
streitet. |
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Zu unsern
Zeiten sind nachfolgende durch ihre Sätze in der Lehre von dem Ursprung
des Bösen
berühmt worden. |
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1) |
Peter Bayle, welcher die
Meynung von dem doppelten
Principio des
guten und Bösen, wo nicht gäntzlich zu vertheidigen, gleichwohl auch nicht zu verwerfen
gesucht. Erstlich trug er die Lehre problematisch für: Er vermeynte, |
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{Sp. 399|S. 215} |
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es könnten diese Sätze nicht genugsam aus der
Vernunfft
wiederleget werden, sondern dieselbe zeige viele
Gründe, auf welche ein solches
Systema
könne feste gesetzet werden: Da er aber deswegen von unterschiedlichen angegriffen
wurde, so zeigte er sich deutlicher, wie geneigt er denen Sätzen derer Manichäer, oder
vielmehr derer alten Welt-Weisen von dem doppelten Principio sey. |
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Siehe seine
Meynung in seinem Dictionaire Historique et Critique, unter
dem Titel Manichiens, Marcionites, Origine, Pauliciens ferner seine response aux Questions
d'un Provincial … |
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Seine hauptsächlichen Gegner sind
Clerc, Jaquelot,
Jurieu, Leibnitz,
Placette, Wolff gewesen. |
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Die deswegen gewechselte
Schriften
findet man bey
- dem erwehnten
Wolff de Manichaeismo ante Manichaeos
…
- Fabricio in Delectu argumentorum …
-
Buddeo in Institut. Theologic. Dogmatic.
…
- und Stollen in der Anleitung der Historie zur
Gelahrheit.
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2. |
Gottfried Wilhelm Leibnitz, es setzte derselbe dem
Baylischen
Systemati ein anders entgegen. Dieses trug er in seiner
Schrifft:
Essais de Theodicee, oder
Betrachtung der Gütigkeit GOttes, der Freyheit des Menschen, und des Ursprungs des
Bösen, vor. Dieselbe kam zuerst 1710.
in 8. in
Frantzösischer Sprache
heraus, hernach ist
sie in das
Lateinische, und endlich in das
Teutsche übersetzet, und von
G. Fridrich Richtern,
Professore in
Leipzig, eine neue
Auflage 1726. mit beygefügter Lebens-Beschreibung des
Verfassers besorget worden. |
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Er richtet seine
vornehmste Absicht wider den
Bayle, und suchet
dessen gemachte Einwürffe zu heben. Sein Systema ist kürtzlich nachfolgendes: Nach
seiner
Meynung ist die
gegenwärtige
Welt die beste Welt.
GOtt stellte sich in seinem
Göttlichen Verstande
viele Welten vor, und nach seiner Weißheit muste er sich die beste
daraus
erwehlen. Die beste Welt aber kan nicht die beste seyn, wenn das Böse in derselben
nicht zu finden. Er
redet also davon in der Theodicee ersten
Theil … |
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„Es möchte vielleicht ein Gegner, der auf diesen Vernunffts-Schluß,„
(nehmlich daß die Weißheit Gottes keine andre, als die beste Welt wehlen können)„ nicht
antworten kan, durch einen Gegen-Schluß auf die Conclusion antworten, und sagen: Die
Welt hätte können ohne Sünde und Elend seyn: Allein ich läugne, daß sie alsdenn die beste
gewesen wäre. Denn man muß wissen, daß in einer ieglichen möglichen Welt alles
verknüpfet ist; das Universum, es sey, welches es wolle, gehet in einem fort, wie ein
Ocean;
Die geringste Bewegung erstrecket ihre Würckung auf eine jedwede Weite, ungeachtet diese
Würckung nach proportion der Weite immer unempfindlicher wird. |
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Dergestalt hat GOtt in der Welt einmahl vor allemahl alles schon
voraus eingerichtet, indem er das Gebet, die guten und bösen Wercke, und alles übrige
vorher gesehen; ja jede Sache hat in der idee, noch vor ihrer Existenz, zu dem Göttlichen
Entschlusse, der über die Existenz aller Dinge genommen worden, etwas beygetragen. Also
kan in dem Universo, ebenso wenig als in einer Zahl, etwas geändert werden, ohne daß
zugleich die Essenz oder die Individualitas numerica, verändert wird. Dahero, wenn das
geringste Ubel, das in dieser Welt geschicht, davon abgienge, so würde es nicht mehr |
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{Sp. 400} |
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diese Welt seyn, die, nach
der allervollkommensten Ausrechnung von dem
Schöpfer, der sie erwehlet, vor die beste befunden
worden. |
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Zwar kan man sich wohl
mögliche Welten ohne Sünde und Unglück
einbilden, und davon gleichsam Romanen
schreiben, wie von Vtopia und von den
Severamben; Allein eben diese Welten würden
der unsrigen, am Guten gar weit nachzusetzen
seyn. Ich kan euch dieses zwar unmöglich, nach
allen Stücke und Umständen, vorstellen; denn ich
müste unendliche Dinge begreiffen und unter
einander vergleichen können. Allein ihr müsset es
mit mir ex effectu schlüssen, weil GOtt diese Welt,
so wie sie ist, erwehlet hat. Wir wissen aus andern
Dingen, daß offters ein Ubel was Gutes
verursache, so man ohne dieses Ubel nicht würde
erhalten haben. Ja vielmahls haben zwey Ubel ein
grosses Gut gewürcket: |
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Et si fata volunt, bina
venena juvant.
(Und stimmet das Verhängnis ein,
So muß ein zweifach Gifft gesund und heilsam
seyn.) |
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Gleichwie bisweilen zwey
fließige Materien einen harten und trockenen
Cörper hervorbringen, wovon der Spiritus vini und
der Spiritus des Urins zeugen, die von Helmont
mit einander vermischt; oder wie etwa zwey kalte
und finstere Cörper ein grosses Feuer
verursachen, wie solches ein gewisser saurer
liquor, und ein aromatisches Öl bezeugen, die
Herr Hoffmann zusammen gegossen. Ein General
eines Kriegs-Heeres begehet zuweilen einen
glücklichen Fehler, der den Gewinst einer gantzen
Schlacht zuwege bringet; und singt man nicht in
der Römischen Kirche an Oster heiligen
Abend? |
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[Vier Zeilen lateinische
Verse]
(O nöthige Sünde, die Adam gethan!
Da
Christus selbst davor gestorben;
O Fehler, der
nimmer beglückter seyn kan!
Der diesen Heyland
sich erworben:)„ |
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Etliche haben davor
gehalten, es sey durch dieses Leibnitzische
Systema alles, was von Baylen hervorgebracht
worden, über den Haufen geworfen worden:
Andere hingegen halten davor, daß denen
Einwürffen noch nicht sattsam Genüge
gethan
worden, und daß man zugleich dadurch die böse
Lehre von der
Nothwendigkeit des Bösen
befestiget hätte. |
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Es ist wieder dieses
Systema 1712. sub Praesidio
Buddei eine
Disputation de Origine mali zu Jena
herausgekommen: Gleichfalls ist diese
Meynung
von Weismann in einem Schediasmate de
Providentia Dei circa malum et peccatum, welches
unter seinen Schediasmatibus Academicis 1725.
editis zu finden ist,
untersuchet worden. |
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Pfaff in Schediasmate de
Morte Naturali … berichtet diesen sonderbaren
Umstand, es habe sich Leibnitz in einem
Schreiben erkläret, daß sein dem
Baylen
entgegen gesetztes Systema, nur ein ingenieuser
Versuch wäre, welchen er selbst im Ernste nicht
vor
wahr hielte. |
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Von den übrigen
hergehörigen
Schrifften siehe
Jo. Fabricium in
Biblioth. Fabric. P. VI. |
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{Sp. 401|S. 216} |
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pag. 281. und Jo. Albert.
Fabricium in Delectu Argumentorum … |
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3.) |
Christian
Wolff, welcher
ein
Schüler des Leibnitzens ist. Er hat in seinen
Gedancken von GOtt, der Welt, und Seele des
Menschen nachfolgende Sätze: |
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Erstlich spricht er §. 982.
Hieraus erhellet zugleich, daß die gegenwärtige
Welt unter allen die beste. |
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Hierauf fähret er §. 1058
ferner fort: Wir haben oben vernommen, daß
diese Welt unter allen, die möglich sind, die beste
ist: Wir finden aber durch die Erfahrung, daß in
dieser Welt viel Unvollkommenheit, viel Böses
und viel Ubel ist. Derowegen ist hieraus klar, daß
auch die beste Welt nicht ohne
Unvollkommenheit, Ubel und Böses seyn kan.
Weil nun GOtt das unvollkommene dem
vollkommnen nicht vorziehen kan, so ist es nöthig
gewesen, daß er die Unvollkommenheiten, das
Ubel und das Böse, welches sich in dieser Welt
gefunden, zugelassen hat. Genug, daß er auf
solche Weise mehr gutes erhalten, als sonst
würde geschehen seyn, wenn er es nicht hätte
zulassen wollen, weil er in diesem Falle eine
andre Welt hätte müssen zur Würcklichkeit
bringen, darinnen nicht soviel gutes gewesen
wäre, als in dieser. Diese Regel aber bestehet mit
der Weisheit, daß man das Böse zuläst, wenn
man das Gute selbst hindern würde, woferne man
es nicht zulassen wolte. |
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Und §. 1061. num. 4.
heist es: Man nimmt ohne Grund an, daß GOTT
den Menschen auf dem Erdboden so hätte
erschaffen können, daß er gantz ohne Sünde
geblieben wäre. |
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Diese Lehre hat grossen
Widerspruch gefunden. Es hat Lange seine
modestam Disquisitionem, ingleichen seine
bescheidene und ausführliche Entdeckung der
falschen und schädlichen Philosophie in dem
Wolffianischen Systemate Metaphysico demselben entgegen gesetzet. Ferner ist ihm
auch Walther in den eröffneten Eleatischen
Gräbern, nebst andern zuwider gewesen;
insonderheit aber hat
Buddeus in seinem
Bedencken über die Wolffianische Philosophie
num. 6. darwider
erinnert, daß aus der Lehre des
Wolffens, daß in der besten
Welt das
Gute mit
dem Bösen verknüpfft sey, folge, daß nicht allein
das Böse von
GOtt, sondern es auch
nothwendig
sey. Solches lehre gleichfalls Leibnitz in seiner
Theodicée unter dem Scheine den Bayle zu
widerlegen, habe er die
Meynung de necessitate
mali befestiget, welches auch Clericus und
Pfaffius angemercket hätten, und sey es
ausgemacht, daß wenn GOtt nothwendig die
beste Welt habe erwehlen müssen, diese aber,
darinnen sich das Böse befindet, die beste sey,
daß Böse nothwendig von GOtt herkommen
müsse. |
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Wolff antwortete in denen
Anmerckungen über diß Bedencken p. 53. Die
beste Welt, und die Welt, darinnen das Gute und
das Böse mit einander vermischt sey, wären bey
ihm nicht Synonyma. Er beschreibet die beste
Welt, darinnen die gröste
Vollkommenheit zu
finden wäre. Ein anders sey, zugeben, daß in der
besten Welt das beste statt haben könne: es sey
aber gantz was anders, daß die beste Welt
diejenige sey, in welcher das Gute mit dem Bösen
vermischet wäre. |
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Hierauf wurde in der
bescheidenen Antwort auf Herrn Wolffens
Anmerckung pag. 43. seqq. erinnert: er erkläre
sich zwar etwas besser und deutlicher, als in der
Metaphysic, wenn man aber seine Lehr-Sätze
zusammen betrachtete, so käme kein anderer
Schluß daraus, als daß das Böse nothwen- |
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{Sp. 402} |
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dig sey, und seinen
Ursprung von GOtt habe, denn man fände
gleichwohl §. 58. diese
Worte: |
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„es sey klar, daß auch die
beste Welt nicht ohne Unvollkommenheit, Ubel
und Böses seyn könne, und §. 1061. num. 4.
hiesse es: Man nimmt ohne Grund an, daß GOtt
den Menschen auf dem Erdboden so hätte er
schaffen können, daß er gantz ohne Sünden
geblieben wäre.„ |
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In denen Anmerckungen
über die Metaphysic … wolte Wolff seine
Meynung, daß die
Welt nicht
vollkommener
gewesen wäre, wenn keine
Sünde vorhanden, als
nun, da die Sünde ist, weiter ausführen und
behaupten, indem er spricht: |
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„Wer behaupten will, daß
diejenige Welt unvollkommener gewesen wäre,
darinnen keine Sünde Platz gehabt, der muß
zugeben, daß sich GOtt durch die blosse
Schöpffung und Erhaltung viel herrlicher hätte
offenbaren können, als durch das Werck der
Erlösung, welches in keiner Welt Platz hat, darinnen
keine Sünde vorhanden. Das letzte werde ich
nach meiner Erkäntniß in Christenthum
nimmermehr zugeben, und daher würde ich bloß
aus dieser Ursache eine Welt nicht vor
vollkommen halten, darinnen eine Sünde gewesen
wäre, wenn ich gleich keine Gründe aus der
Vernunfft darzu gehabt hätte, die ich als ein
Weltweiser ausgeführet.„ |
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Hierauf wurde ihm in der
bescheidenen Antwort … geantwortet, daß, weil
die Sünde die
Ursache des
Reichs der Gnaden
sey, dennoch hieraus keinesweges zu
schliessen
wäre, daß die
Welt ohne Sünde deswegen
schlimmer sey, weswegen einige Instantien
angeführet worden. Bey dieser
Gelegenheit
schrieb auch Buddeus sein Programma de aucta
per incarnationem Christi humani generis
dignitate, welches in seinen Meditationibus Sacris zu finden. |
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Diesem suchte Wolff in
der Zugabe zu seinen Anmerckungen … zu
begegnen, indem er vorwendete, er hätte nur
behauptet: naturam humanam non potuisse creari
illabilem. Hierdurch würde man bewogen, in dem
bescheidenen Beweise, daß das Buddäische
Bedencken noch feststehe, pag. 68. Die
Sache
weitläufftiger zu
untersuchen, u. sie in diese zwey
Fragen zu bringen: |
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Erstlich, welches der
Ursprung des Bösen sey? Hierbey wurde wider
die von Wolffen gegebene Antwort erinnert, daß
dieselbige mit seiner
Metaphysic nicht überein
käme, indem er in derselben nicht behaupte, daß
GOtt den
Menschen nicht anders hätte erschaffen
können, als daß er habe sündigen können,
sondern daß er habe sündigen müssen. Seine
Worte wären ja diese:
GOtt hat den Menschen
nicht so erschaffen, daß er gantz ohne Sünde
geblieben wäre, und also wäre die
Rede von einer
Würcklichkeit, daß die Sünde nicht hätte
ausbleiben können, sondern kommen
müssen. |
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Wenn man auch zugeben
wollte, daß in der Wolffischen Metaphysick wegen
des
Ursprungs des Bösen nichts verdächtiges
anzutreffen wäre, so habe er sich doch wegen der
Zulassung des Bösen dahin sattsam erkläret, daß
GOTT einigen Antheil daran habe, woraus dann
die andere Frage entstehet: Aus was vor
Ursachen GOtt das Böse zugelassen habe? In
seiner Metaphysic wären zwey Ursachen zu
finden: Die erste sey, weil GOtt in einer
Welt,
darinnen nichts böses gewesen wäre, soviel gutes
nicht würde erhalten haben. Die andere, daß GOtt
nicht soviel Weißheit hatte sehen lassen, wenn er
das Böse durch Wunder-Wercke verhindert hätte.
Woraus geschlossen wird, daß GOtt also seinen
Antheil an dem Bösen habe. |
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Diese Leibnitzische Lehre
ist auch von George Bernhardt Bülf- |
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{Sp. 403|S. 217} |
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fingern in
Commendatione de Origine et Permissione Mali
praecipue moralis 1724.
vorgetragen worden.
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Walch in Lexico … |
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Sonst hat
Müller in seiner Metaphysic. …
sattsam erwiesen, daß
GOtt den
Menschen, wenn
er anders ein Mensch seyn
sollen, mit einem
freyen Willen erschaffen
müssen, und also in
gewisser Maasse das Böse, doch auf eine
bedingte Art, zugelassen hätte. |
|
Stellungnahme |
Wir sind keinesweges gesonnen, uns zu
Richtern unter so grosse
Männer aufzuwerffen,
weswegen wir nur noch einige Anmerckungen
machen wollen. Man siehet |
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1) |
mit wie viel
Zweifeln diese
Lehre verknüpfft sey. Wenn die
Sache
a priori
auch noch so feste gegründet ist, so finden sich
dennoch a posteriori solche Einwürffe, welche
denen Vertheidigern des ersten Systematis
Mühe
genung machen, woraus denn |
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2) |
erhellet, daß diese
Frage
ausser denen
Grentzen unserer
Vernunfft sey,
und wir uns zu viel wagen, wenn wir die
Bewegungs-Gründe des
göttlichen Willens
erforschen
wollen, warum
GOtt unsre
Welt, so,
wie sie ist, und nicht anders erschaffen wollen?
Ob wir gleich hiermit
öffentlich bezeugen wollen,
daß wir keinesweges an denen Sätzen des Baylen
in übrigen Antheil nehmen, wir auch die Richtigkeit
des anzuführenden Gleichnisses, ohne uns
darüber in einen Streit einzulassen, dahin gestellet
seyn lassen, so scheinen uns doch die
Worte des
Baylen ad voc. Manichiens not. c. sehr
vernünfftig
zu seyn, wenn er
spricht: La raison [19 Zeilen
französischer Text]. Wenn nun aber unsere
Vernunfft ihre Schwäche dabey
erkennen muß, so
können wir uns doch |
|
|
|
3) |
dißfalls zufrieden geben.
Es ist genung, daß wir
wissen, daß der
Grund des
Bösen in uns sey, und daß wir unsern verderbten
Verstand dessen Quelle nennen müssen. Hierbey
haben wir die Mittel, das Böse in uns zu
überwinden. In zeitlichen Dingen können wir
unsern Verstand natürlicher Weise verbessern;
und in ewigen Dingen haben wir uns der
göttlichen
Gnade, wenn wir nur nicht Widerstreben,
gewiß zu
versprechen. Wir sind
glücklich genung, daß es
annoch in unserm
Willen stehet, uns von dem
Bösen zu befreyen, wenn wir gleich dessen
Ursprung, welcher hierzu nichts beyträget, nicht
wissen. |
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Scheinen andere
Menschen diejenigen Mittel nicht zu haben,
welche uns offen stehen; so haben wir keine
Ursache, da wir ihnen nicht helffen können, uns
darum zu bekümmern. Es ist eine Eitelkeit,
Dinge
erforschen wollen, welche wir als keine Mittel
gebrauchen können, da uns der
Verstand
bloß zur
Erkäntniß |
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{Sp. 404} |
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derer Mittel unserer
Glückseeligkeit gegeben worden. Das übrige
überlassen wir der göttlichen
Regierung, welche,
wenn wir sie auch nicht erforschen können,
dennoch weise und
gerecht seyn muß. Es ist also
in diesem Falle besser, nur vor sich zu sorgen,
und im übrigen die Unwissenheit, welche uns
keinen Schaden bringet, zu bekennen, als durch
unnöthige Nachforschung auf
Zweiffel zu
gerathen, welche keine andre
Würckung, als uns
zu beunruhigen, haben. |
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Literatur |
Im übrigen gehören noch zu dieser
Materie
nachfolgende
Schrifften, als: |
- Rudraufs Quadriga
Dissertationum Academicarum …
- Wilhelm Kings
Tractatus de Origine Mali. Londen 1702. und
Bremen 1704, worinnen er ein dreyfaches Böses
der
Unvollkommenheit, das natürliche, und
moralische setzet, und von dessen
Ursprunge,
und wie es bey der Weißheit, Gütigkeit und Macht
GOttes bestehen könne, handelt. Welche
Gedancken von
Grapio in Theologia recens
controversa … untersuchet worden.
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Die Scholastici Lombardus II. Sententiarum
Distinct. 31. Wilh. Occam und andere, wohin auch
die Arminianer, Socinianer und Fanatici zu
rechnen, behaupten, daß das Böse nicht in der
Seele des
Menschen, sondern in dessen
Leibe zu
suchen sey, welcher
Meynung, auch Chauvin de
Religione Naturali … beypflichtet. Diese Sätze
sind von
Buddeo in Parergis Historicis Theologicis
…
untersuchet worden. |
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Ferner gehöret hieher Turnerus de Primi
Peccati introitu … ingleichen findet man die
historischen
Umstände dieser
Materie in der
ersten Abtheilung der unter dem Praesidio Buddei
1718 gehaltenen
Disputation, de Anima Sede
peccati originalis principali. |
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Letztlich ist zu mercken, Christian Joan Wilkii
Specimen Philosophiae sobriae de insita
cognitione lapsus humani generis.
Lips.
1708. |
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Von denen übrigen handelt Fabricius in
Delectu Argumentorum … |
Walch in Lex. Philos.
… |
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