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Quellenangaben
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Bibliotheken T - Z |
In dem Türckischen
Gebiete ist
nachfolgendes von dem Bibliothecken zu
mercken; |
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1.) |
Auf dem Berge
Athos in Thracien
sollen sehr
ansehnliche
Bibliothecken seyn, dahero denn Peirescius
in
Willens gehabt, den Lucam Holstenium und J.Jac. Bouchardum dahin zu
senden. |
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- Gaslendus in
ejus vita …
- Montfaucon Palaeogr. Gr. …
- Luhn Disputat. Athos S. Wittenb. 1794.
…
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2.) |
Zu Constantinopel
sollen schon von denen Christl. Kaysern
Bücher gesammlet worden seyn.
Constantinus M. hat viel
Geld auf die
Sammlungen
geistlicher
Schrifften
gewendet. |
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Eusebius III. in Vita
Constantini. |
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Sein
Sohn,
Constantius, hat dieselbe vermehret, und
einen Bibliothecarium
verordnet, weßwegen
er von dem Themistio Orat. XIII. gelobet
wird. Julianus Apostata hat in dem
Königlichen Bogen-Gange eine
Bibliotheck |
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{Sp. 1838 a.|S. 936} |
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Zosimus … |
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Gleichfalls soll er in dem
Tempel des Trajani in der Vorstadt derer
Antiochenorum Daphne viele
Bücher gesammlet
haben, welche hernachmahls von dem Joviniano
verbrannt worden. |
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Suidas voce
Iobianos. |
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Wie viel
Fleiß Julianus
darauf gewendet, erhellet aus seiner 9. und 36. Epistel. Daß der
Kayser Valens
gewisse Schreiber
und Bibliothecarios verordnet, siehet man l. 2.
Cod. Theodos. … Theodosius der Jüngerer hat
ebenso viel Fleiß als Ptolemaeus Philadelphus auf
die Sammlung der
heiligen Schrifft und ihrer
Ausleger gewendet. |
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Socrates Hist. Eccl.
… |
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Zu denen
Zeiten des
Tyrannen Basilisci entstunde eine Feuers-Brunst
in Constantinopel, wodurch die Basilica nebst der
Bibliotheck verbrannt wurde. |
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Bandurus in Imperio Orientali
… |
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Die Basilica wurde von
dem Kayser Zeno wieder aufgebauet, eine
Bibliotheck errichtet, und ein Doctor Oecumenicus nebst zwölff. Contubernalibus, welche aus denen
gelehrtesten Leuten ausgesuchet worden, dahin
verordnet: Weil sie aber dem Leoni Isaurico in
seiner
Meynung von der Abschaffung der Bilder
nicht beypflichten
wolten, ließ er solche benebst
dem
Gebäude und der Bibliotheck verbrennen.
Einige
meynen, es wären noch Uberbleibsale von
denen ehemaligen Bibliothecken in
Constantinopel vorhanden. |
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Siehe von denen Byzantinischen Bibliothecken
- Banduri Imperio Orientali …
- Montfaucon Praef. Pal. Graec. …
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Sonst ist noch aus dem
12. Seculo die Bibliotheck der Eudociae
Mecrampolitissae. eines gelehrten
Frauenzimmers, welche viele Bücher
geschrieben,
bekannt. Es soll aus ihrer Bibliotheck ein
Codex in
der Colbertinischen vorhanden seyn. |
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Montfaucon l.c. … Siehe von
ihr und ihrer Bibliotheck Ejusdem Pal. Graec.
… |
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In dem 13. Seculo
gedencket Leo Cinnamus der Kayserlichen
Constantinopolitanischen Bibliotheck imperante
Michaele Duca et Angelo Comneno. Gleichfalls
wird der Bibliotheck Georgii Comitis Corinthii, welcher von dem Marco Mamurae
aus Creta
Codices empfangen, gedacht. Hiervon soll ein
Theil in der Kayserlichen Bibliotheck vorhanden
seyn. |
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Montfaucon in Praef. Pal.
Graec. … Conf. Struv. … et ad eum
Colerus. |
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Heutiges
Tages soll zu
Constantinopel in dem Pallast des Sultans eine
Bibliotheck
verwahret werden. In derselben soll
nach der gemeinen Meynung ein
MStum
des
gantzen Livii vorhanden seyn, welches aber noch
jederzeit umsonst gesuchet worden. Man hat von
einem Anonymo Bibliothecam … 1578.
4to in
welchen die
Catalogi derer meisten MStorum zu
Constantinopel zu finden.. Spitzelius hat die
Theologischen seinen sacris Bibliothecarum
delectis einverleibet. Montfaucon in
praefatione
Palaeographiae Graecae …
erinnert folgendes:
Elapsis … [drei Zeilen lateinischer Text]. |
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Die Bibliotheck derer
Türckischen Kayser beschreibet Baudier in
descriptione Aulae Turcicae. Er
zehlet derselben
zwey, die eine befände sich bey der Camera
Regia, die andere bey der Camera Aulae
Ministrorum Servientium. In dieser letztern wären
26. grosse Volumina aus des Constantini M.
Bibliotheck; diese wären mit goldenen
Buchstaben
geschrieben, mit Silber und vergoldeten
Umwickelungen versehen, und |
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{Sp. 1838 b.} |
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mit Edelgesteinen
gezieret. Diese Bibliothecken hält Hottinger in
Bibliothecario quadripartito … vor so kostbar, daß
er eine jede vor vier Tonnen Goldes werth
geschätzet: Die in dem Türckischen Pallast aber
ist den 18. Jul. 1665. verbrannt. Ein gleiches
Unglück ist der Bibliotheck des Muffti
wiederfahren, welcher Spondanus Annal. Eccl. …
ad
An. 1633 gedencket. |
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Struv. … et ad eum
Colerus. |
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In Ungarn war ehemahls zu Ofen die
berühmte Bibliotheca Budensis.
Der Stiffter derselben war der
König Matthias Corvinus. |
Bonfinius rerum
Humanicarum Decade. |
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Wieviel sich Corvinus
Mühe gegeben diesen
Schatz zu sammlen, siehet man aus Joannis
Alexandri Brassicani Epistola … |
Collectio Maderiana. T.
I. |
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Er sammlete nicht nur alles, was er von
Griechischen und
Ebräischen
MStis in denen
Überresten derer Griechischen
Städte bekommen
konnte, sondern unterhielte auch stets zu Florentz
vier
Männer welche nichts anders zu
thun hatten,
als daß sie die besten Griechischen und
Lateinischen Bücher abschrieben. Hierdurch ist
diese Bibliotheck dergestalt angewachsen, daß
man 50000. Codices in derselben
gezehlet. Es
wurde aber diese Bibliotheck bey der Eroberung
von Ofen nach der
unglücklichen Schlacht bey
Mohaz zerstreuet, doch haben sich ihrer viele
bemühet, das übergebliebene von derselben
annoch zu sammlen. Augerius Busbek, welcher
als Gesandter nach Constantinopel gegangen, hat
viele MSta zusammen gebracht, und sie nach
Wien geliefert, ein gleiches haben Joan.
Sambucus, Jo. Faber, und Joan. Cuspinianus gethan. Die Wolfenbüttelische Bibliotheck besitzet
auch einige MSta davon, |
Conring. in Epist. … |
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und in denen Privat-Bibliothecken wird dann
und wann auch noch etwas angetroffen. Man kan
diese MSta sehr leicht
erkennen, indem das
Geschlechts-Wappen derer Corviner darauf
stehet. Der Kayser wurde bewogen, den
Lambecium nach Ofen zu schicken, weil noch
etwas in dem Corvinischen Pallast
solte seyn
zurück geblieben, er fand aber daselbst weiter
nichts als etwan 400. Codices, welche über
einander in Staube lagen, wie er solches selbst in
Commentariis de Bibliotheca Vindobonensi …
berichtet. Als 1686. Ofen wieder in
Christliche
Gewalt kam, so wurden diese Uberbleibsale auch
nach Wien gebracht. Den
Catalogum dieser
letztern finden wir in Julii Pflugki Epistola ...,
welche sich in der Collectione Mad. T. II. befindet.
Ausser dieser Epistel finden wir von dieser
Bibliotheck Nachricht in Lambecii Bibliotheca
Vindobonensi … et Tollii Epistolis Itinerariis … |
Struv. l.c. … et ad eum
Colerus. |
General-Betrachtung |
Wir wollen noch letztlich eine generale
Betrachtung von denen Bibliothecken anstellen.
Die Bibliothecken werden sonderlich in
öffentliche
und privat Bibliothecken
eingetheilet. Dieser
Unterschied
muß wohl beobachtet werden, indem
man, wann man von ihrer Einrichtung und
Gebrauch derselben
reden
will, jederzeit seine
Gedancken darauf richten muß. |
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Ohne
Bücher kan die
Gelehrsamkeit nicht
bestehen, wir brauchen zur
Ergründung derer
General-Sätze mannichfaltige
Erfahrung. Ein
Mensch kan
unmöglich alles in diesem Stücke
wissen, sondern es muß einer dem andern
hierinnen zu statten kommen. Alles was wir nun
von der Erfahrung
nöthig haben, das finden
wir |
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{Sp. 1838 c.|S. 937} |
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in denen Büchern, also sind die Bücher zu
der Gelehrsamkeit
nothwendig, und deswegen hat
man dieselben zu sammlen angefangen.
Nachdem nun unsere Gelehrsamkeit eingerichtet
ist, nach derselben müssen wir unsere Bücher
Sammlungen anstellen. |
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Öffentliche Bibliothecken haben keinen
besondern
Endzweck, ausser, daß sie etwan zu
der
Historie des
Vaterlandes insonderheit
dienen.
Öffentliche Bibliothecken aber sind nicht nur
diejenige, welche dem
gemeinen Wesen
angehören, oder die auf gemeine Unkosten
angeleget werden, sondern dieselben, welche zu
dem gemeinen Gebrauch offen stehen. Also sind
die Cottonianische Bibliotheck in Engeland, die
Colbertinische in Franckreich, und andre mehr
nicht Privat- sondern öffentliche Bibliothecken zu
nennen, ob sie gleich von Privat-Personen
errichtet worden. Hingegen sind Bibliothecken,
welche dem gemeinen Wesen zugehören, von
denen aber die Einwohner solcher
Örter kaum
etwas wissen, geschweige, daß sie solche
besuchen
solten, wie denn dergleichen in
Deutschland viele zu nennen wären, die also
keinesweges den
Namen öffentlicher
Bibliothecken verdienen, ob sie gleich von
gemeinen Unkosten sind errichtet worden. |
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Morhof. in Polyhist. … giebt drey
Ursachen
an, woher die Bibliothecken entstanden wären.
Die erstere wäre die
Gelegenheit gewesen, die
Acta Publica zu sammlen, die andre, die
Liebe zu
denen Studiis, und die dritte der
gemeine Nutzen.
Wir
glauben, daß alles dreyes seinen Antheil
daran habe, wenn wir die
Sache aber deutlich
zeigen
wollen, so
müssen wir gestehen, daß die
oben angeführte
Nothwendigkeit derer Bücher in
der
Gelehrsamkeit der erste
Bewegungs-Grund
gewesen ist, die Bücher zu sammlen. |
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Von denen öffentlichen Bibliothecken aber ist
diese Ursache anzugeben: Wo das
Vermögen
derer Privat Leute nicht zureichet, da muß das
gemeine Wesen denenselben zu statten kommen.
Nicht allein in denen erstern
Zeiten, da man die
Bücher mit vielen Unkosten muste abschreiben
lassen, sondern auch noch jetzo, da uns zwar die
Drucker-Kunst die Kosten erleichtert, zugleich
aber auch die Eitelkeit in denen äusserlichen und
zur rechten Sachen nicht gehörenden
Umständen
die Bücher noch kostbar genung machet, ist
allemahl ein grosses Vermögen zu einer grossen
Bücher-Sammlung erfordert worden. Wie mancher
Gelehrter wird nicht noch jetzo verhindert, seinen
Namen an allen Enden von
Europa bekannt zu
machen, weil ihm die Kosten zu denen Büchern,
welche zu Erlangung eines solchen grossen
Namens gehören,
mangeln? |
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Das gemeine Wesen stellet deswegen solche
Bücher-Sammlungen an, damit diejenigen, welche
die Kosten nicht ertragen können, dennoch die
nöthigen
Mittel zu ihren
Studiren finden. Hier gilt
es nun gleich viel, ob es das gemeine Wesen
insonderheit, oder ob es eine Privat-Person,
welche sonst Uberfluß genung hat,
verrichtet. Die
letztern sind so
gut darzu
verbunden, als die
erstern. Aller Uberfluß wird zur
Sünde, wenn er
nicht angewendet wird, und jeder hat einen
besondern
Beruf seinen
Stand vor andern zu
befördern, dahero muß ein
Gelehrter dahin
trachten, wie er denen Gelehrten
nützlich werde.
Da
thut er nun freylich am besten, daß er nicht nur
vor sich, sondern auch vor andre Bücher sammlet,
und dieselbige dem
öffentlichen Nutzen
wiedmet. |
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Der rechte
Endzweck nun von öffentlichen
Bibliothecken ist also dieser, daß man denen
andern die Kosten erleichtere. Man muß also in
solchen gros- |
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{Sp. 1838 d} |
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sen Bücher-Sammlungen dahin sehen, daß
man rare und grosse
Wercke anschaffe,
dergleichen die Acta Sanctorum, die Thesauri
Graevii und Gronovii, Scriptores Byzantini, die
Collectiones Scriptorum Rerum Germanicarum,
Italicarum, und andere mehr sind. Kleine Bücher,
die überall zu haben, auch mit geringen Kosten
anzuschaffen sind, gehören eigentlich nicht in
grosse Bibliothecken; es sey denn, daß man die
Historie einer
gantzen
Wissenschafft, welches
gleichfalls zu einen besondern
Nutzen
dienet,
beysammen haben
wolte, doch
müssen solches
dennoch wichtige, und auserlesene, nicht aber
nichtswürdige und geringschätzige Bücher
seyn. |
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Die MSta gehören sonderlich vor öffentliche
Bibliothecken: Nicht nur, weil dieselbe bey
Anschaffung sehr viele Unkosten erfordern,
sondern auch, weil es
nöthig ist, dieselben vor
andern sehr wohl zu bewahren. Ein
gedrucktes
Buch ist jederzeit wegen der Menge derer
Exemplarien wieder zu bekommen, und es sind
wenig unter denenselbigen, von denen nicht
unterschiedliche anzutreffen wären; Ein MStum
aber ist nur ein eintziges, und wenn auch viele von
einem Buch vorhanden sind, so sind doch
dieselben
unterschieden,
und dienen zur Erforschung des
wahren Textes jederzeit einiger
massen. |
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Es ist noch eins zu
erinnern, von welchem wir
oben schon einige Meldung gethan, nemlich, daß
man in solchen Bibliothecken zugleich auf die
Historie des
Vaterlandes sehen müsse. Geheime
und besondere Nachrichten gehören eigentlich in
die Archive, doch werden in solchen nur die
Original Documenta ohne Zusammenhang auf
behalten, in Bibliothecken aber muß man bemühet
seyn, alle
Schrifften die zu selbiger gehören, zu
sammlen. |
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Um die Anordnung derer Bibliothecken sind
ihrer sehr viele bemühet gewesen, worunter unter
denen oben angeführten
Autoribus, Kochii
Schediasma de ordinanda Bibliotheca gehöret,
ingleichen des |
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- Garnerii Systema Bibliothecae
Collegii Parisiensis Soc. Jesu. Paris. 1678. 4.
- Project d'vne nouvelle Methode … par Frederic
Rostgard. Paris 1698. fol.
- Just. Fantanini
Dispositio Catalogi Bibliothecae … Rom. 1709
welche Köhler nebst Molleri de
Technophysiotameis, unter dem General-Titel
Sylloge aliquot Scriptorum … Frf. 1728
herausgegeben.
- Insonderheit aber Morhof
Polyhist. …
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dahin zu rechnen ist. |
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Die andere Erleichterung von dem
Gebrauch
einer Bibliothec ist ein wohl eingerichteter
Catalogus. |
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Die dritte Erleichterung bey einer Bibliotheck,
ist ein
Gelehrter, der Bibliotheck kundiger, und
freundlicher Bibliothecarius. |
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Ein jeder
muß
wissen, zu was vor einem
Endzweck er
studiret, und nach demselben muß
er seine Bibliotheck einrichten. Sich mit Aldo
Manutio in Büchern arm
kauffen, Siehe Morhof l.c.
… ist eine von denen grösten Thorheiten:
Ungeachtet viele Gelehrte mit diesem
Ubel
behafftet sind. Stolle in denen Prolegomenis der
Historie zur Gelahrheit …
schreibet:
Die Bücher-Sucht sey eben so wohl eine Kranckheit, als die Wasser-Sucht. |
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Wir wollen nur noch mit wenigen die
Ursachen
solcher Thorheit entdecken, und damit unsere Betrachtung beschliessen, die eine,
welche auch noch in etwas zu entschuldigen ist, ist die Curiositaet. Die andere ist der Hochmuth.
Am besten ist in diesem Stücke also zu verfahren,
daß wir die Bücher, nicht aber die Bücher uns
besitzen. |
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