Stichworte |
Text |
Quellenangaben und Anmerkungen
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Name |
König[1], ist einer derer
ältesten
und
berühmtesten
Namen,
womit man die Beherrscher
gewisser
Völcker und
Länder zu
benennen pflegt. |
[1] HIS-Data:
In der Vorlage: Konig, jedoch Spaltentitel und Text: König |
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Den
Ursprung desselben in der
Teutschen Sprache
will man von dem
Worte
können ableiten, weil ein König viel vermag, daher auch der
Name Cunigild und
Cunilda entstanden seyn, und nach dem
Ebräischen Worte: [ein Wort Hebräisch]
keines anzutreffen seyn
soll, welches diese hohe
Würde und
Majestät besser
ausdrückte. Wie wohl Sperling Commentar. de summo regio
nomine. … welcher das
letztere behauptet, den Ursprung der Dänische Sprache zuschreibt, und es
Pufendorffen sehr vor
übel hält, welcher diesen
Namen aus der
Scandischen Sprache herholt; da doch diese
Sprachen mit der
Teutschen, wie
unläugbar am
Tage liegt, eines
Ursprunges sind. |
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So viel ist
gewiß, daß dieser |
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{Sp. 1223|S. 603} |
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Name
bey denen
mitternächtigen
Völckern, als denen Schweden, Dänen,
Norwegern, Ißländern, Finnländern, Liefländern, Engländern und
Teutschen schon
von langen Zeiten
her denen, so die
höchste Gewalt in einem
Volcke oder
gemeinen
Wesen gehabt haben, beygelegt worden. |
Sperling l.c. … |
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Man hat auch angemercket, daß sich die Russen selbst, ehe sie noch den
Griechischen Glauben angenommen, des
Titels Konger bey Benennung ihrer
Beherrscher bedient haben. |
Sperling l.c. §. 5. |
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Ja! man will behaupten, daß das Tattarische
Wort Cham vom
Worte Köng herstamme, mit welchem die mitternächtlichen
Völcker, so öffters in die
Tattarey einzufallen
gewohnt gewesen, ihre Ober-Häupter zu benennen gepflegt
hätten. |
Sperling l.c. … |
Ursprung |
Den
Ursprung der
Ober-Herrschafft selbst suchen einige schon im
Anfange der
Welt, und beruffen sich dabey auf Justinum I.
1. welcher meldet, Principio rerum gentiumque imperium penes regeserat;
und auf Cedrenum, welcher
schreibet, Adam
hätte, so lange er
gelebet, die
Herrschafft
über das
menschliche
Geschlechte
geführet; man lässet aber so wunderliche
Meynungen
billig an ihrem
Orte beruhen;
sinte Mahl deswegen nicht gleich folget, daß sie Könige gewesen, wenn man ihnen
auch gleich einräumte, daß einige eine
Art einer
Herrschafft
gehabt hätten;
welches doch erstlich auch noch zu
beweisen wäre. |
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Es thut auch hier die Tradition derer Hebräer nichts, nach welcher in
Josepho Ben Gorian II. 11. Kenan Seths Enckel,
als ein Beherrscher aller da Mahls lebenden
Menschen angeführet wird, in
gleichen der Brief, welchen, nach Abraham Zacutho,
Alexander der Große an Aristotelem
geschrieben haben
soll,
worinnen er berichtet, daß er in einer Persischen Insel Leute angetroffen,
welche
Griechisch
geredet, und vermeldet hätten, daß in der Mitte dieser Insel
des Königs Kenan des
Sohns
Enos Grab-Mahl anzutreffen wäre, welcher vor der Sündfluth über die
gantze
Welt
geherrschet hätte: |
davon
Sepher Juchasin p. 6. und R. Dauid Zamach
p. 2. nachzusehen. |
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Noch lächerlicher ist es, wenn man
wissen
will, daß Seth von
GOtt selbst
denen andern zum Könige vorgesetzt worden. Wollten andere zu der Zeit das
Aureum Seculum, darinnen die Helden und Könige Saturnus, Juppiter
und d.g.
alte
Heiden und Könige gelebet haben sollen, suchen, oder nur
behaupten, daß die Ober-Herrschafft bloß unter denen Nachkommen Cains nicht aber
Seths Statt gefunden habe, und beliebt es ihnen, einige unter denen Alt-Vätern
mit dem Königs-Titel zu belegen, so kan man ihnen ihre besondere
Meynungen gar
gerne lassen. Hier aber hält man sich mit so fabelhafften Erzählungen und
Unwahrheiten
nicht länger auf.
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Wer mehr davon zu wissen verlangt, kann es bey
- Augustino de Ciuit. Dei …
- Chassaneo Catal. Glor. Mund. …
- Eutychio Patriarcha
oder Said Ibn Batrick Annal. Alex. … welches
einige auf die Stelle Justini XLIII. von Saturno zühen;
- Eusebium Chron. I.
- Salianus Annal. Vet. Test.
- Bolduccium de Eccles. …
- Richard. Montacut. Act. Monument
eccl. … und
- Bec-
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{Sp. 1224} |
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mann Notit. Dignit. illustr.
Diss. … |
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nachschlagen. |
Nimrod erster König |
Nach der Sündfluth soll Sem, Noa
Sohn, einen König abgegeben haben, und eben
der seyn, so unter dem
Namen
Melchisedechs Königs zu Salem angezogen wird. Gemeiniglich aber wird Nimrod vor
den ersten König gehalten, als von dem gemeldet wird, er habe angefangen ein
gewaltiger
Herr zu seyn auf
Erden, und sey
ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn, der
Anfang seines
Reichs aber Babel, Erech,
Acad und Chalne im Lande Sinear gewesen. |
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Giebt man hier aber Mahls Eutych. Annal.
Alexandr.
… Gehör, so soll er eins Mahls am Himmel in einer Wolcke die
Gestallt einer
Crone gesehen, und darauf also bald einen Ertzarbeiter haben zu sich kommen
lassen, der ihm eine Crone, die er auf dem Haupte tragen könnte, verfertigen
müssen, daher hernach das Gerüchte entstanden, die Crone wäre ihm vom Himmel
zugefallen. |
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Ob nun Nimrod, wie Augustinus de Ciuit. Dei
… will, zugleich angefangen, die unschuldigen Nachbarn aus blosser Regirsucht
anzufallen, und unter seine
Botmäßigkeit zu bringen, auch, wie
Loccenius Periodo Imper. III. 1. berichtet,
dieses alles seinen
eigenen und nicht
GOttes
Kräfften zugeschrieben haben, damit
die Leute seine Tyranney nicht mercken und vielmehr nach seinem Beystande
Verlangen tragen sollten, oder ob er vielmehr, wie es die
Redens-Art eines
gewaltigen Jägers vor dem Herrn mit sich bringet, der erste gewesen, welcher die
lasterhafften und räuberischen Leute mit
Gewalt
bezwungen, unter sich gebracht, und zu seiner
ordentlichen
Lebens-Art angewöhnt habe, wie Becmann
l.c. …
meynet, lässet man anderer Beurtheilung heimgestellt; dazu Mahl
die fernere
Untersuchung mehr unter den
Namen Nimrod, als hieher gehört. |
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Es sey auch der Königliche
Name entstanden, woher er wolle, und entweder
ursprünglich durch die
Wahl oder durch das Kriegs-Recht, da man um sich
gegriffen, und andere unter seine
Gewalt gebracht hat, aufgekommen, so thut
dieses hier nichts zur Sache. Gnug, daß man weiß, daß es heut zu Tage gewisse
mit diesem Namen belegte Beherrscher einiger
Land- und
Völckerschafften gebe,
und gesehen, woher das
Wort im
Teutschen seinen
Ursprung habe. |
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Im übrigen ist bekannt, daß dieser
Name nicht allezeit einerley
Gewalt und
Hoheit
bedeutet
habe, sinte Mahl in denen
alten Zeiten auch diejenigen Könige
genannt wurden, welche nur eine gar kleine
Landschafft, ja wohl gar nur eine
Stadt, zu
regieren hatten, dergleichen die Könige von Sodom, Gomorra u.s.w.
waren, deren im 1. B. Mos. 14, 2 gedacht wird, in gleichen die Könige in
Palaestina oder Canaan dies Seits des Jordans derer B. Jos. 12, 9. seqq.
31. gedacht werden. Schon den König derer Amoriter und Og den König zu Basan jen
Seits des Jordans ausgenommen. |
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Ja Nicolaus Damascenus braucht auch bey
dem Ertz-Vater Abraham, das
Wort
basizousa,
oder
regieren, dem das
griechische
basilios
oder König seinen
Ursprung giebt, ob er wohl ein blosser
Haus-Vater war, der
weiter über nichts als sein
Gesinde zu gebieten hatte. |
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{Sp. 1225|S. 604} |
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daher man auch leichte Justino Hist. …
verzeihen kann, wenn er ihn Regem oder einen
Regierer zu Damasco
nennet. Denn wollte man hier das
Wort Rex oder König in solchem
Verstande, als es heute zu Tage gewöhnlich ist, nehmen, so
mögte sichs wohl kaum
entschuldigen lassen, wenn man gleich mit Becmannen l.c.
...
sagen wollte, er hätte er ja keinen höhern über sich
erkannt; da die Ansprache
des Königs von Sodom an ihn, als er in der Schlacht gegen die Uberwinder
glücklich gewesen war, und den König von Sodom nebst seinen Helffers-Helffern
befreyet hatte, das Gegentheil ziemlich deutlich zeiget. |
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So wird auch dieser
Titel vielfältig denen gegeben, die unter andern stehen,
dergleichen so wohl in denen alten als zu unsern Zeiten sehr viele in Asia
und Africa angetroffen worden. |
- Dam. Goes de Mor. Aethiop. …
- Pavll. uan Caerden Itin. …
- van
der Hagen Itin. …
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- Descript. Regni Cuncan. …
- Franc. Caron. Descript. Regni Japan.
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Dahero geschahe es auch, daß diejenigen, welche viele solche kleine Könige
unter sich hatten, um sich von ihnen zu
unterscheiden, den
Titel eines Königs
derer oder aller Könige angenommen haben, wie solches
Ezech. 26,7. Dan. 2, 37.
dem Könige Nebucad Nezar beygelegt wird. Gleichen Titel soll man auf Cyri
Grab-Mahl gefunden haben. Diesen haben auch König Mithridates im Ponto
und Tigranes König in Armenien verlangt; wie auch
Vologesus, König derer Parther, und Sapores, König derer Perser. |
- Strabo XV.
- Plutarchus in Lucullo …
- Epitom. Dion.
Vesapasiano
- Amm. Marcellinus XVII.
- Becmann Notit. …
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Unter denen
Christlichen
Regenten aber wird man wohl nicht leichte einen
finden, der diesen
Titel angenommen hätte, weil man
billig
geglaubet, daß
derselbe mit weit bessern
Rechte Christo zustehe, dem er auch in der
Offenb.
Joh. 17, 14. 19, 16. beygelegt wird, deswegen es auch bey denen Griechischen
Kaysern in denen mittlern Zeiten
Gebrauch gewesen, die
Worte
Iesous christos basileus basileon
auf die Seite ihrer
Müntzen zu prägen. |
- Becmann l.c. …
- Freherus de Re
…
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Ja, man findet schon auf des
Kaysers Justiniani Müntzen die
Worte
Jhs Christ. Rex regnantium und
D.N. Jhs Christ Rex Regnantium. |
- Occo Numism. …
- Octau. Strada de Vitt. …
- Becmann
l.c. …
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Doch wieder zur
Sache. Julius Caesar, ob er wohl weit mehr als ein
König war, wollte doch den
Titel eines Königs nicht annehmen, weil er wohl
wuste, wie verhaßt derselbe bey seinen Lands-Leuten, denen Römern wäre, und gab
daher dem
Volcke, das ihn mit den Titel eines Königs beehrte, zur Antwort, er
wäre kein König, sondern Caesar, wie ihm denn auch Augustus in
Ausschlagung dieses Titels folgte. |
- Suetonius Caesare 79.
- Tacitus Annal. …
- Becmann l.c. …
- Pfeffinger ad
Vitr.
Jus publ. …
- Spener Teutsche
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{Sp. 1226} |
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Staats-Rechts-Lehre. II. … |
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Daher geschahe es nach Mahls, daß der Imperator, Caesar, Augustus
höher geachtet ward als der
Titel König, der doch sonst die höchste
Würde und
Ober-Herrschafft anzeigte. Nach dem sich aber das
Kayserthum in das Morgen- und
Abendländische
theilte, nahmen die ersten den Namen
Basilius
oder König an, und schätzten ihn höher als den Titel Imperator oder
Autokratos, welchen die Abendländischen
Kayser beybehielten, da die Francken, Gothen und Longobarden ihre Ober-Häupter
mit dem Namen König zu belegen pflegten. |
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Da auch nachgehends das Abendländische Kayserthum auf die
Teutschen gekommen, blieb zugleich der
Titel
Kayser auf dieser
Seite; da sich hingegen die übrigen Beherrscher derer grössern
Europäischen
Völcker mit dem
Namen König
belegen lassen; wie wohl die Morgenländische
Kayser das
lateinische
Wort nicht
Basilia, sondern Phyx übersetzen
wollten. |
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Europa |
Diesen
Titel eines Königs führen heut zu
Tage in
Europa
die Beherrscher von |
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- Portugall,
- Spanien,
- Franckreich,
- Sardinien,
- Sicilien,
-
Ungern,
- Böhmen,
- Polen,
-
Preussen,
- Schweden,
- Dänemarck,
- und Groß-Brittannien,
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wie wohl noch ausser dem viele andere
Länder sind, die den
Titel derer Königreiche führen, als |
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- Castilien,
- Aragonien,
- Navarra,
- Corsica,
- Irrland,
- Norwegen,
- Neapolis,
- Cypern
- u.a.m.
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- Seldenus de Tit. Hon.
- Becmann l.c. …
- Baronius Annal. …
-
Goldastus Constitut. Imp. …
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die aber mit andern Königreichen vereinigt sind, und zugleich unter einem
Namen begrieffen werden. |
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Es befindet sich auch unter denen, welche heute zu Tage den Königlichen
Titel führen, ein gewaltiger
Unterschied, in dem einige eine freye und
uneingeschränckte andere eine mehr oder weniger eingeschränckte
Macht haben,
nach dem solches die Grund-Gesetze eines ieden
Staats mit sich bringen. So
kommen auch in einigen
Reichen die
Regenten durch die
Wahl, in andern aber durch
die Erb-Folge zur
Regierung. |
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Deutsches Reich |
Im Teutschen Reiche ist es
gewöhnlich, daß derjenige, so zu des
Kaysers Nachfolger
erwählt wird, den
Titel eines Römischen Königs führet, und fast eben
das ist, was sonst unter denen Römischen Kaysern die Caesares gewesen,
von denen
Tom. V. p. 86. gedacht worden, daß sie der Kayser Nachfolger
bedeutet. In dessen ist unter den Titel
König (Römischer) mit
mehrern nachzusehen. |
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Majestät |
Unter denen
Vorzügen,
so ein König vor andern
regierenden
Herren voraus hat, ist auch dieser, daß er
den
Titel
Majestät empfängt, welcher zwar ehe dem auch
von Königen selbst,
vornehmlich dem
Kayser gegeben ward, deswegen sich auch die
Reichs-Stände lange geweigert haben, fremde Könige anders als mit dem Titel
Königlicher Würde beehren, bis es dahin gekommen, denenselben den Titel
Königlicher Würde und Majestät gantz vermischt zu zugestehen. |
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{Sp. 1227|S. 605} |
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Was das
Wort
Majestät eigentlich
sagen wolle, und was es vor Vorzüge
andeute, mag an seinem Orte nachgesehen werden. Gnug ist, daß man weiß, wie
dieser
Titel allein
würcklichen Königen und nicht ein Mahl denen
Chur-Fürsten
und Reichs-Vicarien, ob sie wohl Königen gleich geachtet werden und die Majestät
würcklich besitzen, auch denen freyen Staaten selbst, welche doch eben Falls die
Majestät haben, vorgehen, beygelegt werde. |
- Schütz
Jus publ. …
- Gribner de Jur. Vic. Imp. …
- Spener Teutsche Staats-Rechts-Lehre IV.
…
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Vermöge der Majestät
erkennt auch ein König ordentlicher Weise keinen höhern
über sich als
GOTT. |
Vitriarius Jur. … bey
Pfeffingern p. 428. |
Böhmen |
Diesen setzt zwar von Bibra Diss. de Jure Baronum … das
Exempel
des Königs in Böhmen entgegen, welchen man doch vor einen
wahrhafftigen König
halten müsse, ob er gleich unter die Teutschen
Reichs-Stände
gezählet würde. |
Pfeffinger ad
Vitriarii Jus … |
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Hat aber einer nur einige Einsicht in die Teutsche Reichs-Verfassung, welche
in allen Stücken einer ordentlichen Bundes-Verfassung ähnlich ist, so fällt
vorgedachter Einwand von freyen Stücken über den Hauffen; sinte Mahl ein solcher
König ja dem
Reiche nicht weiter, als die einmahlige Bundes-Verfassung mit sich
bringet, unterworffen, auch ieder
Fürst, wie unter
Landes-Hoheit
Tom. XVI. p. 505. seqq. erwiesen worden, in seinem
Lande
freyer Herr oder nach dem gemeinen Sprüch-Worte selbst
Kayser ist. |
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Ist nun so gar die Majestät auch denen übrigen
Chur-Fürsten, die doch den
Titel der
Majestät und eines Königes nicht führen, zuzusprechen, so wird man
Böhmen destoweniger dieselbe absprechen können; da, wie bekannt, auch der
freyeste
Regente durch
gewisse Vertrage in ein und andern gebunden seyn kann. |
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