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Quellenangaben |
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Feuer,
Lat.
Ignis. |
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Wesen |
Was dieses eigentlich sey, ist eine
Frage, so
denen
Weltweisen so viele
Secula durch sehr viel
zu schaffen gemacht, und auch noch ietzo
ermüdet. Ein jeder kan sich zwar leichte einen
Begriff machen von einer Begebenheit, da man
saget, es sey Feuer zugegen; und wenn man
Feuer
nennet, so
wissen wir alle, was einer damit
haben
will; alleine dieser Begriff ist mit so vielen
Dingen und
Umständen verwickelt, daß es
überaus schwer fällt, diejenigen
Signa und
Zeichen heraus zu wickeln, von welchen wir
versichert sind, daß sie alle
Zeit die
Gegenwart
des Feuers andeuten; dahero
schreibt du Hamel
Phys. gener. … mit
Recht: [7 Zeilen lateinischer
Text]. |
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Wir
müssen uns dahero in
Untersuchung der
Natur des Feuers mit
Boerhaven in Elementis
Chemiae … als Analysten verhalten, da wir das
Feuer als etwas unbekanntes annehmen, und aus
denen Conditionen und Umständen, die wir
wahrnehmen, |
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{Sp. 717|S. 378} |
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wenn wir den Begriff vom Feuer zu haben
vermeynen,
schlüssen, welche davon mit dem
Feuer allenthalben
verknüpffet sind; und bey
keinem andern Dinge Stat finden, der
Gestallt,
daß wir aus deren Gegenwart alle
Zeit auf die
Gegenwart des Feuers schlüssen können; die uns
alsdenn dessen Natur zu
erkennen geben
werden. |
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Von dem Feuer sind uns diese Umstände
bekannt, daß es warm mache, brenne, leuchte
und Flamme gebe, und darinnen Farben zeige, so
wohl feste als flüßige Cörper aus einander treibe
und rareficire, Cörper verbrenne, schmeltze, in
Glaß verwandele, in Dünste auflöse, und so
ferner; von welchen Gegebenheiten man gar leicht
abnehmen kan, daß einige davon Phaenomena
primitiua sind, die
unmittelbar von dem Feuer
ihren
Ursprung nehmen, von deren Fortsetzung
hernachmahls die übrigen Begebenheiten ihren
Ursprung nehmen. |
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Was die Wärme anlangt, so ist
wahr, daß
solche ein untrügliches Zeugniß eines
gegenwärtigen Feuers sey, allein der Schluß geht
nicht umgekehrt an; wo wir keine Wärme
wahrnehmen, daselbst sey auch kein Feuer, denn
die Wärme ist nur ein relatiuum quid, daß durch
die
Empfindung unserer
Sinne sich
determiniret.
Einerley Cörper kan uns zugleich kalt und warm
vorkommen. Wenn mann zu Winters-Zeit in der
Lufft gehet, eine Hand in den Busen steckt, die
andere aber in der freyen Lufft behält,
hernachmahls in einem verschlossenen, aber
nicht eingeheitzten Zimmer, mit der erstern Hand
einen Cörper anrühret, so wird er uns als kalt
vorkommen; fühlet man ihn hingegen mit der
andern Hand an, so wird man ihn sehr mercklich
warm befinden, und dennoch bleibet der Cörper
einerley. Aus welchen also zur Gnüge erhellet,
daß, da die Wärme nur ein relatiuum quid in
Ansehung der Empfindung unserer Sinne ist; wir
daher kein gewisses Criterium von dem Feuer
hernehmen können. |
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Viele Weltweise suchen den
Grund in der
Wärme in einem fluido subtilissimo, so in sehr
hefftiger
Bewegung ist, durch alle Cörper dringet,
und sie in denjenigen
Zustand setzet, darinnen sie
uns die Wärme beybringen. Je hefftiger die
Bewegung dieser subtilen
Materie wird, ie mehr
nimmt die Wärme zu, und ihnen ist das Feuer
nichts anders als ein grosser Grad der Wärme.
Siehe calorifica materia,
Tom.
V. p. 302. und
Erwärmung, Tom. VIII. p. 1810. seqq. |
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Wir können ihnen diesen Begriff von dem
Feuer einräumen, in so ferne sie solches in dem
gemeinen
Verstande unter obangeführten
Bedingungen, daß es nemlich brenne, die Cörper
expandire, schmeltze etc. betrachten. Allein da
man saget, die Wärme nehme ihren Ursprung von
dem Feuer; ein jeder Cörper habe Feuer bey sich,
wie unten mit mehrern
soll
dargethan werden; so
muß hier ein gantz anderer Begriff von dem Feuer
Stat finden, als derjenige ist, den wir ietzt erzählter
Massen, in dem gemeinen
Leben davon haben,
indem jenes die
Ursache von allen denen darauf
zu erfolgenden
Veränderungen in sich fassen
muß. |
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Unter dieser Betrachtung pfleget man es
insgemein das elementarische Feuer zu
nennen,
und solches von dem gemeinen Begriffe zu
unterscheiden. Wir
wollen das so genannte
elementarische Feuer lediglich mit dem
Namen
Feuer belegen, und diese
Notion hinführo davon
behalten, wo wir nicht ausdrücklich den
gemeinen |
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{Sp. 718} |
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Begriff vom Feuer nennen, weil jede daher
rührende Veränderung einen besondern Namen
führet, die hernachmahls zusammen genommen,
uns den gemeinen Begriff vom Feuer beybringen,
damit wir in diesem Stück methodice verfahren,
und ermeldete Veränderungen
rechtmäßig daraus
herleiten können. |
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Es wäre demnach in diesem Verstande
gedachte subtile Materie nichts anders als das
Feuer selbsten, und bestünde folglich nach dieser
Weltweisen ihren Begriff die Natur des Feuers in
der Bewegung einer sehr subtilen Materie, die alle
Cörper durchdringet. Man ist auf diese
Hypothesin
wegen der Communication der Wärme, die
zwischen einen wärmern und kältern Cörper Stat
findet, entstanden; allein da die Verfechter davon
selbst zugeben müssen, daß auch Wärme in
einem Cörper ausser dem Contactu mit einem
wärmern erreget werden könne, und zu dessen
Behuff innerhalb dem Cörper bemeldete subtile
Materie entweder gar in Ruhe oder in einer sehr
schwachen Bewegung zu seyn einräumen
müssen; die hernachmahls durch schlagen oder
einer andern Ursache stärcker gemacht wird,
solches aber der freyen Durchdringung der subtilen
Materie durch den Cörper nicht zustimmen will;
über dieses die andern Phaenomena, als des
leuchtens der Flamme, der Expansion,
Verbrennung etc. sich nicht wohl daraus herleiten
lassen; so scheinet dieser Begriff von dem Feuer
nicht rechtmäßig zu seyn. |
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Ein mehrers, was die Hypothesin von der
materia calorifica anlanget, siehe unter
Erwärmung. l.c. |
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Wir müssen also weiter in Untersuchung
unserer Phaenomenorum fortgehen, und sehen,
welche sich zur
Erklärung der Natur des Feuers
schicken. |
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Das
Licht oder glüend seyn, ingleichen die
Flamme, sind ebenfalls Kennzeichen, allein
gleicher Massen nicht allenthalben zugegen, wo
wir sagen, daß Feuer sey. Man mache einen Stab
Eisen sehr warm, doch nicht glüend, und bringe
solchen in ein verfinstert Zimmer; so wird er kein
Licht von sich geben, iedoch gewaltig brennen,
wenn man ihn berühret; welches eine Anzeigung
und
Würckung des gegenwärtigen Feuers ist.
Über dieses kann Licht in grosser Menge wo
vorhanden seyn, wo kein Feuer ist. Hoocke hat
das Licht des vollen Monds mit einem grossen
Glase aufgefangen und dadurch in dem Brenn-Puncte ein helles Licht zu Wege gebracht, allein
das dahin gestellte Thermometrum hat nicht das
geringste Zeichen einer vorhandenen Wärme zu
erkennen gegeben. Es sind demnach Licht und Feuer zwey von
einander
unterschiedene Dinge, und kan keines
von dem andern ein
wesentliches Merckmahl abgeben. |
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Da nun dieses das Licht nicht praestiret,
so ist solches desto weniger von denen Farben zu
vermuthen, welche ihren Grund in der
verschiedenen Refrangibilität derer Licht-Strahlen
haben, wie aus dem
Titel:
Farbe erhellet. |
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Betrachten wir die übrigen oben specificirten
Würckungen des Feuers, so will sich auch keine
zu erkennen geben, so allein ein unzertrennliches
Zeichen des gegenwärtigen Feuers wäre. Will
man die Natur desselben in der Adtenuation der
Cörper suchen, so durch das Feuer sich bey ihnen
ereignet: so finden sich alsbald wiederum Fälle,
da solche das Feuer auch wieder vereiniget, als
bey der Vitrification, der Vermischung des Goldes
mit dem Eisen und so ferner. Und solcher Gestallt
will sich fast kein Cörper zu erkennen geben, dem
wir al- |
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{Sp. 719|S. 379} |
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les dasjenige beylegen können, so wir in dem
gemeinen Begriff vom Feuer haben. |
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Doch das Phaenomenon der Expansion derer
Cörper scheinet endlich zu dem Begriff des
Feuers das meiste beyzutragen. Es zeiget nemlich
die
Erfahrung, daß alle Cörper, denen Feuer nach
dem gemeinen Begriff appliciret wird, grösser
werden, aufschwellen, und eine geringere
Dichtigkeit erhalten, ohne daß man einen
Unterscheid am Gewichte bemercken solte; und
hindert hier nichts, ob die Cörper feste oder flüßig,
hart oder weich, leicht oder schwer seyn; es findet
allenthalben die Expansion Stat. |
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Doch giebt die Erfahrung an die Hand, daß
zwey Cörper von gleicher Schwere und Grösse,
deren einer harte, der andere aber flüßig ist,
darinnen von einander unterschieden sind, daß
der flüßige von einerley Feuer oder Wärme mehr
als der harte ausgedehnet werde, und sind also
die flüßigen Materien nach diesem Phaenomeno
der Expansion
geschickter, die Gegenwart des
Feuers anzuzeigen. |
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Ferner werden diejenigen Liquores, so
weniger dichte sind, von einerley Wärme mehr
ausgedient, als die dichtern. Wenn man eine
Phiole biß auf ein angemercktes Zeichen mit
Wasser, eine andere von gleicher Grösse mit
Alcohol auf gleiche Art füllet, beyde in einerley
warm Wasser setzet, so wird man befinden, das
zu einerley Zeit der Alcohol in einen weit grössern
Raum, als das Wasser ausgedehnet werde. Wenn
beyderseits Liquor aus dem warmen Wasser wieder genommen wird, fängt er
an zu sincken, und seinen vorigen Raum wieder einzunehmen. |
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Eben dieses findet bey denen übrigen Liquoribus
Stat; auch alle feste, ja die härtesten Cörper sind
der Expansion von dem Feuer nach dem
gemeinen Begriff unterworffen. Ein kalter Stab
Eisen, so genau in eine Höhle passet, läst sich
nicht mehr darein zwingen, wenn er glüend
gemacht worden, und so auch mit den übrigen
Cörpern. Je wärmer ein Cörper wird, ie mehr wird
er ausgedehnet, biß auf den Grad der Ebullition
bey denen flüßigen Materien, oder dem Flusse,
Combustion etc. bey den festen Cörpern. |
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Alles dieses zeiget an, daß die Cohaesions-Kräffte, mit welchen die kleinsten
Theile derer
Cörper aneinander hangen, durch die Wärme
nach und nach mehr vernichtet und endlich dahin
gebracht werden, daß ermeldete Theile entweder
sehr wenig oder gar nicht mehr cohaeriren; denn
einen festen Cörper flüßig machen, heisset so
viel, als die Cohaesions-Kräffte seiner Theile, die
in dem Zustand seiner Festigkeit einer grossen
Gewalt wiederstanden, dahin bringen, daß bey
weiten solche Theile nicht mehr so starck
zusammen halten, sondern einer geringen Gewalt
weichen, und zulassen, daß die Theile des
Cörpers mit leichter Mühe sich von einander absondern lassen. |
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Die Kräffte demnach des Feuers, welches die
Wärme und deren Grade hervorbringet, sind der
Gestallt beschaffen, daß sie die Cohaesions-
Kräffte derer Cörper destruiren, und die kleinsten
Theile desselben in eine tremulirende Bewegung
setzen, die ie mehr zunimmt, ie wärmer ein Cörper
wird; wie mit mehrern aus dem Titel: Erwärmung
l.c. zu ersehen. |
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Dasjenige nun, so mit dieser Krafft begabet
ist, das ist, das Feuer selbst, scheinet nicht eine
besondere flüßige Materie zu seyn, die durch ihre
hefftige Bewegung die dem Feuer zugeschriebene
Würckungen hervorbringet; wie wir bereits oben
ein mehrers erinnert und unter erst ge- |
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{Sp. 720} |
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dachtem Titel: Erwärmung, l.c.
weiter ausgeführet haben; sondern die daselbst
specificirten Phaenomena des Reibens, Schlagen,
Vermischung gewisser Materien, etc. zeigen, daß
Wärme erreget werden könne, ohne Zufluß einer
solchen Materie, und daß in denen Cörpern selbst
etwas vorhanden seyn müsse, so eine Krafft
habe, die denen Cohaesions-Kräfften derer
Cörper entgegen gesetzet wäre, und die von
denen letztern so lange in
Schrancken gehalten
würde, als noch ein Aequilibrium unter ihnen Stat
finde. |
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Demnach statuiren wir, das Feuer sey eine
Materie, die durch die Cörper allenthalben
zerstreuet sey, zu ihren Massen mit gehöre, und
eine Krafft habe sich gewaltig auszubreiten, die
Theile des Cörpers in eine tremulirende
Bewegung zusetzen und alles dieses
würcklich
werckstellig mache, wenn ihr kein fernerer Einhalt
von denen Cohaesions-Kräfften, mit welchen die
Theile des Cörpers zusammen hangen,
geschiehet, sondern diese verringert werden,
wenn durch Reiben, Schlagen, die Theile des
Cörpers in eine vibrirende Bewegung gelangen,
nicht mehr so starck cohaeriren, und also denen
durch die Masse des Cörpers diffundirten Theilen
des Feuers Platz machen, ihre Actiones zu
verrichten. |
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Wird die Wärme eines Cörpers von einem
andern Feuer nach dem gemeinen Begriffe
vermehret, so ereignet sich dieses nicht so, daß
ein neuer Zufluß derer Feuer-Theilgen in den
Cörper gelangen sollte, sondern diejenigen
Vibrationes, die bereits der Cörper, den man
Feuer nennet, hat, destruiren nur desto mehr die
Cohaesions-Kräffte des erstern Cörpers, heben
solcher Gestallt das Aequilibrium zwischen ihnen
und denen in ihm vorhandenen Feuer-Theilgen
auf, wodurch die letztern ihre Activität erweisen,
die übrigen Theile des Cörpers, so nicht Feuer-Theilgen sind, in eine hefftigere
Vibration setzen,
die uns die Empfindung einer grössern Wärme
beybringet. |
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So bald dasjenige nachläst, so die
Cohaesions-Kräffte des Cörpers turbiret hat, so
werden diese wiederum mächtiger, obponiren sich
folglich stärcker der Activität derer Feuer-Theilgen,
und lassen solche nicht mehr die übrigen Theile
so starck vibrirend machen, durch welche
Hemmung derer Vibrationen eine Empfindung
einer geringern Wärme entstehet; daß also
zwischen den Cohaesions-Kräfften eines Cörpers
und dessen Feuer-Theilgen ein continuirlicher
Streit gleichsam ist, da ein Cörper bald mehr, bald
weniger feurig zu seyn scheinet, nachdem diese
oder jene Kräffte mehr praepolliren. |
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Wirkung |
Und aus dieser
Theorie des Feuers lassen
sich die Phaenomena, die man specificiret, daß
sie eine Würckung des Feuers seyn, sehr wohl
herleiten. Wenn die Cohaesions-Kräffte der
Activität des Feuers weit überlegen, so sind die
Vibrationes derer Theile des Cörpers, und daher
seine Wärme nicht mercklich; von einer mehrern
Destruction aber dererselbigen erfolget eine
stärckere Wärme und grössere Ausdehnung des
Cörpers. Diese kan nun der Gestallt
hochgetrieben werden, daß der Cörper in ein
fluidum rarissimum an der äussern Fläche
resoluiret, sich in die Lufft begiebet und solcher
Gestallt ausdünstet. Befinden sich unter diesen
Dünsten einige extricirte, das ist, von denen
übrigen Theilen abgesonderte Feuer-Theilgen, so
entstehet eine Dunst, die nicht nur warm machet,
sondern auch leuchtet, welche man Flamme zu
nennen pfle- |
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{Sp. 721|S. 380} |
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get; und giebet dieser ihre Anatomie Anlaß
zu
muthmassen, ob nicht ein
Oleum
subtilissimum, so in denen Cörpern
wohnet,
dasjenige sey, welches dieselbe Krafft habe, so
wir dem Feuer beymessen, das ist, ob nicht das
Feuer ein Oleum subtilissimum sey; wiewohl in
diesem Stücke unserer
Erkenntniß noch nicht
gantz hinlänglich seyn will; wie mit mehrern aus
dem Titel: Flamme zu ersehen. |
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Diese ermeldete Dunst, so wir zusammen
Flamme nennen, hat Theilgen bey sich, so sich
nicht entzünden u. verzehren lassen, sondern
gehen in der Gestallt einer andern Dunst, so
alsdenn Rauch heisset, in die Höhe, und so ferne
dieser sich an andere Cörper anleget und nach
und nach, da immer neuer dazu kommt, Vermöge
der Cohaesion, concresciret, formiret einen
Cörper, welche man Ruß nennet. |
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Weil die Flamme eine Dunst ist, so ist auch
kein Wunder, daß solche verlöschen, wenn man
ihr das Vehiculum nemlich die
Lufft entzühet, wie
sich solches in vacuo bey einem
Licht ereignet; ja
das Feuer selbst erfordert die Action der Lufft zu
seiner Extrication, wie der Phosphorus Crafftii, der
sich erst entzündet, wenn man ihn in die Lufft
bringet, ausweiset; daher es auch kommt, daß
brennende Cörper, als: Schwamm, Kohle, in
vacuo, oder auch in einer matten Lufft auslöschen,
weil hier dasjenige mangelt oder nicht genung
vermögend ist, welches die Extrication derer
Feuer-Theilgen aus dem flüssenden Öle auf der
Fläche dererselben, Vermöge derer Cohaesions-Kräffte der Lufft, mit dem Feuer und andern
subtilen Theilen des Cörpers verrichten soll, da
hingegen, wo ein beständiger frischer Zufluß von
der Lufft ist, die Flamme desto besser unterhalten
werden kan; wie mit mehrern aus denen Titeln:
Entzündung, Tom. VIII. p. 1309. seqq. und
Flamme abzunehmen. |
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Wenn auf der Fläche eines Cörpers das
extricirte Öl nur gläntzet u. nicht als eine Dunst
weggehet, so nennet man den Cörper glüend,
corpus ignitum. Wenn viele Theile eines Cörpers
als eine Dunst weggegangen, andere aber, so
sich nicht darein resoluiren lassen, zusammen
fallen und nicht cohaeriren, so entstehet die
Asche; bey einigen Cörpern cohaeriren diese
wiederum, und formiren einen durchsichtigen
Cörper, daher die Vitrification entstehet. |
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Einige Cörper, nachdem sie Anfangs warm
worden, fangen bald an leichter zu cohaeriren,
und mit der Expansion zuflüssen, hernachmahls
zähe zu werden, denn calciniren sie sich, und
werden endlich in Glaß verwandelt. |
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Alle diese besondere Veränderungen
dependiren Theils von der
verschiedenen
Beschaffenheit der
Materie, woraus ein Cörper
zusammen gesetzet ist; Theils von der
verschiedenen Stärcke, mit welcher die Partes
heterogeneae des Cörpers mit einander
cohaeriren; Theils von der verschiedenen Art,
nach welcher diese Theile durch die Action des
Feuers entweder abgesondert oder zusammen
gebracht werden, da neml. einige, die zuvor eine
grössere Cohaesion besagter Theile verhindert,
anjetzo durch die Action des Feuers abgesondert
werden und verflügen, solcher Gestallt denen
übrigen Theilen, deren Cohaesions-Kräffte
einander stärcker respondiren, Platz machen, daß
sie zusammen kommen, ein neues Corpus
formiren und bey abnehmenden Feuer
solidesciren; wie wir dieses an der Vitrification
sehen; von welchen allen die chymischen Opera-
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{Sp. 722} |
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tiones, welche am meisten durch Hülffe des
Feuers geschehen, unzählig verschiedene
Exempel an den Tag legen; von deren jeden ein
besonderes
Urtheil zu fällen, die Composition
eines Cörpers, die verschiedenen Cohaesions-Kräffte derer Theile, aus welchen er zusammen
gesetzet, ihre Würckung gegen einander, und die
Action des Feuers gegen sie, bekannt seyn
müssen; so aber zur Zeit noch eine schwere
Sache, wie aus dem Titel: Cohaesio, Tom. VI. p.
614. seq. erhellet. |
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Vermöge dieser Theorie nun kan man sich
einen hinlänglichen Begriff von dem Feuer
machen. Wenn die Cohaesion derer kleinesten
Theile in einem Cörper durch eine Ursache,
welche diese nur seyn mag, geschwächet wird, so
kommen die in einem Cörper vorhandenen Feuer-Theilgen zur Action, setzen die übrigen Theile in
gewisse Vibration, daher alsdenn die
Empfindung
der Wärme entspringet; und auf wie vielerley Art
diese entstehet, als durch einen schon
vorhandenen vibrirenden und einen andern
berührenden Cörper oder durch das Reiben,
Schlagen, oder auch durch den Concursum
verschiedener Cohaesions-Kräffte, wie der Titel:
Erwärmung l.c. zeiget; auf so vielerley
Art saget man auch, daß das Feuer erzeuget
werde. |
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Die Veränderungen, die alsdenn auf eine
solche Vibration und deren Wachsthum erfolgen, sind |
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- bey einigen festen Cörpern nach dieser
Ordnung:
- Expansio; Euaporatio; Ignitio,
- oder bey einigen Inflammatio; Incineratio,
- oder bey einigen Vitrificatio.
- Bey andern festen Cörpern: Expansio, Fusio, Lentor, Calcinatio,
Vitrificatio.
- Bey denen flüßige Materien geschehen die Veränderungen folgender Massen:
Expansio, Euaporatio, Ebullitio.
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Dieses sind die Phaenomena des Feuers von
dessen Anhebung seiner Action an, biß zum
grösten Wachsthum, und indem es solche
merckliche Veränderungen unter einem grossen
Grad der Wärme hervor bringet, so pfleget man in
dem gemeinen
Verstande das Feuer in einem
grossen Grad der Wärme zu betrachten. |
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Erhaltung |
Die Erhaltung des Feuers in dem letztern
Verstande oder die Fortdaurung eines einmahl an
gezündeten Feuers geschiehet, entweder wenn
zum brennen dienliche Materie gnungsam
vorhanden, oder dazu gethan wird; oder wenn die
dazu benöthigte Lufft ihren freyen Zufluß hat;
hingegen, wo dieses beyderseits entgegen, oder
durch den Zusatz einer andern Materie als
Wasser,
Erde, Sand etc. die
Extrication derer
Feuer-Theilgen verhindert wird, so ersticket das
Feuer und verlöschet; wie aus dem Titel: Flamme,
als von welcher man hier das Feuer zu verstehen
pfleget, mit mehrern zu ersehen. |
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Einerley Grad der Wärme und folglich auch
der Action des Feuers, als von welcher jene
herrühret, wird erhalten, wenn ein
gewisser
Zustand der
Vibration derer Theile eines Cörpers,
darein solche durch die Action des Feuers
gesetzet worden, auf einerley Art fortdauret,
indem nemlich in selbigem als denn die Vires
Cohaesionis mit denen viribus ignis per vices die
Gleich-Wage einander halten, daß keine vor
denen andern praepolliren, und den
Vorzug
gewinnen; denn so bald dieses geschiehet, so
entstehet entweder ein grösserer oder geringerer
Grad, der Wärme, das ist, eine Erwärmung oder
Erkältung, nachdem die Actiuität derer Feuer-Theilgen oder derer Cohaesions-Kräffte die Ober-
Hand hat; wie diese Titel ausweisen. |
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Weil das Feuer in denen Cörpern selbst ist,
solche aber so wohl unter der Erden, auf
derselben, als auch über der Erden |
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{Sp. 723|S. 381} |
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unter der
Gestallt derer Dünste sich befinden;
und die
Empfindung des Feuers von der
Extrication desselben von denen übrigen
Theilen
des
Cörpers oder dessen
Action in solche
herrühret; so kan ein Feuer oder grosser Grad der
Wärme oder Flamme so wohl unter als auf, als
über der
Erden entstehen. |
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In dem ersten Falle
nennet man es ein
unterirrdisches Feuer, welches besonders seinen
Ursprung von der
Extrication derer Feuer-Theilgen
aus dem Pyrite, Schwefel, und andern öligten
Cörpern nimmt, davon die Feuer-speyenden
Berge und schwefeligten Witterungen in denen
Bergwercken ein gnungsames Zeugniß ablegen
können. |
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In dem andern Falle heisset es ein gemeines
oder Küchen-Feuer, weil man sich desselben auf
der Erden in denen Küchen und zu andern
operationen bedienet. |
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Die dritte
Art
dependiret von denen mit vielem
Feuer-Theilgen versehenen Dünsten, so von
denen Cörpern ausgegangen und in die Lufft
gestiegen, davon hernachmahls die feurigen Lufft-Zeichen, Meteora ignea, ihren Ursprung nehmen.
Das Sonnen-Feuer, wie wir solches hier auf der
Erden empfinden, ist kein
unmittelbahrer Ausfluß
aus der Sonnen; sondern von der Action derer
Licht-Strahlen derselben, die in den Cörper mit
einer grossen Geschwindigkeit eindringen, erhält
das in einem Cörper schon vorhandene Feuer
seine Actiuitaet, wie ebenfalls aus dem
Titel
Erwärmung l.c. zu ersehen: hingegen
in dem Cörper der Sonnen selbst ist ein
würckliches Feuer, das seine Nahrung haben, und
ebenfalls
verschiedene
Veränderungen hervor
bringen
muß; wie aus denen Flecken in der Sonne
und deren Veränderung abzunehmen, und
erweiset Jo. Christian. Seidel. in
Diss. de mirabili
conseruatione ignis solaris, (welche Erhaltung er
der Abwechselung in der Atmosphaere der
Sonnen zuschreibet, da nemlich verschiedene
Dünste von dem Cörper der Sonnen darinnen in
die Höhe steigen, daselbst zusammen kommen,
wieder auf selbigen zurücke fallen, und solcher
Gestallt ihr zu einem neuen Futter dienen; eben
wie dieser Circulus hier von denen Dünsten auf
der Erde obseruiret wird) daß die Hitze in der
Sonnen wenigstens 20. mahl grösser als in dem
Brenn-Puncte des Tschirnhausischen Brenn-Glases seyn müste. |
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Es äussern sich so überaus viele
Effecte, die
man der
Würckung des Feuers zuschreibet, nach
dem man dieses
Wort bald vor das
elementarische oder würckliche Feuer, bald von
einem Complexum von vielen Würckungen
zugleich nimmt, da man
z.E. von dem Feuer
saget, daß es müste erhalten werden, sich
auslöschen, abwiegen lasse oder schwer sey,
(welches
Eigenschafften derer Flammen sind)[1], daß
es leuchte und nicht brenne, wie bey denen
Meteoris emphaticis und so weiter; daß es hier
überaus weitläufftig und schwer fallen würde, alle
Würckungen zu specificiren, die von dem Feuer
herrühren, zumahlen da bey denen meisten
Effecten in der
Natur das Feuer mit im Spiele
ist. |
[1] |
HIS-Data: schließende Klammer ergänzt |
|
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Derowegen muß man die besondern Arten
derer Würckungen und ihren Process als derer
Ausdünstungen, Warmmachung[2] oder Erwärmung,
Entzündung, Flamme, Ignition, und anderer oben
angemerckten Veränderungen, die das Feuer
unter verschiedenen
Umständen und
Adplication
produciret, unter speciellen Titeln nachsuchen,
indem es hier bey der allgemeinen Betrachtung
des Feuers genung ist, zu sagen, was dasselbe
bey einem Cörper sey, wie es zur Actiuitaet
gelange, und dadurch in dem
Stande sey, diese
und jene besondere Würckung hervorzubringen,
davon die |
[2] |
HIS-Data: korrigiert aus: Warammchung |
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{Sp. 724} |
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Art der Production in einer besondern
Abhandelung unter dem zugehörigen Titel
auszuführen ist. |
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Und solcher Gestallt hat man von allen diesen
Würckungen abstrahiren müssen, um hinter das primum
principium zu gelangen, von dessen Actiuität alle
solche herrühren, da wir also befunden, daß das
Feuer Theile eines Cörpers mit einer besondern
Krafft begabet seyn, welche denen
Cohaesions-Kräfften derer übrigen Theile des Cörpers
entgegen gesetzet sind, und alsbald zur Action
gelangen, sobald etwas vorhanden, so das
Aequilibrium zwischen diesen zweyen
Dingen
hebet. |
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Weiter können wir in der Natur-Lehre bey
Untersuchung derer
Caussarum primitiuarum nicht
gehen, als nur anzuzeigen, daß Dinge vorhanden,
die eine
gewisse Krafft haben, welche dieses oder
jenes unter diesen oder jenen Umständen
würcket; was aber diese Krafft sey, und wie die
Theile, so diese Krafft haben, aussehen, können
wir bey dem Feuer ebenso wenig, als bey andern
Viribus primitiuis determiniren, da wir zwar die
Existenz derer principiorum actiuorum, ihre
Würckungen und Conditiones, unter welchen sie
solche verrichten,
wissen; von ihrer Natur aber
selbst und innern
Wesen uns nichts bekannt ist,
auch wohl nicht bekannt werden wird. |
|
Philosophie |
Solcher Gestallt verfähret man heut zu
Tage
in der Physic und verschaffet dadurch, daß man
diese
Wissenschafft auf sichere
Gründe
bauet,
und nicht aus einer angenommenen
Hypothesi die
Natur zwingen
will, in ihren
Verrichtungen sich
nach derselbigen zu richten. Und dieses ist eine
Haupt-Ursache von dem, daß die
Philosophen zu
verschiedenen
Zeiten von denen Kräfften der
Natur, und besonders von dem Feuer so
verschiedene
Meynungen geheget, und das
Gesetze
wahrscheinlich nicht haben ausfündig
machen können, nach welchem sich diese Krafft
der Natur in ihren Würckungen richtet. So viel
Secten, ja so viel Philosophen, so viele
verschiedene Meynungen giebet es auch von dem
Feuer. |
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|
Die Perser verehrten das Feuer als etwas
göttliches und überhaupt ist von diesen
Philosophen bekannt, wie sie in natürlichen
Dingen die Tradition zu Hülffe genommen und
nicht dogmatisch
philosophiret, sondern die
Sache
bey eintzelnen Anmerckungen bewenden
lassen. |
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Unter denen Griechen waren die Jonischen
Philosophen um den
Ursprung derer natürlichen
Dinge bekümmert, da bald dieses bald jenes
davon ausgegeben wurde, woraus verschiedene
Begriffe von dem Feuer erfolgten. |
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Thales, einer derer so genannten sieben
Weisen, gab davor das
Wasser aus, daß, wenn
dieses das eintzige Element und
der Anfang aller
Cörper, auch das Feuer daher
muß entstanden
seyn, und also die
Natur des Wassers an sich
haben; wie denn Plutarchus de Placitis Philosoph.
… unter andern die
Ursache von dieser
Meynung
anführet, daß sich das Feuer der Sonnen derer
Sterne durch die feuchten Ausdämpfungen
erhielte. |
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Anaximenes setzte zum
Grunde aller
natürlichen Dinge die
Lufft, woraus
Erde, Wasser
und Feuer, und von diesen wieder die andern
Cörper entstanden, wie solches Cicero Academ.
Quaest. … bezeuget, wenn er
schreibet:
Anaximenes infinitum aërem: sed ea, quae exe eo
orientur, definita, gigni autem terram, aquam,
ignem, tum ex his omnia. |
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Plato hat das Feuer unter die Elemente
gezählet, welche er sich also
vorgestellet, daß,
weil die
Welt hätte müssen gesehen und berühret
werden, nichts aber ohne dem Feuer sicht- |
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{Sp. 725|S. 382} |
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barlich, und nichts ohne der Erden als einen
festen Cörper zu berühren,
nothwendig zwey
Elemente, das Feuer und die Erde,
nöthig
gewesen, und damit die Welt als eines zusammen
hange, so wären zwischen dem Feuer und der
Erden die Lufft und das Wasser gesetzet worden,
welchen Elementen er geometrische Figuren
beylegte. |
Burnet in Archaeolog. Phil.
… |
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doch damit hat Plato noch nicht gesagt, was
das Feuer sey; ja er soll nach dem Zeugniß des
Stobaei Sermon. LXXVII. die Philosophos seiner
Zeit verlachet haben, welche von dem Feuer als
einer derer unbekanntesten Sachen zu
reden, sich
die Mühe genommen. |
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Aristoteles de generat. et corrupt. … nimmt
vier Elementer an, als Feuer, Lufft, Wasser und
Erde, und setzet die Natur des Feuers darinnen,
daß es warm und trocken sey, womit er aber
keines Weges gesagt, was die Natur des Feuers
sey, in dem er damit, daß solches erwärme und
trockene, nur gewisse Würckungen, die sich
unsern äusserlichen
Sinnen zu
erkennen geben,
anzeiget. |
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Was sich die Stoici vor einen Begriff von
Feuer gemacht, ist nicht bekannt, wie denn
Lipsius in Physiolog. Stoic.
Diss. 12. der sonst in
diesem Stück sich viele Mühe gegeben, keine
rechte Nachricht finden können. |
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Epicurus mit seinen Anhängern setzte die
Atomos oder untheilbare Theilgen zu denen
Principiis derer natürlichen Cörper, und hielte das
Feuer vor nichts anders, als eine
Zusammenhäuffung vieler runden und in
schleunige Bewegung gesetzten Theilgen. |
Gassendus de Vita et
Moribus Epicuri … |
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Pythagorae seine Meynung von dem Feuer
kan man aus demjenigen nicht abnehmen, was
Laërtius … von ihm und seinen physicalischen
Gedancken anführet. |
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Empedocles statuiret vier Elemente, Feuer,
Lufft, Wasser und Erde; von dem ersten aber
wissen wir seine Gedancken nicht. |
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Heraclitus hielte davor es bestünde alles aus
Feuer, und werde auch alles wiederum darein
aufgelöset werden, |
dessen Meynung Olearius in
zwey
Dissertationen, so in der
lateinischen
Übersetzung des Stanleii Histor. Philosoph. zu
finden, ausführet. |
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Aus allen diesen erhellet, was vor einen schlechten Begriff die
alten
Philosophen sich von
der Natur des Feuers gemacht, ja wie die meisten
davon in ihren
Schrifften stille geschwiegen. |
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In denen neuern Zeiten hielten die Aristotelici
ihres Lehrmeisters Partey, und waren darinnen mit
einander einig, daß es ein hitziges trockenes und
leichtes Element sey, ob sie schon in denen
Worten zuweilen von einander abgiengen, da
einige sagten, das Feuer sey ein Corpus simplex,
cui per se et primo conueniat calor et siccitas;
andere ein elementum calidum et siccum,
ingleichen calidissimum, leuissimum et siccum
cholericae complexioni idoneum, oder elementum
calidissimum et siccissimum et levissimum et
subtilissmum. |
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Inzwischen waren sie in der Haupt-Sache
einig, und hatten von der Natur des Feuers nicht
mehr erkannt, als schon Aristoteles gesagt hatte,
daß das Feuer seiner Natur nach warm und
trocken sey. Sonderlich erweckten sie einen Streit:
ob das Feuer ein Element sey oder nicht? welches
die Peripatetici behaupteten, einen aus
elementarischen Feuer bestehenden Himmel
statuirten, und diesem seine Stelle unter der
Sphaere des Mondes anwiesen, wie sie sich denn
auch wegen dieser Meynung auf verschiedene
Stellen des Aristotelis als |
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{Sp. 726} |
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- Meteor. …
- de Mundo 2.
- de Generat. et
corrupt. …
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berieffen. |
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Denn nachdem sie aus ihres
Lehrmeisters
Schrifften erlernet, es müsse ein Element etwas
einfacher seyn; das Feuer aber, die Lufft, Erde
und Wasser als Elemente angenommen hatten;
so kamen sie auf die Gedancken, daß man in der
Welt die Elemente nirgends rein antreffe, die man
daher in dem
Gemüthe durch eine Abstraction in
ihrer Reinigkeit betrachten müsse, daß folglich die
Unreinigkeit nur als ein Accidens anzusehen wäre.
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Doch haben andere
erinnert, daß dergleichen
elementarisches Feuer, wie sich solches die
Peripatetici eingebildet, nicht zufinden; und wie
überhaupt ihre Elemente keine einfache, sondern
zusammen gesetzte Cörper seyn, also wäre noch
insonderheit das Feuer so beschaffen, daß wenn
man sich solches als etwas reines und einfaches
vorstellen wolle, man zugleich den
völligen
Concept desselben in Gedancken verlöhre. |
- Cardanus de Subtilit.
item de Rerum Varietate …
- Gilbertus de Mundo
sublunari philos. nouae …
- Caspar Bartholinus
Instit. Physic. de Element. 2.
- Otto Guericke in
Experim. nouis Magdeb. …
- und
andere;
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welches auch einige derer
vernünfftigern
Aristotelicorum eingesehen, und daher vermeynet,
daß man den Aristotelem in denen angezogenen
Örtern nicht recht
verstanden habe. |
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Cartesius Princ. Part. IV. … hat nach seinen
angenommenen Elementen die Natur des Feuers
darinnen gesucht, daß die irdischen Theilgen von
der
Materie des ersten Elements auf das
geschwindeste
beweget würden; und setzet also
das Wasser und die Natur des Feuers in der
Geschwindigkeit der Bewegung, worinnen es auch
von der Lufft
unterschieden sey, als welche zwar
aus irdischen Theilgen bestünde, die aber mit
denen himmlischen Kügelein, so langsamer als
die Theilgen des ersten Elements obeweget
würden, vermischt wären. |
- le Grand in Instit.
Part. VI. …
- Rohault in Tract. Phys.
…
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Gleichwie aber die Elemente des Cartesii und
deren Transformation in allerley
Gestallten Dinge
sind, so auf Hypotheses precarias gegründet, die
nicht einmahl einen Grad der
Wahrscheinlichkeit
haben; so hat man sie mit
Recht aus der neuern
Physic exsuliren lassen. |
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Inzwischen haben doch verschiedene neuere
Philosophen daher Anlaß genommen, den
Ursprung der Wärme und des Feuers aus der
Bewegung einer sehr subtilen Materie, oder so
genannten Materiae elementaris herzuleiten, wie
wir solches Theils oben, Theils unter dem Titel
Erwärmung l.c. erinnert haben. |
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Gassendus, welcher die alte atomistische
Philosophie des Epicuri wieder aufgebracht, hält in
Animaduers. in Diogen. Laert. … davor, daß die
Atomi oder kleinen Theilgen der Wärme und des
Feuers leicht und rund wären, und dabey in einer
geschwinden Bewegung stünden. |
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Und auf solche Art machen sich auch noch
viele von denen heutigen Philosophen einen
Begriff von dem Feuer, indem sie dasselbe aus
sehr kleinen Theilen bestehend betrachten,
welche verschiedene Figuren haben, mit welchen
sie, indem sie hefftig beweget würden, in die
Poros derer verbrennlichen Cörper eindringen, die
Theile des Cörpers Theils durch stossen, Theils
durch schneiden, und mehrere Arten, von
einander bringen, und solchen in ein Corpus
rarum resoluiren. |
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{Sp. 727|S. 383} |
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Ridiger, nachdem er in der Physica Diuina zwey Elemente den
Aetherem und Aerem
gesetzet, und jenen als feurige Theilgen, diesen
aber als Bläßgen
vorgestellet, hält … davor, daß
zwey erstere mechanische Cörper wären, die
atmosphaerische Lufft und das Feuer. Das Feuer
könnte man in weiterm
Verstande nehmen, und
sey nichts anders als ein lüfftiges Bläßgen,
welches viele strahlende Theilgen in sich fasse,
aber nicht nothwendig seine
Krafft zu wärmen
oder zu brennen haben müsse, in welcher Absicht
auch die so genannten Irrwische zum Feuer
könnten gerechnet werden. |
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In engerm Verstande
nennet er das Feuer ein
Bläßgen, welches so viel strahlende Theilgen
habe, daß ein belebter Cörper die Wärme
empfinde, die er, so ferne sie von einer
Substantz
genommen wird, von dem Feuer nicht
unterscheidet; in dem engsten Verstande sey es
ebenfalls ein Bläßgen, in welchem sich so viele
Theilgen befänden, daß sie nicht allein die Cörper
erwärmten, sondern auch verzehren und
aufreiben könnten, bey welchem Feuer die
edelsten Bläßgen seyn, die strahlenden Theilgen
die Oberhand haben, und in beständiger
Bewegung sich befinden müsten, worauf die
Würckungen u. Hervorbringung des Lichts
beruhete, darbey höchst nöthig, daß sich die
Bläßgen stets zertheilten, damit nicht die
Bewegung, folglich das Feuer gehindert werde,
und daß die strahlende Theilgen derer feurigen
Bläßgen von ungleicher
Würde seyn. |
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Fazit |
Alle diese
Hypotheses setzen entweder
Elemente oder
elementarische
Materien zum
Grund. Mit denen Elementen haben wir in der
Physic nichts mehr zuthun, weil wir solche nicht
erkennen können, da wir nichts als Composita
wahrnehmen; zu dem so kan keine
Würckung aus
der Composition eines Elements mit dem andern
entstehen, wo wir ihnen nicht Kräffte beylegen, so
solche hervorbringen; Und also läufft die Sache
doch auf eine Krafft hinaus, mit welcher eine
gewisse Materie begabet ist; dergleichen Kräffte
aber giebt es von
verschiedener Beschaffenheit in
der Natur, die wir noch nicht alle
wissen. |
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Die Figuren, so man denen Theilen einer
elementarischen Materie beylegen, können vor
sich keine Action erregen, ob sie wohl eine
Bewegung nach ihrer verschiedenen
Beschaffenheit anders und anders modificiren.
Will man eine Bewegung einer Materie statuiren,
die durch den Stoß die Theile eines Cörpers in
Bewegung setzet, so kan auch kein anderer
Effect
erfolgen, als wie sich bey dem Stoß ereignet,
nehmlich eine Destruction der agirenden Krafft,
und Erregung einer Krafft in demjenigen, in
welches eine Würckung von jenen
geschehen. |
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Ein solcher Effect wird anders und anders,
nachdem andere und andere Kräffte mit ihm
combiniret. Also geschiehet ein Stoß gegen ein
Corpus sonorum eben so, wie gegen einem nicht
klingenden Cörper, ungeachtet in jenem alsdenn,
wegen der concurrirenden
elastischen Kräffte eine
andere Bewegung hervorgebracht wird, nemlich
eine vibratorische in denen kleinsten Theilgen, die
in uns die Empfindung eines Schalls erregen. |
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Auf gleiche Art muß ein warmer Cörper in
seinen
Theilen eine durch andere Kräffte
modificirte
gewisse Bewegung haben, welcher in
unsern Organis sensoriis nur eine gewisse
Empfindung
respondiret, die wir Wärme und Feuer nennen:
und da wir sehen, daß die Cohaesion derer |
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{Sp. 728} |
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Theile eines Cörpers dadurch Abbruch leiden,
so müssen denen Cohaesions-Kräfften die Kräffte
des in einem Cörper verborgenen Feuers,
welches alle einräumen, entgegen gesetzet seyn;
und nach dieser
Methode sind wir in dem obigen
hinter den Begriff der Natur und Beschaffenheit
des Feuers gelanget, da wir einer gewissen
Materie, so mit zur Maße eines Cörpers gehöret,
eine Krafft zugeeignet, welche unter gewissen
Conditionen den Cörper in einen solchen
Zustand
setzet, darinnen er uns die Empfindung einer
Wärme oder des Feuers beybringen kan. |
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