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Atheisterey. Der
Name
Atheus kömmt von dem
Griechischen a privativo, und
theos her. Es ist derselbe zu denen Zeiten
Dionysii Halicarnassensis erst in
vollkommenen
Gebrauch gekommen, da
man ihn vorhero nur wenig gehöret hat. Aus der Griechischen Sprache ist er in
die andern fortgepflantzet worden. |
Reimmann Hist. Vnivers. Atheismi. … |
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Wir
Deutschen
haben kein gleichgültiges
Wort,
wodurch wir die Atheisterey ausdrücken könnten. Abgötterey gebrauchen wir in
einem andern
Verstande, ungeachtet es seinem
Ursprunge
nach gar wohl diese
Bedeutung haben könnte, und Ungötterey, Hohngötterey und
Gottesläugnung sind noch niemahls durch den Gebrauch bestätiget worden. |
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Es wird dieses
Wort
in
unterschiedenen
Verstande angenommen, wie aus denen mancherley
Beschreibungen, welche Reimmann l.c. §. 7. anführet,
erhellet. Nach der weitläufftigern Auslegung begreifft es, alle und iede Lehren
unter sich, welche mit dem
wahren
Begriffe
von
GOtt, wenn sie gleich nur dessen
Wesen
betreffen, und gleich nicht dessen
Seyn
verneinen, nicht
übereinstimmen; Nach dem engern Verstande aber bedeutet es den
Irrthum, nach welchem das Seyn eines höchsten Wesens verläugnet wird, oder nach
welchem solche Lehren
vorgetragen werden, welche zwar den
Namen
GOttes
nennen, in der
That aber dessen Daseyn widersprechen. |
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Man
muß dieses letztere insonderheit mercken: Ein Atheiste
weiß, daß er
vielen
Widerspruch findet, er
saget deswegen seine
Meynung nicht
frey heraus, er führet
GOtt immer in Munde, seine
Sätze aber bezeugen zur Gnüge,
daß dieser heilige Name nur seiner Schalckheit Deckel sey. |
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Einteilung |
Die
Eintheilungen, die von diesem Irrthume gemacht werden, sind
unterschiedlich, und stimmen die
Auctores in diesem Stücke mit einander
nicht überein. |
Siehe Reimmann l.c. §. 8. |
theoretisch oder praktisch |
Wenn wir hier von dem Atheismo
reden, so nehmen wir denselben in
dem engern
Verstande, und die Eintheilung, welche wir beybringen
werden, sind die gemeinsten, und
nöthigsten. Die Atheisten sind also entweder
Theoretici, oder Practici. Diese Eintheilung führet ein jeder
im Munde, und man bedienet sich sonderlich derselben zur Entscheidung der Frage,
ob würcklich Atheisten anzutreffen sind, oder nicht. Die letztern giebt man zu,
an denen erstern aber will man
zweiffeln. Alleine es ist hierbey noch ein
mehrers zu bedencken. |
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{Sp. 2017|S. 1030} |
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Ein Atheus Theoreticus soll derjenige seyn, welcher den Satz zu
behaupten suchet, daß kein
GOtt sey. Vor einen Practicum giebt man hingegen
denselben aus, welcher durch sein ruchloses
Leben
bezeuget, daß er von keinem göttlichen Wesen wisse. Es ist schwer, von einem
gottlosen Wandel auf den Atheismum so gleich zu
schlüssen. Die Meinung,
daß gar kein GOtt sey, ist nicht die eintzige Quelle böser
Thaten,
man darff nur seine
Sünde nicht vor Sünde halten, oder die Gebothe GOttes nach
seinem
bösen
Willen auslegen, so ist dieses schon genung, ein verruchter
Mensch
zu werden. |
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Will man also von dem
lasterhafften Verfahren, auf eine verkehrte
Meinung
von dem Wesen GOttes schlüssen, so muß man wohl bemercken, ob diese beyde einen
nothwendigen Zusammenhang haben. Findet man diesen, so siehet man wohl, daß ein
Atheus Practicus zugleich ein Atheus Theoreticus seyn müsse,
und also in der That kein anderer
Unterscheid hierbey zu finden sey, als daß
dieser sich durch die Lehre, und jener durch das
Leben
zeiget, wie solches der scharffsinnige
Buddeus in
Thesibus de Atheismo … bemercket. |
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vollkommen oder unvolkommen |
Ferner kan man die Atheisten in
vollkommne und
unvollkommne
eintheilen. Die vollkommenen sind diejenigen, welchen es nicht einmahl in den Sinn
gekommen, an einen
GOtt zu gedencken, und also auch gar nichts von ihm
wissen,
sondern wie das Vieh dahin leben, wie dergleichen
gantze
Völcker,
Ridiger, welchen wir unten anführen werden, erzehlet. Die
unvollkommenen sind hingegen dieselben, welche bey sich, ungeachtet ihrer
Meinung,
dennoch einen
Widerspruch des
Gewissens befinden. |
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grob und fein |
Die dritte Eintheilung ist in grobe, und feine oder
Philosophische
Atheisten. |
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Der grobe
Theil
dieser Leute bemühet sich nicht einmahl auch einen Schein-Grund von ihrer
bösen
Meinung
anzuführen. Sie folgen entweder einem blinden
Lehrer, oder behaupten den
Satz,
daß kein
GOtt sey, bloß darum, weil es ihren verkehrten Meinungen
gemäß ist, und sich ihr verletztes Gewissen, es sey auch auf eine Art, wie es
wolle, Ruhe zu verschaffen bemühet ist. |
Buddeus l.c. §. 7. |
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Der Philosophische Atheiste ist entweder ein Scepticus oder ein
Dogmaticus. |
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skeptisch |
Der Scepticus ist von keiner
Sache
gewiß; er
zweiffelt an allen
Wahrheiten, und also ist er gleichfalls nicht von dem
würcklichen
Seyn
des göttlichen Wesens überzeugt. |
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Der Dogmaticus hingegen zweiffelt nicht nur an der
Existentz
GOttes, sondern er suchet auch einen solchen Zusammenhang
derer Lehren zu behaupten, worinnen die
Ursachen
derer natürlichen
Würckungen
angegeben werden, ohne daß man dabey an einen Schöpffer und GOtt gedencket. |
Buddeus l.c. §. 8. |
dogmatisch |
Wie vielerley die Systemata sind, welche solche Lehren vortragen,
in so vielerley
Arten
kan der Atheismus Dogmaticus eingetheilet werden. Die hauptsächlichsten
und vornehmsten Arten desselben, und wohin die übrigen gantz leichte können
gezogen werden, sind nachfolgende: |
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- Der Aristotelische,
- der Stoische,
- der Epicuräische,
- und der Spinozistische.
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Buddeus l.c. §. 9. |
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Letzlich so ist der Atheismus entweder Directus oder
Indirectus. Directus, wenn man
frey heraus, ohne einigen
Umschweiff zu gebrauchen, einen
GOtt
läugnet; Indirectus, wenn der
Name
GOttes zwar wohl
genennet wird, in der
That aber mit demselben ein solches Wesen
bezeichnet wird, welches
unmöglich mit dem
Begriffe
von GOtt kan zusammen gereimet werden. Diese letzte
Art
wird auch der Pantheismus, die Allgötterey genennet, |
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{Sp. 2018} |
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weil nehmlich die natürlichen
Principia alles in der
Welt ausmachen, diesen aber von
solchen Leuten der Name GOttes beygeleget wird. Von andern wird sie auch die
Naturalisterey genennet, weil dieses
Wort
zweydeutig ist, und bald von der Atheisterey, bald von der Deisterey, bald von
der Allgötterey
verstanden wird. |
Siehe von denen Eintheilungen,
D.
August Friedrich Müllern in der Metaphysic … |
Verwandte Lehren |
Nachdem wir die Species der Atheisterey betrachtet haben, so müssen
wir auch diejenigen Lehren ansehen, welche mit dieser eine genaue
Verwandtschafft haben, und deswegen sehr offt mit derselben verwechselt werden. |
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Naturalismus |
Das erste ist der Naturalismus, in so weit derselbe keinen andern
GOtt als die
Natur
annimmt, so ist er in diesem
Verstande der Pantheismus, und also eine
eigentliche
Art
des Atheismi; Behauptet aber ein Naturaliste, daß ein
Mensch
bloß durch die
Vernunfft mit Beyseitesetzung der göttlichen Offenbahrung,
die Seeligkeit erlangen könne, so ist derselbe noch kein Atheiste, weil man von
der Läugnung der
Nothwendigkeit
bey der Offenbahrung, noch nicht auf die
Verneinung des göttlichen Wesens
schlüssen kan, und wird dieses der Deismus genennet. |
Siehe Buddeum l.c. §. 2. |
Indifferentismus |
Das andere ist der Indifferentismus Religionum. Diesen muß man eben
mit
Unterscheid annehmen. Gehet er dahin, daß er alle
Religionen überhaupt vor
einerley hält, und sie alle zusammen verwirfft, so ist es
würcklich eine
Atheisterey: denn wer einen
GOtt
glaubet, der
muß auch einen Dienst desselben zugeben;
wer aber die Religionen, welche sich auf eine Offenbahrung
gründen, vor einerley
hält, und den
wahren GOttes-Dienst eintzig und alleine aus der natürlichen
GOttes-Gelahrheit herleiten will, derselbe ist noch kein Atheiste zu nennen,
denn er giebet zwar einen GOtt zu, er verfehlet aber den rechten Weg, denselben
zu verehren. |
Buddeus l.c. §. 3. |
Skeptizismus |
Das dritte ist der Scepticismus. Ist derselbige allgemein, so ist
er eine Atheisterey, denn derjenige, welchem alle und iede Wahrheiten
zweiffelhafftig vorkommen, derselbige muß auch an der
Existentz
GOttes
zweifeln. Gehet der Scepticismus aber nur
auf besondere
Sätze, so ist er noch kein Atheismus, indem derjenige,
welcher an einigen
Dingen
zweifelt, noch nicht alle Lehren verwirfft. |
Buddeus l.c. 4. |
Enthusiasmus |
Das vierdte ist der Enthusiasmus. Hier höret man mehr als zu viel
von
GOtt, dahero man denn glauben
solte, als wenn dieser gerade
das Gegentheil von dem Atheismo wäre; siehet man aber die
Sache
genauer ein, so wird man leichte bemercken, daß dieser
gantz offenbahr auf den
Atheismum führe. Wer das
Wesen
derer Geschöpffe mit dem Geschöpffe verwechselt, und eine solche genaue
Vereinigung dieser beyden vorgiebt, als von denen Enthusiasten
behauptet wird, derselbe kan
unmöglich richtige
Begriffe
von dem höchsten Wesen haben, und er muß entweder alle geschaffene Dinge in
GOtt, oder GOtt in die erschaffene Dinge, oder die
Materie verwandeln, welches der Spinosismus ist. |
Buddeus l.c. §. 5. |
Existenz |
Nunmehro entstehet die
Frage, ob denn auch
würcklich Atheisten wären? Daß
Athei practici seyn,
läugnet niemand: wenn man aber zugleich
betrachtet, was wir oben bey der Eintheilung in Theoreticos und
Practicos erinnert haben, so siehet man wohl, daß wenn man die letztern
zugiebet, man auch zugleich die erstern behauptet. Daß
unvollkommene Atheisten
zu finden seyn, lehret gleichfalls die
Erfahrung,
weswegen auch dieses überhaupt angenommen wird. Diejenigen |
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{Sp. 2019|S. 1031} |
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aber, welche vorgeben, daß der
Mensch
eine angebohrne
Erkänntniß von GOtt
habe, läugnen, daß es vollkommene Atheos gäbe.
Was von der angebohrnen Erkänntniß, oder von denen Ideis innatis zu
halten sey, werden wir unten in dem
Titel
Idea innata betrachten. |
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Ridiger Sensu V. et F. … aber führet gantze
Völcker
an, als die Galliacos in Hispanien, Attigouantanos,
Brassilienses, die Einwohner derer Antillischen Inseln, die Caffros,
Marianós und andere, welche gantz und gar
nichts von einem göttlichen Wesen
gewust hätten. |
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Man kan auch die
Möglichkeit dieser
Sache
also erweisen: Daß ein
GOtt sey,
erkennen wir nicht
unmittelbar, sondern wir müssen
von denen
Wercken,
auf den Schöpffer
schlüssen. Es ist dieses nicht nur der
Vernunfft gemäß, indem
man von der
Ursache aus denen
Würckungen
urtheilen muß, sondern es bestätiget
auch der Apostel Paulus Rom. I, 20. diese Lehre. Ist nun die Betrachtung derer
Geschöpffe das Mittel zu einem
Begriff von GOtt zu gelangen, so siehet man wohl,
daß wenn man das Mittel nicht
gebrauchet, man auch dessen
Endzweck
nicht erreichen kan. |
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Daß man aber eine Betrachtung über die Geschöpffe anstellen müsse, ist nicht
nothwendig. Wie viele
Dinge
sind nicht in der
Welt,
deren wir uns
täglich bedienen, bey welchen uns niemahls eine
Gedancke
von ihrem Urheber einfällt. Also kan auch wohl ein
Mensch
seyn, welcher sich des Lichtes der Sonnen zum Sehen, derer Früchte der
Erden
zur Stillung des Hungers, und des Getränckes zu Löschung des Durstes bedienen,
und gleichwohl nicht darbey gedencken, das müsse ein grosser HERR seyn, der
alles dieses gemacht habe. Freilich sind solche Leute keine grosse
Welt-Weisen,
welche die
Ursachen eines jeden Dinges zu
ergründen suchen, sondern es sind
solche, die nur für den Bauch sorgen, und bloß auf den
gegenwärtigen Gebrauch
derer
Sachen ihr Absehen richten. |
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Eigenschaften |
Die eigentlichen
Eigenschafften eines Atheisten sind nachfolgende: |
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Wer den rechten
Gebrauch der
Vernunfft hat, und den Zusammenhang derer Lehren einzusehen
fähig ist, kan
unmöglich ein Verläugner
GOttes werden. Wer jemahls mit den so genannten starcken
Geistern
umzugehen
Gelegenheit hat, der wird befinden, wie schwach sie sind, und
auf was vor einer verkehrten Vernunfft-Lehre sich ihre
Schlüsse
gründen,
wenn sie anders noch
gewohnt sind,
Sätze anzuführen, und nicht etwan nur
mit einem gräßlichen Geplerre, oder einem höhnischen Gelächter ihre
Meinungen zu behaupten suchen. |
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Ist die Thorheit derjenige
Irrthum, welcher
unrechte
Mittel ergreifft, seine
wahre
Glückseligkeit zu befördern, so
ist dieselbe denen Atheisten gantz
eigen. David
nennet sie
Psalm. XIV, 1. mit gutem
Rechte Thoren, und derjenige ist auch wohl in der That der
gröste Narre, welcher nicht nur das ewige Wohl, sondern auch seine
zeitliche Ruhe verschertzet. |
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2) |
Die Verachtung und Geringschätzung anderer,
welche nicht ihrer
Meinung
beypflichten. |
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Ihre Einsicht ist nach ihrer
Einbildung ungemein,
sie sind nach ihrem
Sinne
das Saltz der
Erden. Sie sind ihre eigene
Richter, und also niemand
unterworffen. Andere hingegen halten sie nur vor schlechte und geringe
Leute, welche nach ihrer
Redens-Art durch den Kapp-Zaum der
Religion
zurücke gehalten, und durch das Vorurtheil vor ihre
Lehrer in der
grösten Blindheit geleitet werden. |
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3) |
Der äusserliche Schein eines tugendhafften
Lebens,
worunter sie sich zu verbergen suchen. |
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Buddeus de
Atheismo ... rechnet zwar dieses mit unter die
Eigenschafften
ei- |
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{Sp. 2020} |
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nes Atheisten; es ist aber dieses kein
würckliches Proprium, indem einer ein Heuchler seyn kan, ohne
Atheistische
Gründe
zu behaupten, und sich auch nicht alle Atheisten scheuen, ihre gottloses
Wesen vor den Leuten sehen zu lassen. Soviel aber ist
gewiß, daß man
dieses bey vielen, obgleich nicht bey allen antrifft. |
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äußerliche Kennzeichen |
Ausser diesen Eigenschafften werden noch äusserliche Kennzeichen angegeben, aus
welchen man, einen Atheisten, wenn er sich zu verbergen suchte, zu
erkennen
fähig wäre. |
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1) |
Suchen dergleichen Leute bey aller und jeder
Gelegenheit sich über die Wunder-Wercke, Prophezeyungen, Erscheinungen
und
Würckungen
derer
Geister
aufzuhalten, und dieselbe
natürlichen Ursachen zuzuschreiben. |
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2) |
Bemühen sie sich das
Ansehen
der
H. Schrifft
zu mindern,
Schrifft-Stellen gegen Schrifft-Stellen, oder auch die
Schrifft gegen die
Vernunfft zu halten, und daraus einander
widersprechende Sätze zu ziehen. |
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3) |
Wollen sie, daß ein jeder, auch die
allerbilligste Furcht verbannen, und nichts als Fröhligkeit und
Zufriedenheit bey sich
empfinden soll. |
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4) |
Verneinen sie die Unsterblichkeit der
vernünfftigen Seele. |
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5) |
Klagen sie die Vorsicht
GOttes an, und ziehen dieselbe in
Zweiffel. |
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6) |
Verspotten sie die Geheimnisse der Christlichen
Religion; |
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7) |
Haben sie einen Abscheu vor denen Priestern, und
suchen ihre Gespräche zu vermeiden. |
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8) |
Erzehlen Sie andrer ihre Atheistischen
Gründe,
und halten dieselbe vor unauflößliche Zweifels-Knoten. |
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9) |
Machen sie viel Wesens mit ihrer Religion, und
streiten auf alle und jede Art gegen dieselben, welche sie eines
Atheismi beschuldigen. |
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10) |
Vertheidigen sie die Religion auf keine andere
Art und Weise, als inwieweit sie das
gemeine Beste befördert. |
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11) |
Können sie die Widerlegungen, und Einwürffe gegen
die Atheisterey nicht vertragen; und |
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12) |
lesen Sie die heydnischen
Bücher
lieber als die
Bibel, und Christlichen Schrifften. |
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Siehe Reimmann Hist. Vnivers. Atheismi
… |
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Es ist aber bey diesen Kennzeichen noch etwas zu
erinnern. |
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α) |
So sind sie noch nicht alle durchgehends von
solcher Wichtigkeit, daß man
nothwendig aus ihnen auf einen Atheisten
schlüssen könte, wie solches Buddeus l.c.
p. 309. erinnert. |
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β) |
So muß man auch auf andere
Umstände dabey Acht
haben. |
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Die
Begierde
viel neues und sonderbares zu
sagen, und sich dadurch bey einigen
unverständigen Leuten beliebt zu machen, nebst einer unbesonnenen
Jugend, verführen offtermahls einen leichtsinnigen
Menschen,
etwas zu
reden,
welches er etwan hier und dar von ungefähr erschnappt hat, da er doch
auch selber nicht
weiß, was er
saget,
und die üble Folge, welche man aus dergleichen Lehren ziehen kan, nicht
einsiehet. Solche Leute sind mehr eines mitleidigen Erbarmens, als eines
grossen Eifers
würdig. Doch können dergleichen
Gemüther leichte verführt werden, und sind
geschickt, wenn
sie noch keine Atheisten sind, doch dergleichen zu werden. |
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γ) |
So müssen vielmehr diese Criteria alle
zusammen genommen werden, wenn man einen Atheisten
erkennen will, als
daß man sich auf eintzele derselben gründet. |
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Uberhaupt muß man in der Beurtheilung des Atheismi sehr behutsam
gehen, und nicht aus jeder gefährlich scheinenden Lehre eine Atheisterey ziehen.
Nimmt man dieses nicht in Acht, so kan offtermahls ein sonst redlicher
Mann, wegen
einer Ubereilung oder andern Fehler, aus blindem Vorurtheil, und unbesonnenem
Eiferer, oder Haß und Neid, zum Atheisten gemacht werden, wie dieses
Buddeus in denen Selectis Juris Nat.
und Gent. …
Walch in Parergis
Academic. … und
D.
Müller in der Metaph.
… erinnern. |
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{Sp. 2021|S. 1032} |
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Weswegen sich auch unterschiedene
Gelehrte gefunden haben, welche diesen und
jenen von der Beschuldigung der Atheisterey zu befreyen gesuchet: Als |
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- Sam. Parcheri
Diss. 1.
Cogitationum de Deo.
- Jac. Haseus Diss. de Gentilium
Philosophis Atheismi falso suspectis. 1716.
- J. C. Wolffius Diss. de Atheismi falso
suspectis. Viteberg. 1717.
- Jo. Jac. Syrbius Diss. de Atheismi
Origine Jenae 1720.
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