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Text |
Quellenangaben |
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Nachdem wir also den
Ursprung, den
Nahmen
die
Regierung in Thüringen abgehandelt haben, so
wollen wir zu einigen andern
Alterthümern und
Untersuchungen schreiten, welche wir mit Bedacht
bis hieher versparet haben, damit wir den
Zusammenhang der Geschichte nicht
trennen
möchten. |
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Die erste Abhandlung, die des Alterthums und
der Thüringischen
Historie wegen,
nöthig ist, wird
von dem¶ |
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Wappen des Königreichs Thüringen¶ |
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handeln. |
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Sigmund von Bircken stellet in seinem
Sächsischen Heldensaal gleich voran in Kupffer
sechs Lilien im blauen Felde vor, worüber:
Königreich Thüringen, stehet. Pet. Bertius
schreibt Lib. III. Comment. Rer. German. … über
dem Thor des Klosters St. Petri und Pauli auf dem
Petersberge zu Erfurt wären sechs Lilien zu sehen,
welche das
alte Wappen seyn
sollen; er
sagt aber
nicht wessen, ob es des
Klosters, oder das
Königliche
Fränckische, oder Thüringische
bedeuten soll. |
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Es ist aber dieses
billig in
Zweiffel zu ziehen, da
weder die Thüringischen noch Fränckischen Könige
im sechsten
Jahrhundert und vorhero, die Lilien
zum Wappen gehabt, ja nach der Frantzösischen
Geschichtschreiber
eigenem Geständnisse, |
nehmlich des Tillet Recueil
des Royes de France, und des Chifflet Anast.
Childer. … |
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sind die Lilien vor dem zwölfften |
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{Sp. 1879|S. 953} |
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Jahrhundert nicht zum Wappen des der Könige
von Franckreich angenommen, sondern von dem
Könige Philipp August, der von 1180 bis 1223 den Frantzösischen
Scepter geführet, zuerst angewendet worden. |
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Dahero wo Lilien vor dieser
Zeit angeführet, oder sonst eingehauen, oder
gemahlet, vor der Könige von Franckreich
ausgegeben werden; so ist das Vorgeben grund
falsch. |
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Friederich
Lucä schreibt in seinem Fürsten-Saale: |
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„Anfänglich führte Thüringen im Wappen ein
silberweisses Rad, in einem Purpurrothen Felde
oder Schilde, und in des Rades Mittelpuncte einen
purpurfärbigen Pall mit sechs Spüchen ohne
Schienen mit so vielen Pfauen-Federn
ausgezieret.„ |
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Unsere
Meynung gehet kurtz dahin: Daß das
alte Wappen von Thüringen, ehe in diesem
Lande
ein
Landgraf
regieret, sey ein silbernes Rad im
rothen Felde gewesen, welches der
Ertzbischoff zu
Mayntz Wilhelm, als er von seinem
Vater Thüringen
bekommen, zum
Zeichen seiner
Herrschafft
über
dieses Land, zum Wappen angenommen, und von
seinen Nachfolgern bis auf den heutigen
Tag
fortgeführet, auch die
Stadt Erfurt, als ein Gnaden-Wappen, damit begnadiget worden. |
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Nach der Zeit aber hat die Landgrafschafft Thüringen einen silbernen mit
vier rothen Querstreiffen bezogenen Löwen im blauen Felde vom
Kayser Lotharius dem II, bekommen. Der
silberne Löwe hat
vermuthlich eine Absicht auf den
alten
Zustand Thüringens gehabt, indem Thüringen
vormahls ein so grosses und
mächtiges Königreich
gewesen. |
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Bey diesem Wappen aber ist zu mercken, daß
Metall auf Metall gesetzt worden, und daß der Löwe
wider die
Regeln der Wappen-Kunst, nach dem
lincken Oberwinckel zu siehet. Es
irret aber Albin in
seiner MeißnischenLand-Chronicke ... Wenn er dem
alten Königreiche Thüringen sechs gelbe Lilien
zuschreibet, und über den Löwen vier weise und
eben soviel rothe Streiffen ziehet, denselben bund
machet, und ihm eine güldene Crone aufsetzet,
welches in andern Wappen-Büchern nicht gefunden
wird. |
Zschackwitzens Wappen-
Kunst ... |
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Wir gehen nunmehro zu der¶ |
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Thüringer
Religion und vornehmlich zu ihrem
Heydenthum¶ |
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fort, wobey viel
nöthige
Dinge zu bemercken
vorkommen, die aus dem
Alterthum herzunehmen
sind. |
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Wenn Sagittarius von der Thüringer Abgöttern
handelt, so setzet er den Wodan voran, und giebt
vor, dadurch würde der Römer Mercur
verstanden.
Er bezieht sich unter andern auf das Zeugniß
Warnefrids de gestis Longobardorum … wenn man
aber die
Eigenschafften des Mercurs ansiehet, so
ist gar sehr zu
zweiffeln, ob die Thüringer den
Gott
Wodan in diesen Absichten und Eigenschafften
angebetet haben. |
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Wann wir aber dieses Wort in seiner
Etymologie oder Abstammung ansehen, so giebt
uns solches
Gelegenheit zu
muthmassen: Wodan
oder auch Woden habe von dem
Teutschen
Worte
Gut und nach alter Mundart God einen
Ursprung
genommen. Es würde daher |
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{Sp. 1880} |
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eben nicht
ungeräumt seyn, wenn man
sagte,
durch Woden werde die Sonne, als der alten
Heydnischen
Teutschen Haupt und
vornehmster
Gott verstanden. Die Sonne
würcket durch ihren
Glantz, Schein und Wärme nichts als lauter Gutes,
deswegen
nenneten die alten Heydnischen
Teutschen die Sonne God. |
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Nun ist bekannt, daß die
Buchstaben die eine
Verwandschafft
mit einander haben, vielfältig verwechselt werden. Denn man
schreibt Guilielmus,
Gilelmus, Guascones, Vascones, Guerra, Werra,
Galli Walli: Dahero kan man ja auch ebenfals vor
God, Gote, Gnode, auch Wode, Wodan, Woden,
Voden, Vodan annehmen. |
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Daß aber dieser Wodan oder Woden der
Thüringer,
Sachsen, und anderer Teutschen
Völcker sehr geehrter und einer der vornehmsten
Abgötter
mag gewesen seyn; solches ist unter
andern auch daraus zu
erkennen, weil diejenigen,
welche vom Heydenthum sich zu den
Christen
wenden
wolten, vornehmlich den Wodan
abschwören
musten. Diese Abschwörungs-Formel
ist sehr merckwürdig, und wir wollen sie
mittheilen,
sie war diese: |
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Forsachistu Diabolae?
Entsagestu dem Teuffel? |
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Antwort: |
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Ec Forsacho Diabolae?
Ich entsage dem Teuffel.
End allum Diabol-Gelde?
Und aller Teuffelischen Gesellschafft? |
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Antwort: |
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End ec forsacho allom Diabol-Gelde.
Und ich sage ab aller Teuffelischen Gesellschafft.
End allum Diabole Vuercum?
Und allen Wercken des Teuffels? |
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Antwort: |
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End ec forsacho allom Diaboles Uvercum end vuodum,
Thuaner ende Woden, end Saxn Ote, ende allem them Unholdum, the hira genotas
sint. |
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Und ich sage ab allen Wercken und Worten des Teuffels, dem
Thor, und Wodan, und der Sachsen Odin,
und allen bösen Geistern, die mit ihnen vergesellschafftet sind. |
Falckensteins Nordg. Alterth. und Merckw.
I Th.
VIII.
cap. p. 300. |
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Nächst diesem Thüringischen Abgott setzet
Sagittarius die Frea oder Frigga, welches die
Römische Venus seyn soll. Es ist aber ebenfalls
sehr zweiffelhafft, daß die Thüringer der Römer
Venus in den Eigenschafften und Absichten
angebetet haben solten, wie bey jenen geschehen:
Sondern es ist viel glaublicher, daß gleichwie das
Heydenthum durch die Frea oder Frigga des
Wodans
Weib verstanden, also hierdurch nichts
anders als der Mond, der andere Haupt-Gott der
Teutschen zu verstehen sey. |
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Nach des Sagittarius Berichte soll Thor der
dritte Haupt-Gott der Thüringer gewesen, und vor
den Römischen Jupiter zu halten seyn. Dieser
Jupiter ward vor einen Gott |
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{Sp. 1881|S. 954} |
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über Donner und Blitz gehalten, und man kan
mit vieler
Wahrscheinlichkeit sagen, daß die alten
Heydnischen Deutschen, und mit ihnen die
Thüringer durch diesen Thor, oder wie es in der Alt-Fränckischen
Sprache heißt, Thunär anders nichts,
als das
Feuer oder das Firmament, an welchen
Donner und Blitz sich ereignen,
vorgestellet
haben. |
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Er wurde mit einer Crone auf dem Haupte
gebildet, und die Sonne stellet ebenfalls am
Firmamente in seinem Mittel-Puncte die Crone vor.
Ihn umgaben ferner zwölff hellgläntzende Sterne,
und vielleicht hat man damahls darunter auf die
zwölff himmlische Zeichen durch welche die Sonne
jährlich gehet, gesehen. |
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Daß aber die Thüringer von diesen Thor den
Nahmen haben solten, solches ist schwehrlich zu
glauben, da man keine eintzige Nation findet,
welche von demjenigen Gott, welchen sie
insonderheit verehret, ihren Nahmen haben solte.
Und warum wurden die Sachsen nicht auch
Thüringer genennet, da sie den Thor so wohl
verehreten als diese? |
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Den Abgott Crodo, welcher auf der Hartzburg
in
Form eines alten
Mannes auf einen Fisch
gestanden, und in der rechten Hand einen Hand-Korb mit Blumen, in der lincken aber ein Rad
gehalten, wollen einige zum Abgott der Sachsen
und Thüringer machen, welches man wohl eben
nicht in Zweiffel ziehen kan; daß man aber dadurch
den Römischen Saturn verstanden habe, solches
ist nicht wohl zu glauben. |
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Von der Kleidung und des Nahmens
Abstammung haben wir schon im VI
Bande, p. 1681
gehandelt. Jetzo wollen wie ihn nur in soferne
betrachten, als er der Thüringer Abgott ist. Einige
stehen noch im Zweiffel ob dieser Crodo ein
Thüringischer Abgott gewesen, daß ihn aber die
Sachsen als einen Gott verehret haben, solches
giebt man durchgängig zu. Sagittarius zweiffelt
noch, ob er ihn vor eine Thüringische Gottheit
halten soll. Von dem alten Heyden- und
Christenthume der Thüringer schreibt er …
folgender massen: |
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„Weil der Sachsen Götzen etwas bekannter, so
möchte man von denselben, so viel die Thüringer
betrifft, etwas beständigers vorbringen können.
Jedoch muß ich gerne gestehen, daß ich noch zur
Zeit ein mehrers nicht bemercket, als was sich aus
dem in Thüringen und sonderlich auch zu Erfurt mit
vielen Zusätzen bekannten Scheltworte Kröte auf
den Sächsischen Abgott Crodo schliessen
lässet.„ |
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Kurtz darauf schreibt er daß es mit vor
gedachten drey Götzen Thor, Wodan und Fria, wie
auch den Crodo, was sonderlich die Thüringer
beträffe, auf solchen
Gründen beruhete, darwieder
man noch wohl etwas zu
erinnern hätte. |
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Sagittarius trägt also Bedencken den Crodo
denen Abgöttern der alten Thüringer beyzusetzen,
wir aber nicht. Denn erstlich war die Hartzburg, auf
dessen Berge dieses Bildniß stund, in Nord-
Thüringen. Dann wurde der Crodo noch von andern
Völckern, als in der alten
Marck-Brandenburg,
angebetet. Drittens findet man noch
Herrn von
Falckensteins Berichte, in einer alten
geschriebenen Thüringischen Chronicke
folgendes: |
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„Als |
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{Sp. 1882} |
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Carolus M. in Olhausen kommen und zwar zu
Solstedt fragte: wer ihr Gott wäre? gaben sie zur
Antwort: Crode sey ihr Gott. Hierauf hat Carl
geantwortet: Ist Crode euer Gott? es mag der
Crode ein Teuffel seyn.„ |
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Nach der Zeit ist der Thüringische Fluch oder
das Erfurtische Scheltwort entstanden du Crode, du
Teuffels Crode. |
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Stuffo war auch ein Abgott der alten
Heydnischen Thüringer, welcher auf einem
zwischen Heiligenstadt und Eschwege auf dem
Eichsfeld gelegenen Berge, der von ihm den
Nahmen hatte, verehret wurde. In diesem Bilde
wohnte ein
böser
Geist, welcher den
Fragenden
Antwort ertheilete. Wo derselbe hingekommen und
was weiter von ihm zu mercken, siehe unter Stuffo
im XL Bande, p. 1263. |
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Fortuna war eine Thüringische Göttin, die bey
Hardegsen, ohnweit Göttingen verehret wurde. Wir
haben diese Nachricht aus dem Serarius, der sie
aus dem Othlonus beybringt. Es ist aber die Frage,
wer und was durch diese Abgöttin zu verstehen sey,
und ob etwa die Römische Fortuna darunter
vorgestellet werde. Man siehet nicht, wie die
Thüringer zu einer Verehrung, wie dieselbe bey den
letztern geschehen, solten gekommen seyn. Viele
von den Alten, schreibt Montfaucon … dans
l'Antiquité expliqueé, haben geglaubt, und gäntzlich
davor gehalten, die Isis sey eben das was die
Fortuna insgemein, doch mit diesem
Unterscheid,
wie Apulejus sagt, daß die Isis die sehende, die
andere aber die blinde Fortuna zu nennen sey.
Doch ist es wahrscheinlicher durch diese Fortuna
werde Sonn und Mond verstanden, weil der Einfluß
und
Würckung von denselben denen Thüringern
das gröste
Glück zu geben schien. |
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Biel, ein Thüringischer Götze, ward in der
Gegend um das Schloß Katelenburg und das
Kloster Ilefeld auf einem Berge, welcher die Biels-Höhle genennet wurde, angebetet. Es ist nicht
bekannt, was die Alten dadurch haben anzeigen
wollen. Christ. Heinrich Weise stehet in den
Gedancken, Belenus oder Tibelinus sey die
Sonne, und wir wollen ihm so lange beypflichten, bis
es uns jemand besser sagen wird. Unterhalb
Nordhausen lieget ein
Dorff, welches Bila und auf
dem Hartze ein Schloß, welches Bielstein genennet
ward, die vermuthlich ihren Nahmen von diesem
Biel bekommen haben, siehe Bielstein, im III
Bande, p. 1783. |
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Lahra und Jecha waren auch dergleichen
Heydnische Thüringische Abgötter welche der
heilige Bonifacius zerstöret haben soll, wovon
Jecha im XIV Bande, p. 350, und Lahra, im XVI
Bande, p. 244 nachzuschlagen. Was übrigens unter
diesen Gottheiten zuverstehen, hat niemand mit
Grund angezeiget. |
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Reto, Astarodd oder Astarte, ingleichen der
beruffene Pusterich oder Puster waren ebenfalls
Thüringische Gottheiten; wer aber hiervon genauere
Nachricht haben will, der muß entweder
Falckensteins Nordgauische Alterthüm. und
Merckwürdigkeiten, I Th. zu
Rathe ziehen, oder die
besondern Artickel davon aufsuchen. |
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Die Diana ward, gleichwie von vielen Völckern,
an |
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{Sp. 1883|S. 955} |
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vielen
Orten
Deutschlandes: Also auch von den
heydnischen Thüringern Göttlich verehret. |
Eckhardts Rerum Francic.
Tom. I. … |
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In dem
Leben des heiligen Kilians findet man,
wie der Thüringische König Goßbert die Diana im
besondern Ehren gehalten, und viel Achtung vor sie
gehabt habe. Von dieser Diana, die unter andern auch als eine
Jagdgöttin verehret worden, mag das so genannte wütende Heer, welches sie
commandiren soll, und die
Frau Holla ihren
Ursprung haben. Hiervon
wissen die
Bauern in
Thüringen abendtheuerliche Dinge zu erzehlen, und
der Herr von Eckhart schreibt in Comment. Rer.
Francic ... |
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„Der gemeine Pöbel glaube, daß die Frau Holla
vor dem Weynachtsfeste hausiren gehe, et ancillis,
quae pensa sua ante Festum non absolverint,
ludibria mal olentia facere „ |
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In
Franckenlande
wird dieser Schreckgeist
Hullenpöpel genennet, und damit pflegt man den
Kindern ein Schrecken einzujagen, welches mit
guten Recht unterwegens bleiben könnte; es ist
aber dieses nichts anders als ein Abbildung der
Hulda oder Diana. |
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An dem Mayn, in der Gegend, wo nach der Zeit
Schweinfurt erbauet worden, wurde zur Zeit des
Heydenthums ein Götze verehret der Lollus,
Lullus, oder Loellus hieß. Weil sich nun Thüringen
in den damahligen Zeiten auch bis dahin erstreckte,
so muß dessen allhier auch Erwehnung geschehen.
Um seine
Gestalt wollen wir uns hier nicht
bekümmern, weil wir davon schon im XVIII Bande,
p. 307 u.f. unter Lollus gehandelt haben. |
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Dieses müssen wir noch anmercken, daß
gleichwie die meisten Gottheiten der Deutschen und
anderer Nationen in ihren Bildnissen und Figuren
etwas besonders, also auch öffters eine
Sittenlehre
vorstelleten; so ist es auch mit dem Loellus
geschehen. Die alten Thüringer und andere Völcker,
welche diesen Abgott anbeteten, wolten dadurch die
Ruhe die Sicherheit, und mit einem Worte, die
selbsteigene
Zufriedenheit anzeigen. Denn die
Wohnhäupter sind
Zeichen der Ruhe und
Zufriedenheit, weil sie den Schlaf befördern, und
dadurch die Sorgen vertreiben. |
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Derselbe wird auch durch zulängliche
Nahrungsmittel befördert, welches die Trauben und
Kornähren zu erkennen geben. Und da im
menschlichen
Umgange alles dieses durch ein
behutsames Stillschweigen vermehret wird, so zeigt
dieses das Götzenbild dadurch an, wenn es mit
dem Daum und Zeigefinger die Zunge hält, zu
erkennen zu geben, daß durch eine unbehutsame
Zunge viel Unheil und Ungelegenheit gestifftet
werden können. |
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Da nun diese Völcker eine grosse
Glückseligkeit darauf setzten, so ist kein
Zweiffel es
haben die alten
Francken, und mit ihnen die
Einwohner dieser
Gegend, das Götzenbild
deswegen verehret, damit es ihnen diese Gutthat
zuwege bringen möchte. Nach der Zeit, als das
Christenthum in diesem Lande ist eingeführt
worden, haben die Thüringer einen tummen und
närrischen Kerl einen grossen Löll genennet. |
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Weil sich die Thüringer obgemeldeter massen
auch gegen Mittag bis an die
Donau erstrecket
haben, so könnten allhier noch diejenigen Abgötter,
die in dasiger |
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{Sp. 1884} |
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Landes-Gegend verehret worden, als
zum Exempel der Gotzenhayn, zu Emenzheim die
Druiden-Priester und dergleichen mehr in
Betrachtung gezogen werden: Allein wir haben
ohnedem noch genug
vorzutragen, daß wir uns
damit nicht weiter einlassen können. |
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Inzwischen wäre zu wünschen, daß der
Tractat
von der Thüringer Abgöttern, welcher den
Titel
führet: De omnibus gentilium in Thuringia Deastris
opus, addita cujusvis imagine, wovon Johann
Vonderus, ein Mönch des
Klosters
Reinhardtsbrunn,
Verfasser seyn soll, zum
Vorschein käme. |
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Sonst ist kein Zweiffel, daß nicht die alten
heydnischen Thüringer mehr Abgötter, als die
angeführten gehabt haben mögen, welche uns aber
unbekannt sind, wie man denn auch nicht zweiffeln
darf, daß sie wie andere deutsche Völcker den
Teuffel angebetet, |
welches Othlonus in dem
Leben des heiligen Wunibalds bezeuget. |
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Daher auch Carl der Grosse ein besonderes
Gesetz, um diesen Teuffelsdienst auszurotten, gab,
welches in dessen Capitularibus Num. VIII. mit
folgenden Worten enthalten ist: |
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„Wenn jemand einen Menschen schlachtet, und
ihm dem Teuffel zum Opffer darbringt, der soll des
Todes sterben.„ |
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Hieher ist auch dieses noch zu ziehen, daß die
alten heydnischen Thüringer und andere Nationen
mehr, Bäume, Hayne,
Wälder, Brunnen und
dergleichen mehr Göttlich verehret haben. Zum
Beweise dessen kan uns die bekannte also
genannte Donnereiche in
Hessen dienen, welche
bey Geismar gestanden, und vom heiligen
Bonifacius zerstöret worden. |
Serarius
Tom. I. Scriptor. Rer.
Moguntiac. … ex Othloni vita S. Bonifacii
… |
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Was wir bisher von den
Göttern der Thüringer
gemeldet haben, hält Martin Christoph Laurentius
vor lauter Fabelwerck in Originibus Doringicis …
hingegen will er behaupten, die Isis und Ciza wären
der Thüringer rechte Götter gewesen. Er richtet sich
nach seinen angenommenen Hauptsatz, daß
nehmlich die Thüringer Oberringer, das ist solche
Leute wären, die anfänglich am Ober-Rhein
gewohnet, nachgehends aber in diese Länder
gekommen; mithin hält er sie vor
Schwaben. Da nun
bekannt ist, daß die Schwaben besagte Isis und
Ciza als Land-Göttinnen verehrt, so muß er freylich
auch
sagen, der Thüringer Abgötter wären auch
dergleichen gewesen. Da aber Laurentius sein
Vorgeben nicht einmahl mit einem
wahrscheinlichen
Grunde beweiset, sondern nur persvasum habeo
setzet, so haben des Othlonus Zeugnisse, dem wir
gefolgt, allerdings mehr Nachdruck und
Stärcke.¶ |
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Die Art und Weise wie die heydnischen
Thüringer ihre Abgötter verehret haben,¶ |
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wird
vermuthlich mit der andern
Teutschen
Völcker ihrer überein gekommen seyn, und in
Anruffung und Opffern bestanden haben. Sie sind
als Heyden so weit gegangen, daß sie auch
Menschen geopffert, |
wie man aus des Othlons
obangeführten
Buche … ersiehet, |
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ja einige von ihnen ha- |
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{Sp. 1885|S. 956} |
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ben als
Christen den
Heyden ihre
Leibeigene
zu dem grausamen Menschen-Opffer
verkaufft. |
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Über dieses haben sie sonst noch viel
Heydnische
Gebräuche und Aberglauben an sich
gehabt, auf Vogelgeschrey Achtung gegeben, das
Satanische Wahrsagen geliebet, mit Zauberdingen
umgegangen, und folglich viel Zauberer und
Hexenmeister unter sich gehabt. |
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