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Zedler: Wittenberg [7] | HIS-Data 5028-57-1687-11-07 |
Titel: | Wittenberg [7] |
Quelle: | Zedler Universal-Lexicon |
Band: | 57 Sp. 1791 |
Jahr: | 1748 |
Originaltext: | Digitalisat BSB Bd. 57 S. 909 |
Vorheriger Artikel: | Wittenberg [6] |
Folgender Artikel: | Wittenberg … Schwerin |
Hinweise: |
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Teil 6 | Artikelübersicht |
Text | Quellenangaben | ||
Schule. ¶ | |||
Als man im
Jahr 1564 das Schul-Gebäude in Wittenberg erbauet, hatte man zum Anden- cken folgende Inscription angeschrieben: |
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[6 Zeilen lateinischer Text] | |||
Im Jahr 1731 aber ward das alte Gebäude wegen Baufälligkeit nieder- gerissen, und ein neues aufgeführet. Zum An- dencken ward folgende Inscription an das neue Gebäude gesetzet: |
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[8 Zeilen lateinischer Text] | |||
Es lehren darinnen sechs Collegen, und be- findet sich in einem gantz guten Stande. |
Siehe Curiosa Saxonica 1734 die andere Helfte des Monaths Jenner ...¶ | ||
Buchdruckerey. ¶ | |||
Die erste
Buchdruckerey daselbst soll Geor- ge Döring, mit den Zunamen Goldschmied, unter Beyhülffe des Lucas Cranachs 1500 angeleget haben. Die Buchdrucker Melchior und Melchior Lotther haben um das Jahr 1518 D. Luthers Sermon von dem Neuen Testament, d.i. von der Messe in 4 gedruckt. Hanß Luft hat 1534 den Druck der von D. Luthern in das Deutsche übersetzten Bibel besorget, welche doch 1541,1545,1546 und 1574 wieder aufgeleget worden; ja man will behaupten, daß währender dieser Zeit D. Lu- thers Deutsche Bibel wohl hundert tausend mahl aus seiner Presse gekommen: Daher er auch nur der ordentliche Bibel-Drucker genen- net worden. |
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Franciscaner-Kloster. ¶ | |||
Es lieget selbiges in der Kloster-Gasse, zwi- schen der Juristen- und Bürgermeister-Gasse, und ist ein vortreffliches Gebäude gewesen, wie die andern Kloster-Gebäude zu Wittenberg. Helene, Churfürstens Albrechts des Ersten zu Sachsen Gemahlin, welche eine Tochter Her- tzogens Ottens zu Braunschweig gewesen, hat dieses in Ruin liegende Kloster erbauet. Chur- fürst Johann Friedrich aber hat solches in dem ihm so nachtheiligen Kriege, welchen er mit Kay- ser Carln dem Fünften führte, zu einem Proviant- Hause gemacht, welches es noch ietzo vorstellet. Es |
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{Sp. 1793|S. 910} | |||
ist aber höchlich zu bedauren, daß die wunderschö- ne Kirche, mit welcher dieses Kloster versehen gewesen, so zu Grunde gerichtet worden. Es liegen in selbiger die Churfürsten und Hertzoge zu Sachsen mit ihren Gemahlinnen und Kin- dern aus dem Hause Anhalt. Die Inscriptio- nes, so man auf Ihren Grabmählern lieset, findet man in Sennerts Athenis Witteberg. ...¶ |
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Spital. ¶ | |||
Übrigens bemercken wir noch, daß man in dem Bezirck dieses ehemahls schönen Klosters, einen kleinen Spital angeleget und darinnen auch ein Kirchlein gebauet, in welcher zwar alle Tage Betstunde gehalten, aber nur alle Sonnabende von den Studenten daselbst geprediget wird. Als etwas besonders hat dieses Kirchlein, daß jähr- lich an denen dreyen hohen Fest-Tägen den drit- ten Feyertag darinnen von dem untersten Dia- cono an der Pfarr-Kirche eine Predigt gehal- ten wird, welche der gemeine Pöbel zu Witten- berg, (aus was Ursachen aber wissen wir nicht), die Löffel-Predigt nennet. Es ist dabey ein so grosser Zulauf vom Volck, welches eben nicht des Betens wegen dahin gehet, daß die Musick, welche nach gehaltener Predigt pfleget alsdenn aufgeführet zu werden, muß zum Fenster hinein gemacht werden. |
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Raths-Collegium. ¶ | |||
Das
Raths-Collegium zu Wittenberg hat jederzeit in gutem Ansehen gestanden, wie man denn findet, daß bereits 1393 der Rath zu Zerbst das Wittenbergische Raths-Collegium ersu- chen lassen, in denjenigen Mishelligkeiten, wel- che selbiger mit einem ihrer Bürger, Nahmens Hans Krügern gehabt, einen Rechtsspruch zu thun, |
wovon in Beckmans Histor. Anhalt. … ausführlich gehandelt wird. | ||
Dieses Col- legium bestunde ehemahls bis 1556 aus drey besondern Räthen, welche 24 Personen ausge- macht, und alle drey Jahre mit einander im Re- giment abgewechselt; daher man drey Burge- meister, drey Stadt-Richter, und Achtzehen Raths-Herren zählen können. Nach der Zeit ist die Zahl verändert, und in zwey Mittel getheilet worden; daher nur zwey Burgemeister daselbst sich finden, welche ein Jahr und das andere die Regierung übernehmen. Diese Burgemeister hiessen ehedem Magistri civium, Magistri consu- lum, und Proconsules, die Stadt-Richter Judi- ces civitatis, und die Raths-Herren Consules. |
Hiervon ist nachzulesen M. Paul Gottlieb Kettners Historische Nachricht von dem Raths- Collegium der Chur-Stadt Wittenberg, Wolffen- büttel 1734 in 4. |
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Rath-Hauß. ¶ | |||
In der Raths-Stube zu Wittenberg lieset man auf einem Täfelgen mit goldenen Buchsta- ben folgende Reime: |
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Gleich und Recht theil mit männiglich, Und nicht nach Gunst des Urtheil sprich. Den Armen hör, sein Noth betracht, Wirsts bey GOtt und der Welt geacht Denn wo du hälst unrecht Gericht, Wird dirs GOtt wieder schencken nicht. |
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{Sp. 1794} | |||
Brunnen. ¶ | |||
An dem
Rathhause stehet ein sauberer Brun- nen, der mit einem auf vier Säulen stehenden Gehäuse versehen ist, worauf das Wappen nebst dem Stadt-Zeichen zu sehen ist. Er ist im Jahr 1617 angeleget, und im Jahr 1724 wieder schön erneuert worden. Von dem sogenannten Luthers-Brunnen, ausser der Stadt, folget wei- ter unten Nachricht. |
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Stadt- oder Zerbster Keller. ¶ | |||
Unter dem Rath-Hause ist der Stadt oder Zerb- ster Keller, in welchen das gute Zerbster Bier verzapffet wird. |
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Stadt-Bier. ¶ | |||
Wenn wir nicht auch hinzusetzen, daß das Stadt-Bier zu Wittenberg, welches aus dem Wasser der beyden Bäche, so die frische Bach, und die faule Bach heissen, und durch die Stadt fliessen, gebrauet wird, Guckuck genennet würde, so dürfften uns doch wohl manche beschuldigen, als hätten wir etwas wichtiges übersehen. Nächst dem Guckuck brauet man daselbst noch ein ander Bier, so man Tisch-Bier nennet. |
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Proviant-Hauß. ¶ | |||
Solches ist in diesem Jahrhunderte erbauet worden und stehet am Elster-Thore, wenn man hinein gehet, rechter Hand. Es ist selbiges ein sehr grosses ansehnliches Gebäude und präsenti- ret sich über die massen wohl. Man findet die- ses allezeit mit Getrayde und andern Lebens-Mit- teln sehr wohl versehen. |
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Gassen. ¶ | |||
Die
vornehmsten Gassen in Wittenberg heis- sen: Die Collegen-Gasse, die Mittel-Gasse, die Jüden-Gasse, die Schloß-Gasse, die Coßwiger- Gasse, die Juristen-Gasse, die Bürgemeister- Gasse, die Marstall Gasse, die Neu-Gasse, die Pfaffen-Gasse u.s.f. |
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Wappen. ¶ | |||
Wittenberg führet eine gantz silberne Burg mit fünf Thürmen im Wappen, allwo unten ne- ben dem Thor zu beyden Seiten die zwey Sächsi- schen Schilde stehen, im rothen Felde. |
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Stadt-Wahrzeichen. ¶ | |||
Als das Wahrzeichen der Stadt Wittenberg wird angegeben, daß man auf allen Brunnen, die in den Strassen zu finden sind, und die in die- sem Jahrhunderte insgesammt ausgebessert wor- den, zu oberst Schilde siehet, die über sich den Churhut haben, und auf der einen Seite mit dem Chur-Sächsischen Wappen, auf der andern aber mit Abbildung der grossen mit zwey Thür- men versehenen Stadt- oder Haupt-Kirche prangen, welche Kirche so wohl als das Chur- Wappen sauber aus Holtz geschnitten ist. |
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Jahrmärckte. ¶ | |||
Es hält Wittenberg jährlich dreymahl
Marckt, das erstemahl den Montag nach Misericordias Domini; das zweytemahl den Montag nach Galli; und das drittemahl den Montag nach Luciä, oder Acht Tage vor Weyhnachten. |
Siehe Marpergers Beschreibung der Messen und Jahrmärckte ... | ||
{Sp. 1795|S. 911} | |||
Stadt-Privilegien. ¶ | |||
Wittenberg kan sich mancherley Urkunden und Freyheits-Brieffe rühmen, welche theils durch den Druck schon bekannt worden, theils annoch in dasigen Archiven, in ihren Urschriff- ten verwahret liegen. Es betreffen solche entwe- der geistliche Sachen und gehen auf Kirchen und Schulen; oder sie gehören zu leiblichen und bür- gerlichen Dingen, und betreffen die Freyheit gu- ter Künste, Zünffte Handwercke u.s.f. Wir wol- len ausser denen, die in dem vorhergehenden schon angemercket worden, noch etliche davon anführen. |
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So hat
z.E. 1415 den 9
April, war da- mahls Dienstags nach Ostern, Kayser Sigis- mund Hertzog Rudolffen dem Vierten zu Sach- sen Anhaltischen Stammes, über die Niederlage aller Kauffmanns-Schätze zu Wittenberg ei- nen Begnadigungs-Brief unterm Dato Cost- nitz, ausgehändiget. |
Siehe Müllers Sächs. Annales ...¶ | ||
Im Jahr 1428, als
Churfürst Friedrich Placidus zur Regierung kam, war dieses eine von seinen Bemühungen mit, daß er der Stadt Wittenberg ihre Privilegien bestätigte. Weil wir solchen Freyheits-Brief gefunden, wollen wir denselben unsern Lesern mittheilen. Er lautet aber also:¶ |
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„Wir Friedrich von Gotes gnaden Her- tzog zu Sachßen, des heiligen Romischen Riches Ertz-Marschalgk Landgrave in Du- ringen, Marggraff zu Missen und Pfaltz Graf zu Sachsen. |
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Alß nu von Schickunge und Hei- schunge wegin des allmächtigsten Gotes, der hochgebohrne Furste, Herre Friederich auch Hertzog zu Sachßen, des heiligen Römischen Riches Erzmarschalgk Lantgraff in Duringen und Marggraff zu Missen, unsir lieber Herre und Vatir Clarer gedechtnüsse, die gemeiner Schuld der Natur vergulden hat, und für schi- den ist, darum dann wir zu unsir Land zu Sach- sen kommen, und in unsers Vatir egenanten Fußtappen als seyn rechter natürlicher Erbe ge- treten seyn, daselbst wir dann unser lieben ge- trwen, die Ersamen weisen Burgermeister, Rad- mann und die gantzin Gemeinde zu Wittenberg von unsir Erbhuldigunge wegen willig in fun- den und erkant habin, darumb bekennen wir mit disem unsirm offn Brieffe vor allermennigklichen, vor uns, unsir rechte Erben und Nachkommen, Herzogen zu Sachßen, das wir mit wohl be- dachten Muthe, und zeitigen Rate unsir heimli- cher und lieben Getrwen den egedachtin Bur- germeister, Radmann, und der gantzen Gemein- den unsir Stadt Wittenbergck, darumb und auch umb willen irer bete und getreuwer Dinste die sie unsirm lieben Vatir seligen und uns ufte getan haben, tegelichen tun und fürbas tun sollen und mogen, uns und unsirn erben, alle solche Briff friheit, gerechtigckeit, gnade und gewonheit, als das unsirs Vatirs guter gedechtnis Brif In daruber gegebin stugkewis und von Worte zu Worte eigentlich zu halden und uswisen, vor- nuwet, befestnet, bestetiget und confirmiret ha- ben, vornuwen, befestnen, bestetigen und confir- miren In alle solche Brif, friheit, gerechtigckeit, |
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{Sp. 1796} | |||
gnade und gewonheit, als sich des der egend unsir Vatir seliger gein In verschriben hat von unsir furstlichen macht und mildigcket, und als ein Hertzog zu Sachsen gnedulichen mit dißem Brife In allen Iren Synnen, Worten, Pund- cten, artickeln, und Begriffungen, In maßin als die hierinne begriffen werden und geschriben stünden. |
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Wir haben auch fürder In die sun- derliche gunst und Gnade getan und tun In die in crafft dißes Brifes wern, das wir die muntze zu uns nemen, so dorften die Stadt zu Witten- berg und andir stete des muntz-Geldes uns nicht geben, und alle die wiln wir das Muntz geld von In innemen, die wiln sullen sie die mun- ze inne habin an geverden, Sie sullen auch Acht- zen pfennige uf einen guten großchin slahen und es dobie blieben laßin an allis geuerde, und wann wir die Munze also zu uns nemen wür- den, so sullen und wollen wir sie des munzgeldes fryen, an welchin enden das fürsetzt, und dar- über unsir furdl. Herzogen zu Sachsen adir un- sir Brife gegeben weren an geuerde. |
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Wir wollen sie auch laßen bu allin redelichen herko- men und gutir altir gewonheit von der Zol- le und des geleites wegen als sie das bin unsirn furdern Hern Rudolfen und Herr Albrechten, auch Herzogen zu Sachsen und unsirn lieben Hern und Vatir seligen megenten redelich her- bracht habin, argelist und geuerden genzlich us- geschiden, und meinen, sezin und wollin, daß die ob ingentin unsir lieben getruwen burgirmei- ster, Radmann und gantze Gemeinde zu Wit- tenberg bie suleihin Brifen, friheiten, ge- rechtigckeiten, gnaden, und gewonheiten als geschriben steet, beliben, die behaldin und der gebruchin und gnyßen sullin und mogen, von uns, unsiren erben, und allermenn- lichen ungehindert und gebiten darumb unsirn Voite und Geleitsman zu Wittenberg und allin andiren unsirn Amptluthen in unsirn Lande zu Sachsen, die itzund sin adir zugezieten sin wer- din, als in sie bie allen sulchen redelichen herkom- men, als obin geschriben steet, beliben laßet, In darin nicht haldet, adir sie besweret darubir, an Geuerde, als lip uch sie unsir gnade zu be- haldin und das wir Herzog Friedrich all obin geschriben stucke, punckt und artickel disses brifes stete veste und unverbrochen haldin wollin. |
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Des zu Orkunde und merer Sicherheit habin wir unsir Sigill vor uns unsir rechte erben und Nachko- men Herzogen zu Sachsin an dißen Brieff laßin hengen, der gegeben ist nach Christi Geburt vier- tzenhundirt und darnach im Acht und zwen- zigisten Jaren, am Dienstage Sant Sebastians Tage des heiligen mertirers |
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L.S. | |||
„Ad mandatum Domini | |||
„Ducis Saxonie | |||
„Henricus Leubnitz, „Canonicus Misn. |
Schöttgens Diplom. Nachlese der Histor. von Ober-Sachsen, Theil IV …¶ | ||
Im Jahr 1443 den 28. April, war damahls der Sonntag, als man sunge in der heiligen Christ- lichen Kirchen Quasimodogeniti, ertheilte Kayser Friedrich dem Churfürst Friedrich Placidus |
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{Sp. 1797|S. 912} | |||
zu Sachsen und seinem Herrn Bruder Hertzog Wilhelmen über die Niederlage zu Wittenberg, einen besondern Begnadigungs-Brief und zwar in Erwegung dessen, weil die Elbe Schiffreich von Böhmen durch ihr Land und vor der Stadt Wit- tenberg vorbey flösse, und daß darauf von Böhmen ihren und andern Landen mancherley Kauffmanns- Waaren, als: Getreyde, Wein, Holtz, Stein, Eisen, Breter und allerley andere Nothdurfft in die See und wieder herauf, Fisch, Hering, und andern Kauffmanns-Waaren zubringend stünde. |
Müllers Sächs. Annales ...¶ | ||
Im Jahr 1468 den 27 Jul. Mittwochs nach St. Jacobs der heiligen zwölff Boten Tage hat Churfürst Ernst und sein Bruder, Hertzog Al- brecht, Burgemeister, Rath und Einwohnern der Stadt Wittenberg, jährlich ufm Sonntag, nach unser lieben Frauen-Tag, Empfängniß Ma- rien, und die nächsten acht Tage darnach folgende, einen freyen Jahr und Saltz-Marckt gegeben, ver- schrieben und bestätiget, und zwar mit allerhand Gütern, Habe und Kaufmanns-Waaren, und aller der Stücke, die da hingebracht werden, zu kauffen, zu verkauffen, zu kauffschlagen, und zu handthieren, und was den Saltz-Marckt anbetrifft, soll die Stadt Wittenberg, von keiner Dorfschaft, und in keinem Dorfe, innerhalb einer Meilwegs zu rings um die Stadt, mit keinem Saltz-Marckte, auch nicht mit Saltz-Kauff oder Verkauff, be- schweret, verhindert, oder bedrengt werden, dar- gegen sollen sie alljährlich in das Amt Wittenberg zwölff Scheffel Saltz liefern. |
Müllers Sächs. Annales ...¶ | ||
Ferner hat sie das
Recht, durch
gewisse Abge- ordnete der Visitation der Land-Schule zu Grim- me auf ihre Unkosten beyzuwohnen. |
Siehe die Chur-Sächs. Policey-Ordn. von 1612, ingleichen die Erl. der Ld. Gebr. von 1653 und 1657 tit. Consistorial-Sachen, §. Und nachdem zum Sechs und zwanzigsten etc. | ||
Desgleichen
soll dieselbe bey ihren Privilegien des Saltz-Verkauffs ruhig gelassen werden. |
Erl. Ld. Gebr. von 1653 und 1657 tit. Justitien-Sachen, §. Und ob zwar zum Neuntzigsten etc. | ||
Auch soll man sie an der Anfuhre des Saltzes nicht hindern. |
Ibid. §. Darbey sich auch zum Ein und Neuntzigsten etc. | ||
Weiter sollen auch die Bürger zu Wittenberg wegen des Fähr-Geldes über die Elbe entweder bey dem ihnen vom Churfürsten Wenceslao im Jahre 1380 ertheilten Privilegio, krafft dessen solches Fähr-Geld ehedem zum höchsten nur 4 Pfennige gewesen, gelassen, oder, da zu Unterhaltung der Fähre die 4 Pfennige nicht zureichten, dieselben von jedem Pferde vor das hinüber und zurück fahren nur 1 Groschen bezahlen und weiter nicht beschwe- ret werden sollen. |
Ibid. §. Über das zum Zwey und Neuntzigsten etc. | ||
Ferner sind dieselben von Anschaffung des Wach-Holtzes befreyet. |
Ibid. §. Und weil zum Drey und Neuntzigsten etc. | ||
So geschiehet auch ebend. §. Wie es zum Vier und Neuntzigsten etc. Verordnung, zu welcher Zeit die Thore zu Wittenberg Jahr aus Jahr ein auf und zuzuschliessen. |
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So soll auch denen Bürgern daselbst kein Eintrag wegen des Fischens im Stadt- Graben geschehen. |
Ibid.§. Endlich beklaget sich | ||
{Sp. 1798} | |||
zum Fünf und Neuntzigsten etc. | |||
Und endlich werden auch Ibid. §. Nachdem auch zum Hun- dert und Fünf und Zwantzigsten etc. des Raths und der Bürgerschafft zu Wittenberg Privilegien und Verträge wegen des Bier-Schancks aufs neue bestätiget.¶ |
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Brücke. ¶ | |||
Um das Jahr 1487, oder, wie einige wollen, 1490 hat Churfürst Friedrich der Weise, welcher sonderbare Neigung für diese Stadt bezeiget, eine höltzerne Brücke über den Elb-Strohm bey Witten- berg binnen eilf Jahren anlegen lassen, deren Ge- stallt man noch auf einem grossen gedruckten Bild dasiger Stadt zeiget. Sothane Brücke aber, da sie nur höltzern, und eben nicht allzufeste verbunden gewesen, hat durch Ergiessung des Elb-Stroms, und sonderlich den 12 Mertz 1546 durch die star- cken Eiß-Schollen, als welche zweene Joche und also den sechsten Theil der Brücke hinweggerissen, grossen Schaden erlitten, bis endlich 1547 Chur- fürst Johann Friedrich, in dem bekannten Tref- fen bey Mühlberg, als Kayser Carl der Fünffte mit seinen Trouppen dieselbe paßiren wollen, ge- dachte Brücke zur Helffte abbrechen; im Jahr 1635 oder 1637 aber der Schwedische General- Feld-Marschall Bannier, gantz und gar hinweg- brennen und ruiniren lassen, daß also nach der Zeit bis diese Stunde niemahls wieder eine Brücke, vor und um Wittenberg erbauet, sondern 1683 nur eine Schiff-Brücke, welche doch bald wieder einge- gangen, daselbst angeleget worden. |
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Man siehet noch bis auf den heutigen Tag die Überbleibsel der durch die Schweden im dreyßigjährigen Kriege rui- nirten Elb-Brücke, immassen man im Sommer bey kleinem Wasser die abgebrannten Joche unter dem Wasser noch gantz klärlich wahrnehmen kan. Von der dabey aufgeworffen gewesenen starcken Schantze, so zur Bedeckung der Brücke gedienet, ist auch noch gnugsame Anzeige vorhanden. |
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An statt solcher muß also daselbst in Pramen oder Na- chen übersetzet werden. Wie aber so wohl zu Ver- mehrung des Königl. Interesse, als auch der dasi- gen Universität Aufnahme und Beförderung des Commercii, es höchst nöthig sey, diese ehemahls bey Wittenberg erbauete Elb-Brücke, von welcher noch bis jetzo im dasigen Zeughause ein künstliches Modell verwahret wird, zu renoviren. Solches haben die Abgeordneten der beyden Universitäten Leipzig und Wittenberg, in einer besondern Schrifft bey dem im Jahr 1731 gehaltenen Land- Tage zu Dreßden, unterm 17 Sept. mit mehrerm vorgestellet. |
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Höltzerner Steinweg. ¶ | |||
Eine Meile zur lincken Seite von Wittenberg lieget das kleine und offene Städtgen Kemberg, so eine Probstey hat, die der Wittenbergischen Uni- versität einverleibet worden. Nach diesem Städt- gen reiset man von Wittenberg aus auf dem so ge- nannten höltzernen Steinwege. Weil von dort aus derselbige Weg so sumpfig und morastig ist, daß er deswegen stets mit Höltzern beleget werden muß, so hat man ihn daher aus Schertz also genennet. |
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Luthers-Brunnen. ¶ | |||
Dieser liegt auf des Raths und der Bürger- | |||
{Sp. 1799|S. 913} | |||
schafft in Wittenberg so genannten grossen Lug, ei- ne Viertel-Meile von der Stadt an der Elbe, vor dem Elster-Thore. Im Jahr 1521 legte D. Lu- ther diesen nach ihm genannten Brunnen an, da- mit er allda mit seinen Herren Collegen in wichti- gen Fällen sich in Geheim unterreden könnte. Es findet sich auch, daß er und seine Collegen Philipp Melanchthon, Cruciger und Hurogalles, das vierte Capitel des Evangelisten St. Johannis von dem Jacobs-Brunnen allda ins Deutsche überse- tzet haben, und etliche verständige Bürger und Handwercksleute dabey zugegen gewesen sind. Wie denn überhaupt D. Luthern diese angeneh- me Gegend sonderlich soll wohlgefallen haben. |
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Dem Augenschein nach mag vor Zeiten auch, un- ten bey dem jetzigen Schießgraben, ein gerader und mit schönen Eichen- und Linden-Bäumen besetzt ge- wesener Weg dahin gegangen seyn. Ein Lateini- sches Gedicht, welches D. Luther auf diesen Brunnen gemacht hat, stehet in J.A. Fabricii Centifolio Lutheri ... Und der Herr Rector M. C.Fr. Krauenwetter, war ehemahls Will- lens eine besondere Abhandlung von diesem Lu- thers-Brunnen herauszugeben. |
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Bey dem zwey- ten Reformations-Jubel-Feste 1717 wurde über diesen klaren und lautern Luthers-Brunnen, zu be- sonderer Hochachtung und besserer Erhaltung und Bedeckung desselbigen ein schönes Hauß und Ge- bäude, so bewohnet werden kan, nebst einem ge- räumlichen Saal, dergleichen in vorigen Zeiten nie- mahls da gestanden hat, allda erbauet, und über den Brunnen selber nachstehende Aufschrifft ge- setzet: |
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[29 Zeilen Lateinischer Text] | |||
Busch, der Speckt genannt. ¶ | |||
Gegen diesen Brunnen über, auf der andern | |||
{Sp. 1800} | |||
Seite der Elbe, liegt ein Busch, der Speckt ge- nannt, von dem noch zu melden ist, daß D. Lu- ther einst von diesem Busch, indem etliche leichtfertige Weibs-Personen die Studenten da- hin verführten, in einer öffentlich angeschlagenen Warnung sehr deutsch geredet, und den Speckt- Huren und Speckt-Studenten gedrohet, daß der Churfürst diesen Busch und die Fischerey wür- de durchsuchen lassen. |
Denckwürdiger Antiquarius des Elb-Stroms, ingleichen
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Besondere Fatalitäten. ¶ | |||
Im Jahr 1506 graßirte im
Sommer zu Wit- tenberg die Pest sehr hefftig. Dieses geschahe abermahls 1527, und zwar so wurde deswegen den 15 August auf Churfürstens Johanns Ver- ordnung und Befehl die Universität daselbst erst nach Jena, und dann nach Slieben verleget. Da nun also die Universitäts-Verwandten von dar zogen, wolte D. Luther nicht von dannen weichen, und als ihn einige Freunde fragten, ob ein Christ vor der Pest flüchten dürffte? Machte er seine Meynung darüber durch den Druck be- kannt, welche darinnen bestunde, daß jedem er- laubt wäre zu flüchten, der in keinem geistlichen oder weltlichen Amte stünde, und es wäre Sün- de, woferne jemand aus Verwegenheit, oder GOtt zu versuchen, da bleiben wolte, der doch weder durch ein öffentliches Amt, noch durch die Pflichten der Liebe abgehalten würde. Unter andern gab er auch den Rath, die Kirch-Höfe aus- ser der Stadt anzulegen. |
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Am drey Königs-Tage des Jahres 1637 ist der Universität Hospital, zu welchem herrlichen Gebäude fast gantz Deutschland, auch ausländi- sche Königreiche gesteuert hatten, von den da- mahls in der Stadt liegenden Soldaten abge- brannt worden, weil man es der Festung schädlich zu seyn erachtete.¶ |
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Sonderlich wurde diese gute Stadt im Jahr 1640 den 3 October Abends gegen 10 Uhr, durch einen grossen Brand heimgesuchet. |
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Lufft. ¶ | |||
Endlich bemercken wir auch, daß wegen der häufigen Moräste die Lufft um Wittenberg nicht zum besten seyn soll, und daher der Vers entstanden:¶ |
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Welcher Student von Wittenberg kommt mit gesunden Leib, Von Leipzig und Tübingen ohne Weib, Von Jena und Helmstädt ungeschlagen, Der kan von grossem Glücke sagen.¶ |
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Muthwillige Leute haben auch noch folgende Ver- se ausgedacht:¶ |
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Komm zu Wittenberg ins Thor So begegnet dir ein Schwein, Student oder Hur.¶ |
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{Sp. 1801|S. 914} | |||
Schrifften. ¶ | |||
Ausser denen schon hin und wieder an- geführten, auch besondern Schrifften von Wittenberg, sind noch folgende zu mercken: |
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Noch weiter können von Wittenberg folgende Bücher nachgelesen werden: |
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Stand: 28. Januar 2013 | © Hans-Walter Pries |