Stichworte |
Text |
Quellenangaben |
|
Geographie oder Erd-Beschreibung,
Lateinisch
Geographia, ist eine
Wissenschafft von der Figur und Grösse der
Erd-Kugel
und ihrer daher rührenden
Eigenschafften. |
|
Arten |
Wir reden hier von der Mathematischen Geographie, die sich
um die Abmessung der
Erde bekümmert; da hingegen bekannt ist, daß die
Politici,
Historici und Physici sich eben Falls
die Geographie zueignen. Jene ist der
Grund von diesen, und giebt
gleichsam die Haupt-Abhteilungen und Titulaturen, wie in
Collectaneis, an die Hand, darunter hernachmahls der Historicus,
Politicus, Physicus, Moraliste etc. seine Anmerckungen beyträget, und die
Erde nach seiner
Wissenschafft betrachtet. Und daher ist die Geographia,
Politica,
Historica, Physica und so ferner entstanden. |
|
|
Die Politische Erd-Beschreibung kümmert sich um den Politischen
Zustand der Erden und
untersuchet, wie vielerley
Stände und
Arten derer
Regenten
seyn, unter welche die
Herrschafft der Erden
eingetheilet ist; die
Historische
bemühet sich zu erforschen, wie die
Länder vor diesem
eingetheilet gewesen und
wie ietzo, was vor
Herren sie vor
Alters gehabt und heut zu
Tage haben, und so
weiter; die Physicalische Erd-Beschreibung kümmert sich um die Gebürge,
Wälder, Heiden, Seen, Flüsse, mine- |
|
|
{Sp. 920} |
|
|
ralia, vegetabilia, animalia, Witterung und andere Physicalische
Dinge, so in einem jeden
Lande anzutreffen sind, oder sich darinnen ereignen,
und machet ein grosses Stück der Historiae naturalis aus. |
|
Mathematische Geographie |
Die Mathematische Geographie hat mit allen diesen nichts
zu thun, sondern betrachtet nur die
Erde in so weit, in so ferne sie eine Grösse
ist, um deren Abmessung und Abtheilung sie alsdenn beschäfftiget ist. Der
Grund
hiervon ist Theils aus der Geometrie, am meisten aber aus der
Astronomie herzuhohlen, daher sie auch die Astronomische
Geographie
genennet wird; und ist nur als ein
Theil der Astronomie
oder Cosmographie anzusehen, da sie nur einen Partem mundi totalem,
nemlich unsere Erde, zu betrachten sich vornimmt, und daher
billig der
Astronomie dasjenige überläst, was von der Erde in Ansehung derer andern
Welt-Cörper, als von ihrer Situation und Orte in dem Welt-Gebäude, von
ihrer Entfernung von denen andern Welt-Cörpern, ihrer scheinbaren Grösse in
denenselbigen, ihrer
Bewegung um die Sonne und ihrer
eigenen Axe und so ferner
kann
gesaget werden. |
|
Abmessung der Erde |
Sie erweiset aus Astronomischen
Gründen, daß die
Erde rund und bey
nahe eine Kugel sey, auf deren äussern Fläche wir
leben; in sothaner Betrachtung
aber
verstehet sie durch Erde nicht nur das feste
Land, sondern den
Complexum von dem festen Lande und
Wasser zusammen genommen, wozu auch
einige noch die
Lufft setzen, und daraus den Globum terraquaëreum
formiren; wiewohl die letztere der
gewöhnlichen Geographischen
Abmessung nicht unterworffen ist, sondern in eine besondere
Disciplin
verwiesen wird, welche deren
Eigenschafften
untersuchet und Aërometrie
heisset; doch wird sie noch in so weit zur Geographie gezogen, in so
ferne man um derer Schiffer
willen den Horizont in Winde
abgetheilet,
oder auch sonst nach der Witterung
gewisse
Eintheilungen der Erden machet. |
|
|
Nachdem die sphaerische Figur der
Erden erwiesen, so richtet sie
auch deren Abmessung nach denen
Eigenschafften einer Kugel ein. Nun hat man auf
einer Kugel-Fläche weder
Anfang noch Ende, sondern man muß sich gewisse Circel
darauf concipiren, auf welche man die auf der Kugel-Fläche befindlichen
Örter bezühet, und ihre Lage in Ansehung dieser Circel sowohl als auch derer
Örter unter sich selbst bestimmet. Dieses nimmt die Geographie eben
Falls mit der
Erd-Kugel vor, und hat keine
geschicktere Abtheilung derselbigen
finden können, als da sie solche
völlig nach der Astronomischen
Abtheilung des Himmels eingerichtet hat; denn weil wir uns bey Betrachtung derer
Sterne auf der Erden einbilden, als befänden wir uns in dem großen Mittel-Puncte
des Welt-Gebäudes, so gehen alle die grösten Circel, so wir uns an der
Himmels-Kugel concipiren, durch den Mittel-Punct der Erden, und
verzeichnen einen gewissen Tractum auf derselbigen, der gleichen
Namen
mit dem correspondirenden Circel am Himmel führet; und eben so ist es
mit denen andern kleinern Circeln beschaffen, die eine ebenmäßige ähnliche Lage
auf der Erden mit denen an der Himmels-Kugel erhalten. (siehe Circulus
sphaerae terrestris,
Tom. VI. p. 146.) |
|
|
Also ist der Aequator auf der Erden ein grosser Circel derselbigen,
welcher durch die Vertices dererjenigen
Örter gehet, denen zur Zeit
derer Aequinoctiorum die Son- |
|
|
{Sp. 921|S. 478} |
|
|
ne im Zenith stehet; die Poli dieses Circels sind die
Poli der Erden, und die Linie so diese Polos connectiret, die Axe
der Erden. Wenn man in der Weite von drey und zwantzig und einem halben Grad zu
beyden Seiten des Aequatoris mit ihm zwey parallel-Circel
zühet, so repraesentiret der eine gegen dem Nord-Pol zu den
Tropicum Cancri, der andere gegen dem Süder-Pol den Tropicum
Capricorni. Gleicher
Gestallt, so man mit dem Aequatore in der
Weite von drey und zwantzig und einem halben Grade von beyden Polis
parallel-Circel beschreibet, so erhält man die Circulos polares,
davon der eine am Norder-Pol Arcticus, der andere am Süder-Pol
Antarcticus genennet wird. |
|
|
Durch diese Circel
theilet die Geographie die
Erde in Zonas
ab, als in Zonam torridam, welche der Strich der Erd-Fläche ist, den
beyde Tropici einschlüssen; in zwey Zonas temperatas, so
zwischen denen Tropicis und Circulis polaribus zu beyden
Seiten des Aequatoris enthalten sind; und in zwey frigidas,
die um die Polos befindlich durch die Circulos polares terminiret
werden. Die Benennung ist von der Witterung hergenommen, welcher die
Länder in
diesen Zonis wegen des
verschiedenen Abstandes der Sonnen von ihren
Scheitel-Puncten, unterworffen sind. |
|
|
Man siehet hieraus leichtlich, daß der Aequator die Haupt-Linie bey
Abtheilung der
Erde ist, und auf diesen pflegt man auch die Lage derer
Örter
auf der Fläche der
Erd-Kugel zu bezühen. Nemlich durch die Polos der
Erden und einem jeden
Ort auf derselben zühet man grosse Circel, deren jeder der
Meridianus desjenigen Orts genennet wird, durch welchen er passiret,
und ein Bogen eines solchen Circels, so zwischen dem Orte und dem Aequatore
enthalten ist, misset den Abstand des Orts von dem Aequatore oder
dessen Breite. |
|
|
So viel Puncte in dem Aequatore befindlich, so viel der gleichen
Meridianos giebt es, so alle die Lage des
Orts, in Ansehung des
Aequatoris bestimmen, wenn dessen Breite gegeben ist. Doch dieses ist nicht
zulänglich um die Lage derer
Örter gegen einander zu bestimmen, sondern man
muß
über dieses noch
wissen, um wie viel der Meridianus des einen Orts von
dem Meridiano des andern entfernet, welchen Abstand ein Bogen des
Aequatoris determiniret, so zwischen beyden Meridianis enthalten
ist. |
|
|
Damit man aber einen
Terminum fixum habe, auf welchen man alle
diese Entfernungen derer Meridianorum eines Orts davor an, den man den
Meridianum primum nennet, und von deme die Bogen des Aequatoris
an
gezählet werden, welche den Abstand des Meridiani eines jeden Orts
von demselben oder die Länge desselben bestimmen. |
|
|
Hiemit ist nun die Abmessung und Verzeichnung der Fläche der Erd-Kugel
vollendet: denn wenn die Länge und Breite eines jeden
Orts gegeben ist, so kann
man solche auf eine Kugel, darauf die bißher erwähnten Circel nach ihrer
Ordnung
beschrieben sind, auftragen, woraus in der Geographie die
Construction derer
künstlichen Erd-Kugeln (globorum terrestrium)
erwächset. Zu der Erfindung der Länge und Breite eines jeden Orts muß wiederum
die Astronomie hülffliche Hand biten, wie die besondern
Titel
ausweisen. |
|
|
Solcher
Gestallt ist die Erd-Kugel mit denen auf ihrer Fläche befindlichen |
|
|
{Sp. 922} |
|
|
Örtern und
Grentzen im kleinen verzeichnet, die uns alles dasjenige
verjüngt
vorstellet, was sich auf der Fläche unserer
Erden
würcklich im grossen
befindet; jedoch, ob man gleich solcher Gestallt die Lage derer
Örter gegen
einander proportioniret, und in Graden sowohl derer Himmels- als
Erden-Circel bestimmet hat, ist man nicht in dem
Stande, von der würcklichen
Weite zweyer Örter auf der Erden ein
Urtheil zu fällen, wenn man nicht zuvor
weiß, wie viel einem Grade eines Erd-Circels, ein ander Maß, dessen man sich auf
der Erden bedienet,
z.E. in Ruthen oder Meilen respondiret, das ist, es
wird die
wahre Grösse der Erden praesupponiret, und daher ist die
Geographie beschäfftiget, die wahre Grösse der Erden in einem solchen Masse
nach ihrem Diametro zu bestimmen, davon ein mehreres der Titel:
Erde,
Tom. VIII. p. 1532. seqq. zeiget. |
|
Abteilungen der Erde |
Die Geographie pfleget ferner noch in Ansehung
gewisser
Umstände,
die sich in gewissen Strichen der
Erd-Kugel ereignen, dieselbe
abzutheilen. Also
zühet sie durch diejenigen
Örter, an welchen der längste
Tag im
Jahre um eine
halbe
Stunde
unterschieden ist, parallel-Circel, und theilet dadurch
die Fläche der Erd-Kugel in Climata ab. In Ansehung der Erleuchtung der
Erden von der Sonnen, erhalten, nach Beschaffenheit des Schattens, den die
Einwohner eines
Landes, wenn sie im
Mittage von der Sonnen beschienen werden,
von sich werffen, dieselben in der Geographie ihre besondern
Namen, und
werden |
|
|
- Ascii genennet, wenn sie zu einer gewissen
Jahres-Zeit zu
Mittage gar keinen Schatten haben;
- Amphiscii, wenn sie zu einer
gewissen Zeit im Jahre den Schatten zur Mittags-Zeit gegen Norden, zu einer
andern Jahres-Zeit aber gegen Süden werffen;
- Hetersocii, deren
mittägiger Schatten entweder beständig gegen Norden oder gegen Süden fällt;
- und Periscii, deren Schatten an einem Tage successiue nach der
täglichen
Bewegung der Sonne sich gegen alle Gegenden des Horizonts
kehret.
|
|
|
In Ansehung gewisser Relationen zwischen denen Längen und Breiten
derer
Örter leget denen
Einwohnern dererselben die Geographie wieder
besondere
Namen bey, und nennet |
|
|
- Antoecos die, welche einerley Länge und
Breite, aber nach verschiedener Gegend, nemlich die eine nach Norden, die andere
nach Süden haben;
- Perioecos, welche einerley Breite nach einerley
Gegend, aber entgegen gesetzte Längen haben;
- und Antipodes, die
einander diametraliter gegenüber wohnen.
|
|
|
Was vor
Eigenschafften aus diesen Abtheilungen der Erde folgen,
erkläret die
Mathematische Geographie, davon aber ein mehrers unter
besondern
Titeln nachzusehen. |
|
|
Der Horizont ist auch der Geographischen Abtheilung
unterworffen, welche solchen in seine Gegenden vertheilet. (siehe
Gegend). |
|
Karten |
Nachdem nun die Geographie die Abtheilung der
Erde überhaupt
solcher
Gestallt
verrichtet, und die
künstlichen Erd-Kugeln zu verfertigen
gelehret, so zeiget sie auch, wie man der gleichen Kugeln auf Flächen entwerffen
soll, das ist, sie lehret die General-Charte von dem Globo construiren.
Hierauf betrachtet sie ein Stück von der Fläche der
Erd-Kugel besonders, und
weiset solches auf eine Fläche zu verzeichnen, wodurch sie dasjenige ins grosse
bringet, was auf der künstlichen Erd-Kugel in kleinen hat müssen verzeichnet
werden, das ist, sie zeiget, wie man die specia- |
|
|
{Sp. 923|S. 479} |
|
|
len Land-Charten von besondern Ländern entwerffen soll. |
|
|
Dieser
Theil der
Geographie, so die Verzeichnung grosser
Landschafften, als
von
Königreichen,
Provintzien
etc. wird mit einem besondern
Namen
Chorographia genennet, hingegen derjenige Theil der Geographie, so
diese Special-Charten noch mehr vergrössert, und nur das
Territorium einer gewissen
Stadt,
Dorffschafft,
Gebäudes etc. verzeichnen
lehret, heisset Topographia, welche am accuratesten durch die
practische Geometrie oder das Feldmessen expediret wird,
da man hingegen in der Chorographia die Längen und Breiten derer
Örter
zum
Grunde setzen
muß. |
|
Hydrographia |
Gleichwie aber die Geographie nicht nur das feste
Land betrachtet,
sondern auch das
Meer, so mit dem festen Lande die Erd-Kugel
constituiret,
so ist sie auch auf Entwerffungen bedacht, die einen
gewissen Strich des Meers
vorstellen, und
See-Charten
genennet werden, welche von denen Land-Charten,
von denen wir bißher geredet, und in Ansehung des
Endzwecks und der darauf
abgezielten Construction weit
unterschieden sind. Daher
erkläret sie
nicht nur die Verzeichnung dergleichen See-Charten; sondern nachdem sie
die Verfertigung und
Gebrauch des Compasses nebst der
Theorie der
Loxodromischen Linie zum voraus gesetzet, lehret sie auch, wie man sich
derer See-Charten bey denen
Schiffahrten bedienen, und daraus sowohl
als aus der Loxodromie die gethane
Reise zur
See
beurtheilen soll. Dieser besondere Theil der Geographie, so von der Schiffahrt
handelt, wird Hydrographia genennet. |
|
Allgemeine Geographie |
Und das bißher specificirte
ist es, wovon in der mathematischen Geographie gehandelt wird,
welche Abhandlung, weil sie ihre Absehung auf die
gantze
Erde richtet, ohne
einen besonders namhafften
Theil derselben abgesondert zu betrachten,
Geographia generalis genennet wird. Das beste
Werck, so
wir hiervon
haben, ist des Riccioli Gegraphia Reformata,
so zu Venedig
an. 1662. in
fol. herausgekommen, daraus
Erhard Weigel in seinem Erd-Spiegel
an.
1665.
in 4. zu
Jena vor Anfänger einen Auszug gemacht.
Varenius hat in seiner Geographia generali diese
Wissenschafft auch wohl abgehandelt, und wird man desgleichen in
Liebknechts Elementis Geographiae generalis hinlängliche
Satisfaction erhalten. |
|
|
Diejenigen, so Cursos Mathematicos
geschrieben, erklären diesen
Theil der Mathematic eben Falls, und
verordnen einem Anfänger
Wolfens Elementa Geographiae, ingleichen kann ein besonderer
Tractat des Sturms, nemlich dessen Mathematische
Geographie, so hauptsächlich die Beschreibung derer Land-Charten lehret, wohl zu Statten kommen. |
|
Entwicklung in der Antike |
Was endlich den
Ursprung, Fortgang und Wachsthum der Geographie
anlanget, so ist leicht zu erachten, daß, wie allen
Disciplinen zu
begegnen pfleget, dieselbe im
Anfange überaus schlecht
müsse beschaffen gewesen
seyn. Denn nachdem Anfangs die
Menschen einige
Gründe von der Arithmetic
und Geometrie ausfündig gemacht, so fiengen sie an, einige kleine
Stücke Landes auszumessen und in Rissen
vorzustellen, welche die
Alten überhaupt
pinakas, die neuern aber Topographias genennet haben. |
|
|
Bald fiengen sie an viele dergleichen kleinere Risse zusammen zu setzen, und
grössere von einem ziemlichen Stück
Landes zu verfertigen, und beschrieben ihre |
|
|
{Sp. 924} |
|
|
Länder fast auf die Art, wie Moses auf
Befehl
GOTTES im 3. Buche am 34.
c. eine
Reise beschrieben; und wie Josua nach
verschiedenen Abtheilungen
des gelobten Landes, aus jedem
Stamme drey
Männer
erwählet, welche das
Land
durchzühen, die
Landschafften nach denen Wegen, merckwürdigen
Örtern und
Städten wohl auskundschafften und ihre
Grentzen anmercken
sollten. |
|
|
Eine gleiche Beschreibung derer
Länder haben auch andere
Völcker sich
bedienet, so daß man nicht
unrecht
thut, wenn man
saget, daß die Geographie
ihren
Ursprung und Fortgang zugleich mit der Geometrie genommen habe.
Strabo I. p. 6. berichtet, es habe unter
denen
Heyden Anaximander Milesius, so 560.
Jahr vor CHristi Geburt
gelebet, die erste Geographische Charte verfertiget; und
Vossius de Philologia 9. rechnet den Homerum
auch mit unter die erstern Geographos. Herodotus
V. meldet von dem Aristagora, so 300. Jahr vor CHristi Geburt
gelebet, es habe derselbe nach Sparta eine äherne Taffel gebracht,
worauf der Umfang der
gantzen
Welt mit denen
Meeren und Flüssen gestochen
gewesen. |
|
|
Und so finden sich derer unter denen Alten noch mehr, welche sich um die
Lage derer Länder und deren Verzeichnung bekümmert, wie denn vieles
Strabo von dem Eratosthene meldet,
der nach Astronomischen
Gründen den Umfang der
Erden ausgemessen, und
drey
Bücher von der Geographie geschrieben, so aber verlohren gegangen.
Zu Zeiten des Darii hat Scylax Cariadensis den Umfang des
inneren Meeres geschrieben, auch sind unter dem Alexandro Magno an.
325. vor CHristi Geburt Pitheas Massiliensis und Dicaearchus,
als Geographi
berühmt gewesen. |
|
|
Nach diesen Zeiten ist die Geographie immer in besseres Aufnehmen
gerathen: denn Hipparchus, so 160. Jahr vor CHristo gelebet, und die
Astronomie wohl excolirte, hat mit mehrerm
Fleisse, als die
vor ihm sich darinnen Mühe gegeben, die Geographie durch die
Astronomie in bessern
Stand zu setzen sich bemühet, so, daß er auch des
Eratosthenis
Untersuchungen hierinnen zu
verbessern sich unterstanden. |
|
|
Nach der Zeit haben sich auch mehrere Geographi hervorgethan, als
|
|
|
- Artemidorus Ephesius, welcher 100. Jahr vor CHristo gelebet und 11.
Bücher von der
Geographie geschrieben;
- Scymnus Chius,
- Possidonius,
- Dionysius Byzantius,
- Theopompus,
- Cresias,
- Timaeus,
- Hecataeus
- und andere.
|
|
|
Durch die
Schiffahrten und
Kriege hat nicht weniger zu selbigen Zeiten die
Geographie guten Fortgang genommen, Massen bekannt ist, daß zu
denenselben Zeiten die
Völcker grosse Expeditiones sowohl zu
Lande als
Wasser vorgenommen. Wo Krieg geführet werden soll, muß die Beschaffenheit des
Terrains untersuchet werden, und bey der
See ist eben dieses zu
beobachten, wenn man Schiffahrten darauf vornehmen
will, durch beydes wird der
Wachsthum der Geographie befördert. |
|
|
Uberdieses war bey denen Alten die
Gewohnheit, daß sie die überwundenen
Länder in Tabellen verzeichneten, und solche in ihren Triumphen
mit aufführten. Hieher gehöret auch die löbliche Bemühung des M. Vispianii
Agrippae, eines Ministers des
Kaysers Augusti, da er die
Erde mit ihren
Landschafften in dem Porticu der
Stadt Rom hat aufsetzen
lassen, daraus man viele der Geographie ersprießliche
Dinge nach dem
Zeugniß des |
|
|
{Sp. 925|S. 480} |
|
|
Plinii Hist. Nat. II. 2. 4. 8. 25. als
die Länge und Breite der
Provintz Norbonne, den Umfang Siciliens, des
Italiänischen und Illyrischen Meer-Busens, die Länge
Teutschlandes
nebst Rhaetia und dem Norico, die Länge gantz Galliens
zwischen dem
Rheine und Pyrenäischen Gebürge, und viele andere
Dinge mehr,
so man zuvor nicht
gewust, angemercket hat; von welcher löblichen Bemühung in
dem
Studio und adparatu Geographico derer Römer |
|
|
- Varro de Re rustica I. 2.
- Vitruuius VII. 2.
- Suetonius Domit. 10.
- und andere
|
|
|
gleich Falls Zeugen; dahero auch
Propertius IV. 3. vs. 35. seqq.
gleichsam seine
Freude über den
guten Vorrath von Geographischen
Charten bezeugend folgender Massen
schreibet: |
|
|
[6 Zeilen lateinische Verse] |
|
|
Um auf die übrigen Beförderer der Geographie zu kommen, so sind vor
andern zu
nennen, |
|
|
- Strabo 1. so unter der
Regierung
Kaysers Tiberii
17.
Bücher von der
Geographie geschrieben;
- Pomponius Mela von
Geburt ein Spanier, der
an. 32. unter dem Tiberio berühmt
gewesen, und drey Bücher de Situ Orbis geschrieben;
- Marinus Tyrius,
der unter dem Nerone gelebet, und dessen Ptolemaeus
Erwähnung thut;
- Plinius Secundus, welcher in seiner Historia
naturali III.IV.V.VI. die
gantze Geographie
vorstellet;
- Arrianus unter der
Regierung des
Traiani, welcher die
Beschaffenheit des Pontischen und Erythraeischen Meers
beschrieben, wiewohl Dodvvellus in seinen
Dissertationibus de minoribus Geographis solchen nicht vor denen
Auctorem der Beschreibung des Erythraeischen Meeres halten will.
|
|
|
Am meisten aber hat zu diesen Zeiten die Geographie dem
Ptolemaeo zu dancken, der nicht nur den Almagestum sondern auch 8.
Bücher von der Geographie geschrieben, darinnen er beständig die
Astronomie mit der Geographie
verknüpffet und die Lage derer
Länder gleichsam an den Himmel angeschrieben hat; welches aller Dings auch das
sicherste Mittel ist, die Geographie auf guten
Grund zu
bauen, und aus
welchem oben Ptolemaeus wahrgenommen, wie vielfältig seine Vorgänger
darinnen Fehler begangen, da sie die Adplication der
Erde auf die
Abtheilung des Himmels aus denen Augen gesetzet. |
|
|
Dionysius, so an. 161. zu gleicher Zeit mit dem Ptolemaeo gelebet, ist auch in der
Geographie
berühmt; ingleichen
|
|
|
- Pausanias unter Antonino Pio zu Rom,
- Menippus von Bergamo unter der
Regierung
des
Kaysers
Commodi, so drey
Bücher
von dem mittelländischen Meer geschrieben, davon aber nur noch Fragmenta
vorhanden;
- Agathemerus,
- Marcianus,
- Alypius,
- Plutarchus, so unter dem
Traiano ein
Buch von denen
Namen derer Flüsse und Berge verfertiget;
- Julius Honorius;
- Stephanus Byzantinus, welcher an. 500. ein
Geographisches Lexicon zusammen getragen;
- und andere mehr,
die man bey dem Vossio, Bailio, Buddeo, Dodwello und Hudson recensirt
befindet.
|
|
|
Hieher gehöret auch |
|
|
- das Buch, dessen
Titel:
Notitia dignitatum omnium
tam
|
|
|
{Sp. 926} |
|
|
ciuilium, quam militarium in partibus orientis et occidentis etc.
welches Guido Pancirollus auf
Befehl Caroli Emanuelis,
Herzogs
von Savoyen, an. 1580. mit einem Commentario vermehret, und
von ihm vorgiebt, als wenn es zwischen denen Jahren 445. und 453. nach CHristi
Geburt wäre geschrieben worden: |
|
|
- ingleichen die Tabula Peutingeriana, welche ihren
Namen von
Conrado Peutingero, einem Advocaten zu Augspurg hat, so
an.
1547.
gestorben, und in seiner
Bibliothec als ein vortreffliches Monumentum
der
alten
Geographie hinterlassen, der solches aus
einem
Closter zu Speier erhalten. Es ist dieses eine
Membrana 1. Fuß
lang gewesen, darauf die
Landschafften des
Römischen Reiches mit allen
öffentlichen
Wegen verzeichnet sind, und welche ein
gewisser
Mensch
unter der
Regierung
Theodosii (daher sie auch Tabula Theodosiana genennet wird) verfertiget, und solche mit Gothischen
Buchstaben aber
Lateinischen
Worten bezeichnet hat. Nach dem
Tode des
Peutingeri ist
diese Taffel dem Velsero, einem Augspurgischen Septemvir in
die Hände gekommen, der sie an Abraham. Ortelium geschickt, um sie in
Kupffer heraus gehen zu lassen; der aber kurtz darauf
verstorben; daher
Jo.
Moretus solches besorget, Velserus aber die selbe mit einem Commentario erläutert.
|
Man findet solche in Kupffer beym
- Jo. Georg. Lother
Dissert. de Tabula Peutingeriana
Leipzig 1732.
- Petro Bertio in Theatro
Geographiae veteris,
- Georg. Hornio in descriptione orbis antiqui,
- Christop.
Henr. Hennigio ad conuersionem suam latinam
- Nicolai Bergierii de Viis Imper.
Rom. publicis et militaribus, in Thesauro Graeuiano Antiqu. Rom. T. X.
|
|
|
|