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Zedler: Geographie [1] HIS-Data
5028-10-919-2-01
Titel: Geographie [1]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 10 Sp. 919
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 10 S. 477
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Hinweise:
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Übersicht
Arten
  Mathematische Geographie
 
  Abmessung der Erde
  Abteilungen der Erde
  Karten
  Hydrographia
  Allgemeine Geographie
Entwicklung in der Antike

Stichworte Text Quellenangaben
  Geographie oder Erd-Beschreibung, Lateinisch Geographia, ist eine Wissenschafft von der Figur und Grösse der Erd-Kugel und ihrer daher rührenden Eigenschafften.  
Arten Wir reden hier von der Mathematischen Geographie, die sich um die Abmessung der Erde bekümmert; da hingegen bekannt ist, daß die Politici, Historici und Physici sich eben Falls die Geographie zueignen. Jene ist der Grund von diesen, und giebt gleichsam die Haupt-Abhteilungen und Titulaturen, wie in Collectaneis, an die Hand, darunter hernachmahls der Historicus, Politicus, Physicus, Moraliste etc. seine Anmerckungen beyträget, und die Erde nach seiner Wissenschafft betrachtet. Und daher ist die Geographia, Politica, Historica, Physica und so ferner entstanden.  
  Die Politische Erd-Beschreibung kümmert sich um den Politischen Zustand der Erden und untersuchet, wie vielerley Stände und Arten derer Regenten seyn, unter welche die Herrschafft der Erden eingetheilet ist; die Historische bemühet sich zu erforschen, wie die Länder vor diesem eingetheilet gewesen und wie ietzo, was vor Herren sie vor Alters gehabt und heut zu Tage haben, und so weiter; die Physicalische Erd-Beschreibung kümmert sich um die Gebürge, Wälder, Heiden, Seen, Flüsse, mine-  
  {Sp. 920}  
  ralia, vegetabilia, animalia, Witterung und andere Physicalische Dinge, so in einem jeden Lande anzutreffen sind, oder sich darinnen ereignen, und machet ein grosses Stück der Historiae naturalis aus.  
Mathematische Geographie Die Mathematische Geographie hat mit allen diesen nichts zu thun, sondern betrachtet nur die Erde in so weit, in so ferne sie eine Grösse ist, um deren Abmessung und Abtheilung sie alsdenn beschäfftiget ist. Der Grund hiervon ist Theils aus der Geometrie, am meisten aber aus der Astronomie herzuhohlen, daher sie auch die Astronomische Geographie genennet wird; und ist nur als ein Theil der Astronomie oder Cosmographie anzusehen, da sie nur einen Partem mundi totalem, nemlich unsere Erde, zu betrachten sich vornimmt, und daher billig der Astronomie dasjenige überläst, was von der Erde in Ansehung derer andern Welt-Cörper, als von ihrer Situation und Orte in dem Welt-Gebäude, von ihrer Entfernung von denen andern Welt-Cörpern, ihrer scheinbaren Grösse in denenselbigen, ihrer Bewegung um die Sonne und ihrer eigenen Axe und so ferner kann gesaget werden.  
Abmessung der Erde Sie erweiset aus Astronomischen Gründen, daß die Erde rund und bey nahe eine Kugel sey, auf deren äussern Fläche wir leben; in sothaner Betrachtung aber verstehet sie durch Erde nicht nur das feste Land, sondern den Complexum von dem festen Lande und Wasser zusammen genommen, wozu auch einige noch die Lufft setzen, und daraus den Globum terraquaëreum formiren; wiewohl die letztere der gewöhnlichen Geographischen Abmessung nicht unterworffen ist, sondern in eine besondere Disciplin verwiesen wird, welche deren Eigenschafften untersuchet und Aërometrie heisset; doch wird sie noch in so weit zur Geographie gezogen, in so ferne man um derer Schiffer willen den Horizont in Winde abgetheilet, oder auch sonst nach der Witterung gewisse Eintheilungen der Erden machet.  
  Nachdem die sphaerische Figur der Erden erwiesen, so richtet sie auch deren Abmessung nach denen Eigenschafften einer Kugel ein. Nun hat man auf einer Kugel-Fläche weder Anfang noch Ende, sondern man muß sich gewisse Circel darauf concipiren, auf welche man die auf der Kugel-Fläche befindlichen Örter bezühet, und ihre Lage in Ansehung dieser Circel sowohl als auch derer Örter unter sich selbst bestimmet. Dieses nimmt die Geographie eben Falls mit der Erd-Kugel vor, und hat keine geschicktere Abtheilung derselbigen finden können, als da sie solche völlig nach der Astronomischen Abtheilung des Himmels eingerichtet hat; denn weil wir uns bey Betrachtung derer Sterne auf der Erden einbilden, als befänden wir uns in dem großen Mittel-Puncte des Welt-Gebäudes, so gehen alle die grösten Circel, so wir uns an der Himmels-Kugel concipiren, durch den Mittel-Punct der Erden, und verzeichnen einen gewissen Tractum auf derselbigen, der gleichen Namen mit dem correspondirenden Circel am Himmel führet; und eben so ist es mit denen andern kleinern Circeln beschaffen, die eine ebenmäßige ähnliche Lage auf der Erden mit denen an der Himmels-Kugel erhalten. (siehe Circulus sphaerae terrestris, Tom. VI. p. 146.)  
  Also ist der Aequator auf der Erden ein grosser Circel derselbigen, welcher durch die Vertices dererjenigen Örter gehet, denen zur Zeit derer Aequinoctiorum die Son-  
  {Sp. 921|S. 478}  
  ne im Zenith stehet; die Poli dieses Circels sind die Poli der Erden, und die Linie so diese Polos connectiret, die Axe der Erden. Wenn man in der Weite von drey und zwantzig und einem halben Grad zu beyden Seiten des Aequatoris mit ihm zwey parallel-Circel zühet, so repraesentiret der eine gegen dem Nord-Pol zu den Tropicum Cancri, der andere gegen dem Süder-Pol den Tropicum Capricorni. Gleicher Gestallt, so man mit dem Aequatore in der Weite von drey und zwantzig und einem halben Grade von beyden Polis parallel-Circel beschreibet, so erhält man die Circulos polares, davon der eine am Norder-Pol Arcticus, der andere am Süder-Pol Antarcticus genennet wird.  
  Durch diese Circel theilet die Geographie die Erde in Zonas ab, als in Zonam torridam, welche der Strich der Erd-Fläche ist, den beyde Tropici einschlüssen; in zwey Zonas temperatas, so zwischen denen Tropicis und Circulis polaribus zu beyden Seiten des Aequatoris enthalten sind; und in zwey frigidas, die um die Polos befindlich durch die Circulos polares terminiret werden. Die Benennung ist von der Witterung hergenommen, welcher die Länder in diesen Zonis wegen des verschiedenen Abstandes der Sonnen von ihren Scheitel-Puncten, unterworffen sind.  
  Man siehet hieraus leichtlich, daß der Aequator die Haupt-Linie bey Abtheilung der Erde ist, und auf diesen pflegt man auch die Lage derer Örter auf der Fläche der Erd-Kugel zu bezühen. Nemlich durch die Polos der Erden und einem jeden Ort auf derselben zühet man grosse Circel, deren jeder der Meridianus desjenigen Orts genennet wird, durch welchen er passiret, und ein Bogen eines solchen Circels, so zwischen dem Orte und dem Aequatore enthalten ist, misset den Abstand des Orts von dem Aequatore oder dessen Breite.  
  So viel Puncte in dem Aequatore befindlich, so viel der gleichen Meridianos giebt es, so alle die Lage des Orts, in Ansehung des Aequatoris bestimmen, wenn dessen Breite gegeben ist. Doch dieses ist nicht zulänglich um die Lage derer Örter gegen einander zu bestimmen, sondern man muß über dieses noch wissen, um wie viel der Meridianus des einen Orts von dem Meridiano des andern entfernet, welchen Abstand ein Bogen des Aequatoris determiniret, so zwischen beyden Meridianis enthalten ist.  
  Damit man aber einen Terminum fixum habe, auf welchen man alle diese Entfernungen derer Meridianorum eines Orts davor an, den man den Meridianum primum nennet, und von deme die Bogen des Aequatoris an gezählet werden, welche den Abstand des Meridiani eines jeden Orts von demselben oder die Länge desselben bestimmen.  
  Hiemit ist nun die Abmessung und Verzeichnung der Fläche der Erd-Kugel vollendet: denn wenn die Länge und Breite eines jeden Orts gegeben ist, so kann man solche auf eine Kugel, darauf die bißher erwähnten Circel nach ihrer Ordnung beschrieben sind, auftragen, woraus in der Geographie die Construction derer künstlichen Erd-Kugeln (globorum terrestrium) erwächset. Zu der Erfindung der Länge und Breite eines jeden Orts muß wiederum die Astronomie hülffliche Hand biten, wie die besondern Titel ausweisen.  
  Solcher Gestallt ist die Erd-Kugel mit denen auf ihrer Fläche befindlichen  
  {Sp. 922}  
  Örtern und Grentzen im kleinen verzeichnet, die uns alles dasjenige verjüngt vorstellet, was sich auf der Fläche unserer Erden würcklich im grossen befindet; jedoch, ob man gleich solcher Gestallt die Lage derer Örter gegen einander proportioniret, und in Graden sowohl derer Himmels- als Erden-Circel bestimmet hat, ist man nicht in dem Stande, von der würcklichen Weite zweyer Örter auf der Erden ein Urtheil zu fällen, wenn man nicht zuvor weiß, wie viel einem Grade eines Erd-Circels, ein ander Maß, dessen man sich auf der Erden bedienet, z.E. in Ruthen oder Meilen respondiret, das ist, es wird die wahre Grösse der Erden praesupponiret, und daher ist die Geographie beschäfftiget, die wahre Grösse der Erden in einem solchen Masse nach ihrem Diametro zu bestimmen, davon ein mehreres der Titel: Erde, Tom. VIII. p. 1532. seqq. zeiget.  
Abteilungen der Erde Die Geographie pfleget ferner noch in Ansehung gewisser Umstände, die sich in gewissen Strichen der Erd-Kugel ereignen, dieselbe abzutheilen. Also zühet sie durch diejenigen Örter, an welchen der längste Tag im Jahre um eine halbe Stunde unterschieden ist, parallel-Circel, und theilet dadurch die Fläche der Erd-Kugel in Climata ab. In Ansehung der Erleuchtung der Erden von der Sonnen, erhalten, nach Beschaffenheit des Schattens, den die Einwohner eines Landes, wenn sie im Mittage von der Sonnen beschienen werden, von sich werffen, dieselben in der Geographie ihre besondern Namen, und werden  
 
  • Ascii genennet, wenn sie zu einer gewissen Jahres-Zeit zu Mittage gar keinen Schatten haben;
  • Amphiscii, wenn sie zu einer gewissen Zeit im Jahre den Schatten zur Mittags-Zeit gegen Norden, zu einer andern Jahres-Zeit aber gegen Süden werffen;
  • Hetersocii, deren mittägiger Schatten entweder beständig gegen Norden oder gegen Süden fällt;
  • und Periscii, deren Schatten an einem Tage successiue nach der täglichen Bewegung der Sonne sich gegen alle Gegenden des Horizonts kehret.
 
  In Ansehung gewisser Relationen zwischen denen Längen und Breiten derer Örter leget denen Einwohnern dererselben die Geographie wieder besondere Namen bey, und nennet  
 
  • Antoecos die, welche einerley Länge und Breite, aber nach verschiedener Gegend, nemlich die eine nach Norden, die andere nach Süden haben;
  • Perioecos, welche einerley Breite nach einerley Gegend, aber entgegen gesetzte Längen haben;
  • und Antipodes, die einander diametraliter gegenüber wohnen.
 
  Was vor Eigenschafften aus diesen Abtheilungen der Erde folgen, erkläret die Mathematische Geographie, davon aber ein mehrers unter besondern Titeln nachzusehen.  
  Der Horizont ist auch der Geographischen Abtheilung unterworffen, welche solchen in seine Gegenden vertheilet. (siehe Gegend).  
Karten Nachdem nun die Geographie die Abtheilung der Erde überhaupt solcher Gestallt verrichtet, und die künstlichen Erd-Kugeln zu verfertigen gelehret, so zeiget sie auch, wie man der gleichen Kugeln auf Flächen entwerffen soll, das ist, sie lehret die General-Charte von dem Globo construiren. Hierauf betrachtet sie ein Stück von der Fläche der Erd-Kugel besonders, und weiset solches auf eine Fläche zu verzeichnen, wodurch sie dasjenige ins grosse bringet, was auf der künstlichen Erd-Kugel in kleinen hat müssen verzeichnet werden, das ist, sie zeiget, wie man die specia-  
  {Sp. 923|S. 479}  
  len Land-Charten von besondern Ländern entwerffen soll.  
  Dieser Theil der Geographie, so die Verzeichnung grosser Landschafften, als von Königreichen, Provintzien etc. wird mit einem besondern Namen Chorographia genennet, hingegen derjenige Theil der Geographie, so diese Special-Charten noch mehr vergrössert, und nur das Territorium einer gewissen Stadt, Dorffschafft, Gebäudes etc. verzeichnen lehret, heisset Topographia, welche am accuratesten durch die practische Geometrie oder das Feldmessen expediret wird, da man hingegen in der Chorographia die Längen und Breiten derer Örter zum Grunde setzen muß.  
Hydrographia Gleichwie aber die Geographie nicht nur das feste Land betrachtet, sondern auch das Meer, so mit dem festen Lande die Erd-Kugel constituiret, so ist sie auch auf Entwerffungen bedacht, die einen gewissen Strich des Meers vorstellen, und See-Charten genennet werden, welche von denen Land-Charten, von denen wir bißher geredet, und in Ansehung des Endzwecks und der darauf abgezielten Construction weit unterschieden sind. Daher erkläret sie nicht nur die Verzeichnung dergleichen See-Charten; sondern nachdem sie die Verfertigung und Gebrauch des Compasses nebst der Theorie der Loxodromischen Linie zum voraus gesetzet, lehret sie auch, wie man sich derer See-Charten bey denen Schiffahrten bedienen, und daraus sowohl als aus der Loxodromie die gethane Reise zur See beurtheilen soll. Dieser besondere Theil der Geographie, so von der Schiffahrt handelt, wird Hydrographia genennet.  
Allgemeine Geographie Und das bißher specificirte ist es, wovon in der mathematischen Geographie gehandelt wird, welche Abhandlung, weil sie ihre Absehung auf die gantze Erde richtet, ohne einen besonders namhafften Theil derselben abgesondert zu betrachten, Geographia generalis genennet wird. Das beste Werck, so wir hiervon haben, ist des Riccioli Gegraphia Reformata, so zu Venedig an. 1662. in fol. herausgekommen, daraus Erhard Weigel in seinem Erd-Spiegel an. 1665. in 4. zu Jena vor Anfänger einen Auszug gemacht. Varenius hat in seiner Geographia generali diese Wissenschafft auch wohl abgehandelt, und wird man desgleichen in Liebknechts Elementis Geographiae generalis hinlängliche Satisfaction erhalten.  
  Diejenigen, so Cursos Mathematicos geschrieben, erklären diesen Theil der Mathematic eben Falls, und verordnen einem Anfänger Wolfens Elementa Geographiae, ingleichen kann ein besonderer Tractat des Sturms, nemlich dessen Mathematische Geographie, so hauptsächlich die Beschreibung derer Land-Charten lehret, wohl zu Statten kommen.  
Entwicklung in der Antike Was endlich den Ursprung, Fortgang und Wachsthum der Geographie anlanget, so ist leicht zu erachten, daß, wie allen Disciplinen zu begegnen pfleget, dieselbe im Anfange überaus schlecht müsse beschaffen gewesen seyn. Denn nachdem Anfangs die Menschen einige Gründe von der Arithmetic und Geometrie ausfündig gemacht, so fiengen sie an, einige kleine Stücke Landes auszumessen und in Rissen vorzustellen, welche die Alten überhaupt pinakas, die neuern aber Topographias genennet haben.  
  Bald fiengen sie an viele dergleichen kleinere Risse zusammen zu setzen, und grössere von einem ziemlichen Stück Landes zu verfertigen, und beschrieben ihre  
  {Sp. 924}  
  Länder fast auf die Art, wie Moses auf Befehl GOTTES im 3. Buche am 34. c. eine Reise beschrieben; und wie Josua nach verschiedenen Abtheilungen des gelobten Landes, aus jedem Stamme drey Männer erwählet, welche das Land durchzühen, die Landschafften nach denen Wegen, merckwürdigen Örtern und Städten wohl auskundschafften und ihre Grentzen anmercken sollten.  
  Eine gleiche Beschreibung derer Länder haben auch andere Völcker sich bedienet, so daß man nicht unrecht thut, wenn man saget, daß die Geographie ihren Ursprung und Fortgang zugleich mit der Geometrie genommen habe. Strabo I. p. 6. berichtet, es habe unter denen Heyden Anaximander Milesius, so 560. Jahr vor CHristi Geburt gelebet, die erste Geographische Charte verfertiget; und Vossius de Philologia 9. rechnet den Homerum auch mit unter die erstern Geographos. Herodotus V. meldet von dem Aristagora, so 300. Jahr vor CHristi Geburt gelebet, es habe derselbe nach Sparta eine äherne Taffel gebracht, worauf der Umfang der gantzen Welt mit denen Meeren und Flüssen gestochen gewesen.  
  Und so finden sich derer unter denen Alten noch mehr, welche sich um die Lage derer Länder und deren Verzeichnung bekümmert, wie denn vieles Strabo von dem Eratosthene meldet, der nach Astronomischen Gründen den Umfang der Erden ausgemessen, und drey Bücher von der Geographie geschrieben, so aber verlohren gegangen. Zu Zeiten des Darii hat Scylax Cariadensis den Umfang des inneren Meeres geschrieben, auch sind unter dem Alexandro Magno an. 325. vor CHristi Geburt Pitheas Massiliensis und Dicaearchus, als Geographi berühmt gewesen.  
  Nach diesen Zeiten ist die Geographie immer in besseres Aufnehmen gerathen: denn Hipparchus, so 160. Jahr vor CHristo gelebet, und die Astronomie wohl excolirte, hat mit mehrerm Fleisse, als die vor ihm sich darinnen Mühe gegeben, die Geographie durch die Astronomie in bessern Stand zu setzen sich bemühet, so, daß er auch des Eratosthenis Untersuchungen hierinnen zu verbessern sich unterstanden.  
  Nach der Zeit haben sich auch mehrere Geographi hervorgethan, als  
 
  • Artemidorus Ephesius, welcher 100. Jahr vor CHristo gelebet und 11. Bücher von der Geographie geschrieben;
  • Scymnus Chius,
  • Possidonius,
  • Dionysius Byzantius,
  • Theopompus,
  • Cresias,
  • Timaeus,
  • Hecataeus
  • und andere.
 
  Durch die Schiffahrten und Kriege hat nicht weniger zu selbigen Zeiten die Geographie guten Fortgang genommen, Massen bekannt ist, daß zu denenselben Zeiten die Völcker grosse Expeditiones sowohl zu Lande als Wasser vorgenommen. Wo Krieg geführet werden soll, muß die Beschaffenheit des Terrains untersuchet werden, und bey der See ist eben dieses zu beobachten, wenn man Schiffahrten darauf vornehmen will, durch beydes wird der Wachsthum der Geographie befördert.  
  Uberdieses war bey denen Alten die Gewohnheit, daß sie die überwundenen Länder in Tabellen verzeichneten, und solche in ihren Triumphen mit aufführten. Hieher gehöret auch die löbliche Bemühung des M. Vispianii Agrippae, eines Ministers des Kaysers Augusti, da er die Erde mit ihren Landschafften in dem Porticu der Stadt Rom hat aufsetzen lassen, daraus man viele der Geographie ersprießliche Dinge nach dem Zeugniß des  
  {Sp. 925|S. 480}  
  Plinii Hist. Nat. II. 2. 4. 8. 25. als die Länge und Breite der Provintz Norbonne, den Umfang Siciliens, des Italiänischen und Illyrischen Meer-Busens, die Länge Teutschlandes nebst Rhaetia und dem Norico, die Länge gantz Galliens zwischen dem Rheine und Pyrenäischen Gebürge, und viele andere Dinge mehr, so man zuvor nicht gewust, angemercket hat; von welcher löblichen Bemühung in dem Studio und adparatu Geographico derer Römer  
 
  • Varro de Re rustica I. 2.
  • Vitruuius VII. 2.
  • Suetonius Domit. 10.
  • und andere
 
  gleich Falls Zeugen; dahero auch Propertius IV. 3. vs. 35. seqq. gleichsam seine Freude über den guten Vorrath von Geographischen Charten bezeugend folgender Massen schreibet:  
  [6 Zeilen lateinische Verse]  
  Um auf die übrigen Beförderer der Geographie zu kommen, so sind vor andern zu nennen,  
 
  • Strabo 1. so unter der Regierung Kaysers Tiberii 17. Bücher von der Geographie geschrieben;
  • Pomponius Mela von Geburt ein Spanier, der an. 32. unter dem Tiberio berühmt gewesen, und drey Bücher de Situ Orbis geschrieben;
  • Marinus Tyrius, der unter dem Nerone gelebet, und dessen Ptolemaeus Erwähnung thut;
  • Plinius Secundus, welcher in seiner Historia naturali III.IV.V.VI. die gantze Geographie vorstellet;
  • Arrianus unter der Regierung des Traiani, welcher die Beschaffenheit des Pontischen und Erythraeischen Meers beschrieben, wiewohl Dodvvellus in seinen Dissertationibus de minoribus Geographis solchen nicht vor denen Auctorem der Beschreibung des Erythraeischen Meeres halten will.
 
  Am meisten aber hat zu diesen Zeiten die Geographie dem Ptolemaeo zu dancken, der nicht nur den Almagestum sondern auch 8. Bücher von der Geographie geschrieben, darinnen er beständig die Astronomie mit der Geographie verknüpffet und die Lage derer Länder gleichsam an den Himmel angeschrieben hat; welches aller Dings auch das sicherste Mittel ist, die Geographie auf guten Grund zu bauen, und aus welchem oben Ptolemaeus wahrgenommen, wie vielfältig seine Vorgänger darinnen Fehler begangen, da sie die Adplication der Erde auf die Abtheilung des Himmels aus denen Augen gesetzet.  
  Dionysius, so an. 161. zu gleicher Zeit mit dem Ptolemaeo gelebet, ist auch in der Geographie berühmt; ingleichen  
 
  • Pausanias unter Antonino Pio zu Rom,
  • Menippus von Bergamo unter der Regierung des Kaysers Commodi, so drey Bücher von dem mittelländischen Meer geschrieben, davon aber nur noch Fragmenta vorhanden;
  • Agathemerus,
  • Marcianus,
  • Alypius,
  • Plutarchus, so unter dem Traiano ein Buch von denen Namen derer Flüsse und Berge verfertiget;
  • Julius Honorius;
  • Stephanus Byzantinus, welcher an. 500. ein Geographisches Lexicon zusammen getragen;
  • und andere mehr, die man bey dem Vossio, Bailio, Buddeo, Dodwello und Hudson recensirt befindet.
 
  Hieher gehöret auch  
 
  • das Buch, dessen Titel: Notitia dignitatum omnium tam
 
  {Sp. 926}  
  ciuilium, quam militarium in partibus orientis et occidentis etc. welches Guido Pancirollus auf Befehl Caroli Emanuelis, Herzogs von Savoyen, an. 1580. mit einem Commentario vermehret, und von ihm vorgiebt, als wenn es zwischen denen Jahren 445. und 453. nach CHristi Geburt wäre geschrieben worden:  
 
  • ingleichen die Tabula Peutingeriana, welche ihren Namen von Conrado Peutingero, einem Advocaten zu Augspurg hat, so an. 1547. gestorben, und in seiner Bibliothec als ein vortreffliches Monumentum der alten Geographie hinterlassen, der solches aus einem Closter zu Speier erhalten. Es ist dieses eine Membrana 1. Fuß lang gewesen, darauf die Landschafften des Römischen Reiches mit allen öffentlichen Wegen verzeichnet sind, und welche ein gewisser Mensch unter der Regierung Theodosii (daher sie auch Tabula Theodosiana genennet wird) verfertiget, und solche mit Gothischen Buchstaben aber Lateinischen Worten bezeichnet hat. Nach dem Tode des Peutingeri ist diese Taffel dem Velsero, einem Augspurgischen Septemvir in die Hände gekommen, der sie an Abraham. Ortelium geschickt, um sie in Kupffer heraus gehen zu lassen; der aber kurtz darauf verstorben; daher Jo. Moretus solches besorget, Velserus aber die selbe mit einem Commentario erläutert.
Man findet solche in Kupffer beym
  • Jo. Georg. Lother Dissert. de Tabula Peutingeriana Leipzig 1732.
  • Petro Bertio in Theatro Geographiae veteris,
  • Georg. Hornio in descriptione orbis antiqui,
  • Christop. Henr. Hennigio ad conuersionem suam latinam
  • Nicolai Bergierii de Viis Imper. Rom. publicis et militaribus, in Thesauro Graeuiano Antiqu. Rom. T. X.
     

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Stand: 26. November 2013 © Hans-Walter Pries