HIS-Data
Home | Suche
Zedler: Universität [1] HIS-Data
5028-49-1771-8-01
Titel: Universität [1]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 49 Sp. 1771
Jahr: 1746
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 49 S. 901
Vorheriger Artikel: Universität [Übersicht]
Folgender Artikel: Universität [2]
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • : Absatz in der Vorlage vorhanden

vorhergehender Text  Artikelübersicht   Teil 2  Fortsetzung

  Text   Quellenangaben
  Universität, Academie, Hohe Schule, Lat. Universitas, Academia, Frantz. Universitè, Academie, Ital. Universita.  
  Die Worte, Universität und Academie, sind zwey Nahmen, so man denen Hohen Schulen beyleget, aber gemeiniglich mit einander vermenget werden. Denn eine Universität bedeutet eigentlich ein Collegium oder Corpus von Lehrenden und Lernenden, welche gleichsam eine eigene Republick unter sich machen, ihre eigene Jurisdiction und Gesetze haben, von niemand, als des höchsten Landes-Obrigkeit, dependiren, und die Ehren-Grade aller Facultäten denen Candidaten conferiren können; welches letztere im Gegentheil die Academien nicht thun dürffen, und daher in diesem Puncte geringer sind als die Universität. Solchergestalt ist eine Universität ein Ort, wo allerhand freye Künste und Wissenschafften floriren, und durch öffentlich darzu bestellete Professoren gelehret, zugleich auch Doctoren, Licentiaten, Magister und Baccalaurien creiert werden.  
  Die Italiäner nennen die Academien STUDIA, wie das Studium Patavinum, Bononiense, Jenense, welche alle Universitäten sind. Viele Deutsche nennen in unserer Sprache die Academien entweder privilegirte Schulen oder hohe Schulen. Also benennete schon Pfaltzgraf Rupertus in einer Urkunde vom Jahr 1386 die Heydelbergische Universität das Studium, und die Studenten Scholares, gleichsam a schola, von der hohen Schule. Am gewöhnlichsten gebraucht man sich im Deutschen des Worts Universität; womit man zu verstehen geben will, daß eine dergleichen Gesellschafft aus vielen Gliedern, und verschiedenen Zünfften zusammen gesetzt sey. Gisberti Voetii Politicae Eccles. …
     
  Ursprung der Studien und Academien überhaupt.  
  Es sind viele, auch unter den Gelehrten, zu befinden, die sich feste einbilden, daß in denen Zeiten vor der Sündfluth eben so wohl Schulen und Academien gewesen, gleichwie jetzo, weil sonsten, ihrer Meynung nach, die Welt unmöglich hätte bestehen und die drey Haupt-Stände der menschl. Gesellschafften erhalten werden können. Ja einige sind  
  {Sp. 1772}  
  in dergleichen Vorgeben so weit gegangen, daß sie einen Catechismum erdichtet, und alle diejenigen Studia her erzehlet, die man in gedachter ersten Welt getrieben, nicht anders als ob sie gar eigentlich gesehen, wie die Leute vor der Sündfluth ein Catechismus-Examen zusammen gehalten, und die Professores auf den Universitäten gelesen hätten.  
  Alleine gleichwie alles dieses auf einer irrig vorgefaßten Meynung beruhet, daß nehmlich die Menschen sonder diese zwey Mittel nicht hätten leben können; also will man sich über selbige dermahlen nicht einlassen, sondern nur so viel sagen, daß gantz nicht wahrscheinlich falle, oder aus der Schrifft erwiesen werden könne, daß es Schulen oder Academien vor der Sündfluth gegeben, oder die Leute derselben nicht hätten entbehren können, ob man gleich nicht zu leugnen begehret, das nicht Künste und Wissenschafften solten bekannt gewesen seyn, ob selbige gleich nicht auf solche Art tractirt worden, gleichwie jetzo zugeschehen pfleget, auch dahin gestellt bleibt, ob selbige der Cain erfunden habe, indem nicht abzusehen, warum die andern Nachkommen des Adams von solchen nicht auch Urheber seyn könten.  
  Nachdem aber die Menschen nach der Sündfluth sich wieder zu mehren begonnten, und des einen Neigung auf dieses, des andern seine auf was anders gienge, so haben sich auch welche gefunden, die die in der durchs Wasser verderbten Welt bekannt gewesenen Künste wieder hervorgesucht, und selbiges verneuert, einige auch in bessern Stand gebracht, als sie vor der Überschwemmung gewesen waren. Daß nun solches wenig Zeit darauf, nachdem die Menschen sich wieder zu mehren angefangen, geschehen sey, ist unter andern daraus abzunehmen, weil, wie die Chronologi insgemein zu rechnen pflegen, und desfalls beym Boxhornio und Ruperto in ihren Chronologischen Tabellen zuersehen, der Bau des Babylonischen Thurms kaum in das hundertste Jahr fällt, nachdem die Erde mit Wasser war verderbt worden.  
  Nun beweiset die Nachricht, die Strabo … in seiner Geographie und Herodotus … von selbigem hinterlassen, zur Gnüge, daß es ein überaus prächtiges und nach den Regeln der Bau-Kunst wohl eingerichtetes Gebäude gewesen, welches, wenn es zu seiner Vollkommenheit hätte gelangen dürffen, vielleicht die herrlichsten, die man jemahls gesehen, würde übertroffen haben. Wie hätte aber eine so kostbare Last aufgeführet, und selbige so zierlich eingerichtet werden können, wenn die Menschen in denjenigen Wissenschafften, die dazu erfordert würden, nicht wohl geübet gewesen wären? und wenn auch dasjenige sich der Wahrheit gemäß befinden solte, was einige von dem Absehen mehrgedachten Babylonischen Thurms vorgegeben, daß nehmlich solches dahin gegangen, in Babel gleichsam einen hohen Rath oder Conseil souverain anzuordnen, von welchen gantz Asien hätte dependiren und Gesetze annehmen sollen (nicht aber die gantze Welt, wie verschiedene irrig hinzuthun, denn solche war damahlen mit Einwohnern noch nicht völlig versehen,) so wird daraus gewiß gnug zu schliessen seyn, daß auch andere und Politische Wissenschafften allbereit bekannt gewesen; denn sonst ein so gewaltiges Reich ohne ein gutes Regiment nicht füglich hätte bestehen können.  
  Doch dem sey wie ihm wolle, nachdem die Menschen nach ihrer Zerstreuung sich  
  {Sp. 1773|S. 902}  
  weiter ausbreiteten, und der Staaten ebenfalls mehr wurden, sonderlich aber in Asien das Babylonische Reich sonderlich hervorkam; so begunten auch die Künste und Wissenschafften sich zuvergrössern. Jedoch weil die damahligen Zeiten gegen die jetzigen weit anders beschaffen waren, indem die Menschen sich nicht so wohl auf ein ruhiges Leben, als vielmehr auf den Krieg und die Waffen sich befliessen, dahero meistens aus diesen Ursachen gewisse Leute zu Abwartung des Gottesdienstes von den andern ausgelesen wurden; so fiengen diese an, sich zugleich auf die Wissenschafften zulegen, selbige immer besser auszuarbeiten, und zuletzt deren Beybringung gar an sich zu ziehen, darbey sie der damahls einfältigen Welt so gleich eine sonderliche Hochachtung gegen ihren Stand einzupflantzen sich bemüheten.  
  Vor allen Nationen aber thaten sich sonderlich die Chaldäer, Perser und Egyptier hervor, denen nachmahls die Brachmannen oder Gymnosophisten in Indien folgten. Von jenen gedencket StraboGeogr. daß sie vornehmlich zu Borsippen und Orchorn (so einige vor Ur halten) ihre hohe Schulen gehabt, allwo sie andere unterrichtet, obgleich ihr Fleiß mehr auf die Theologie und Astrologie sich erstrecket, und diese beyde Studia anfangs sonder Zweiffel viel reiner gewesen, als sie nachmahls befunden wurden, indem der Aberglaube oder auch wohl politische Ursachen verschiedenes hinzugethan, davon die Erfinder derselben nichts wusten; wie denn die Astrologie mit der Astronomie einerley Absehen gehabt, und bloß in Betrachtung der Gestirne, dieser ihrer Zubereitung, Würckung und dergleichen bestanden, aus welcher nachmahls eine Wahrsagerey geworden, als man nehmlich gesehen, wie durch solche Grosse und kleine füglich in Zaume der Ehrfurcht erhalten werden konnten. Und mag es mit der Theologie gleichmäßige Bewandtniß gehabt haben, die der Leute Einfalt und Aberglauben von ihrer Lauterkeit ebenfalls abzuleiten verursachet.  
  Es hatten auch diese Chaldäische Weisen bey ihren Monarchen sich in solchen Credit und Ansehen gebracht, daß sie, wie Diodor. Sicul. L. II. seiner Bibliotheck gedencket, nach selbigen den höchsten Rang führeten, welche Gewohnheit bey denen heutigen Persianschen Monarchien annoch in verschiedenen Stücken anzutreffen, indem ihre Astrologi, die doch von denen Alten weit unterschieden, ihnen fast stets zur Seite stehen müssen, wie solches della Walle, Samsons, Olearii und andere Reise-Bücher besagen.  
  Mit denen Persianschen verhielt es sich ebenso, als wie mit der Chaldäer ihren, indem sie sich auch meistens die Erforschung des Himmels-Lauffs und was deme anhängig, befliessen, wiewohl sie die andern Studia nicht ausschlossen, und sonderlich gute Staats-Leute abgaben, weshalben sie auch von den Königen mit zu Rathe gezogen wurden, wie Brisson L. II. de regno Persico, solches aus den alten Scribenten mehrers erwiesen hat. Dem Ursprung nach waren sie später als die Chaldäer, und mochten allem Ansehen nach von diesem abstammen. Man nennete sie mit einem absonderlichen Worte Magos, welches eigentlich einen Priester und klugen Mann bedeutete, nachmahls aber von der unverständigen Welt vor einen Zauberer ausgebeutet wurde, wie denn dieses Wort noch  
  {Sp.1774}  
  heut zu Tage bey einfältigen Leuten einen dergleichen anzeigen muß. Ihr Stamm Vater wird Zoroaster genannt, den zwar etliche jünger machen aber ebenfalls vor einen Hexenmeister ausschreyen wollen, allein mit dem grösten Unrecht, weil seine Lehre unschuldige Philosophische Sätze in sich enthielte.  
  Zwar was den Ursprung anlanget, so waren unstreitig die Egyptier die allerältesten, indem vermöge durchgängigen Beyfalls aller Gelehrten diese Nation nach der Sündfluth die allerälteste gewesen, die die Wissenschafften wieder hervorgesuchet, und solche in bessere Forme gebracht, als sie vorher gehabt. Sie blieben auch bey der Theologie nicht alleine stehen, sondern tractirten zugleich alles mit, was nach heutiger Art zu reden, einen Menschen artig und geschickt machen kan. Aus ihren Schulen leiteten sich vorbeniemte zwey Sorten her, wiewohl man nicht sagen kan, wer der Chaldäer ihr allererster Lehrmeister gewesen; wenn es aber dem Herrn Gröning. in seiner Bibliotheca Jur. Gent. Teotica c. 3. nachgehet, so hat er auch Zoroaster geheissen, angesehen dergleichen weise Männer verschiedene gewesen. Und wer weiß ob man nicht in alten Zeiten dergleichen Wort gebraucht, durch solches einen klugen Mann oder Lehrer zubemercken, weil doch gewiß, daß die Babylonische Sprach-Verwirrung nicht so gar total gewesen, daß nicht viele Worte geblieben wären, die alle damahlige Völcker hätten verstehen können.  
  Sonsten hatten sie zwar durch gantz Egypten ihre Schulen, jedoch stunde die zu Theben, Memphis und Heliopolis in dem grösten Ansehen, allwo sich viele berühmte Männer der Egyptischen Weißheit halber hingegeben. Von selbigen sind die Wissenschafften auch in der gantzen Welt ausgebreitet worden, angesehen man die Politische Klugheit, die bey andern Völckern etwan anzutreffen, allein denen Egyptiern verdancken muste; wie denn nicht geleugnet werden kan, daß selbige die gescheidesten und vernünfftigsten gewesen, so jemahlen auf der Erden sich befunden, und in deren Weißheit, nach Aussage der Schrifft Moses selber unterrichtet war.  
  Ihre Theologie ist lange Zeit rein geblieben, ob sie gleich gar heimlich damit giengen, und von solcher dem gemeinen Volck zu offenbaren nicht vor nöthig hielten dahero noch heut zu Tage der Asiater und sonderlich der Africaner Naturel nicht zulassen würde, wenn sie in Religions-Sachen so viel Freyheit geniessen solten, als die Europäer. Allein der Menschen eigener Aberglaube besudelte nachmahls selbige durch die beliebte Abgötterey, da denn die Egyptischen Weisen wohl wusten, daß dieses wieder die Vernunfft, und dem ewigen Wesen nicht gemäß sey: Doch die Änderung in den einmahl erwehlten Gottesdienst war der Gemüths-Beschaffenheit des Volcks in den damahligen Zeiten gefährlich.  
  Hiernechst gehöret auch denen Egyptiern die Erfindung der tieffsinnigen Hieroclyphischen Schrifften, in welcher gewiß eine solche Weißheit verborgen, welche die heutige Welt nicht geschickt ist aufzulösen. Wie denn der Jesuit Pater Kircherus in seinen Oedipo Aegyptiaco zwar vieles getroffen, vieles aber auch versehen, wie ihm solches Rüdbeck in seiner Atlantica P. I. gewiesen, noch ein mehrers aber  
  {Sp. 1775|S. 903}  
  nur aus seinen Kopffe hin gesetzt und gemuthmaßt hat. Eine mehrere Nachricht von der Egyptier ihren Studiis ist sonderlich bey dem Conring in seiner Medicina Hermetica L. I. zufinden.
  Was endlich die Indianischen Brahmenen oder Bramanen, die vor diesem Gymnosophisten hiessen, anlanget, so sind selbige sonder Zweifel von den Egyptiern entsprossen, wie sie denn so wohl ehemahls als jetzo den Gottesdienst und die Weltweißheit tractiren, auch bey ihren Königen in grossen Ansehen stehen. Alleine ihre Gelehrsamkeit war bey weitem nicht so fein als der Egyptier ihre, sintemahl sie auch noch jetzo in blossen Theologischen und Philosophischen Speculationen sich vertieffen. Sie geben auch keine so gute Hof-Leute ab, als wie jene: Und kurtz; sie kommen den Persischen Weisen viel näher als denen Egyptischen. Sie haben nie gewisse Örter gehabt, da sie ihre Wissenschafften trieben, sondern wie der eine hie, der andere dort einen Platz zu seinem Aufenthalt erwehlet, so stellet er auch allda seine Vorlesungen an. Von selbigen und ihren verschiedenen Secten ist vor erwähnter Herr Gröning in Biblioth. Jur. Gent. Exot. desgleichen der Artickel Gymnosophisten im XI Bande, p. 1514. u.ff. mit mehrern zusehen.  
  Es müssen aber hier die übrigen Asiaten, sonderlich die Juden und Hebräer nicht mit Stillschweigen übergangen werden. Gleichwie nun diese in Egypten erst anfiengen ein sonderlich Volck zu werden, da sie vorher nur in eintzeln Familien bestunden, daher selbige, als sie sich blos des Schäfer-Lebens befliessen, und noch keinen mit förmlichen Ceremonien versehenen Gottesdienst hatten, weil solcher, wie Justinus selber bekennet, erst von Mose angeordnet ward, der Studien auch nicht groß mögen geachtet haben. Allein als sie nachmahlen in Egypten kamen, führete sie der öfftere Umgang mit denen Egyptischen Priestern und Gelehrten dahin an, daß sie sich mit mehrern Fleiß auf selbige legten, wiewohl, ehe sie sich in Gelobten Lande recht einrichten können, ist kein gewisser Ort unter ihnen gewesen, auf welchen sie die guten Künste getrieben hätten.  
  Sie haben aber solches nach verrichteten Regiment zu thun nicht unterlassen und wie aus der Schrifft 2 Sam. XX, 19. zu ersehen, vornehmlich Abel dazu erwehlet, wie denn die allda gebrauchten Worte, da sie eine Mutter in Israel genennet wird, nicht füglich einen andern Verstand zulassen. Unter dem Salomon haben die sogenannten schönen Wissenschafften und darunter, wie ebenfalls aus der Schrifft 1. Kön. IV, 31. 32. erhellet, sonderlich die Poesie und Music in grösten Flor gestanden: Doch sind sie durch die nachfolgenden verwirrten Zeiten nicht wenig in Verfall gerathen.  
  Dieses stehet nicht zuleugnen, daß der Hebräer Philosophie dermassen berühmt war, daß auch die Heyden selbige zuerlernen sich die Lust ankommen liessen, wie denn Pythagoras und andere selbiger das meiste zu dancken hatten. Übrigens brechen wir jetzo davon ab, weil wir in einem besondern Abschnitte dieses Artickels von den Universitäten der Hebräer zu handeln uns vorbehalten.  
  Allein lange vor den Hebräern und wahrscheinlich gleich in den ersten Zeiten gab es in Canaan oder Palästina Leute, die die Wissenschafften lehrten, wie  
  {Sp. 1776}  
  dieses wiederum durch das Zeugniß der Schrifft bestärcket wird und in dem B. Richt. XV, 15. ausdrücklich zulesen: Daß Debir vor diesem oder vor vielen Jahrhunderten, Kiriath-Sepher oder die Schreiber-Stadt geheissen habe. Nun gehet der Ausleger Meynung abermahls einhellig dahin, daß hierdurch ein solcher Ort zuverstehen sey, der nach heutiger Mode eine Academie gewesen. Es kan auch wohl nicht anders seyn. Denn warum solte man ihn sonst diesen Nahmen gegeben haben, ob man gleich nicht zubestimmen vermag, welche Arten von Gelehrsamkeit allda eigentlich getrieben worden.  
  Letztlich seynd auch noch die Scythen nicht zurücke zu lassen, obgleich dieser ihr Nahme bey denen Völckern, die dessen wahre Bedeutung nicht wusten, sehr barbarisch klunge, deswegen sie auch eine solche Nation daraus machten, die von einiger Artigkeit und Geschicklichkeit nicht die mindeste Wissenschafft habe. Doch gleichwie selbiger eigentlich nichts anders als einen guten Schützen bemerckete; also muß man sich die Scythen nicht so einbilden, wie sie die Griechen und Römer beschrieben, die ohnedem aus eingebildeten Stoltz alle andere Völcker vor dumm hielten: sondern sie waren eben solche Menschen, die ihre gewisse Philosophos hatten, und bey denen es kluge und verschmitzte Köpffe genung gab, wie denn Plato vieles von ihnen erlernet hatte; daher gantz glaublich, daß gewisse Örter gewesen, wo sie die Weißheit nach denen bey ihnen eingeführten Grund-Sätzen gelehret.  
  Mit wenigen von den Arabern was beyzubringen, so ist unter denen Gelehrten ausgemacht, daß von gantz uralten Zeiten her bey denen die in glücklichen Arabien wohneten, die edleren Künste einen herrlichen Sitz gefunden, und bringet Conring in Supplement. … aus des Pinedä seinem Salomone bey, daß durch die Morgenländer, derer die Schrifft gedencket, daß Salomon weiser gewesen, als selbige, nicht die Chaldäer, als die den Juden hätten Abendländer heissen müssen, sondern nur gedachte Araber verstanden würden. So viel ist gewiß, daß sie jederzeit der Wissenschafften sich befliessen, auch von selbigen noch jetzo ziemlichen Staat machen: Und wird bey dem Porphyrio in vita Pythagorae ausdrücklich gedacht, daß er ihre Weisen besucht und gehört habe.  
  Lange Zeit darnach, als bisher erzehlte Völcker mit ihrer Weißheit bereits in grossen Ruhm gestanden hatten, fiengen die Griechen erst an, sich auch auf solche zulegen, wiewohl es anfangs ziemlich schlecht, damit bewand war, wie Conring Dissert. Acad. I. aus dem Thucidide beweiset. Es blieb auch in dergleichen Stande, bis auf die Zeiten des Platonis, der am ersten eine Academie anrichtete, unter dem dieser Nahme auch am ersten bekannt ward, wiewohl man die freyen Künste mehr auf Unkosten der Privat-Personen triebe, als daß die Obrigkeit einige Unkosten dazu solte hergeschossen haben.  
  Nachher wurde zwar, wie aus dem Diogene Laertio zu ersehen, zu Athen, eine eigene Schule angerichtet, allein die meisten Philosophi behalffen sich noch mit ihren Häusern, allwo sie lehreten, und andere unterwiesen. Jedoch zuletzt erlangte gemeldetes Athen einen so grossen Ruhm, daß allda jederzeit der gröste Zusammenfluß von gelehrten  
  {Sp. 1777|S. 904}  
  Leuten zu finden war, und die trefflichsten Männer sich in selbiger Stadt aufhielten, deren Gedächtniß noch bis diese Stunde in ihren übrig gebliebenen Schrifften blühet; denn eine grosse Menge derselben haben die ungütigen Zeiten uns entzogen, dergestalt, daß man von vielen ausser dem blossen Nahmen sonst wenig mehr zusagen weiß.  
  Gleichwie aber die Griechen innerhalb der Gräntzen ihres Vaterlandes sich nicht enthielten, sondern aller Orten in der damahls bekannten Welt sich niederliessen; also fanden sich auch deren viele in Egypten, dem uralten Sitz der Wissenschafften ein. Weil nun dieses durch die öfftere Kriege ziemlich herunter gekommen, und die alten Lehr-Plätze, deren oben erwehnet worden, meistens zerstört waren; die allda regierenden Könige aber, die aus des grossen Alexanders zerfallenen Monarchie dieses Reich wieder anrichteten, gröstentheils eine sonderbare Liebe vor die Studien bezeugeten, so ward ihnen zu Alexandria ein neuer Wohnplatz zugerichtet, solche auch mit einer vortrefflichen Bibliotheck versehen, zu deren Errichtung die Könige ihre Schätze reichlich aufthaten, und aus allen Enden der Erden, von raren Schrifften zusammen suchen liessen, was nur zubekommen war.  
  Gedachte Bibliotheck, die, wie Straboschreibet mit guten Recht eine Königliche Academie genennet werden konnte, war so unvergleichlich, und ihre Professores mit so überflüßigen Auskommen versehen, daß man billig zweiffelt, ob sie ihres gleichen in der Welt jemahls gehabt, oder annoch haben werde, wiewohl man dasjenige, was einige von der fast unbegreifflichen Bücher-Menge sagen, damit sie versehen gewesen seyn soll, in seinen Werth und Unwerth beruhen lässeßt: so viel ist gewiß, das ist eine der Zahlreichsten war, so die damahlige Welt kannte.  
  Hiernechst breiteten sich die Griechen mit ihren Wissenschafften sich auch in Italien aus, und brachten selbige nach Rom, welche Stadt vorher in ziemlicher Barbarey lebte, und von einer manierlichen Aufführung nicht viel wuste, indem sie ihre meiste Beschäfftigung sich mit den Waffen machte. Jedoch der Anfang war ebenfalls sehr schlecht: es wolte auch einige Zeit nicht recht damit fort, weil derer Römer kriegerische Gemüther denen stillen Musen nicht viel Gehör zugeben verlangten. Dieses währete mit verschiedenen Abwechselungen so fort, bis endlich die Republick ihre alte Gestalt ablegte, und sich in eine Monarchie verwandelte, da dann einige Kayser ihre milde Hand gegen die Gelehrten aufthaten, und sie mit einigen Unterhalt versorgeten, denn gar zu viele gaben sie ihnen auch nicht, wie alles dieses aus den Gellio … des Plutarchi seinen Quaestionibus Rom. und aus dem Svetonio Grammatico mit mehrern zu ersehen.  
  Nachdem nun die Römer von den Griechen solchergestalt klug gemacht worden, so fiengen sie an, die erlangten Wissenschafften auch denen unter ihre Regierung gebrachten Ländern mitzutheilen, derohalben sie an verschiedenen Orten ihres Reichs gute Schulen erbaueten, unter welchen die Berytiensische vor allen den Vorzug hatte, die aber vor dem 4ten Jahrhunderte nach Christi Geburth in denjenigen Ruf nicht kam, darinnen sie sich nachmahls befand. Selbige war unter denen Asiatischen, soweit das  
  {Sp. 1778}  
  Römische Gebiete gienge, die vornehmste, und wurden auf solcher meistens die Römischen Rechte getrieben. Der sonderbare Vorzug, den sie bey denen Constantinopolitanischen Käysern geführet, ist aus dem Corpore Juris civilis hin und wieder zu befinden, woraus zugleich vorherstehendes bestärcket wird, daß man nehmlich auf selbiger hauptsächlich die Rechtsgelehrsamkeit gelehret habe.  
  Nebst dieser stund auch die Constinopolitanische in Ansehen, die in noch besseres Aufnehmen gerieth, als der Kayserliche Sitz von Rom in gemeldete Stadt verleget ward. Man hatte in selbiger einen sonderlichen Hör-Saal errichtet, welches das Capitolium hiesse, dergleichen sich in Rom auch befande. Dessen nachdrückliche Begnadigungen und Vorzüge stehen in dem Codice Theodosiano … und Justinianeo … Allda waren viele Jahrhunderte hintereinander die berühmtesten Leute anzutreffen, dergestalt, daß sie sich mit allen andern in einen Wett-Streit einlassen kunten. Und obgleich nachher die vielen Kriege mit den Saracenen und Türcken ihr in etwas einigen Abbruch thaten, so fanden sich doch allemahl noch Gelehrte, die den alten Ruhm und Glantz nicht wolten nehmen lassen, sondern nach Möglichkeit zuerhalten sich befliessen.  
  In dem Palästinischen Cäsarien hatten die Römer ebenfalls gar eine ansehnliche Academie gestifftet, wiewohl es fast scheinet, als ob selbige erst in ein rechtes Aufnehmen gediehen, als die Christliche Religion zuwachsen anfieng: wenigstens ist aus den Worten Gregorii Nazianzeni, die er in der dem Gregorio Magno zu ehren gehaltenen Lobrede führet, nicht undeutlich zuschliessen, daß gedachter Basilius nebst dem Nazianzeno sie am meisten in Ansehen gebracht habe. Doch die grausamen Einfälle der Saracenen und Türcken in Orient und die Überschwemmung der entsetzlichen Menge der aus Deutschland eingebrochenen Völcker richteten alle im Ost- und Westlichen Römischen Reiche befindliche Academien völlig zu Grunde, dergestalt, daß von Zeit des 6 Jahrhunderts an bis in das siebende keine eintzige von alle denselben mehr zuhören war; sondern sie sahen sich völlig in ihren Ruinen begraben.  
  Man darf aber nicht meinen als ob die bisher erzehlten Völcker nur alleine auf gute Künste und Wissenschafften befliessen gewesen wären, die übrigen hingegen, sonderlich die Deutschen, wie das Vieh, gelebt hätten, wie einige Römische Schrifftsteller ihnen unbillig beymessen wollen, denen doch disfalls nicht in allen zutrauen. Es ist bekannt, daß die Scythen die Stamm-Väter aller Europäer seyn. Weil nun dieses grosse Volck, so unfreundlich als es seinen Nachtbaren auch ausgeschrien, dennoch von denen Studien kein Feind gewesen; so steht leicht zuerweisen, daß selbige unter denen von ihnen sich herleitenden Absprößlingen ebenfalls fortgepflantzt worden.  
  Vor allen aber waren bey diesen letztern die Druiden sehr gemein, welcher Cäsar … aus Engelland und der Insul, die jetzo Angelsey heisset, herleitet doch sagt er nicht, wie oder woher sie in selbige gekommen. Daß aber diese Druiden auch in Deutschland mögen bekannt gewesen seyn, wollen viele Umstände geben. Die Gallier sind ursprünglich  
  {Sp. 1779|S. 905}  
  Deutsche oder Celten, denn unter diesem General-Nahmen waren in den gar alten Zeiten aller Europäer begriffen, wie dieses der gelehrte Cluver in seiner Germania Antiqua und Rüdbek in der Atlantica Part. I. zur Genüge dargethan, wiewohl der letztere von denen Schweden wunderliche Principia hat, und was sonst denen Deutschen zukömmt, auf diese deuten will; solte denn nun so gar unwahrscheinlich fallen, wenn gedachter Druiden Aufkunfft in Deutschland selber gesetzt würde obgleich aus Mangel alter Urkunden nicht gewiß determinirt werden kan, an welchem Ort sie erstlich entstanden, und ob die Deutschen nicht gleich bey ihrer Herauskunfft aus Asien dergleichen Leute gehabt, die sich nachmahls immer weiter ausgebreitet.  
  Die Englischen hingegen können von den Griechen viele Principia eingezogen haben, angesehen ihre und des Pythagorä Meynung von Wanderung der Seelen ziemlich zusammen stimmet. Und weil der Cäsar am angezogenen Orte bloß von den Gallischen Druiden redet, von Deutschland aber gedencket, als ob es weder Priester noch Opffer gehabt, da doch aus dem Tacito und andern Scribenten gar ein anders erhellet; so ist daraus leichte der Schluß zu machen, wie viel auf diese seine Erzehlung dißfalls zufussen. Wäre Deutschland dem Schreiben und Aufzeichnen so wohl ergeben gewesen, und hätte, wie Tacitus sagt, nicht alles auf das blosse Auswendiglernen ankommen lassen, gewiß wir würden von selbigen gar andere Sachen zu lesen haben, als uns die Römer hinterlassen. Doch eben die sich offt selbst wiedersprechenden Nachrichten legen ein unverwerfliches Zeugniß an Tag, daß ihre Berichte nicht allemahl tüchtige Brücken sind, worauf der Historische Glaube kühnlich und sonder Gefahr sich wagen könnte.  
  Dem sey aber, wie ihm wolle, so waren die Druiden eigentlich Priester, die nach Aussage des Cäsaris L. VI. de Bell. Gallico neben dem Gottesdienste zugleich die Jugend unterrichteten. Von selbigen ist des Schurtzfleischii eigene Dissertation, wie auch was Gröning in Biblioth. Jur. Gent. … davon entworfen; ingleichen der Articul: Druiden, im VII Bande, p. 1485. u.ff. mehrers nachzuschlagen.  
  In Deutschland aber alleine stehen zubleiben, so hatte dieses Volck seine Priester und Barden, deren jene, gleichwie die Druiten bey denen Galliern nebst dem Gottesdienste auch die Sorge trugen, damit die Jugend in denen bey ihnen bekannten Wissenschafften unterwiesen würde, welche die Barden nebst denen Thaten der alten Deutschen Helden in Reime verfasseten, und solche die Knaben auswendig lernen liessen, so nach Taciti nur angeführten Berichte de Mor. Germ. Das eintzige Mittel war, etwas auf die Nachkommen zubringen. Denn daß sie von Buchstaben und Schreiben viel gehalten haben solten, will sich fast nicht finden. Und eben dieses ist die Ursache, warum so wenig zuverläßliches von der alten Deutschen ihren getriebenen Studien anzutreffen, in dem bey aufgehenden Christenthum diese Reime vergessen, und allmählig abgeschaffet worden.  
  Doch ist aus mehr erwehntem Tacito soviel zu ersehen, daß  
  {Sp. 1780}  
  sie eine andere Art zur Erlernung der Thaten ihrer Helden gehabt, und wieder eine andere zu der Philosophie, von denen aber ebenfalls aus Ermangelung zuverläßiger Urkunden nichts gewisses ist zu melden.  
  Dergleichen Amt, die Jugend zu unterrichten, pflegte sich auch das Frauenzimmer anzumassen, und wurden nur die Vornehmsten in den Priester-Stand genommen. Ja so gar die Prinzeßinnen bekleideten diese grosse Würde. Sie hiessen meistens, doch nicht alle, Aurinnien, welche scheinen eine sonderliche Secte gewesen zu seyn. Eine solche war die bey dem Tacito Hist. … vorkommende Velleda, von der aber und ihren Verrichtungen dieser Verfasser eine mit sehr viel vorgefaßten Meynungen angefüllte Beschreibung giebt. Und gleichwie die Männer die Knaben lehreten, also hatten diese die jungen Töchter der vornehmen Standes-Personen in ihrer Aufsicht und Unterricht, wie hier von Cluver l.c. Rüdbek Atlant. P. I. und der sehr gelehrte Verfertiger des Deutschen Arminii P. I. wie auch Rosse von den Gottesdiensten der Welt, weiter nachzuschlagen.  
  Nachdem nun gewiesen, daß das alte Deutschland der freyen Künste nicht unkundig gewesen, dabey man sich wohl bescheidet, daß sie keine solche Figur gemacht, oder so hoch getrieben worden als jetzo; so ist noch übrig zu untersuchen, wenn der Griechen und Römer ihre eigentlich dahin gebracht worden. Oben hat man gedacht, daß diejenigen Schulen, die zu der Römer und Constantinopolitanischen Kayser Zeiten berühmt gewesen, durch der Saracenen und Deutschen Einfälle gäntzlich zu Grunde gegangen. Nun richteten zwar jene in Asien und Africa hin und wieder etliche neue auf, aus denen auch viele vortreffliche Männer hervor, kamen, von denen man jetzo nur des Avincennä, Averroes und Elmacini gedencken will; es hatten auch die Juden verschiedene Schulen, aus denen gleichfalls berühmte Leute hervorsprosseten, als der Rabbi Maimonides, Rabbi Kimchi und andere; Jedoch hinderte zum Theil die Barbarische Lebens-Art der Völcker, unter denen solche sich befanden, daß sie nicht alle und jede Nationen besuchen kunten, zum Theil verdienten sie auch nicht rechte Academien genennet zu werden.  
  Gleichwie es aber in der Welt öffters geschicht, daß des einen Untergang, des andern sein Aufnehmen heißt; also war es mit denen freyen Künsten auch bewand. Denn nachdem sie aus ihren alten Sitzen vertrieben, so fiengen sie allmählig an, in denen damahlen entstehenden Klöstern sich neue zusuchen. Anfänglich gerieth es auch ziemlich gut, in dem die darinnen lebenden Mönche sich deren Beybehaltung bestens befliessen. Und um diese Zeiten, wie auch aus dergleichen Grunde begunte Teutschland ebenfalls aus seinem rauhen Leben sich allmählich herauszuwickeln, indem die angenommene Christliche Religion, und die hin und wieder erbaueten vielen Klöster, Stiffte, u. dergl. die Leute von ihrer alten ungezogenen Art abbrachten, und sie zu einer neuern und bessern angewöhnten; da denn die Mönche nicht unterliessen, sie in allerley guten Wissenschafften zu unterrichten. Dahero waren in selbigen Zeiten die Klöster auch rechte Werckstätte  
  {Sp. 1781|S. 906}  
  der Weißheit, welche Weise, wenn sie so unverletzt wäre beybehalten worden, endlich nicht würde zu verwerffen gewesen seyn.  
  Als aber die Geistlichkeit von ihrer ersten Reinigkeit abzuweichen begunte, sich auf die faule Seite legten, und nach weltlicher Herrschafft strebte, da lernte sie auch die Studia gar ärgerlich mißbrauchen und zu einem Nutzen zu machen, mit welchen sie die Layen, wie sie diejenigen, die ausser ihrem Stand lebten, zu nennen pflegte, meisterlich bezwingen, und sich ihnen unterwerffen könnte. Hiezu halff das empor gestiegene Pabstthum nicht wenig, welches viele der Seinigen dahin verleitete, daß sie die freyen Künste und guten Wissenschafften fahren liessen, und sich auf solche Dinge legten, dadurch sie eine geistliche Gewalt über die gantze Welt erlangen möchten.  
  Doch in eben dergleichen verwirrten Zustand ließ der Himmel auch wieder einige hellere Zeiten erscheinen, indem er verschiedene Leute erweckte, die die in denen finstern Klöstern bisher verborgen gelegenen Studia wiederum ans Tageslicht und zu ihrem rechten Gebrauch brachten. Hierzu kam noch, daß die anwachsende Macht der Türcken die gelehrten Griechen hin und wieder vertriebe, und sie ihre alte Sitze zu verlassen nöthigte, daher diese mit Hauffen sich nach Italien begaben, und allda zu denen noch heut florirenden Academien den Grund legten.  
  Zwar ist nicht zu leugnen, daß von Carl dem Grossen so wohl in Deutschland als in Franckreich hin und wieder Schulen errichtet worden, unter denen sonderlich die Parisische die älteste seyn soll; allein sie waren in der That nichts mehr als Klöster, und die Parisische selber kam in keine sonderliche Achtung, wie dieses beym Conring im 39. Supplemento zu sehen, da er zugleich Supplemento 46. anführet, daß vor dem 12 Jahrhundert auf solcher kein Doctor der Gottesgelahrheit gemacht worden. Die Deutschen hingegen verfielen in diejenige Mängel und Verderben, davon kurtz vorher erwehnet worden. Da nun im 12 Jahrhundert in Italien die Bononische berühmt zu werden begunte; so war solche gleichsam ein fruchtbarer Acker, der seine erzeugten Früchte weit und breit austheilete.  
  Wiewohl wir werden hier nicht von dem Anfange und der Abkunft jeder Academie insbesondere reden, weil solches in den besondern Artickeln von denen Ländern und Städten, wo sie befindlich, geschehen. Hier haben wir nur, obwohl kürtzlich, zeigen wollen, wie gute Künste und Wissenschafften, deren Haupt-Sitz die Universitäten sind, von denen Menschen nach der Sündflut jederzeit getrieben worden; dieselbige von einem Volcke zum andern gelanget, und in diesem Lande bald etwas verfinstert, in einem andern aber gar verdunckelt worden; da sie hingegen in einem andern neue Sitze erlangt, und sich in selbigen mit grösserer Zierde als anderwerts hervorgethan: darbey denn niemand wird in Abrede seyn können, daß die heutigen Academien sich in weit grössern Ansehen und Glantz als die alten befinden, man möchte denn die Egyptischen und Alexandrinischen ausnehmen wollen, obgleich auch dieses wahr, daß die vorigen zwar weniger Zierde und solche Einrichtung nicht aufzuweisen vermöchten, als wie die heutigen; man traf aber allda insgemein mehr gründliche Gelehrsamkeit an,  
  {Sp. 1782}  
  wolte auch nicht ein jeder von Studiren Profeßion machen, da hingegen heut zu Tage bey vielen nur superficielle Gelehrsamkeit zu seyn pfleget, und jedes Bauren- und Handwercksmanns Sohn (welches doch circa injuriam einiger Menschen gesaget, noch dies oder jenes Individuum insbesondere verstanden wird, als wowider man feyerlichst protestiret) sich aufs Studiren leget, und mit Gewalt ein Gelehrter heissen will, ob ihm gleich viel gesünder wäre, seines Vatern Profeßion erwählt zu haben. Kurtze Nachricht von denen Academien und Universitäten überhaupt, Cap. I.
     

vorhergehender Text  Artikelübersicht   Teil 2  Fortsetzung

HIS-Data 5028-49-1771-8-01: Zedler: Universität [1] HIS-Data Home
Stand: 12. Juli 2013 © Hans-Walter Pries