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Text |
Anmerkungen |
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(2) Die eigene Mittel zur Zufriedenheit. ¶ |
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Als
eigene
Mittel zur Zufriedenheit zu gelangen,
haben wir folgende drey angegeben: |
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1) Den rechten
Gebrauch der
Furcht und
Hoffnung; |
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2) Die Vergleichung des
Guten und
Bösen;
und |
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3) den Vorschmack der Seligkeit. |
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Wir wollen von jedem Mittel nunmehro
besonders handeln.¶ |
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(a) Der rechte Gebrauch der Furcht und
Hoffnung, als das erste eigene Mittel der
Zufriedenheit. ¶ |
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Die Furcht und
Hoffnung, wenn sie nicht recht
gebrauchet werden, sind eine sehr wichtige
Ursache der gestöhrten Zufriedenheit derer
Menschen, und der rechte Gebrauch derselben
beruhet auf so vielen, insgemein nicht bekannten
Regeln, dahero wir solche
Materie in etwas zu
erläutern uns bemühen werden. |
|
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Denn es ist die betrogene Hoffnung eine
Noth
darüber die
gantze
Welt klaget, niemand ist davon
ausgenommen, als diejenigen, welche ihr früher
Todt den Ausgang gehöneter Hoffnung nicht hat
erwarten lassen. Darum giebt es Leute, die
würcklich wünschen, lieber jung zu
sterben, als
alt
zu werden: Welche die- |
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{Sp. 1132}[1] |
[1] |
HIS-Data: korrigiert aus: 1032 |
|
|
jenigen sind, so in dieser Welt gar zu begierig
nach der
Glückseeligkeit streben. Denn nachdem
sie einen und den andern Ausgang vergeblicher
Hoffnung erlebet, so fürchten sie sich dergleichen
mehr zu erwarten, hefftiger, als vor dem Todte
selbst. |
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Hingegen ist die vergebliche
Furcht ein Elend
anderer, welche entweder aus
Mangel der
Überlegung, oder aus Verleitung ihrer
Gemüths-Art,
oder beyden sich immer mit
Vorstellung lauter
Angst
und Noth vergeblich quälen, da sie doch so wohl,
als andere Menschen zufrieden seyn könnten.¶ |
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Um nun das Elend der eiteln Furcht und
betrogenen Hoffnung zu vermeiden; muß man sich
den
vernünfftigen Gebrauch aller beyder anbefohlen
seyn lassen. Es bestehet aber derselbe
vornehmlich
in dreyen Puncten: |
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1) Daß, um zu sehen, was man fliehen oder
begehren könne und
solle, man die Lehre von
vernünfftigen Begehren sich wohl bekannt mache.
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Weil nun, was man fliehen oder begehren soll,
nehmlich
Sünde und
Tugend, uns von
GOtt
einigermassen in unsere
Gewalt gegeben ist, so
haben wir disfalls keine Regeln der Klugheit von
nöthen: Wenn ferner von denenjenigen, was man
fliehen oder begehren kan und darf, nicht so gleich
alles vernünfftig ist, zu fliehen oder zu begehren, so
bestehet |
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2) der rechte Gebrauch der Furcht und
Hoffnung darinnen, daß man
wisse, was man
fürchten oder hoffen solle. |
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Endlich
muß man |
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|
3) auch wissen, wie man sich im Fürchten
und Hoffen zu verhalten habe. ¶ |
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Es fragt sich aber allhier gleich
Anfangs: Was
man denn fürchten und hoffen soll?
Da denn mit
Versicherung der
Wahrheit zu
sagen:
Nehmlich |
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1) was (in Ansehung des
Verstandes)
wahrscheinlich ist, und (in Ansehung
des
Willens) uns an der Zufriedenheit dieses,
oder Seeligkeit des ewigen Lebens hindert,
dieses allein sollen wir fürchten:
Ferner, was
wahrscheinlich und ein Mittel der zeitlichen
Zufriedenheit, oder ewigen Seeligkeit ist, dieses
allein sollen wir hoffen. |
|
|
Wir sollen demnach nur
wahrscheinlich
Dinge fürchten und hoffen. Es
werden also gantz
gewisse Dinge
ausgeschlossen, weil sie niemahls ein Gegenstand
der Furcht und Hoffnung seyn können: Indem beyde
auf das Zukünfftige gehen, zukünfftige Dinge aber
alle
ungewiß sind. |
|
|
Ferner sollen wir auch blos
mögliche Dinge weder hoffen noch fürchten; bloß
mögliche Dinge aber sind, welche entweder gar
keine
Umstände vor sich haben, oder doch so viel
wider sich, als vor sich. Denn bey den blossen
Möglichkeiten kan eins und seyn Gegentheil so
leicht als das andere geschehen.
Z.E. Es ist
möglich, daß es morgen regne, und es ist eben
auch so möglich, daß es nicht regne. Weil uns nun
alle vernünfftige Furcht und Hoffnung zu Mitteln
antreiben soll; hier aber, weil beydes möglich ist,
keine vernünfftige können ergriffen werden: So
folget, daß bey blosser Möglichkeit keine Furcht und
Hoffnung Platz finde. |
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|
Es können aber deswegen
keine Mittel angewendet werden, weil sie auch, wie
die Möglichkeit, einander müsten entge- |
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{Sp. 1133|S. 580} |
|
|
gen seyn, folglich hübe
eines des andern seine
Kräffte auf, und die
Anwendung wäre gantz vergeblich. Z.E. wenn ich
bey der Möglichkeit des Regens mich wolte zu
Mitteln
bequemen, so müste ich zugleich pflantzen
und nicht pflantzen
wollen. |
|
|
Auch kan man deswegen
Möglichkeiten weder fürchten noch hoffen, weil sie
fast unendlich sind, und uns so viel würden zu thun
geben, daß wir die Mittel einer
wahrscheinlichen,
das ist
vernünfftigen Furcht und Hoffnung dabey
nicht abwarten könnten. Also zeiget uns nun die
Natur blosser Möglichkeit, das
gehoffete und
gefürchtete Möglichkeiten vergeblich sind. |
|
|
Aber auch die Natur der Furcht und Hoffnung
weiset es. Denn gehoffte Möglichkeiten quälen, weil
sie immer nicht erfolgen: gefürchtete sind
vergeblich, weil alle Furcht vergeblich ist, die keine
Mittel würcket. Es können aber keine gewürckt
werden, weil nach dem, was wie oben gesaget, die
Möglichkeit keine leidet. Ja endlich, wenn man das
wolte fürchten, was möglich ist, so könnte kein
Mensch in dieser Welt einen frohen Augenblick
geniessen.¶ |
|
|
Jedoch muß dieser
Satz, daß man keine
Möglichkeit weder fürchten noch hoffen solle, ein
wenig eingeschräncket werden: indem bey einigen
Umständen dennoch auch blosse Möglichkeit zu
fürchten und zu hoffen nicht
unrecht ist. |
|
|
Dieses wohl zu zeigen, müssen wir zuvor einen
Unterschied, welcher so wohl von der Möglichkeit
als Wahrscheinlichkeit gielt, angeben. Nehmlich wir
befinden, daß sowohl Möglichkeit als
Wahrscheinlichkeit in Ansehen derer Mittel, die
bisweilen in unserer
Gewalt und bisweilen nicht
sind, zweyerley ist, davon die eine, deren Mittel in
unserer Gewalt sind, die antreibende: die andere
aber die ruhende Möglichkeit oder
Wahrscheinlichkeit kan genennet werden. |
|
|
Weil wir nun hier nur von der Möglichkeit zu
reden haben, so soll man niemahls die ruhende
Möglichkeit fürchten, weil die Furcht keinen
andern vernünfftigen
Nutzen hat, als daß sie uns zu
den Mitteln aufmuntert; bey der ruhenden
Möglichkeit aber keine Mittel sind. Wenn aber die
Möglichkeit antreibend ist, so hat bisweilen eine
gantz geringe Furcht statt, wenn nehmlich das
gefürchtete
Übel sehr groß, das Mittel hingegen den
Übel vorzukommen, sehr gering ist. Denn, weil das,
was bloß möglich ist, dennoch geschehen kan, und
ein dergleichen Mittel fast vor gar nichts zu achten;
so ist es vernünfftig, alles Übel, wenn es auch gleich
nur möglich ist, durch so geringe Mittel
abzuhalten. |
|
|
Die nur gegebene Ursache aber scheinet uns
auch zu veranlassen, kleinern Übeln durch eben
dergleichen Mittel zu wehren, und nicht allein, wie
wir gedacht, denen grossen. Aber weil derer
kleinern endlich so viel werden, daß niemand im
Stande wäre, auch nur die geringsten Mittel
dargegen anzuwenden: und die Vernunfft nichts,
ausser was möglich ist, fordert: So ist die Furcht der
Möglichkeit nur bey denen grossen Übeln zu
gebrauchen.¶ |
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|
Bey der Hofnung sind mehr Begebenheiten, da
Möglichkeit zum Hoffen ist, unverwerflich.
Denn |
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1) ist sie vernünfftig, wenn das
Glück, so man
hof- |
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{Sp. 1134} |
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fet, sehr groß; das Mittel aber sehr geringe
ist. |
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|
Jetztgemeldete Möglichkeit gehöret unter die
Art, welche wir antreibend
genennet; es kan aber
auch eine ruhende Möglichkeit |
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|
2) eine untadelhaffte Hoffnung machen. |
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Denn die Hoffnung hat zwey Absichten, davon
die eine, nach welcher sie ein Mittel wider die
Unlust
dieses
Lebens ist, auch Platz findet, wenn die
Möglichkeit ruhend ist, woferne nur jemand so
treuhertzig seyn, und dergleichen Möglichkeit hoffen
kan. Denn sie kan Niemanden schaden, weil sie
nicht antreibend ist: Sie nutzet jedermann, weil sie
durch ihre beygefügte
Lust die Unlust dieses
Lebens versüsset. Sie
schadet Niemanden, denn,
wenn die gehoffte Möglichkeit nicht geschicht, kan
man nicht mehr
verlieren, als man zuvor in
Gedancken
gewonnen; und also verlieret man durch
die Hofnung der Möglichkeit dasjenige, was man
ohne sie auch nicht gehabt hätte, das ist, gar
nichts. |
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|
Wolte jemand sagen: So ist doch wenigstens
die Hofnung der ruhenden Möglichkeit
vergeblich gewesen;
nichts aber, was vergeblich
ist, ist vernünfftig. So antworten wir, daß sie einiger
massen doch nicht gantz vergeblich ist, und
dannenhero ist sie auch mehr ein Trost vor
unwissende, als vor kluge Leute. Aber weil doch
auch Möglichkeit bisweilen geschehen, und man
also in diesem Fall dasjenige, was man zuvor im
Gemüthe gewuchert hat, bisweilen erhalten kan, so
ist klar, daß die Hoffnung der blossen Möglichkeit
niemahls schaden; bisweilen, obwohl selten, nutzen
kan, und also weder vergeblich, noch
unvernünfftig
ist. |
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|
Auch ist die Hoffnung einer blossen
Möglichkeit |
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|
3) nicht
unrecht, wenn keine
wahrscheinliche,
sondern nur
mögliche Rettung vorhanden. Denn
alle Hoffnung, die uns an Vorkehrung gehöriger
Mittel nicht hindert, ist vernunfftmäßig; diese aber
kan deswegen nicht hindern, weil wir voraus setzen,
daß keine bessere zu haben.¶ |
|
|
Weil demnach das, was man
fürchten und
hoffen soll, weder
Gewißheit noch blosse
Möglichkeit ist, so bleibet nichts übrig, als
Wahrscheinlichkeit, nach welcher man seine
Hoffnung und Furcht so genau einrichten muß, daß
auch ohngefehr die Grade der Furcht und Hoffnung
mit denen Graden der Wahrscheinlichkeit
übereintreffen. Man muß aber deswegen nur was
wahrscheinlich ist, hoffen und fürchten,
weil |
|
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1) was gantz gewiß ist, gar nicht zu dem
fürchten oder hoffen gehöret, und, da so wohl
Hoffnung als Furcht uns zu Mitteln antreiben sollen,
man |
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|
2) bey der Wahrscheinlichkeit allein (ausser
denen oben von der Möglichkeit beniemmten
Fällen)
weiß, was man
thun
soll, sie auch |
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|
3) nicht so unzählich ist, wie die Möglichkeit,
folglich man nur bey derselben wissen kan, was vor
Mittel zu gebrauchen. |
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|
Und zwar da die Furcht keine andere Absicht
hat, als die Ergreiffung der Mittel, und bey der
ruhenden Wahrscheinlichkeit keine Mittel in des
Fürchtenden Gewalt sind; so folget, daß auch bey
der ruhenden Wahrscheinlichkeit die Furcht nicht
Platz finden, sondern alleine bey der antreibenden.
Hingegen wenn die Wahrscheinlichkeit antreibend
ist, so ist so viel Furcht, als wider die schädliche
Sicherheit dienet, allezeit
nützlich und
vernünfftig;
ein mehrers aber ist ebenfalls vergeb- |
|
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{Sp. 1135|S. 581} |
|
|
lich. Leute von grossem Muthe, so lange sie
ohne
Erfahrung sind, kommen offt deswegen in
grosse
Noth, weil sie allzuviel Sicherheit, und nicht
gnugsame Furcht haben. Auch ist die
Unerfahrenheit überhaupt die Ursache einer
allzukühnen Sicherheit: wiewohl, wo bisweilen die
Gefahr geringer ist, als sie scheinet, die Erfahrung
auch die Furcht vermindert, als im
Kriege. Dieser
Unterschied ist bey der Hoffnung nicht in Acht zu
nehmen, sondern man hoffet beyde
Wahrscheinlichkeit, nehmlich die antreibende,
damit man zu Ergreiffung derer Mittel ermuntert
werden; und die ruhende damit man die Lust der
Hoffnung geniessen möge.¶ |
|
|
Der
unterschiedene
Zustand derer Menschen
machet, daß bisweilen eine Wahrscheinlichkeit oder
Möglichkeit, in Ansehen des einen antreibend ist, in
Ansehen des andern ruhend. Dahero kan es leicht
geschehen, daß
z.E. unser
Todt, der Zustand der
Unsrigen nach unsern Tode, daß Wohlgerathen
unsrer Kinder, unser und ihr Auskommen bis ans
Ende, nachdem wir das unsrige gethan, zur
ruhenden Wahrscheinlichkeit oder Möglichkeit
gehören: also ist denn nicht allein in Ansehen
derselben alle Furcht vergeblich, sondern auch alle
Sorgfalt zu untersuchen, obgedachte Furcht nur
möglich oder auch wahrscheinlich, und wie sehr
wahrscheinlich sie sey, nichtig. |
|
|
Auch ist es einen vernünfftigen Menschen nicht
unanständig, daß er dergleichen zukünfftige Dinge,
nachdem er die Mittel, die in seinen
Vermögen
waren, vorgekehret,
GOtt
befehle, und das Beste
hoffe. Es muß aber dieses nicht eine faule Hoffnung
seyn, daß man GOtt Dinge befehle, wie viele
Menschen thun, welche er uns selbst, durch
Darreichung derer Mittel zu thun anbefohlen: Als
wenn man keinen
Fleiß wolte an die
Kinder-Zucht
wenden, und das Wohlgerathen derselben GOtt
befehlen.¶ |
|
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* * *¶ |
|
So haben wir demnach des obigen
Satzes
(Was wahrscheinlich ist, und uns an der
Zufriedenheit oder Seeligkeit des ewigen Lebens
hindert, dieses allein sollen wir
fürchten:
Ferner
was wahrscheinlich und ein Mittel der zeitlichen
Zufriedenheit oder ewigen Seeligkeit ist, dieses
alleine sollen wir hoffen) erste Einschränckung
von der Wahrscheinlichkeit erwiesen und
ausgeführet. Nun müssen wir auch noch die andere
Einschränckung kürtzlich erweisen, nehmlich, daß
wir nichts fürchten sollen, als was uns an der
Zufriedenheit dieses, und Seeligkeit des ewigen
Lebens hinderte. |
|
|
Da denn wohl zu
erinnern, daß wir durch das
Wort Zufriedenheit, so wohl die Zufriedenheit der
gantzen
menschlichen
Gesellschafft, als auch eines
jedweden insonderheit, so wohl bey der Furcht, als
bey der Hoffnung,
verstanden haben wollen. Denn
weil kein Mensch sein Glück höher bringen kan, als
daß er in diesem Leben Zufriedenheit, in jenem
Seeligkeit, erlange, so siehet er
billig alle andere
Dinge, die er zu begehren, oder zu fliehen hat, als
Mittel, oder Hindernisse der Zufriedenheit und
Seeligkeit an; jene hoffet er, diese fürchtet er. |
|
|
Nach der andern Einschränckung der Hoffnung
sollen wir gleichfalls nechst der Zufriedenheit und
Seeligkeit nichts hoffen, als was ein Mittel |
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{Sp. 1136} |
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|
zu einem oder dem andern ist. Der
Beweiß
darzu ist mit gehöriger
Veränderung einerley mit
vorigen. Wir verstehen aber durch Hindernisse und
Mittel, nicht allein die
unmittelbaren, sondern auch
die mittelbaren. Solchergestalt ist offt etwas eine
Hinderniß oder Mittel, so es bey der ersten
Betrachtung zu seyn im geringsten nicht schiene.
Dienet uns nun
Geld,
Ehre und
Lust zu unserer
Zufriedenheit oder Seeligkeit, so ist solches zu
begehren und zu hoffen, GOtt wohlgefällig: Hindert
es uns aber an einem von diesem, so haben wir uns
vor jeden von gemeldeten dreyen, als vor einem
wahrhafftigen
Übel und
Unglück zu fürchten, und
nicht so, wie insgemein die elende unwissende
Schaar pfleget, begierig darnach zu streben, und zu
rennen.¶ |
|
|
* * * * *¶ |
|
|
Aus besagten siehet man, was fürchten und zu
hoffen
vernünfftig sey; Nun aber muß auch erörtert
werden, wie solches geschehen solle. Man muß
nochmahls den
Unterschied zwischen der
antreibenden und ruhenden Möglichkeit und
Wahrscheinlichkeit im
Sinne behalten: Und sodann
wolten wir erst von der Hoffnung sagen. |
|
|
Wenn demnach die gehoffete Möglichkeit oder
Wahrscheinlichkeit antreibend ist, so soll man,
nachdem man gesehen, daß der Gegenstand der
Hoffnung, seine Richtigkeit hat, die
Mittel welche in
unsrer Gewalt sind, mit aller
Begierde und
Fleisse
ergreiffen: Jedoch sich hüten, die Begierde nicht
so anwachsen zu lassen, daß sie den Gebrauch
des Verstandes hindere:
und nachdem solches
geschehen, soll man die
Würckung
derer Mittel, so ferne solche nicht in unsrer Gewalt ist, mit gäntzlicher
Gelassenheit und Kaltsinnigkeit erwarten. |
|
|
Sobald aber die Würckung erfolget, muß man nicht in voriger Kaltsinnigkeit
verbleiben, sondern seine Begierde von neuen erwecken,
gedachter Würckung sich wohl zu bedienen, damit
uns nicht etwa dasjenige geschehe, was Cäsar vor
Zeiten am Pompejo verlachte, von dem er, als
dieser den Sieg wieder jenem erhalten, und solchen
nicht verfolget, hönisch sagte, Pompejus wuste den
Sieg nicht zu gebrauchen. |
|
|
Wenn hingegen die Möglichkeit und
Wahrscheinlichkeit ruhend ist, so muß man sich vor
vergeblicher Begierde der Mittel hüten; und also
sich gleich, bey Betrachtung des Ausganges, der
Gelassenheit bedienen: Wenn aber das gehoffte
erfolgen soll, muß man sich wie im vorigen, aus der
Gelassenheit wiederum zur Munterkeit wenden,
und das erlangete, als ein Mittel der Zufriedenheit
und
Glückseligkeit zu gebrauchen, nicht
versäumen. |
|
|
Als ich wünschte, daß die Irrungen zwischen
Rußland und Schweden noch dieses
Jahr
abgethan, und nicht etwan bis in das künfftige
verschoben werden mögten. Ich, als eine Privat-Person kan dabey nichts thun; darum ist die
Wahrscheinlichkeit, daß es dieses Jahr werde
geschehen, vor mich von der Art der ruhenden:
folglich wäre es eine Thorheit, sich deswegen zu
quälen, man kan es vielmehr in Gelassenheit
hoffen, und doch dabey aufmercksam verbleiben,
daß, wenn es erfolgen solte, man es so gleich wisse
zu gebrauchen.¶ |
|
|
{Sp. 1137|S. 582} |
|
|
Es mag nun aber beydes antreibend oder
ruhend seyn, so muß man sich allezeit hüten, daß
man das gehoffte niemahls vor das eintzige
Mittel halte,
und in Ansehen der Furcht, kein Übel
vor eine Unglückseligkeit. Denn es kan zwar wohl
einige und die andere Sache, so wir hoffen, ein
eintziges Mittel zu einem andern Mittel, oder einer
Eitelkeit seyn; aber das kan sich nicht zutragen,
daß es ein eintziges Mittel unsrer Zufriedenheit
oder Seeligkeit sey:
und wenn ja eines dergleichen
solte gefunden werden, so ist es gewiß ein solches,
das von keiner menschlichen
Macht kan gehindert
werden, und darüber man sich keinen Kummer
machen darff. |
|
|
Was aber hier von eintzigen Mitteln gesaget
wird, muß von eintzeln
Dingen
verstanden werden,
und nicht von den
Arten, als welche unser
Verstand
machet, wenn er viel eintzele zusammen nimmt,
und sie mit einander, sich als eines
vorstellet: als
alle Menschen zusammen, als eine Art, (genus)
welche von andern Arten, z.E. der unvernünfftigen
Thiere
unterschieden.
Denn wer dieses thäte, und sagte, das eintzige Mittel der Zufriedenheit sey der
rechte Gebrauch der Vernunfft, könnte sich zwar einbilden, daß dadurch unser
obiger
Satz
falsch
werde; allein ein solcher hätte vielleicht nicht
bedacht, daß, wenn man
zählet, (als eins, oder
eintzig, zwey und mehr), es dem Leser nicht
frey stehe, die gedachten Dinge überhaupt zu
nehmen, und aus vielen eintzeln, eine Art zu
machen: denn sonst möchte die
Zahl groß oder
kleine seyn, so könnte man sich allezeit auf diese
Art verwandeln.¶ |
|
|
Also hat die Zufriedenheit soviel
Mittel als
Kräffte in der
Welt sind:
Denn ein jedes davon kan
etwas zu derselben beytragen. Die Mittel der
Seligkeit hindert nichts als
eigener Unglaube;
Darum, wenn wir von weltlichen Dingen auch auf
eine vernünfftige Art, etwas hoffen, sollen wir das
gehoffete niemahls, als das eintzige Mittel der
Zufriedenheit und Seligkeit ansehen: Denn es ist
niemahls. |
|
|
Dahero entstehet eben viel elender Jammer
derer Menschen, die sich einbilden, daß sie müssen
das gehoffete haben, z.E. dieses
Hauß, diesen
Garten, diese Person zur
Ehe, und wenn ihnen nun,
daß ohnedem den Leuten, die solches
meynen,
feindselige
Glück, dergleichen Besitzung versagt, so
kan ihnen freylich hernach nicht anders zu Muthe
seyn, als ob sie dadurch wo nicht die Seeligkeit,
doch wenigstens alle zeitliche Zufriedenheit
verlohren hätten. Denn wer das eintzige Mittel
einer
Sache nicht erlanget, der erlanget auch die
Sache selbst nicht. |
|
|
Eben so muß man auch die Furcht zu
regieren
wissen: daß man nichts in dieser Welt als ein
wahres
Übel oder Unglückseligkeit ansehe; Weil
dergleichen nur in der Verdammniß, und in dieser
Welt gar nicht zu finden ist. Thut man das
Gegentheil, so kan es nicht fehlen, wenn uns das
gefürchtete überfället, daß wir mit der grössesten
Entsetzung geängstigt werden. Denn dasjenige,
was uns vorstehet, meynen wir, daß es ein grösser
Übel sey, als jemahls eins in der
Natur mag
gefunden werden. So fürchten viel Menschen
vergeblich den
Todt,
Armuth, Gefängniß,
Verachtung.¶ |
|
|
{Sp. 1138} |
|
|
Es ist aber zum rechten Gebrauch vernünfftiger
Hoffnung, noch folgendes absonderlich vor
mächtige und
reiche Leute merckwürdig, daß sie
durch ihr
Geld und Macht sich nicht der
Lust der
Hoffnung, über welche nichts in dieser Welt ist
(indem die Hoffnung, wenn sie nicht mit gar zuviel
Furcht verknüpfft ist,
angenehmer, als der Genuß
selbst befunden wird) berauben. |
|
|
Dieses aber geschicht gar offt, durch
allzufrühen Genuß aller Annehmlichkeiten; dadurch sie machen,
daß, wenn sie das
männliche
Alter erlanget, offt keine Lust mehr übrig ist, die sie
nicht schon genossen, und durch deren Hoffnung
sie ihr
Gemüth ermuntern könnten: darauf dann ein
betrübtes und
verdrüßliches
Leben folget. Denn
man muß mit dem Zucker der Hoffnung sparsam
umgehen, damit er in unserm
gantzen Leben, die
Bitterkeit desselben zu versüssen, zureichen
möge. |
|
|
Andere denen es an Geld und Macht fehlet,
können sich nicht so leicht, in allzufrühzeitigen und
geschäfftigen Genuß der Lüste und Verschwendung
der Annehmlichkeit der Hoffnung, übereilen. |
|
|
Diejenigen welche
Glückseligkeit in dieser Welt
suchen,
irren am meisten darinne. Denn die
Begierde derselben veranlasset sie darzu, daß sie
nicht so lange, als der Genuß Annehmlichkeit giebt,
bey demselben verharren; sondern so bald sie
mercken, daß sie nicht Glückseligkeit gefunden,
forteilen, und dieselben in einem andern Genusse
suchen. |
|
|
Nun weiß man wohl, daß man in einer
Stunde
mehr kosten, als man in einem gantzen Jahre essen
oder trincken kan: darum werden unsre Koster der
Glückseligkeit so bald fertig; daß sie offt bey noch
jungen Jahren wenig Hoffnung mehr haben. Also
wird ihnen das Leben verdrüßlich, und wünschen
sich den Tod. Denn die vorigen Lüste zu
wiederholen ist ihr Werck nicht, weil sie
Glückseligkeit suchen, und sich wohl
erinnern, daß
sie bey dem ehemahligen Kosten solche nicht
gefunden. |
|
|
Jedoch, weil das Leben offt ziemlich lange
dauret, können auch wohl andere, die nicht eben
Glückseligkeit suchen, sich übereilen, wenn sie die
Annehmlichkeiten nicht so lange geniessen, bis
sie gäntzlich aufhören, sondern da sie noch lieblich
waren, schon zu andern eilen. Als, man
kauffte sich
einen Garten, nach einem Jahre ist man dessen
Lust schon ziemlich überdrüßig: so kauft man sich
dann ein
Gut, man vergnügt sich mit dem Fisch-
und Vogelfang, Jagd und dergleichen, in einem oder
mehr Jahren nimmt die Lust auch schon ziemlich
ab: man kaufft ein ander Gut, dabey man sich noch
mehr Lust verspricht: in diesen allen erfordert der
vernünfftige Gebrauch der Hoffnung, daß man so
lange an sich halte, das Gut zu kauffen, als uns die
Garten- oder andre Lust noch einiger massen
angenehm ist: denn der wichtigen Arten der Lust,
welche eine Privat-Person erlangen kan, sind
offt weniger, als der Jahre des Lebens. ¶ |
|
|
Zu der
Frage, wie man hoffen und fürchten
solle,
gehöret wohl ohne
Zweiffel auch noch der
rechte Gebrauch der Mittel, welche man, das
gefürchtete zu vermeiden und das gehoffete zu
erlangen, abzuwenden hat. Darum müssen wir
diese so wohl zur Hoffnung als Furcht gehörige |
|
|
{Sp. 1139|S. 583} |
|
|
Lehre mit beybringen. Es müssen aber zu
diesem Zweck unterschiedene Mittel nicht mit
einander vermischet werden. Denn es giebt Mittel,
die im blossen Enthalten bestehen, als wenn ich
hoffe in ein gewiß
Collegium zu kommen, und mich
deswegen enthalte, wider dasselbe etwas, welches
ich sonst zu thun nicht unbefugt wäre, zu
versuchen; oder wenn ich fürchte, es möchte in
einer
Zusammenkunfft Ungelegenheit setzen, und
mich enthalte, in dieselbe zu kommen: Diese Mittel
wollen wir deswegen Enthaltungs-Mittel nennen.
Die diesen entgegen gesetzte können thätige
Mittel genennet werden, als welche nicht im
Enthalten, sondern im
Thun bestehen.¶ |
|
|
Derer thätigen Mittel kan man 3-4
Arten
beniehmen. Etliche bestehen in einer unwerthen
Bewegung des
Leibes: als daß man ein
Wort
redet,
eine Hand beweget, einen Fuß fortsetzet, welches
deswegen Bewegungs-Mittel genennet werden.
Denn weil dergleichen Bewegungen in denen
meisten Begebenheiten, uns an keinen Mittel der
Zufriedenheit oder Seeligkeit hindern, so sind sie
billig vor unwerth zu halten; solten sie uns aber
daran hindern, so sind sie zugedachten
Bewegungs-Mitteln nicht zu rechnen. |
|
|
Etliche bestehen in einem Werth, das ist, sie
sind entweder selbst
Geld, oder Geldes werth; sie
werden deswegen billig Werth-Mittel genennet, und
sind unterschieden: Einige verzehren sich und
vergehen im
Gebrauch gar, als Geld, Bier, Brod
u.d.g. Einige zum
Theil, als ein Messer, ein
Haus,
ein Kleid: Einige gar nicht, als ein Glaß, daraus
man trincket, ein Gewicht an einer Uhr, und
dergleichen. Etliche sind
Noth-Mittel, da man
dasjenige anwendet, was allen Werth übertrifft, als
Leben, Gesundheit,
Ehre. |
|
|
Bey denen Werth-Mitteln ist noch zu
gedencken, daß einige nicht allein nach ihrem
eigenen Werth, sondern auch nach dem Werth der
Sache, welche man, wenn sie nicht angewendet
worden wären, durch sie erlangen können, müssen
geschätzet werden; als ein Geld, das man
anwenden muß, zum Proceß wider einen andern,
und dadurch man verhindert wird, seine
Nahrung
fortzutreiben, wird billig nicht nur nach seinen
Werth, sondern auch nach dem, was uns an der
Nahrung abgehet, geschätzet: Diese Mittel könnte
man, wenn man eines
Kunst-Worts benöthiget
wäre, Raube-Mittel nennen.¶ |
|
|
Der rechte Gebrauch dieser Mittel bestehet
darinne: Enthaltungs-Mittel wendet man allezeit
an, nicht allein bey
wahrscheinlicher Furcht oder
Hoffnung, sondern auch bey
möglicher; woferne nur
das Gegentheil der Enthaltung nicht etwa mehr
austrägt, als das, was wir durch die Enthaltung
gedencken zu erlangen. Also bleibt man aus einer
Gesellschafft oder
Versammlung billig weg, wenn
man besorget, daß ein
verdrüßlicher Mensch, der
sich in selbiger befindet, uns möchte Ungelegenheit
machen: Wenn aber auch zugleich einer, der ein
Beförderer unsers
Glücks seyn könnte, daselbst
zugegen wäre, von dem mehr
gutes zu hoffen, als
von dem andern
böses zu fürchten wäre, so
müsse
man in dergleichen Begebenheit, wenn andre
Umstände gleich wären, auch sich nicht des Ent-
|
|
|
{Sp. 1140} |
|
|
haltungs-Mittels so gar bedienen; sondern bey
der Versammlung sich mit einfinden. |
|
|
Von denen Bewegungs-Mitteln, wenn sie in
obiger Einschränckung genommen werden, ist ein
gleiches, wegen ihres Unwerths zu bejahen,
nehmlich, daß man sie auch besagter massen
allezeit anwende, woferne nicht etwa die Enthaltung
ein mehrers austrägt, oder
schadet, als die
Bewegung.
Z.E. es ist ein schlechtes, ein Wort zu
dem
Vortheil seines Freundes zu reden; wenn man
aber durch selbiges einen
Mächtigen
beleidigen,
und sich dadurch mehr schaden, als seinem
Freunde nutzen solte, so ist das Enthaltungs-Mittel besser, als das Bewegungs-Mittel. |
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Von den Noth-Mitteln können wir den
vernünfftigen Gebrauch nicht eher zeigen, bis wir
(weil sie diejenigen sind, so allen Werth übertreffen)
worinne die
Natur des Werths bestehe,
dargethan. Wenn wir nun nur nach der
Nahmen-Beschreibung den Werth
erklären
wolten, so käme
es etwa aufs Geld an, als in welchen der Werth
aller Dinge steckt
(pretium eminens) allein wir
müssen zu unsern Vorhaben nicht allein den
Nahmen, sondern auch die Sache selbst,
verstehen. |
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Der Werth eines Dinges ist demnach nichts
anders, als das
Vermögen, so es hat, uns einen
Theil der Zufriedenheit, Freundschafft oder
Seligkeit, zu verschaffen. Darum sind Zufriedenheit,
Freundschafft und Seligkeit, weil sie der
Zweck, und
kein Mittel, der Werth hingegen eine
Eigenschafft
derer Mittel ist, schlechterdings unschätzbar. |
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Da man aber nach der Eitelkeit der Menschen,
allen Werth nach dem Gelde rechnet, so werden
auch diejenigen Mittel der Zufriedenheit,
Freundschafft und Seligkeit, die sonst nach ihrer
Krafft gedachte Absichten zu befördern, vor sich
allerdings ihren Werth haben, und aber durch Geld
nicht können erhalten werden, als
Tugend,
Wahrheit,
Leben, Gesundheit,
Ehre,
vor
unschätzbar gehalten: die übrigen welche man um
Geld haben kan, wohin auch einige
Thaten derer
Menschen zu
zählen, heissen deswegen schätzbare
Mittel, weil sie nach den Gebrauch derer Menschen,
um ein gewisses Geld zu erlangen sind. |
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Gedachte Mittel werden Noth-Mittel genennet,
weil sie nicht, wie andre, ohne Noth gebrauchet
werden; und haben zwar in Ansehen des Geldes,
keinen Werth, sondern sind unschätzbar, doch
können sie als Mittel der Zufriedenheit und
übrigen Absichten allerdings geschätzet werden.
Also weil Wahrheit und Tugend zu der Zufriedenheit
scheinen ein gleiches beyzutragen, indem sie mit
gleicher Krafft nicht allein zu der Zufriedenheit eines
jeden insonderheit, sondern auch der gesammten
menschlichen Gesellschafft, dienen, so wird ihr
Werth billig vor gleich gehalten. Weil aber die Ehre
nur ein Mittel ist, andern Menschen zu dienen,
indem man sich selbst allen Dienst der
Zufriedenheit und Seligkeit, auch ohne Ehre,
erweisen kan, so ist ihr Werth ohne
Zweiffel
geringer als der Wahrheit und Tugend. |
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Und dieses ist der eine
Grund diese sonst
unschätzbaren Dinge zu vergleichen: sie können
aber auch, ausser dem, nach der
Wahrscheinlichkeit geschätzet werden.
Dannenhero wenn zwey unschätzbare Güter
gleichen Werth haben, als Wahrheit und Tugend,
oder |
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{Sp. 1141|S. 584} |
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eines sein eigen Mittel wird, als wenn man, mit
Gefahr des Lebens, sein Leben erhalten soll, so
wird dasjenige des andern Mittel, welches weniger
Wahrscheinlichkeit vor sich hat: als, wenn ich in
Feuers-Gefahr bin, darinnen ich höchst
wahrscheinlich mein Leben werde einbüssen
müssen, und kan mich durch einen Sprung retten,
darbey nur etwas weniger wahrscheinliche Gefahr
des Lebens ist, so kan ich ohne von jemand mit
Vernunfft getadelt zu werden, die Rettung meines
Lebens durch den Sprung versuchen.¶ |
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Die gröste Schwierigkeit vom rechten Gebrauch
der Furcht und Hoffnung, befindet man bey den
Werth-Mitteln. Denn jedermann siehet wohl, daß
ihr Werth nach dem Werth desjenigen, was man
fürchtet oder hoffet, muß geschätzet werden. Und
diese Schätzung ists, welche die Schwierigkeit
machet. Es möchte sich noch leichte thun lassen,
wenn nur allein der Werth des gefürchteten und
gehoffeten mit dem Werth derer Mittel zu
vergleichen wäre; aber der Werth der Furcht und
Hoffnung muß nicht allein vor sich, sondern auch
nach der Wahrscheinlichkeit geschätzet
werden. |
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Denn das grösseste Übel hat keinen Werth
in Ansehen der Furcht, wenn es gar nicht
wahrscheinlich; gleichwie auch ein grosses
Gut
keinen hat, in Ansehen der Hoffnung.
Also würde
derjenige billig nicht vor klug gehalten werden, der
hier in
Leipzig nicht wolte auf der
Erden wohnen,
wegen einer befürchteten Wasserfluth, ob diese
schon zwar ein sehr grosses
Übel ist: oder ein
andrer wolte im
Walde herumgehen, und suchen,
ob nicht etwa vor
Zeiten jemand eine Brau-Pfanne
voll
Geld dahin verstecket hätte, welches Geld,
wenn es wohl angewendet wird, man allerdings vor
ein grosses Gut halten müste. |
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Hingegen fürchtet man billig auch ein klein
Übel, und kehret Mittel vor, wenn es
wahrscheinlich ist, und eben auf diese Art hoffet
man auch ein kleines Gut.
Also hebt man eine
Schüssel vom Kohl-Feuer weg, wenn es
wahrscheinlich ist, daß sie schmeltzen möchte,
obwohl wenn es geschehen solte, es eben vor kein
Unglück zu achten wäre.¶ |
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Diese Vergleichung, nach der Rechnungs
gäntzlicher Richtigkeit, auszumachen, wird kein
Verständiger verlangen: indem bekannt, daß in
Sachen der Sitten-Lehre, solche Zahlen-Richtigkeit
nicht zu haben sey. Es bleibet noch Schwierigkeit
genug, wenn gedachte Vergleichung nur ohngefehr,
jedoch richtig, und nach der
Wahrheit,
soll gehoben
werden. |
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Wir
wollen versuchen, ob wir folgender massen
uns können auf die Spuhr der Wahrheit finden: Es
ist wohl unstreitig, daß alle Werth-Mittel, die im
Gebrauch gäntzlich, oder zum Theil, verzehret
werden, müssen wenigstens etwas geringern Werth
haben, als das gefürchtete oder gehoffete, wieder
welches, oder zu welchen, sie angewendet werden.
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Es ist aber nicht eben das
gantze, was
man mit
Händen und Füssen, oder andern Gliedern des
Leibes braucht, das nechste Mittel, sondern offt nur
etwas davon: als z.E. nicht das gantze Messer,
sondern nur dessen Spitze, oder Schärffe, und weil
auch dieses etwas seine Grade hat, so werden zu
mancher Absicht desselben nur einer oder zwey, zu
andern mehr, |
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{Sp. 1142} |
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erfordert. Allermassen es ein plumper
Irrthum
wäre, zu
glauben, daß man mit einem Messer, ohne
daß es einen Grad seiner Schärffe
verlöhre, ein
eintziges Stücke Brodt abschneiden könne. |
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Von denen übrigen Mitteln, welche im
Gebrauch gar nicht abgenutzet werden, ist hier die
Rede nicht, weil deren Werth in Gebrauch nicht
betrachtet wird, und ohne Bedencken, gebrauchet
werden.¶ |
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Die Lehre von der moralischen Schätzung
desto bequemer
vorzutragen, wollen wir das
gefürchtete und gehoffte zusammen, die Hoffnung
nennen: Denn wenn wir das gefürchtete nicht wollen
uns zum Leibe lassen, so hoffen wir es abzuhalten.
Und weil bey denen Werth-Mitteln allezeit eine
Furcht ist, daß die Mittel möchten vergeblich
angewendet, und der Werth verlohren werden, so
wollen wir diesen Kummer die Furcht nennen, so können wir nun
sagen, die gantze
moralische
Schätzung kömmt auf eine
vernünfftige
Vergleichung besagter Furcht und Hoffnung
an. |
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Wobey vor allen Dingen zu mercken, daß umb
in dieser Vergleichung sich nicht zu irren, man den
Werth des Mittels vor allen Dingen müsse von dem
Werth des gehofften, oder gefürchteten, abziehen:
Als das Mittel wäre, 5, das gehoffte 12, so heist 5
die Furcht, aber 12 nicht die Hoffnung, sondern nur
7, als welche nach Abzug der 5 übrig bleibet. Denn
weil das Mittel 5 aufgewendet wird, so kan man,
wenn alles gut gehet, nicht mehr als 7
gewinnen. |
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Besagte Furcht und Hoffnung müssen allezeit
auf zweyerley Art verglichen werden |
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(1) nach dem Werth |
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(2) nach der Wahrscheinlichkeit. |
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Als die Furcht die beym Mittel ist, ist 5: Die
Hoffnung 10: nach Abzug, gedachter massen bleibt
5: Also ist hier der Werth der Furcht und Hoffnung
einander gleich. Wäre nun die Hoffnung
mittelmäßig wahrscheinlich, so wäre auch in
Ansehen der Wahrscheinlichkeit, Furcht und
Hoffnung einander gleich; wäre aber die Hoffnung
höchst wahrscheinlich, so wäre die Furcht gantz
unwahrscheinlich, und sie also beyde einander
dennoch ungleich. |
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Zwar kan man die Grade der
Wahrscheinlichkeit nicht so genau
wissen, wie die
Grade des Werths, welche allenfalls nach dem
Gelde können geschätzet werden. Denn den
Anfang der Wahrscheinlichkeit können wir gar
richtig ausmachen, nehmlich es sind allemahl zwey
eintreffende
Umstände, welchen keine andere
entgegen sind: aber den höchsten Grad derselben
können wir mit keiner
Zahl benennen, jedoch
sagen,
daß wo alle Umstände eintreffen, die höchste
Wahrscheinlichkeit vorhanden sey. |
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Weil aber diese alle, so wohl 100 und mehr, als
3 und weniger, nach Beschaffenheit der
Sache,
seyn können, so ist
gewiß, daß das
Gemüth etwas
sicherer wagt, wo die höchste
Wahrscheinlichkeit auf hundert beruhet, als wo
sie nur auf dreye
gegründet ist.
Darum solte nun
jemand sagen, welche höchste Wahrscheinlichkeit
das Gemüth vernünfftig in Bewegung setzen
könnte: nehmlich ob zehen oder zwantzig, oder
mehr Umstände erfodert würden.¶ |
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Wenn das Gemüth von denen Umständen der
Wahrscheinlichkeit in Bewegung gesetzet wird, so
nennet man dieselbe sodann, moralische Gewiß-
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{Sp. 1143|S. 585} |
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heit (certidutinem moralem) und von dieser ist
eben die
Frage. Allein die
Gemüths-Neigung derer
Menschen machen offt moralische Gewißheit, wo
keine ist, und vertreiben sie, wo sie vor sich Platz
finden würde. Darum ist die Frage von der
vernünfftigen moralischen Gewißheit. So viel
möchte endlich davon können ausgemachet
werden, daß wo die gröste Wahrscheinlichkeit
auf nicht mehr als drey bis vier Umständen
bestehe, keine moralische Gewißheit sey:
Weil
diese kleine Zahl ein
Zeichen, daß man nicht
gnugsame
Erfahrung von der Sache habe. |
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Die mittlere Wahrscheinlichkeit kömmt darauf
an, daß einige Umstände denen andern zuwider
sind. Denn wenn z.E. die Sache in allen 30
Umstände zeiget, davon 15 mit der
Wahrscheinlichkeit übereintreffen 15 nicht, so ist es
nur eine mittelmäßige Wahrscheinlichkeit von
15 Grad. |
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Hätte nun ein
Gedancke gar keine Umstände
vor sich, keine wider sich, so wäre es eine blosse
Möglichkeit, jedoch würde auch, eine, die eben so
viel Umstände vor sich, als wider sich hätte, weil sie
einander aufheben, dahin zu rechnen seyn. |
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Wie nun Furcht und Hoffnung auf beyde Art,
so wohl in Ansehen des Werths, als der
Wahrscheinlichkeit, gleich, so solte ein solches
Mittel nicht angewendet werden. Als die Furcht wäre
5, die Hoffnung 10, und nach Abzug 5, beyderseits
ein gleicher Werth: die Wahrscheinlichkeit
mittelmäßig, das ist, die Furcht wäre so groß, als die
Hoffnung. Denn weil jedweder deßwegen Mittel
anwendet, daß er sich
verbessern will, so ist 5 mit
Verlust 5
gewonnen, keine
Verbesserung folglich
eine vergebliche
That. Nach dem
Zustand der
Wahrscheinlichkeit muß man hier glauben, daß er
so offt
verlieren, als gewinnen werde. Hat er nun
das erste Mahl gewonnen, das andere verlohren, so
bleibet ihm gerade nichts übrig. |
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Wenn sich aber nur eine Ungleichheit
entweder des Werths, oder der Wahrscheinlichkeit
findet, so ist es vernünfftig, das Mittel anzuwenden.
Als die Furcht wäre 5, die Hoffnung 10, die
Wahrscheinlichkeit der Hoffnung moralische
Gewißheit, so würde das Mittel 5 ohne Bedencken
angewendet; weil, wenn auch die Hoffnung dieses
mahl fehl schlagen solte, so muß sie doch ein
anderesmahl offt eintreffen: Dadurch denn vielfältig
der ehemahls erlittene Schaden ersetzet wird. |
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Gedachte Ungleichheit ist allein von der
Hoffnung zu
verstehen, wenn auf diese nehmlich
das meiste von dem Werthe fällt. Denn wenn im
Gegentheil die Hoffnung solte 5 seyn, die Furcht 10,
so wohl in Ansehung der Wahrscheinlichkeit, als
des Werths, oder eines von beyden, so wäre gar
nichts zu
thun, sondern man müste das widrige mit
Gedult erwarten, und des gehoffeten sich
entschlagen. Denn also wäre die Hoffnung kleiner,
oder unwahrscheinlicher, als die Furcht, das Mittel
zu verlieren: jedermann
muß aber nach dem
handeln was mehr wahrscheinlich ist, und Nutzen
bringet. |
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Solte nun beyde Ungleichheit der Hoffnung, so
wohl des grössern Werths, als der grössern
Wahrscheinlichkeit, zusammen kommen, so wäre
das Mittel desto eher zu ergreiffen. |
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Von der mittelmäßigen Wahrscheinlichkeit,
ist noch folgendes zu bedencken. Weil ihre |
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{Sp. 1144} |
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Furcht und Hoffnung einander gleich ist, so hat
man zu vermuthen, daß, wann sich
Glück und
Unglück nicht beymischet, man einmahl um das
andere seinen
Zweck erhalten werde. Man hat
demnach beym ersten mahle nicht mehr
Ursache zu
glauben, daß man gewinnen, als daß man verlieren
werde; jedoch vermuthet man nicht
unrecht, daß
das andere mahl das Gegentheil sich zeigen
werde: darum wer hier wagt, wagt nicht, wie im
vorigen, nur auf einmahl, sondern so gleich
wenigstens auf zweymahl, und also muß auch
Furcht und Hoffnung, sobald im Anfange auf
zweymahligen Versuch, verglichen werden. |
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Dannenhero muß die Hoffnung ohngefehr
dreymahl so seyn, als die Furcht: nehmlich wenn
die Furcht fünf ist, so muß die Hoffnung funfzehen
seyn. Denn fünfe wird, wenn ich auch gleich das
andre mahl meinen Zweck erhalte, zweymahl
verlohren: also ist die Furcht gleich beym Einlassen,
zehen. Nun muß aber Furcht und Hoffnung
wenigstens gleich seyn: indem es nicht
vernunfftmäßig wäre, bey gleicher
Wahrscheinlichkeit, ein mehrers zu wagen, als man
zu hoffen hat. Darum muß hier die Hoffnung mehr
als 10, z.E. 15, bis 20 seyn: wer auf weniger
eingehet, wagt freventlich, und wenn das Glücke
seinen Frevel nicht hinaus führet, so büsset er
gewiß ein. |
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Wie sehr man im gantzen menschlichen Leben,
im Spielen, und Verfolgung anderer Eitelkeiten,
wider bisher gezeigte
Regeln anstosse, wird ein
jeder leicht sehen, der solche recht zu verstehen,
sich bemühet: Er wird zugleich auch bemercken,
wie fast alle Menschen, durch den tollen
Gebrauch der Furcht und Hoffnung sich
vergebliche
Noth machen, und ihre eigene Zufriedenheit hindern. Denn der Mensch kan fast
nicht eine
Stunde in der
Welt
leben, das ihm nicht
etwas zu fürchten oder zu hoffen vorfalle, dabey er
seine Ruhe und Zufriedenheit so wohl erhalten, als
seine Unruhe befördern kan. Wir werden daher in
dem folgenden Abschnitte auch von der
Vergleichung der Furcht und Hoffnung, nehmlich
der Furcht des
Bösen, das uns zu
Leibe will, davon
wir bishero nicht
geredet, handeln. |
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