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Beschreibung des Türckisch-Kayserlichen Pallasts.¶ |
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Der Pallast, in welchem der Sultan mit seiner |
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{Sp. 1679|S. 853} |
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Familie
wohnet, wird das Seraglio
genennet. Es wurde dasselbe von Solyman II.
erbauet, und zwar
in der schönsten
Gegend von Constantinopel,
an dem Ende der
Stadt gegen den
Canal des schwartzen Meers
zu. Dieser Pallast hat viele Thore, wovon nur eines offen stehet, welches aber von
sehr vielen Capigis oder Soldaten von der Leibgarde unter einem von den 10 Bassas,
welche in dem Seraglio commandiren, bewachet wird. Einige Azamoglans, welche der
abgefallenen Griechen-Kinder sind, halten des
Nachts auf den Thürmen
Schildwacht. |
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Auf der
See-Seite sind
unterschiedliche Feldstücke, um alle
Schiffe abzuhalten,
welche sich etwan zu den Mauren nahen dürfften. Der Sultan schöpft dann und wann
frische
Lufft in einem Zimmer,
welches er in einem Thurme gegen Asien zu bauen lassen. Es sind auch daselbst
unterschiedliche Chosques oder Ercker auf den Höhen, aus welchen man einen sehr
lustigen Prospect hat. |
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Etwas weiter unten auf der See-Seite ist ein
Hafen vor die Galiotten,
Caics oder Brigantinen, des Groß-Sultans, wenn er sich auf dem
Wasser erlustigen
will. |
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Es sind alda drey grosse
Höfe, in welche das Volck
gehen darf; da ihnen hingegen die andern versperret sind. In dem ersten ist das
Zimmer der Azamoglans auf der einen Seite, und das Krancken-Haus der Sclaven des
Seraglio auf der andern. Der andere Hof ist voller Cypressen-Bäume; die Flügel sind
wie bedeckte Spatzier-Gänge gebauet, worinnen man die Küche des Seraglio, des Groß-
Sultans Ställe, und das Divan findet. Die Casna oder
Schatzkammer ist
gleichfals in diesem Hofe. |
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Auf der Seite findet man die Oda, oder die
Cammer vor die
Ichoglans, welches die jungen
Knaben sind, so zum
Tribut pflegen
gegeben, und zum
Dienst des Groß-
Sultans aufbehalten zu werden. Eben in diesem Hofe ist auch die Childaroda, die mit
allerhand Kostbarkeiten angefüllet ist, sonderlich mit denen Geschencken der
Abgesandten. Diese ist mit dicken Mauren umgeben, auch mit einer eisernen Thüre
verwahret, und hat
wenig Fenster, welche mit eisernen Gittern vermacht sind. Die Casna ist auswendig mit
des Groß-Sultans Siegel versiegelt. |
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In dem dritten Hofe ist ein grosser Saal, auf welchem der Groß-Sultan den fremden
Gesandten Audienz ertheilet, an welchem man sehr viele Pracht und Kostbarkeit siehet.
Über dieses ist daselbst das Zimmer der Odaliques oder Sclavinnen welche der Sultan
zu seiner
Lust hält. Was darinnen
vorgehet kan man nicht
erfahren,
ohne allein durch einen von denen Kämmerlingen des Seraglio, oder durch eine
Weibsperson,
welche wegen
übeln Verhaltens daraus
verjagt, oder von dar an einen Bassa verheyrathet worden |
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Das
Volck geht sehr
selten in des Sultans Zimmer, und zwar nicht eher, als wenn er abwesend ist; so groß
ist ihre Ehrerbietigkeit, nicht allein gegen seine
Person, sondern
auch gegen alle
Dinge, deren er
sich bedienet. Dieses Gemach geht auf einen grossen Hof, welcher über und über mit
sehr feinen Marmor gepflastert, und mit mosaischer Arbeit, auch sehr vielen Fontainen
gezieret ist. Das Zimmer des alten privat Divan ist |
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{Sp. 1680} |
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morgenwärts gebauet, mit
Pfeilern unterstützt, und mit einem
See umgeben, welcher rings
umher 30 Fontainen formiret. Es ist eine kleine Brigantine oder Kahn auf diesem See,
alwo der Groß-Sultan sich bisweilen mit seinen Stummen und
Stocknarren belustiget. |
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Die Mauren des Zimmers, worinnen der Groß-Sultan liegt, sind mit feinen Porcellan
gezieret, und mit schönen Blumen geschmückt. Das Bette hat insgemein die
Form eines Römischen
Pavillon von göldenen Zeuge. Das Spanbette und die Pfeiler sind von Silber, und alles
übrige gleichfals sehr kostbar. Im
Winter werden kostbare
Peltzwercke auf und unter das Bette geleget. Die Seiten sind mit Persianischen
Tapeten, so mit Golde unterwürckt, bedecket. |
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Der Sultan liegt in einem kleinen Turban; und wenn er allein schläft, so halten
drey von seinen Aufwärtern Schildwacht, einer bey der Thür, die andern beyde aber
nahe bey seinem Bette, um auf das geringste
Zeichen bereit
zu seyn, und ihm die Kleider anzulegen, wenn es die
Noth erfordern
solte. Nahe dabey ist das
Zimmer, worinnen er sich im Pfeilschiessen
übet. Die Türcken zeigen
die Merckmahle seiner Schüsse mit eben so grosser Ehrerbietigkeit, als die
Christen mit ihren
kostbaren Reliquien
thun. In dem¶ |
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Seraglio des
Frauenzimmers.¶ |
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werden die
vornehmsten Hof Dames,
an der
Zahl 3000 erhalten. Einige
davon sind junge Damen, welche
unterwiesen
und
auferzogen
werden; andere sind
ansehnliche
Matronen, welche die Aufsicht haben, und noch andere sind Sclavinnen, welche ihnen
aufwarten. Man findet alhier
Weibspersonen
aus den meisten
Ländern, die vor den
Sultan eingeschickt werden. Die Tartarn senden die auserlesensten Weibspersonen, die
sie gefangen bekommen, hieher; und wenn in einem eroberten Lande eine
ausserordentliche schöne und sonderlich begabte
Person gefunden
wird, so wird sie dem Sultan vorbehalten; wenn sie
anfängt
alt und unangenehm
zu werden, so wird sie in das alte Seraglio gethan. |
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Diejenigen, welche in dem Seraglio sind, werden alle vor Türcken gehalten, sie
mögen sonst vor eine
Religion haben, welche
sie
wollen. Dazu
wird nichts anders erfodert, als dieses, daß sie einen Finger aufheben, und schreyen:
Lo Allach. Mohammedresoul Allah. Es ist nur ein Gott, und Mahomet sein Prophete. |
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Wenn sie in das Seraglio kommen, werden sie von einem alten
Weibe angenommen,
welche Checaja Chedun, das ist, die Frauenzimmer
Regentin genennet
wird. Sie
wohnen gantz abgesondert
in diesen Zimmern, und haben allezeit ihre alte Matronen um sich, welche sie niemals
aus dem Gesichte lassen. Sie haben ihre Bäder, ihre feine Gärten, und ihre
Lehrmeisterinnen,
welche sie die
Sprache und
einige
künstliche
Arbeit zu ihrer
Ergötzlichkeit lehren. |
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Der Sultan ergötzet sich mit keinen andern, als mit denen, welche die Checaja
Chedun ihm präsentiret. Sie lässet sie vor ihm tantzen, auf Instrumenten spielen, und
sonst alle andere Dinge thun, die sie am besten verstehen Wenn er von ihnen weggehet,
wirfft er sein Schnupfftuch derjenigen zu, die ihm am besten gefällt, die ihm denn
gebracht werden muß. Des
Morgens, wenn er
aufstehet, überlässet er das |
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{Sp. 1681|S. 854} |
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Kleid, so er angehabt, nebst allem
Gelde im
Beutel seiner
Beyschläfferin; und
wenn er sie seiner
Liebe würdig achtet, giebt
er ihr noch herrlichere Geschencke.¶ |
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Sultanin, Printzen und Printzeßinnen:¶ |
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Diejenige, welche das
Glücke hat schwanger zu
werden, wird mit dem
Titul
Assechi Sultane, das ist, Sultanin Königin, beehret, welcher ihr hernach bestätiget
wird, wenn sie einen Printzen zur
Welt
bringet; ist es aber eine
Tochter, so
wird sie nur schlechtweg Sultanin genennet. Jedoch werden ihnen besondere Zimmer
eingeräumet, nebst allen andern
Nothwendigkeiten; und ihre Töchter werden an die
vornehmsten Bachas
vermählet, welche eine so grosse Ehrerbietigkeit gegen sie tragen, daß sie sich vor
unwürdig halten, sich ihrer zu bedienen. Sie tragen allezeit einen mit Perlen
versetzten Dolch, als ein
Zeichen ihrer
Autorität. |
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Die Sultaninnen sind eyfersichtig über einander, und es will immer eine den
Vorzug über der
andern haben. Äusserlich aber stellen sie sich
gantz freundlich gegen
einander an. Wenn ein Printz, welchen eine Sultanin zur Welt gebracht,
verstorben, so
wird sie wieder eine schlechte Sultanin, und tritt eine andere, die nach ihr einen
Printzen
gebohren, an deren Stelle.
Vor diesem wurden die Sultaninnen mit
Solennitäten vermählet, und solche Ceremonie in
Gegenwart des
Muffti
verrichtet. Allein dieser
Gebrauch ist anjetzo
gantz abgeschafft, um die
jährlichen
Einkünffte der 500000
Zequins zu ersparen, welche ihnen Selim I zueignete, ihren
Staat zu
erhalten. |
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Der Chislar Agasi, das Haupt der sogenannten schwartzen Verschnittenen bewacht
die Thüren der Groß Sultanin mit 30 seiner Mohren. Die Sultaninnen gehen niemahls
aus, ohne allein, wenn der Groß-Sultan sie mit sich spatzieren führet, wobey man aber
sie nicht zu sehen bekommt, indem auf den Gassen, durch welche gefahren wird, die
Fenster mit Tüchern behangen werden müssen. Wenn sie den
Hof auf einer langen
Reise
begleiten, so sitzen sie in gantz zugemachten Kutschen, daß niemand, ausser ihren
schwartzen Verschnittenen, sie sehen kan. |
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Die alten Matronen
untersuchen alles, was vor sie gebracht wird. Der
geringste Fehler kan sie in das alte Seraglio bringen. Wenn sie der Zauberey oder
sonst eines grossen Verbrechens überzeugt worden, werden sie in einen Sack genähet
und in die
See geschmissen. |
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Es halten sich in dem Seraglio des Groß-Sultans Muhmen, Schwestern und
Töchter auf,
welche nach ihrem
Range daselbst
unterhalten werden. Die Sultaninnen brauchen zu ihrer Aufwartung junge Mohrinnen. Es
dürffen keine Mannspersonen in ihr Gemach gehen, ohne allein solche
Bediente, welche
wegen ihres
Amts dahin kommen
müssen. Denn es darf auch
nicht einmahl der Leib-Medicus, ohne des Sultans Erlaubniß, eine von den Sultaninnen
besuchen; und wenn er solches thut, so nehmen alle andere einen Abtritt, da er denn
durch die schwartzen Verschnittenen in der Patientin ihr Gemach geführet wird, welche
daselbst gantz bedeckt liegt, bis auf einen kleinen
Theil ihres
Arms, alwo er den Puls
anfühlet. Ist es die grosse |
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{Sp. 1682} |
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oder eine andere Sultanin, so hat sie ihre Hand und Arm mit einer feinen Decke
verhüllet, damit der
Artzt ihre Haut
nicht berühren
möge, welcher sich
alsobald wieder fortmacht, wenn er ihr die Artzney-Mittel, so er ihr vor dienlich
hält, vorgeschrieben hat. |
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Die jungen Printzen werden, wenn sie eine
Mutter haben,
von den Wärterinnen, Rintracciate genannt, ausserhalb dem Seraglio
erzogen: hat
aber der Sultan unterschiedliche, die er liebt, so werden sie in besondern Zimmern
aufgebracht; da denn eine jegliche Mutter ihre
eigene
Kinder in acht
nimmt. |
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Des Sultans Töchter werden auch mit grosse Sorafalt erzogen; jedoch nicht so, wie
die jungen Printzen, welche einen Chozza, oder
Lehrmeister haben,
der sie von dem fünften
Jahre an bis in das eilffte
unterrichtet. Dieser wird zu
gewissen
Stunden durch zwey
schwartze Verschnittene in ein besonder Gemach geführet, muß sich auch nach
verrichteter Lection gleich wieder fort machen wobey
genau auf ihn acht gegeben wird, daß er ja kein
Frauenzimmer
zu sehen bekomme. |
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Vorzeiten wurde derjenige Printz, welchen man vor den Cron-Erben hielt, wenn er
schon ziemlich groß war, nach dem
Gesetze
beschnitten, und wenn der
regierende
Fürst
es vor
gut ansahe, bekam er
Erlaubniß aus dem Seraglio zu gehen, da ihm denn ein
Haus eingeräumet, und
einer von den
vornehmsten
Verschnittenen, welchen man Sala Pacha
nannte, zu seinem
Hofmeister, wie auch eine
ziemliche Anzahl
Diener aus dem Seraglio zu
seinem Gefolge gegeben wurden. Hierauf bekam er von dem Groß Sultan von den
Sultaninnen, und von den Bachas grosse Präsente, und wurde nach Magnesia, einer
Stadt in Asien,
gebracht alwo er residirte. Jedoch war der Gouverneur
verbunden,
auf sein Verfahren acht zu haben, und alles genau zu berichten. |
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Die andre Printzen, denen man das
Leben schenckte,
bekamen auch ihre Apanagen, und wurden mit getreuen Leuten versehen, um sie in ihren
gebührenden
Schrancken zu
erhalten, und zu verhindern, damit sie nicht etwan mit solchen
Personen, welche
sie zu allerhand
Unordnungen anreitzen
möchten, Gemeinschafft hielten. Es wurden aber diese Printzen deswegen lieber in
Asien als in
Europa geschickt,
damit sie desto weiter von den
Christen entfernet seyn
möchten. Allein anjetzo haben die Türcken diese alte
Gewohnheit
abgeschafft, so, daß die Printzen allezeit in dem Seraglio unter des
Vaters
Zucht gehalten werden. Es
sind auch daselbst 7 oder 800¶ |
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Azamoglans,¶ |
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welche von dem 12
Jahre an bis in das 30
erzogen
werden. Diese sind
Söhne der
abgefallenen
Christen, und die Zinß-
Kinder, welche in den
Provintzen des
Ottomannischen Reichs aufgebracht werden. Der Bostangi Bassa oder Ober-Gärtner hat
die Aufsicht über sie, wenn sie erwachsen, und braucht sie zu solchen
Geschäfften, wozu
sie sich am besten schicken. Sie sind allezeit bereit; und vollziehen des Groß-
Sultans Todes-Urtheile, an den vornehmsten Bassen. |
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Nach der ersten
Verordnung
sollen die Janitscharen, Azamoglans und Agalares lauter
Christen seyn;
unlängst |
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{Sp. 1683|S. 855} |
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aber sind auch Türcken mit darunter genommen worden. Diese junge Leute stehen
unter der
Regierung der
weissen Verschnittenen, welche sie sehr strenge
erziehen, und
ihnen von ihrer Kindheit an die Einbildung machen, daß nichts so
rühmlich sey, als des Groß-
Sultans
Befehlen zu
gehorchen, auch daß sie, woferne sie durch seine Hand oder Befehle
sterben,
unfehlbar selig werden. |
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Diese
falsche Maximen haben bey
einigen Türcken so viel gefruchtet, daß
verschiedene
ansehnliche
Bassen gewesen, welche sich vor
unglücklich
gehalten, wofern sie nicht ihr
Leben durch die
Hand oder auf
Befehl des Sultans
haben beschliessen, und also, ihrer Einbildung nach, sich der
Ehre des Paradieses
würdig machen können. Sie werden
anfänglich in
Schreiben,
Lesen und Erlernung der Türckischen Sprache
unterrichtet. Von dar kommen sie in eine andere
Schule,
worinnen sie
gantze fünf
Jahr im Bogenschiessen,
Ringen und Wettlauffen unterrichtet werden. Hierauf werden sie in die dritte Schule
gebracht, darinnen sie sich nicht allein in den obigen Exercitien noch fester setzen,
sondern auch im Reuten und Voltigiren
unterwiesen
werden. |
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Ausser diesen erlernen sie noch andere Dinge, zu des Groß-Sultans Dienst, als
barbiren, Turbans und Kleider machen, Falcken und Jagd-Hunde abrichten, Bogen und
Pfeile zubereiten, damit sie
Cammerdiener,
Bereuter und dergleichen abgeben können. Wenn sie nun unterschiedliche Proben
abgeleget, daß sie ihre
Religion gantz
vergessen haben, und in der Mahometanischen beständig beharren, werden sie zu
Ehren-Ämtern
befördert. |
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Diejenigen, welche um den Sultan sind, können zu allerhand
Ämtern kommen. Alsdenn
werden sie von neuem in ein grosses
Buch verzeichnet, und
ihnen zum
Dienst des Groß-
Sultans ein
gewisses Amt gegeben.
Ihre Besoldung wird bis auf 40 Aspers den
Tag vermehret, und werden
ihnen seidene Kleider gegeben, und nachdem sie es
verdienen, von Brocad.
Sie führen einen gantz verschornen
Kopf, nur daß
sie an den Schläffen, um die Ohren zu bedecken, ein paar Zipffel wachsen lassen,
welches ein
Zeichen ist,
daß sie zum Dienste des Sultans gewiedmet sind. |
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Die vornehmsten Hof-Bedienungen, wozu sie gezogen werden, sind |
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- Selictar Aga, welcher des Groß-Sultans Degen trägt;
- Rohodar Agar, welcher
den Jamberluco trägt;
- Giepptar Aga, oder der Ober-Aufseher über die Laqueyen;
- Matarangi Aga, welcher das Gefäß mit Wasser trägt;
- Dulbert
Aga, welcher den Turban trägt;
- Chiamachir Aga, welcher über allerhand Zeuge die
Aufsicht hat;
- Cesnigir Bassi oder Groß-Hofmeister;
- Dogangi Baßi, oder Ober-
Falckenier;
- Busanangi Baßi oder Cammer-Präsident;
- Ternargi Baßi, der dem Groß-Sultan
die Nägel abschneidet;
- Berber Baßi, oder obrister Barbirer;
- Fellach Baßi, der den
Groß-Sultan badet;
- Leschierigi Baßi, der Secretarius.
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Aus diesen Hofbedienten nimmt der Groß-Sultan seine Beglerbegs in Griechenland
und Natolien, Agaes der Janitscharen, Obristen von den Spahis, Gouverneurs von den
Provintzen des
Reichs
u.d.g. auch werden die Abgesandten und Chiausen, welche vormahls den
Fürsten
von der Wallachey, Moldau und Siebenbürgen, die Be- |
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{Sp. 1684} |
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stätigung ihrer Fürstenthümer brachten, von diesen Azamoglans genommen. Allein
anjetzo werden die Capigis Bassas, welche mehrentheils der Sultaninnen
Söhne sind, zu
solchen
Geschäfften
gebraucht. |
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Sie kommen nicht eher aus dem Serail, als bis sie zum wenigsten 30
Jahr alt sind, und weil sie,
so lange sie sich darinnen aufhalten, gantz beschoren sind, so kommen sie nicht eher
heraus, bis sie ihren Bart haben wachsen lassen, welches bey den Türcken ein
Zeichen von der
Reiffe des
Verstandes
ist. Wenn sie aus dem Serail gehen, thut ihnen der Groß-Vezier grosse
Ehre an. Er schickt
ihnen seinen Checara entgegen, welcher sie in seinen Pallast führt. Nach diesem
fangen sie ihre eigene
Haushaltung an, und
bekommen von den Sultans und Bachas
ansehnliche
Geschencke. Wenn sie aber einmahl aus dem Serail sind, ist ihnen nicht weiter
vergönnet
dahin zu kommen, es sey denn auf
Befehl des Groß-
Sultans. Das¶ |
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alte Seraglio.¶ |
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welches mit sehr hohen Mauren umgeben, ist wegen seiner
Gebäude, Fontainen und
Bäder
ansehnlich. Der
Groß-Sultan hat ein aufgeputztes Zimmer darinne, wohin er kömmt, wenn er eine Groß-
Sultanin besuchet, welche sich nach dem
Tode ihres Gemahls darein
begiebt. Dieses Seraglio wurde von Mahomet III in einem von den besten
Theilen der
Stadt
erbauet. Es hat
nur ein Thor, so von Verschnittenen
verwahret wird. Es
dürffen keine
Mannspersonen hinein
gehen, ohne allein diejenigen, welche Proviant hinein bringen, sich aber darinnen
nicht verweilen, noch einige
Weibspersonen
zu sehen bekommen. |
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Dasjenige
Frauenzimmer,
welches aus dem andern Seraglio von dem Sultan verstossen worden, oder
alt wird, oder durch
ein sonderbares Verbrechen seine
Gnade
verlohren hat, wird
hieher geschickt unter einer alten Matrone, die sie mit sehr grosser Strenge
regieret. Die
Groß- und andere Sultaninnen haben ihre besondere Zimmer, und halten mit den
geringern Weibspersonen keine Gemeinschafft. Diese letztere werden so
übel versorgt, daß es ihnen
bisweilen an
nothdürfftigen
Unterhalt mangelt; dahero fürchten sie sich vor nichts mehr als vor diesem
Seraglio. |
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Jedoch haben sie hierbey noch diesen einigen Trost, daß es ihnen frey stehet zu
heyrathen. Die Verschnittenen sind ihre Unterhändler, und versorgen sie mit
Männern. Ihre Mitgabe
ist nichts mehr, als was sie zur
Zeit ihres
Wohlstandes ersparet, und aufgehoben haben, welches sie zu verbergen pflegen, damit
es ihnen nicht genommen werden möge. |
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Es sind bey den Türcken weisse und schwartze¶ |
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Verschnittene¶ |
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in dem Seraglio. Die Weissen bewachen des Sultans Thür; und die Schwartzen das
inwendige Seraglio der Weibspersonen. Der ansehnlichste unter allen ist Capi Aga, das
Haupt von allen weissen Verschnittenen. Der andere ist Casnadar Baßi, der Groß-
Schatzmeister. Der
dritte Chilergi Baßi, welcher von dem ausgelegten
Gelde die
Rechnung führt. Der vierte ist |
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{Sp. 1685|S. 856} |
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Serrai Agasi, der Hüter und Aufseher des Seraglio. Diese viere, welche insgemein
ziemlich bey
Jahren sind, stehen in
grossem
Ansehen,
insonderheit der erste, als welcher
ohnmittelbar
von dem Groß-Sultan
dependirt; wie denn auch
alle Suppliquen, welche bey
Hofe eingegeben
werden, durch seine Hand gehen, er auch das
Amt eines obristen
Cammerdieners
verrichtet. |
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Er folgt dem Groß-Sultan nach, wo er hingehet, und begleitet ihn bis an die Thüre
des
Frauenzimmers. Er bekommt des
Tags über 10. Soltanins,
und kan über dieses noch vielmehr Geld machen, weil alles, was in oder ausserhalb dem
Seraglio geschicht, durch seine Hand gehet, und er dannenhero grosse Geschencke
bekommt. |
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Der Casnadar, welcher die Aufsicht über den Casna oder die
Schatz Cammer
führet, hat einen Schlüssel, und der Sultan gleichfals einen. Müssen sie wegen
einiger
nöthiger Staats-
Angelegenheit eine Summe
Geldes oder
sonst etwas kostbares daraus nehmen, so geschicht solches nur mit dem Beding, es
wiederum hinein zu legen. Denn der Schatzmeister hält ein accurates Register über
alles, was in diese Schatz-Cammer hinein gethan, oder von dar heraus genommen
wird. |
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Der Chilergi Baßi hat die Aufsicht über alle Cron-Zierrathen, güldene und seidene
Zeuge, kostbare Zobel, mit Edelgesteinen reich versetzte Sebel, Ambra, Muscur,
Balsam, Bezoar, Terra sigillata, über die Gefässe von Agath, Türckis, Jaspis und
andere kostbare Edelgesteine. Er hat
täglich 1000. Apers
einzunehmen, welches sich auf 100. Cronen beläuft. |
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Es ist daselbst noch ein ander Zimmer, der Fiscus genannt, wohin sie alle
Güter und
Schätze legen, die sie den
Bassen nehmen, welche auf des Groß-Sultan
Befehl stranguliret
werden, woferne nicht diese etwa vor ihrem
Tode ihre
Güter und
Sachen einer
Moschee vermachen. |
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Der Sarrai Agasi ist Aufseher von dem Seraglio, woraus er niemahls gehet, wenn
der Groß-Sultan abwesend ist. Wegen seines hohen
Alters hat er
Erlaubniß in die
Stadt zu reuten, und
bekommt täglich acht Cronen zu seinem Unterhalt, ohne was er sonst vor Profit machen
kan. |
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Diese vier
Bediente tragen
Turbans, und weil sie stets um des Groß-Sultans
Person seyn
müssen, so sind sie in
grossem
Ansehen. Es sind
ohngefehr 100. Verschnittene in dem Seraglio, welche bisweilen zu grossen Bedienungen
gezogen werden, als, daß man sie zu Bassas von Cairo, zu Gouverneurs von den
Provintzen und
zu Veziers macht; weil sie auch den
Ruhm haben, daß sie sehr
getreu sind, wird ihnen das Geld und Frauenzimmer anvertrauet. |
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Die schwartzen Verschnittenen, welche den Sultaninnen dienen, kommen von Cairo,
und werden von einer
gewissen Blume oder
Edelgesteine benennet, so daß einer Demant, der andere Perle, Coralle, Rose und so
fort geheissen wird. Die Schwartzen
reden bisweilen
mit dem Groß-Sultan, wenn sie ihm eine Bothschafft von seiner Favoritin bringen. Sie
gehen niemahls aus dem Seraglio ohne ausdrückliche Erlaubniß der Groß-Sultanin. Die
Weissen dürffen nicht in das Frauenzimmer kommen, sondern ein jeglicher von ihnen
verrichtet sein besonderes Amt. |
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