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Text |
Quellenangaben |
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Türckische Geistliche und Orden. ¶ |
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Der Muffti ist der Türcken obrister Priester, und hat grosse Autorität, wird aber nach des Groß-
Sultans Belieben ein- und abgesetzt. Bey seiner Installirung beschencket ihn der Kayser mit einem mit
Zobel gefütterten Caftan, und stecket ihm ein mit 1000 Ducaten gefülltes Schnupf-Tuch mit eigener
Hand in den Busen. |
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Er hat
täglich eine Besoldung von 2000 Aspers.
Er darf so viel
Weiber nehmen als er
will. Die gemeinen Leute
tragen eine so grosse Ehrerbietigkeit gegen ihn, daß sie glauben, er wüsse die grösten Geheimnisse
ihres Gesetzes, und nennen ihn dahero den
Geist, welcher der
Religion das Leben giebt. Seine
Urtheile halten sie eben so hoch, als den Alcoran selbst, so, daß die
Richter seinem Urtheile
nicht widersprechen dürffen, ungeachtet er den Sultan selbst bisweilen, als den Osman und Ibrahim,
zum
Tode verurtheilet hat. Allein Amurath IV trat
diese
Würde unter die Füsse, und
befahl den Muffti zu stranguliren. |
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Die Saracenen und Mamelucken bekennen sich gleichfalls zu der Mahometanischen Religion, wie
auch die Maurer, Araber und Tartarn. Es giebt noch allerhand andere Secten, als die Azimes, Shiurdes
und andere mehr, deren 67 und nach andern 72 gezehlet werden, welche alle dem Alcoran folgen, ihn
aber unterschiedlich auslegen. |
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Dieser
Unterscheid hat offt
Kriege zwischen den Türcken und
Persianern verursacht. Diese leztern hängen dem Ali an, einem von Mahomets
Schülern. Sein und
Omars, eines andern
berühmten Schülers dieses Propheten
Grab ist zu Babylon zu sehen. Des ersten Grab wird von den Persern heilig gehalten, daß deren Könige
auf demselbigen das Schwerd empfangen, welche Ceremonie bey ihnen so viel gilt, als der christlichen
Potentaten Crönung. |
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Wenn sie Babylon inne haben, zünden sie Lampen davor an, räuchern dabey, und schmücken es
schön; da sie hingegen des Omars seines nicht allein vor unheilig, sondern auch vor gantz verächtlich
halten, als einen
bösen und
schändlichen
Ort. Sind aber die
Türcken Meister von dem besagten Orte, so kehrt sich alles um, dergestalt nehmlich, daß so dann
Omars Grab in
Ansehen kommt, und schön
geschmücket wird. |
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Sonsten giebt es auch unter ihnen viele
Atheisten, und solche, die
sich an gar keine
Religion binden. |
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Es giebt in der
Türckey
unterschiedene Ordens-Leute,
unter welchen die
vornehmsten sind:¶ |
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I. Dervis; diese tragen eine Kleidung von schlechten Tuch, aus brauner Wolle; etliche davon haben
Hemder von dem gröbsten Tuche; auf dem
Kopffe tragen sie einen sehr
hohen und weiten Hut, ohne Rand; an dem
Leibe eine Decke, oder weissen
Mantel; ihre Füsse sind allezeit bloß; die Brust offen; um den Leib tragen sie einen ledernen Gürtel. |
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Alle Donnerstage nehmen sie vor der Sonnenuntergang keinen Mund-Bissen zu sich. Ihre Gelübde
sind: Keuschheit,
Armuth und
Gehorsam: Sie
schlaffen zwey und zwey in einer Celle, und lernen etliche Türckisch, Arabisch, Persisch lesen und
schreiben. Alle Dienstage und
Freytage hält der Oberste unter ihnen eine lange
Rede, worinnen er etliche
Vers aus dem Alcoran, oder etliche Sprüche ihrer Stiffter, oder der |
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{Sp. 1667|S. 847} |
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berühmten
Lehrer des Mahomedischen
Gesetzes erkläret. |
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Nach geendigter Rede bücken sie sich insgesamt mit grosser Ehrerbietigkeiit gegen ihren Obern,
und denn drehen sie sich mit sonderbarer Geschwindigkeit herum in einem Circul, stehen bald wiederum
ohnbeweglich stille, und geben Verzuckungen vor. In Egypten haben sie eine sehr ansehnliches Kloster,
alwo sie einen Heiligen anruffen, Chedorle, von dem sie vorgeben, es sey der
Ritter St. George. |
Busbequ. Epistol. I. Leg. Turc p. 93 u. ff. |
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Eine andere Art von Dervis beschreibet Nicolas Weiland, Frantzösischer Abgesandter in der
Türckey, welche am gantzen Leibe von Kopf an bis auf die Füsse beschoren sind, deren Kleidung ist
von Ziegen-Fellen, eines forne, das andere hinten, und sind im übrigen
Sommer und
Winter nackend und bloß; sie wohnen in
Vorstädten und
Dörffern, und treiben grobe
Laster mit Rauben und Morden auf den
Strassen.¶ |
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II. Ebebuharis haben ihren
Ursprung von Ebebuhar, einem
eyfrigen
Manne, der ihrem Vorgeben nach,
sich des
Jahres dreymahl speisete mit Gersten-Brodt,
Öle, Honig und Rosinen, damit er desto
geschickter wäre zum
Gebet. Diese nun halten ihre meisten Gespräche vom zukünfftigen Leben, fasten alle Montage und
Donnerstage, und essen übrigens keine Speisen, die einen starcken Geschmack haben. Dahero
befleißigen sie sich unausgesetzt der Mäßigkeit und guten Wercke, richten übrigens ihre
Gedancken auf
geistliche Dinge, und suchen
durch heilige Dispositiones der Herrlichkeit GOttes
theilhafftig zu werden. Im Jahr 912 nach
Mahomet, ließ Sultan Bajazerth eine Moschee zu
Ehren dem Emir Ebebuhar in
Constantinopel aufbauen, darinnen sie ihr Convent halten. |
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Diesen werden fast gleich geschätzet, die Ordens-Leute, die sich¶ |
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III. Nimetulhia
nennen, und ihren
Anfang 777 nach
Mahomet genommen, von einem dieses
Nahmens, der wegen seiner harten
Lebens-Art in
Ansehen war, von dem sie
vorgeben, er habe öfftere Entzückungen gehabt, in welchen er mit
Gott
geredet, und daher sonderbare
Geheimnisse von GOtt
erfahren. |
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Sie kommen alle Montag des
Nachts zusammen, die Einigkeit der Gottheit
zu preisen durch Singen. Wer sich unter ihren Orden begeben will, der muß 40
Tage allein in einer
Cammer eingeschlossen bleiben,
und nur des Tages drey Unzen Speise zu sich nehmen, wenn dieses vorbey, wird er von seinen
Mitbrüdern auf eine Wiese geführet zu tantzen. Geschicht es nun, daß die Novitii oder Neulinge
Gesichter haben, so werffen sie ihre Mäntel zuruck, und fallen auf ihre Gesichter nieder, darauf ihr
Oberster Gebether über sie hält, und so bekommen sie ihre Empfindlichkeit wieder, und eröfnen auf
befragen ihres Obersten ihre Offenbahrungen.¶ |
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IV. Der Radris-Orden wird hergeleitet von dem Stiffter Abdul Radri Gilani, der
gebohren 561 nach
Mahomet, und
gestorben 657, welcher
begraben liegt ausser den Thoren der Stadt Babylon, dahin seine Anhänger noch wallfarten; dieser hat
durch seine Weisheit und Fasten bald ein Ansehen und grossen Anhang bekommen; wel- |
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{Sp. 1668} |
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che sich in diesen Orden begeben, dürffen kein Haar abschneiden, kein Haupt bedecken und immer
barfuß gehen, auch sehr mäßig leben; das Gebet, welches die Türcken alle Tage fünfmahl zu
verrichten pflegen,
müssen sie ausser dem die
gantze
Nacht durch, oder aufs wenigste den
grösten
Theil davon, verrichten, und alle Freytage
beständig das
Wort Hai, welches so viel, als
lebendig, heisset, und eine
Eigenschafft
GOttes anzeiget, ausruffen. |
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Ihre Tracht ist ein weisser Rock, der von groben Tuch gemacht, und haben ein
Kloster in Constantinopel zu
Tophana darinnen sie von ihrem Obersten ein gewisses Gebet lernen, welches er ihnen ins Ohr saget,
solches sprechen sie hernach mit gebogenen Haupte bis auf die Brust, damit sie nicht andere Sachen
mögen zu Gesicht bekommen, und in der Andacht gestöhret werden, unaufhörlich nach.¶ |
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V. Der Kalendaris-Orden hatte zum Anfänger Sandon Kalendaris, einen rauchen Mann, der
niemahls ein Hemde am
Leibe getragen, sondern nur eine
wilde Thieres-Haut über die Achsel hängend gehabt, er gienge mit blossem Haupte, und hatte den Leib
voller Wunden. Aber seine Nachfolger tragen nun einen kurtzen Rock von Pferde-Haaren gewürcket, ihr
Hut ist von weissen Filtz, nach Art der Griechischen Christen: An den Ohren, um den Hals und
Arme haben sie eiserne Ringe,
welche sie so gar an ihren Geschlechts-Gliede durch die Haut ziehen, um sich der
Keuschheit zu befleißigen. Sie
wohnen in kleinen Capellen, so sie
Techie nennen, darüber diese Worte stehen: Wer in unsern Orden sich begeben will, muß die Wercke
thun, die wir thun, und keusch und eingezogen leben. Sie sind aber in der That selten darinnen zu
Hause, und halten sich lieber in
Wirthshäusern als daheim auf.¶ |
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VI. Die Edhemis sind von ihrem Ordens-Stiffter, Ibrahim Eddem, also genennet worden, dessen
Vater ein Abyßiner von Geburt
und Sclave gewesen, er aber hat sich der
Tugend beflissen, und in Moscheen
und Alcoranlesen mit gegen die
Erde gewanten Gesichte
seine
Zeit zugebracht. |
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Sie tragen eine Kleidung von groben dicken Tuch, und auf dem
Kopffe eine Kappe von
Wollen, um welche ein Tulband gemacht ist, an ihrem Hals aber ein weisses Tuch mit rothen Flecken
bezeichnet, ihre Speise ist Gersten-Brod. Zu Constantinopel werden wenige gefunden, destomehr aber
in den Persischen Städten, insonderheit zu Chorasa, und in den Einöden, wo sie Löwen und Tyger zahm
zu machen pflegen. Daneben ihre meiste Sorge dahin gehet, ein eingezogenes Leben zu führen, sich
der
Welt zu entziehen und
kommen deswegen öfters zusammen von dem Enoch sich zu unterreden.¶ |
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VII. Der Orden, Bectasses genannt, ist von des Sultan Amuraths Feld-Prediger, Bechtasch,
gestifftet worden. Die Kloster-Männer dieses Ordens tragen weisse Kappen von vielen Stücken
zusammen gesetzt, mit zusammen gedreheten Tulbanden, wie ein Strick, und sind weiß gekleitet: Sie
verehren insonderheit das einige Wesen GOttes, mit Ausruffung des Worts Hu Hu, das ist, Er lebe.
Dieser Bechtasch , als er |
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{Sp. 1669|S. 848} |
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sterben wolte,
hat seinen Ermel von seinem Rocke abgeschnitten, und einem von seinen Leuten auf den
Kopff gesetzt, mit den
Worten: Ihr
sollet hinführo Janitscharen heissen, das ist, neue Kriegsleute, und dahero tragen
die Janitscharen Kappen mit abhangenden Ermeln, sind auch dieser Religion
zugethan. |
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Dieweil nun ihr
Urheber auch vorgeben,
daß Niemand GOtt erkenne, weil Niemand denselben gesehen, so achten sie auch GOtt
wenig, deswegen die eyfrigen Muselmänner die Janitscharen nennen: Leute ohne
Glauben. Zu Kir hat
dieser Orden eine grosse Menge Klöster, daselbst auch ihr Bechtasch begraben lieget,
sie gehen in
öffentlichen
Proceßionen gemeiniglich mit entblösten Dolchen in der Hand, und rufen mit heller
Stimme, Hu, Hu!¶ |
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VIII. Der Orden Nereniß oder Hizrevis ist entstanden im
Jahr Mahomets 712. Dessen
Stifter war Herewi, der zu Prusa ein Santon gewesen, und sich vor einen
König
ausgegeben aus dem
Geschlechte
Mahomets. Als er sich vorgenommen, ein heiliges Leben zu führen, kasteite er seinen
Leib mit Fasten,
Armuth und Seufzen,
so daß die Engel vom Himmel kommen und Zeugen worden seines strengen Lebens und
Busse. |
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Der Kayser Orchanes hat selber Verlangen getragen diesen Heiligen zu sehen, und
ihm aufs freundlichste zugesprochen, deswegen die Türcken diesen Ordens-Leuten grosse
Ehrerbietigkeit erweisen, und sie vor erleuchtete Leute halten. Er trug ein grün
Kleid, und flickte auch solches selbst, wenn es die
Noth erforderte, denen
Moscheen vermachte er viel
Geld, und
richtete viel
Allmosen-
Häuser zu Alcair und
Babylon auf. Er liegt zu Prusa begraben, dahin viele Pilgrim kommen, und dessen Grab
bereichern. Sie haben ein schönes
Kloster zu
Constantinopel. |
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Zu denen
verschiedenen
Secten, die bey denen Türcken gefunden werden, gehören noch |
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- 1) Hanife, dazu bekennen sich die Türcken und Tartarn.
- 2) Scafie, dieser
folgen die Araber.
- 3) Malachie, dieser pflichten die Africaner bey, sonderlich in
Algier, Tunis und Tripoli.
- 4) Hambelle, diese hat wenige Anhänger.
- 5) Museriner oder
Ritagoristen, sind so viel als
Atheisten.
- 6) Pythagoristen, werden diejenige
genennet, so sich in der
Beschauung des Bildnisses Gottes üben, und ob sie schon zugeben, daß ein einiger
GOtt, so
verneinen
sie doch auch nicht die H. Dreyfaltigkeit. Sie ästimiren wenig den Alcoran, und
nehmen nur die Sprüche daraus, die zu ihrer Lehre dienen, und behaupten, daß alle
Glückseligkeit
und
Wollüste des Paradieses
bestünden in der Beschauung Gottes.
- 7) Noch eine Secte ist zu Constantinopel bekannt
worden, deren Anhänger genennet werden Chapmessahissen, das ist, des Meßiä getreue
Jünger, und dieser folgen bey nahe alle Hofbediente, und die einen guten
Verstand
haben, auch der
Tugend sich
befleißigen. Sie bekennen, daß JEsus CHristus GOtt und Heyland der Welt sey, ihrer
ist bereits eine grosse Anzahl, und haben einige unter ihnen über die Beständigkeit
ihrer Lehre die Marter und
Tod
erlitten.
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Siehe übrigens auch den Artickel Münche (Türckische) im XXII Bande, p. 297. |
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Wer etwas umständliches von der Türckischen Religion, |
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{Sp. 1670} |
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von dem Nahmen der
Mahometaner, von
Mahomets Genealogie,
Nahmen,
Geburt,
Auferziehung,
irrigen Lehren,
Flucht u. d. g. ferner von
den
Ursachen, warum die Türckische Religion nicht aufhöre, wie nicht
weniger von den
unterschiedenen
Meynungen,
Trennungen und Ketzereyen unter den Mahometanern, kurtz wer von den Kirchlichen, und
auch
politischen
Zustande der
Türcken ein mehreres zu lesen
begehret, dem wird des
Johann Heinrich Hottingers Historia Orientalis, desgleichen dessen Archaiologia Orientalis
vollkommene Genüge
leisten. |
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Halii-Brigh, ein Dollmetscher an dem
Hofe des Groß-Sultans
im 17
Jahrhundert hat auf Bitte
des Thomas Smith, einen
Tractat de Turcarum
Liturgia, peregrinatione Meccana, circumcisione, ægrotorum visitatione etc. gemacht,
welches Hyde, dem es Thomas Smith überliefert,
heraus gegeben hat. |
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Andreas Acoluth hatte einsmahls in
Willens,
nicht allein den
gantzen Alcoran, sondern
auch seine zusammen gesammlete Spolia Turcica, wie er sie nennete, herauszugeben,
welche Spolia Turcica aus allerhand besondern Briefen, Arabischen Siegeln und
Petschafften
und andern Türckischen Curiositäten bestunden, woran er aber durch den
Tod verhindert
worden. |
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Von denen Religions-Streitigkeiten mit den Mahometanern handlet
Walch in seinen
Religions-Streitigkeiten ausser der Lutherischen Kirche, im V Tb. p. 579 u. ff.
woselbst noch mehrere hieher gehörige
Autores angeführet
sind.¶ |
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Das Regiment ¶ |
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bey denen Türcken ist
gantz und gar
monarchisch,
und ist der
Kayser ein
absoluter
Herr
über seiner
Unterthanen
Leben,
Ehre und
Güter. Seine
Befehle gehen über
die
Gesetze,
deren sehr wenig sind. Diese haben alle den Fortgang der Waffen und die Erweiterung
des
Staates zum
Endzweck. Die
Türcken
glauben festiglich, des
Sultans
Wille sey
GOttes
Wille . Diejenigen, welche in seinem
Dienste sterben,
verdienen ihrer
Meynung nach,
als Märtyrer gecrönt zu werden, welche aber seinen Befehlen
ungehorsam sind, die verachten sie, als von GOtt verworffene und
verdammte
Menschen. |
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Sie lieben den Sultan,
fürchten ihn aber noch
mehr. Wenn seine
Bedienten
reich
worden sind, so werden sie insgemein stranguliert und ihre Güter eingezogen, weil ihr
Reichthum vor
ein
gewisses
Zeichen ihrer
Untreue angesehen wird. Diese Politiquen versehen den Sultan mit einem solchen
Schatze, daß er davon
seine grosse Armeen und
vornehme
Minister unterhalten
kan. Er
muß sich aber vor den
Janitscharen und dem gemeinen
Volcke sehr
fürchten. Denn, wenn er die ersten zumahl nicht immer durch Geschencke auf seiner
Seite hält, erregen sie einen
Aufstand, werffen ihn
ins Gefängniß oder stranguliren ihn, und
erwehlen einen andern,
der ihnen besser anstehet, welches auch geschiehet, wenn ein Sultan im
Kriege
unglücklich
ist. |
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Bey der
Wahl eines neuen
Sultans haben die Türcken die
Gewohnheit,
daß sie ihren neuen Kayser allemahl zu einem
gewissen Grabe führen,
das sie Hiobs Grab
nennen, und das von
vielen vor desjenigen Heil. Mannes Grab gehalten wird, von dem wir in den
Büchern
Heil.
Schrifft aufgezeichnet |
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{Sp. 1671|S. 849} |
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finden, daß er als ein frommer und exemplarischer, aber auch geplagter
Mann in der
Welt
gelebet. Allein wir
wollen eine
Stelle aus dem Ricaut und Bespier anführen, die uns davon andere Nachricht geben
wird. In dem Etat présent de l’Empire Ottoman durch Bespiern übersetzt heisset es
Libr. I p. 16 ohngefàhr also: |
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Es ist die Gewohnheit der Türcken, allemahl, wenn ein neuer Kayer wird, daß sie
denselben mit aller ersinnlichen Pracht an einen Ort in der Vorstadt zu
Constantinopel führen, den man Hiob nennet. Daselbst siehet man ein Grab eines
gewissen Propheten oder heiligen Mannes, welchen die Türcken, die nicht die geringste
Erkänntniß weder von dem Alterthume, noch von der Historie haben, für denjenigen Hiob
ausgeben, der so viele Jahrhunderte zum Muster der Standhaftigkeit und Gedult
gedienet hat. |
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Ricauts Übersetzer Bespier machet eine Note über diese Worte, welche angeführet
zu werden verdienet. |
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Ich glaube wohl, saget er, Remarques Curieuses sur 1’ Etat present de 1’ Empire
Ottoman p. 4. daß einige plumpe, und in der Historie und Zeit-Rechnung übel
unterrichtete Türcken, Hiobs Grab, welches an den Mauern dieser Stadt ist, für das
Grab desjenigen heiligen Mannes halten können, dessen Historie uns in dem Alten
Testamente erzehlet wird. Allein die Geschicht-Schreiber der Mahometaner belehren uns
selbst, daß dieses Grab für einen andern Hiob gebauet worden, der ein Mahometaner,
und ein Gefährte Mahomets gewesen. Er ist bey der Belagerung von Constantinopel
geblieben, welcher vom Jezid, dem Sohne des Califen Moavias im 52sten Jahre der
Hegira, oder dem 672sten Jahre Christi angegriffen worden war. Dieses bemercket
Elimacinus in seiner Historie der Saracenen, 7 Capitel I Buch, und ob gleich
Elmacinus ein Christ gewesen, so hat er doch nur angeführet, was er in denen
Mahometanischen Historien-Schreibern gefunden, aus welchen er nach seinem eigenen
Bekänntnisse Auszüge gemachet hat. |
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Einer von denen
gelehrtesten
Rabbinen des 17
Jahrhunderts ist in eben
demselben
Irrthume gestanden, als
diese unwissende Türcken, Menasseh Ben Israel, de Resurrectione Mortuorum Lib. I c.
16, welchen Bespier p. 5 angeführet: Denn er versichert, daß die Mahometaner noch
heutiges Tages grosse Verehrung gegen Hiobs Grab haben, das zu Constantinopelis ist.
. . Er hat ohne Zweifel nicht gewust, daß dieses Grab eines andern Hiobs gewesen, als
des Hiobs im Alten Testamente, und zur Unzeit geglaubet, daß er. alle Mahometaner für
das Grab dieses heiligen Mannes halten. |
Siehe
Baylens Hist. und
Crit. Wörter-Buch, II Th. p. 899.¶ |
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Hofhaltung und Lebens-Art des Groß-Sultans. ¶ |
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Der Sultan stehet beyzeiten auf, und isset insge- |
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{Sp. 1672} |
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mein des
Tages viermahl. Er sitzt
auf Küssen, und lässet ihm durch seinen
Hofmeister das Essen auf
eine Soffa oder klein Tischgen, so wie ein Schemel aussiehet, und ein wenig von der
Erde erhaben
ist, sehen. Er hält sein Teller-Tüchlein auf seinem
Arme, hat noch ein
ander Tuch auf seinen Knien, und sitzt mit den Beinen creutzweise nach der
Türckischen Art. |
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Das Brod, so man ihn aufträget, ist von einem sehr delicaten Teige gemacht, und
so zart, daß man es mit den Händen zerreiben kan. Alle Speisen sind wohl abgewürtzt
und delicat, und zwar in güldenen Schüsseln. Er hält keine Credentzer, und trinckt
selten mehr denn einmahl. |
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Selim und Amurath IV, welche ihr
Gesetze
nicht genau beobachteten, truncken viel Wein. Der letztere pflegte den Weinstock den
Baum des Lebens zu nennen. Seine
Stocknarren und Stummen
müssen unter währenden
Essen eine stumme Comödie agiren, und allerley seltsame Gebärden machen. Wenn er
einen von seinem Agalares eine sonderbare
Ehre anthun
will, wirfft er
ihm ein Stück Brod zu, welches derselbe mit grosser Ehrerbietigkeit annimmt, es klein
bricht, und den andern Anwesenden austheilet, gleich als wenn es einige kostbare
Heiligthümer wären. |
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Nachdem das Essen hinweg genommen worden,
spielt er
mit seinen Stummen und Stocknarren, welchen er
Geld giebt,
damit sie alles desto gedultiger leiden
mögen. Die
vornehmste Sultanin wird
auch sehr herrlich bedienet, und zwar durch schwartze Verschnittene, welche ihr
lauter Schüsseln von weissen Porcellan auftragen, wenn der Sultan und die vornehmste
Sultanin Tafel gehalten, wird den übrigen
Bedienten
aufgetragen, und alsdenn dem
gantzen Serail. |
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|
Wenn er in seinen prächtigen Saiques eine Lustfahrt anstellet, so stehen die
Agalares und vornehmste Bedienten des Seraglio, welche ihn begleiten; der Bastangi
aber, welcher hinter ihm ist, und das Schifgen regieret, hat die
Freyheit zu
sitzen, und mit ihm zu
reden. |
|
|
Wenn der Sultan auf die Jagd gehet, oder des Freytags, so ihr
gewöhnlicher
Feyertag ist, die Moschee besucht, reitet er aus dem Seraglio in Begleitung der
Bassen und anderer
Minister. Einige
Bediente gehen hinter ihm her, um die Bittschreiben anzunehmen, die ihm das
Volck überreicht,
wenn er vorbey gehet. |
|
|
Die gemeinen Leute, welche niemahls nach
Hofe gehen, noch sich
zu ihrem
Ober-Herrn
nahen dürffen, halten ein brennend Bund Stroh auf ihrem
Kopffe, wenn
sie ihr Bittschreiben darreichen. Dieses geschieht um zweyerley
Ursachen willen; erstlich, damit der Sultan sie in die Augen
bekommen, und ihre Memoriale anzunehmen
befehlen möge, und
vor das andere ihm dadurch zu
Gemüthe zu
führen, daß seine
Seele eben so in
der Höllen brennen werde, woferne er nicht seiner
Unterthanen
gerechte Klagen
anhören, und ihnen Hülffe schaffen werde.
Vornehmlich dienet
solches dazu, daß der Groß-Sultan hinter die Klagen des Volcks über die grossen
Ministers kommen möge, und nichts unterdrückt werden könne. |
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Er grüsset das Volck mit einer kleinen Neigung des Haupts, und wird ihm von dem
Volcke, nachdem er sich verdient gemacht, häuffig zugeruffen, zumahl, wenn er unter
sie Gold und Silber auswerffen lässet. |
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|
Der |
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{Sp. 1673|S. 850} |
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Sultan hat 1000 auserlesene Pferde in seinen Ställen, ausser denjenigen, so in
den Serails stehen. Es ist darüber ein Groß-Stallmeister, nebst andern kleinen
Bedienten. Er hat
trefliche Stutereyen zu Prusie, Magnesien und Adrianopel; es werden ihm auch die
schönsten Pferde aus Persien, Cairo, Arabien, Hungarn und Siebenbürgen zugebracht.
Die
Zahl seiner Maulesel ist
auch sehr groß. Denn wenn er in
Person zu Felde
gehet, sind 12000 vorhanden, die ihn begleiten. |
|
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An dem Feste Bairan lässet er sich
öffentlich in
aller seiner Pracht sehen, da er auf einer kostbaren Persianischen Tapezerey sitzt,
den Bassas Erlaubniß giebt, seine Hand zu küssen, und seiner Unterthanen
Huldigungs-
Eyd annimmt. Der
Vezier, welcher bey ihm stehet, zeigt dem Sultan diejenigen, die er nicht kennet, und
erinnert ihn, wenn die,
so das
Gesetze
lehren, oder die vornehmsten Hofbedienten kommen, damit er selbige mit einem
Unterscheid
empfangen möge. |
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|
Wenn diese Ceremonie aus ist, marschiret er im
Staat nach der
St. Sophien-Kirche, und kömmt sodann wiederum zurück in sein Gemach, allwo er die, so
ihn begleiten,
tractiret, und die
Sultanin, ingleichen den Groß-Vezier mit Juwelen und Kleidern beschencket. Die
Türcken schicken auch einander an diesem Feste Geschencke. In der
Nacht zünden sie Fackeln
an, stellen eine Eroberung der
Städte vor, und
halten noch unterschiedliche andere
Spiele mehr, so drey
Tage währet, binnen
welcher
Zeit die
vornehmsten
Standes-
Personen, beyderley
Geschlechts, dem
Sultan grosse Geschencke bringen, womit sie sich um seine
Gnade bewerben. |
|
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Indem nun
gantz Constantinopel diese
Lustbarkeit geniesset, müssen immittelst die
Christen in ihren
Häusern bleiben, damit
sie nicht etwa von den Türcken, Soldaten und trunckenen Leuten beleidiget werden,
welche von ihnen
Geld fordern,
oder sie auf tausenderley Weise zu beschimpffen pflegen.¶ |
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Türckisches Wappen.¶ |
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Der Türckische Kayser führet einen halben silbernen Mond im grünen Schilde, mit
einer Löwen-Haut umgeben. Oben darauf liegt ein mit Perlen und Edelgesteinen
geschmückter und oben miteiner offenen Crone und einer Reyher-Feder gezierter Turban,
und auf jeder Seite siehet man einen Roß-Schweif gestecket. Der Mond soll von
Ottomannen zuerst seyn angenommen worden, und
vermuthlich wegen des
Traumes über seine
Geburt. In Siegeln findet
man bey den Türcken gemeiniglich keine Bilder, sondern nur
Buchstaben und
gewisse
Schrifften und
Character, welches auch bey den heutigen Persiern und Indianern
gewöhnlich.¶ |
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Titulaturen des Türckischen Sultans.¶ |
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Kayser Leopold
bedienete sich in einem Schreiben an den Türckischen Kayser folgenden
Titels:¶ |
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Serenissimo et Potentissimo Principi, Domino Sultano et Hano
Mustaffæ, Imperatori Turcarum, ac Asiæ et Græciæ etc. Vicino nostro honorato. Und
inwendig im Schrei- |
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{Sp. 1674} |
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ben unterschrieb er sich: Serenitatis vestræ bonus amicus,¶ |
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Leopoldus.¶ |
Siehe Felleri Monumenta inedita Trimestre IV p. 235.¶ |
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Der
König von
Franckreich bedienet
sich folgenden Titels an den Türckischen Kayser:¶ |
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A tres-haut, tres-puissant et tres-magnanime Prince N. N. Empereur des
Muselmans¶ |
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|
ච|
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Constantinople.¶ |
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Zu Deutsch bekömmt er in Briefen folgenden Titel:¶ |
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Dem Großmächtigsten, Vortrefflichsten, Großmüthigsten und
Unüberwindlichsten Fürsten und Herrn, Herrn N. N. Türckischen Kayser, auch in
Egypten, Tartarien, Arabien, Idumäa, Alexandrien, Cappadocien, Persien und Babylonien
Könige etc.¶ |
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Bediente in dem Türckischen Reiche:¶ |
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Der obriste
Bediente in dem
Türckischen
Reiche ist
der Muffti, welcher bey ihnen soviel gilt, als bey den
Catholischen
der Pabst. Diesem folgt der Groß-Vezier, welcher den
gantzen Kriegs-Staat
dirigiret (auch zugleich in
weltlichen
Sachen obrister
Minister ist) und in des
Groß-Sultans Abwesenheit (wann wenigst ein Krieg in
Europa zu führen)
die gantze Türckische
Macht in dem
Felde commandiret. |
|
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Diese beyden, wenn sie etwas verbrechen, oder sonst in des Groß-Sultans
Ungnade gefallen, werden
auf dessen
Befehl gar
leichtlich stranguliret, wiewohl dieses, wenn sie bey dem
Volcke in gutem
Ansehen
gestanden, zu vielen Revolten Anlaß gegeben. Der Vezier Azem oder Groß-Vezier wird
von dem Sultan selbst zu seinen Amte mit Übergebung des
grossen Reichs-Siegels, welches er Lebenslang, so lange er Vezier heißet, am Halse
tragen
muß, installiret, und ist
die Besoldung eines Groß-Veziers zwar eigentlich
ungewiß; aber
gleichwohl unbeschreiblich, und es hat Kayser Amurath der Erste zuerst diese
gefährliche Bedienung ausgebracht. |
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Nach diesen folgen die Veziers, deren 10 sind, und so wohl bey
Hofe als im Felde
grosse Bedienungen haben. Hiernächst sind die drey oder vier Beglerbegen oder
Statthalter, welche der Groß-Sultan in
gewisse, entweder
neueroberte oder entfernte
Länder sendet. Der
Beglerbeg zu Cutaye hat
jährlich eine Million Aspers
Einkünffte; der zu
Amasan 734850, der zu Login 660074 und der zu Maras 628450. |
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Die Bassen sind so viel als
Fürsten, und werden als Gouverneurs in die
Provintzen
geschickt, auch öffters zu Both- oder Gesandschafften
gebraucht. Diese müssen
den Alcoran und die Türckische Rechte fertig
verstehen; wie denn
aus ihnen der Groß-Vezier genommen wird. |
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Unter ihnen stehen die Sangiacs, welche fast wie
Grafen sind. |
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Die Agen sind ihre Obersten, unter welchen der Janitscharen-Aga der
vornehmste ist. |
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Letztlich kommen die Chiausen oder Cavaliers, welche zu |
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{Sp. 1675|S. 851} |
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Verschickungen gebraucht werden. |
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Der Reichs-Effendi oder Groß-
Cantzler dirigirt
die vornehmste Staats-Verrichtungen. Er muß alle
Sprachen,
so viel in des Groß-Sultans
Herrschafften sind,
verstehen, als da
sind, die Türckische, Arabische,
Griechische und Sclavonische, damit einer jeden
Nation in ihrer Sprache
das
nöthige
Decret könne
eingesendet werden. Er hat unter sich einen geheimen Secretarium, und dieser andere
Secretarios und Cantzellisten, welche alles ausfertigen. In jeder
Stadt findet sich
zu¶ |
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Verwaltung der Justitz¶ |
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ein Cadi oder
Richter und
Subbaschi oder der Justitz-Diener. Zu Felde bestellen die Cadilescheri die Justitz,
und sind deren allezeit viere, welche dem Groß-Vezier an die Hand gehen. Wofern aber
die Türcken
Friede haben, so
sind sie auch an
gewisse
Örter
gewiesen, allda die Justitz zu
verwalten.
Der erste in
Europa, der andere
in Natolien, der dritte, so ehemahls in Ungarn war, ist jetzo auch in Asien, der
vierte aber zu Groß-Cairo.¶ |
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Die Macht der Türcken¶ |
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ist sehr considerabel, so daß man jetzo mit leichter
Mühe etliche hundert tausend
Mann bey ihnen
aufbringen kan. Ihre Macht zu
Lande bestehet aus 12000
Janitscharen, deren man ehedessen wohl 30000 gehabt, so aber jetzo wegen der öfftern
Revolten bis auf diese
Zahl gemindert worden.
Diese sind der Türcken bestes Volck, und wurden ehemahls aus lauter
Christen genommen, (als
welche dazu ihre
Kinder noch in der
Jugend hergeben
musten) jetzund aber sind
auch viel gebohrne Türcken mit unter. |
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Ferner sind 14000 Spahis oder Reuter, welche auch wohl zu
Kriegs-Zeiten
bis auf 40000 vermehret werden. Nach diesen sind 15000 Capi, welches gleichergestalt
ein wohl exerciertes Fußvolck ist, und noch 180000 Sold-Reuter oder Pasi, welche
ordentlich
unterhalten werden. |
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Über alle diese hat der Groß-Sultan die Timarioten, welches
Ritter
oder
Lehnleute sind, so
wegen ihres Wohlverhaltens im Felde mit einem
Landgute sind
beschencket worden, welches sie auf ihre Lebenszeit zu geniessen haben; nach ihrem
Tode aber wird ein anderer
damit begabet. Dieser Timarioten sollen durch das gantze Türckische
Gebiete mehr als
44000 seyn, davon der geringste zwey Mann schaffen, ein
reicher
aber 10 bis 20 stellen muß. Ausser diesen ist auch der Tartar-Cham dem Türckischen
Kayser
verbunden zu
Hülffe zu kommen, welcher auf bedürffenden Fall wohl 100000 Mann zuführen kan.
Wiewohl diese grosse Türckische Macht ist in den letzten Ungarischen Kriegen auch
ziemlich geschwächet worden.¶ |
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Ihre See-Macht¶ |
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aber ist nicht gar zu wichtig, sie sind auch darinnen nicht zum besten
erfahren,
ausser was die Raubnester Algier, Tunis und Tripoli anbelanget.¶ |
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Türckische Feldlager-Pracht:¶ |
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Da bekannter massen die Türckische
Nation der
Wollust ergeben ist, so
darf man sich nicht wun- |
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{Sp. 1676} |
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dern, daß auch sogar im
Kriege bey ihnen die
Wollust nicht zu
Hause gelassen wird,
indem ihre Feldlager denen wohl angelegtesten Lust-Garten und schönsten Städten
öffters nicht ungleich aussehen. Als die Türcken die Belagerung Wien aufzuheben
gezwungen wurden, war die Beute, welche man in ihrem Lager fand, nicht auszusprechen.
Der
König in Pohlen
hat in einem Schreiben an seine Gemahlin davon nachfolgendes berichtet: |
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"Als ich in das feindliche Lager kam, und der Groß-Vezier auf der Flucht war,
bekam ich einen seiner Cammer-Diener gefangen, der mir seines Patrons Zelt anzeigete,
welches in der Breite eben so viel Spatium einnimmt, als Warschau oder Lemberg. In
unserm Kriegs-Heer siehet man eine grosse Menge Säbel mit Golde beschlagen; Es sind
schon 2 Nächte und ein Tag, daß ein jeder ohne Unterscheid raubet und plündert Die
Belagerten aus der Stadt sind auch herausgegangen, an der Beute Theil zu haben; und
mit alle dem glaube ich doch nicht, daß man in 8 Tagen mit Beute machen wird fertig
werden können. Ich kan kaum beschreiben, was der Groß-Vezier vor Delicien um sein
Zelt herum hatte. Hier hatte er einen angenehmen Lust-Garten mit künstlichen
Springwassern unterschiedl. rare Thiere, worunter ein Papogey, so davon floge
etc.¶ |
Curieuses Bücher-Cabinet, I Band, p. 558 u.f. |
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Benennung der Türckischen Helden.¶ |
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Die Türcken nennen ihre tapfere Helden Bobur, welches der
Nahme einer
grausamen Indianischen Bestie, so eine
Art der Parder,
und noch grimmiger als ein Löwe. Solimann, der fast gantz Ungarn unter Türckische
Bothmäßigkeit gebracht,
wird von einem Türckischeu Poeten dessen
MSt in der
Raths-
Bibliotheck zu
Leipzig befindlich,
Leo ille audax, et animosus in hostem,
genennet. |
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Und ist bey ihnen Alem-Habur, Hominum Leo, d. i. der allermächtigste und
tapferste unter den
Menschen,
welches ohnfelbar noch davon mit herrühren mag, weil die Helden vor
Zeiten mit den
Fellen und Häuten der Parder und Löwen sich bekleidet und behangen, wenn sie in den
Streit gezogen, damit
sie ihren Feinden desto schrecklicher vorkommen möchten. |
Ge. Jac. Rehr, de Numismate Indo-Persico argenteo rarissimo, p.
20. |
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Was das¶ |
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Einkommen des Türckischen Reichs.¶ |
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anbetrifft, so werden sonderlich zwey
Schatz-Cammern
unterhalten, die eine, so vor das
Reich ist,
soll mehr als 20. Millionen
Einkommens haben. Aus
dieser werden die Soldaten bezahlt, samt allen
Bedienten,
ingleichen Flotten ausgerüstet
Festungen angeleget, und
der gantze Kriegs-Staat unterhalten. |
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Die andere Schatz-Cammer hat der Groß-Sultan vor sich selbst, welche ebenfals gar
grosse
Einkünffte hat, so daß
überhaupt die jährl Einkünffte des Türkischen Kaysers auf 80 Millionen Reichs-Thaler
geschätzet werden. |
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Bey der
Rent-Cammer sind
ordentlich drey
Teffterdars oder Rentmeister, welche die
Kopfgelder
von den
Christen er- |
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{Sp. 1677|S. 852} |
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heben, den
Tribut der
Landschafften,
die Ausbeute aus den Bergwercken, Zölle, Saltz und andere Fiscal-Gefälle einzunehmen
haben, Über dieses bekommt auch der Groß-Sultan grossen
Reichthum von
den eingezogenen
Gütern der
strangulirten Bassen.¶ |
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Türckische Landes-Regierung, und Gerichts-Personen, durch welche dieselbe
verwaltet wird.¶ |
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Der
öffentliche
Divan, wird dreymahl in der
Woche gehalten, welches
gleichsam die algemeine
Landes-Regierung ist. Die
geheime
Raths-
Versammlungen
geschehen in den besondern Zimmern des Groß-Veziers, alwo die zwey Cadileschers, die
vornehmsten unter den
Cadis und die
Professores des
Gesetzes
zusammen kommen, um in dem Ottomannischen Reiche die
Gerechtigkeit zu
Handhaben. Desgleichen sind daselbst die sogenannten Teffterdars, die Camerlingues,
der Reichirax,
Cantzler oder
Archivarius, die
Secretarii und Nisangis, welche alle
Acten besiegeln. |
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Der Chiaus Bassa, oder das Haupt von den Chiauses, welche des Kaysers
Botschaffter sind, ist daselbst auch bey der Hand, um
Befehl zu geben,
dasjenige, was beschlossen worden, schleunig auszurichten. Die Veziers sagen ihre
Meynung, haben
aber keine rechte Stimme. Wenn der Janitscharen Aga und der Capitain Bassa zu
Constantinopel sind, kommen sie auch zu dieser Versammlung, insonderheit wenn es
nöthig ist, dem Sultan
von denjenigen Dingen Nachricht zugeben, welche das Zeughaus oder die Armee
betreffen. |
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Wenn der letztere sonst nichts ist, als Capitain Bassa, so sitzt er an der
letzten Stelle; ist er aber der andere oder dritte Vezier, so nimmt er den seiner
Würde gehörigen
Platz ein. Es ist alda kein
Sitz für den Janitscharen Aga, kömmt er aber in das Divan, so ist er der erste, so
hinein kommt, und der letzte, so herausgehet. Die Notarii sitzen auf der
Erde mit der
Feder in der Hand. |
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Diejenigen, so etwas suchen,
thun solches
stehend, und bringen ihre
Sache selbst
vor. Der Groß-Vezier bedient sich der Unter-Veziere zur Ausfertigung der Sachen, wozu
sie keine Anwalde brauchen. Die Sultane können in ihrem Zimmer sehen und hören, was
in dem Divan geschieht, ohne von jemand gesehen zu werden. Dieses erhält ihre
Minister in ihrer
Pflicht.
Wenn die Sultane selbst das
Regiment
verwalten,
nehmen sie alle Sonn- und Dienstage von den gefaßten
Schlüssen
Nachricht ein,¶ |
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Die Art, wie der Sultan Audientz zu geben pfleget,¶ |
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ist folgende: Wenn der Groß-Vezier mit dem Groß-Sultan
redet, geschicht
solches mit grosser Demuth, wobey er ihm des
Volcks
Bittschreiben in einem silbernen Beutel überreicht. Andere
Personen aber reden
zu ihm mit zusammen gefaltenen Händen, um ihren tieffen Respect dadurch anzuzeigen.
Wenn Abgesandten gecrönter Häupter Audienz verlangen, welches gemeiniglich Sonn- oder
Dienstags geschiehet, versammlet der Vezier das grosse Divan; die Bassas, welche die
Aufwartung haben, kommen dahin; und in dem nächsten Hofe sind die Chiausen, die Muti-
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{Sp. 1678} |
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feragas oder Bantzenirer, die Zeis, Spahis und Janitscharen, welche zu beyden
Seiten stehen. Der Vezier schickt den Chiausen-Bassa mit seinem gantzen Gefolge ab,
dem Abgesandten entgegen zu gehen, welcher sodann in den Divan geführet wird, und
seinen Platz gegen dem Vezier über nimmt, auf einem mit Brocat überzogenen Stuhl,
ohne Rücken- und Armlehnen. |
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Nachdem die bey solchen
Gelegenheiten Übliche
Complimenten
verrichtet sind, giebt ein Officier Nachricht, daß
das Mittagmahl bereitet sey. Hierauf speisen die
vornehmsten
Minister und
Standes-
Personen mit diesen Fremden, und werden prächtig
tractiret. Denn der
Sultan giebt zu einer jeglichen solchen Mahlzeit 1000 Cronen am Golde. Der Dragoman
oder Dollmetscher ist hierbey allezeit zugegen, um dasjenige auszulegen, was auf
beyden Seiten geredet wird Mittlerweile werden auch die
Bedienten von des
Abgesandten Gefolg unter einem von den bedeckten Gängen tractiret. |
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Wenn diese Ceremonien geendiget, schickt der Groß-Sultan hin, läst dem
Abgesandten samt seinem Gefolge Türckische Kleider von Brocat oder Seide reichen, und
sagen daß er bereit sey, Audienz zu geben. Hierauf nimmt der Abgesandte einen
Abtritt, bis daß alle Mitglieder des Divan sich versammlet haben, der Ceremonie
beyzuwohnen. Da denn der Ceremonien-Meister kömmt, ihn zu des Groß-Sultans Gemach zu
führen, und zwar mitten durch die Capigis Bassas, welche auf beyden Seiten in
Ordnung stehen.
Zwey von diesen fassen den Abgesandten unter den
Armen an, und führen
ihn hin, des Sultans Hand zu küssen. |
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Hernach begiebt er sich in einen Winckel, bis daß seine mitgebrachte
Edelleute und
Bediente, dem
Sultan ihren gebührenden Respect erwiesen haben. Darauf wird der Dragoman geholt,
welcher dasjenige verdolmetschet, was der Abgesandte schrifftlich übergiebt. Die
Sultane antworten darauf sehr selten; oder wenn sie es thun, so geschicht es mit sehr
wenig
Worten. Allein
der Groß-Vezier ertheilt die rechte Antwort. |
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Nach diesem nimmt der Abgesandte seinen Abschied, vor welchem seine Edelleute und
Bediente hergehen. Er macht hierbey nur eine kleine Neigung und Reverentz, ohne sein
Haupt zu entblössen, nach Landes-Gewohnheit. Die Minister der geringern
Fürsten
und
Herren
werden nach Beschaffenheit ihrer Principalen aufgenommen, und tractiret. Einige
werden gar nicht gastiret; andere stehen oder sitzen vor dem Vezier. |
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Alles dieses wird nach der eingeführten
Gewohnheit
eingerichtet. Denn die Türcken halten sehr accurate Register über alle Formalitäten,
die bey dergleichen Gelegenheiten vorgehen, nach dem
Range der Potentaten
und Fürsten, von welchen die Abgesandten kommen, und diese werden ohne die geringste
Neuerung immerdar beobachtet. Außerordentliche Abgesandten werden gemeiniglich
ausgelöset. Bisweilen beschencken die Türcken sie auch mit Tapecereyen vor ihr
Zimmer.¶ |
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