| Stichworte | Text | Quellenangaben | 
|  | Reichs-Stände in Teutschland. |  | 
|  | Was die 
				Reichsstände 
anlanget, so haben sie auf
				Reichstägen folgender 
				Gestalt ihren Sitz. |  | 
|  | Churfürstliches 
	Collegium. |  | 
|  | 
	
		| Mayntz. Trier.
 Cölln, welche beyde mit
 einander abwechseln.
 Böhmen.
 | Bayern. Sachsen.
 Brandenburg.
 Pfaltz.
 Hannover.
 |  |  | 
|  | Fürstliches Collegium, |  | 
|  | Geistliche 
				Fürsten. |  | 
|  | 
	
		| Österreich. Saltzburg.
 Burgund.
 | Passau. Trient.
 Brixen.
 |  |  | 
|  | Österreich, u. Burgund sitzen wegen ihrer 
Prärogativ, die sie vor allen, auch 
Geistlichen Fürsten haben, auf dieser 
Banck oben an. |  | 
|  | 
	
		| Bisantz. Teutschmeister.
 Bamberg.
 Würtzburg.
 Worms.
 Eichstädt.
 Costnitz.
 Augspurg.
 | Hildesheim. Paderborn.
 Freysingen.
 Regenspurg.
 Basel.
 Lüttich.
 Münster.
 Chur.
 
 |  |  | 
|  | {Sp. 288|S. 158} |  | 
|  | 
	
		| Fulda. Kempten.
 Murbach.
 Lüders.
 Johanniter-Meister,
 Berchtoldsgaden,
 | Weissenburg. Prüm.
 Stablo.
 Corvey.
 Schwäbische 
		Prälaten,
 Rheinische Prälaten,
 |  |  | 
|  | Weltliche 
				Fürsten. |  | 
|  | 
	
		| Bayern. Sachsen-Altenburg.
 Magdeburg.
 Pfaltz-Lautern.
 Pfaltz-Simmern.
 Pfaltz-Neuburg.
 Bremen.
 Pfaltz-Zweybrücken.
 Pfaltz-Veldentz und
 Lautereck.
 Braunschweig-Zelle.
 Braunschweig-Hanno-
 ver u. Grubenhagen.
 Braunschweig-Calen-
 berg.
 Verden.
 Halberstadt.
 Würtemberg.
 Hessen-Cassel.
 Hessen-Darmstadt.
 Baden-Baden.
 Baden-Durlach.
 Sachsen-Coburg.
 Sachsen-Weimar.
 Sachsen-Gotha.
 Sachsen-Eisennach.
 Brandenburg-Ba-
 reuth.
 Brandenburg-Anspach.
 Braunschweig-Wolf-
 fenbüttel.
 Holstein-Gottorp.
 Savoyen.
 Leuchtenberg.
 Anhalt.
 Henneberg.
 | Schwerin. Camin.
 Ratzeburg.
 Hirschfeld.
 Lothringen.
 Mömpelgard.
 Baden-Hochberg.
 Mecklenburg-Güstrau.
 Mecklenburg-Strelitz,
 Vor-Pommern.
 Hinter-Pommern.
 Die 5 Häuser Würtem-
 berg, Hessen, Baden,
 Mecklenburg, Pom-
 mern, wechseln in dem
 Sitz mit einander ab, u.
 werden dahero die 5 al-
 ternirende Häuse ge-
 nennet.
 Sachsen-Lauenburg.
 Minden.
 Holstein-Glückstadt.
 Arnberg.
 Hohenzollern.
 Eggenberg.
 Lobkowitz.
 Salm.
 Dietrichstein.
 Nassau-Hadamar und
 Siegen.
 Nassau-Dillenburg.
 Auersberg.
 Ost-Frießland.
 Fürstenberg.
 Schwartzenberg.
 Oettingen.
 |  |  | 
|  | Querbanck. |  | 
|  | 
	
		| Lübeck oder Eutin. Oßnabrüg, wenn der
 Ordnung nach ein Pro-
 testantischer 
			Bischoff ist.
 | Die Schwäbische, Wet- terauische, Fränckische
 und Westphälische Gra-
 fen.
 |  |  | 
|  | Reichsstädtische Collegium. |  | 
|  | Rheinische Banck. |  | 
|  | 
	
		| Cölln. Aacken.
 Lübeck.
 Worms.
 Speyer.
 Franckfurth,
 Goßlar.
 Bremen.
 Mühlhausen.
 Nordhausen.
 | Weissenburg am 
				Rhein. Landau.
 Kaysersberg.
 Münster im S. Grego-
 rienthal.
 Dortmund.
 Friedberg.
 Wetzlar.
 Gelnhausen.
 |  |  | 
|  | Schwäbische Banck. |  | 
|  | 
	
		| Regenspurg. Augspurg.
 Nürnberg.
 Ulm.
 Eslingen.
 Reutlingen. {Sp.290}
 Ißny.
 Nördlingen.
 Rotenburg an der Tau-
 ber.
 Donawerth.
 Schwäbisch-Hall.
 Rothweil.
 Überlingen.
 Heilbrunn.
 Schwäbisch Gemünd.
 Memmingen.
 Lindau.
 Dünckelspiel.
 Biberach.
 | Kempten. Winsheim.
 Kaufbeuern.
 Weil.
 Wangen.
 
 Schweinfurt.
 Pfullendorf.
 Offenburg
 Leutkirchen.
 Wimpffen.
 Weissenburg im Nord-
 gau.
 Giengen.
 Gengenbach.
 Zell am Harmersbach.
 Buchhorn.
 Aalen.
 Buchau am Federser.
 Bopfingen.
 
 |  |  | 
|  | Es haben aber diese Stände gleichfalls das 
	Recht ihre Versammlungen vor sich 
anzustellen, auch ohne des 
Kaysers 
wissen. Und zwar geschiehet solches |  | 
|  | 
	entweder durch
	Creyß-Täge, wenn nur die Stände eines gewissen 
	Creyses zusammen kommen, 
	oder durch
	Churfürsten-Täge, wenn nur die 
	Churfürsten, 
	oder durch
	Fürsten-Täge, 
wo die 
				Fürsten entweder alle zusammen, oder nur die Geistlichen, oder nur die 
	Weltlichen, oder nur einige von ihnen, 
	oder durch Grafen-Täge, wo nur die
	Grafen, und endlich durch
	Städte-Täge, wo nur die 
				Reichsstädte zusammen kommen.
	 |  | 
|  | Sonsten exerciren die 
				
Reichsstände die 
hohe Landes-Obrigkeit in ihren 
Landen. 
Sie haben das 
	Recht Krieg zu führen, jedoch nicht unter sich, sondern mit 
auswärtigen Potentaten, u. zwar so, daß das 
				Reich nicht mit eingeflochten werde. 
Sie können 
				Friede u. Alliantzen machen, haben das Recht 
				Müntze zu schlagen, 
				Gesetze u. 
				Privilegia in ihren Landen zu ertheilen, Posten anzulegen, 
Steuern 
auszuschreiben, freye Religions-Übung, u. was der gleichen hohe 
Regalien mehr 
sind. |  | 
|  | Jedoch müssen viele von Ihnen bey denen allgemeinen 
Landes Angelegenheiten der 
Einwilligung ihrer Landstände auf darzu angestellten 
Landtägen erfordern, einige 
aber, worunter man sonderlich Chur-Pfaltz und die 
Marggrafen von Baden rechnet, 
haben in ihren Landen keine Stände. |  | 
| Reichsglieder | Ausser den berührten Ständen, sind noch die 
Glieder des Reichs, die zwar 
ohne 
Mittel unter dem Reiche stehen, aber nicht Sitz und Stimme auf dem 
				Reichstage 
haben, als da sind |  | 
|  |  |  | 
| Vasallen | Blosse Vasallen des Teutschen Reichs sind die 
				Fürsten von Italien, als Mayland, 
Mantua, Modena, Mirandola und andere, welche sonst mit den Teutschen Reiche 
nichts gemein haben, als was die Lehns-Rechte mit sich bringen. |  | 
|  |  |  | 
|  | Beschaffenheit des Landes. |  | 
| Fruchtbarkeit | Was übrigens die Beschaffenheit von Teutschland betrifft: so ist dasselbe nicht 
allein wegen seiner guten Situation und temperirten Climatis, sondern auch wegen 
seiner Fruchtbarkeit an allen 
				Dingen, welche zur Erhaltung und 
				Bequemlichkeit des menschlichen Lebens 
 dienen, bekannt. Man findet darinnen eine grosse Menge 
von Getraide, sonderlich in Francken, Thüringen, dem Magdeburger Land, Pommern 
und Holstein, daß auch die benachbarte 
Länder ihre 
Nothdurfft daraus ziehen können. |  | 
|  | Hierbey ist gar merckwürdig, daß als 1591. in Italien, und sonderlich zu Rom, 
eine schwere Theuerung eingefallen, und die 
				Kauffleute aus Holland, Holstein und 
den Seestädten viele mit Korn beladene Schiffe dahin brachten, der Pabst den 
Courier, welcher die Ankunfft der Teutschen Kauffleute zuerst hinterbrachte, mit 
1000. Ducaten beschencket. |  | 
| Wein | Der Weinwachs ist darinne sehr 
				reich und herrlich, sonderlich der Rheinische, 
Moßler, Necktar, Österreicher, Tyroler und Francken-Wein, die ihrer 
Dauerhaftigkeit halber es allen frem- |  | 
|  | {Sp. 291|S. 159} |  | 
|  | den Weinen zuvor thun. In Bayern, Thüringen, Meissen und 
	Sachsen wird zwar auch 
viel Wein 
gebauet; doch ist er nicht von so grosser Güte. |  | 
| Bier | Hingegen wird der Mangel in selbigen Gegenden durch die gesunde und 
wohlschmeckende Biere ersetzet, worunter das |  | 
|  | 
	Naumburger, Zerbster, Wurtzner, Torgauer, Hamburger, Eilenburger, Garleber, Rostocker, Braunschweiger Mumme, Breyhan, Keiderling, Tuckstein, Merseburger und andere zumahl Niedersächs. Biere  |  | 
|  | absonderlich gut sind. |  | 
| Obst, Salz, Kräuter | An Obst findet man in der Pfaltz, 
				
				Schwaben, 
	Sachsen und Francken, einen grossen Überfluß. |  | 
|  | 
	Die vornehmsten Saltzwercke sind in Tyrol., Bayerland, in dem 
	Hertzogthum Magdeburg und Lüneburg. In Österreich findet man Safran, in Mähren Weyhrauch und Myrrhen, in Francken süß Holtz, in Thüringen Weyd, Saflor, Anieß, Fenchel und Kümmel, überall viele gesunde und herrliche Kräuter.  |  | 
| Wälder | Die Felder und 
				Wälder sind voll des schönsten und besten Weidwercks und 
Wildprets. Die vielen grossen Wälder geben das schönste Holtz, dessen jährlich 
eine grosse Menge zu Mast-Bäumen und zum Schiffbau nach Holland verführet wird. |  | 
| Viehwirtschaft | An zahmen Vieh ist auch kein Mangel, und an Schaafen, Schweinen, Rindern und 
Feder-Vieh ein Überfluß. Insonderheit sind die Oldenburgische Pferde, die 
Westphälischen und Bayerischen Schweine, wie auch die Nieder-Sächsischen Käse 
bekannt. In dem Kriege sind die Teutschen Pferde sehr dauerhafftig, wodurch die 
Frantzosen ihre meiste Cavallerie beritten machen. |  | 
|  | An Wolle ist, zumahl in Ober- und Nieder-Sachsen ein grosser Vorrath, welche so 
wohl verarbeitet als unverarbeitet ausgeführet wird, und vor einigen Jahren sind 
durch die Pfältzische und Frantzösische Flüchtlinge viele 
			Manufacturen angeleget 
worden. |  | 
|  | Der Leinewand-Handel floriret in 
				
				Schwaben, Westphalen, Ober-Lausitz, Nieder-Sachsen, 
Schlesien und Meissen. |  | 
|  | Die vielen Flüsse sind voller Fische. |  | 
| Bodenschätze | Die 
				Erde giebt Ertz in grosser Menge. Das Ertz-Stifft Saltzburg wie auch Tyrol 
und andere 
				
				Kayserl. Erbländer, desgleichen Meissen, das 
Braunschweigerland, der Hartz, nebst den
				Grafschafften 
Henneberg, Mannsfeld, Stollberg, haben reiche Bergwerck, worinnen man Gold, 
Silber, Kupffer, Eisen, Bley, Zinn, Vitriol, blaue Farbe, und Kobold, Arsenic, 
Antimonium, Wißmuth, Quecksilber, Spath und andere Bergarten findet. |  | 
|  | Daneben hat man viele Kupffer-Drath- und Eisen-Hämmer, Meßing, Blech- und 
Glas-Hütten, woraus man die darinnen bereiteten Stücke häuffig verführet. Auch 
ist |  | 
|  | 
	in dem Rheinstrom, 
	in der Elbe und Saale, Goldsand; in der Elbe, Iltz und Mulda finden sich Perlen, Edelgesteine und 
	dergleichen, obschon bey weitem nicht so fein als im Orient.  |  | 
|  | An den meisten
Orten sind schöne 
Steinbrüche von Alabaster, Marmor, Jaspis, Agath, Porphyr, Serpentin und andere 
stattliche Steine. |  | 
| Bäder und Brunnen | Über dieses hat es viele herrliche Bäder u. Sauerbrunnen, darunter |  | 
|  | 
	das Töplitzer- und Carls-Bad, das Einserbad, Wildbad, Zellerbad, Schlangenbad,  |  | 
|  | berühmt. Nicht weniger die Sauerbrunnen |  | 
|  | 
	zu Eger, zu Göppingen in dem Würtenbergerlande, zu Pyrmont in der Grafschafft Waldeck, zu Schwalbach in Nieder-Hessen, und andere.  |  | 
| Kriegspersonal | Über dieses ist Teutschland so Volckreich, daß die meisten Potentaten von 
				Europa ihre besten Re- |  | 
|  | {Sp. 292} |  | 
|  | gimenter aus 
				Teutschen bestehend haben. |  | 
| Flüsse | Die vornehmsten und schiffreichsten Flüsse von Teutschland sind |  | 
|  |  |  | 
|  | nebst diesen sind |  | 
|  | 
	die Enß, die Saale, die Nahe, die Iser, der Lech, der Neckar, die Lippe, die Werne, die Mosel, die Spree, die Emß, die Unstrut und verschiedene andere.  |  | 
| Gebirge | Die vornehmsten Gebürge sind |  | 
|  | 
	der Taunus, welcher Mayntz gegen über gelegen, und jetzo der Heyrich, 
	oder die Höhe genannt wird; Melibocus, oder die Hartzgebürge, wiewohl heut zu Tage der in der 
	Grafschafft Blanckenburg gelegene Bloxberg, worauf die Hexen auf Walpurgis 
	Abend ihre Versammlungen haben sollen, meistens also genennet wird; Abnoba, ein zwischen dem
				Rhein 
	und dem 
				Ursprunge der 
	Donau gelegenes Gebürge, wovon die Boar ein Theil ist, 
	und nun schon lange überhaupt der Schwartzwald heisset; die Sudeten, oder Böhmischen Gebürge, nebst dem Fichtelberg, der Kahlenberg bey Wien, der Bremier in Tyrol, das Meißnische, Thüringische, Heßische, Lothringische Gebürge, und an den Grentzen
	
		die Carpatischen Gebürge, das Riesengebürge, worauf sich das bekannte Gespenste, der Rübezahl, 
		soll sehen lassen; der St. Gotthardsberg, der Berg Jura nebst den Alpen.  |  | 
| Wälder | Unter den Wälder war vor diesem der Hercynische sehr berühmt, welcher, nach 
Cäsars Bericht, 60 Tagereisen in die Länge, und 9 in die Breite ausmachte, und 
durch gantz Teutschland gieng, dahero er alle die übrigen Wälder in sich 
begriff. |  | 
|  | Heut zu Tage sind die vornehmsten, |  | 
|  | 
	der Lütticher-Wald, Böhmerwald, Hartz, Schwartzwald, Thüringerwald, Wienerwald, Spessard, Odenwald, Westerwald.  |  | 
| Inseln | Von Insuln ist in Teutschland nichts sonderliches bekannt, ausser dem 
Fürstenthum Rügen, ingleichen Wollin und Usedom an der Ost-See, welche zu 
Pommern gehören. Die |  | 
|  | heutigen 
Einwohner |  | 
|  | dieses Landes sind theils des Phlegmatischen, theils des Cholerischen, meistens 
aber des Sanguinischen Temperaments, und werden sonsten vor den Brust-Kern von 
				Europa gehalten. In Ansehung des 
Verstandes haben sie ein gutes Judicium 
und Ingenium; sind zu allen 
				Künsten und 
				
				Wissenschafft 
			geschickt. Daher 
sind sie auch in öffentlichen Geschäfften, als in Gesandschafften, wohl zu 
gebrauchen, da sie vieles ausrichten. |  | 
|  | Von ihren Neigungen zu gedencken, so sind sie, da sie was Cholerisches haben, 
treu, redlich, daraus sie sich eine 
Ehre machen, und Hinterlist als etwas 
schädisches ansehen, daher man auch ihren Muth und Tapfferkeit herzuleiten hat, 
massen selbige ein Kennzeichen der Cholericorum ist. |  | 
| Freiheitsliebe | Sie lieben die 
Freyheit, haben aber doch keine rechte Freyheit. Sie sind 
standhafft in der Religion, welcher sie beypflichten; Liebhaber der Musick und 
guter 				
				
				Wissenschafften. Daneben aber sind sie langsam in ihren Rathschlägen, am 
allermeisten aber werden sie wegen ihrer Schwelgerey in übermäßigen Essen und 
zwar in Trincken getadelt. |  | 
|  | Zum Kriege sind sie noch ziemlich 
			geschickt, weil sie 
            arbeitsam sind und Muth 
haben. Carl V pflegte daher zu 
			sagen, seine Armee sollte 
ein Italienisch Haupt haben, Spanische Schultern und eine teutsche Brust und 
Hertz, das übrige sollte man aus andern Na- |  | 
|  | {Sp. 293|S. 160} |  | 
|  | tionen nehmen. |  | 
|  | Zum Handel und Wandel sind sie auch nicht ungeschickt, und ob es ihnen gleich an 
der Gedult fehlet, so hat doch die Anführung zu Commercien-Sachen diese 
Beschwerlichkeit gehoben, daß sie auch Lust bekommen haben, nach Ost-Indien zu 
gehen. |  | 
| Französische Bräuche | Die Frantzösische Nation ist veränderlich, dieses ist eine Weltbekannte Sache. 
Nachdem nun unsere 
				Teutsche angefangen sie zu bewundern und nachzuahmen, und sie 
dißfals in ihrem Lande zu besuchen, so ist dieses veränderliche 
	Wesen auch auf 
unsere Lands-Leute gekommen. Es hat auch die häuffige Aufnahme der aus 
Franckreich vertriebenen Reformirten, und ihre Ausbreitung in den 
Teutschen 
Provintzen nicht wenig beygetragen, daß unsere Teutschen halb Frantzösische 
worden, und sich nicht allein in ihren Kleidungen, sondern auch in der Art zu 
speisen, in Meubeln, in Equipagen, bey ihren Visiten, Assembleen, u.s.w. nach 
den Frantzosen richten. |  | 
|  | Es hohlen zwar die 
				Teutschen, als die überhaupt gerne allen 
				Völckern nachahmen, 
eines und das andere von ihren Gebräuchen aus Italien, aus Engelland, Holland, 
Pohlen, Moscau u.s.f. inzwischen sind die Frantzösischen Gebräuche bey den 
Teutschen allgemein worden. |  | 
|  |  |  | 
|  | Macht von Teutschland. |  | 
|  | Die Macht und Stärcke des Römischen Reichs teutscher Nation ist fast 
unbeschreiblich. Denn ob es schon bey weiten nicht mehr so groß, als vor 
etlichen 100 Jahren; nichts desto weniger kan es noch 
				Volck genung zusammen 
bringen, indem so viel 
				Könige, als 
Churfürsten und so viel Königreiche darinne 
als Creyse zu zählen sind: Ja mancher 
				
Fürst kan auch dem mächtigsten Potentaten 
die Spitze bieten. Hieher könnte man das Sprüchwort ziehen, daß der Kayser ein 
				Herr über Könige sey, welcher in der Noth 200000 
				Mann aufbringen kan. Und so aus 
einer jeden 
				Gemeine im gantzen 
				Reich nur ein einiger Mann gezogen würde, könnte 
er eine Armee von 2000000 Mann aufrichten. |  | 
|  | Wenn man das 
				Römische Reich ansiehet und betrachtet, wird man befinden, daß 
daraus eine grosse 
Macht 
könne aufgebracht werden, denn es sind darinne |  | 
|  | 
	9 Churfürstenthümer, 
	ein Ertzhertzogthum, 
	19 Hertzogthümer, 
	4 Marckgrafschafften, 
	84 freye 
Reichs-Städte, 18 Reichs-Städte, 
	7 Ertzbischöffe, 48
	Bischöffe, 
	zu 
geschweigen die andern
	Prälaturen, 
	Stiffter, 
	
			Abteyen und Regular-Klöster.  |  | 
|  | Die weltlichen Chur- und Fürsten, Grafen, Herren und Edlen haben unter sich 1263 
Städte, 111000 
Dörffer; Die Geistlichen aber haben unter sich 1261 Städte 219000 
Dörffer. |  | 
|  | Nun halten 
				Fürstlichen 
und ander hohe vornehme und 
				erfahrene Potentaten, so des
				Reichs 
				Zustand wissen, dafür, daß wenn der 10 
				Mann von 
Adel und 
				Bürgern ohne die 
Bauern ausgehoben würden, diese Summe 700000 Mann betragen würde. Das Ertz-Haus 
Österreich, alleine ist vermögend aus seinen teutschen 
						Staaten eine Macht von 
anderthalb Hundert bis 200000 aufzubringen. Wir haben das Exempel an dem 
Kayser
Carl dem V, der mit 90000 zu Fuß und 30000 zu Pferde Wien entsetzte. 
Kayser Maximilian II brach- |  | 
|  | {Sp. 294} |  | 
|  | te eine Armee von 10000 Infanterie und 35000 Cavallerie aus Deutschland zusammen 
und gieng damit nach Ungarn. |  | 
|  | Und was will man erst aus den verstrichenen Zeiten Exempel der grossen 
Macht und 
Stärcke dieses Glorwürdigsten Hauses hervorsuchen, man darff nur die 
verschiedenen Armeen der jetztregierenden Königin von Ungarn und Böhmen zusammen 
rechnen, so wird man noch eine viel grössere Macht heraus bringen. Deutschland 
ist so mächtig, daß, wenn es seine Waffen vereinigte, von keinem Feinde würde 
können überwunden werden; und es daher allerdings seine Richtigkeit hat, daß 
Teutschland unüberwindlich ist. Die |  | 
|  | Religion |  | 
|  | betreffend, so waren die alten Teutschen, wie aus dem 
				Artickel: 
	Teutsche, im XLII 
				Bande, p. 1680 u.ff. kan ersehen 
werden, blinde Heyden. Und obgleich die 
Wahrheit des Evangelii auch in diesem 
Lande erschollen, und sich eintzelne Familien zu Christo gewendet haben; so hat 
doch dasselbe vor dem 8 Jahrhunderte kein rechtes Wachsthum nehmen wollen. In 
dem Hieronymo de claris viris wird behauptet, der 
Apostel Thomas habe das Evangelium zuerst in Teutschland 
geprediget, weil aber an statt Germanien, in einigen Exemplarien Cormanien 
gelesen wird: so ist es ungewis, ob man der ersten oder der letztern 
				Schreib-Art 
Glauben beymessen darf. |  | 
|  | Sonst sollen auch noch ausser den Evangelisten Marcus folgende 
				Lehrer das Evangelium geprediget haben: |  | 
|  | 
	Nathanael, Lucius von
Cyrene, Crescens des Paulus Jünger, Clemens, 
dessen Gehülfe, wie auch Petrus Jünger
	
		Maternus, Eucherius, Valerius und andre.  |  | 
|  | Vor allen aber ist Bonifacius besonders zu mercken, 
als welcher in verschiednen 
				Orten Teutschlandes, absonderlich aber in Thüringen, 
das Evangelium von Christo mit grossen 
				Nutzen geprediget hat. In Bayerland haben 
sich Severin, und St. Rupertus, in
				Schwaben
Ansgarius, in Francken Kilian, in Holstein 
aber Vicelinus, die Ausbreitung der Lehre JEsu besonders 
angelegen seyn lassen. |  | 
|  | Teutschland war hierauf etliche 100 Jahre der Römisch-Catholischen Religion 
zugethan; es fand sich aber 1517 D. Martin Luther, welcher 
wider den Ablaß schrieb und lehrte, woraus hernach die grosse 
Religions-Änderung entstund. Anfänglich wurden diejenige, welche der Lehre
Luthers anhiengen, überal verfolget, auch auf dem 
				
Reichstage zu 
Worms 1521. und auf dem zu Speyer 1529 sehr harte Reichsschlüsse wider sie 
gemacht. Weil nun hierwider diejenigen 
Stände, welche der Lehre Luthers 
beyfielen, protestirten, bekamen sie den 
				Nahmen der 
Protestanten. |  | 
|  | Nach übergebener Augspurgischen Confeßion erhielten sie auf dem 
				
Reichstage zu Nürnberg 1532 einige Religions-Freyheit, doch nur so lange, 
bis auf einer allgemeinen Kirchen-Versammlung oder Reichstage etwas anders 
ausgemacht werden würde. Ob nun gleich diese Freyheit durch den bald darauf 
erfolgten Smalkaldischen Krieg wieder gehemmet wurde, so brachte doch der 
Churfürst
Moritz von 
			
			Sachsen durch den Passauischen Ver- |  | 
|  | {Sp. 295|S. 161} |  | 
|  | trag 1552 den  
Protestanten neue Religions-Freyheit zuwege, welches nachgehends 
auf einem allgemeinen Reichstage zu Augspurg 1555 durch den 
				Religions-Frieden 
bestätiget wurde. Dieser ist hernach in allen 
				
				Kayserl. Wahl-Capitulationen, und 
zumahl durch den 
Westphälischen Friedens-Schluß 
von neuem bekräfftiget, auch durch denselbigen auf die Reformirten extendiret 
worden. |  | 
|  | Diesemnach wird die Catholische, Lutherische und Reformirte Religion im
				Reiche 
zugelassen, ausser denselben aber keine andere 
gedultet. Wiewohl nicht zu 
läugnen, daß sich in den neuern Zeiten viele Religions-Zwistigkeiten in 
Teutschland gefunden haben. |  | 
| Literatur | Wer von der Teutschen Historie geschrieben, zeiget | 
	Hertz in 
Bibl. Germ. Struv.
	in Bibl. Hist. c. 17. Meibom in seiner
				Rede de historiae germaniae fontibus.
	 | 
|  | Der alten
				Teutschen
				Zustand zu 
				erkennen, dienen | 
	Julius Cäsar, Tacit, Strabo, 
Ptolem. Ammian. Marcell.  | 
|  | Von ihren alten 
				
				Göttern hat Elias 
Schede geschrieben, und von ihren
			Gewohnheiten |  | 
|  | Zu der Geographie geben Anweisung | 
	Frantz 
Irenicus, Peter Bertius, Mart. Zeiller, Christ. Cellar.  | 
|  | Zu der Hist. 
der mittlern Zeiten dienen die so genannten scriptor. rer. Germanic. | 
	Rhegino, Hermann Contractus, Lambert Schafnaburgens. 
Marian Scotus, Sigebert Gemblacens. Otto Frisingens. Albert Stades. und 
andere, welche von dem 
				und andern zusammen getragen sind.  | 
|  | Zur Historie der folgenden Zeit dienet | Christ Lehmann 
in seiner Speyerischen Chronick. | 
|  | Von denen 
Grentzen von Teutschland | ist 
Conring 
zu lesen. | 
|  | Von der Reformation | Sleidan, Hortleder und 
Seckendorf. | 
|  | Von der neuen Historie | Puffendorf und
Lundorp. | 
|  | Zum Staats-Rechte von Teutschlande dienen |  | 
|  | Den gantzen 
						Staat von Teutschland hat beschrieben | Franckenberg  
Europ. Herold. | 
|  | Von der teutschen Kirche und besonders den Urkunden, welche dieselbe betroffen, 
ist nachzusehen | Lünigs 
Germaniae sacra Diplomatica. | 
|  |  |  |