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Quellenangaben |
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Verstorbene, Toden, Tode,
Lat. Defuncti,
Mortui, werden die
Menschen überhaupt nach
geschehener Trennung der
Seele und des
Leibes
genennet. |
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Zuweilen wird dieses
Wort nur von einem
Theile, nehmlich dem Leibe, genommen, welche
Bedeutung in der
Redens-Art: Die Verstorbenen
begraben, u.d.m. statt findet. Doch wird auch unter
diesem Worte zuweilen nur die abgeschiedene
Seele des Menschen
verstanden, wenn
z.E. der
Verstorbenen, die sich im jenem Leben oder in der
Quaal befinden, gedacht wird. Man sieht wohl, daß
dieses nur von ihren Seelen zu verstehen sey,
welche in diesem
verschiedenen
Zustande sind,
indem vor dem jüngstem Tage der Leib mit
denselben noch nicht wieder vereiniget ist. |
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Diese besondern Bedeutungen des Worts sind
von keiner Schwierigkeit, und man wird gleich aus
dem Zusammenhange sehen können, wie das Wort
sowohl in gegenwärtiger Abhandlung, als in andern
Schrifften
müsse genommen werden. |
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Zuerst
wollen wir die¶ |
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historische Abhandlung von den
Verstorbenen¶ |
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vor uns nehmen, und die merckwürdigsten
Sachen von den Verstorbenen aus der
Historie, der
alten sowohl als der neuern, anmercken. |
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Wir würden hier sehr weitläufftig seyn müssen,
wenn wir die besondern
Gebräuche, die man bey
den Verstorbenen beobachtet, und andere
dergleichen
Dinge abhandeln wolten. Allein wir
können eine
unnöthige Wiederholung ersparen,
indem das meiste davon bereits ist vorgebracht
worden. |
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Wer also von den Begräbnissen, und
Verbrennung der Toden, von ihrer Salbung, von der
Music und den Gesängen die bey ihrer Beerdigung
angestellet worden, von den Toden-Opffern, von der
Trauer über die Toden, von dem Abschiede, den
man von ihnen genommen, nähere Nachrichten
verlangt, der beliebe folgende
Artickel
nachzuschlagen: |
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- Begräbniß, im III
Bande,
p. 927 u. ff.,
- Leichenbegängniß, im XVI Bande, p. 1559 u.f.
- Verbrennung der Toden in diesem Bande,
- Salbung,
im XXXIII Bande, p. 827 u.ff. besonders p. 830.
- Toden-Music, im XLIV Bande, p. 699 u.ff.
- Toden-Opffer, im XLIV Bande, p. 704.
- Trauer, im XLV Bande, p. 76 u.ff.
- ingleichen Trauer-Klage, im XLV Bande, p. 138 u.ff.
- Toden-Valet, im XLIV Bande, p.
720 u.ff.
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In diesen Artickeln wird man die
vor- |
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{Sp. 2124} |
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nehmsten historischen
Umstände angeführt
finden. |
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Doch sind noch einige Sachen zurück, die unter
gegenwärtigen Artickel gehören, und die wir
ausführen müssen. Hieher gehören die
Reden,
welche schon in den ältesten
Zeiten den
Verstorbenen zu
Ehren sind gehalten worden. Wir
wollen davon die glaubwürdigsten Nachrichten so
viel
möglich aufsuchen, und hersetzen, welches hier
nicht überflüßig seyn wird, da wir unter dem Artickel
Trauer-Rede, im XLV Bande, p. 152 u.ff. und
andern dergleichen Örtern dieses uralten
Gebrauchs keine Erwehnung gethan haben. |
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Die meisten
Europäischen
Völcker haben ihre
Verstorbenen nicht stillschweigend zur
Erde
bestattet, sondern eine Rede dabey gehalten.
Manche sind unter denselben sehr abgeschmackt,
und
ungereimt, andere aber haben die rechte
Absicht, das
Lob des Verstorbenen, zum
Grunde
gehabt. |
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Als König Harald Hyltand in Dännemarck ist
zur Erden bestattet worden, hat sein Überwinder
König Ring in Schweden, bey dem
Leichenbegängnisse das Wort geführet, er hat ein
Gelübde
gethan, und die
Götter gebeten, daß der
im Treffen erlegte König (der Seele nach) auf
seinem Pferde zur Hölle vorher fahren und daselbst
beym Pluto vor sich und seine erschlagene
Mitgesellen und Feinde eine sanffte und ruhige
Herberge erbitten
möchte. Er hat auch die
Dänischen
Herren und alle Anwesende inständig
ermahnet, um das Leichen-Feuer her zu gehen, und
einen so hochverdienten König zu Ehren ihre
besten Sachen und Gewehr ins
Feuer zu
werffen. |
Saxo Lib. VIII Hist. Dan. in Vita
R. Haraldi Hyltland p. 147. |
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Daß auch die Schweden ihre Verstorbenen mit
solchen Leichen-Sermonen bestattet, siehet man
aus dieser Leichen-Rede des Schwedischen Königs
Haygen Rings, die er bey Beerdigung des
Dänischen Königs Haralds gehalten. |
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Dieses haben auch die Norweger gethan. Denn
als ihr König Haggen Adelstein 960 ums
Leben
gekommen, haben ihn seine Freunde begraben,
und bey seinem Grabe nach
Heydnischem
Gebrauche das Wort über ihn
geredet, und ihn nach
Vahall, d.i. den Toden-Pallast derer, die im
Kriege
umkommen, hingewiesen. |
Snoro Sturleson Part. III.
Chron. … |
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Es ist ausgemacht, daß bey den
Mitternächtlichen Völckern insgemein solche
Leichen-Sermone üblich gewesen, |
Scheffer in Upsalia
… |
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deren Inhalt war, den Toden nach Balhall
hinzuweisen. |
Barthol. Lib. II. Antiquit.
… |
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Die
Preuß-Wenden haben eine sehr seltsame
Leichen- und Klag Rede über den Verstorbenen
geführet: Der Tode ist aufgericht auf einen Stuhl
gestellet worden, dabey haben die Anverwandten
gesessen, und entsetzlich gesoffen. Wenn sie mit
Sauffen fertig gewesen, haben sie den Toden, als
wenn er gelebt hätte,
gefragt: Ach! ach! warum
bistu gestorben? hat es dir etwa an Speiß und
Tranck gefehlt? Ach! ach! hastu nicht ein
schönes Weib gehabt? warum bistu denn
gestorben? |
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Auf solche Art haben sie alle äusserlichen
Güter des Verstorbenen, seine
Kinder, Schaafe,
Ochsen, Pferde, Gänse, Hüner etc. genennet. Bey
jedem Stück haben sie gefragt, wa- |
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{Sp. 2125|S. 1076} |
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rum bistu denn gestorben, da du dieses
hast? |
Johann Meletius in Epistola
ad Georgium Sabinum … |
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Fast eine gleiche Klag-Rede halten auch die
Russen bey ihren Verstorbenen. Sie fragen
ebenfalls den Toden, warum der Abschied
genommen? ob wegen
Mangel an Speise, und
Tranck? Ob er sich einer
unglücklichen
Ehe habe
entziehen wollen? Er solte doch aussagen, und
bekennen, was ihn bewogen habe, nicht allein sein
Weib, sondern auch seine Kinder zu verlassen, und
allen seinen Gütern absagen? |
Johann Meletius in Epistola
… |
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Diese
Gewohnheit
sollen auch die alten
Liefländer gehabt, und die Toden gefragt haben,
aus was
Ursachen sie gestorben, ob sie an einem
oder anderm Mangel gehabt hätten? |
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Bey den Römern sind Leichen-Predigten bey
Beerdigung der Verstorbenen sonderlich
gewöhnlich gewesen. Man hält dafür: Daß der erste
Bürgermeister zu Rom Valerius Publicola über
seinen verstorbenen Collegen, den Brutus
Collatinus, die erste Leichen-Rede gehalten, und
denselben
öffentlich
gerühmet habe, welches den
Römern so wohl gefallen, daß nachmahls die
Fürnehmsten zu Rom bey ihrer Bestattung mit
Leichen-Sermonen und Lob-Reden sind beehret
worden. |
Plutarch in Val.
Publicola. |
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Dieses
erkläret Dionysius Halicarnassus im V
B. |
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„Des folgenden Tags,
schreibt er, hat Valerius
mit schwartzen Kleidern angethan, des Brutus
Leichnam auf einem herrlichen Bette gezieret, auf
dem Marckte fürgestellet, und nach Versammlung
des Volcks ist er auf den Predigt-Stuhl gestiegen,
da er zu desselben Ruhm eine Leichen-Oration
gehalten. Ob aber Valerius diese Weise am ersten
angeordnet, oder von den Königen schon
angeordnet gewesen, kan ich für gewiß nicht sagen.
Doch ist es eine alte Erfindung der Römer, bey der
Leichen-Begängniß fürnehmer Männer ihre
Tugenden zu rühmen." |
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Die fürnehmsten Leichen sind zu Rom auf dem
Marckte vor den Rostris aufgestellet worden, da des
Verstorbenen nächster Anverwandter aufgestiegen,
und desselben
Geschlecht, Lebens-Lauf,
Tugend,
und Thaten vorgebracht und gerühmt. |
Rosinus Lib. V. Antiquit.
… |
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Dieses ist unter andern bey den Leichen des
Appius und Scipions geschehen. |
Alexander ab Alexandro Lib.
III. … |
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Diese Lob-Reden der Verstorbenen sind unter
den Römischen Kaysern sehr gebräuchlich
gewesen, und man hat damahls angefangen, die
Verstorbenen zweymahl mit Lob-Reden zu
verehren, welche Ehre der Kayser Augustus und
seine Schwester Octavia, wie auch Drusus, und
Antonius Pius nebst vielen andern
bekommen. |
Gutherius Lib. I de jure
Manium … |
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Diese Ehre hatten anfänglich die
Männer allein;
nachgehends aber haben auch die Weiber dieselbe
erlangt, als sie bey Mangel des Goldes ihren
Schmuck, welcher acht Talent Goldes am Gewichte
betrug, zusammen gebracht, |
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{Sp. 2126} |
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und der Stadt verehret hatten. |
Plutarch in Camillo
… |
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Popilia des Catullus
Mutter, soll die erste
gewesen seyn, welche mit einer Lob-Rede ist
beehret worden. |
Cicero Lib. II de
Oratore. |
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Die Römer haben diese Leichen-Sermonen
vermuthlich von den Griechen erlernet, welche der
weise Solon am ersten erfunden haben soll. |
Alex. ab Alex. l. cit. dieser hat
hundert
Jahr vor den beyden ersten Römischen
Bürgermeistern Brutus und Publicola
gelebt. |
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Obgedachter Dionysius vermeynt, daß die
Gewohnheit, den Verstorbenen Lob-Reden zu
halten, nicht so alt als bey den Römern gewesen.
Hier sind seine Worte: |
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„Daß dieses (Leichen-Reden den Verstorbenen
zu halten) von den Griechen zuerst angeordnet
seyn solte, habe ich nicht aus den gemeinen
historischen Schrifften gelernt, welche sowohl die
ältesten Poeten, als die berühmten Geschicht-Schreiber ans Licht gestellet haben. |
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Sie melden zwar, daß den berühmten Männern
zu Ehren Leichen-Kämpffe und Ritterspiele von den
Angehörigen, als vom Achilles bey des Patroculus
Leiche und weit vorher von dem Hercules bey des
Pelops Beerdigung wären angestellt worden; daß
aber dieselben öffentlich wären gerühmt worden,
hat ausser den Atheniensischen Poeten niemand
gemeldet, die ihrer Stadt zu schmeicheln, diesen
Gebrauch dem Theseus bey dem Begräbnisse der
Archiven fabelhafft beylegen. |
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Denn die Athenienser haben diese Lob-Reden
ihren rechtmäßigen Leichen-Gebräuchen langsam
hinzu gesetzt, und mögen wohl den Anfang von
denen genommen haben, welche im Persischen
Kriege bey Artemisium Salamin, und Pleteas für das
Vaterland umgekommen, oder auch von den
tapffern Thaten der Soldaten auf dem
Marathonischen Felde vorgegangen. Nun aber sind
die Marathonische Thaten sechzehn Jahre nach
des Brutus Leichen-Begängnisse geschehen." |
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Es schreibt Thucydides im II
Buche von seinen
Griechen, daß bey ihnen ein fürnehmer Mann
erwählt worden sey, der über die Verstorbenen eine
Rede von derselben Lob gehalten habe. Hierbey
führet er den tapffern Atheniensischen Feldherrn
Pericles an. der bey dem Grabe auf eine hohe
Cantzel gestiegen, damit er von der
gantzen
Versammlung gehört und gesehen werden
möchte,
worauf er über seine erschlagene Soldaten eine
Rede gehalten, und also angefangen: Multi eorum
qui ex hoc hactenus loco verba fecerunt, hoc
legibus institutum morem in concione dicendi ad
exequias defunctorum in bello ut pulchrum laudant
etc. |
Thucydides Lib. II de Bello
Peloponesiaco … |
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Der Lob-Reden, welche über die im
Marathonischen Treffen erschlagenen tapffern
Soldaten gehalten worden, gedenckt dieser
berühmte Geschicht-Schreiber am bemeldetem
Orte. |
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Die Leichen-Sermone der Griechischen Redner
Lysias und Demosthenes sind in ihren Schrifften
anzutreffen. |
Gyrald de vario sepeliendi ritu
… |
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Diese Römische und Griechischen Trauer-Reden
unterscheidet Dionysius am angeführtem
Orte also, daß die |
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{Sp. 2127|S. 1077} |
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Griechen allein ihre im
Kriege erlegte Officierer
und Soldaten; die Römer aber alle berühmte,
welche bey
Kriegs- oder
Friedens-Zeiten dem
gemeinen Besten
gedient, mit Leichen-Reden
geehrt, wobey er schreibt, daß der Römer
Gewohnheit besser sey, als der Griechen, weil
diese allein die Kriegs-Leute wegen ihres tapffern
Todes, ob sie schon sonst in ihrem
Leben
lasterhafft
gewesen, jene aber alle vornehme Männer nicht nur
wegen ihrer Tapfferkeit, sondern auch wegen ihres
tugendhafften Lebens gerühmt haben. |
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Bey den Indianern, ist diese Weise von vielen
hundert Jahren her beybehalten worden, daß die
Obrigkeit des
Orts vor der Thüre, des Verstorbenen
Lebens-Lauf beschrieben, damit dessen Tugenden
und Laster allen bekannt werden möchten. |
Alexander ab Alexandro Lib.
III. … |
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Bey der Beerdigung des Rolims oder
Hohenpriesters Mounai in Pegu ist ein Priester
aufgetreten, und hat im
Nahmen des Verstorbenen
eine Rede gehalten, wie derselbe nach
GOttes Willen habe müssen zur Erde werden, daraus er
erschaffen, mit beygefügter Empfehlung seiner
Kinder, worauf die gantze Versammlung
GOTT um
Gnade, und um Abwendung der
Sünden
Straffe
gebeten. Nachgehends ist ein anderer Priester
hervor getreten, welcher dem Verstorbenen
folgende hochtrabende Leichen-Rede
gehalten: |
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Könnten die Wolcken des Himmels den
wilden Thieren auf dem Felde unsere Betrübniß
zu verstehen geben, so würden sie ihre Weyde
verlassen, und uns euren Tod beweinen helffen,
und die äusserste Noth, darein wir gesetzt sind,
oder sie würden euch, o Herr, bitten, uns mit zu
nehmen, in dieses euer trauriges Leichen-Hauß,
da wir auch jetzt alle sehen, wiewohl von euch
nicht gesehen werden, weil wir einer so grossen
Gunst nicht werth sind. |
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Aber damit dieses Volck in euch werde
getröstet. ehe denn das Grab euren Cörper vor
uns verbirgt, so zeiget uns doch, Herr, durch
irrdische Bilder, die ruhige Freude, und
Vergnügung eurer Ruhe, damit sie mögen
erwachen, aus dem schweren Schlaffe, worein
sie durch die Finsternissen des Fleisches
verwickelt werden, und daß wir Elenden eine
Reitzung empfinden, in eure Fußtapffen mit
getreuer Nachfolge zu treten, und euch
dermahleinst bey dem letzten Othem unsers
Lebens in dem Freudenreichen Hausse der
Sonne zu sehen. |
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Auf diese Worte machte das Volck ein
erschreckliches Geschrey, und antwortete: Der Herr
erweise uns diese Gnade. |
Erasmus Fr. Lib. VI
… |
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Wenn der König in Egypten
gestorben, und
alles zur Leichen-Bestattung auf das Prächtigste
zubereitet ist, wird sein Sarg am letzten
Tage beym
Grabe nach dem
Gesetze
vorgestellt, und sein
Lebens-Lauf nebst den Thaten hergesagt, da man
freye Macht hat ihn anzuklagen, da ihn die Priester
gerühmt, und alle seine fürtrefflichen Thaten
erzehlet, da sich viele tausend Menschen zur
Leichen-Bestattung versammlet hatten. |
Diodor |
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{Sp. 2128} |
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aus Sicilien Lib. I … |
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Diese Ehre haben die Toden in Egypten,
welche ehrbar gelebt, meistens gehabt. Daß sie
zwar nicht von ihrem Geschlechte, wie bey den
Griechen, sondern von ihrem Lebens-Lauffe, von
ihrer
Auferziehung, von ihrer Unterrichtung bis zum
männlichen Alter, von ihrer Gottesfurcht gegen die
Götter, von ihrer
Gerechtigkeit, Eingezogenheit, und
andern Tugenden sind gerühmet, und anbey die
Götter um Aufnehmung der Seelen der
Verstorbenen in der
Gesellschafft der Frommen in
jener
Welt angeruffen worden. Diese Lob-Rede
empfängt das anwesende Volck mit einem
geneigten Zuruf, und rühmen zugleich den
Verstorbenen mit grossem Lobe, als welcher mit
dem Frommen in jener Welt ewig leben wird. |
Diodor Siculus … |
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Auf der grossen Africanischen Insel
Madagascar werden die rühmlichen Thaten des
Verstorbenen wiederholet. Darauf reden sie den
toden Cörper an, eben als er noch lebte, und sagen:
Wie bistu doch gestorben, hastu an einigen Dingen
Mangel gehabt? hastu kein Vieh, Gold, Silber, Stahl,
und andere
Waaren genug gehabt? u.s.f. |
Duvall Part. I. Georgr.
Universal. … |
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Dieses ist überhaupt eine Gewohnheit bey allen
Mohren in West-Indien, welche die Sterbenden
fragen, warum sie von ihnen wollen? Ob sie an
Essen und Trincken, an Weib und Kind, oder an
Nahrung und
Lebensmitteln Mangel hätten, auch
wohin und in welches Land sie wolten, zu den
Christen, oder
Heyden? |
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Wenn der Mohr tod ist, wird er schön
gewaschen, und auf Matten oder Decken mit
wüllenen Tüchern umbunden, gelegt, lassen ihm die
Augen offen, und decken ihm das Angesicht zu,
strecken und legen die
Arme gerade neben ihm,
lassen ihn offt einen halben Tag unter freyen
Himmel liegen, und die Hinterbliebenen sitzen
dabey, und treiben nach ihrer Andacht, allerhand
Affenspiel. Wenn der Tode begraben worden,
gehen die, so ihn zur Leiche bestattet, mit zu den
Hinterlassenen des Verstorbenen, und vertrincken
desselben Verlassenschafft, daß kein Theil vom
andern, auch die Kinder nicht etwas erben. |
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Was die Lobreden, die man den Verstorbenen
gehalten, betrifft, so haben die Heyden diese
Gewohnheit vermuthlich vom Volcke GOttes erlernt.
Die Rabbinen berichten, daß keine Leiche ohne
einen Prophetischen Sermon sey begraben
worden. |
D. Friedlib in Medic. Theol. de
Morte ... |
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Es hat
D. Martin Geyer den Gebrauch der
Leichen-Reden bey den Hebräern in seinem Buch
von der Hebräer Trauer im VI
Capitel erwiesen, da
er vorgestellet |
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1) |
des Königs Davids Leichen-Rede über den verstorbenen König Saul und
Jonathan in Abwesenheit gehalten, |
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2 Samuel I, 17, |
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2) |
des Königs David über den
Feldherrn Abner in Gegenwart bey dessen Grabe
gehalten, |
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2 Sam. III, 33 u.f. |
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3) |
des Propheten Jesaias
über den König Hiskias gehalten. |
|
Jes. LVII, 1. |
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4) |
Des Propheten Jeremias
über den König Jo- |
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{Sp. 2129|S. 1078} |
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- 2 Chron. XXXV, 25.
- D.
Geyer de Luctu Hebraeorum …
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Daher sind die Leichen-Reden unter den ersten
Christen entstanden. |
Magdeb. Cent. … |
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Die Leichen Sermone des
Bischoffs Eusebius
über den Kayser Constantin; des Bischoffs
Ambrosius über die beyden Kayser Valentinianus
und Theodosius, des Bischoffs Nazianzenus über
den Basilius und Ceratius; des Bischoffs
Gregorius Nyssenus über den heiligen Miletius
sind in dieser Väter Schrifften noch vorhanden. |
D. Geyer l.c.
… |
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Anfangs sind nur bey den Begräbnissen
vornehmer Christen Leichen-Reden gehalten
worden. Die Christen haben es hierinne, wie einige
behaupten wollen, den Griechen und Römern, und
zwar im vierten
Jahrhundert nachgethan. In diesen
Reden handelten sie von den Tugenden und
Verdiensten der Verstorbenen, von der
menschlichen Schwachheit, von der Unsterblichkeit
der Seelen, von dem ewigen Leben, und von dem
Troste der Leidtragenden. |
Man besehe die Leichen-Rede
Gregorii Nazianzen. ..., auch den Basilius
M. |
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Auf dem Concilio Rotomagensi … ward
beschlossen, daß nicht jederman, sondern nur
rühmlichen, weisen, und frommen Leuten Lob-Reden gehalten werden solten. |
Concil. Hard. … |
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Im Concilio Toledano Cap. X heisset es: Nullus
inscio vel approbante Episcopo mortuum in funere
habita oratione laudabit. |
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Die Absicht bey diesen Reden war bey den
ersten Christen; daß GOtt durch seine
Knechte
gelobet, der Fromme mit einem Zeugnisse beehret,
und das Volck durch die Erzehlung der Thaten
erfreuet würde. Diese Absicht hatten die Redner zur
Zeit Basilius M. |
wovon desselben Homil. in
Gordium martyrem … zu sehen ist. |
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In der Orientalischen Kirche erzehlet
Dionysius in seiner Kirchen-Hierarchie Cap. VII,
daß bey jemandes Begräbnisse der Vornehmste
aus den Dienern Gottes herfür trete, der die
verstorbenen Heiligen rühmet, und den Toden mit
gleicher Lob-Rede ehret, die Anwesenden aber
vermahnet, daß sie um einen seeligen Abschied in
Christo stets bethen solten. |
|
|
Im vierzehenden Jahrhunderte haben zu erst
die
Deutschen nach dem
Exempel der Italiener ihre
Verstorbenen mit Leichen Predigten zu ehren, und
ihre Tugenden und Geschlecht zu rühmen
angefangen. |
Crantz Lib. IX. Metrop.
… |
|
Es
irret demnach Helvader darinne, daß er
vermeynt, als ob die Leichen-Predigten von den
Heyden auf uns Christen gekommen wären. |
Helvader Lib. II Amphith.
… |
|
Es haben unsere Vorfahren und die ehrbaren
Heyden insgemein durch die Leich- und Lob-Reden
die Menschen zur Tugend und Tapfferkeit
ermuntern wollen. Denn sie haben diese Ehre nicht
allen Leuten erwiesen, sondern allein ihren tapffern
Kriegsleuten, wie die Griechen, und sonst auch
allen tugendhafften Personen, die sich bey Kriegs-
und Friedens-Zeiten verdient gemacht hatten,
welches auch die Römer beobachtet haben. Dieses
war eine nachdrückliche Anreitzung |
|
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{Sp. 2130} |
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|
zur Tugend, so daß die Leute in ihrem gantzen
Leben nach Ehre und Ruhm streben musten,
welche nach dem Tode geehrt und gerühmt seyn
wolten. |
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|
Es würde zur Beförderung des
wahren
Christenthums nicht ein geringes beytragen, wenn
in diesem Falle unter uns Christen ein
Unterscheid
gemacht würde, und nicht allen Verstorbenen
durchgängig, sondern nur denen, die es verdient
und ein gottseeliges Leben und Wandel geführet
haben, dergleichen Lob-Reden gehalten
würden. |
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|
Dieselben sind heutiges Tags so gewöhnlich,
daß an manchen Orten, zwey oder drey Reden dem
Verstorbenen, der zuweilen ein schlechter Held im
Christenthume gewesen, gehalten werden müssen.
Hierbey muß allezeit der Verstorbene bis in den
Himmel erhoben werden. |
|
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"Es wäre
gut, schreibt der gemeldete
Helvader, daß Johannes mit dem güldenen Munde
zu manchen Zeiten von der Cantzel wegbliebe,
damit diejenigen nicht gerühmet würden, die keines
Lobes würdig sind.„ |
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|
In dieser Redens-Art siehet er auf den
berühmten Patriarchen zu Constantinopel,
Johannes, der wegen seiner oratorischen Gaben
Chrysostomus, der güldene Mund, genennet
worden, der aber auch einen eisernen Mund
gehabt, das
Böse an dem Kayser selbst, und
dessen Gemahlin ungescheut zu straffen,
weswegen er auch grosse Verfolgungen
ausgestanden hat. Also geht des
Verfassers
Meynung dahin, daß ein
geistlicher Redner bey
Leichen-Predigten, nicht auf Schmeicheleyen,
sondern auf Ehre und Tugend sehen solle. |
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|
Es ist ein Greuel anzuhören, daß solche
Prediger an Gottes-Statt als Lügner und
falsche
Zeugen erfunden werden, die aus
Licht Finsterniß,
und aus Laster Tugenden machen, und den Teuffel
auf Gottes Stuhl setzen. Die Verstorbenen müssen
gerühmet werden, ob gleich ihr gantzes Leben
voller Laster gewesen. Man bedencke nicht, daß
der Nahme Gottes auf solche Art gelästert, und die
Gottlosen in ihrer
Boßheit gestärckt werden.¶ |
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Ausser dieser Gewohnheit, denen
Verstorbenen Lob-Reden zu halten, verdienen noch
einige andere Gebräuche und Historische
Umstände bemerckt zu werden. Wenn die alten
Griechen und Römer vor einen Toden vorbey
giengen, der noch nicht begraben war, so pflegten
sie, jeder drey Hände voll Erde oder Rasen auf ihn
zu werffen, so lange bis er gantz verdeckt war. Wer
dieses unterließ, dem ward es vor ein grosses
piaculum gehalten, welches die Götter zu straffen
nicht unterlassen würden. |
- Kirchmann de fun. …
- Cerda ad Virgil. Aeneid. …
- Pitiscus
…
|
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Es ist auch merckwürdig, daß man die
Verstorbenen angebetet habe. Man findet davon in
den Geschichten der ältesten Völcker Nachrichten,
doch verehrte man nur solche Verstorbene, die sich
durch ausnehmende
Vorzüge über den gemeinen
Hauffen erhoben hatten. Besonders ist diese Ehre
den Königen angethan worden, welche löblich
regieret hatten. |
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|
Die Peruer haben diese Gewohnheit stets
beobachtet, und ihre Könige einbalsamirt, nach
Cusco beygesetzt, und angebetet. Die Chineser
haben diese Ehre dem Confucius, dem grösten
Weltweisen, den |
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{Sp. 2131|S. 1079} |
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sie jemahls gehabt, wie auch den verstorbenen
Vorfahren erwiesen, und sie sind durch die
Römisch-Catholischen Mißionarien von diesem
Dienste nicht abzubringen gewesen. |
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Hierüber ist lange Zeit zwischen den Jesuiten
und Dominicanern im vorigen und gegenwärtigen
Jahrhundert ein hefftiger Streit geführet worden,
weil jene behaupten wolten, dieses sey nur eine
blosse
bürgerliche Verehrung, die mit der
Christlichen Religion gar wohl bestehen könnte:
Diese hingegen
sagten, es sey eine
wahrhafftige
Abgötterey, welche auf keine Weise entschuldiget
oder gedultet werden könnte. |
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Mit diesem Haupt-Momente war noch eine
andere Frage verknüpfft. Denn weil die Sineser auf
ihren Altären oder Tischen
gewisse Tafeln stellen,
auf welchen die Worte befindlich: Der Thron der
Seelen N.N. so ward gefragt: Ob es recht sey, daß
die Sineser diese Tafeln, als Throne der Seelen
derer Verstorbenen, ihnen zu Ehren
aufhängen? |
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Die Jesuiten behaupteten solches, die
Dominicaner aber verwarffen solches als
abergläubisch, weil sich solcher Gebrauch auf die
Meynung gründe, daß die Seelen etwas göttliches
wären, und auf der Menschen Gebet sich bey
diesen Tafeln einfänden. Hierüber sind zwischen
beyden Partheyen, die hefftigsten Streitigkeiten
vorgefallen, und die Päbste wolten der Sache
keinen Ausschlag geben, weil sie keiner Parthey
wehe thun wolten. Als es aber die Jesuiten zu arg
machten, ergiengen von Rom verschiedene
Decrete
wieder sie. |
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Vornehmlich ist das
Edict merckwürdig welches
der Päbstische Vicarius in der
Provintz Fockien und
Bischoff zu Conon Carl Maigrot 1693 auf Ansuchen
der Dominicaner
publicirte. Dieses enthielt unter
andern folgendes: |
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1) |
Die Christen solten dem
Götzendienste, welchen die Sineser dem
Confucius und ihren verstorbenen Vor-Eltern zu
Ehren anstelleten, nicht beywohnen. |
2) |
Lobte er in dem Edict
diejenigen Mißionarien, welche die Ihrigen also
unterrichteten, daß sie die Tafeln, die man zum
Andencken der Verstorbenen aufzuhängen pflegte,
entweder gar abschaffen, oder doch die
gewöhnliche Aufschrifft: Der Thron der Seele N.N.
weglassen, und davor bloß den Nahmen des
Verstorbenen setzen solte. |
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Dieses verursachte bey den Jesuiten eine
grosse Erbitterung, und es kamen auf beyden
Theilen sehr viele
Schrifften zum
Vorschein, von
welchen wir nur des P. Carl Gobienus seine
anführen wollen. Dieser gab 1698 Histoire de l'edit
… heraus, in welcher er die Jesuiten vertheidigte.
Diesem folgte eine andere Schrifft Eclairçissement
donné a Monseigneur le Duc
du Maine ... In diesem
wolte er
beweisen, daß der Dienst, den die Sineser
dem Confucius und andern Verstorbenen
erwiesen, eine bloß
weltliche Verehrung sey. |
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Man kan eine grosse Menge solcher Schrifften
in dem Artickel: Verehrung, antreffen. |
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Es ist den Jesuiten eben nicht
übel auszulegen,
daß sie den Dienst der Verstorbenen bey den
Chinesern vertheidiget haben, denn sie haben bey
einer andern
Gelegenheit die
eigene Sa- |
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{Sp. 2132} |
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che ihrer Kirche vertheidiget. |
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In der That ist die Anbetung der Heiligen,
darüber die gesammte Römische Kirche so fest
hält, von jener Gewohnheit der Chineser nicht so
gar weit entfernt, und man hat ihnen mehr als
einmahl eine
schändliche Abgötterey vorgeworffen.
Es vertheidigen sich auch die Römisch-Catholischen wegen dieses Dienstes mit eben den
Waffen, welche die Jesuiten vor die Behauptung der
Verehrung des Confucius bey den Chinesern
gebraucht haben. Die Ähnlichkeit ist also in beyden
Fällen sehr groß. |
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Es kommet aber, wie einige
Protestanten
vorgeben, die Anbetung der verstorbenen Heiligen
aus der Platonischen Philosophie her, in der man
behauptete: Daß die Dämones aus den Seelen der
Verstorbenen würden. Weder Christus, noch die
Apostel, noch die alte Kirche
wissen etwas von
dieser Anbetung. |
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Den ersten Saamen dieser Papistischen Lehre
findet man bey dem Origenes im Jahr 350, welcher
doch an dieser Anbetung
zweiffelte, und also
schreibt: Non est inconveniens, ego sic arbitror.
Bald darauf nahmen sie diese Privat-Meynung in
ihren öffentlichen Reden an, daß sie Basilius und
Gregorius Nazianzenus öffentlich
verdammte. |
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Im Jahr Christi 400 wolte diese Anbetung noch
mehr überhand nehmen, doch zweiffelten noch die
Kirchen-Väter dieses Jahrhunderts an solcher
Meynung. Cyrillus verwarff dieselbe gar, wie auch
die Griechische Kirche, doch die Occidentalische
Kirche nahm sie an. Nach und nach nahm sie sehr
überhand, als Leo, Victor, Fulgentz solche
vermehrten. |
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Zu Carls des Grossen Zeiten widersetzten
sich solcher Meynung Caßian, ein Spanischer
Presbyter; unter dem Ludovicus Jonas
Aurelianensis; Unter den
Scholastickern
Bonaventura. Unterdessen blieben sie bey ihrer
Meynung. |
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Der Cultus geschahe theils mit
Worten indem
sie die Verstorbenen anbeteten, theils mit
Gebehrden, indem sie nieder knieten, die Bilder
küsseten, und ihre Hände ergriffen; theils mit
Wercken, wenn sie ihnen Opffer brachten, Tempel
und Altäre aufrichteten, und verehreten. Und diese
Art der Anbetung ist bis auf den heutigen Tag
beybehalten worden. |
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Die verstorbenen Heiligen, und ihr Gedächtniß
können auf zweyerley Art betrachtet werden, nach
ihrem Gebrauch und Mißbrauch. Die erstere Art
bestehet darinne, daß wir |
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1) |
ihr Gedächtniß hoch
halten, |
2) |
GOtt dancken, daß er so
theure
Lehrer in der Kirche erwecket hat, |
3) |
daß wir ihren Tugenden
nachfolgen, |
4) |
daß wir ihre Beständigkeit
und übrigen Tugenden recommendiren, und
anpreisen. |
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Allein dieses ist der Mißbrauch, wenn die
Römische Kirche diese Heiligen anbetet, und sich
ihr Verdienst zueignet. Ja die Canonisation der
Verstorbenen Heiligen ist theils dem
Irrthum
unterworffen, wie Gregor. de Valentia … bekennet;
theils weil sie neu ist, und vom Leo III, erst
eingeführet worden; theils weil die Theile der
Canonisation vergebens sind, als wenn die Päbste
mit Rubric den Nahmen in den Calender bringen,
einen gewissen Fest-Tag ankündigen, und die
Messe feyern. |
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{Sp. 2133|S. 1080} |
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Wir können bey dieser Gelegenheit die Lehre
von dem Gedächtnisse der Verstorbenen in
Christo beybringen, die im Buche Interim ist
vorgetragen worden, wenn es nicht zu weitläufftig
wäre. Die gantze Sache läufft dahin, daß man für
die Verstorbenen bitten solle, welches mit
verschiedenen Zeugnissen des Chrysostomus,
Damascenus, Augustinus und anderer weitläufftig
bestätiget wird. |
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Ehe wir noch die Historische Abhandlung
beschliessen, müssen wir noch der Toden auf
einem
Schiffe gedencken. Diese werden in die
Decke ihres Bettes gewickelt, und über das
Stierboord oder zur rechten Seiten des Schiffes ins
Meer geworffen, worbey ein Stück-Schuß gethan
wird. Die Todten über das Baboord oder zur lincken
Hand des Schiffes über Bord zu werffen, ist
unehrlich, und geschiehet solches dem todten Vieh.
Die des Nachts
sterben, werden des
Morgends, und
die des
Tages sterben, des Nachts nach dem Gebet
ins Meer geworffen. |
Fäschens Ingenieur Lexicon
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Wir kommen nunmehro zur¶ |
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Physicalischen Abhandlung der
Verstorbenen,¶ |
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wobey wir einige
Würckungen,
Eigenschafften
und Begebenheiten der todten Cörper nach der
Physick
untersuchen werden. |
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Man
erkennet erstlich aus der Physick, und
zwar aus der Lehre: Von der Schwere der
Cörper in
flüßigen Materien, wie es
möglich sey, daß ein toder
Cörper, der versuncken, nach einigen Tagen wieder
in die Höhe komme. Es ist bekannt, daß wenn tode
Leichname anfangen zu faulen, eine Jährung in den
Säfften entstehet, welche die fleischichten Theile
des
Leibes erfüllen. Die Jährung treibet alles weiter
aus einander, und macht, daß der Leichnam mehr
Raum einnimmt, als vorhin. Daher kan es
geschehen, daß er von leichterer Art wird als das
Wasser, ob er gleich
anfangs von schwerer Art
war. |
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Derowegen, weil ein Cörper, wenn er leichter
wird als das Wasser, nicht unter dem Wasser
bleiben kan, so
muß sich alsdenn auch der tode
Leichnam heben, und in die Höhe gehen, biß er
oben auf dem Wasser schwimmet, oder nur ein
Theil davon hervor ragt. Man wird daher auch
befinden, daß, wenn ein toder Leichnam, der unter
dem Wasser gelegen, wieder vor sich in die Höhe
kömmt, das Fleisch überall sehr aufgelauffen
aussiehet, welches man absonderlich im Gesichte
am leichtesten wahrnehmen kan. |
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Es ist ferner der
Unterscheid hier zu
bemercken, der sich, bey den toden Cörpern in
Ansehung ihrer Verweßlichkeit zeigt. Ein
menschlicher toder Cörper ist mehr zur Fäulung
geneiget als der andere. Man findet davon beym
Ammianus Marcellinus … eine merckwürdige
Geschichte: Der Persische König Sapor belagerte
die Stadt Amida, und
verlohr davor dreyßig tausen
Mann. Unter diesen Toden fand sich ein mercklicher
Unterscheid. Die toden Cörper der Römischen
Soldaten verfaulten bald und zerflossen, der Perser
aber wurden dürre, wie ein Stock, und blieben ohne
Fäulniß. |
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Man hat folgendes als eine
Ursache dieses
Unterscheids angege- |
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{Sp. 2134} |
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ben, weil die Perser sparsamer
gelebet, und in
einem hitzigen Lande
gebohren worden. Vielleicht
werden auch die Leichname der Griechen durch
das strenge Fasten, und einfache Speisen sehr
ausgedrocknet, daß sie daher nicht so bald
verfaulen als andere Cörper, die blutreich und voller
Safft sind. |
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Solches kan auch von der Kranckheit
herrühren, woran ein Mensch
stirbt. Denn
diejenigen, die an einer auszehrenden und
ausdörrenden Kranckheit sterben, verfaulen nicht so
leicht als andere. Ein hohes, sandiges,
salpeterichtes
Erdreich kan auch die toden Cörper
eine Zeitlang für Fäulung bewahren, worzu auch die
Kälte viel beyträgt, und was dergleichen Ursachen
mehr sind, wodurch die Cörper
natürlicher Weise
unverweset erhalten werden. |
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Die Artzeney-Verständigen berichten uns auch,
daß
verschiedene Cörper entweder gleich, oder
einige
Stunden nach ihrem
Tode geblutet haben.
Sie setzen hinzu, es könne solches vielmehr
geschehen, wenn tode Cörper viertzig Tage oder
länger im Grabe gelegen, und zu faulen angefangen
hätten. |
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Wer übrigens eine Beantwortung der
Frage:
Warum die toden Cörper zu bluten anfangen, wenn
derjenige hinzu kömmt, der sie ermordet hat? zu
lesen verlangt, der kan Pottä Magiam Naturalem …
nachschlagen, wo eine weitläufftige Abhandlung
anzutreffen ist. |
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Desgleichen kan man in der Curieusen Kunst-
und Werck-Schule I Theil … Portä Anzeigung
finden, wie tode Cörper lange unverweßlich zu
erhalten sind. |
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Von dem Schmatzen der Verstorbenen kan
man den
Artickel: Toden (Schmatzen der) im XLIV
Bande, p. 664 u.ff. aufschlagen, wo zugleich die
Ursachen desselben angeführet worden sind. |
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