HIS-Data
Home | Suche
Zedler: Wissenschafften [12] HIS-Data
5028-57-1399-1-12
Titel: Wissenschafften [12]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 57 Sp. 1481
Jahr: 1748
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 57 S. 754
Vorheriger Artikel: Wissenschafften [11]
Folgender Artikel: Wissenschafften [13]
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • : Absatz in der Vorlage vorhanden

vorhergehender Text  Teil 11 Artikelübersicht Teil 13  Fortsetzung

  Text   Quellenangaben
  Im XVI Jahrhunderte:  
  Die Wissenschafften hatten in diesem Jahrhunderte drey grosse Beförderer. Solche waren  
  {Sp. 1482}  
 
1) Maximilian in Deutschland, der die Churfürsten antrieb, Academien in ihren Landen anzulegen;
2) Franciscus I in Franckreich; und
3) Ximenius in Spanien.
 
  Es wurden daher nicht nur an allen Orten Schulen und Universitäten angeleget, sondern auch die Wissenschafften verbessert und in Aufnahme gebracht. Die meist florirenden Schulen waren:  
 
1) Die Schule zu Goldberg in Schlesien um das Jahr 1520;
  • Balth. Rhau in orat. de vita Trezzendorffi, T. V. orat. Melanchthonis, p. 817.
  • Regenvolscius Hist. Eccles. Slav. p. 79.
 
2) Das Gymnasium zu Straßburg, welches 1538 in Stand gesetzt, und 1556 in eine Universität verwandelt wurde,
  • Teißier T. II.
  • Melch. Adami in vitis Philos.
  • Paul Freherus in Theatro, p. 829.
  • Bantaleon in prosopogr.
 
3) Die drey Fürsten-Schulen im Churfürstenthum Sachsen zu Meissen, Grimma und Schul Pforte bey Naumburg an der Saale.
  • Knauts Prodrom. Misn.
  • Dresserus in descript. urbium.
  • Pertuchius in Chronol. Portens. P. II, p. 2.
  • Adami in vit. Philos.
  • Dresserus in orat. de vita Georgii Fabricii.
  • Bucholzerus in Chronol.
 
4) Die Schule zu Freyberg in Meissen;
 
 
5) Die Schule zu Ilefeld in der Grafschaft Hohenstein im Jahr 1543;
Leuckfeld in Antiquit. Ilefeld.
 
6) Das Gymnasium zu Görlitz, im Jahr 1565.
  • M. Grosseri Laußn. Denckwürdigk.
  • Joach. Meisteri Annal. Görlicens.
 
7) Das Gymnasium zu Brieg, im Jahr 1564;
  • Schickfus. in der Schlesisch. Chron.
  • Curäus.
  • Henelius in Silesiograph. Lib. VII.
 
8) Das Gymnasium zu Lüneburg.
Chyträus in Saxonia.
  Anderer Schulen zu geschweigen, indem aus den angeführten Exempeln zur Gnüge erhellet, wie man sich bemühet, der Jugend in Erlernung guter Künste und Wissenschafften, sonderlich um und nach der Zeit der Reformation in diesem Jahrhunderte aufzuhelffen. Man sahe dabey zuvörderst auf die Ehre GOttes, oder die wahre Erkenntniß und Verherrlichung des Nahmens GOttes. Daher auch alle und jede, ob sie gleich nicht die Theologie studiren wolten, dennoch dahin angewiesen wurden, daß sie diesen Zweck vor Augen hätten, damit sie den Nahmen der Christen mit Recht führen, und nach der Absicht des Schöpffers ihn mit Erkenntniß, Anrufung und Gehorsam sein gantzeses Leben über preisen möchten. Dav. Chyträus de oratione discendi, p. A. 4.
  Wie nun dieses das vornehmste Stück war, daß man in Schulen treiben solte, und dahin auch alle andere Wissenschafft muste gezogen und abgezielet werden; Also wurden die Lectiones in den Schulen auch darauf eingerichtet, welche aus den Schul-Ordnungen selbiger Zeiten, und den Schrifften derjenigen, so vom Schulwesen, geschrieben, abzunehmen, davon aber allhier umständlicher zu reden, allzuweitläufftig wäre. Genug, man richtete alles dahin, daß die Schüler von GOtt, den Sitten, der Natur der Dinge, und sonst andern Sachen richtige Meynungen und Urtheile abfassen, und solches alles hinwiederum andern deutlich und geschickt vortrage lernen konnten. Dav. Chyträus de oratione discendi,
  {Sp. 1483|S. 755}  
    p.A. 4.
  Indessen ist bey dem damahligen Schulwesen freylich noch viel auszusetzen, sonderlich, daß man gar zu viel auf Heydnische Bücher und Auswendiglernen gehalten. Jenes solte zwar nur zur Erlernung der Sprachen dienen, brachte aber den jungen Leuten nothwendig viel Heydnische Begriffe bey. Dieses aber verursachte, daß man gar langsam zum Verstande und einiger Geschicklichkeit kam. Denn weil die Präceptores sich dabey faule Tage machen konnten, so gaben sie mehrentheils die Pensa den Discipeln ohne alle Erklärung vor, welche diese sodann wie die Nonnen den Psalter herschnatterten; und also die schönsten Jahre mit solcher unnützen Arbeit verderbeten. Gottfr. Arnold in der K. und Ketzer. Histor. P. II Lib. XVI, c. 10. §. 6. u.ff.
  Was die Universitäten anlanget, so wurden in diesem Jahrhundert, weil man die Nothwendigkeit und den Nutzen derselben erkannte, viel neue aufgerichtet, welche kürtzlich folgende waren: als:  
 
1) die Universität zu Wittenberg, 1502,
  • Andr. Sennertus in Athen. Witteb.
  • Chyträus in Saxon. Lib. V.
  • Matth. Dresserus in Hist. Urb. Germ.
  • Fabricius in Origin. Saxon. Lib. VII.
  • Middendorpius de Acad. celebr. p. 309;
 
2) Die Universität zu Franckfurt an der Oder 1506.
  • Chyträus l.c. Lib. VI
  • Becmanns memoranda Francof.
  • Sabinus in descript. Francof.
 
3) Die Universität zu Marpurg, im Jahr 1526;
 
 
4) Die Universität zu Königsberg in Preussen, im Jahr 1544.
Middendorpius l.c. p. 332. u.f.
 
5) Die Universität Jena, 1548,
  • Müllers Annal. Saxon.
  • Sagittarius in Hist. templi Jenens.
  • Zeumer in vit. Profess. Ienens.
 
6) Die Universität zu Straßburg, im Jahr 1556, davon oben bereits gedacht worden;
 
 
7) Die Universität zu Leyden in Holland, im Jahr 1575;
 
 
8) Die Universität zu Altorff, 1575,
Omeisius in gloria Altorf.
 
9) Die Universität zu Helmstädt, 1576.
Meibomius in Orat. de Academ. Juliae primordiis, T. III, rer. Germ.
 
10) Die Universität zu Franecker, im Jahr 1585;
 
 
11) Die Universität zu Sedan in Champagne, so ihren Anfang 1592 genommen, aber nachmahls eingegangen.
Micrälii Hist. Eccles. p. 571.
  Der Zweck bey Anlegung der Universitäten war nun eben derjenige, der bey den Schulen bemercket worden, nur schien es, als ob derselben fast zu viel werden wolten, daß also keine dabey in rechtem Flor bleiben konnte. Chyträus in epist. p. 344.
  Sonst waren die Anstalten aller Ehren wert, (Luther T. IX. Altenb. p. 1002.)
  und obwohl nicht zu leugnen, daß die Promotiones und Gradus der Universitäten unter dem Pabstthum entstanden, daher Luther dieselbe gar verächtlich tractiret, und vor schlecht und geringe Dinge hält; so blieben sie doch der Ordnung halber, und daß man sich nach der Leute Noth richte, welche dergleichen Unterscheid der Personen fordert, und haben will.  
  Man muste es aber unter anderem vor eine grosse und herrliche Gnade GOttes erkennen, daß man auf Universitäten nunmehr wieder öffentlich die Bibel tractirete, ja auch unter den Professoren Catecheten hatte, (Mathesius im Leben Luthers)
  welche die Studenten zu dem so hoch nütz-  
  {Sp. 1484}  
  lichen Catechismus-Studio anführeten; wiewohl diese löbliche Anstalten nach und nach unterblieben und abgiengen, nachdem man sich bloß mit den theologischen Lehrgebäuden (Systematibus) zu behelffen vermeynete.  
  Es ließ aber der Teuffel gar bald seinen Grimm gegen die Evangelischen Universitäten blicken, nachdem er gar zeitig Schwarm-Geister erweckte, die diese nützliche Anstalten gäntzlich verwarffen; Hernach reitzete er auch sowohl die Lehrenden als Lernenden zu allerhand Lastern und Unordnungen. Also fand man faule Professores, welche entweder gar nicht, oder doch so langweilig lassen, daß die Jugend keinen Nutzen davon haben konnte, (Chyträus in Epist. p. 511.)
  oder sie verfielen in schädliche Lehr-Arten, wenn sie sich mit ihrer Aristotelischen Philosophie durch alle Wissenschafften breitmachen wolten, (Melanchthon T. I, Orat. p. 287.)
  oder sie zanckten und machten Partheylichkeiten, wie aus der Historie zur Gnüge zu erkennen.  
  An der andern Seiten nahmen sich die Studenten gar zu grosse Freyheit heraus, ohne einige Disciplin zu leben, und ihrem muthwilligen Begierden den völligen Zügel zu lassen. Luther zwar brauchte auch dagegen möglichsten Ernst, wie aus seinen Ermahnungs- und Warnungs-Schrifften, so er den 13 May 1543 öffentlich an der Kirchen angeschlagen, erhellet, worinnen er klaget, daß der Teuffel etliche Huren nach Wittenberg geschickt, die arme Jugend zu verderben, und nicht nur väterlich bittet, solche garstige, Frantzösichte Metzen zu meiden, sondern auch die Speckt-Studenten, welche sich des so genannten Speckt-Busches bey Wittenberg zu ihrer Boßheit mißbrauchten, warnet, sich entweder, wenn sie sich nicht bessern wolten, fortzupacken, oder gewärtig zu seyn, daß sie der Churfürst würde aufsuchen und zu gebührender Straffe ziehen lassen, T. VIII, Altenb. p. 343.
  Allein im folgenden ward man schläffriger, über der nöthigen Disciplin zu halten, daß einer gegen das Ende des Jahrhunderts klagete, sie wären nun, gar auf Universitäten erloschen. Chyträus in Epist. p. 241.
  Es war also kein Wunder, daß es mit Fressen, Saufen, Huren, Balgen und andern Boßheiten zu einer Academischen Gewohnheit gediehe. Gottfried Arnold in der Kirchen- und Ketzer-Historie, Th. II, c. 10.
  NNoch haben wir von dem Römisch-Catholischen angelegten Universitäten zu mercken:  
 
1) Die Universität zu Breßlau, welche der König zu Ungarn und Böhmen Uladislaus 1505 aufrichten wolte, wenn sich nicht die Cracauische Universität dagegen gesetzet, und den Pabst soweit vermocht hätte, daß er die Confirmation derselben versagete.
Middendorpius de Academiis. p. 333;
 
2) DDie Universität zu Evora in Portugall, welche der Cardinal und Ertz-Bischoff Heinrich 1515 in Stand setzte.
  • Miräus in Geograph. Eccles.
  • Middendorpius l.c. p. 418. u.ff.
 
3) Die Universität zu Alcala de Henares oder Complutum, welche der Toletanische Ertz-Bischoff Franciscus Ximenius gestifftet;
 
 
4) Die Universität zu Saragossa in Arragonien wurde von dem Kayser Carln V 1530.
 
  {Sp. 1485|S. 756}  
 
  angeleget.
Micrälii Hist. Eccl. p. 570;
 
5) Die Universität zu Dillingen hat ihre Stifftungen 1549 dem Bischoffe von Augspurg Otten Truchses von Waldpurg zu dancken.
  • Crusius in Annal.
  • Middendorpius l.c. p. 196;
 
6) Die Universität zu Ossuna in Andalusien, welche der Herr daselbst Johann Telter Giro, 1549 aufgerichtet.
Middendorp p. 423;
 
7) DDie Universität zu Reims in Champagne, die 1560 durch den Cardinal und Ertz-Bischoff daselbst, Carl von Guise, mit Bestimmung des Königs Heinrichs II, und des Pabsts Pauls III, errichtet worden.
Middendorp p. 396;
 
8) Die Universität zu Gandia im Königreiche Valentia, so von den Jesuiten 1560 angegeben worden.
Schauplatz von Spanien p. 517;
 
9) Die Universität zu Besancon in Burgundien, so 1560 von dem Cardinal und Ertz-Bischoffe zu Mecheln Anton Peronott Granvellano gestifftet worden.
Middendorp p. 310; und
 
10) Die Universität zu Dovay, welche 1561 der König Philipp II durch letztgedachten Cardinal anlegete.
Guicciardinus in Descript. Belg.
  Was nun die Wissenschafften selbst anbelanget, so wurden selbige nicht nur bey den Evangelisch--Lutherischen, sondern auch bey allen andern Religions-Verwandten, nach und nach verbessert, zumahl da die Buchdrucker-Kunst je mehr und mehr empor kam, und man sich Littern von allen Sprachen darinnen anschaffete. Die berühmtesten Buchdrucker waren  
 
  • die Stephani und Frobenii zu Basel
(Adami in vit. Philosoph.)
 
  • Daniel Bomberg und Manutii zu Venedig, davon der erste viel Hebräische und Rabbinische Bücher aufgeleget.
(Scaligeriana in voce Bombergus, p. 34. Bayle in Dict.)
 
  • Amerbachius zu Basel.
(Gesnerus in Biblioth.)
 
  • Nicolaus Episcopius zu Basel, Johann Frobenii Schwieger Sohn,
(Baillet de princip. imprim.)
  (Freherus in theatro)
  (Freher im Theatro;)
 
  • Christian Wechelius zu Paris, welcher wegen Auflegung vieler Protestantischer Bücher aus dem Lande weichen muste, da denn sein Sohn Andreas die berühmte Druckerey zu Franckfurt und Hanau gestifftet, welche dessen Schwieger Söhne Claudius Marny und Johann Aubery, fortgesetzet haben,
(Caille Hist. de l'imprimerie, Chevillier Origin. de l'imprimerie. Bayle in Dict.);
 
  • Hieronymus Commelinus von Douay,
(Andreä Bibl. Belg.)
 
  • und andere.
 
  Die Deutsche Sprache gerieth nach und nach zu einer mehrern Vollkommenheit, wie sonderlich in Lutheri, Mathesii und anderer Schrifften zu bemercken.  
  Die Verbesserung der Lateinischen Sprache haben  
 
  • Heinrich Bebelius,
  • Rudolph Agricola,
  • Erasmus,
  • Philipp Melanchthon,
  • Johann Sturmius,
  • und andere
 
  befördert.  
  In der Griechischen Sprache haben sich  
 
  • Johann Reuchlinus,
  • Philipp Melanchthon,
  • Michael Neander,
  • Laurentius Rhodomannus, Professor zu Jena und Wittenberg,
  • Martin Cru-
 
  {Sp. 1486}  
 
  sius, Professor zu Tübingen,
 
 
  • und mehrere
 
  einen Nahmen gemacht.
  • Witte in Memor. Philosoph.
  • Quenstaedt de patriis illustr. viror.
  • Freherus in Theatro.
  Die Hebräische Sprache brachte Reuchlinus, in Deutschland empor, worzu Sebastian Münster, Professor zu Basel, der auch das Chaldäische beyfügte, Conrad Pellicanus, Franciscus Raphelengius, Professor zu Leyden, der auch das Arabische und Persische excoliret, und mehrere nach und nach ihren besondern Fleiß gefüget.
  • Andreä l.c.
  • Meursius in Athen. Belg.
  Die Grammaticalische Wissenschafft hat Philipp Melanchthon und Nicodem. Frischlinus, Professor zu Tübingen, in Ordnung gebracht (Melch. Adami in vita Philosoph.)
  Die Logick säuberte Rudolph Agricola einiger maßen von den unnützen Grillen, wiewohl derselben in diesem Jahrhunderte noch mehr, als zu viel darinnen geblieben.  
  In der Physick gab Theophrastus Paracelsus, Professor der Medicin zu Basel, welcher 1541 zu Saltzburg im 47 Jahre seines Alters verstorben, Gelegenheit, auf die Verbesserung derselben zu gedencken, indem er die Aristotelische Leyer verließ, und sich auf Experimente und die Chemie applicirte.  
  Die Mathematick hat in diesem Jahrhunderte angefangen gar geliebt zu werden, wie aus dem Leben Martin Chemnitii zu bemercken. Der berühmte Albrecht Dürer von Nürnberg, so 1528 verstorben, war nicht nur ein trefflicher Mahler, Bildhauer und Kupferstecher, sondern auch ein guter Geometra und Baumeister (Freherus in Theatro. Vasari Vite de pittori).
  Christoph Clavius, ein Jesuit, so bis 1612 gelebet, sonst von Bamberg gebürtig, hat sich durch verschiedene Schrifften, wie auch durch seinen Fleiß an dem Gregorianischen Calender, als einen guten Mathematicum erwiesen. (Voßius de scientia Mathemat. Bayle Diction.)
  Nicolaus Copernicus, ein berühmter Medicus, Mathematicus und Philosoph von Thoren in Preußen gebürtig, brachte die alte Meynung des Aristarchus und Pythagoras von der Bewegung der Erden wieder aufs Tapet, wiewohl ihm der Cardinal Cusanus darinnen schon vorgegangen war. (Gassendus in Vita Copernicani. Voßius de scient. Mathem. c. 36. Paschius de invent. novantiqu. c. 7. §. 3).
  Gerhard Mercator von Ruremond war nicht nur ein trefflicher Geograph und Kupfer-Stecher, sondern auch in der Astronomie, Philosophie und andern Wissenschafften beschlagen. (Melch. Adami in vitis Philosoph. Germ. Sweertius in Athen. Batav.)
  Zu gleicher Zeit lebte Abraham Ortelius von Antwerpen, welcher mit Mercatore gleiche Studien hatte. (Andreä in Bibl. Belg. Miräus in elog.)
  Peter Apianus sonst Bienewitz oder Beunewitz, aus dem Amte Leißnick in Meißen, Professor der Mathematick zu Ingolstadt, that sich in der Geographie und Astronomie nicht wenig hervor (Adami in vitis Germ. Philosoph. Albinus in der Meißnischen Land- und Berg Chronick, p. 350.)
  Reinerus Gemma Frisius, Professor der Medicin zu Löwen, hatte es in der Mathematick gleichfalls ziemlich weit gebracht. Voßius l.c. (Blancanus in Chron.
  {Sp. 1487|S. 757}  
    Mathem. Miräus in elog.)
  Simon Stevinus von Brüssel that sich in der Mechanick hervor.
  • Sweertius l.c.
  • Bayle.
  Anderer, die in dieser Wissenschafft florireten, zu geschweigen.  
  Die Ethick wolten Philipp Melanchthon, David Chyträus und andere verbessern, welches aber gar schlecht gerathen, weil sie noch allzu sehr am Aristotele hiengen.  
  In der Politick und andern dahin gehörigen Wissenschafften sahe es noch gar dunckel aus, ohngeachtet dessen, was etwa Joachim Camerarius, Philipp Melanchthon, Johann Calvinus, und andere darinnen schreiben wollen.  
  Zur Verbesserung der Medicin haben verschiedene das ihrige beygetragen.  
  Janus Cornarius, sonst Hanbut oder Haynpol genannt, brachte die alte Griechische Medicin durch Übersetzung des Hippocratis und anderer Griechischen Bücher wieder in Bekanntschafft. (Melch. Adami in vit. Medic. Albinus l.c. p. 346.)
  Theophrastus Paracelsus ggab Gelegenheit zu einer neuen Medicinischen Secte, welche von ihm die Paracelsisten heissen.  
  Die Mathematick verbanden mit der Medicin Georg Collimitius, welcher ums Jahr 1530 in Deutschland berühmt gewesen. (Van der Linden de Scriptor. Medic. Voßius l.c. c. 65)
  Johann Taisner von Ath in Hennegau, dessen Tod in das Ende dieses Jahrhunderts fället, (Bublart Acad. des sciences Tom. II, p. 288.)
  und andere.  
  Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim hhatte in allen Wissenschafften was grosses gethan, wie er sich denn bald als einen Juristen, bald als einen Medicum und so ferner aufführete, konnte aber nirgends lange dauren, weil er mit grosser Freyheit raisonirte. Man setzte ihn zu verschiedenen mahlen ins Gefängniß, sonderlich wegen seiner Bücher de vanitate scientiarum et de Philosophia occulta. Allhier gedenckt man seiner, weil sich die Medicina Sceptica von ihm herschreibet. (Adami in vit. Medic. Naudäus Apologie des grands hommes etc. c. 15.)
  Die Anatomie hat Andreas Vesalius, anfänglich Professor zu Padua und letzthin Königll. Spanischer Leib-Medicus, in neues Aufnehmen versetzet. (Freherus in theatr. Andreä in Bibliothec. Belgic.)
  Und auf gleiche Weise sind andere Theile der Medicin verbessert worden, ((Jac. Friedrich Reimmann in Hist. litter, P. VI, qu. 148 u.ff.)
  Das Recht excolirte mit besondern Beyfall,  
  (Panzirolus de clar. legum interpret. Lib. II, c. 169. Forsterus in Hist. Jur. Lib. III, c. 41. Bayle.)
 
  • Aemilius Ferretus, Professor zu Rom, Valence und Avignon
(Panzirolus l.c. c. 167.)
 
  • Anton Goveanus, Professor zu Toulouse, Avignon und anderer Orten, letztens aber Geheimder Rath des Hertzogs von Savoyen
((Schottus in Biblioth. Hispan.)
  ((Leickherus in vit. JCtorum, Bayle.)
 
  • Ulrich
 
  {Sp. 1488}  
 
  Zasius von Costnitz, Professor zu Freyburg in Brisgau bis 1535.
(Adami in vitis JCtorum;)
 
  • Frantz Daurenus, Professor zu Paris und Bourges, welcher ein heimlicher Protestant soll gewesen seyn, und fast allen vorzuziehen
(Freherus in Theatro, Thuanus Lib. XXIII, Teißier elog. T. I,)
 
  • Jacob Cujacius, Professor zu Bourges und anderer Orten,
(Massovius in vita Jacobi Cujacii, Panzirolus l.c. c. 190.)
  Von andern vielen nichts zu gedencken.  
  In was vor einem Zustande sich endlich die Theologische Wissenschafft gefunden, ist am besten aus der Reformations-Historie zu erkennenn.  
  Der Haupt-Mangel aber in allen Wissenschafften war, daß Aristoteles noch allzusehr regierete, und man mehr Lust hatte mit andern zu disputiren, als die Wahrheit gehöriger maßen zu untersuchen. Gottfr. Arnold in der Kirchen- und Ketzer-Historie P. II. Lib. XVI, . 10.
  Aber wie sahe es um die Bibliothecken in diesem Jahrhunderte aus? Dieser wurden bey dem aufgehenden Flor der Buchdruckereyen je länger je mehr, also, das nicht leicht ein ansehnlicher Hof, Stadt, Academie, Gymnasium, Kirche, und dergleichen anzutreffen war, da man nicht eine Bibliotheck angeleget hätte. Ja ein jeder Gelehrter bemühte sich so viele Bücher anzuschaffen, als ihm nützlich dauchten, und er nach seinen Mitteln haben konnte. Die Päbste vermehreten die Vaticanische Bibliotheck mit wichtigen Zusätzen, darunter sich sonderlich Leo X, Pius IV und Sixtus V, merckwürdig gemacht, welche letztern den Schaden wieder gut machten, der in der Eroberung Rom 1527 daran geschehen war. Lomeier de Biblioth. p. 242.
  Auf gleiche Weise vergrösserte man die Bibliothecken zu Venedig, Padua, Ferrara, Bononien, Napoli, Mantua, Florentz, Pisa, Sinea und andern Orten in Italien. Lomeier l.c. p. 232 u.ff.
  In Deutschland erlangte die Heidelbergische Bibliotheck, welche Otto Heinrich, Churfürst von der Pfaltz, angerichtet, den ersten Rang. Lomeier l.c. p. 243 u.ff.
  Die Wittenbergische Bibliotheck ward von dem Churfürsten Johann Friedrichen gar reichlich beschencket; ist aber 1547 nach Jena versetzet worden. Lomeier l.c. p. 247.
  Der Bibliotheck, so der Ertz-Bischoff von Toledo, Franciscus Ximenius, zu Complutum angeleget, nicht zu gedencken. Die Bibliotheck des prächtigen Escurials hat gleichwie dieses Gebäude ihren Ursprung Philippen II zu dancken, siehe der Gräfin d'Aunoy Reise-Beschreibung.
  Zu Leyden legte Antotius Thysius von Antwerpen, Professor der Theologie, eine schöne Bibliotheck an. Lomeierus l.c. p. 252 u.ff.
  Die Stadt-Bibliotheck zu Deventer ist 1567 angefangen worden. Lomeierus l.c. p. 249.
  Anderer fast unzählichen, so durch gantz Europa angeleget und vermehret worden, zu geschweigen.  
  Auch ist hier nicht zu vergessen, daß in diesem Jahrhunderte unter andern Römisch-Catholischen Orten mehr, der so berühmte Orden der Gesellschafft Jesu seinen Anfang genommen.  
  Nun sind uns noch die Scribenten dieses Jahrhunderts übrig, und zwar sind zu mercken:  
 
I) einige
 
  {Sp. 1489|S. 758}  
 
  Kirchen-Scribenten,
 
 
 
1) Römische, als
 
  • Thomas Cajetanus,
  • Peter Canisius,
  • Hier. Emser,
  • Johann Eccius,
  • Johann Faber,
  • Silvester Prieras;
2) Evangelisch-Lutherische, als
 
  • Martin Luther,
  • Philipp Melanchthon,
  • Johann Bugenhagen,
  • Just Jonas,
  • Johann Brentius,
  • Matthias Flacius Illyricus,
  • David Chyträus,
  • Martin Chemnitius,
  • Jacob Andreä,
  • Ägidius Hunnius,
  • Nicolas Selneccerus,
  • Andreas Musculus,
  • Johann Staupitius,
  • George Spalatinus,
  • Nicolaus Amsdorfius,
  • Urbanus Regius,
  • Erasmus Sarcerius,
  • Hieronymus Weller,
  • und Lucas Osiander;
3) Reformirte, als
 
  • Ulrich Zwinglius,
  • Johann Öcolampadius,
  • Johann Calvinus,
  • Andreas Carlstadius,
  • Theodor Beza,
  • Sebastian Castalio,
  • und andere mehr.
II) Andere Gelehrte, als
 
  • Theophrast Paracelsus,
  • Polydor Virgilius,
  • Ludwig Vives,
  • Erasmus Roterodamus,
  • Thomas Morus,
  • Julius Cäsar Scaliger,
  • Paul Manutius,
  • Joachim Camerarius,
  • Johann Sleidanus,
  • Robert Stephan,
  • Olaus Magnus,
  • Hieronymus Cardanus,
  • Johann Sturmius,
  • Andreas Turnetus,
  • Peter Ramus,
  • M. Antonius Muretus,
  • Caspar Peucerus,
  • Joseph Just Scaliger,
  • Heinrich Stephan,
  • Tycho de Brahe,
  • Aldus Manutius, der jüngere,
  • und viele andere.
 
     

vorhergehender Text  Teil 11 Artikelübersicht Teil 13  Fortsetzung

HIS-Data 5028-57-1399-1-12: Zedler: Wissenschafften [12] HIS-Data Home
Stand: 24. Februar 2013 © Hans-Walter Pries