|
Text |
Quellenangaben |
|
Im XVI Jahrhunderte:
¶ |
|
|
Die Wissenschafften hatten in diesem
Jahrhunderte drey grosse Beförderer.
Solche waren |
|
|
{Sp. 1482} |
|
|
1) |
Maximilian in
Deutschland,
der die
Churfürsten
antrieb,
Academien in ihren
Landen
anzulegen; |
2) |
Franciscus I in
Franckreich; und |
3) |
Ximenius in Spanien.¶ |
|
|
|
Es wurden daher nicht nur an allen
Orten
Schulen und
Universitäten angeleget, sondern auch die Wissenschafften
verbessert
und in Aufnahme gebracht. Die meist florirenden
Schulen waren: |
|
|
1) |
Die
Schule zu Goldberg in Schlesien um das
Jahr
1520; |
|
- Balth. Rhau in orat. de vita
Trezzendorffi, T. V. orat. Melanchthonis, p. 817.
- Regenvolscius Hist. Eccles. Slav. p. 79.
|
|
2) |
Das
Gymnasium zu Straßburg, welches 1538 in
Stand
gesetzt, und 1556 in eine Universität verwandelt wurde, |
|
- Teißier T. II.
- Melch. Adami
in vitis Philos.
- Paul
Freherus
in
Theatro, p. 829.
- Bantaleon in prosopogr.
|
|
3) |
Die drey Fürsten-Schulen im
Churfürstenthum Sachsen zu Meissen, Grimma und Schul Pforte bey Naumburg an der Saale. |
|
- Knauts Prodrom. Misn.
- Dresserus in descript. urbium.
- Pertuchius in Chronol. Portens. P. II, p. 2.
- Adami in vit.
Philos.
- Dresserus in orat. de vita Georgii Fabricii.
- Bucholzerus in Chronol.
|
|
4) |
Die Schule zu Freyberg in Meissen; |
|
|
|
5) |
Die Schule zu Ilefeld in der
Grafschaft
Hohenstein im Jahr 1543; |
|
Leuckfeld in Antiquit. Ilefeld. |
|
6) |
Das Gymnasium zu Görlitz, im Jahr 1565. |
|
- M. Grosseri Laußn. Denckwürdigk.
- Joach. Meisteri Annal. Görlicens.
|
|
7) |
Das Gymnasium zu Brieg, im Jahr 1564; |
|
- Schickfus. in der Schlesisch. Chron.
- Curäus.
- Henelius in Silesiograph. Lib. VII.
|
|
8) |
Das Gymnasium zu Lüneburg. |
|
Chyträus in Saxonia. |
|
Anderer Schulen zu geschweigen, indem aus den angeführten
Exempeln zur Gnüge
erhellet, wie man sich bemühet, der Jugend in Erlernung guter
Künste und
Wissenschafften, sonderlich um und nach der Zeit der
Reformation in diesem
Jahrhunderte aufzuhelffen. Man sahe dabey zuvörderst auf die
Ehre
GOttes, oder die
wahre
Erkenntniß
und Verherrlichung des
Nahmens
GOttes. Daher auch alle und jede, ob sie gleich nicht die
Theologie
studiren
wolten, dennoch dahin angewiesen wurden, daß sie
diesen
Zweck vor Augen hätten, damit sie den
Nahmen der
Christen mit
Recht
führen, und nach der Absicht des Schöpffers ihn mit Erkenntniß, Anrufung und
Gehorsam sein
gantzeses
Leben über preisen
möchten. |
Dav. Chyträus de oratione discendi, p. A.
4. |
|
Wie nun dieses das
vornehmste Stück war, daß man in
Schulen treiben
solte,
und dahin auch alle andere
Wissenschafft
muste gezogen und abgezielet werden;
Also wurden die Lectiones in den Schulen auch darauf eingerichtet, welche aus
den Schul-Ordnungen selbiger Zeiten, und den
Schrifften
derjenigen, so vom Schulwesen,
geschrieben, abzunehmen, davon aber allhier
umständlicher zu
reden, allzuweitläufftig wäre. Genug, man richtete alles dahin,
daß die
Schüler von
GOtt, den
Sitten, der
Natur
der
Dinge, und sonst andern
Sachen richtige
Meynungen und
Urtheile abfassen, und solches alles
hinwiederum andern deutlich und
geschickt
vortrage lernen konnten. |
Dav. Chyträus de oratione discendi, |
|
{Sp. 1483|S. 755} |
|
|
|
p.A. 4. |
|
Indessen ist bey dem damahligen Schulwesen freylich noch viel auszusetzen,
sonderlich, daß man gar zu viel auf
Heydnische
Bücher und Auswendiglernen
gehalten. Jenes solte zwar nur zur Erlernung der
Sprachen
dienen, brachte aber
den jungen Leuten
nothwendig viel Heydnische
Begriffe bey. Dieses aber
verursachte, daß man gar langsam zum
Verstande und einiger
Geschicklichkeit kam.
Denn weil die Präceptores sich dabey faule
Tage machen konnten, so gaben sie
mehrentheils die Pensa den Discipeln ohne alle
Erklärung vor, welche diese
sodann wie die Nonnen den Psalter herschnatterten; und also die schönsten
Jahre
mit solcher unnützen
Arbeit verderbeten. |
Gottfr. Arnold in der K. und Ketzer. Histor.
P. II Lib. XVI, c. 10. §. 6. u.ff.¶
|
|
Was die
Universitäten anlanget, so wurden in diesem
Jahrhundert, weil man
die
Nothwendigkeit
und den
Nutzen derselben
erkannte, viel neue aufgerichtet, welche kürtzlich
folgende waren: als: |
|
|
1) |
die Universität zu
Wittenberg, 1502, |
|
- Andr. Sennertus in Athen. Witteb.
- Chyträus in Saxon. Lib. V.
- Matth. Dresserus
in Hist. Urb. Germ.
- Fabricius in Origin.
Saxon. Lib. VII.
- Middendorpius de Acad. celebr. p.
309;
|
|
2) |
Die Universität zu
Franckfurt an der Oder 1506. |
|
- Chyträus l.c. Lib. VI
- Becmanns memoranda Francof.
- Sabinus in
descript. Francof.
|
|
3) |
Die Universität zu Marpurg, im Jahr 1526; |
|
|
|
4) |
Die Universität zu Königsberg in
Preussen, im
Jahr 1544. |
|
Middendorpius l.c. p. 332. u.f. |
|
5) |
Die Universität
Jena, 1548, |
|
- Müllers Annal. Saxon.
- Sagittarius in Hist. templi Jenens.
- Zeumer in vit. Profess. Ienens.
|
|
6) |
Die Universität zu Straßburg, im Jahr 1556, davon
oben bereits gedacht worden; |
|
|
|
7) |
Die Universität zu Leyden in Holland, im Jahr
1575; |
|
|
|
8) |
Die Universität zu Altorff, 1575, |
|
Omeisius in gloria Altorf. |
|
9) |
Die Universität zu Helmstädt, 1576. |
|
Meibomius in Orat. de Academ. Juliae
primordiis, T. III, rer. Germ. |
|
10) |
Die Universität zu Franecker, im Jahr 1585; |
|
|
|
11) |
Die Universität zu Sedan in Champagne, so ihren
Anfang 1592 genommen, aber nachmahls eingegangen. |
|
Micrälii Hist. Eccles. p. 571. |
|
Der
Zweck bey Anlegung der Universitäten war nun eben derjenige, der bey den
Schulen bemercket worden, nur schien es, als ob derselben fast zu viel werden
wolten, daß also keine dabey in rechtem Flor bleiben konnte. |
Chyträus in epist. p. 344. |
|
Sonst waren die Anstalten aller
Ehren wert, |
(Luther T.
IX. Altenb. p. 1002.) |
|
und obwohl nicht zu
leugnen, daß die
Promotiones und
Gradus
der Universitäten unter dem Pabstthum entstanden, daher Luther dieselbe gar
verächtlich tractiret, und vor schlecht und geringe
Dinge hält; so blieben sie
doch der
Ordnung halber, und daß man sich nach der Leute
Noth richte, welche
dergleichen
Unterscheid der
Personen
fordert, und haben will. |
|
|
Man
muste es aber unter anderem vor eine grosse und herrliche
Gnade
GOttes
erkennen, daß man auf Universitäten nunmehr wieder
öffentlich die Bibel
tractirete, ja auch unter den
Professoren Catecheten hatte, |
(Mathesius im Leben Luthers) |
|
welche die
Studenten zu dem so hoch
nütz- |
|
|
{Sp. 1484} |
|
|
lichen Catechismus-Studio anführeten; wiewohl diese
löbliche Anstalten nach
und nach unterblieben und abgiengen, nachdem man sich bloß mit den
theologischen
Lehrgebäuden (Systematibus) zu behelffen vermeynete. |
|
|
Es ließ aber der
Teuffel gar bald seinen
Grimm gegen die
Evangelischen
Universitäten blicken, nachdem er gar zeitig Schwarm-Geister
erweckte, die diese nützliche Anstalten gäntzlich verwarffen; Hernach reitzete
er auch sowohl die
Lehrenden als Lernenden zu allerhand
Lastern und Unordnungen.
Also fand man faule
Professores, welche entweder gar nicht, oder doch so
langweilig lassen, daß die Jugend keinen
Nutzen
davon haben konnte, |
(Chyträus
in Epist. p. 511.) |
|
oder sie verfielen in
schädliche
Lehr-Arten, wenn sie sich
mit ihrer Aristotelischen Philosophie durch alle Wissenschafften breitmachen
wolten, |
(Melanchthon T. I, Orat. p. 287.) |
|
oder sie
zanckten und machten Partheylichkeiten, wie aus der
Historie zur Gnüge zu
erkennen. |
|
|
An der andern Seiten nahmen sich die
Studenten gar zu grosse
Freyheit
heraus, ohne einige
Disciplin zu
leben, und ihrem muthwilligen
Begierden den
völligen Zügel zu lassen. Luther zwar brauchte auch dagegen
möglichsten Ernst, wie aus seinen Ermahnungs- und Warnungs-Schrifften, so er den
13 May 1543
öffentlich an der Kirchen angeschlagen, erhellet, worinnen er
klaget, daß der Teuffel etliche Huren nach
Wittenberg geschickt, die
arme Jugend
zu verderben, und nicht nur väterlich bittet, solche garstige, Frantzösichte
Metzen zu meiden, sondern auch die Speckt-Studenten, welche sich des so
genannten Speckt-Busches bey Wittenberg zu ihrer
Boßheit mißbrauchten, warnet,
sich entweder, wenn sie sich nicht bessern
wolten, fortzupacken, oder gewärtig
zu seyn, daß sie der Churfürst
würde aufsuchen und zu gebührender
Straffe
ziehen lassen, |
T. VIII, Altenb. p. 343. |
|
Allein im folgenden ward man schläffriger, über der
nöthigen Disciplin zu
halten, daß einer gegen das Ende des
Jahrhunderts klagete, sie wären nun, gar
auf
Universitäten erloschen. |
Chyträus in Epist. p. 241. |
|
Es war also kein Wunder, daß es mit Fressen, Saufen, Huren, Balgen und
andern Boßheiten zu einer
Academischen
Gewohnheit gediehe. |
Gottfried Arnold in der Kirchen- und
Ketzer-Historie, Th. II, c. 10.¶
|
|
NNoch haben wir von dem Römisch-Catholischen angelegten
Universitäten zu
mercken: |
|
|
1) |
Die Universität zu Breßlau, welche der
König
zu Ungarn und Böhmen Uladislaus 1505 aufrichten
wolte,
wenn sich nicht die Cracauische Universität dagegen gesetzet, und den
Pabst soweit vermocht hätte, daß er die Confirmation derselben
versagete. |
|
Middendorpius de Academiis. p. 333; |
|
2) |
DDie Universität zu Evora in Portugall, welche der
Cardinal und
Ertz-Bischoff Heinrich 1515 in
Stand setzte. |
|
- Miräus in Geograph. Eccles.
- Middendorpius l.c. p. 418. u.ff.
|
|
3) |
Die Universität zu Alcala de Henares oder
Complutum, welche der Toletanische Ertz-Bischoff Franciscus
Ximenius gestifftet; |
|
|
|
4) |
Die Universität zu Saragossa in Arragonien wurde
von dem
Kayser
Carln V 1530. |
|
|
|
{Sp. 1485|S. 756} |
|
|
|
Micrälii Hist. Eccl. p. 570; |
|
5) |
Die Universität zu Dillingen hat ihre Stifftungen
1549 dem
Bischoffe von Augspurg Otten Truchses von Waldpurg zu dancken. |
|
-
Crusius
in Annal.
- Middendorpius l.c. p. 196;
|
|
6) |
Die Universität zu Ossuna in Andalusien, welche
der
Herr daselbst Johann Telter Giro, 1549
aufgerichtet. |
|
Middendorp p. 423; |
|
7) |
DDie Universität zu Reims in Champagne, die 1560
durch den Cardinal und
Ertz-Bischoff daselbst, Carl von Guise,
mit Bestimmung des
Königs Heinrichs II, und des Pabsts
Pauls III, errichtet worden. |
|
Middendorp p. 396; |
|
8) |
Die Universität zu Gandia im Königreiche
Valentia, so von den Jesuiten 1560 angegeben worden. |
|
Schauplatz von Spanien p. 517; |
|
9) |
Die Universität zu Besancon in Burgundien, so
1560 von dem Cardinal und Ertz-Bischoffe zu Mecheln Anton
Peronott Granvellano gestifftet worden. |
|
Middendorp p. 310; und |
|
10) |
Die Universität zu Dovay, welche 1561 der König
Philipp II durch letztgedachten Cardinal anlegete. |
|
Guicciardinus in Descript. Belg. |
|
Was nun die Wissenschafften selbst anbelanget, so wurden selbige nicht nur
bey den
Evangelisch--Lutherischen, sondern auch bey allen andern
Religions-Verwandten, nach und nach
verbessert, zumahl da die
Buchdrucker-Kunst
je mehr und mehr empor kam, und man sich
Littern von allen
Sprachen darinnen
anschaffete. Die
berühmtesten Buchdrucker waren |
|
|
- die Stephani und Frobenii zu Basel
|
(Adami in vit. Philosoph.) |
|
- Daniel Bomberg und Manutii zu Venedig,
davon der erste viel Hebräische und Rabbinische
Bücher aufgeleget.
|
(Scaligeriana in voce
Bombergus, p. 34. Bayle in
Dict.) |
|
|
(Gesnerus in Biblioth.) |
|
- Nicolaus Episcopius zu Basel, Johann Frobenii
Schwieger
Sohn,
|
(Baillet de princip. imprim.) |
|
|
(Freherus
in theatro) |
|
|
(Freher im Theatro;) |
|
- Christian Wechelius zu Paris, welcher wegen Auflegung
vieler
Protestantischer
Bücher aus dem
Lande weichen
muste, da denn sein
Sohn Andreas die berühmte Druckerey zu
Franckfurt und Hanau gestifftet, welche dessen Schwieger Söhne
Claudius Marny und Johann Aubery, fortgesetzet
haben,
|
(Caille Hist. de l'imprimerie,
Chevillier Origin. de l'imprimerie. Bayle
in Dict.); |
|
- Hieronymus Commelinus von Douay,
|
(Andreä Bibl. Belg.) |
|
|
|
|
Die
Deutsche Sprache gerieth nach und nach zu einer mehrern
Vollkommenheit,
wie sonderlich in Lutheri, Mathesii und anderer
Schrifften
zu bemercken. |
|
|
Die
Verbesserung der
Lateinischen Sprache haben |
|
|
- Heinrich Bebelius,
- Rudolph Agricola,
- Erasmus,
- Philipp Melanchthon,
- Johann Sturmius,
- und andere
|
|
|
befördert. |
|
|
In der
Griechischen Sprache haben sich |
|
|
- Johann Reuchlinus,
- Philipp
Melanchthon,
- Michael Neander,
- Laurentius Rhodomannus,
Professor zu
Jena
und Wittenberg,
- Martin Cru-
|
|
|
{Sp. 1486} |
|
|
|
sius, Professor zu Tübingen, |
|
|
|
|
|
|
einen
Nahmen
gemacht. |
- Witte in Memor. Philosoph.
- Quenstaedt de patriis illustr. viror.
- Freherus
in Theatro.
|
|
Die
Hebräische Sprache
brachte Reuchlinus, in
Deutschland
empor, worzu Sebastian Münster, Professor zu Basel, der auch
das Chaldäische beyfügte, Conrad Pellicanus, Franciscus Raphelengius,
Professor zu Leyden, der auch das Arabische und Persische excoliret,
und mehrere nach und nach ihren besondern
Fleiß gefüget. |
- Andreä l.c.
- Meursius in Athen. Belg. ¶
|
|
Die Grammaticalische Wissenschafft hat Philipp Melanchthon
und Nicodem. Frischlinus, Professor zu Tübingen, in
Ordnung
gebracht |
(Melch. Adami in vita Philosoph.) |
|
Die
Logick säuberte Rudolph Agricola einiger maßen von den
unnützen Grillen, wiewohl derselben in diesem
Jahrhunderte noch mehr, als zu
viel darinnen geblieben. |
|
|
In der Physick gab Theophrastus Paracelsus,
Professor der
Medicin zu Basel, welcher 1541 zu Saltzburg im 47
Jahre
seines
Alters
verstorben,
Gelegenheit, auf die
Verbesserung derselben zu gedencken, indem er
die Aristotelische Leyer verließ, und sich auf Experimente und die Chemie
applicirte. |
|
|
Die Mathematick hat in diesem Jahrhunderte angefangen gar
geliebt zu werden,
wie aus dem
Leben Martin Chemnitii
zu bemercken. Der
berühmte
Albrecht Dürer von Nürnberg, so 1528
verstorben, war nicht nur
ein trefflicher Mahler, Bildhauer und Kupferstecher, sondern auch ein guter
Geometra und Baumeister |
(Freherus in Theatro. Vasari
Vite de pittori). |
|
Christoph Clavius, ein Jesuit, so bis 1612
gelebet,
sonst von Bamberg
gebürtig,
hat sich durch
verschiedene
Schrifften,
wie auch durch seinen
Fleiß an dem Gregorianischen Calender, als einen
guten
Mathematicum erwiesen. |
(Voßius de scientia Mathemat.
Bayle Diction.) |
|
Nicolaus Copernicus, ein berühmter Medicus, Mathematicus
und
Philosoph von Thoren in
Preußen
gebürtig, brachte die
alte
Meynung des Aristarchus und Pythagoras von der
Bewegung der
Erden wieder aufs Tapet, wiewohl ihm der Cardinal Cusanus
darinnen schon vorgegangen war. |
(Gassendus in Vita Copernicani.
Voßius de scient. Mathem. c. 36. Paschius
de invent. novantiqu. c. 7. §. 3). |
|
Gerhard Mercator von Ruremond war nicht nur ein trefflicher
Geograph und Kupfer-Stecher, sondern auch in der Astronomie,
Philosophie und
andern Wissenschafften beschlagen. |
(Melch. Adami in vitis
Philosoph. Germ. Sweertius in Athen. Batav.) |
|
Zu gleicher Zeit
lebte Abraham Ortelius von Antwerpen,
welcher mit Mercatore gleiche
Studien hatte. |
(Andreä in Bibl. Belg.
Miräus in elog.) |
|
Peter Apianus sonst Bienewitz oder
Beunewitz, aus dem
Amte Leißnick in Meißen,
Professor der Mathematick
zu Ingolstadt, that sich in der
Geographie
und Astronomie nicht wenig hervor |
(Adami in vitis Germ. Philosoph.
Albinus in der Meißnischen Land- und Berg Chronick, p.
350.) |
|
Reinerus Gemma Frisius, Professor der Medicin zu Löwen,
hatte es in der Mathematick gleichfalls ziemlich weit gebracht. |
Voßius l.c. (Blancanus
in Chron. |
|
{Sp. 1487|S. 757} |
|
|
|
Mathem. Miräus in elog.) |
|
Simon Stevinus von Brüssel that sich in der Mechanick
hervor. |
|
|
Anderer, die in dieser
Wissenschafft florireten, zu geschweigen. |
|
|
Die Ethick
wolten Philipp Melanchthon, David Chyträus und
andere
verbessern, welches aber gar schlecht gerathen, weil sie noch allzu sehr
am Aristotele hiengen. |
|
|
In der Politick und andern dahin gehörigen Wissenschafften sahe es noch gar
dunckel aus, ohngeachtet dessen, was etwa Joachim Camerarius, Philipp
Melanchthon, Johann Calvinus, und andere darinnen
schreiben wollen.¶ |
|
|
Zur
Verbesserung der Medicin haben
verschiedene das ihrige beygetragen. |
|
|
Janus Cornarius, sonst Hanbut oder
Haynpol
genannt, brachte die
alte Griechische Medicin durch Übersetzung
des Hippocratis und anderer
Griechischen
Bücher wieder in Bekanntschafft. |
(Melch. Adami in vit. Medic.
Albinus l.c. p. 346.) |
|
Theophrastus Paracelsus ggab
Gelegenheit zu einer neuen
Medicinischen Secte, welche von ihm die Paracelsisten heissen. |
|
|
Die Mathematick verbanden mit der Medicin Georg Collimitius,
welcher ums Jahr 1530 in
Deutschland
berühmt gewesen. |
(Van der Linden de Scriptor. Medic.
Voßius l.c. c. 65) |
|
Johann Taisner von Ath in Hennegau, dessen
Tod in das Ende
dieses
Jahrhunderts fället, |
(Bublart Acad. des sciences
Tom. II, p. 288.) |
|
und andere. |
|
|
Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim
hhatte in allen Wissenschafften was grosses
gethan, wie er sich denn bald als
einen Juristen, bald als einen Medicum und so ferner aufführete, konnte aber
nirgends lange
dauren, weil er mit grosser
Freyheit
raisonirte. Man setzte ihn zu
verschiedenen mahlen ins
Gefängniß, sonderlich wegen seiner
Bücher de vanitate scientiarum et de
Philosophia occulta. Allhier gedenckt man seiner, weil sich die
Medicina Sceptica von ihm herschreibet. |
(Adami in vit. Medic.
Naudäus Apologie des grands hommes etc. c. 15.) |
|
Die Anatomie hat Andreas Vesalius, anfänglich
Professor zu
Padua und letzthin
Königll. Spanischer Leib-Medicus, in neues Aufnehmen
versetzet. |
(Freherus in theatr. Andreä
in Bibliothec. Belgic.) |
|
Und auf gleiche Weise sind andere
Theile der Medicin
verbessert worden, |
((Jac. Friedrich Reimmann in Hist. litter,
P. VI, qu. 148 u.ff.)¶
|
|
Das
Recht
excolirte mit besondern Beyfall, |
|
|
|
(Panzirolus de clar. legum interpret.
Lib. II, c. 169. Forsterus in Hist. Jur. Lib. III, c.
41. Bayle.) |
|
- Aemilius Ferretus, Professor zu Rom, Valence und Avignon
|
(Panzirolus l.c. c. 167.) |
|
- Anton Goveanus, Professor zu Toulouse, Avignon und anderer
Orten,
letztens aber Geheimder Rath des
Hertzogs von Savoyen
|
((Schottus in Biblioth. Hispan.) |
|
|
((Leickherus in vit. JCtorum,
Bayle.) |
|
|
|
|
{Sp. 1488} |
|
|
|
Zasius von Costnitz, Professor zu Freyburg in Brisgau bis
1535. |
|
(Adami in vitis JCtorum;) |
|
- Frantz Daurenus, Professor zu Paris und Bourges, welcher
ein heimlicher
Protestant soll gewesen seyn, und fast allen vorzuziehen
|
(Freherus in Theatro,
Thuanus Lib. XXIII, Teißier elog. T. I,) |
|
- Jacob Cujacius, Professor zu Bourges und anderer
Orten,
|
(Massovius in vita Jacobi Cujacii,
Panzirolus l.c. c. 190.) |
|
Von andern vielen nichts zu gedencken.¶ |
|
|
In was vor einem
Zustande sich endlich die
Theologische Wissenschafft
gefunden, ist am besten aus der
Reformations-Historie zu
erkennenn.¶ |
|
|
Der Haupt-Mangel aber in allen Wissenschafften war, daß Aristoteles
noch allzusehr
regierete, und man mehr
Lust hatte mit andern zu
disputiren, als
die Wahrheit gehöriger maßen zu
untersuchen. |
Gottfr. Arnold in der Kirchen- und
Ketzer-Historie P. II. Lib. XVI, . 10.
¶ |
|
Aber wie sahe es um die
Bibliothecken in diesem
Jahrhunderte aus? Dieser
wurden bey dem aufgehenden Flor der
Buchdruckereyen je länger je mehr, also, das
nicht leicht ein
ansehnlicher Hof,
Stadt,
Academie,
Gymnasium, Kirche, und dergleichen anzutreffen war, da man nicht eine
Bibliotheck angeleget hätte. Ja ein jeder Gelehrter bemühte sich so viele
Bücher
anzuschaffen, als ihm
nützlich dauchten, und er nach seinen
Mitteln haben
konnte. Die Päbste vermehreten die Vaticanische Bibliotheck mit wichtigen
Zusätzen, darunter sich sonderlich Leo X, Pius IV und Sixtus
V, merckwürdig gemacht, welche letztern den
Schaden wieder gut machten,
der in der Eroberung Rom 1527 daran geschehen war. |
Lomeier de Biblioth. p. 242. |
|
Auf gleiche Weise vergrösserte man die Bibliothecken zu Venedig, Padua,
Ferrara, Bononien, Napoli, Mantua, Florentz, Pisa, Sinea und andern
Orten in
Italien. |
Lomeier l.c. p. 232 u.ff. |
|
In Deutschland
erlangte die Heidelbergische Bibliotheck, welche Otto Heinrich,
Churfürst von der Pfaltz, angerichtet, den ersten
Rang. |
Lomeier l.c. p. 243 u.ff. |
|
Die Wittenbergische Bibliotheck ward von dem Churfürsten Johann
Friedrichen gar reichlich beschencket; ist aber 1547 nach Jena
versetzet worden. |
Lomeier l.c. p. 247. |
|
Der Bibliotheck, so der
Ertz-Bischoff von Toledo, Franciscus
Ximenius, zu Complutum angeleget, nicht zu gedencken. Die Bibliotheck
des prächtigen Escurials hat gleichwie dieses
Gebäude ihren
Ursprung
Philippen II zu dancken, |
siehe der Gräfin d'Aunoy
Reise-Beschreibung. |
|
Zu Leyden legte Antotius Thysius von Antwerpen,
Professor
der
Theologie, eine schöne Bibliotheck an. |
Lomeierus l.c. p. 252 u.ff. |
|
Die Stadt-Bibliotheck zu Deventer ist 1567 angefangen worden. |
Lomeierus l.c. p. 249. |
|
Anderer fast unzählichen, so durch
gantz
Europa angeleget und vermehret
worden, zu geschweigen.¶ |
|
|
Auch ist hier nicht zu vergessen, daß in diesem Jahrhunderte unter andern
Römisch-Catholischen
Orten mehr, der so
berühmte Orden der Gesellschafft Jesu
seinen Anfang genommen.¶ |
|
|
Nun sind uns noch die
Scribenten
dieses
Jahrhunderts übrig, und zwar sind zu mercken: |
|
|
|
|
|
{Sp. 1489|S. 758} |
|
|
|
|
|
|
1) |
Römische, als |
|
- Thomas Cajetanus,
- Peter Canisius,
- Hier. Emser,
- Johann Eccius,
- Johann Faber,
- Silvester Prieras;
|
2) |
Evangelisch-Lutherische, als |
|
- Martin Luther,
- Philipp Melanchthon,
- Johann Bugenhagen,
- Just Jonas,
- Johann Brentius,
- Matthias Flacius Illyricus,
- David Chyträus,
- Martin Chemnitius,
- Jacob Andreä,
- Ägidius Hunnius,
- Nicolas Selneccerus,
- Andreas Musculus,
- Johann Staupitius,
- George Spalatinus,
- Nicolaus Amsdorfius,
- Urbanus Regius,
- Erasmus Sarcerius,
- Hieronymus Weller,
- und Lucas Osiander;
|
3) |
Reformirte, als |
|
- Ulrich Zwinglius,
- Johann Öcolampadius,
- Johann Calvinus,
- Andreas Carlstadius,
- Theodor Beza,
- Sebastian Castalio,
- und andere mehr.
|
|
II) |
Andere
Gelehrte, als |
|
- Theophrast Paracelsus,
- Polydor Virgilius,
- Ludwig Vives,
- Erasmus Roterodamus,
- Thomas Morus,
- Julius Cäsar Scaliger,
- Paul Manutius,
- Joachim Camerarius,
- Johann Sleidanus,
- Robert Stephan,
- Olaus Magnus,
- Hieronymus Cardanus,
- Johann Sturmius,
- Andreas Turnetus,
- Peter Ramus,
- M. Antonius Muretus,
- Caspar Peucerus,
- Joseph Just Scaliger,
- Heinrich Stephan,
- Tycho de Brahe,
- Aldus Manutius, der jüngere,
- und viele andere.¶
|
|
|
|
|
|