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Zedler: Wissenschafften [13] HIS-Data
5028-57-1399-1-13
Titel: Wissenschafften [13]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 57 Sp. 1489
Jahr: 1748
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 57 S. 758
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  Text   Quellenangaben
  Im XVII Jahrhunderte:  
  In diesem Jahrhunderte sind die Wissenschafften theils durch hoher Häupter Sorgfalt, theils durch Aufrichtung neuer Universitäten und Gelehrter Gesellschafften, theils durch den Wachsthum neuer Bibliothecken, theils auch durch anderer Gelehrten ihren Fleiß, um ein merckliches verbessert und ausgebreitet worden.  
  Siehet man auf die hohen Häupter, die sich das Aufnehmen derer Künste und Wissenschafften besonders haben angelegen seyn lassen, so gehören vornehmlich hieher:  
 
1) Leopold der Grosse, Römischer Kayser, ein grosser Patron der Gelehrten und Künstler;
2) Ludwig der Grosse, König in Franckreich, der nicht nur die Lateinischen Autores in usum Delphini hat herausgehen lassen, sondern auch viele Societäten von gelehrten Männern und Künstlern gestifftet;
3) Jacob I, König von Großbrittannien;
4) Christine, Königin in Schweden;
5) Urban VIII, Römischer Pabst; und viele andere.
 
  Kommen wir auf die Stifftungen neuer Universitäten; so sind solche:  
 
1) Die Universität zu Giessen, im Jahr 1607
(Topographia Hassiae, p. 43);
 
2) Die Universität zu Gröningen im Jahr 1614;
 
 
3) Die Universität zu Paderborn in Westphalen, welche der Bischoff Theodoricus von Fürstenberg 1616 gestifftet.
Ferdinands von Fürstenberg Monumenta Paderbornensia;
 
4) Die Universität zu Rinteln im Jahr 1621
(Topograph. Westphalica, p. 59;
 
5) Die Universität zu Dörpt in Liefland im Jahr 1632; wurde 1699 nach Pernau verleget, und endlich durch die Rußische Conquetirung dieser Örter zerstöhret
(Zeiler in Topograph. Livon. Olearii Moscowitische Reise-Beschreib.);
 
6) Die Universität zu Utrecht, im Jahr 1636;
 
 
7) Die Universität zu Abo in Finnland, im Jahr 1640
(Beschreib. des Königreich Schwedens);
 
8) Die Universität zu Hardervick, im Jahr 1648;
 
 
9)  
 
  {Sp. 1490}  
 
  Die Universität zu Duisburg, im Jahr 1655, deren Stifftung von dem Churfürsten Friedrich Wilhelmen dem Grossen zu Brandenburg herrühret;
 
 
10) Die Universität zu Kiel in Holstein, im Jahr 1665
(Mollerus in Isag. ad Hist. Cherson. Cimbr. Danckwert in Topograph. Holsat.);
 
11) Die Universität zu Lunden in Schonen, im Jahr 1668
(Zeiler in Chorogr. Dan. it. Beschreibung des Königreichs Schweden);
 
12) Die Universität zu Halle in dem Magdeburgischen, im Jahr 1694.
  • Caroli memorab. sec. 17. ad an. 1694.
  • Cellarius in peculiari scripto de inauguratione Acad. Halens.
 
  und endlich
 
 
13) die Universität zu Williamsburg in America, welche 1700 eingeweyhet worden.
(Histor. Bilder-Saal, Th. VII, p. 942).
  Auch ist die Universität zu Heidelberg, nach ihrem Verfall bey den Pfältzischen Troublen, 1653 wieder eingerichtet worden.  
  Unter den aufgerichteten Gesellschafften ist  
 
1) die Fruchtbringende Gesellschafft bekannt, welche 1617 zu Weymar, zu Verbesserung der deutschen Sprache, aufgerichtet worden
(Carl Gustav von Halle deutscher Palmbaum. Ecckard in hist. stud. etymol. ling. German. c. 12. Kurtzer Bericht von der Fruchtbringenden Gesellschafft in achtzeiligen Reim-Gesetzen.)
 
2) Zu Nürnberg richtete ein Mitglied dieses Ordens unter dem Nahmen des Spielenden, Georg Philipp Harsdörffer, 1642 noch den gecrönten Blumen-Orden, zu gleichem Zwecke auf.
 
  Auch sind besonders merckwürdig:  
 
3) Die ACADEMIE FRANCOISE zu Paris, welche 1635 von dem Könige in Franckreich bestätigt worden, und deren Absicht ist, die Frantzösische Sprache in den vollkommensten Stand zu setzen;
 
 
4) Die ACADEMIA NATURAE CURIOSORUM LEOPOLDINA in Deutschland, die im Jahr 1652 errichtet worden; die Urheber derselben waren die beyden Medici zu Schweinfurt, Bauschius und Fehrius;
die Historie dieser Societät haben beschrieben George Wolfgang Wedel, und Michael Bernhard Valentin;
 
5) Die Königliche Societät der Wissenschafften zu Londen, so von Carln II, Könige von Großbrittannien, 1660 gestifftet worden,
deren Historie Thomas Spraat beschrieben;
 
6) Die ACADEMIA INSCRIPTIONUM ET NUMISMATUM zu Paris, welche 1663 von dem Staats-Minister Colberten angeleget worden;
 
 
7) Die ACADEMIE DES SCIENCES oder die Königl. Frantzösische Academie der Wissenschafften zu Paris, so von Ludwigen XIV 1666 gestifftet worden, mit der Physick und Mathematick umgehet,
und deren Historie Johann Baptista Hamelius beschrieben;
 
8) Die Lateinischen ACTA ERUDITORUM, welche Otto Mencke in Gesellschafft einiger Gelehrten seit 1682 herauszugeben angefangen hat; und
 
 
9) das COLLEGIUM ANTIQUITATUM, welches der König in Schweden, Carl XI, im Jahr 1688 zu Upsal angeordnet, und das die Nordischen Sprachen und Antiquitäten excoliren und anmercken soll.
 
  Nachdem der Venetianische Rathsherr, Johann Frantz Loredano, um den Anfang dieses Jahrhunderts den Grund zu der Academie, welche Gl'Incogniti heisset, geleget; so sind eine solche Menge Academien oder gelehrte Gesellschafften in Italien  
  {Sp. 1491|S. 759}  
  entstanden, daß man sie fast nicht zehlen kan, davon die meisten auf die Cultur ihrer Sprache, andere aber auch auf die Verbesserung der Geographie und anderer Theile der Gelehrsamkeit abgezielet sind. Sie geben sich besondere Nahmen, als da sind  
 
  • zu Rom die Lyncei, Humoristi etc.
  • zu Bononien die Sitientes,
  • zu Padua die Immaturi,
  • zu Verona die Insensati,
  • u.s.f.
 
  Denen Gesellschafften fügen wir so gleich die Bibliothecken bey. So ist  
 
1) die berühmte Wolffenbüttelische Bibliotheck, von dem Hertzoge Augusten um die Mitte dieses Jahrhunderts angeleget, und mit einem reichen Bücher-Schatze, sonderlich aber mit schönen Manuscripten versehen worden, also, daß sie mit Recht den Rang unter den grössesten Bibliothecken nehmen kan.
  • Topographia Brunsuico-Luneburg.
  • Conring de Bibliotheca Augusta.
  Ausser dieser sind  
 
2) die Bibliotheck zu Berlin, welche von Friedrichen, Könige in Preussen, errichtet worden;
 
 
3) Die Bibliotheck zu Gotha, so von Hertzog Ernsten dem Frommen herrühret.
Sagittarius in Hist. Goth. cum suppl. Tentzelii;
 
4) Die Bibliotheck zu Weymar, so ihr Aufnehmen dem Hertzog Wilhelm Ernsten zu dancken;
 
 
5) Die Gottorfische Bibliotheck, so dem Hertzog Johann Adolphen zum Patron gehabt;
 
 
6) Die Bibliotheck zu Zeitz, die Hertzog Moritz errichtet;
 
 
7) Die Bibliotheck zu Franckfurt;
 
 
8) Die Bibliotheck zu Hamburg;
 
 
9) Die Raths Bibliotheck zu Leipzig,
 
  in besondere Achtung gekommen. So ward auch  
 
10) die Vaticanische Bibliotheck zu Rom im Jahr 1622 durch die vortreffliche Heidelbergische Bibliotheck, welche in dem dreyßigjährigen Kriege von denen Feinden erbeutet worden, gar sehr vergrössert; wiewohl vieles davon zu schanden gegangen und zerstreuet worden, gestalt Leo Allatius, der selbige abgehohlet, selbst nicht getreulich damit umgegangen, und viele rare Manuscripte veräussert, also, daß man glaubet, es sey kaum die Helffte davon zu Rom zu finden.
 
  Nicht weniger hat  
 
11) die Kayserliche Bibliotheck zu Wien, von der Lambecii Historie vorhanden, unter dem gelehrten Kayser Leopolden; und
 
 
12) die Königlich-Frantzösische Bibliotheck zu Paris unter Ludwigen XIV
 
  einen grossen Zuwachs und Flor erlanget. Ingleichen nahm  
 
13) die Bibliotheck zu Oxford, welche unter den grossen Bibliothecken vor die Zahlreicheste gehalten wird, sehr zu, da zumahl die von dem Ritter Thomas Bodlejus dahinein geschenckete und nach ihm benannte Bodlejanische Bibliotheck in diesem Jahrhunderte durch viele Legate vermehret worden.
 
  Unter den neuen Orden dieses Jahrhunderts verdient vor andern angeführet zu werden die Priester-Gesellschafft des ORATORII JEsu, so der Cardinal von Berulle 1611 gestifftet, und Paul V 1613 bestätiget. Sie bemühet sich sonderlich in Erziehung geistlicher Personen zum Dienst der Kirchen: wie sich denn aus dieser Gesellschafft nicht wenige durch ihre gelehrte Schrifften bekannt gemacht haben. Spondanus ad A.C. 1613, n. 2.
  Was nun die Wissenschafften und Gelehrsamkeit selbst anbetrifft, so wird niemand, der die Gelehrte-Historie nur ein wenig angesehen, leugnen  
  {Sp. 1492}  
  können, daß sich der Zustand derselben in diesem Jahrhunderte gar mercklich verbessert habe. Indem aber in diesem Jahrhunderte zuvörderst über die Nutzbarkeit, und denn auch über der Art und Beschaffenheit der Gelehrsamkeit und Wissenschafften viel Zweifelns und Disputirens entstanden, so ist solches vor allen Dingen kürtzlich zu erinnern.  
  Im Anfange des Jahrhunderts waren sonderlich die Weigelianer denen Wissenschafften zuwider, indem sie meyneten, das ewige und grosse Gut würde dadurch aufgehalten und verhindert. Denn also schreibet Weigel im Gülden Griff, c. 27. p. 71. 72:  
  "Die Gelehrten suchen an Kunst, Sprachen und Geschwindigkeit ihre Lust und Ergötzung mit Lesen, Schreiben, Disputiren, Poeterey und andern, sie können nicht leben, so sie nicht solten darinnen ihr Paradieß suchen. Unter allen Welt-Gelehrten wird kaum einer gefunden, der ihm eine einige Stunde nehme Sabbath zu halten, am Sonntage göttliche Dinge vorzunehmen in silentio sacro. Weit sind sie vom Reiche GOttes mit ihren Büchern, Schrifften und Studiren, und also ausgefüllet mit Künsten, daß GOtt nicht Raum hat eine Nadelspitzen groß in ihrem Platz zu würcken."  
  Man siehet hieraus gar leichtlich daß nichts anders als der Mißbrauch dem Weigel Gelegenheit gegeben, auf die andere Seite hinaus zu fallen, und die Gelehrsamkeit gar zu verwerffen, da doch, wie bekannt, der Mißbrauch den rechten Gebrauch nicht soll aufheben (Buddäi Vorrede vor Musigs Licht der Weißheit).
  Sonst findet man auch gleiche Verachtung der Gelehrsamkeit und Wissenschafften bey den Quäckern (Rob. Barclajus in apologia Theologiae verae Christianae).
  Und im Anfange des so genannten Pietismi kamen viel unbedachtsame Studenten auf gleiche Gedancken, daß sie anfiengen ihre Systemata zu verkauffen, und ihre Collegia zu verbrennen (Juncker in der kurtzgefasten Kirchen-Histor. N.T. p. 942).
  Gleichwie nun diese den Gebrauch der Studien gar nicht dulden wolten; also gab es andere, die den Begriff der Gelehrsamkeit änderten, und vorgaben, es könne niemand vor einen Gelehrten paßiren, wenn er nicht dabey von Hertzen fromm wäre, und dieses ist sonderlich die Meynung Peter Poirets in Tract. de eruditione solida, falsa et superficiaria. Welche aber, ob sie gleich scheinet einen guten Zweck zu haben, von andern widerleget worden; weil aus der Erfahrung bekannt genung ist, daß auch ein Gottloser eine gründliche Erkenntniß von gewissen Dingen haben, und also nach dem gemeinen Concept darinnen gelehrt seyn kan. Christian Lange in protheoria eruditionis humanae universae.
  Doch wir müssen nun auch auf das kürtzeste, als möglich, zeigen, wie man sich bemühet hat, alle Theile der Gelehrsamkeit aufs beste auszubessern, und auch in der That sowohl durch neue Erfindungen, als gute Methoden ein vieles prästiret hat, so, daß die alten Gelehrten gegen die neuern fast zu Schatten-Bildern worden; und weil diß bey allen 3 Religionen zu bemercken, so wird man hier auch ohne Unterscheid alle zusammen nehmen.  
  {Sp. 1493|S. 760}  
  Die Deutsche Sprache ist so wohl in gebundener als ungebundener Rede, nicht wenig verbessert worden.  
  In gebundener Rede haben sich einen Nahmen gemacht  
 
  • Martin Opitz, ein Schlesier, so eine Zeitlang am Lignitzischen Hofe gelebet und zu Dantzig gestorben
(Henelius in Silesiographia. Witte in memor. Philosoph. Morhof in Unterricht der Deutschen Sprache);
 
  • Andreas und Christian Gryphius, davon der erste Syndicus der Groß-Glogauischen Land-Stände, der andere aber bey Marien-Magdalenen zu Breßlau Rector und Professor gewesen.
(Acta erudit. 1706 mens. Maji Leubscher de claris Gryphiis)
 
  • Daniel Casper von Lohenstein, Kayserlicher Rath und Stadt-Syndicus zu Breßlau, dessen Arminius ihm nicht nur die Ehre eines grossen Poeten und Redners, sondern auch eines unvergleichlichen Polyhistors zu Wege gebracht;
 
 
  • Johann Christian von Hoffmannswaldau, Kayserlicher Rath und Präses der Stadt Breßlau.
(Lohenstein in der Trauer-Rede);
  (Thebesius in der Leichen-Rede),
  und Andere, wovon in Morhoffs Unterrichte von der Deutschen Sprache und Poesie mit mehrern nachzusehen.  
  Wie aber die bisher erzehleten in gebundener Rede vortreflich gewesen; also hatten sie auch mehrentheils in der ungebundenen Rede besondere Gaben. Andere so theils in ungebundener Rede was sonderliches geleistet, oder sonst zum Aufnehmen der Deutschen Sprache etwas beygetragen, sind unter den Theologen:  
 
  • Laßenius,
  • Heinrich Müller,
  • Scriver,
  • Geier,
  • Lütkemann,
  • Carpzov,
  • etc.
 
  Lohenstein ist sonderlich im hohen Stylo bekannt. Im politischen Stylo findet man gar viele Schrifften, als  
 
  • Abschatzes Hof- und Bürgerliche Reden,
  • des Herrn von Seckendorffs deutsche Reden,
  • Riemers Hof- und Regenten-Reden,
  • und noch andere Sammlungen dergleichen Reden, welche nicht so gar unbekannt seyn können.
 
  Sonst haben zum Aufnehmen der deutschen Sprache unter andern gearbeitet ausser den schon oben gemeldeten,  
 
  • Harßdörffer,
 
 
  • Justus Georgius Schottelius, Hof-Rath zu Wolffenbüttel, welcher eine deutsche Sprach-Kunst geschrieben;
 
 
  • Johann Michael Moscherosch, in der Fruchtbringenden Gesellschafft der Träumende, welcher viel unter dem Nahmen Philander von Sittenwald hinterlassen;
(Witte in diar. biograph. ad an. 1658, 1669, 1676);
 
  • Der berühmte Professor der Beredsamkeit und Poesie zu Kiel, Daniel George Morhoff, in seinen Unterricht von der deutschen Sprache, und verschiedene andere
(Joh. Alb. Fabricius in dec. scriptor. recent.).
  Um die lateinische Sprache haben sich sonderlich verdient gemacht  
 
  • der Professor der Poesie und Beredsamkeit zu Wittenberg, August Buchner
(Witte in mem. Philos. dec. 7.)
 
  • Der Kay-

    {Sp. 1494}

    Kayserl. und Königl. Spanische Rath Caspar Scioppius in seiner Grammatica Philosophica, Arte Critica, u.a.m.
(Bayle in Dict.);
 
  • Der Diaconus und Professor der Beredsamkeit zu Nürnberg, Christoph Arnold;
 
 
  • Der aus Mähren vertriebene Prediger, Johann Amos Comenius;
 
 
  • Der Jesuit Horatius Tursellinus;
 
 
  • Gerh. Joh. Voßius, und andere.
Jac. Burchardus de lingvae Lat. per sec. 17. satis.
  In der Griechischen Sprache haben sich vor anderem  
 
  • Georg Pasor, Prof. der Griechischen Sprache zu Herborn und Franecker; (Bayle in Dict.)
  • D. Jacob Weller,
  • Erasmus Schmidius,
  • Cornelius Schrevelius,
  • und andere
 
  hervorgethan.  
  Daß in der Hebräischen und andern Orientalischen Sprachen, nicht wenig vortreffliche Leute, die das Studium derselben erleichtert und befördert, gewesen, ist bekannt. Denn da findet man  
   
  welchen man noch  
 
  • Ludwigen de Dieu, Professor zu Leyden,
  • Jacob Golium, ebendaselbst,
  • Julium Bartoloccium, einen Römischen Abt,
  • und andere,
 
  beyfügen kan.
  • Melch. Letdecker praefat. Aphorism. Theol. Lud. de Dieu.
  • Bayle.
  • Joh. Christoph Wolf praef. Bib. Hebr.
  In der Philosophie waren nicht alle gleicher Meynung.  
  Etliche hielten es mit dem Aristoteles, wie mehrentheils die Papisten, und auch viel unter den Protestanten, darunter sonderlich die Helmstädter, Cornelius Martini, und Hermann Conring zu rechnen.  
  Anderen gefiel der Pythagoras, als  
 
  • dem Wittenbergischen Professor der Mathematick, Ambrosio Rhodio:
  • dem Professor der Beredsamkeit zu Pisa, Paganino Gaudentio;
  • Dem Professor zu Upsal, Joh. Scheffero,
  • Heinrich Moro, und andern
(Schefferus de Philosophia Italica. Observat. Hallens. T. 2. observ. 10. Buddeus de askēsey Pythagorico Platon.).
  Den Plato liebeten  
 
  • der Professor der Medicin zu Prag, Joh. Marcus Marci (Witte in Diar. biograph.);
  • Ingleichen der berühmte Professor und Historicus zu Leyden Daniel Heinsius,
  • Claudius Fleury, u.a.m.
 
  An der Stoischen Philosophie trugen Justus Lipsius, Thomas Gatakerus, ein berühmter Theologus auf der Universität zu Cambridge, und der oben benennte Caspar Scioppius, einen Gefallen (Aub. Miräus in vita Lipsii, Gatakerus in Miscell. posthumis: Thom. Stanlejus in hist. philos.)
  Die Epicurische erläuterte Peter Gassendus, Canonicus und Probst zu Digne in Provence, und letztlich Königlicher Professor der Mathematick zu Paris (Witte in mem. Philos. dec. 6. Gassendi Philosophia Epicuri, it. de vita et moribus Epicuri lib. 8).
  Gleichwie nun die bisher genenneten einer von den alten Philosophischen Secten nachfolgeten: also meyneten es andere besser zu treffen, wenn sie die Heil. Schrifft zum Grunde ihrer Philosophie setzeten. Hieher gehören  
 
  • von Lutheranern
    • Conrad Aslacus, Prof. der Theol. zu Coppenhagen;
    • Joh.

      {Sp. 1495|S. 761}

      Am. Commenius;
    • und andere.
 
  (Meursius in Athen. Bat. lib. 2.);
 
  • Unter den Socinianern, Johann Crellius, Rector und Professor der Theologie zu Racau in Pohlen
(Sandius in Bibl. Antitrinit.);
 
  • Und unter den Papisten, Libertus Fromoundus, Professor und Decanus zu Löwen
(Miräus de script. sec. 17.).
  Noch andere legten sich auf eine besondere mystische Philosophie, die man als einen Mischmasch aus der Jüdischen Cabbala, dem Platonismo und der Chymie ansiehet; Dahin  
 
  • der Engländer Robert Fluddus,
  • die Weigelianer,
  • die Böhmisten,
  • Qvirinus Kuhlmann,
  • und andere
 
  zu rechnen. (Colbergs Hermetisch-Platon. Christenthum).
  Von allen diesen aber wolte Renartus Cartesius durch seine eigene Gedancken abgehen. Was in seiner Philosophie das beste ist, sind Physicalische und Mathematische Wahrheiten, wie er sich denn sonderlich in der Geometrie einen Nahmen erworben. Er hat viel Anhänger, sonderlich in den Niederlanden, bekommen, wiewohl es auch nicht an Widerspruch gemangelt. (Memoires pour inservir a l'hist. du Cartesianisme).
  Andere waren Eclectici.  
  Die besondern Theile der Philosophie, und zwar erstlich die Logick belangend, so  
 
  • fieng Franciscus Baco de Verulamio, Cantzler von Engelland an, viel Verbesserungen darinnen zu zeigen;
  • Cartesius brachte die Lehre von den praejudiciis auf;
  • Johann Locke, ein vortrefflicher Philosoph in Engelland, hat in seiner Schrifft von dem menschlichen Verstande ein grosses in diesem Stücke prästiret,
  • desgleichen auch der Autor der Artis cogitandi, welches Peter Nicolius gewesen, gethan; wiewohl dieser letztere noch einige unnütze Dinge von den Schlüssen behalten.
(Reimann im Critisirenden Geschichts-Calender).
  Die Metaphysick stund bey vielen in diesem Jahrhunderte in grosser Hochachtung, wie sonderlich an Hornejo, dem Jenischen Professor, Stahlen, Musäo und andern zu bemercken: Allein um das Ende dieses Jahrhunderts fieng sie trefflich an zu fallen, weil sich niemand, der eine vernünfftige Gelehrsamkeit liebete, mehr mit den unnützen Terminis placken wolte. Doch haben sie einige sogenannte Eclectici durch Anziehung einer neuen Forme noch einiger massen erhalten, nachdem das unnütze Zeug, so zu vielen thörichten Fragen Gelegenheit gegeben, ausgemustert worden. Jacob Thomasius in Hist. Metaphys.
  Die Physick ist durch die Untersuchung der natürlichen Historie und viel nützliche Erfindungen zu einer solchen Vollkommenheit gediehen, daß sich die jetzigen Zeiten gegen das Alterthum gar viel zu rühmen finden. Frantz Baco de Verulamio munterte die Gelehrten bey dem Anfange dieses Jahrhunderts durch seine Historiam Ventorum und andere Schrifften zu Untersuchung der natürlichen Geschichte auf. Cartesius warf die Aristotelische Physick über den Hauffen, und suchte die Natur aus der Mechanick zu erklären, worinnen er es auch viel-  
  {Sp. 1496}  
  fältig, iedoch nicht allezeit, getroffen (Petr. Poiret. de erudit. solida, superficiaria et falsa, Lib. III, p. 277. u.f.)
  Wilhelm Harväus, ein Englischer Medicus, so um die Mitte des Jahrhunderts verstorben, erfand den Umlauf des Geblütes in Menschen und Thieren, ingleichen die Erzeugung der Thiere aus einem Ey.  
  Die Pflantzen, Bäume und Thiere, so gar bis auf die kleinsten Insecten sind vermittelst der Vergrösserungs-Gläser und fleißig geübten Anatomie-Kunst, nach ihrer Art und Natur, sehr genau erforschet worden.  
  Der Jesuit Athanasius Kircher und der Frantzösische Philosoph Johann Baptista Duhamel erforscheten die unterirrdischen und andere Natur-Geheimnisse.  
  Von andern Physicalischen Erfindungen aufs kürtzeste zu gedencken, so haben wir  
 
  • von Samuel Morlando die Tubam Stentoream, oder das Sprach-Rohr;
  • von Cornelio Drebbelio, oder Robert Fluddo die Thermometra;
  • von Torricellio, Mathematico zu Florentz, die Barometra;
  • Die Antliam pneumaticam, oder Lufft-Pumpe, nebst vielen andern Erfindungen, von Otto Gericke, Bürgermeistern zu Magdeburg;
  • die Campanam urinatoriam, oder Taucher-Glocke, von Georg Sinclaro;
  • und noch viel andere die Natur erklärende Versuche oder Experimente von andern.
  • Gerickens in experiment. Magdeb.
  • Vallemont de la Physique occulte.
  • Paschius in inventis nov. antiqv.
  • Herm. Frid. Teychmeyerus in Dissert. de Antlia pnevmat. Alii.
  Die Mathematick haben  
 
  • der Jesuit Casper Schott zu Würzburg,
  • Claudius Franciscus de Chales, gleichfalls ein Jesuit, welcher zu Paris und Turin gelehret;
  • Ozanam;
  • der berühmte Professor zu Altdorf, Joh. Christoph Sturm,
  • und andere,
 
  in grosses Aufnehmen gebracht. Gleichwie aber die Mathematick überhaupt besser, als vorhin excoliret worden; also haben sich auch nicht wenig gefunden, welche sich um die besondern Theile derselben verdient gemacht, davon doch nur die vornehmsten angeführet werden können.  
  Bey der Arithmetick erfand der Schottische Baron, Johann Neperus, die Rechen-Stäbe, so von ihm den Nahmen führen, und Sam. Morlandus präsentierte dem Könige Carl dem II von Engelland zwey Instrumente, dadurch vermittelst Umdrehung einiger Scheiben die Additiones, Subtractiones und Multiplicationes zu verrichten.  
  Die Algeber setzete der Frantzose Franciscus Viaeta durch die Buchstaben-Rechnung auf bessern Fuß, welchem  
 
  • Thomas Harriot, ein Engelländer,
  • Cartesius,
  • Robervall,
  • Abraham de Graaf,
  • Johann Kersey,
  • und viele andere
 
  gefolget, durch deren Bemühung diese Wissenschafften immer höher gestiegen.  
  Die Geometrie ist durch Joh. Prätorium, von welchem die Mensula Praetoriana, oder das Meß-Tischlein den Nahmen hat, ferner durch  
 
  • Swenterum,
  • Ardiam Treu,
  • Torricellium,
  • Isaacum Barrow,
  • und andere,
 
  in bessern Stand gesetzet worden.  
  Zur Erleichterung der Trigonometrischen Rechnungen, hat man  
  {Sp. 1497|S. 762}  
  die Logarithmos erfunden, davon Adrian Vlacq und andere zu bemercken.  
  Die Civil-Bau-Kunst haben die Italiäner, Vincentius Scamozzi, Jacob Barozzius Vignola, und sonderlich in Deutschland Nicolaus Goldmann, dessen Commentator, Christoph Leonhard Sturm, in schönen Büchern erkläret und ausgearbeitet. Vieler andern zu geschweigen.  
  In der Kriegs-Bau-Kunst erfand Freytag die Holländische Fortification, welche der Graf Pagan, der Baron von Kuffenstein, und andere verbessert. Die Frantzösische Bau-Kunst hat Vauban zur Vollkommenheit gebracht. Von andern, als Rimplern, Blondeln, Scheitern, und mehrern, nichts zu gedencken.  
  Und auf solche Weise ist auch in den übrigen Theilen der Mathematick gar vieles erfunden worden, dahin bey der Astronomie sonderlich die grossen Tubi oder Fern-Gläser gehören, dadurch man an dem Himmel gar viel wunderbare Dinge und vornehmlich die Monden oder Satellites um den Jupiter und Saturnum erfunden, von welchen allen aber hier etwas mehrers anzuführen, zu weitläufftig fallen will.  
  In der Practischen Philosophie hat Hugo Grotius, ein bekannter Niederländischer Arminianer, welcher anfangs Syndicus zu Roterdam gewesen, und nach vielen besondern Zufällen zu Rostock verstorben, zur Verbesserung Gelegenheit gegeben. Sonderlich brachte er in dem Natur-Rechte vernünftigere Sätze auf, als man bisher geheget, worinnen folgends Seldenus, Hobbesius, Sam. Pufendorf, und andere, weiter gegangen. Buddäus in Hist. Jur. nat. quae extat in Select. Jur. nat. et gent.
  Die Ethick verbesserte Cartesius durch die Lehre von den Paßionen des Gemüths; wiewohl er darinnen verstieß, daß er dieselben in den Kopf oder Verstand setzte. Andreas Geulinx, Professor der Philosophie zu Leyden, schreib hierauf eine ziemliche vernünftige Moral in seinem gnothiseauton, worinnen er aber eine allzu grosse Indifferentz von den Menschen erfordert, welches gefährlich. (Thomasius in Cautelis circa praecognita Jurisprud. cap. 14. §. 37. Buddeus de navis et defect. Ethicae Aristot.).
  Einige wolten die Moral bloß aus der Schrifft genommen wissen, wie es denn um das Jahr 1613 auf der Universität Upsal zwischen dem Bischoff von Strengnes, und dem Professor der Ethick, M. Johann Magno, eine Streitigkeit setzte, da der erstere die Heydnische Moral von der Universität verbannt wissen wolte. Die Sache aber ward durch Königl. Autorität bald beygeleget. (Baaz. H.E. Suec. Lib. VI. c. 4.).
  Sonst hat Grabow, und andere, Christliche Ethivken geschrieben.  
  In der Politick haben es zwar Lipsius, Boxhorn, und andere, etwas besser, als ihre Vorgänger, gemacht; sind aber denen nicht zu vergleichen, die in dem folgenden Jahrhunderte vorkommen werden.  
  Von der Rechts-Gelehrsamkeit und Medicin ist zwar aus den bishero angezeigten Aufnehmen der Wissenschafften leicht zu schliessen, daß man auch darinnen viel vortreffliche Männer, de-  
  {Sp. 1498}  
  ren Fleiß und kluge Erfindungen hoch zu schätzen, würde anführen können, wenn es vonnöthen wäre. Allein es wird vielleicht genung seyn, wenn man dißfalls diejenigen Scribenten anführet, so insbesondere davon geschrieben haben, als  
 
  • Ulr. Marbach, in introitu ad Jurisprud.
  • Joh. Conr. Barchusen in Hist. Medicinae,
  • u.a.m.
 
  Endlich so müssen wir noch die vornehmsten Schrifftsteller dieses Jahrhunderts nahmhafft machen, ob wir schon verschiedener ihre gelehrte Arbeiten angeführet haben.  
 
I Kirchen-Scribenten sind, und zwar
 
1) Römische, als
 
  • Cäsar Baronius,
  • Robert Bellarminus,
  • Cornelius a Lapide,
  • Marcus Antonius de Dominis,
  • Cornelius Jansenius,
  • Ludwig Maimburgius,
  • Jacob Benignus Bossuet;
2) Evangelisch-Lutherische, als
 
  • Johann Arnd,
  • Johann Gerhard,
  • Johann Musäus,
  • Johann Benedict Carpzov,
  • Friedrich Balduin,
  • Sebastian Schmidt,
  • Johann Conrad Dannhauer,
  • Johann Andreas Qvenstedt,
  • Wolfg. Franzius,
  • August Pfeiffer,
  • Johann Tarnov,
  • Balthasar Meisner,
  • Johann Hülsemann,
  • Johann. Valentin Andreä,
  • Johann George Dorschäus,
  • Martin Geier,
  • Abraham Calov,
  • Johann Adam Scherzer,
  • Friedrich Bechmann,
  • und andere;
3) Reformirte, als
 
  • Jacob Arminius,
  • Johann Piscator,
  • Franciscus Gomarus,
  • Peter Molinäus,
  • Samuel Bochart,
  • Johann Coccejus,
  • Friedrich Spanheim,
  • Johann Heinrich Heidegger,
  • u.a.m.
II Andere Gelehrte, und zwar
 
1) Polyhistores, als
 
  • Isaac Casaubonus,
  • Peter Cunäus,
  • Gerhard Johann Voßius,
  • Claudius Salmasius,
  • David Blondell,
  • Jacob Usserius,
  • Johann Heinrich Böckler,
  • Hermann Conring,
  • Jacob Thomasius,
  • Daniel George Morhof,
  • Dionysius Petavius,
  • Gottfried Wilhelm Baron von Leibnitz;
2) Philosophen, als
 
  • Renatus Cartesius,
  • Frantz Baco Verulamius,
  • Galiläus a Galiläis,
  • Wilhelm Harväus,
  • Hugo Grotius,
  • Thomas Hobbesius,
  • Robert Boyle,
  • Peter Gassendus,
  • Johann Hevelius,
  • Samuel Pufendorf;
3) Geschicht-Schreiber, als
 
  • Jacob August Thuanus,
  • Veit Ludwig von Seckendorf,
  • Caspar Sagittarius,
  • Heinrich Meibom,
  • Leo Allatius;
4) Critici, als
 
  • Janus Rutgersius,
  • Caspar Scioppius,
  • Johann Scheffer,
  • Johann Wouverius,
  • Jacob Perizonius,
  • Caspar Barth,
  • Johann Friedrich Gronov,
  • Ägidius Menagius,
  • Daniel und Nicolas Heinsius;
5) Antiqvarii, als
 
  • Andreas Morellus,
  • Johann Marsham,
  • Johann Spencer,
  • Johann Seldenus,
  • Anton van Dale,
  • Johann Rosinus,
  • Johann Mabillonius,
  • Philipp Cluver,
  • Johann Meursius;
6) Philologen, als
 
  • Johann Caselius,
  • Just Lipsius,
  • Friedrich Taubmann,
  • Ludwig Capellus,
  • Johann Buxtorf,
  • Matthias Bernegger,
  • Johann Heinrich Hottinger,
  • Thomas Stanlejus,
  • Peter Lambecius,
  • August Buchner,
  • Matthias Wasmuth,
  • Carl du Fresne,
  • Johann Lightfoot,
  • Wilhelm Schickard,
  • Erasmus Schmidt,
  • Johann Barclajus,
  • Salomon Glaßius,
  • Olaus Horrichius,
  • Christoph Cellarius;
7) Juristen, als
 
8) Mediciner, als
 
  • Gabriel Naudäus,
  • Robert Flüdd,
  • Thomas Willis,
 
  {Sp. 1499|S. 763}  
 
 
 
  • Daniel Sennert,
  • Andreas Rivinus,
  • Christian Lange,
  • Hieronymus Welsch,
  • Johann Daniel Major,
  • Michael Eltmüller,
  • Paul Ammann,
  • Johann Jacob Waldschmidt,
  • u.a.m.
9) Mathematici, als
 
  • Erhard Weigel,
  • Johann Kepler,
  • Johann Christoph Sturm,
  • Tschirnhausen,
  • Christian Hugen,
  • Athanasius Kircher;
  und
10) Poeten, als
 
  • Martin Opitz,
  • Lohenstein,
  • Hofmannswaldau,
  • Johann Owenus,
  • Caspar Barläus.
 
     

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Stand: 8. April 2013 © Hans-Walter Pries