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Quellenangaben |
1610 |
Im 1610.
Jahre ward die Holtz-Flösse vor
dem Peters-Thore hinter dem Schüss-Graben
wieder angerichtet, und der Teich-Damm zum
Flöß-Graben wieder mit starcken Pfosten
ausgesetzt. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Im Iunio kamen auch auf
Chur-Fürstliches
Ausschreiben einige Abgeordnete von
Land-Ständen in Leipzig zusammen, um sich wegen
eines
gewissen
Defension-Ausschusses zu
berathschlagen. Ob aber wohl die
Berathschlagungen etliche
Tage währten, konnten
sich doch die Stände über nichts gewisses
vergleichen. |
Vogel l.c. ... |
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Weil sich auch im Lande hin und wieder viele
Feuers-Brünste ereigneten, ward den 20. Sept.
ein
Befehl angeschlagen, auf das Feuer gute
Aufsicht zu haben, und über dieses
verordnet, daß
sich desto mehrerer Sicherheit die Gassen-
Meister in- und ausser der
Stadt erkundigen
sollten, was sich vor Leute in eines ieden
Hause
aufhielten. |
Vogel |
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{Sp.1742} |
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l.c. ... |
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Sonst ward in diesem Jahre wieder ein
Creiß-Tag zu Leipzig gehalten, und beschlossen, daß
künfftig hin jährlich nur einer seyn sollte, da bisher
deren zwey gewesen. |
Müller l.c. ... |
1611 |
Den 30. Ian. des 1611. Jahres ward dem Rectori bey der Nicols-Schule die neue Schul-Ordnung, wie es mit denen
Lectionen und
Exercitiis gehalten werden sollte, vorgeleget, und
bestätiget. |
Vogel l.c. ...
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Nach Mahls erfolgte von Chur-Fürst
Christianen dem II. ein Befehl, daß sich die
Bürgerschafft mit dem 5. und 10.
Manne gefast
halten sollte, damit dieselben unverzüglich und
unverweigerlich auf alle begebende Fälle, wo man
sie hinführen würde, erscheinen, die
Grentzen
bewahren und dem einbrechenden Feinde
Wiederstand
thun könnten. |
- Caluisius Chronol.
...
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Den 18. Sept. dieses Jahres aber nahm Chur-Fürst Johann George der
I. nach dem Absterben
seines Herrn Bruders in
Person hier die
Huldigung
ein. |
Vogel l.c. ...
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1612 |
Im 1612. Jahre ließ die hohe Schule und der
Rath eine Chur-Fürstliche Kleider-Ordnung
bekannt machen. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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1613 |
Den 9. Mertz des 1613. Jahres hielten die
Schuster einen Schwerdt- und des
Abends einen
Reiffen-Tantz. Weil aber die
Studenten denen
Schustern etwas gehässig waren, und sie zu
spotten selbigen Tantz nachmachten, entstund
daher eine solche Verbitterung, daß es den
folgenden
Tag von
Worten zu Schlägen kam. Die
Studenten lieffen Hauffen-Weise zu, und
unterstunden sich etliche Schuster-Häuser zu
stürmen. Endlich ward die Bürgerschafft im
Grimmischen Viertheil aufgeboten, welche sich
versammlete, und ihnen erstlich in der Güte
zuredete. Es ward aber ihre Warnung mit Ziegel
und Pflaster-Steinen beantwortet. Sie sahe sich
derohalben genöthiget, thätlich zu verfahren, und
etliche Schüsse unter sie zu thun; worauf sich
endlich die Studenten ins grosse Fürsten-Collegium zogen, und von fernerer Unruhe
abstunden. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Den 1. Octobr. entstund vor dem Hällischen
Pförtgen eine gefährliche Feuers-Brunst, welche
aber doch nur 4.
Häuser einäscherte. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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In diesem Jahre ward auch die höltzerne Brücke vor dem Ranstädter Thore
abgetragen, und eine steinerne davor gebauet. |
Vogel l.c. ... |
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So erbauete auch in eben diesem
Jahre die hohe Schule die drey bey dem Frauen-Collegio stehenden steinernen Häuser. |
- Schneider ...
- Vogel l.c. ...
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1614 |
Im 1614. Jahre kam der bekannte Ezechiel
Meth, von dem an seinem Orte nachzusehen,
nach Leipzig. |
Vogel l.c. ...
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Den 9. Mertz dieses Jahres aber kamen
einige
Kauff-Leute und
Studenten, welche sich
vermummet hatten, auf dem Marckte in
Unwillen
zusammen, und wurden etliche darunter
beschädigt. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Den 7. Iulii aber wurden 180.
Bürger von hier
nach Eilenburg geschickt, und daselbst unter das
Defension-Werck gestellet, und gemustert. |
Vogel l.c. ...
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Endlich liessen auch in diesem Jahre die
Decemuiri das Conuictorium erneuern, und
ausbessern. |
- Stepner ...
- Vogel l.c. ...
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Ausser dem war auch in diesem Jahre wieder ein
Creiß-Tag |
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{Sp.1743|S. 883} |
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daselbst. |
Müller l.c. ... |
1615 |
Gleich im ersten Monathe des 1615. Jahres
entststunden in der Grimmischen Gasse auf dem
Creutze wieder zwischen denen Studenten und
Häschern Händel, und wurden von denen letztern
zweye erstochen. |
- Heidenreich
l.c. ...
- Vogel l.c. ...
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Den 28. Febr. aber ward ein Chur-Fürstlicher
Befehl bekannt gemacht, darinnen das Mummen-lauffen aufs schärfste verboten, und untersaget
ward. |
Vogel l.c. ...
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Ferner ward auch bey der hohen Schule, wie
auch denen Kirchen und andern
Schulen, eine
Untersuchung angestellet. |
Vogel
l.c. |
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Weiter ward in der Michaelis-Messe der
Wollen-Marckt, welcher sonst in der Cather-Strasse gewesen war, auf den neuen Neu-Marckt
verlegt, und musten die fremden Tischer, welche
sonst hier feil hatten, mit ihren
Waaren auf den
alten Neu-Marckt zühen. |
Vogel l.c. ...
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Darauf ward den 7. Nou. ein Chur-Fürstlicher
Befehl wegen des neuen Zolls von denen Waaren
angeschlagen. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Endlich ward auch in diesem und folgendem
Jahre der neue Weg zwischen dem Barfüsser-
und dem Thomas-Pförtgen, und was erhöhet war,
dem andern gleich und eben gemacht; daß man
ausserhalb der Ring-Mauer von einem Thore zum
andern fahren konnte, welches zuvor nicht
gewesen war. |
Vogel
l.c. |
1616 |
Den 7. Febr. des 1616. Jahres ward das
gantze Schneider-Hand-Werck wegen einer
Rechts-Sache mit dem Ober-Meister, von
welchem es Rechnung forderte, auf das
Grimmische Thor in
Gehorsam gesetzt. |
Vogel l.c. ...
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Im Mertz aber entstund eine Seuche, welche
etliche Personen hinraffte, ie doch auch bald
wieder aufhörte. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c.
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In diesem Jahre ließ auch der Rath den
Gottes-Acker um 71. Schwibbogen grösser bauen.
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- Schneider Leipz.
Chron. ...
- Vogel l.c. ...
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Weil auch zu dieser Zeit viele Mord-Brenner
waren, über dieses auch durch Verwahrlosung
und unfleissiges Aufsehen offt mit dem Feuer
Schaden geschahe, wie man das klägliche
Beyspiel an
verschiedenen
Orten sehen konnte,
auch in Leipzig selbst zu verschiedenen Mahlen
Feuer aufgegangen war, so ließ der
Chur-Fürst
nicht allein einen
Befehl an die
Stadt ergehen, daß
sie auf die Mord-Brenner und Feuers-Brünste
gebührliche Acht haben
mögte, sondern es ließ
auch der
Rath selbst
fleissige Aufsicht halten, und
zu dem Ende die ehe Mahls verfaßte Feuer-Ordnung übersehen, und
verbessern, auch, damit
sich Niemand mit der Unwissenheit entschuldigen
mögte, dieselbe in
öffentlichen
Druck ausgehen.
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Vogel l.c. ... |
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Weiter ward in diesem Jahre der neue Chur-Fürstliche Zoll auf dem Rah-Hause angekündigt,
und dazu eine besondere Zoll-Stube an der Ecke
des Rath-Hauses
erbauet. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Endlich entstund noch den 22. Dec.
Abends
zwischen 6. u. 7. Uhr ein Erd-Beben, welches
nicht allein die
Häuser sehr bewegte, sondern
auch in der Nicols-Strasse etliche Steine vom
Pflaster aufhub. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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1617 |
Im 1617. Jahre war grosse Theurung. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Ausser dem war auch in diesem Jahre wieder
ein Müntz-Probations-Tag daselbst. |
Müller l.c. ...
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Den 18. Iulii dieses |
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{Sp.1744} |
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Jahres entstund in der Reichs-Strasse bey
anbrechendem Morgen eine Feuers-Brunst, kaum
war diese gelöscht, so gieng in der Peters-Strasse
zwischen 4. und 5. Uhr eine neue auf; ie doch
ward auch diese glücklich gedämpft. |
Vogel l.c. ... |
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Weil auch gleich in diesem Jahre 100. Jahre
verflossen waren, daß Luther seine Lehr-Sätze
gegen Tetzeln zu
Wittenberg angeschlagen, und
also den
Grund zur
Glaubens-Veränderung[1] gelegt
hatte, ward wie andernwärts, so auch hier ein
Jubel-Fest gefeyert, und schrieben auf
ergangenes Chur-Fürstliches Auschreiben die
Leipzigischen und
Wittenbergischen
Gottesgelehrten eine Ermahnung und Einladungs-Schreiben an alle und iede Gottesgelehrten und
Professores der
Evangelischen Kirche, so wohl in-
als ausser Teutschland. Es wurden auch hier
eben so wohl als anderwärts drey
Tage dazu
gewiedmet, bey der hohen Schule aber auch der
vierte Tag gefeyert. Dabey ward schöne Music
gehalten, auch auf dem Schlosse das grobe
Geschütz abgefeuret. |
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In diesem Jahre wurden auch noch die
Statuta der hohen Schule vom Chur-Fürsten
übersehen und aufs neue bestätigt. |
- Schneider ...
- Vogel l.c. ...
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1618 |
Den 26. Ian. des 1618. Jahres wurden die
kleinen auf dem Nicols-Kirchhofe dem grossen
Fürsten-Collegio gegen über stehende
Häuser
bey der Nacht abgebrochen und weggeschafft;
den 6. Febr. aber noch drey Häuser, welche
stehen geblieben waren, abgetragen. |
Vogel l.c. ...
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Weil auch in diesem Jahre der Böhmische
und endlich dreyßigjährige Krieg angieng, ließ der
Chur-Fürst hier Musterungen anstellen, und
Volck
anwerben. |
Vogel l.c. ... |
1619 |
Ob auch wohl die Mummerey in der Fasten
scharff verboten war, und im folgenden 1619.
Jahre den 14. Febr. des Wegen die Thore
zugehalten, und viele
Bürger in Rüstung gestellt
wurden, so mogte sie doch nicht gäntzlich
abgeschafft werden; sinte Mahl die
Studenten
mehr als ie Mahls in Mummen-Kleidern von einem
Collegio zum andern lieffen, und mehr
Geschreyes und Muthwillens, als sonst verübten.
Ob auch wohl die Stadt-Knechte mit Steinen unter
sie wurffen, und die aufgeführte Bürgerschafft sie
mit Schüssen und Gewehr abzutreiben
vermeynte, auch
verschiedene hart beschädigte,
so halff doch dieses wenig oder nichts. Ja es
erhub sich so gar den 14 Mertz des Wegen ein
neuer Aufstand, weil sich da Mahls auch die
Schneider dagegen
gebrauchen lassen, und ein
Studente darüber mit Schrote in den Hals
geschossen worden, dessen sich als denn einige
annahmen, die Schneider verspotteten, und ihnen
die Fenster einwarffen. In solchem Lermen geschahe auch ein Schuß, und ward ein Studente
mit zwey Kugeln ins Bein getroffen. Endlich aber
kam die Wache dazu, und trieb sie aus einander.
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- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Noch diesen Monath kam ein Geschrey aus,
daß Leipzig den 25. Mertz untergehen
sollte; des
Wegen viele leichtgläubige flüchteten, und sich
besagten
Tages aus der Stadt begaben. |
Vogel l.c. ...
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Den 29. Sept. ward noch die steinerne Brücke
vor dem Grimmischen Thore zu
bauen
angefangen, und auch in diesem Jahre zu
Stande
gebracht, wie wohl sie im Jahre 1637. in der
Bannerischen Belagerung wieder zernichtet ward.
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{Sp.1745|S. 884} |
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- Schneider ...
- Vogel l.c. ...
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Sonst nahm auch in diesem Jahre das Kippen
und Wippen sonderlich über Hand, und wurden
nicht allein die grossen silbernen Müntz-Sorten
Theils gesteigert, Theils vermüntzt, sondern auch
die guten Groschen eingewechselt, und
unsäglicher Wucher damit getrieben. |
Vogel l.c. ... |
1620 |
Den 31. Ian. des 1620. Jahres ward hier
wieder eine
Versammlung des Ober-Sächsischen
Creißes gehalten, und
berathschlaget, wie man
sich wegen des bevorstehenden
Krieges
in Gegen-Verfassung setzen mögte, darauf man denn eins ward, 1000. zu Pferde und
3000. zu Fusse auf denen Beinen zu halten, und
Chur-Sachsen zum Obersten dabey
bestellte, welches
sich gefaßt halten
sollte, ein und anderm
bedrängten Stande damit beyzuspringen, und ihm
hülffliche Hand zu bieten. Man vergliech sich aber
zugleich dabey, sich so viel
möglich in dem
Böhmischen Kriegs-Wesen gleichgültig
aufzuführen. |
- Müller l.c.
...
- Vogel l.c. ...
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Man berathschlagte sich auch wegen der
Müntze, und machte
Verordnung, wie es damit bis
zu einem allgemeinen
Reichs-Tage gehalten
werden sollte, damit gleich wohl
Handel und
Wandel im Wesen bleiben, die
gute silberne
Müntze erhalten, die küpferne, bleyerne und
andere lose Müntze aber abgeschafft werden
mögte. |
- Müller l.c.
- Vogel l.c. ...
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Endlich ist auch zu mercken, daß in diesem
Jahre die kleinen Müntz-Sorten, als Dreyer,
Zweyer, Dreyheller, Fünfer und Zehner, wie auch
die Dütgen, wegen Einwechselung der guten
Müntze sehr seltzam wurden, und man alles mit
Groschen bezahlen
muste. Wer etwas einkauffte,
muste entweder vor das übrige
Geld
Waaren
nehmen, oder es stehen lassen. Doch nahmen
endlich auch die Groschen ab, daß man derer
wenig mehr zu sehen bekam. |
Vogel l.c. ... |
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Es kam auch gleich zu Anfange des
folgenden Jahres ein Müntz-Mandat heraus,
darinnen die grosse Müntze geschätzt, und bey
Leibes-Straffe sie höher auszugeben verboten
ward. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Den 26. Ian. aber ward auf Anhalten etlicher
Bürger vom
Rathe bewilligt, daß der Bürgerschafft
ausser denen
gewöhnlichen Burg-Keller-Stuben
eine Trinck-Stube
gebauet würde, welches auch
ins
Werck gerichtet, und dieselbe über die Fleisch-Bäncke erbauet ward. |
- Heidenreich ...
- Schneider ...
- Vogel l.c. ...
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Im mittelst gieng das
schändliche und
schädliche Aufwechseln, Kippen und Wippen
beständig sehr in Schwange, dero Wegen beyder
Seits Obrigkeiten
Vermöge des
Chur-Fürstlichen
Müntz-Befehls genau nach diesen Geld-
Wechslern forschten, ihnen das Geld nehmen und
sie einsetzen liessen. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Weil auch, wie gedacht, das kleine Ausgabe-Geld wenig mehr gänge war, ließ der Rath kleine
viereckigte blecherne Pfennige machen, und das
Stadt-Wapen darauf prägen, daß man auf dem
Burg-Keller auf
gantze
Müntze wieder zurück
geben könnte. Desgleichen schnidten die
Hand-Wercker lederne Pfennige, und liessen das
Zeichen, welches sie im Schilde führten, darauf
stempeln. Ferner liessen auch die Brau-Herren an
Statt derer Pfennige und Dreyer höltzerne,
blecherne, bleyerne und lederne Zeichen geben,
und lösten sie hernach wieder ein, damit nur iedes
aus einander |
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{Sp.1746} |
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kommen mögte; bis endlich von denen
benachbarten
Herren und
Städten gantz küpferne
Pfennige und Dreyer gemacht wurden, die iedoch
hernach bey Absetzung der Müntze gantz und gar
nicht mehr galten, und nur als alt Kupfer nach dem
Gewichte
verkaufft werden musten. |
Vogel l.c. ... |
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Den 18. Iun. ließ der Rath aus der Brevhahn-Schencke vor dem Ranstädter Thore bey dem
Lazarethe eine Müntze bauen, darinnen den 30.
Iul. der Anfang mit Müntzen gemacht, und
Groschen, Acht-Pfenniger, Dreyer und Pfennige
darinnen geschlagen wurden. |
Vogel l.c. ...
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Den 12. August ward ein Feld-Schüssen
daselbst gehalten, und nach zwey gemahlten
Kippern und Wippern geschossen. |
Vogel Leipz. Ann. ...
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In diesem Monathe war auch grosse
Noth
ums Brod, obwohl kein Getraide-Mangel vorfiell,
indem die Becker nicht backen
wollten, und so es
ja geschahe, kleine Kleyen-Brode bucken, und
theuer gnug verkaufften; welchem
Übel
abzuhelffen der Rath einen Brod-Marckt
ausschrieb, und allen
Bauers Leuten und andern,
so um Leipzig
wohnhafft waren, erlaubte, Brod zu
backen, und selbiges zum
Verkauffe auf den
Marckt zu bringen. |
Vogel
l.c. |
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Den 11. Septembr. ward ein neuer Chur-Fürstlicher Befehl wegen der Müntze
angeschlagen, und darinne unter andern
verordnet, daß keine fremde Schreckenberger
sondern nur diejenigen, so Chur-Fürstlichen
Gepräge wären, gelten sollten. Wer nun fremde
hätte sollte sie innerhalb zwey Monathen
ausgeben. So ward auch zugleich angezeiget, wie
die andern Species und groben Sorten gelten
sollten. |
Vogel l.c.
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Um diese
Zeit ergieng auch ein Chur-Fürstliches
Verbot wegen Aufkauffung und Verführung des Getraides und anderer
Eß-Waaren. |
Vogel
l.c. |
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Den 11. Septembr. kam ein Geschrey, die
Studenten wollten denen Kippern und Wippern die
Häuser stürmen, des Wegen der Rath zu
Verhütung dieses und andern daher entstehenden
Unheils allen und ieden Bürgern
bey Verlust ihres
Bürger-Rechts gebieten ließ, daß sich ein ieder
gefaßt halten, und, so bald sich ein Auflauff
ergeben würde, mit seiner besten Wehre
erscheinen sollte. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Den 12. Nov. entstund eine grosse Feuers-Brunst, iedoch ward sie, ehe sie noch allzuweit um
sich greiffen konnte, gelöscht |
Vogel l.c. ... |
1622 |
Im 1622. Jahre ward vor dem Ranstädter
Thore hinter der Anger-Mühle eine Müntze
erbauet, und wurden darinne Engel-Thaler, Acht-Groschen- und Vier-Groschen-Stücke, auch
geringe da Mahls übliche Groschen gemüntzt. Es
konnte aber das gemeine geringe Müntzen von
keiner allzulangen
Dauer seyn. Massen es auch
der Chur-Fürst, indem er sahe, daß das
Land
hierdurch sehr verderbt, die Leute, sonderlich
unmündige, ja er selbst an seinen Einkünfften
mercklich vervortheilet ward, des übrigen
Verlusts
zu geschweigen, welchen mancher darunter
leiden muste, bald wieder aufhub, und im
folgenden Jahre das
schädliche und höchst
verderbliche Müntz-Wesen nach Anweisung derer
Reichs-Verfassungen, insonderheit des Müntz-Befehls
Kayser Ferdinands des
I. wieder auf den
alten Fuß setzte, und den Reichs-Thaler, welcher
bis auf 10. fl. gestiegen war, wieder vor 24.
Groschen auszugeben und einzunehmen befahl.
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Vogel l.c. ... |
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Mittler Zeit ergieng vom Chur-Fürsten, wegen
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{Sp.1747|S. 885} |
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des Herzogs zu Sachsen-Waimar, welcher da
Mahls vieles Volck beysammen hatte, ein Befehl
an den Rath, daß die Bürgerschafft selbst
wachen, und alle Tage aus derselben 130. oder
doch wenigstens 100. Mann aufgeführet, und auf
die Wache gestellt werden sollten. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
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Den 18. Mertz ward wieder ein Chur-Fürstlicher Befehl bekannt gemacht und
angeschlagen, daß sich Niemand an derer
vermeynten Kipper Häusern vergreiffen, oder
einen Aufruhr und Lermen erregen sollte; welcher
Befehl auch den 24. in beyden Kirchen von denen
Cantzeln abgelesen, und ieder vom Aufruhre
abgemahnt und angehalten ward. |
Vogel l.c.
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Weil man sich aber des geschehenen Verbots
ungeachtet wegen des Auswechselns, Kippens
und Wippens mit der
Müntze noch immer zu eines
neuen Aufstandes befahren und des Wegen in
Sorgen stehen
muste, ward der Chur-Fürst
bewogen, des Wegen eine sonderliche
Untersuchung anzuordnen, und dazu
gewisse
gevollmächtigte zu
bestellen; welche den 25. April
in der Renterey ankamen, die Untersuchung
gegen die angegebenen
Personen mit
Fleiße
fortsetzten, und dieselben darüber mit Ernste
vernahmen. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c.
|
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Den 1. May ward der Chur-Fürst vom Rathe
zu Tauche prächtig bewirthet, und aus dieser
Ursache schickte der
Rath zu Leipzig 60.
Bürger
zur Aufwartung hinaus, welches der der Chur-Fürst sehr
gnädig annahm. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
|
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Weil nachgehends wegen der Müntze
Mangel
an Kohlen vorfiell, so fieng man den 28. Iun. an,
vor dem Peters-Thore hinter dem Schüß-Graben
Kohlen zu brennen. |
Vogel l.c. ...
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Den 26. Septembr. ward wieder ein Schüßen
aus des Raths grossen Stücken vor dem Peters-Thore gehalten. |
- Vogel l.c.
...
- Heidenreich ...
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Weiter ward in diesem Jahre die Brücke vor
dem Barfüsser-Thore
gebauet, und von
Grund auf
neu aufgeführet. |
Vogel l.c. ... |
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In dessen verursachte die
schädliche
Veränderung der Müntze, daß die
Kramer und
Handels-Leute allgemach des Betrugs inne
wurden, und die
Eß- und andere
Waaren von
Tage zu Tage erhöheten; bis es endlich so weit
kam, daß man derer Gulden gar vergaß, und alles
zu Reichs-Thalern rechnete; sinte Mahl sie sahen,
daß sie doch endlich lauter
Verlust und
Schaden
bey dem Verkauffen hätten, und bey dem
Einkauffe ein merckliches zusetzen müsten, ob sie
schon ihre Waaren um etliche Gulden theurer als
zuvor gäben. Ja, sie
würdigten endlich die Müntze
selbst, und nahmen zwey Engel-Thaler Statt eines
Reichs-Thalers, endlich aber drey vor einen
Reichs-Thaler; die Acht-Groschen-Stücken
hingegen rechneten sie vor Groschen, die
Groschen aber vor Pfennige. |
- Vogel l.c.
...
- Heidenreich ...
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1623 |
Den 21. Febr. des 1623.
Jahres ward ein
Chur-Fürstlicher
Befehl angeschlagen, daß sich
wegen derer gefährlichen
Kriegs-Läuffte der fünfte
und der zehnte Mann gefaßt halten
sollten;
welchem auch so gleich nachgelebt ward. Darauf
gelangte der Chur-Fürst selbst hier an, und ließ
das Defension-Werck dem Haupt-Manne auf dem
Schlosse schwören, gieng auch mit wenig
Bedienten zu Fusse um die
Stadtt, und besichtigte
die Mauern und Pasteyen, |
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{Sp.1748} |
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verfügte sich darauf auch in die Zwinger und
in des Raths Zeug-Haus. |
Vogel l.c. ...
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Den 6. May ward die Trommel gerühret, und
der 10. und 5. Mann in Bereitschafft zu seyn
aufgeboten. |
Vogel
l.c. |
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Den 11. Iun. ließ der Chur-Fürst einen Befehl
an den Rath abgehen, darinnen die Müntzen sehr
herunter, und zwar ein Reichs-Thaler auf 24.
Groschen, ein Engel-Thaler auf 8. Groschen, ein
halb Gulden-Stück auf 1. Groschen, ein Acht-
Groschen-Stück auf 1. Groschen, ein
Schreckenberger auf 6. Pfennige, ein leichter
Groschen aber auf einen Pfennig gesetzt war.
Dieser Befehl ward auch den 26. Iulii der gantzen
Bürgerschafft durch öffentlichen Anschlag bekannt
gemacht. |
Vogel l.c. ...
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Zu Ende des Iulii ward wieder eine besondere
Müntz-Ordnung verfertiget und den 28. August im
Amte und auf dem Rath-Hause
öffentlich
angeschlagen, darinnen ernstlich befohlen ward,
daß sich ins künfftige so wohl in- als ausländische
nach der von denen
Reichs-Ständen im Jahre
1559. zu Augspurg aufgerichteten Müntz-Ordnung
mit allen derselben Clauseln und Inhalte richten,
auch goldene und silberne Müntz-Sorten nicht im
höhern Werthe, als hierinne vorgeschrieben
worden wäre, annehmen oder ausgeben
sollten. |
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Es ward auch hierdurch die im
Reiche
gemachte Interims-Müntze, so nicht Chur-
Fürstlichen Gepräges und dem alten Schrote und
Korne gemäß war, als ungültig verboten. Weiter
ward bey ernster unausbleiblicher
Straffe an Hab
und Gut, ja nach Gelegenheit an
Leib und Leben
untersaget, etwas von alten oder neuen
Gelde,
wie auch vom Bruch- und andern Silber
ausserhalb Landes auf fremde Müntze zu führen,
zu verwechseln, selbst zu schmeltzen, oder den
Reichs-Thaler und andere grobe und kleine
goldene und silberne Müntz-Sorten um einen
Groschen oder Pfennig zu steigern. Worauf denn
viele Leute sahen, wie sie von denen Kippern und
Wippern betrogen und hinter das Licht geführet
worden waren; in dem mancher, der sich etliche
1000. Gulden reich schätzte, auf diese Weise
wenig oder nichts hatte. |
Vogel l.c. ... |
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Ferner ließ der Chur-Fürst auch eine
besondere Tax-Ordnung über Eß- und andere
Waaren verfertigen, welche der Bürgerschafft den
29. August auf dem Rath-Hause öffentlich kund
gemacht ward. Damit sich aber auch Niemand mit
der Unwissenheit entschuldigen
mögte, ließ der
Rath zum Überflusse solche Schätzung, wie alles
und jedes gelten sollte, kürtzlich in ein Patent
verfassen, und dasselbe zu eines jeden
Wissenschafft öffentlich anhängen. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
|
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Den 2. Nouembr. ward ein Valuations-Tag
hier gehalten, und von
Chur-Sächsischen und
Brandenburgischen auch
Fürstlichen und
Gräflichen Gesandten besucht, die zu
unterschiedenen Mahlen Unterredung pflogen.
|
- Heidenreich ...
- Müller Sächs. Annal. ...
- Vogel l.c.
...
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Den 10. dieses Monaths ward auf Chur-Fürstliche
Verordnung wieder eine
Untersuchung
bey der hohen Schule, Kirchen und niedern
Schulen gehalten. |
Vogel l.c. ...
|
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Den 10. Dec. aber wurden vor allen Thoren
die Wachhäuser und Stuben
gebauet, und sonst
etliche
nothwendige
Gebäude gebessert. |
Vogel l.c.
|
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{Sp.1749|S. 886} |
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Sonst ward auch in diesem Jahre der Gottes-Acker grösser gemacht, der Spital-Garten mit
dazu gezogen und einige Schwibbogen mehr
angelegt. |
Vogel
l.c. |
1624 |
Den 24. Ian. des 1624. Jahres hielt der
Chur-Fürst hier eine Schlitten-Fahrt auf dem
Marckte,
wozu ihm der
Rath ein schönes Pferd und
Schlitten nebst zugehörigem Zeuge und
Zierrathen verehrte. |
Vogel l.c. ...
|
|
Weil aber hierauf ein sehr dürrer Sommer
folgte, entstund daher eine grosse Theurung, die
je doch nicht allzulange anhielt. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
|
|
Um diese
Zeit errichteten auch die
Notarii ein
Collegium oder
Fraternität unter einander,
machten sonderliche
Ordnungen, schafften auch
eigene Leichen-Tücher und eine besondere Lade
an, worein zu gesetzter Zeit ein jeder etwas
gewisses am
Gelde erlegte. In diese
Fraternität
wurden nicht allein Notarii, sondern auch
Doctores
und
Magistri nach eines jeden Belieben auf- und
angenommen. |
- Vogel l.c.
...
- Sicul Leipz. Jahr-B. ...
|
|
Nachgehends musten auf ergangenen Chur-Fürstlichen
Befehl wegen des von einigen
Würtembergischen Gottesgelehrten über den
Stand der Erniedrigung und Erhöhung CHristi
erhobenen Streits einige Gottesgelehrte dieser
Lande zusammen kommen und den Streit erörtern
und ausmachen. |
- Kromayer Hist. eccl. ...
- Feuerborn Kenosigraphia
Christologica.
- Vogel l.c. ...
|
|
In eben diesem Monathe, welches der
September war, ward in der Reichs-Strasse das
Ball-Haus erbauet, und dazu ein besonderer Ball-Meister
bestellet. |
Vogel
l.c. |
|
In der folgenden Michaelis-Messe ward einem
Glücks-Töpfer in der Grimmischen Gasse vor dem
Paulliner
Collegio ein Glücks-Topf vom
Rathe zu
halten vergönnstiget. Als es aber zu Ende gieng,
und der Glücks-Topf fast ausgeleeret war,
ereignete sich zwischen denen
Studenten und
dem, der den Glücks-Topf gehalten hatte, ein
Wiederwille, welcher endlich Anlaß zu einem
Auflauffe gab. Denn als nunmehro die Zahl-Woche verflossen, und die
Buden vom
Marckte
weggeräumet waren, die Glücks-Bude aber
stehen blieb, ward dieselbe den 17. Octobr. von
etlichen Studenten gestürmt, zerhauen und
zerbrochen. |
|
|
Ob auch wohl die Stadt-Knechte solches zu
verwehren herzu kamen, so warffen doch die
Studenten in der Hitze mit Ziegeln und Pflaster-Steinen unter sie, daß sie davon lauffen
musten.
Nach dem auch einige
Bürger aufgeboten wurden
und mit Schrote unter sie schossen, warffen sie
gleich Falls mit Steinen nach ihnen und schossen
mit Pistolen unter sie. Endlich aber kamen die
Ausreuter zu Pferde und die Stadt-Knechte mit
Spiessen und Flegeln dazu, da sie sich denn nach
und nach verloren. |
Vogel l.c. ... |
|
Den 31. Octobr. war wieder ein Erd-Beben,
wovon die
Häuser sehr erschüttert wurden. |
Vogel l.c. ...
|
|
Den 2. Nouembr. ließ der Rath zwey
steinerne Flaschen oder Schand-Steine machen,
und an den Pranger hängen, zur
Straffe
dererjenigen, welche sich auf dem
Marckte in
denen Wochen-Märckten mit einander schlagen
würden. |
Vogel
l.c. |
1625 |
Im 1625.
Jahre bestätigte der
Rath denen
Tuchmachern ihre neu verbesserten Innungs-Articel. |
Vogel l.c.
|
|
In eben diesem Jahre bestätigte der
Kayser
der Stadt Leipzig
Meß-Freyheiten. |
|
|
{Sp.1750} |
|
|
|
Vogel l.c. ...
|
|
Nicht weniger ertheilte ihr der
Chur-Fürst in
diesem Jahre zwey Vieh- und Roß-Märckte,
welche Begnadigung den 4. May öffentlich
bekannt gemacht, auch mit Haltung des ersten
Vieh-Marcktes noch in diesem Jahre angefangen
ward. |
-
Lünig Reichs-Archiu.
Part. Spec. Contin. IV. Th. III. Forts. Abth. IX. Abs.
X. ...
- Pfeffinger
ad Vitr.
Ius publ. ...
- Schneider Leipz. Chron. ...
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
|
|
In eben diesem Jahre erfolgte auch ein Chur-Fürstlicher Befehl wegen des Wuchers vom
ausgeliehenen
Gelde. |
Vogel l.c. ... |
|
Weil auch die im Jahre 1612.
publicirte
Policey- und Kleider-Ordnung
gantz hintan gesetzt
und vergessen ward, ermahnte der Chur-Fürst
des Wegen jedes
Orts Obrigkeit zu ernstem
Einsehen und
Straffen; daher denn auch beyder
Seits Obrigkeiten dieser Stadt solches ihren
Unterthanen zu wissen machten, und sie zu
schuldigem
Gehorsam anmahnten. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
|
|
Den 5. August ließ der Rath einen
Befehl
anschlagen, daß kein Leinweber auf dem
Lande
und in denen
Dörffern, welche es nicht mit denen
Meistern in der Stadt hielten, denen
Bürgern in der
Stadt arbeiten
sollte. |
Vogel l.c. ...
|
|
In diesem Monathe ließ auch die hohe Schule
wieder
gewisse
Gesetze vor die im
Conuictorio
aufsetzen, welche diejenigen, so des Tisches
darinne
theilhafftig wären, beschwören sollten.
Weil man sich aber dieselben anzunehmen
weigerte, ward das Conuictorium so lange
geschlossen, bis man sich zur Annehmung
beqvemte. |
Vogel l.c. ...
|
|
Im Septembr. und Anfange des Octobers
ereignete sich wieder die Pest daselbst. |
Vogel l.c. ... |
|
Im Decembr. dieses Jahres ertheilten die
Kayserlichen Feld-Herren, nehmlich der
Herzog
von Friedland und der
Graf von Tilly, vor die
Kauff-Leute, welche sich die bevorstehende Neue-Jahrs-Messe zu besuchen scheueten, einen
schrifftlichen Paß, den sie nach Leipzig schickten,
befahlen auch ihren untergebenen Soldaten in
allen Qvartieren bey
Leib- und Lebens-Straffe an,
daß keiner einem auf die Messe reisenden Kauff-
und
Handels-Manne an seiner
Person oder an
seinen
Waaren Leid zufügen, oder sich daran
vergreiffen
sollte. |
Vogel l.c. ...
|
|
Den 22. Decembr. ward auch ein Patent
angeschlagen, daß kein Soldate ohne Paß in die
Stadt gelassen würde. |
Vogel
l.c. |
1626 |
Den 31. Ian. des folgenden Jahres ward
wieder ein
Chur-Fürstlich
Patent bekannt
gemacht, worinnen wegen der Wolle, die die
Bürger und
Bauern zu
verkauffen hätten,
Vorsehung geschahe. |
Vogel l.c. ...
|
|
Man
verordnete darauf wegen der immer
mehr und mehr über Hand nehmenden
Kriegs-Gefahr alle Freytage eine Buß-Predigt zu halten,
und ward das
Volck zu
fleißiger Besuchung
derselben ermahnet, des Wegen auch der
Marckt
vom Freytage auf den Donnerstag verlegt ward.
|
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
|
|
Den 23. Mertz ward vom
Rathe verordnet,
daß Niemand ohne des Raths Deputirten zum
Bier-Keller Vergünstigung Bier einlegen und
dasselbe verzapfen sollte. So sollte auch denen
Gästen bey Verlust des Wein-Schancks in denen
Wein-Kellern
Abends nach 10. Uhr kein Wein
mehr aufgetragen werden. |
Vogel l.c. ...
|
|
Weil auch |
|
|
{Sp.1751|S. 887} |
|
|
viel
Kayserliches Volck im Lande lag, und hin
und wieder streiffte, ward auf Chur-Fürstlichen
Befehl am 30. April das Peters-Thor und die
Thomas-Pforte bey
Tage und bey
Nachte
zugehalten, die andern aber nach
Mittage um 6.
Uhr geschlossen, und früh halb 6. Uhr wieder
geöffnet, bis nach der Oster-Messe, da sie wieder
um 8. Uhr geschlossen, und das Peters-Thor bey
Tage wieder aufgemachet ward. |
Vogel l.c. ... |
|
Darauf ward auch bey der hohen Schule das
Criminal-Carcer angelegt. |
Vogel l.c. ...
|
|
Den 1. August hielten die
Stände des Ober-Sächsischen Creisses wieder eine
Versammlung
in Leipzig; zuvor aber war ins besondere ein
Müntz-Probations-Tag daselbst. |
- Müller Sächs. Annal. ...
- Vogel l.c.
|
|
In diesem und vorigen Monathe schickte auch
der Chur-Fürst zwey geübte Kriegs-Bau-Meister,
welche die Stadt und besonders die Vorstädte
fleißig abmassen und ein Modell entwurffen, wie
diese Stadt erweitert und befestigt werden könnte.
|
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
|
|
Den 9. Dec. bestätigte der Rath denen
Schlössern, Sporern, Büchsen- und
Windenmachern, welche allein einer Innung
begrieffen waren, ihre
Ordnung, zu welchen sich
hernach auch die Nagel-Schmiede begeben, und
besondere fünf
Articel mit anhängen lassen, die
vom Rathe noch diesen Tag mit bestätigt wurden.
|
Vogel l.c. ...
|
|
Sonst
regirte auch in diesem Jahre die Pest
darinnen, welche auf dem Paulliner-Collegio
angieng, des Wegen sich die
Studenten
insgesammt von diesem Collegio weg und auf
andere begaben. |
Vogel
l.c. |
1627 |
Im 1627. Jahre wurden von der
Philosophischen
Facultät folgende zwey
Decreta
gemacht: |
|
|
I.) Weil sich
verschiedene Prediger vom
Lande angegeben, den
Gradum
Magisterii zu
erlangen, welche doch nicht den Gradum
Baccalaureatus erhalten hatten, so ward
einmüthiglich beschlossen, daß man, dem
Ministerio zu
Ehren, dieselben zwar ins künfftige
zulassen
wollte, doch also und der
Gestallt, daß
sie sich denen Examinibus beyder Graduum
unterwürffen, das Fiscal-Geld und andere
Unkosten, so auf beyde Gradus giengen,
entrichteten, und sich im Actu
Promotionis, ehe
sie denen Candidatis Magisterii beygestellet
würden, zu Baccalaureis ernennen liessen. |
|
|
II.) So ein
Professor mit
Tode abgehen, und
eine
Witbe und
Kinder nach sich verlassen würde,
sollte denen Erben nicht allein die Qvartal-
Besoldung, die der verstorbene bey seinem
Leben
entrichtet, sondern auch darüber die Besoldung
eines halben Jahres gegeben werden. Würde
aber ein Professor ohne Witbe und Kinder
sterben, so sollten die andern Erben nicht mehr
als eine Qvartal-Besoldung zu fordern haben.
|
Vogel l.c. ...
|
|
Den 12. Septembr. dieses Jahres ward das
Narren-Haus, welches bey dem Burg-Keller und
denen Fleisch-Bäncken gestanden hatte,
abgebrochen und ein Saltz-Gewölbe davor hin
gebauet. |
Vogel Leipzig. Annal. ... |
1628 |
Weil auch nachgehends die Hoffahrt in denen
Kleidungen wieder sehr eingerissen, und
mancherley leichtfertige Trachten aufgekommen
waren, wiederhohlten nicht nur die hohe Schule
und der
Rath im 1628.
Jahre auf
Chur-Fürstlichen
Befehl die vorigen Kleider-Ordnungen, sondern
verboten auch aufs neue etliche Kleider-Trachten
durch
öffentlichen
An- |
|
|
{Sp.1752} |
|
|
schlag, und zogen die Verbrecher zu gebührender
Straffe. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
|
|
Um diese
Zeit ward auch auf sonderbaren
Chur-Fürstlichen Befehl das Fleisch, welches die
fremden Fleischer auf den wöchentlichen
Marckt
schlachteten, durch
gewisse
Personen gewogen,
und von jedem Pfunde ein Pfennig Fleisch-Steuer
entrichtet. |
Vogel
l.c. |
|
Den folgenden 31. August ward wieder eine
Zusammenkunfft etlicher Gottesgelehrten wegen
einiger Streitigkeiten in
Glaubens-Sachen daselbst
gehalten. |
Vogel l.c.
|
|
Weil aber nachgehends dem Chur-Fürsten
hinterbracht worden war, wie die
Catholischen
nunmehro vorgäben, als ob die
Evangelischen
von dem
Augspurgischen Glaubens-Bekenntnisse
abgegangen wären, und eine
gantz andere Lehre
führeten; folglich sich auch des auf das
ungeänderte Augspurgischen Glaubens-Bekenntniß gerichteten und gegründeten
Religions-Friedens selbst
verlustig gemacht
hätten; so achtete er auf vorhergegangene reiffe
Berathschlagung vor
nöthig, daß eine Schutz-Schrifft aufgesetzet, und die ungegründeten
Bezüchtigungen abgelehnet würden. Es wurden
dero Wegen die
vornehmsten Gottesgelehrten zu
Leipzig, Dreßden,
Wittenberg und Jena im
Nouember nach Leipzig verschrieben, und ihnen
eine Schutz-Schrifft aufzusetzen befohlen;
welchem
Befehle denn auch
gehorsamst
nachgelebt, und die
Schrifft unter dem
Titel:
Nothwendige Vertheidigung des heiligen
Römischen Reichs Evangelischer Chur-Fürsten
und Stände Aug-Apfels zu
Stande gebracht ward.
|
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
|
1629 |
Als auch hierauf die Kipperey aufs neue
einreissen wollte, sonderlich aber viel
böse
untüchtige Pfennige gangbar waren, ließ der
Rath
im 1629. Jahre den 1. Febr. auf
Chur-Fürstlichen
Befehl ein
Mandat anschlagen, und darinnen alle
und iede Pfennige, so nicht
Chur-Sächsischen
Gepräges waren, als ungültig verbieten. |
Vogel l.c. ...
|
|
Den 13. 14. und 15. Febr. eiferten die
geistlichen sehr wieder die Mummerey, und es
liessen auch so wohl der Rector Magnificus als
der Rath ernstliche
Verordnungen des Wegen
ergehen; und damit solchem Unwesen gesteuert
werden mögte,
muste sich die Bürgerschafft auf
allen Noth-Fall in Bereitschafft und ihrer etliche
Wache halten. |
Vogel l.c. ... |
|
Weil auch über diese nunmehro die
Zeiten
immer weit aussehender und gefährlicher wurden,
und die
Kriegs-Unruhen dem Ober-Sächsischen
Creisse immer näher rückten, so gab der Chur-Fürst den 31. Mertz Befehl, daß man in Leipzig
des
Tages über nicht mehr als drey Thore,
nehmlich das Grimmische, Ranstädtische und
Hällische offen lassen, das Peters-Thor aber
nebst dem Thomas- und Hällischen Pförtgen, wo
nicht andere Verordnung einlieffe, bis auf den 11.
Iunii geschlossen halten. Es kam aber gar bald
anderer Befehl, und wurden die Thore alle wieder
offen gelassen; doch dieses währte nicht länger,
als bis auf den 3. Octobr. in der Michaelis-Messe,
da wieder eine Sperrung erfolgte, und in iedem
offenstehenden Thore 20.
Mann die Wache
hielten. Nach geendigter Messe aber wurden
wieder alle Thore und Pforten aufgemacht, und
offen gelassen. |
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
|
|
Den 23. April fiell bey dem Hällischen-Thore
ein Stücke |
|
|
{Sp.1753|S. 888} |
|
|
Mauer-Werck 24. Ellen lang ein. |
Vogel l.c. ... |
|
Den 30. Septembr. zur
Nacht fiell nahe bey
Leipzig ein Wolckenbruch, davon das Wasser vor
dem Ranstädter Thore um sechs Ellen hoch
anwuchs, und grossen
Schaden verursachte.
|
- Vogel l.c.
...
- Heidenreich ...
|
|
Den 24. Nouembris ward an der Renterey
wieder ein Chur-Fürstlicher Müntz-Befehl
angeschlagen. |
Vogel l.c. ... |
1630 |
Den 26. Ian. des 1630.
Jahres kam in der
Heu-Strasse ein sehr gefährliches Feuer aus,
ward aber noch glücklich gedämpft. |
Vogel l.c.
|
|
Bey herannahender Fasten-Zeit ward, weil
man sich der Mummerey und anderer Üppigkeiten
besorgte, von beyden Obrigkeiten wieder eine
Verordnung dagegen angeschlagen, und die
Geistlichkeit
unterließ gleich Falls nicht, ernstliche
Vorstellungen dagegen zu
thun. Ob auch wohl
dieses nicht ohne
Nutzen war, so unterstunden
sich dennoch einige, diesen Verordnungen und
Vermahnungen entgegen zu
leben, und trugen
auch Pistolen, Spiesse und ander
schädliches
Gewehre bey sich; es unterstunden sich auch so
gar einige darunter, die Priesterschafft selbst zu
beschimpfen und zu verspotten, und auf den
Rector Schmäh-Schrifften anzuschlagen, verloren
sich aber bald, da man ihnen scharff nachstellte,
auch einige davon antraff, und gefangen aufs
Schloß setzte, zwey andere aber, so sich zu
Verfertigung derer Schmäh-Schrifften
gebrauchen
lassen, zu gebührender
Straffe zog. |
Vogel l.c. ... |
|
Den 11. April und folgende
Tage war wieder
eine
Versammlung derer
vornehmsten
Sächsischen Gottesgelehrten daselbst, welche eine
Haupt-Vertheidigung gegen die ehrenrührigen
Schrifften, die gegen den Aug-Apfel derer
Evangelischen Chur-Fürsten und Stände
ausgesprenget worden waren, verfertigen
musten,
welche auch hernach mit der vorhergehenden
noch in diesem Jahre zum
Drucke befördert ward.
|
- Heidenreich ...
- Müller l.c. ...
- Vogel
l.c. ...
|
|
Den 13. April wurden die fremden Bötticher
mit ihren
Waaren vom Thomas-Kirchhofe in die
Burg-Strasse gewiesen. |
Vogel l.c. ... |
|
Den 25. Iunii und folgende Tage ward das
erste Jubel-Fest wegen des im Jahre 1530. dem
Kayser Carl dem
V. überreichten
Glaubens-Bekenntnisses zu Augspurg auch hier gefeyert,
und über Haupt drey Tage dazu gewiedmet, bey
der hohen Schule aber gleich Falls der 4. wie bey
dem vorhergehenden zugegeben. Den Tag vorher
ward nach Mittage um ein Uhr mit allen Glocken
das Fest eingeläutet, und darauf über die
verordneten Texte gepredigt. Den 25. Iunii ward
auf der Nicols- und Paulliner-Kirche gleich Falls
mit allen Glocken geläutet, und das Fest von der
hohen Schule in der Paulliner-Kirche besonders
gefeyert. |
- Vogel l.c. ...
- Heidenreich ...
- Zeiller Topogr. Sax. sup. ...
- Rappe Ausführl. Beschr.
des ersten grossen Evangel. Augspurg.
Confessions-Jubel-Fests.
|
|
Im September oder Herbst-Monathe dieses
Jahrs fieng die Pest wieder zu wüten an. |
Vogel l.c. ... |
|
Weil auch Nachricht einlieff, daß die
Kayserlichen sehr starck im Anzuge wären,
ergieng den 10. Sept. die Verordnung, daß alle
Tage 80. Mann von denen
Bürgern selbst in
denen Thoren wachen
sollten. Ausser dem ward
auch den 13. |
|
|
{Sp.1754} |
|
|
dieses das aufgerichtete Defension-Werck
aufgeführet, und gemustert. |
Vogel l.c. ...
|
|
Den 26. dieses Monaths kam der Chur-Fürst
selbst nach Leipzig, und that der Stadt zum
besten aller Hand Versehung. |
Vogel l.c. ...
|
|
Darauf gieng der Michaels-Marckt an, wie
wohl derselbe Theils wegen der Pest, Theils
wegen derer streifenden Rotten sehr schlecht war,
des Wegen auch das Peters- und Barfüsser-Thor,
in gleichen das Thomas- und Hällische Pförtgen
zugehalten wurden. |
Vogel l.c. ... |
|
Den 29. Dec. dieses Jahres ließ auch der
Chur-Fürst an alle
Evangelische
Protestirende
Chur-Fürsten,
Fürsten
und Stände ein
Schreiben
ergehen, darinnen er sie sammt und sonders zu
einem Fürsten-Tage nach Leipzig auf den 6.
Febr.
gebührender Massen einlud. |
- Theatr. Europ. ...
- Müller l.c. ...
- Chron.
Epp. Merseb. ... bey
von Ludewig
Reliqq.
MSSCr. Diplom. Tom. IV. ...
- Vogel
l.c. ...
|
|
|
|