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Zedler: Leipzig [8] HIS-Data
5028-
16-1652-18-08
Titel: Leipzig [8]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 16 Sp. 1729
Jahr: 1737
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 16 S. 876
Vorheriger Artikel: Leipzig [7]
Folgender Artikel: Leipzig [9]
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Stichworte Text Quellenangaben
1591 Im folgenden 1591. Jahre kam wieder Feuer aus, welches ie doch nicht mehr als zwey Häuser einäscherte.
  • Vogel l.c. ...
  • Heidenreich ...
  Da Mahls ward auch wieder ein grosses Stück-Schüssen gehalten.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  Vor andern aber hatte in diesem und vorhergehenden Jahre die Reformirte Glaubens-Lehre sehr über Hand genommen.
  • Zeiller Topogr. Sax. sup. ...
  • Müller Sächs. Ann. ...
  • Vogel l.c. ...
  Doch in eben diesem Jahre starb der Chur-Fürst, ehe er noch von denen Glaubens-Veränderungen in seinem Lande zulängliche Nachricht einzühen, und Gegen-Anstallten machen können. Vogel l.c. ...
  Weil er aber die Verordnung gemacht, daß seine unmündige Printzen in keiner andern Lehre, als derjenigen, welche in dem unverfälschten Augspurgischen Glaubens-Bekänntnisse vorgetragen worden wäre, erzogen, auch seine Unterthanen dabey geschützt werden sollten, und des Wegen Chur-Fürst Johann Georgen zu Brandenburg und Herzog Friedrich Wilhelmen zu Sachsen zu Vormündern setzte, so schlug der Herzog sein Hof-Lager zu Torgau auf, und verwaltete die Chur und Lande in seinem und des Chur-Fürsten zu Brandenburg Namen, war auch bemühet, es mit der Glaubens-Lehre wieder auf den alten Fuß zu setzen. Vogel l.c. ...
1592 Im 1592. Jahre ward die Spital-Wohnung zu St. Johann aus Verwahrlosung derer armen Leute bis auf den Grund eingeäschert, und ward dabey viel aufgeschüttetes Getraide zu Schanden gemacht. Vogel l.c. ...
  Darauf nahm der Herzog hier die Huldigung ein, und ward vom Rathe herrlich beschencket.
  • Müller l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
  In der darauf folgenden Oster-Messe ward bey höchster Straffe und Ungnade verboten, Böhmische Groschen oder Drey-Creutzer zu nehmen.
  • Heidenreich ..
  • Vogel l.c. ...
  Nach diesem ward mit allem Fleisse mit der Untersuchung in der Lehre fortgefahren, auch denen Buchhändlern untersagt, Reformirte Bücher ins Land zu bringen.
  • Sleidani Contin. III. ...
  • Vogel l.c. ...
  Weiter ward auch der Philosophischen Facultät ernstlich geboten, des Rami Lehre nicht einzuführen, oder zu dulden. Vogel l.c. ...
  Darauf ward wieder ein Schüssen aus dem groben Geschütz nach der Scheibe gehalten.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c.
  In gleichen die Mühle vor dem Barfüsser-Thore gebauet.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c.
  Wie nicht weniger die beyden Dorffschafften Wahren und Stammeln mit aller Zubehörung vom Rathe erkaufft.
  • Schneider ...
  • Vogel ...
  Endlich auch in diesem Jahre noch ein Creiß- und ein Land-Tag daselbst gehalten.
  • Müller l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
  Als aber der Herzog auch nachgehends vernehmen muste, wie sich doch noch etliche Re-  
  {Sp.1730}  
1593 formirten in Leipzig mercken liessen, ließ er im 1593. Jahre ein scharffes und ernstes Gebot an den Rath abgehen, nach welchem dieselben vorgenommen werden sollten. Der Rath forderte auch also bald die verdächtigen und schuldigen Personen vor sich, ließ ihnen den Fürstlichen Befehl vorlesen, und gebot ernstlich, daß sie sich ins künfftige aller Zusammenkünffte und heimlichen Meuterey enthalten sollten.
  • Sleidan. Contin. ...
  • Heidenreich ...
  • Vogel ...
  Darauf ward auch der hohen Schule und dem Rathe befohlen, denenjenigen, welche die Visitations-Articel nicht unterschrieben hätten, und des Wegen ihrer Ämter erlassen worden wären, sich aber ie doch noch in der Stadt aufhielten, vorzutragen, daß sie, so sie sich künfftig aus Gottes Worte unterrichten lassen, ihren Irrthum erkennen und davon abstehen wollten, in der Stadt länger geduldet werden sollten, ie doch, daß sie sich stille, friedlich, und eingezogen verhielten, und Niemanden ärgerlich würden; wiedrigen Falls hingegen sollten sie nicht gelidten werden.
  • Dresserus Sächs. Chron. ...
  • Sleidani Contin. ...
  • Vogel l.c. ...
  In denen vorigen Jahren hatte sich auch ein Unwille und Miß-Verstand zwischen dem Rathe und der Bürgerschafft wegen etlicher Befugnisse, deren sich die Gemeine anmassen wollte, ereignet, auch des Wegen etliche Beschwerden auf dem Land-Tage zu Torgau angebracht. Die Ursache dieses Miß-Vergnügens rührte daher, daß die Gemeine erfahren hatte, wie etliche Reformirte ihres Glaubens Prediger hierher befördern helffen, des Wegen sie in Zeiten vorbauen, und verhüten wollte, daß dergleichen nicht mehr geschehen könnte. Es ward aber durch gewisse Abgeordnete vom Herzoge alles verglichen und beygelegt.
  • Dresserus l.c. ...
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  Darauf wurden daselbst 8. Personenund zwar 4. von der hohen Schule und 4. vom Rathe zu Exsecutoren über diejenigen, welche die Visitations-Articel nicht unterschrieben, verordnet. Vogel l.c. ...
  Es ward auch derjenige Buchdrucker, welcher im 1591. Jahre Luthers Catechismum gedruckt, und bey der Einsetzung das Wort Esset ausgelassen hatte, darüber zur Verantwortung gezogen; weil er es aber aus Unvorsichtigkeit und Mangel eines Correctoris geschehen zu seyn vorgab, und sich eine Abbitte zu thun, auch künfftig vorsichtiger zu handeln erklärte, ward die Sache gegen ausgestellte Verschreibungen wieder verglichen.
  • Sleidan. ...
  • Vogel l.c. ...
  Hingegen erhub sich im May ein unversehener Auflauff und gefährliche Empörung. Es gieng aber damit also zu: Es hatte sich schon im Jahre 1585. ein gewisser reformirter Bürger, Namens Adolph Weinhausen, in Leipzig niedergelassen, auch vom Rathe das Bürger-Recht erhalten, und trieb daselbst seine Kauff-Mannschafft. Er unterließ aber hierbey nicht die gegen Seitige Evangelische Lehre zu verkleinern, und mit seinen Glaubens-Genossen heimliche und öffentliche Gemeinschafft und Berathschlagungen zu halten, ungeachtet er schon öffters des Wegen zur Rede gesetzt worden war; wo durch er sich bey ieder Mann, sonderlich aber dem gemeinen Volcke sehr verhaßt machte. Da er nun einige Schweitzerische Studenten bey sich im Hause hatte, trug sichs zu, daß einstens einer Samuel  
  {Sp.1731|S. 877}  
  Hubern als einem Lands-Manne in Wittenberg zusprach, und von ihm wieder besucht ward. Als er in Weinhausens Wohnung bey gedachtem Studenten zu Tische war, trug sichs zu, daß der Wirth, nehmlich Weinhausen, eine Unterredung von Glaubens-Sachen anfieng, da denn immmer ein Wort das andere gab, und, da sich noch andere anwesende darein mengten, auf die letzt so ein hitziger und hefftiger Wort-Wechsel entstund, daß es zu Thätlichkeiten gekommen wäre.  
  Huber beklagte sich bey dem Rathe, erhielt aber, weil Weinhausen das erste Mahl meisten Theils alles läugnete, das andere auch mancherley Entschuldigungen vorzubringen wuste, schlechten Bescheid. Wenn nun einige wollen, Huber habe noch selbigen Tages sein Anliegen denen Stipendiaten und Conuictoribus im Collegio entdecket, und sie Weinhausens Haus zu stürmen gereitzet, wird dieses von andern wiederlegt. In dessen war kaum das Gerichte in der Stadt ausgebreitet, wie Weinhausen den gefährlichen Wort-Wechsel in seinem Hause muthwilliger Weise angefangen hätte, so dachte der gemeine Pöbel schon auf Mittel und Wege, dem Huber zugefügten Schimpf an Weinhausen, dem er so schon gehäßig war, zu rächen.  
  Den 19. May als an einem Sonnabende waren schon die Buden vom Marckte weggeräumet, als man nicht alleine Zeddel auf dem Marckte ausgesträuet, sondern auch hin und wieder an denen Eck-Häusern und Collegiis, sonderlich am grossen Fürsten-Collegio ungefähr folgenden Inhalts angeschlagen fand: Ein ieder, der ein recht Lutherisch Hertz habe, sollte sich des Abends um acht Uhr auf dem Marckte einfinden, allda Adolph Weinhausens des Calvinisten Haus zu stürmen, und welche Bürger recht Lutherisch wären, sollten denen Stürmern keinen Einhalt oder Hinderung thun.  
  Als Weinhausen hiervon benachrichtiget ward, gieng er mit noch einem guten Freunde aufs Rath-Haus um gebührenden Schutz anzuhalten, bekam aber vom Stadt-Schreiber zur Antwort, es müsten die Herren in die Renterey zu denen Cammer-Räthen gehen, und könnte er des Wegen vor dieses Mahl nicht gehöret werden. Er gieng deshalben zu einigen Raths-Herren in die Häuser, und bekam von einem die Versicherung, der Rath wisse schon um die Sache, und wäre des Wegen beysammen gewesen, hätte auch die Verordnung gethan, daß neben der ordentlichen Wache derer Stadt-Knechte mehr denn hundert Bürger wachen sollten. Es hätte auch über dieses der Rath zum Rector geschickt, daß er die Studenten ungesäumt durch eine ernstliche Intimation vermögen wollte, sich stille und friedlich zu verhalten; Und hätte er also nicht Ursache, sich hierüber Gedancken zu machen.  
  Als es aber Abend worden war, fand sich ungefähr um halb 9. Uhr das dienstlose Gesinde und Hand-Wercks-Pursche in grosser Anzahl, hingegen wenig Studenten, Bürger oder Bürgers-Söhne auf dem Marckte zusammen, und wurffen gedachtem Weinhausen noch diesen Abend die Fenster ein. Ob sich nun wohl die Stadt-Knechte nebst der zugegebenen Bürger-Wache möglichsten Fleisses bemüheten, diesem Muthwillen zu steuern, auch, die unruhigen in die Furcht zu jagen, einen Schuß in die Lufft thaten, so war doch alles vergebens, und fuhr der Pöbel im-  
  {Sp.1732}  
  mer fort zu wüten, trieb auch die Wache mit Pflaster-Steinen zurücke, daß sie sich auf die Flucht und unter das Rath-Haus begeben muste.  
  Als sich Weinhausen hierüber erzörnte, und mit denen bey ihm anwesenden selbst zur Wehre grieff, daß aus dem Hause auf die 18. Schüsse unter die Tumultuanten gethan, auch etliche beschädigt wurden, fieng der erhitzte Pöbel allererst recht an, am hefftigsten zu stürmen, und die Haus-Thüre mit Hebe-Bäumen auf zu lauffen, auch ohne Unterlaß zu schreyen, es sollte keiner, so im Hause wäre, lebendig bleiben. Je doch wiedersetzten sich zwey Kauff-Leute, welche nicht allein Weinhausen aus dem Hause zu gehen riethen, sondern sich auch im Hause zu bleiben, und sein Weib und Kinder nach Möglichkeit auf allen Fall zu schützen, erboten, und verhinderten, daß keiner hinein kommen durffte, wie gerne er auch gewollt hätte. Mittler Weile richteten die andern, weil sie sich wegen des beständigen schüssens nicht zum Hause nahen durfften, auf dem Nasch-Marckte einen Galgen, so gut sie denselben in Eil zu Wege bringen konnten, auf, und schrieben daran: Hieran soll Weinhausen gehänckt werden. Endlich aber ward es nach Mitternacht um ein Uhr stille, und nichts weiter vorgenommen.  
  Als man den folgenden Sonntag früh zum ersten Mahle zur Predigt läutete, kamen etliche Jungen, und sahen, wie die Fenster des gestrigen Tages so übel zugerichtet und eingeworffen worden waren, welche von der da Mahls anwesenden Haus-Frau und der Köchin übel gescholten und ausgemacht wurden. Hierauf aber gieng es viel hefftiger als vorher an, denn es wurffen nicht allein die Jungen mit kleinen Steinen in die Küchen-Fenster, sondern es sammelten sich auch bald allerley Gesindel und Hand- Wercks-Pursche, eröffneten die Haus-Thüre mit Gewalt, und zerbrachen und zerschlugen alles, was sie im Hause antraffen, leerten Cisten und Casten aus, entfremdeten, zerrissen und verderbten am baaren Gelde, silbernen und goldenen Geschmeide, Zinn und Meßing, wie auch Büchern, Briefen, Registern und Handschrifften sehr vieles, warffen auch andern Hausrath unter das Volck, so, weil es gleich Kirch- Zeit war, Hauffen-Weise auf der Gasse stund, und mit Verwunderung und Erschröcken zusahe, herab.  
  Die schönsten und besten Betten wurden zerschnidten und ausgeschüttet, daß der Marckt und viele andere Örter mit Federn so starck bedeckt waren, als wenn es geschneiet hätte. Ein sehr kostbares Gemählde vom Albrecht Dürer ward von ihnen mit einem Beile zerhauen, die Eß-Waaren aber mit weggeschleppt; und gieng mit einem Worte so übel zu, als es der ärgste Feind kaum hätte treiben können.  
  Sie unterstunden sich auch so gar Weinhausens jüngstes Kind, so kaum ein halb Jahr alt war, aus einem Gemache dreyßig Ellen hoch von der Erde herunter zu werffen, welches auch geschehen wäre, wo es nicht ein gewisser Kutscher, welcher Weinhausen kannte, verhindert hätte. Als Weinhausens Frau, die ihr Leben zu erretten auf das Rath-Haus geflohen war, solches sahe, bat sie den Bürger-Meister und Rath um Gottes Willen, wo sie ja das Haus und Güter verderben lassen wollten, so mögte man doch die armen kleinen und unschuldigen Kinder aus dem Hause schaffen. Darauf ergieng die Verordnung, daß  
  {Sp.1733|S. 878}  
  man die Kinder nackend und barfuß aus dem Hause schaffe, und etliche Personen dazu verordnete. Weil denn die Rotte im Hause sahe, daß sich einige Personen dem Hause näherten, lieff sie selbst vor Furcht heraus, und wurden also auch die Kinder auf diese Weise heraus geschafft.  
  Weinhausens Frau aber konnte nebst ihren Kindern in der gantzen Stadt keine Herberge finden, sondern muste nur eine Gasse auf, die andere nieder gehen, bis sie endlich der Stadt-Voigt einnahm. Als dieses der Amts-Haupt-Mann und der Haupt-Mann auf der Pleissenburg erfuhren, eilten sie sammt andern mehr mit der Wache ungefähr um 10. Uhr zu dem Hause, stilleten auch den Lermen einiger Massen, und schlossen das Haus zu.  
  So bald sie aber den Rücken gewendet hatten, fiel der wütende Pöbel das Haus zum dritten Mahle an, und warff ein grosses Bier-Faß voller Asche auf die Gasse heraus, daß diejenigen, so das Haus besehen wollten, wegen des Staubes und anderer Ungelegenheit wieder umkehren musten. Weil auch ein Kürschner- Geselle, Andreas Bartsch, sonst der Fürste genannt, laut ausrieff: Preis! alles Preis! nehme, wer nehmen kann; der Fürste hats befohlen, man soll mit allen Calvinisten so haushalten; ward es von vielen so verstanden, als ob es Herzog Philipp von Grubenhagen, welcher nicht weit davon wohnte, befohlen hätte, des Wegen man um so viel kühner angrieff. Währender Unruhe ward auch derjenige, so den ersten Schuß aus Weinhausens Hause gethan hatte, gefänglich angenommmen, und aufs Grimmische Thor gesetzt. So ward auch einer, Namens Abraham Gempel, und Weinhaus selber gesucht, aber nicht gefunden.  
  Mittler Weile wurden die Thore zugehalten, und um Essens-Zeit verlieffen sich auch die Tumultuanten. Als aber zu Mittage um ein Uhr die Thore wieder geöffnet wurden, lieff alles wieder mit Hauffen zu, und nahm vollends das andere, welches die ersten übrig gelassen hatten, brach auch in diesem Hause die Gewölbe auf, welche andern zuständig waren, und nahm heraus, was es darinnen antraff. Unter andern fremden, welche nebst Weinhausen Schaden leiden musten, war auch ein Kauff-Mann, Johann Heidecker, welcher um sein Leben zu erretten in das nächste Haus steigen wollte, aber darüber von der Dach-Rinne einen schweren Fall that, daß die Balbierer und Ärtzte nichts anders als seinen Tod vermutheten, in dem sie meynen, daß der den Rück-Grad entzwey gefallen hätte.  
  Als man ihn nun halb tod zu einem Balbier getragen hatte, verband ihn zwar derselbe, wollte ihn aber hernach nicht länger in seinem Hause wissen; darauf man ihn denn zu seiner Tochter, welche in Leipzig wohnhafft und verheurathet war, tragen muste. Kaum war der wütende Pöbel desselben inne worden, so fieng er mit grossem Ungesthüm auch an, dieses Haus zu stürmen, und ließ sich dabey vernehmen, wo die Tochter nicht ihren Vater, wie er ihn nannte, den Calvinisten, aus dem Hause schaffte, wollte er damit umgehen, wie mit Weinhausens Hause. Es ward dero Wegen der arme krancke und halb tode Mann elendiglich in das Georgen-Spital getragen, und daselbst zwar wieder Vermuthen geheilet, konnte aber doch seine vorige Gesundheit nicht wieder erlangen. Das seine ward in dessen in Weinhau-  
  {Sp.1734}  
  Hause geplündert und zu nichte gemacht. Im Keller dieses Hauses wurden einander die besten Spanischen und Canarien-Weine in Hüten zugesoffen, und zuletzt gar die Boden ausgeschlagen, welches bis drey Uhr währte. Zum Abschiede wurden noch etliche Betten, eine Wiege und eine küpferne Wanne, welche zu Verhütung Feuers-Gefahr auf dem Boden gestanden hatte, herunter geworffen, zwey Stricke daran gebunden, und mit in die Stadt vor die verdächtigen Häuser geschleppt. Neben her giengen zwey Becken-Knechte, welche mit Knütteln darauf schlugen, und ein grosses Geprassel machten. Darauf ward zwar noch vor und in einigen Häusern mancher Unfug vorgenommen, ie doch demselben auch bald wieder gesteuert.  
  Mittler Weile sammelte sich die Bürgerschafft mit bewehrter Hand auf dem grossen Saale des Rath-Hauses und erhielt vom Rathe ernstlichen Befehl, diesem überhand nehmenden Unglücke zu steuern. Ob sie sich nun wohl dessen schuldig erachtete, ließ sie doch zuvor dem Rathe durch einen hinterbringen, wie dieser Aufstand eintzig und allein von denen Calvinisten herrühre, welche nicht allein in denen verwichenen Jahren verursacht hätten, daß ihre guten Prediger bey Sonnen-Scheine die Stadt räumen müssen, sondern auch ins künfftige, woferne sie die Oberhand behalten und haben mögten, zu grösserm Unheile Anlaß geben würden. Im Fall nun solche unruhige und verdächtige Calvinisten gleicher Gestallt bey Sonnen-Scheine räumen und vom Rathe aus der Stadt zu zühen angehalten würden, wollten sie ihres Theils, was nur zur nothwendigen Beschützung von nöthen seyn würde, höchster Möglichkeit nach willig und gerne ins Werck richten, und solchen Auflauff stillen helffen.  
  Der Rath begerten zwar erstlich sechs und darauf nur drey Tage Anstand, konnte aber nichts erhalten; sondern die Bürger drungen stracks darauf, man sollte die Calvinisten ohne weitere Weitläufftigkeit so gleich aus der Stadt schaffen. Weil es nun nicht anders seyn konnte, muste der Rath zu Verhütung mehrern Unheils in das Begeren der Bürgerschafft willigen, und denen reformirten, deren die Bürgerschafft 18. in einem Verzeichnisse namhafft gemacht hatte, ernstlich zu entbieten lassen, aus der Stadt zu zühen.  
  So bald dieses geschehen war, nahmen auch die Bürger ihre Schuldigkeit in Acht, und baueten dem fernern Wüten des Pöbels aller Orten vor. Weil auch derselbe eines Theils dem neuen Collegio zulieff, welches er vor sich verschlossen fand, ward er der Gestallt erhitzt, daß er in der Flucht mit Ziegeln und Pflaster-Steinene unter die ihm folgende Bürgerschafft warff, muste aber doch endlich der Bürgerschafft, welche ihm allzustarck und zu nahe auf dem Halse war, nachgeben, und sich verlauffen. Hierauf wurden noch selbigen Abend alle Ecken mit guter Wache besetzt, und musten die Ausreuter diese und etliche Tage nach einander die Gassen in ihrer Rüstung bereuten.  
  Die reformirten begaben sich noch diesen Tag auf ergangenen Befehl des Raths bey Sonnen-Scheine aus der Stadt; von denen Rädelsführern des Aufstandes aber wurden einige, nach dem die Wache bestellt war, in Verhafft gebracht, und der gantze Verlauff der Sache an Herzog Friedrich Wilhelmen so wohl schrifftlich als mündlich berichtet,  
  {Sp.1735|S. 879}  
  welcher den Tag darauf in eigener Person nach Leipzig kam, und zwey Statthalter verordnete, auch den 24. May in der Thomas- Kirche eine Predigt über die Sprüchw. Salom. Cap. 22, 24. halten, und das Volck vom Aufruhre abmahnen ließ.  
  Darauf ward die gantze Bürgerschafft zusammen gefordert, und ihr ein Befehl vom Herzoge vorgelesen, darinnen unter andern enthalten war: er gäbe der Bürgerschafft insonderheit zu erkennen, daß, da die Handlung und Wandlung, auch Vniuersität, Hof-Gerichte, Schöppen-Stuhl, Consistorium u. d. g. davon die Bürgerschafft bishero ihre Nahrung gehabt, welches ein golden Kleinod in diesen Landen, sollte weggenommen werden, wie denn diese Aufrührer auf nichts anders umgegegangen, denn die gantze Bürgerschafft um alle ihre Nahrung zu bringen, würde man wohl sehen, was die Bürger eines Theils gestifftet.  
  Hiernächst führte er an, wie es denen Aufrührern nicht so sehr um den Glauben als um das Gut zu thun gewesen wäre, und, wenn man nicht gewehrt hätte, ein jeder, der nur begütert gewesen, Calvinisch seyn müssen; war auch sehr übel zu Frieden, daß die Bürgerschafft, da sie hätte Friede machen sollen, so kühne gewesen und einen Zeddel dererjenigen, die aus der Stadt geschafft werden sollen, übergeben hätte, da denn schuldige und unschuldige angegeben worden wären, des Wegen er bey Leibes-Straffe solche Unternehmungen ins künfftige verbot.  
  Beyde Statthalter und der regirende Bürger-Meister nahmen hernach von jedem Bürger ins besondere das Hand-Gelübde. Es forschte auch der Rath sehr fleißig nach dem Angeber oder Schreiber oben gedachten Zeddels, und versprach demjenigen, der ihn namhafft machen würde, 100. Thaler zur Verehrung, auch, daß es ihm an seinen Ehren unnachtheilig seyn, und dazu sein Namen verschwiegen bleiben sollte.  
  Weiter ward denen aufrührern fleißig nachgetrachtet, und sehr viele in Verhafft gebracht. Darauf ließ der Herzog noch einen ernstlichen Befehl anschlagen, und zog wieder seines Weges; die beyden Statthalter aber nahmen noch 50. Soldaten in Sold, die Besatzung der Pleissenburg dadurch zu verstärcken, und bewehrten sie aus des Raths Zeug-Hause, entliessen sie aber gegen Ende des Jahres wieder ihrer Dienste. Den letzten Tag des May-Monaths ward denen Bürgern in- und ausser der Stadt geboten, Wasser vor die Thüren zu setzen, weil die Aufrührer die so genannten Calvinisten mit Feuer zu verderben gedrohet hatten, und schon in einigen Häusern Anzeigungen dazu gefunden worden waren.  
  Es ward auch die Wache verstärckt und an denen Eck-Gassen ordentlich bestellet; in gleichen denen Bürgern von Hause zu Hause zugesagt, des morgenden Tages, wenn die gefangenen vor Gerichte gestellet würden, ihr Gesinde zu Hause zu behalten, oder ja ohne Wehr und Waffen auf dem Marckte erscheinen zu lassen; darauf denn die vornehmsten Aufrührer am Leben, die andern sonst gestraffet wurden.
  • Sleidani Contin. ...
  • Thuanus Hist. CV. ...
  • Dresserus Sächs. Chron. ...
  • Heidenreich ...
  • Auctor des Calvin. Post-Reuters Th. II.
  • Francus Relat. Hist. Contin.
  • Zeiller Topogr. Sax. sup. ...
  • Hasleius von
  {Sp.1736}  
   
  Pernau Kurtze doch gründliche und wahrh. Beschr. des den 19. May in Leipzig erhobenen Tumults.
 
  • Müller Sächs. Ann. ...
  • Vogel Leipz. Annal. ...
  Weil auch die Stadt daher hin und wieder beschrien wurde, als ob es nicht mehr sicher von oder zuzureisen, Güter und Waaren dahin zu führen, nieder zu legen, zu kauffen, und zu verkauffen wäre, des Wegen es das Ansehen gewann, als ob die jährlichen Messen und das tägliche Gewerbe dadurch in Abgang gerathen mögte, ließ Herzog Friedrich Wilhelmen ein öffentliches Ausschreiben anschlagen, darinnen aller Schutz und Sicherheit nach wie vor versprochen ward.
  • Sleidanus ...
  • Heidenreich Annal. ...
  • Vogel l.c. ...
  Den 27. Iun. dieses Jahres brannte hart vor dem Peters-Thore ein Vorwerck, ins gemein das Calvinische Vorwerck genannt, ab, und wurden auch folgende Tage allerhand Brand-Briefe gefunden, daß man die vor der Stadt gelegenen denen Calvinisten zuständigen Gebäude hinweg brennen wollte.
  • Heidenreich ...
  • Hesleius Beschr. des Leipz. Tumults ...
  • Vogel l.c. ...
  Am 2. Iul. fand man am Peters-Thore ein Pasqvill angeschlagen, darinnen man den Herzog vermahnte, die so genannten Calvinisten abzuschaffen, den Rath hart angrieff, und die Prediger beschuldigte, daß sie jetzo anders lehrten als vor drey oder vier Wochen geschehen wäre. Dieser Pasqvill ward so gleich dem Herzoge zugeschickt und fleißig nach dem Verfertiger geforscht, welcher je doch aller Bemühung ungeachtet nicht heraus gebracht werden konnte. Die Klage über die Prediger aber rührte daher, daß sie die Reformirten in ihren Predigten nicht mehr so hart angrieffen als zuvor, das aufrührische Beginnen etlicher Leute gegen dieselben hefftig strafften, und jeder Mann zu Friede und Einigkeit vermahnten.  
  Martin Mirus, der Chur-Fürstlichen Witbe Hof- Prediger, welcher zu Leipzig sonst so scharffe Predigten gethan, ward des Wegen vor das Consistorium nach Meissen erfordert, und nahm, als er erinnert ward, wie seine Predigten einigen Bürgern mißfallen, die auch von ihm ausgesprengt hätten, daß er nun selbst Calvinisch worden wäre, seinen Abschied, und belehrte sie in der Abschieds-Predigt eines bessern, warnte sie auch, sich mit ihrem ungestümmen Wesen in Acht zu nehmen. Doch beschenckte ihn der Rath zum Abschiede sehr reichlich, und bat, solchen Undanck nicht dem Rathe und andern löblichen Bürgern beyzumessen, kam auch hernach, als ihn der Rath vom Herzoge wieder ausgebeten hatte, aufs neue nach Leipzig, und ließ sich wieder, wie zuvor, mit Predigen hören. Darauf ergieng auch ein Befehl vom Herzoge, daß die Prediger zwar die Irrthümer straffen, je doch die Christliche Bescheidenheit und Sanfftmuth dabey in Acht nehmen sollten.
  • Heidenreich ...
  • Müller l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
  Im Octobr. war wieder ein Müntz-Probations-Tag daselbst. Müller l.c. ...
  Endlich ward noch in diesem Jahre die Brau-Ordnung erneuert. Vogel l.c. ...
1594 Im folgenden 1594. Jahre wurden vom Herzoge die Statuta der Philosophischen Facultät auf ihr unterthänigstes Ansuchen übersehen und bestätigt. Vogel l.c. ...
  Weil auch die im Jahre 1592.  
  {Sp.1737|S. 880}  
  erledigte Superintendur noch nicht wieder besetzt gewesen, so ward in diesem Jahre George Weinrich, Pastor an der Thomas-Kirche, zum Superintendente ernennet, und bestätigt. Vogel l.c. ...
  Ferner ward da Mahls der Paulliner-Kirchhof, wo vor Alters die Bürger bis Weilen Steine und Holtz hin zu legen und aufzuhauen pflegten, mit einer Mauer umgeben und zugemacht. Vogel l.c.
  Weil über dieses die Ämter bey Steigerey des Getraide-Kauffs die vom Chur-Fürst Moritzen dem Conuictorio gewiedmete sechs hundert Scheffel Korns nicht richtig einlieferten, so beklagte sich die hohe Schule hierüber bey dem Herzoge, welcher Verfügung machte, woher beständig 700. Scheffel, die 100. so Chur-Fürst August auf Wiederruff dazu bewilligt hatte mit eingerechnet, hergenommen werden sollten; dagegen die 300. fl. welche jährlich die hohe Schule auf Ostern und Michael aus dem Amte Petersberg erhalten hatte, wegfallen sollten. Vogel l.c. ...
  Da in diesem Jahre auch ein grosser Schnee gefallen war, that das austretende Wasser hernach wieder nicht geringen Schaden. Vogel l.c. ...
  Darauf reisete der Herzog auf den Reichs-Tag zu Regenspurg, und verordnete zuvor zwey Befehlshaber über die Stadt und Festung, in denen Thoren aber musten währender Zeit bis auf den 18. Iulii 54. Bürger Wache halten. Vogel l.c. ...
  Endlich war wieder ein Müntz-Probations-Tag daselbst. Müller l.c. ...
1595 Im 1595. Jahre lieff das Wasser wieder sehr starck an und that überaus grossen Schaden. Vor dem Peters-Thore rieß es die neue erbauete Küh-Brücke und den Damm, viertzig Ellen lang, ingleichen das Kirsch-Wehr und Damm in Stücken. Die Pleisse überschwemmte Wiesen und Höltzer. Vor dem Hällischen Thore lieff das Wasser in der Gerber-Gasse in die Häuser, und hub alles empor. Vor dem Ranstädter Thore gieng es über den hohen Stein-Weg, und wusch denselben aus, daß die reisenden mit grosser Gefahr reisen musten. Auch muste die neue steinerne Brücke jen Seits der äussersten Ziegel-Scheune mit drey Schwibbogen wieder neu gebauet werden. Vogel l.c. ...
  Den 4. Sept. darauf ward auf der Schloß-Wiese wieder ein Schüssen aus 55. Bock- und 38. Räder-Stücken gehalten.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  Ferner ward dieses Jahr des Raths wiederhohlte und erneuerte Vormundschaffts- Ordnung bestätiget. Vogel l.c. ...
  In gleichen vom Rathe eine Kleider-Ordnung in Druck gegeben, auch das Spiel in denen Schüß-Gräben mit denen Würffeln durch den Trichter nach schwartz und weiß oder andern Farben gäntzlich verboten.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  Sonst wurden in diesem und folgenden beyden Jahren wieder Creiß-Tage daselbst gehalten. Müller Sächs. Annal. ...
1597 Im 1597. Jahre wurden die Schul-Gebäude zu St. Nicolai nebst der Superintendur verändert, und unter der Zeit im grossen Vaporario des neuen Collegii mit Einwilligung der Philosophischen Facultät Schule gehalten. Vogel l.c. ...
  Weil auch in diesem Jahre ein gewesener Feld-Prediger einen alten Bauer, der eine grosse starcke Eiche zum Schloß-Baue führte, und seiner Kutsche nicht ausweichen wollte, erstochen hatte,  
  {Sp.1738}  
  gleichwohl aber ungeachtet die hohe Schule bey dem Herzoge vor ihn bat, enthauptet wurde, hielten die Studenten nach verrichteter Exsecution bey dem Paullino auch ein Hals-Gerichte, sammelten sich zu hunderten, und gaben auf die bestellte Wache und Bürgerschafft aus denen Collegiis hefftig Feuer, des Wegen die Bürgerschafft drey Nächte nach einander in Rüstung stehen muste. Als dieses dem Herzoge berichtet ward, schickte er gewisse Gevollmächtigte dahin, welche nach denen Urhebern forschen sollten, da sie aber doch weiter keinen erfahren konnten als den, welcher bey dem gehegten peinlichen Hals-Gerichte Richter gewesen war, und noch zwey, die mit angegeben, und nebst jenem gefänglich auf das Schloß gesetzt wurden. Vogel l.c. ...
  In eben diesem Jahre ward der Casten, worinnen allerhand Heiligthümer verwahrt wurden, auf welchen iedes Mahl die Stadt-Richter bey ihrem Eide zwey Finger legen müssen, ab- und hingegen eine Bibel, auf welche sie hernach schwören musten, angeschafft.
  • Schneider ...
  • Stepner Inscript. ...
  • Vogel l.c. ...
1598 Im 1598. Jahre fieng die Pest wieder in der Stadt an zu wüten, und ward vom Rathe, weil die Leichen-Träger die Leute unbilliger Weise übersetzten, eine Pest-Ordnung verfertigt; welcher über dieses vor die Kirchen- und Schul Diener Medicamenta und Pest-Praeseruatiue zubereiten ließ, auch dem ordentlichen Lazareth-Pfarrer noch zwey Pest-Prediger an die Seite setzte. Vogel l.c. ...
  Nichts desto weniger ward die Michaels-Messe, ob sie gleich schlecht war, eingeläutet, und gehalten. Vogel l.c.
  Gegen Ende des Jahres war wieder ein starckes Erdbeben. Vogel l.c.
  So ward auch in diesem Jahre vom Rathe im Thomas-Zwinger ein Schüß-Haus vor die jungen Arm-Brust-Schützen angelegt.
  • Schneider
  • Leipz. Chron. ...
  • Vogel l.c.
1599 Im 1599. Jahre war wieder ein Creiß-Tag in Leipzig. Müller l.c. ...
  Zu Ende des Jahres aber wüteten Pest und Theurung.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
1600 Im Jahre 1600. wurden die zwischen dem Rathe und der Geistlichkeit wegen Annehmung, Setzung und Absetzung derer Kirchen- und Schul-Diener entstandene Irrungen, welche zu gefährlicher Weiterung und Uneinigkeit ausschlagen wollten, beygeleget, und vertragen. Vogel l.c. ...
  Darauf kam im Iunio ein Feuer aus, welches etliche Gebäude in die Asche legte. Vogel l.c. ...
  Weiter ward in diesem Jahre das Zeug-Haus welches zugleich mit dem Gewand-Hause erbauet, erweitert und grösser gemachet.
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  Den 20. August ward wieder ein Stück-Schüssen, den Tag darauf aber ein Schüssen aus Doppelhacken gehalten.
  • Heidenreich ...
  • Vogel ...
1601 Im 1601. Jahre lieffen die Wasser sehr starck an, und verursachten an Mühlen und Plancken grossen Schaden. Vogel l.c. ...
  Zu Ende des Ianuarii ward dem Consistorio, Rathe und der Geistlichkeit aufs neue ein Befehl von Herzog Friedrich Wilhelmen zugeschickt, wie es mit Bestellung derer Kirch- und Schul-Bedienten gehalten werden sollte, und dabey auf vorgemeldete Entscheidung verwiesen. Vogel l.c. ...
  Den 14. Iunii dieses Jahres entstund auch ein Auflauff von Studenten, Hand-Wercks-Gesellen,  
  {Sp.1739|S. 881}  
  Jungen und andern gegen einen Bürger-Meister, des Wegen die Bürgerschafft dieselbe Nacht und den folgenden Tag mit Ober- und Unter-Gewehr erscheinen, und die Wache halten muste, auch die Thore bis um neun vor Mittage geschlossen wurden. Es waren aber so wohl die hohe Schule als der Rath scharff dahinter her, und wurden auch einige eingezogen.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  Den 20. Iulii darauf ließ der Rath eine Verordnung drucken, wie sich die Bürger und Unterthanen bey ereignenden Auflauffe und andern eilenden Noth-Fällen verhalten sollten. Vogel l.c.
  Gleich Falls ließ die hohe Schule in diesem Monathe neue Gesetze vor die Conuictores machen, welche aber die Studenten, so gespeiset wurden, nicht annehmen wollten, des Wegen der Rector das Conuictorium schlüssen, und nicht eher wieder eröffnen ließ, bis diese Zwietracht beygelegt worden war. Vogel l.c. ...
  In diesem Jahre gab auch Herzog Friedrich Wilhelm die Vormundschafft auf, welcher sich sehr gnädig gegen die hohe Schule bezeugt, und unter andern auch denen Professoribus iedem jährlich sechs Faß fremde Bier ohne Steuer einzulegen erlaubt hatte.
  • Vogel l.c. ...
  • Dresserus de Vrbb. ...
  • Heidenreich ...
  Darauf ließ der Chur-Fürstt Christian der II. die Huldigung zu Leipzig durch gewisse Gevollmächtigte einnehmen. Doch ward dieses Mahl der Adel mit dem Eide verschonet und durffte nur bloß den Handschlag von sich geben. Vogel l.c. ...
  Gegen Ende des Jahres thaten die anlauffenden Wasser aber Mahls grossen Schaden. Vogel l.c. ...
  Als hernach der Chur-Fürst im 1602. Jahre sein Beylager hielt, schickte der Rath zweyhundert wohl mundirte Bürger nach Dreßden, welches vom Chur-Fürsten sehr gnädig aufgenommen ward. Vogel l.c. ...
  Den 15. Dec. zogen einige Braunschweigische Völcker durch die Stadt, und ward unter der Zeit vom Chur-Fürsten der Oberste Pflug die Stadt zu bewahren dahin geschickt; worauf man eine starcke Wache in die Stad die Thore und auf die Pasteyen stellte, auch das grosse Geschütz hin und wieder auf die Pasteyen und den Marckt führte, und sonst noch gute Anstallt machte. Vogel l.c. ...
  Im folgenden Jahre gieng Herzog Johann George, Postulirter Administrator zu Merseburg, des Chur-Fürstens Bruder, durch Leipzig, und ward vom Rathe kostbar beschenckt.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  In eben diesem Jahre hielt man wieder einen Ober-Sächsischen Creiß- und Müntz-Probations-Tag daselbst. Müller l.c. ...
1604 Im 1604. Jahre entstund in der Leipziger Oster-Messe das Kipper- und Wipper-Wesen, welches hernach grossen Schaden verursachte. Vogel l.c. ...
  In eben diesem Jahre ward der Rath auf das Beylager Herzog Philipp Julii zu Pommern eingeladen, wo er auch durch Abgeordnete erschien, und ihn ansehnlich beschencken ließ. Vogel l.c. ...
  Im Iunio und folgenden Monathe ließ der Rath den Mühl-Graben vor dem Rahnschen Thore auf beyden Seiten mit Werckstücken aussetzen, und starcke eichene Pfosten zum Grunde legen. Vogel l.c.
  Im Sept. aber schickte er hundert und funffzig wohl mundirte Bürger auf das Beylager Herzog Johann Georgens zur Aufwartung. Vogel l.c. ...
  Als auch  
  {Sp.1740}  
  gegen Ende des Jahres die Chur-Fürstin zum ersten Mahle nach Leipzig kam, und sie der Rath gleich Falls beschencken ließ, empfand sie dieses so gnädig, daß sie Abgeordneten zur Taffel behielt. Vogel l.c. ...
  Im folgenden Jahre ward zwischen der hohen Schule und dem Rathe ein Vergleich wegen derer Freyheiten der hohen Schule getroffen, und alles nach Beylegung unterschiedlicher Mißhelligkeiten zu einem gewünschten Ende gebracht. Vogel l.c. ...
  So ward auch da Mahls die Bibel, auf welche die neu erwählten Raths-Herren den Eid ablegen müssen, angeschafft. Vogel l.c. ...
1606 Im 1606. Jahre kam der Chur-Fürst selbst nach Leipzig, und ward vom Rathe unterthänigst bewillkommet, auch sehr kostbar beschencket.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  Er bestätigte auch die ehe Mahls gemachte Verordnung, daß kein Auflauff und Sammlung geschehen sollte, ingleichen, daß keine Gewalt mit stürmen, schüssen, werffen und dergleichen an Jemands Wohnung, Häusern, Collegiis oder Buden verübt und getrieben werde. Vogel l.c. ...
  Eben dieses Jahr ließ der Chur-Fürst ein Ausschreiben ergehen, daß alle hohe Schul-Verwandte die Visitations-Articel unterschreiben, und den Religions-Eid ablegen sollten. Vogel l.c. ...
  Endlich entstund auch in diesem Jahre eine Feuers-Brunst, dadurch ie doch nicht mehr als zwey Häuser abgebrannt wurden. Vogel l.c. ...
  Die Witterung dieses Jahrs aber verursachte unterschiedliche ansteckende Kranckheiten. Vogel l.c. ...
1607 Den 11. Iulii des 1607. Jahres entstund im Zwinger zwischen dem Hällischen Pförtgen und Ranstädter Thore auf dem Thurme daselbst eine Feuers-Brunst, welche auch einen Heu-Boden und die Brücke am Hällischen Pförtgen ergrieff. Vogel l.c. ...
  Nachgehends aber wütete auch die Pest wieder starck daselbst. Vogel l.c. ...
1608 Im 1608. Jahre ward die neue Boten-Ordnung vom Rathe zu Stande gebracht, und das Post-Haus an die Wage erbauet.
  • Zeiller Topogr. Sax. sup. ...
  • Vogel l.c. ...
  Ferner muste auch ein Ausschuß derer Bürger, aus hundert und funffzig Mann bestehend, weil es schien, als ob sich alles zu einem gefährlichen Kriege anlassen wollte, zur Besatzung nach Dreßden abgehen, der ie doch, als diese Furcht verschwunden war, bald wieder in Leipzig anlangte, und hernach abgedanckt ward.
  • Caluisius Chronol. ...
  •  Heidenreich Leipz. Annal. ...
  • Moller Freyb. Ann. ...
  • Friderici Ind. Chron. rer. memorabil. Vogel l.c. ...
  Sonst wurden in diesem Jahre die Gesetze der Stadt verneuert, vermehrt und verbessert. Vogel l.c. ...
  In gleichen ward wieder ein Creiß-Tag da gehalten. Müller l.c. ...
1609 Weil sich aber die Zeiten ie länger ie gefährlicher anliessen, und man von vielen Orten her vernahm, daß hin und wieder durch erkauffte Mord-Brenner Feuer angelegt worden, und grosser Schade geschehen wäre, ward den 16. Febr. des 1609. Jahres die Verordnung gemacht, daß in iedem Thore, ausser der ordentlichen Wache, 12. Bürger mit Wache halten musten. Vogel l.c. ...
  Als hernach auch das Mummen-lauffen in der Fasten-Zeit vom Rector der hohen Schule und dem Rathe hart verboten worden, und etliche, die wieder solche Gebote gethan hatten, durch die Bürger  
  {Sp.1741|S. 882}  
  auf des Raths Befehl eingetrieben wurden, erhub sich zwischen ihnen und denen Bürgern ein Tumult und wurden etliche beschädigt.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  Den 20. Mertz war ein Ausschuß von denen Städten in Leipzig, welche sich über eine Kleider-Ordnung berathschlagten. Bey dieser Versammlung hatte Leipzig Befehl, das Directorium zu führen, und denen Abgeordneten derer andern Städte im Namen des Chur-Fürsten wieder abzudancken. Vogel l.c. ...
  Im folgenden Sommer thaten die austretenden Wasser wieder an Wiesen und Gärten grossen Schaden. Vogel l.c. ...
  Den 21. Octobr. ließ der Chur-Fürst daselbst einen Befehl wegen des unchristlichen und unbilligen Wuchers bekannt machen, und solchen ernstlich verbieten. Vogel l.c. ...
  Nach diesem hielt auch die hohe Schule ihr anderes Jubel-Fest, und ward den Sonntag vor dem 4. Dec. in beyden Haupt-Kirchen eine Predigt vom Ursprunge, Herkommen und Aufnehmen, wie auch denen zugestossenen Wiederwärtigkeiten dieser hohen Schule gehalten. Hierauf den 4. Dec. mit allen Glocken geläutet und das grobe Geschütz auf der Pleissenburg abgefeuert. Nach diesem die anwesenden Chur- und Fürstlichen Brandenburgischen Gesandten, wie auch die Abgeordneten der hohen Schule zu Wittenberg nebst dem gantzen Rathe, denen ältesten und vornehmsten der Bürgerschafft, in gleichen andere vornehme und ansehnliche fremde Leute in die Paulliner-Kirche geführet und daselbst zwey Reden gehalten, welche mit einer angenehmen Music und Losbrennung des Geschützes geschlossen wurden. Darauf wurden Verwandten und Abgeordneten nebst andern vornehmen Gästen von der hohen Schule unter dem Geläut aller Glocken in das Fürsten-Haus zu einer Jubel-Mahlzeit begleitet, dazu der Rath der hohen Schule 10. Eimer und denen ankommenden fremden Gästen derselben 24. Stübgen Wein, in das Conuictorium aber zwey Faß Torgauisch Bier schenckte.
  • Sleidanus Contin. III. ...
  • Friderici Iud. Chronol. ad an. 1609.
  • Vogel l.c. ...
  • Heidenreich ...
  Den letzten Tag dieses Jahres ward noch durch den Rath denen Riemern und Sattlern ihre Ordnung bestätiget. Vogel l.c.
  Ausser diesem, was vorher gemeldet worden, ward wieder ein Müntz-Probations-Tag daselbst gehalten. Müller Sächs. Annal. ...
     

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Stand: 24. August 2016 © Hans-Walter Pries