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Zedler: Leipzig [12] HIS-Data
5028-
16-1652-18-12
Titel: Leipzig [12]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 16 Sp. 1776
Jahr: 1737
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 16 S. 899
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Stichworte Text Quellenangaben
1633 Den 25. Ian. des folgenden 1633. Jahres ward der Oberst-Lieutenant Christoph von Trandorff zum Commendanten auf der Pleissenburg verordnet.
  • Heidenreich l.c. ...
  • Theatr. Europ. III.
  • Vogel l.c. ...
  Den 5. Febr. zog der Oberste Pforte von da nach Wittenberg zu seinem Volcke, und ließ 60. Mann zur Besatzung auf der Pleissenburg zurücke, über welche gedachter von Trandorff gesetzt war; es wurden aber auch diese den 17. dieses Monaths abgefordert, und zum Regimente geführet, an deren Statt die alte Besatzung wieder aufs Schloß gelegt ward. Vogel l.c.
  Den 4. April nahm man einen Mönch, der sich vor einen Boten verkleidet und mit andern Boten Unterredung gepflogen hatte, wie man die Stadt Leipzig füglich einnehmen könnte, in Verhafft, stellte ihn aber nach langwieriger Gefängniß wieder auf freyen Fuß. Vogel l.c. ...
  Weil aber im vorigen Jahre am geforderten Discretion-Gelde noch 15000. Reichs-Thaler unbezahlt geblieben waren, an welche der Chur-Fürst aus sonderba-  
  {Sp.1777|S. 900}  
  rer Gnade den General-Feld-Wacht-Meister Kniphausen verwiesen, und dem Rathe ernstlich befohlen hatte, Niemanden anders als ihm solches Geld zu bezahlen, über dieses auch bey dem Chur-Sächsischen unvermutheten Einfalle über 60. Kayserliche Soldaten, und unter andern etliche geistliche Ordens-Leute nieder gehauen, und erschlagen worden waren, so schmertzte solches den General Holcken der Gestallt, daß er sich diesen ihm angethanen Schimpf zu rächen vornahm, und des Wegen einen Einfall in die Chur-Sächsischen Lande versuchte.  
  Es kamen unterdessen verschiedene betrübte Nachrichten und den 6. August sehr viele Leute vom Herren Stande, Adel und Unadel, geistliche und weltliche in grosser Menge zu Wagen, zu Pferde und zu Fusse daselbst, an, welche wehmüthig berichteten, wie der Feind schon im Anzuge begrieffen wäre. Diese betrübte Zeitung bekräfftigten viele 1000. welche mit Weibern, Kindern und Viehe, und was ein ieder fortbringen konnte, aus dem Ober-Lande und andern Orten herab kamen, und Theils durch, Theils dabey vorüber nach der Elbe zugiengen. Solche Flucht des Land-Volcks versursachte, daß die Thor-Leute alle ihre Sachen hinein fleheten, die Bürger und Einwohner aber ihre Sachen einpackten, und nebst Weib und Kindern anderwärts in Sicherheit brachten.  
  In dessen unterließ der Rath nicht, unterschiedene so wohl reitende als lauffende Boten, alle Beschaffenheit und Vorhaben des Feindes gründlich zu erkundigen, weit und breit auszuschicken, und dem Chur-Fürsten von allem, was er in Erfahrung gebracht hatte, durch tägliche Posten unterthänigst zu berichten, und um Rath und Hülffe, sonderlich aber um ein wohlerfahrnes Kriegs-Haupt demüthigst zu bitten.  
  Dabey aber ließ es der Rath noch nicht bewenden, sondern stellte sich nach bestem Vermögen auch in Gegen-Verfassung. Sonderlich wurden die Stadt- Thore gesperret, die Bürger-Wachen verstärckt, die Brust-Wehren ausgebessert, und die Bürgerschafft aufs Rath-Haus erfordert, auch beweglich ermahnet, daß ein jeder seines Orts das seinige treulich und fleißig wahrnehmen, wegen Feuers-Gefahr in die Häuser und auf den Boden Wasser tragen lassen, sich mit Wasser-Eimern und Küh-Häuten bey Zeiten versehen, bey würcklich angehender Kriegs-Gefahr tapfer und standhafft erweisen, und dasjenige, was seine schuldige Pflicht mit sich brächte, und bey dergleichen Kriegs-Läufften höchst nöthig seyn wollte, thun und verrichten mögte. Es erbot sich auch hierbey die Bürgerschafft freudig Gut und Blut, ja Leib und Leben aufzusetzen.  
  Darauf wurden die Constabler aufs Rath-Haus erfordert, andere an derer verstorbenen Stelle gesetzt, und ihnen befohlen, die Stücken auf die Pasteyen zu bringen, auch unter sich eine Eintheilung zu machen, und wie sich jeder seiner Gebühr nach verhalten sollte auszumachen. Es ward auch den 6. August gleich nach Mittage alles gebührende veranstalltet. Den 7. August früh um 10. Uhr kamen 22. Reuter an das Grimmische Thor, und begerten eingelassen zu werden, in dem sie sich vor Freunde ausgaben. Als man ihnen aber das Thor nicht öffnen wollte, zogen sie wieder ab. Nach Mittage kamen ihrer zwischen 12. und 1. Uhr noch mehrere an das Grimmische und Peters-Thor, und gaben  
  {Sp.1778}  
  sich vor Schwedische aus, trösteten auch auf einen baldigen Entsatz, suchten sich aber in dessen derer zu bemächtigen, und der Kayserlichen Reuterey einen freyen Einzug zu verschaffen. Weil sie aber die Wachen wohl bestellt fanden, konnten sie nicht allein ihr Vorhaben nicht ins Werck richten, sondern geriethen auch in Verdacht; des Wegen die Thor-Wache auf sie einfiell, und etliche gefangene einbrachte.  
  Um drey Uhr dieses Tages liessen sich bey Übelessen und denen Kohl-Gärten sechs Compagnien Reuter mit roth und weissen Corneten oder Standarten sehen, welche stracks gegen den Gottes-Acker zuriten, und sich der Stadt nähern wollten; man spielte aber so wohl von dem Thurme auf der Pleissenburg als von der Peters-Pastey der Massen mit Stücken unter sie, daß sie wieder zum weichen gezwungen wurden. Im Mittelst nahmen sie zwischen 4. und 5. Uhr Abends 20. Wagen und Karren mit vielem Gute beladen hinweg, die sie auf der Hällischen Strasse ersahen.  
  Den 8. August war es bis früh um 11. Uhr wieder stille, hernach ließ sich der Feind aufs neue sehen, und näherte sich der Stadt, des Wegen man auch starck auf ihn Feuer gab. Abends nach 6. Uhr liessen sich unter dem General-Feld-Marschall-Lieutenant von Hatzfeld und dem Obersten Breda 9. Fahnen Teutsche Reuter, 3. Standarten Croaten und 4. Fahnen Dragoner sehen, welche die Stadt zu berennen anfiengen, und Schild-Wachen aussetzten, auf welche aber nebst denen nahe herbey kommenden Völckern von der Grimmischen und Peters-Pastey, wie auch von dem Thurme auf der Pleissenburg, starck Feuer gegeben ward. Der Seiger aber ward diesen Abend, als er 8. geschlagen hatte, aufgezogen.  
  Den 9. August früh Morgens um 6. Uhr schickte der Feld-Marschall-Lieutenant einen Trompeter an die Stadt, welcher mit verbundenen Augen aufs Rath-Haus geführet ward, und mündliche Anfrage that, ob die Stadt dem Kayserlichen Kriegs-Heere gutwillig Qvartier geben, und Besatzung einnehmen, oder den Ernst gewärtig seyn wollte. Es ward ihm aber geantwortet, daß dieses erst vom Rathe an den Chur-Fürsten in Unterthänigkeit berichtet, und dessen Entschluß darüber erwartet werden müste; demnach der Feld-Marschall-Lieutenant freundlich gebeten seyn mögte, ihnen Pass und Repass zu verstatten. Wo aber wieder Verhoffen etwas feindliches vorgenommen werden sollte, wollte er davor gebeten haben, wenn er zur Gegenwehr schreiten, und sich bester Massen wieder Gewalt beschützen müste.  
  Zwey Stunden darauf kam vom General-Feld-Marschall Holcken ein Trompeter in die Stadt, welcher mündlich anbrachte, sein Herr liesse den Rath grüssen, und fragen, wie es ihm gefielle, daß er wieder mit seinem Heere ankäme. Er wollte hoffen, man werde sich bald in der Güte beqvemen, und zu fernern Ernste, welches der Stadt übel bekommen mögte, nicht ferner Anlaß geben. Hiernächst überreichte er ein Schreiben, darinnen der General-Feld-Marschall versicherte, wie er an Vergüssung unschuldigen Bluts und Verwüstung vornehmer Städte nie Mahls Belieben getragen, also auch dieser Stadt Untergang ungerne sehen, und vielmehr wünschen wollte, daß sie sich wie vor einem Jahre, in der Güte  
  {Sp.1779|S. 901}  
  beqvemte, und den Ernst nicht erwarten mögte. Schlüßlich hatte er noch beygefügt, man könnte leichtlich ermässen, was wieder die gantze Stadt bey seinem Heere vor Erbitterung wäre, welchem sie jetzo so wenig als vor dem Jahre zu wiederstehen vermögend wäre, auch so bald keinen Entsatz zu hoffen hätte.  
  Dieses Anbringen beanwortete der Rath der Gestallt: Der Chur-Fürst hätte ihm Befehl ertheilet, wo dergleichen in einem und andern Falle an ihn begeret würde, sollte er ihm solches unverzüglich wissen thun, auch ohne sein Vorwissen nicht das geringste vornehmen, sondern seinen Entschluß in Unterthänigkeit darauf erwarten. So könnte also der Feld-Marschall nun leichte ermässen, wie ihm zustände, dieses unterthänigst in Acht zu nehmen, und dessen Ansuchen an den Chur-Fürsten zu berichten, auch dessen Entschluß hierüber zu erwarten. Mit dieser Antwort ward der Trompeter abgefertigt, auch so gleich dem Chur-Fürsten das feindliche Begeren mit der Post zu erkennen gegeben, und in dessen die Thore verschlossen, auch inwendig mit Erde und Schutt verrammelt, und die Brücken Theils abgeworffen. Darauf ließ der Rath auch 400. ledige Pursche werben, und bewehrte dieselben, die denn auch hernach nebst der Bürgerschafft aufgeführet und auf die Wachen gestellet wurden.  
  Den 10. August riten die Kayserlichen von einem Dorffe zum andern Partey Weise, und stellten ihre Schild-Wachen sehr nahe an die Vorstädte, sie wurden aber, weil vom Schloß-Thurme und denen Pasteyen beständig unter sie gefeuert ward, zurück getrieben. Weil sich auch die Gefahr immer mehr und mehr vermehrte; in dem man den 10. August von einem Jungen eines Lieutenants, der sich nahe vor der Stadt mit seinem Pferde tummelte, erfahren hattte, daß auf denen nächsten Dörffern drey Standarten Reuter lägen, auch das Fuß-Volck und Geschütz bald folgen würde, so nahm der Rath nicht allein mehrere Hand-Wercks-Pursche in Dienste, sondern ließ auch noch gegen Abend mit Genehmhaltung des Oberst-Lieutenants auf der Pleissenburg einen Bürger von Düben, den er mit einem Pferde und zehen Reichs-Thalern Reise-Kosten versehen hatte, zum Thore hinaus, welcher erst nach Halle zu reiten, und, wo er da Schweden anträffe, dieselben um Beystand zu ersuchen versprochen hatte, hernach aber auch nach Dreßden reiten, und dem Chur-Fürsten die Beschaffenheit dieses Orts mündlich hinterbringen wollte.  
  Um den Mittag wurden ungefähr funfzig Musquetirer mit Wagen und Pferden zum Grimmischen Thore hinaus gelassen, etliche Kuffen Bier aus dem Spitale zu St. Johann hinein zu hohlen, brachten sie auch glücklich bis auf den letzten Wagen hinein, welchen sie nach scharffem Gefechte mit denen Kayserlichen im Stiche lassen, die Pferde ausspannen und sich wieder in die Stadt begeben musten. Dazu Mahl steckten auch die Kayserlichen bey 2000. Clafftern Flöß-Holtz an, davon das meiste verbrannte. Ob auch wohl Abends gegen vier Uhr dreyßig Musquetirer ausfiellen, und es zu löschen suchten, so wurden sie doch von der Kayserlichen Reuterey zurück getrieben, und konnten es nicht ins Werck richten. Unter dessen ward auch auf die  
  {Sp.1780}  
  Kayserlichen, welche den hinterlassenen Bier-Wagen abhohlen wollten, starck Feuer gegeben, und sie zum weichen genöthigt. Da sich auch folgende Nacht einige mit brennender Lunte sehen liessen, sparte man das Feuer-geben gleich Falls nicht, und nöthigte sie eben Falls zum weichen.  
  Den 11. August war alles stille bis auf den Abend ungefähr um sechs Uhr, da sich eine starcke Reuterey, je doch so entfernet von der Stadt sehen ließ, daß man sie mit keinem Geschütze erreichen konnte. Ungefähr drey Stunden hernach folgte auch das Fuß-Volck, welches sich stracks in die Vorstädte legte, und ohne Unterlaß auf die Mannschafft im Grimmischen Thore und in der Pastey Feuer gab, auch dem Gatter an selbigem Thore so nahe kam, daß es dasselbe mit Äxten entzwey zu hauen anfieng; doch ward es durch tapfere Gegenwehr wieder abgetrieben. Noch selbige Nacht wurden zwey starcke Batterien angelegt, so fieng auch das Fuß-Volck an sich starck zu verschantzen, und füllete Fässer mit Schutte aus, dahinter es sicher stehen konnte, gab auf die Bürgerschafft im Grimmischen Thore unaufhörlich Feuer, und pflantzte fünf Feuer-Mörser, die Stadt damit aufs ärgste zu beängstigen.  
  Den 12. dieses Monaths fieng der Feind an, Granaten und Feuer-Kugeln in die Stadt einzuwerffen, von welchen auch eine zündete, je doch bald wieder gedämpfet ward. Im Mittelst waren schon des vorigen Tages jung und alt beyderley Geschlechts in beyden Kirchen zusammen gekommen, und hatten GOtt ihre Noth geklagt, sich auch diesen Morgen wieder daselbst eingestellt.  
  Früh Morgens ungefähr um acht Uhr schickte der General-Feld-Marschall wieder einen Trompeter in die Stadt, welcher mündlich anbrachte: Was doch die Stadt gedächte, daß sie sich also wiedersetzte? Man sollte sich kurtz erklären, ob man bey dem Ernste bleiben, oder etwas anders gewärtig seyn wollte? Wo auch die Stadt zweifelte, daß der General-Feld-Marschall nicht in Person zugegen wäre, sollte sie Jemanden hinaus schicken, dagegen er einen andern herein schicken wollte, daß die abgeordnete mit ihm reden, und die grosse Kriegs-Macht zu Roß und Fusse selbst ansehn, und dem Rathe und der Bürgerschafft davon Bericht erstatten mögten.  
  Dieses beantwortete der Rath schrifftlich, und zeigte, wie dieses nicht allein mit der hohen Schule, sondern auch mit der Bürgerschafft zu überlegen in so kurtzer Zeit unmöglich wäre, des wegen er unterthänig bäte, bis auf den morgenden Tag Anstand zu ertheilen, und unter dessen mit Feuer einwerffen und eingraben inne zu halten, dazu er denn auch die seinigen anhalten wollte. Weil aber kein annehmlicher Entschluß erfolgt war, ward dadurch nicht nur nichts erhalten, sondern auch mit Feuer einwerffen viel hefftiger als zuvor fortgefahren.  
  Es entstund dero Wegen ein grosses Schröcken unter denen Leuten, welche sich vor denen Feuer-Kugeln in die Keller begaben, in grosser Menge aber auch in denen beyden Stadt-Kirchen, Paulliner-Collegio und dessen Kirche, Bibliothec, Auditorio und Creutz-Gängen enthielten und als sterbende ihre Seelen in GOttes Hände befahlen. Mehr als 50. Manns- und Weibs-Personen sprungen in solcher Angst bey dem Thomas-Thore über die Stadt-Mauern, und geriethen  
  {Sp.1781|S. 902}  
  in des Feindes Hände. Ja, es begaben sich ihrer viele nebst Weib und Kindern auf das Rath-Haus, und baten den Rath mit vielen Seuffzen und Thränen um GOttes und des jüngsten Gerichts Willen um einen leidlichen Vergleich anzusuchen.  
  Im Mittelst ward das Feuer-Einwerffen beständig fortgesetzt, welches auch an einem Orte gefährlich zündete, und brannte. Als dieses der Feind vor der Stadt sahe, frohlockte er sehr darüber und ließ noch hefftiger fortfahren. Es näherte sich auch das Fuß-Volck dem Grimmischen Thore und denen Stadt-Mauern in guter Ordnung, und feuerte unaufhörlich aus Musqueten gegen die Stadt, hielt sich auch dieselbe zu ersteigen fertig. Etliche kamen auch wieder mit Äxten an das Gatter, und zerhieben dasselbe, da denn ein Ingenieur eine Petarde anschrauben wollte, aber darüber erschossen ward.  
  Ehe man noch zu weiterm Ernste schrite, schickte der General-Feld-Marschall noch einen Trompeter mit einem Schreiben in die Stadt, darinnen er sie noch Mahls zu gütlichem Vergleiche ermahnte, da sie zu Mahl kein geworbenes Volck bey sich hätte; ließ auch einflüssen, daß dieses das letzte Mahl seyn würde, daß er sie beschickte. Eines weitern Aufschubes hätte sie nicht zu getrösten, und sie könnte leichte ermessen, daß es vielleicht viele lieber anders sehen mögten, daher er keinen Augenblick Zeit zu verlieren hätte. Sie würde sich also darnach richten und ihm so gleich antworten, auch mit dem Trompeter einige abgeordnete hinaus schicken.  
  Weil sich nun viele von der Bürgerschafft und denen Hand-Wercks-Purschen aufs Schloß gezogen hatten, die andern aber abgemattet waren, auch das Heulen und Winseln derer Kinder immer zunahm, ward zu Mittage um 11. Uhr auf dem Nicols-Thurme eine weisse Fahne zum Fenster hinaus gesteckt und bald darauf nach erlangtem Still-Stande und freyen Passe einige abgeordnete von der hohen Schule, dem Rathe und der Bürgerschafft hinaus geschickt, welche zwar der General erstlich, weil dessen Kayserlichen das vorige Jahr von denen Chur- Sächsischen so übel mitgespielt worden war, übel anließ, ihnen aber doch nach angezeigten Entschuldigungen den ehemahligen Vergleich, welcher in sehr wenigen Stücken, davon Vogel l.c. ... nachgesehen werden kann, verändert war, wieder einräumte.  
  Es baten aber auch die abgeordnete diesem Vergleiche die zu Lepzig befindlichen Waaren derer fremden Kauff-Leute einzuverleiben, wozu sich aber anfänglich der General nicht verstehen wollte, endlich aber ward doch darein gewilliget, und, ob es schon dem Vertrage nicht einverleibet worden wäre, fest darüber zu halten versprochen. Nach getroffenem Vergleiche ward das Grimmische Thor eröffnet, wodurch nach Mittage gegen zwey Uhr die abgeordnete wieder hinein kamen, denen ein Regiment Kayserliche zu Fusse 1500. Mann starck nachfolgte, von dem etliche in die Peters-Strasse gegen das Schloß geführt wurden; worauf auch der General-Feld-Marschall in die Stadt kam, und anordnete, wie man gegen das Schloß graben und schantzen sollte.  
  In der Stadt verübten in dessen die einqvartirten Soldaten grossen Muthwillen mit plündern, und ob wohl der General sein äusserstes Miß-Vergnügen darüber zu erkennen gab, auch dieses öffentlich verbieten  
  {Sp.1782}  
  ließ, und die Übertreter ernstlich straffte, so konnte doch dem Muthwillen nicht genug gesteuert werden. Endlich verlangte auch der General ausser denen 15000. Thalern noch 200000. Courtesie-Geld; doch ward dieses bis auf 85000. herunter gebracht, und mit grosser Beschwerung angeschafft.  
  Der Festung Pleissenburg aber ward in dessen ernstlich zugesetzt, und dieselbe so wohl mit Musqueten als Stücken beschossen, auch eine Mine anzubringen versucht, es stellte sich aber der inliegende Oberst-Lieutenant tapfer zur Gegenwehr, und erklärte sich ausdrücklich: er wäre nicht gesinnet die Festung aufzugeben, sondern wollte seinen Eid und hohe Pflicht in Acht nehmen, und sich mit denen seinigen bis auf den letzten Bluts-Tropfen wehren. Weil also der Festung, alles angewandten Fleißsses ungeachtet, vor ietzo nichts anzuhaben war, hub man die Belagerung auf.  
  Weil aber der General-Feld-Marschall Holcke schon weggezogen war, begerte der General-Feld-Marschall-Lieutenant von Hatzfeld vor sich von der Stadt noch ein Praesent von 15000. Thalern, ie doch stund er auf inständiges Anhalten wieder davon ab. Hingegen nahm er bey seinem den 16. August erfolgtem Aufbruche wegen des noch nicht völlig abgetragenen Courtesie-Geldes einige vom Rathe als Geisseln mit sich, ließ auch das noch übrige Pulver und Bley in des Raths Zeug-Hause wegnehmen und fortführen.
  • Heidenreich.
  • Schneider.
  • Theatr. Europ. III.
  • Pufendorff Schwed. Teutsche Kriegs-Gesch. ...
  • Schoch Phil. Leipzig. Kriegs- und Friedens-Schäfferey ...
  • Vogel l.c. ...
  Eine Haupt-Ursache, daß die Kayserlichen die Stadt so bald wieder verliessen, mogte wohl die unter ihnen einreissende Pest seyn. Vogel l.c. ...
  Den 17. dieses Monaths wurden die Thore noch wegen derer herumstreiffenden Parteyen zugehalten, und hohlte die Bürgerschafft an diesem Tage ihr Gewehr wieder vom Rath-Hause. Der Commendant auf der Pleissenburg aber ließ die Festung noch bis den folgenden Tag verschlossen halten, da er denn, weil es gleich Sonntag war, nach verrichtetem Gottes-Dienste das Brücken-Thor eröffnete, und die Hand-Wercks-Pursche, wie auch das andere Manns-Volck, so sich ungefähr auf 200. Mann erstreckte, und sich aus der Stadt in das Schloß begeben hatte, wieder entlassen. Vogel l.c. ...
  Den 20. August kamen 270. Chur-Sächsische Soldaten zu Fusse in die Stadt, welche aber den 27. dieses Monaths schon wieder abgeführt wurden. Vogel l.c.
  Den folgenden Tag kam ein Geschrey, daß der Feind wieder ankäme, welches wieder grosse Furcht erregte und verursachte, daß viele das ihrige in die Stadt fleheten, weil es aber nur Chur-Sächsisches Volck gewesen war, verlor sich die Furcht bald wieder. Vogel l.c. ...
  Den 29. August schickte der General-Feld- Marschall Holcke einen Trommel-Schläger und Trompeter nach Leipzig, das rückständige Courtesie-Geld abzuhohlen, welches auch verabfolget ward. Vogel l.c.
  Den 17. Sept. zog des Obersten Vitzthums Regiment in der Stadt ein, welches aber den 11. Octobr. wieder aufbrach. Vogel l.c. ...
  Den 21. Sept. versetzte eine verdrüßliche Zeitung wegen eines  
  {Sp.1783|S. 903}  
  feindlichen Anzuges die Stadt schon wieder in grosses Schröcken, des Wegen auch den folgenden Tag der Anfang mit Flüchten gemacht ward, und vielleicht noch weiter darinnen fortgefahren worden wäre, wo nicht der Rath selbiges untersagt hätte; wie denn auch der Oberste Vitzhum keinen zum Thore hinaus lassen wollte. Vogel l.c.
  Es ward zwar auch die Michaelis-Messe gewöhnlicher Massen eingeläutet, war aber, wie bey solchen Umständen leichte zu vermuthen, sehr schlecht. Vogel l.c.
  Hierzu kam noch, daß sich nach der Belagerung eine geschwinde Pest ereignete, welche bis in Dec. anhielt. Vogel l.c. ...
1634 Den 13. Mertz des 1634. Jahres kamen 338. Soldaten unter dem Obersten von Wolffersdorff in die Stadt, welche zu vielem Mißvergnügen Anlaß gaben. Vogel l.c. ...
  In eben diesem Monathe ließ der Rath die Gesetze und Verordnungen der Thomas-Schule übersehen und bekannt machen. Vogel l.c.
  Zu Ende dieses Monaths ward auch so wohl von der hohen Schule als dem Rathe eine neue Kleider-Ordnung abgefasset, und an denen Kirch-Thüren angeschlagen. Vogel l.c. ...
  Den 9. May zog der Oberste Wolffersdorff mit seiner unterhaben Mannschafft aus, hingegen wurden zwey Compagnien von Zwenckau in die Stadt erfordert, und von der Bürgerschafft verpfleget. Vogel l.c.
  Den 27. May ward das Hällische Pförtgen, welches drey Jahr lang verschlossen gewesen, wieder eröffnet, und von denen Vorstädtern in dieser Gegend über den Stadt-Graben eine Brücke gebauet. Vogel l.c.
  Den 25. und 27. Sept. entstund eine grosse Furcht vor denen Schweden, des Wegen viele mit ihrem Vieh und Habseeligkeiten in die Stadt flüchteten, unter denen Stadt-Thoren aber alle, bis auf das Grimmische und Ranstädtische, gesperrt waren. Vogel l.c. ...
  Den 1. Octobr. lieff so gar Bericht ein, daß die Schweden, als nunmehrige Feinde auf Leipzig losgehen wollten, und den 16. ward diese Zeitung bestätiget, welches denn verursachte, daß viele von hier an sichere Örter flüchteten; denen Bürgern aber ließ es der Rath untersagen. Im Mittelst räumten die Thor-Leute ihre Habseeligkeiten hinein; und wurden auch von andern herumgelegenen Städten viele hundert Fuder Hausrath hinein gebracht. Vogel l.c. ...
  Den 22. Nouember ward diese böse Zeitung wiederhohlet, und hierdurch verursachet, daß noch mehrere das ihrige in die Stadt fleheten. Vogel l.c. ...
  Weil auch vielfälltig wieder des Raths erlangte Freyheit, daß keiner binnen einer Meil Weges in und ausser der Stadt fremdes Bier schencken sollte, gehandelt ward, kam der Rath bey dem Chur-Fürsten klagend ein, und erlangte die Erneurung und Bestätigung solcher Freyheit. Vogel l.c. ...
  In diesem Jahre ward auch die durch die letzte Belagerung übel zugerichtete Pleissenburg wieder aufs beste ergäntzet und angerichtet. Vogel l.c. ...
1635 Den 20. April des 1635. Jahres entstund eine gefährliche Feuers-Brunst, welche sechs Häuser zum Teil gäntlich verderbte, zum Theil beschädigte. Vogel l.c. ...
  Den 21. April ward ein Müntz-Mandat bekannt gemacht. Vogel l.c.
  Den 7. May entstunden in einem Tage zwey Feuers-Brünste, die ie doch  
  {Sp.1784}  
  bald gelöscht wurden. Vogel l.c.
  Im Iulio gelangte der Chur-Fürst mit zwey Regimentern zu Fusse und etlichen Feld-Stücken in Leipzig an, sammlete auch sein gantzes Heer, welches sich auf 32000. Mann belieff, daselbst, und ließ es den 22. und 23. Iul. mustern, ertheilte auch den 31. Iulii denen angelangten Schwedischen Gesandten, welche wegen des Pragischen Friedens-Schlusses Vorstellung thaten, Audientz.
  • Theatr. Europ. III. ...
  • Pufendorff Schwed. Teutsche Kriegs- Gesch. ...
  • Chemnitius Beschr. des Schwed. Krieges.
  • Vogel l.c. ...
  Den 25. Sept. liessen der Rath und Amt-Mann Patente anschlagen, darinnen auf Chur-Fürstlichen Befehl allen Unterthanen geboten ward, auf die herumstreiffenden Partey-Gänger und Schnapp-Hähne Achtung zu geben, und sie zu gefänglicher Hafft zu bringen. Vogel l.c. ...
  Den 4. Octobr. ward auch ein Chur-Fürstlich Auocations-Edict angeschlagen. Vogel l.c.
1636 Fast zu Anfange des 1636. Jahres lieffen betrübte Nachrichten vom Anzuge derer Schweden ein, welche Zeitung auch ein Courier vom Chur-Fürsten, der den 17. Ian. zur Nacht anlangte, bestätigte und dem Commendanten auf der Festung nebst dem Rathe zu wissen that, daß sie sich gegen den anrückenden Feind rüsten, und alles wohl in Acht nehmen sollten; darauf denn auch noch in selbiger Nacht anbefohlen ward, daß sich die Bürgerschafft, so bald das Spiel gerühret würde, mit Ober- und Unter-Gewehr auf dem Marckte, die Defensioner aber vor dem Schlosse einfinden sollten. Folgenden Tages wurden auch die Thore stärcker besetzt, die Pförtgen und das Barfüsser-Thor geschlossen und die Brücken abgetragen. Vogel l.c. ...
  Den 27. Ian. kam ein Bote mit einem Schreiben vom General Banner an den Rath, darinnen ein Stücke Geld und Prouiant vor das Schwedische Kriegs-Heer begert ward. Man ertheilte aber nicht ein Mahl Antwort darauf. Vogel l.c. ...
  Nachgehends ward aber Mahls ein Mandatum auocatorium bekannt gemacht. Vogel l.c. ...
  Den 1. Febr. ward das Bünauische Regiment in die Stadt gelegt. Vogel l.c. ...
  Den 10. Febr. kam Zeitung, wie übel die Schweden mit Naumburg verfahren, und es mit Leipzig noch ärger zu machen gedrohet hätten. Vogel l.c.
  Im August-Monathe und zu Anfange des Septembers wütete wieder die Pest in der Stadt. Vogel l.c. ...
  Den 11. Octobr. wurden noch zwey Regimenter in die Stadt gezogen, und, weil sie die Bürgerschafft nicht allein erhalten konnte, eine Anlage auf die ausfahrenden Last-Wagen geschlagen. Vogel l.c. ...
  Den 27. Octobr. kamen zu denen vorhergehenden noch 4. Compagnien Reuter und ein Regiment zu Fusse, 10. Compagnien starck. Vogel l.c.
  Den 22. Nou. ward denen Bürgern in der Stadt und Vorstädten angesaget, ihre Häuser vor denen Thoren innerhalb 14. Tagen abzubrechen, daß die Vorstädte der Stadt bey einem feindl. Angrieffe nicht schädlich seyn mögten. Vogel l.c. ...
  Den 28. dieses Monaths aber ward auf Chur-Fürstlichen und des Commendantens in der Pleissenburg Befehl vor dem Thomas-Thore bey und in dem Schloß-Graben eine Batterie aufgeworffen, und Pallisaden darauf gesetzet.  
  {Sp.1785|S. 904}  
  Vogel l.c. ...
  Den 30. dieses Monaths wurden die einqvartirten Soldaten aufgefordert, und in Gegenwart des Chur-Fürstens gemustert. Vogel l.c.
  Den 10. Dec. brach der Chur-Fürst von Leipzig auf, und versprach den Obersten August Adolphen von Trandorff mit seinem Regimente hinzuschicken, worauf sich die Stadt zubereiten mögte. Vogel l.c.
  Weil aber gedachter Oberster nicht so gleich nach des Chur-Fürstens Aufbruche zu Leipzig seyn konnte, ward in dessen das Commando seinem Bruder dem Oberst-Lieutenante und Commendanten auf der Pleissenburg aufgetragen. Vogel l.c. ...
  Unter dessen ward nichts verabsäumet, das, so zu besserer Befestigung und Erhaltung der Stadt nöthig schien, ins Werck zu richten. Den 25. Dec. kam endlich auch der Oberste, als verordneter Commendant der Stadt, an, und nahm mit dem Rathe gebührende Abrede. Vogel l.c. ...
  Den 29. berichtete der Rath die bevorstehende Gefahr an den Chur-Fürsten, und bekam Beystand. Vogel l.c. ...
  Den 30. kam auch der oberste Lieutenant Johann Fabian von Ponickau mit seinen 5. Compagnien daselbst an, und zog da Mahls auf des Commendanten Anordnung die Bürgerschafft aus allen 4. Viertheilen der Stadt in völliger Rüstung mit klingendem Spiele und flügenden Fahnen, nach dem sie sich auf dem Marckte in Ordnung gestellet hatte, vor des Commendanten Wohnung vorüber, und gieng hernach wieder aus einander. Vogel l.c. ...
  Es schickte auch diesen Tag der Schwedische General-Kriegs-Commissarius, Müller, ein Schreiben aus Weissenfels an die Stadt, darinnen er aller Hand Anforderungen machte, worauf aber so wenig, als auf das vom General Banner geantwortet ward. Man bemühete sich hingegen, bey einem etwa erfolgenden Angrieffe zum voraus gute Anstallten zu machen, und sich in Gegen-Verfassung zu setzen; wozu auch die hohe Schule und der Rath nach Vermögen behülfflich waren. Vogel l.c.
1637 Den letzten Tag dieses Jahre gaben die Bürger in denen Vorstädten ein bewegliches Schreiben an den Rath ein, daß ihre Häuser nicht irgend in Brand gestecket werden mögten, welches der Rath den 1. Ian. des 1637. Jahres dem Commendanten vortrug, und auch gar gute Vertröstung erlangte. Vogel l.c. ...
  An eben diesem Tage ward das Commiss-Meel aus der Stadt um mehrerer Sicherheit Willen auf die Pleissenburg geschaffet, und versprach auch der Commendante auf derselbigen, wo Mangel vorfielle, wieder etwas herunter folgen zu lassen. Vogel l.c. ...
  Weil auch gemeldet ward, wie sich etliche Schwedische Reuter ohne Standarten sehen liessen, ward aus iedem Viertheile eine Corporalschafft zur Wache aufgefordert, ferner durch die Zimmer-Leute, Mäurer und andere Tag und Nacht auf denen Pasteyen im Zwinger und in denen Brust-Wehren gearbeitet, wie auch denen Fischern, ihren Gesellen und andern dazu gedingten anbefohlen, täglich im Stadt-Graben zu eisen, und die Wasser offen zu behalten. Vogel l.c.
  Den 2. dieses langte wieder ein Schreiben vom General Banner an, darinnen er sich befragte, ob ihm die Stadt ihre Thore öffnen, und sich freundlich gegen sein Volck bezeigen wollte, weil er wiedrigen Falls  
  {Sp.1786}  
  gezwungen wäre, sich derer in Händen habenden Mittel gegen sie zu bedienen. Darauf antwortete der Rath nach vorhergegangener Überlegung mit der hohen Schule und mit Vorwissen des Commendanten: wie dieses nicht in seinem Vermögen stünde; sinte Mahl der Chur-Fürst einen besondern Commendanten mit einigen Regimentern in die Stadt geleget, und ihn an selbigen gewiesen hätte, des Wegen er ihn vor entschuldigt halten, und nichts wiedriges gegen die Stadt unternehmen würde.  
  Den Tag darauf kam auch ein Schreiben an den Commendanten, darinnen er ermahnet ward, die Stadt zu übergeben und das Unglück so vieler 1000. Seelen abzuwenden, worüber man den schleunigen Entschluß desselben erwartete; woferne er aber länger auf seiner Widersetzlichkeit und Meynung, die Stadt zu beschützen, beharren wollte, wäre man nicht gesonnen, einen Tag länger zu warten, sondern wollte ihn auf solche Weise mit seinen unterhabenden Soldaten lieber in der Stadt wissen, als ihm vergönnen, sich an andere Örter zu wenden.  
  Der Oberste beantwortete dieses so gleich wieder, entschuldigte die Stadt noch Mahls, und fügte hinzu, wie man ihn nicht verdencken würne, wenn er seiner Pflicht ein Gnügen leistete, und die Stadt, wie ihm befohlen worden, beschützte, da es ihm auch über dieses schimpflich seyn würde, einen solchen Ort mit so guter Besatzung zu verlassen. Da es nun dem Generale selbst wohlgefielle, wenn er einem eine Post untergäbe, daß er thäte, was Herren-Dienste erforderten, daneben aber auch auf seine eigene Ehre sähe, so würde er ihn um so viel eher entschuldigt halten.  
  Unter dessen machte man gute Anordnungen in der Stadt, weil man sich nichts gewissers, als eine Belagerung einbildete; der Feind aber zog den 4. Ian. bey der Stadt vorüber nach Tauche und Eilenburg zu, da denn die Leipziger Gelegenheit bekamen, aller Hand Nothwendigkeiten in die Stadt zu schaffen. Der Chur-Fürst vertröstete auch den Commendanten auf Entsatz, und war mit seinem Bezeigen gar wohl zu Frieden. In dessen waren auch zwey Ausfälle geschehen, die auch gar gut abgelauffen waren Weil aber in der Zeit einige gemeine Soldaten in die Vorstädte gegangen waren, denen armen Leuten die Häuser erbrochen, und grossen Schaden gethan, auch die Plancken umgerissen, Holtz daraus gemacht und dasselbe verkaufft, so geschahe Verfügung, daß dergleichen nicht wieder geschehen könnte.  
  Mittler Zeit arbeitete man auch an einem Durchschnidte, das Wasser aus der Pleisse in den Stadt-Graben zu bringen, und ließ Hand Granaten und etliche 1000. Fuß-Eisen verfertigen. Da auch das Grimmische Thor bis den 11. Ianuarii eröfffnet war, fleheten die Vorstädter, wie auch das Land-Volck, vielen Hausrath, Vieh, Getraide u.d.g. hinein; die Bürger aber liessen noch etliche 100. Cl. Flöß-Holtz hinein führen. Nicht weniger ward eifrig in der Befestigung fortgefahren, und nahm der Rath auch noch über 200. Hand-Wercks-Gesellen in Bestallung, und bewehrte sie.  
  Den 12. Ian. ließ sich der Feind wieder mit hellen Hauffen vor der Stadt sehen, begab sich in die Vorstadt, plünderte das Hospital, und fieng an mit Musqueten in die Stadt zu schüssen, darauf man aber die Antwort nicht schuldig blieb. In  
  {Sp.1787|S. 905}  
  der Stadt aber theilte man nunmehro die Posten und Wachen ordentlich ein, und verordnete auch, wie man sich wegen Feuers-Gefahr in guter Bereitschafft halten sollte. Nach Mittage um 2. Uhr kam ein Trompeter an die Stadt, welcher mündlich anbrachte, der General begerte zu wissen, ob der Commendante accordiren, oder die Stadt im Rauche aufgehen lassen wollte? bekam aber zur Antwort, man könnte ihm nichts zu Willen seyn.  
  Die Nacht über gab man hierauf überaus starck Feuer hinaus, ward aber bey anbrechendem Tage gewahr, wie sich der Feind hin und wieder auch in etlichen der Stadt nahe gelegenen Häusern verschantzet, und Stücke gepflantzet hatte, darauf er um 8. Uhr anfieng viele Feuer-Ballen und Steine zu 60. 70. 80. bis 100. Pfund schwehr aus grossen Feuer-Mörsern einzuwerffen, wie auch aus grossen und andern Stücken Granaten und glüende Kugeln hinein zu spielen, desgleichen aus kleinen Stücken und Falconetten zu schüssen. Die belagerten aber liessen sich gleich Falls nicht faul finden, und feuerten eben Falls beständig hinaus, spielten auch den 14. Ian. mit einem Mörser, der 30. Pfund warff, hinaus, und liessen noch diesen Tag den Seiger aufzühen.  
  Darauf brachten sie auch ein Stück, die faule Magd genennt, welches anderthalben Centner Eisen warff, und noch etliche Mörser, auf den Wall, brauchten sie gegen den Feind, und brachten ihm, weil sie offte Trompeten und Paucken hören liessen, gar auf die Gedancken, daß auch Reuterey darinnen liegen müste. Was nun ieden Tag so wohl von denen belagerern als belagerten vorgenommen worden, von innen und aussen vor Schade geschehen sey, auch wie der Chur-Fürst den Commendanten und Rath zur tapfern Gegenwehr ermahnet, und auf Entsatz, welcher auch endlich anrückte, getröstet habe, ist hier zu weitläufftig anzuführen, kann aber der Länge nach bey Vogeln l.c. ... nachgesehen werden.
  Den 20. Ian. ward wieder ein Trommel-Schläger an den Commendanten geschickt, welcher ihn mündlich fragen muste, ob er die Stadt aufgeben, und einen leidlichen Vergleich eingehen wollte; wiedrigens Falls sollte der General-Sturm vor sich gehen, und nach Eroberung der Stadt auch des Kindes in Mutter- Leibe nicht verschont werden. Es ward ihm aber zur Antwort: Seines Herrn Suchen könnte nicht Statt finden. Wollte er einen Sturm versuchen, so müste mans gewärtig seyn. Er würde aber auch Leute und tapfern Wiederstand vor sich finden. Den folgenden Tag ward wieder Anfrage gethan, aber gleiche Antwort ertheilet.  
  Den 6. Febr. schickte der General noch einen Trommel-Schläger ans Thor, und ließ den Commendanten fragen: ob er nunmehro Ehre gnug, daß er sich so lange gehalten, und die Stadt übergeben wollte? erhielt aber wieder abschlägige Anwort. Ob man sich nun schon auf einen General-Sturm gefaßt machte, so hub doch der Feind unvermuthet die Belagerung auf, und zog wieder seines Weges. Darauf ließ man, ungeachtet noch eine starcke Reuterey vor der Stadt stund, die feindlichen Batterien niederreissen, und die Schantz-Körbe in die Stadt bringen, dabey man sich denn sonderlich über die festgebaueten und wohlverwahrten Schantzen, auch sehr dichte gepfloch-  
  {Sp.1788}  
  Schantz-Körbe verwundern muste.  
  Nachgehends war man bemüht, das schadhaffte an denen Festungs-Wercken wieder auszubessern, auch in der Stadt selbst, welche durch das entsetzliche Feuer- und Kugel-einwerffen sehr verwüstet war, wieder herzustellen, und die Collegia, welche sehr gegen den Feind gebraucht worden waren, folglich auch sehr gelidten hatten, zu räumen und wieder zum Gebrauche zuzurichten. Vogel l.c. ...
  Nachgehends entstund zwar eine neue Furcht wegen einer Belagerung, sie war aber ungegründet. Vogel l.c.
  Darauf entband man auch die Bürgerschafft und übrigen ihrer bisherigen Dienste, und führte die Soldaten nach und nach wieder ab. Sonst war die Stadt ausser dem auch noch in diesem Jahre mit Pest und Theurung geplagt. Vogel l.c. ...
1638 Im folgenden Jahre ward die neue Jahrs-Messe gewöhnlicher Massen eingeläutet und von vielen fremden Kauff-Leuten auch aus entfernten Landen wieder besucht. Vogel l.c.
  In diesem Jahre ward auch die Nicols-Schule, welche bisher, wegen der Pest geschlossen gewesen war, wieder eröffnet. Vogel l.c. ...
  Weiter bestätigte da Mahls Kayser Ferdinand der III. die Meß-Freyheiten aufs neue, wie denn auch von denen folgenden Kayser geschehen.
  • Lünig Reichs-Archiu. Part. Spec. Contin. IV. Th. II. Forts. Abth. IX. Abs. X. ...
  • Pfeffinger ad Vitr. Iuspubl. ...
  • Vogel l.c. ...
  Ferner ward vom Rathe eine Armen-Ordnung gemachet, und in Druck gegeben. Vogel l.c. ...
  Endlich war auch zu Anfange des Nouembris eine Creiß-Versammlung daselbst.
  • Müller Sächs. Ann. ...
  • Vogel l.c. ...
1639 Das 1639. Jahr war aber Mahls sehr gefährlich. Denn ob wohl die neue Jahrs-Messe eingeläutet ward, so kamen doch wegen Unsicherheit auf denen Strassen sehr wenig fremde dahin. Vogel l.c. ...
  Über dieses kam immer eine Post über die andere, welche mitbrachte, wie die Schweden etwas gegen die Stadt unternehmen wollten; daher ein grosses Flüchten, so wohl in als aus der Stadt entstund. Vogel l.c. ...
  Doch kam den 31. Ian. der General-Kriegs-Commissarius Joachim Schleinitz mit seinem Regimente 700. Mann starck hinein, welches auch bis ins Jahr 1642. zur Besatzung darinnen liegen blieb. Vogel l.c. ...
  So hielt auch die Theurung noch sehr starck an, und war die Hungers-Noth der Massen groß, daß sich armen Leute nicht scheueten, die toden Äser zu verzehren. Vogel l.c. ...
  Nicht weniger muste die Stadt von denen eingelegten Soldaten grosse Drangsalen ausstehen. Vogel l.c. ...
  Sonst feyerte auch in diesem Jahre so wohl die hohe Schule, als die Stadt, ie doch auf unterschiedene Tage, ein Jubel-Fest wegen des eingeführten Evangelischen Glaubens. Vogel l.c. ...
1640 Im folgenden 1640. Jahre gieng es, was die Kriegs-Gefahr anbetraff, nicht viel besser her, als im vorigen, und der General Königsmarck ließ so gar dem Rathe zuentbieten, die Vorstädte und die um Leipzig liegenden ihm zuständigen Dörffer entweder auszulösen, oder sie sollten im Rauche aufgehen. Vogel l.c. ...
  Zwey Tage zuvor ließ er sich auch nahe bey der Stadt sehen, und verlangte 24000. Reichs-Thaler, erhielt aber aus denen Stücken  
  {Sp.1789|S. 906}  
  von der Pleissenburg und Peters-Pastey Antwort. Vogel l.c.
  Den 10. Iunii entstund an verschiedenen Orten Feuer, welches doch bald wieder gelöschet ward. Vogel l.c. ...
  Den 18. dieses Monaths war wieder grosses Wasser. Vogel l.c.
  Den 24 als am Johannis-Tage aber feyerten die Buchdrucker daselbst ihr Iubilaeum, weil gleich 200. Jahre verflossen waren, daß sie erfunden worden war. Vogel l.c.
1641 Im 1641. Jahre verursachten gleich Falls die mancherley Nachrichten und Streiffereyen noch manche Furcht und Unruhen. Vogel l.c. ...
  Den 30. August aber ward der Merseburgische Stiffts-Tag hier im Amt-Hause gehalten. Vogel l.c. ...
  Ferner ward auch in diesem Jahre das Petriner-Collegium wieder angerichtet, und vom Chur-Fürsten das Holtz dazu geschencket. Vogel l.c.
1642 Den 18. Octobr. des 1642. Jahres ward ein Ober-Sächsischer Creiß-Tag hierselbst gehalten. Vogel l.c. ...
  Nachgehends muste die Stadt noch in diesem Jahre ein hartes ausstehen, in dem sie zwey Mahl vom Feinde belagert ward. Das erste Mahl wehrte sie sich zwar ziemlich, und muste der Feind auch wegen des herannahenden Entsatzes die Belagerung aufheben; das andere Mahl aber wurden so wohl die Stadt, als das Schloß, ob sie sich gleich Anfangs gut hielten, und dem Feinde viel zu schaffen machten, von beyden Befehlshabern zu höchster Bestürtzung der hohen Schule, des Raths und der Bürgerschafft, welche nichts darum wusten, übergeben, des Wegen auch die beyden Commendanten vom Chur-Fürsten zur Verantwortung gezogen wurden, die Stadt aber auch ein so viel härters über sich ergehen lassen muste. Von allem ist weitläufftige Nachricht bey Vogeln l.c. ... anzutreffen.
1643 Den 12. Iun. des 1643. Jahres entstunden zwischen denen Studenten und einqvartirten Sodaten Händel; nach welcher Zeit sich kein Soldate mehr nach dem Zapfen-Streiche auf der Gasse finden lassen durffte. Vogel l.c. ...
  Wie auch die Schweden zuvor einen Sächsischen Geleits-Einnehmer entsetzt hatten, so entliessen sie nunmehro auch den Sächsischen Post-Meister und verboten Zeitungen an fremde Örter zu schreiben. Vogel l.c. ...
  Endlich wütete auch die Pest wieder in diesem Jahre. Vogel l.c. ...
1644 Unter andern verwüsteten die Schweden im 1644. Jahre den schönen Gottes-Acker vor dem Grimmischen Thore, und machten alles zu nichte. Vogel l.c. ...
  Es muste auch nachgehends die Stadt immer wegen derer Chur-Sächsischen und Kayserlichen in Furchten stehen, die ihr auch hier und da durch ihre Streiffereyen Schaden zufügten. Vogel l.c. ...
  Weil aber die Leipziger Messen durch dergleichen Streiffereyen, die von denen Schweden offt selbst gegen die ab und zuzühende Kauff-Leute gerichtet waren, nicht wenig Schaden lidten, so ließ der General Torstensohn des Wegen einen öffentlichen Freyheits-Brief ertheilen. Vogel l.c. ...
1645 Im 1645. Jahre ward die Börse, welche etliche Jahre verschlossen gewesen war, wieder eröffnet. Vogel l.c. ...
  Weiter ward auch in selbigem Jahre so wohl von Chur-Sachsen als dem Schwedischen General-Maior Apel Lilie ein Müntz-Befehl angehefftet. Vogel l.c. ...
  In diesem Jahre ward auch der  
  {Sp.1790}  
  Stille-Stand zwischen Schweden und Sachsen getroffen, und denen erstern Stadt und Schloß gelassen. Vogel l.c. ...
  Den 9. Septembr. aber ergossen sich die Wasser hier herum vom Regen der Gestallt, daß man vor dem Rahnschen Thore und an andern Orten mit Kähnen fahren muste. Vogel l.c.
1647 Im 1647. Jahre machte der Rath wegen Ablohnung derer Zimmer-Leute, Mäurer und anderer Tagelöhner eine Verordnung. Vogel l.c. ...
1648 Im 1648. Jahre schenckte der Oberst-Lieutenant Wolffgang Meurer der hohen Schule das Fürsten-Haus mit dem dabey gelegenen Garten, welcher zum Horto medico angerichtet werden sollte, weil der vorige bey dem Grimmischen Thore wegen des Festungs-Baues eingezogen worden war. Vogel l.c. ...
  Daß den 29. Dec. wieder ein Creiß-Tag daselbst gewesen sey berichtet Müller Sächs. Annal. ...  
1649 Den 27. Iulii des 1649. Jahres zwischen Abends war wieder ein harter Streit zwischen denen Soldaten und Studenten. Vogel l.c. ...
     

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Stand: 18. August 2013 © Hans-Walter Pries