| Stichwort | 
Text | 
Quellenangaben und Anmerkungen | 
| 1713 | 
In dem 1713 Jahre war
				
				Herr Wolf abermahls 
mit der Beschreibung einer andern von dem 
gedachten Leupold erfundenen 
Maschine beschäfftiget. 
Herr Hauksker aus Engelland hatte eine neue 
				Art der 
Lufft-Pumpe mit zwey Stiefeln und Ventilen von 
Blase gemacht, die in den Supplementen zu den 
				Actis Eruditorum und zwar in deren fünften 
				Bande auf der 
403 Seite beschrieben wird. Herr Leupold machte dieselbe bald nach, und 				
				
				veränderte sie nach seiner 
			Gewohnheit hin und wieder. Herr 
Wolf hielte 
diese von Leupolden 				
				verbesserte Lufft-Pumpe 
vor würdig, solche 
in den Actis Eruditorum zu beschreiben, welches auch im 
Februar geschehen ist. | 
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Nachher schritte Herr Wolf zu einer 
Vertheidigung. Er hatte im September des 1710 
Jahres von den Actis Eruditorum des | 
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{Sp. 563|S. 295} | 
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Herrn Johann Freinds Praelectiones chymicas recensiret; dem Auszuge aber 
einiger 
				Erinnerungen wider dieselbe eingestreuet. 
Da Herrn Freinden dieser 
				Theil 
der Actorum eingehändiget wurde, und er die widrige Beurtheilung seines 
				Buches 
durchlaß, ward er über selbige nicht 
wenig ungehalten, und sahe man daher von ihm 
im September des folgenden 1711 Jahres der Transactionum 
Anglicanarum eine 
					Schrifft, welche überschrieben war:
Praelectionum suarum Chymicarum vindiciae, darinne er 
auf die Sammler der Actorum Eruditorum  losgieng. Herr 
Wolf 
hielte sich vor schuldig, die 
Ehre dieser 
				Männer, 
besonders da er die 
				Gelegenheit zu dieser Streit-Schrifft gegeben hatte, zu vertheidigen. Er 
				schrieb 
eine responsionem ad imputationes Johannes Freindii in Transactionibus 
Anglicanis, die man dem Junius des 1713 Jahres von den 
Actis Eruditorum, ohne daß man Herrn Wolfen mit
				Nahmen
				genennet hätte, einverleibete.  | 
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So stehet auch Herrn Wolfens Nahme nicht bey zwey andern 
von ihm in die Acta dieses 
Jahres eingesendeten Stücken. Das erstere 
stehet im Julius, und ist weiter nichts als des 
Herrn Johann Craigs additio ad Schediasma delinearum 
curvarum longitudine Arctis[1] A. 1710. p. 352. insertum, das Herr 
Wolf aus den Transactionibus Anglicanis
genommen 
hat; das andere hingegen, so man im Augusto 
findet, ist eine relatio de novo barometrorum et thermometrorum 
concordantium genere, deren 
Erfinder Daniel 
Gabriel Fahrenheit ist. Er ist selbst bey Herrn 
Wolfen gewesen, und hat sie ihm gezeiget. Weil 
nun Herr Wolf ihren vortreflichen 
				Nutzen einsahe, 
so 
				meynte er den Liebhabern der Mathematick 
einen Gefallen zu 
				thun, und dem Erfinder eine 
besondere Ehre zu erweisen, wenn er davon 
öffentliche Nachricht ertheilete. | 
	
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[1] | 
		HIS-Data: korrigiert aus: Artis | 
	 
 
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Das fürnehmste und letzte Wolfische 				
				Werck 
im 1713 Jahre war der erste Theil seiner 
Elementorum matheseos universae. Die Einrichtung ist hier eben so als wie 
in den Deutschen Anfangs-Gründen: jedoch aber 
ist es hin und wieder 				
				verbessert, und um ein 
ziemliches vermehret worden. Dahin rechnen wir, 
daß sich Herr Wolf hier, absonderlich in der 
Rechen-Kunst und Geometrie, die  
				Sätze mit der 
äussersten Schärffe zu erweisen, und die 
eigentlich, zu der Mathematick gehörigen 
				Sachen 
weitläufftiger auszuführen, bemühet hat. | 
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|   | 
Daß er dieses Werck nunmehr in 
				Lateinischer Sprache besorgete, war keine andere 
				Ursache als die 
Liebe zu den Ausländern, 
welchen er seine Anfangs-Gründe auf diese Art in 
die Hände spielen 				
				
				wolte. Es nahmen selbige auch 
diesen ersten 
				Theil mit durchgängigem Beyfall auf, 
und wünschten nur bald den andern Theil zu 
sehen. Dieser erste Theil ist nicht ein Werck, 
welches seinem 				
				Verfasser nur ein 
				Jahr				
				Zeit 
gekostet hätte. Es waren die ersten 
				Bogen davon 
bereits in 1710 Jahre unter der 
				Presse, welches 
wir aus der von Herrn Wolfen in den November 
des 1710 Jahres von den  
				Actis Eruditor. eingerückten 
Recension seiner Anfangs-Gründe 
				erkennen. 
Denn daselbst schreibet er:  | 
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|   | 
„Monemus tamen Lectorem, Latinam quoque editionem jam sub 
praelo sudare, ut eodem labore illorum conatus juventus, qui 
Germani- | 
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{Sp. 564} | 
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|   | 
cam linguam non callent aut Latina magis delectantur."¶ | 
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| 1714 | 
Von den 
				Lebens-Umständen unsers
				Philosophen 
im 1714 Jahre wohnet uns gäntzlich 
nichts bey, ausser daß er 				
				verschiedener
				Bücher 
Auszüge an die Sammler der 
				Actorum Eruditorum übersendet 
hat.¶ | 
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| 1715 | 
Desto mehrere 
					Schrifften kamen im 1715 
Jahre zum 				
				Vorscheine. Gleich in dem Jenner 
dieses Jahres von den 
				Actis Eruditor. stehet eine 
Prüfung des
				Satzes:
Quantitas ex infinitis nullitatibus componitur, welchen Herr 
Gvido Grand in seinem
					Tractat
de quadratura circuli et hyperbolae per infinitas parabolas et hyperbolas 
geometrice exhibita, behauptet hatte. Es hat zwar Herr Wolfen beliebet 
sich nicht zu 
				nennen, wir 				
				wissen aber 
				gantz 
sicher, daß er der 				
				Verfasser dieser Prüfung sey. 
Eben dieses können wir auch versichern von 
den novis litterariis mathematicis de perpetuo mobili, longitudine maris et 
quadratura circuli, welche gleichfalls ohne Benennung des 
Verfassers im Jenner bald nach der nur jetzt 
gedachten Schrifft anzutreffen ist. | 
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|   | 
Mittlerweile war der erste Theil der Elementorum matheseos universae 
vielen zu Gesichte gekommen. Da nun Herr Wolf in 
selbigem nach Anleitung der von dem Herrn 
Leibnitz erfundenen 
				Erklärung der ähnlichen 
Dinge die von Euclides gegebene Erklärungen 
der planorum und solidorum similium 
demonstriret und einen viel leichtern Weg zu 
vielen andern Demonstrationen gewiesen hatte; 
hatte dieses bey den Lesern ein nicht geringes 
Vergnügen erwecket. Dahero einige Herrn Wolfen 
beständig anlagen, daß er doch eben diese 
Grundsätze auch auf figuras curvilineas appliciren  
				möchte. | 
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|   | 
Wie nun Herr Wolf nach Art 
				
				wahrer
				Philosophen sich vor 				
				
				verpflichtet erachtete, 
seinem Nächsten zu  
				dienen; so konnte er dieses 
Ansuchen um so viel weniger in den Wind 
schlagen, da solches zur Aufnahme der 
mathematischen Wissenschafften gehörete, und 
unser Philosoph von Jugend auf einen recht 
innerlichen Trieb, die 				
				
				Wissenschafften zu 
erweitern, gehabt hatte. Er stillete also im May 
der 
				Actorum Eruditorum durch eine besondere Commentation, als durch 
eine niedliche Speise, den Hunger derer, die an 
mathematischen Dingen ihre Freude haben. | 
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|   | 
Noch mehrerers Vergnügen erweckte Herr 
Wolf den Liebhabern der mathematischen 
Wissenschafften durch eine dem Monat Junius der 
				Actorum Eruditor. einverleibte Schrifft. Man hatte bißher 
die Logarithmos blos gebrauchet, wenn 				
				Zahlen zu 
multipliciren und zu dividiren gewesen: allein 
unser Mathematicus erfand eine leichte 
				Regel, 
nach welcher man auch vermittelst der Logarithmorum Zahlen zusammen addiren und von 
einander subtrahiren kan, sie mögen rational 
oder irrational, gantz oder gebrochen seyn. Diese 
Regel hat in vielen Fällen ihren vortreflichen 
Nutzen. Unter allen mag genung seyn hier 
angeführet zu haben, daß sie über die Massen 
dienlich sey, wenn man die Dignitäten der Zahlen addiren und 
von einander subtrahiren 
				soll. Solche 
Erfindung 
hat Herr Wolf in den gedachten Monate bekannt 
gemachet. | 
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|   | 
Nun wurde auch das Verlangen der 
Ausländer, den andern 
				Theil von Herrn 
Wolfens in 
Lateinischer Sprache ausgefertigten Anfangs-Gründen alle mathematischen Wissenschafften 
zu | 
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|   | 
{Sp. 565|S. 296} | 
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|   | 
sehen, erfüllet. Immassen er um diese 				
				Zeit 
den andern Theil seiner Elementorum Matheseos universae, und also das
				gantze				
				Werck zu Ende brachte. Man föderte sich 
in der  
				Druckerey mit dem Abdrucke, und wurde er in 
der Michael-Messe selbige in Jahres schon 
ausgegeben. | 
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|   | 
Nachdem Herr Wolf also mit diesem grossen 
Wercke zu 
			Stande war, brachte er eine gantz 
kleine Schrifft zu Papiere, in welcher er eine 
allgemeine Regel gab, wie man die differentiam potentiarum duarum 
quarumcunque, sed ejusdem gradus, quarum radices sive unitate sive quocunque 
numero alio differunt, finden solle. 
Er überschickte sie an die Sammler der 
				Actorum Eruditorum, 
welche sie dem December 1715 ihres 
gelehrten Tage-Buchs einrücketen. | 
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|   | 
Und so konnten bey so vielen abgelegten 
Proben der 
				Geschicklichkeit und des 
				Fleisses 
unsers Herrn 
				Professors auch die fernerweitigen Belohnungen nicht aussen bleiben. Herr 
Wolf hatte, seitdem er das öffentliche Lehr-Amt zu
Halle 				
				verwaltet, nicht allein mit 
				Schreiben der 
				gelehrten				
				Welt, sondern auch hauptsächlich mit 
fleißigem Lesen der zu Halle 
studirenden Jugend 
nicht wenig 				
				Vortheil geschaffet. Weßwegen auch 
schon eine 
geraume Zeit her sich die angehenden 
			Gelehrten von allen 
				Orten in Halle eingefunden 
und zu dem Catheder des Herrn Wolfens sich 
gedrungen hatten, so, daß die Anzahl der 
			Studenten augenscheinlich von 
				Jahren zu Jahren 
stärcker wurde. Dieses bewog Sr. 
Königl. 
Maj. in 
Preussen, 
das höchstdieselben Herrn Wolfen zu Dero Hofrathe 
ernannten, welches wahrscheinlich gegen das 
Ende des 1715 Jahres geschehen ist.¶ | 
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| 1716 | 
Am 25. Februar des 1716 Jahres antwortete 
unser Herr Hof-Rath den nunmehr verstorbenen 
Herrn Cornelius Dietrich Kochen in einen Privat-Schreiben, 
so er in 
				Lateinischer Sprache abfassete. Es hatte 
der Herr
				Baron von 
Leibnitz in einem Schreiben 
unterm 15 Julius 1715 an den Herrn Kochen, den 
Präsidenten der zu Helmstädt damahls blühenden 
Societatis Conantium, des Principii individuationis Erwehnung 
				gethan, und 
zugleich Herrn Wolffens dabey im besten gedacht. 
Herr Koch laß das aufmercksam durch, was unser 
Herr Hof-Rath so wohl von der Dießheit (principio individuationis ) als auch von dem 
vortrefflichen 
				Nutzen der leeren Sätze theils in 
seiner Solutione nonnullarum difficultatum circa mentem humanam etc. theils in seinen vernünfftigen Gedancken 
von den Kräfften des menschlichen Verstandes etc. 				
				vorgetragen hatte. | 
  | 
|   | 
Hierbey entstanden ihm einige 				
				Zweifel 
wider die Dießheit nicht allein, sondern auch wider den 
Nutzen der leeren Sätze. Solche Zweifel eröffnete 
er unserm Philosophen in einem Privat-Schreiben im 1714 Jahre. Weil sich nun Herr 
Wolf
				öffentlich in der 				
				Vorrede der angeführten 
vernünfftigen Gedancken anheischig gemacht 
hatte, wenn jemand ihm in einem Briefe einige 
Zweifel erregen würde, er dieselbe alsbald 
beantworten 				
				
				wolte, Herr Koch sich auch in seinem 
Schreiben darauf beruffen hatte; setzte er das 
Antworts-Schreiben gar bald auf. Allein dieser 
Wolffische Brief war verlohren gegangen. Da nun 
Herr Koch keine Antwort erhielte, 
				schrieb 
er von neuen an unsern Philosophen, welcher sich die 
Mühe nicht 
verdrießen ließ, in einem 
anderweitigen | 
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{Sp. 566} | 
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|   | 
				Schreiben 
untern 25 Februar 1716 Herrn 
Kochen seine Zweifel zu benehmen.  | 
Dieser Brief nebst dem ersten Kochischen Schreiben ist 
hernachmahls den 
Annalibus Academiae Juliae eingerücket 
worden. | 
|   | 
Über dieses verlangte auch in diesem 1716 
				Jahre
				
				Herr Christian Gottlieb Hertel zu seiner 
vollständigen Anweisung zum Glaßschleiffen etc. von 
Herrn Wolfen eine Vorrede. Ihm war Herrn 
Hertels 
				Geschicklichkeit schon bekannt. Um deßwillen 
trug 
er kein Bedencken, auch diesen Bitten Platz zu 
geben, bevorab die in diesem 
				Buche 				
				vorgetragene
				
				Materie von unbeschreiblichem 
Nutzen ist, und sie auch von Niemanden bißhero, 
besonders in unserer 
					Deutschen Sprache so 
ausführlich und so aufrichtig war beschrieben 
worden, als von Herrn Herteln geschehen war. Die 
Ausarbeitung dieser Vorrede nahm er bald, 
nachdem er das Schreiben an Herrn Kochen 
fortgeschickt hatte, zur Hand, und ohnerachtet er in 
selbiger Vorrede den Nutzen der 
geschliffenen Gläser in der Natur-Lehre und 
andern 				
				
				Wissenschafften so lebhafft und so 
				gründlich				
				vorstellete, daß nichts darüber ist; so war 
er doch mit selbiger schon am 9 Mertz fertig 
geworden. | 
  | 
|   | 
Kaum hatte er die zu dieser Vorrede 
angesetzte Feder niedergelegt, als sich am 17 
Mertz 1715, des 
				Abends nach 7 biß 
gegen 10 
Uhr ein ungewöhnliches 
				Licht am Himmel zu 
Halle 
und andern 
				Orten sehen ließ. Herr
Wolf, der 
niemahls eine 
				Gelegenheit vorbeygehen lässet, 
die Geschichte der Natur mit  
				möglichsten
				Fleiße zu 
bemercken, beobachtete alles aufs genaueste zu 
seinem eigenen Vergnügen; dieweil aber viele in 
der 
				Erkenntniß der 
Natur unerfahrene durch 
diese wundersame Begebenheit in nicht geringe 
Bestürzung gesetzet worden waren, und in 
solcher Furcht ab sonderlich von Herrn Wolfen zu 
				wissen verlangten, was er von diesem Lufft-Zeichen hielte: So vermeynte er, daß er 
Krafft 
seines 
				öffentlichen Lehr-Amts gehalten sey, in 
einer öffentlichen Vorlesung seine 
				Gedancken 
davon zu eröffnen. | 
  | 
|   | 
Dieses bewerckstelligte er um 24 Mertz, und 
fand er in dem öffentlichen Lehr-Saale eine 
solche Menge der Zuhörer, nicht allein von 
			Studenten, sondern auch vielen andern 
Menschen, daß Herr 
Wolf selbst öffentlich 
bekennet hat, er wisse sich nicht zu besinnen in 
einem 
solennen Actu mehrere Menschen bey einander 
gesehen zu haben. Nach der 				
				Zeit geschahe bey 
ihm viel Nachfragens, ob er nicht den damahls 
gehaltenen Discurs würde 
				drucken 
lassen, weil sogar auch auswärtige an ihre gute Freunde in
Halle 
				geschrieben und denselben verlanget 
hätten. | 
  | 
|   | 
Was ihn am meisten bewog, in den Druck 
dieser Vorlesung endlich zu willigen war, daß 
einige Zuhörer dieselbe nachgeschrieben hatten, 
und er in 
				Erfahrung brachte, daß, daferne er mit 
selbiger nicht öffentlich hervorrücken würde, sie 
der 
				Presse
				solte unterworffen werden. Er übersahe 
demnach seinen Discours von neuen, vermehrte 
die Antwort auf die zuletzt vorgelegte 
				Frage, und 
übergab ihn dem Drucke. | 
  | 
|   | 
Auch war im vergangenem 1715 Jahre von 
dem verstorbenen Herrn Johann Friedrich Gleditschen,
				berühmten
Buchhändlern zu 
Leipzig, 
				begehret 
worden, daß Herr Wolf ein 
mathematisches 
Lexicon verfertigen 
mögte. Ob nun wohl der 
Herr | 
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|   | 
{Sp. 567|S. 297} | 
  | 
|   | 
Hof-Rath nach der 
Herausgabe der Elementorum matheseos universae 
nicht gesonnen war, den Anfängern der 
Mathematick zugefallen fernerweit die Feder zu 
ergreiffen; dieweil er aber doch verspührete, es 
könne auch durch eine solche von ihm verlangte 
				Arbeit ein vielleicht nicht geringes zum Aufnehmen 
der Mathematick beygetragen werden, so willigte 
er endlich in Herrn Gleditschens Suchen. Die übernommene 
Arbeit, ob sie ihm gleich deswegen 
verdrüßlich 
war, weil sie mehr Mühe als 				
				Verstand erforderte, 
gieng ihm so gut von statten, daß er schon zu 
Anfang des May 1716 Jahre das 				
				völlige 
Manuscript an den 				
				Verleger überschicken 
konnte. | 
  | 
|   | 
Es ist nichts gewöhnlichers, als daß die 
			Gelehrten das 
Ansehen dessen, welchen sie als 
einen Halbgott oder wenigstens als den 
Hauptgelehrten verehren, durch Verletzung der 
Ehre anderer Gelehrten von gleichem 
				Range, zu 
vermehren suchen: Und es ist nichts  
				billigers, als 
daß man gegen solche Leute die von ihnen 
verachteten Männer vertheidige. | 
  | 
|   | 
Ein 
				gewisser Engelländer und Anbeter des 
grossen Neutons hatte in dem Haagischen 
Journal Litteraire (im Monat 
Julius und August des 1715 Jahres auf der 320 und ff. 
Seiten) eine Vertheidigung seines 
				gelehrten 
Landsmanns wieder eine kleine 1743 Jahre 
herausgekommene 
					Schrifft bekannt gemachet, 
und in selbiger Vertheidigung wider den 
berühmten Johann Bernouilli hefftig losgezogen, weil 
selbiger den Herrn Neuton einiger in seinen Principiis 
Philosoph-mathematicis begangener Fehler, 
ob schon mit der grösten Bescheidenheit, 
überführet hatte. Ja eben dieses hatte der 
Neutonische Vertheidiger so 
übel
empfunden, daß er auch 
nachher in den Transactionibus Londinensibus, im September des 1714 Jahres (die 
aber im 1715 Jahre allererst herausgekommen 
sind) vor Zorn und 				
				Unwillen gegen Herrn 
Bernouilli dessen Solutionem problematis inversi virium 
centralium angefochten hat. | 
  | 
|   | 
Niemand war 
			geschickter, die Ehre des Herrn 
Bernouilli wider beyde Stücke zu retten, als unser 
				Philosoph. Deßwegen erachtete er sich auch vor 
				
				verpflichtet, dieses in einem Briefe an einen 
				gelehrten
Mann zu bewerckstelligen. Damit nun 
dieses 
				löbliche Unternehmen Herrn 
Wolfens zu 
jedermanns Wissenschafft gelangen 
mögte, hat 
man den Brief in den Julius des 1716 Jahres von 
den  
				Actis Eruditorum eingerücket; dabey aber für rathsam 
befunden, so wohl Herrn Wolffens
				Nahmen als auch 
desjenigen zur 				
				Zeit noch zu verschweigen, an den 
der Brief gerichtet ist.  | 
  | 
|   | 
Inzwischen hatte Herr Wolf 				
				verschiedene 
				Historische Nachrichten von dem 
ungewöhnlichen 
				Licht, das sich den 17 Mertz 
dieses Jahres hatte am Himmel sehen lassen, und 
das er in einem besondern Aufsatze beschrieben 
hatte, von verschiedenen 
				Orten her erhalten. 
Alle diese Nachrichten brachte er in eine Schrifft 
zusammen, die er in die 
				Acta Eruditorum einsendete. Da er 
selbige kaum überschickt hatte, überkam er noch 
mehrere Beschreibungen zu Gesichte, welche 
er vor würdig hielte, in einem besondern 
Anhange zu einem Aufsatze gleichfalls den 
Gelehrten mitzutheilen. Sowohl der Aufsatz selbst 
als der Anhang zu selbigem stehen im August 
des 1716 Jahres von den 
				Actis Eruditorum, ohne Benennung 
des 				
				Verfassers. | 
  | 
|   | 
{Sp. 568} | 
  | 
|   | 
Wir haben schon oben erzehlet, daß Herr Wolf 
einen Versuch wegen Vermehrung des Getreydes 
im 1709 Jahre angestellet habe, auch willens 
gewesen sey, noch anderweitige Versuche zu 
				thun; daran aber von andern 				
				Verrichtungen sey 
verhindert worden. Er würde auch an dieses 
Vorhaben nie wieder gedacht, oder wenigstens 
nichts wieder vorgenommen haben, wenn er nicht 
von den Herrn von Leibnitz darzu wäre 
aufgemuntert worden. Denn als Herr Wolf dem 
Herrn von Leibnitz von seiner 
Erfindung 
geschrieben hatte, schien diesem dieselbe von 
einer Wichtigkeit zu seyn, und er ermahnete daher 
Herrn Wolfen nicht allein in seinem Antwort-Schreiben, daß er die Sache noch weiter 
				untersuchen und sie nicht liegen lassen möchte, 
sondern Herr Leibnitz wiederhohlte dieses auch 
mündlich, als er unseren Philosophen nach einiger 
Zeit im 1716 Jahre zu 
Halle besuchte. | 
  | 
|   | 
Herr Wolf ließ sich demnach zu Anfang des 
Frühlings einen kleinen Kasten machen, füllete ihn mit Garten-Erde, u. steckte ein Gersten- und 
Haber-Korn darein. Was er daran nach und nach 
beobachtet hat, berichtet er selbst im 3 Capitel, 
wie auch im 14 §. des 4 Capitels seiner 
Entdeckung der wahren Ursache von der 
wunderbahren Vermehrung des Getreites. | 
  | 
|   | 
Ohngefähr um diese Zeit, wenigstens vor dem 
1717 Jahre, hat die berühmte 
Königl. 
Groß-Britannische Gesellschafft 
der Wissenschafften, unsern vortrefflichen Mathematick- u. Natur-Lehrer in die Zahl ihrer 
Mitglieder aufgenommen. Es scheinet, als ob 
Hrn. Wolfen nicht allein dessen Elementa Aërometriae, sondern 
auch dessen 
				Dissertation
de hyeme zu dieser 
Ehre 
verholffen hätten. Denn daß jene bey den 
Engelländern bald bekannt geworden, und mit 
vielem Beyfall von ihnen seynd aufgenommen 
worden, läßet sich nicht undeutlich unter andern 
auch daher 
				schlüssen, daß der Engelländische 
Mathematick- und Natur-Lehrer, Herr Keil, 
einen besondern Brief an Herrn Wolffen 
dieserwegen geschrieben hat, in welchem er viele 
Hochachtung vor den Verfasser der Elementorum 
blicken lässet. Und was die Dissertation de hyeme betrifft, 
so hat sie die Londische Gesellschafft der Ehre 
würdig 
geachtet, daß sie einen Auszug aus selbiger in 
ihre Acten einverleibet hat. | 
  | 
|   | 
Kurtz vorher oder bald hernach hat auch die 
Königl. Preußische Gesellschafft (und nunmehriger 
Academie) der Wissenschafften 
Hrn. Wolfen die 
gleiche Ehre wiederfahren lassen, indem sie ihn in 
einem übersendeten Diplomat als ihr Mitglied 
erkläret hat.¶ | 
  | 
| 1717 | 
Mit 				
				Verstand und 
					Tugend begabte 
				Männer 
bekommen durch neue Ehre auch neues Feuer, 
an den 
				Bau des so weitläufftigen 
				Gebäudes der 
				
				Wissenschafften mit neuen 
Kräfften zu gehen. Die 
Liebe zu dem Wachsthum derselben trieb Herrn 
Wolfen vorjetzo dahin, daß er nunmehro auch 
so gar den niedrigen 
			
	Schulen 
				dienen 
mögte, 
denen zu Gefallen sich Herr Wolf auf vieler 
Liebhaber beharrliches Anhalten entschlossen 
hatte, ein mathematisches Handbuch zu 
verfertigen. Es wurde 1717 Jahre, zugleich mit der 
andern 
				Auflage der Anfangs-Gründe unter die 
				Presse gegeben, und erhielte die Aufschrifft:¶ | 
  | 
|   | 
Auszug aus den Anfangs-Gründen aller 
mathematischen Wissenschafften. Bey genauer 
Zusammenhaltung dieses Auszugs mit den 
Anfangs- | 
  | 
|   | 
{Sp. 569|S. 298} | 
  | 
|   | 
Gründen selbst wird sich gar bald offenbahren, 
daß der Auszug in der 
	That diese Aufschrifft 
verdiene, u. der Absicht gemäß eingerichtet 
sey. Denn aus den Anfangs-Gründen ist hier 
bloß lediglich dasjenige ausgelassen worden, 
was die Anfänger entbehren können; das übrige 
aber mit eben den 				
				Worten wiederholet worden. 
Die dem Auszuge beygefügte 				
				Vorrede ist 
				gantz 
unverbesserlich, und handelt von dem 
				Nutzen der 
Mathematischen Wissenschafften, so aus deren 
Lehr-Art fliesset, dabey er lehret, wie man die 
			Kinder, und hernach auch die Erwachsenen in der 
Mathematick so 
			unterrichten
				solle, daß ihr 
				Verstand geschärffet werden. Diese 
					Schrifft also; 
wenn wir die Vorrede wegnehmen, bestand nur in 
einer Wiederholung der bereits  				
				vorgetragenen 
Lehren, und die Haupt-Bemühung dabey war 
eine gute 				
				Wahl der 
				nothwendigsten 
				Sätze. | 
  | 
|   | 
Damit Herr Wolf aber auch zeigen 
mögte, 
daß es einem Manne, der sich im Nachdencken so 
sehr, wie er, 
					geübet hat, niemahls an neuen 
Erfindungen fehle; ließ er in den Mertz der  
				Actorum Eruditorum 
dieses 1717ten
				Jahres
theoremata geometrica nova, quibus omnium Parabolarum, Hyperbolarum etc. einrücken. Man  
				muß 
bekennen, daß die zugleich gegebenen
				Beweise 
dieser Lehr-Sätze die 				
				vollkommensten Muster 
der genauesten Demonstrationen sind. Dieweil 
Herr Wolf bey 
				Gelegenheit eines Auszuges 
aus des Jacob Rohaults Physica im 
October der öffters 
				gerühmten Acten des 1713 
Jahres auf der 447 Seite 
				erinnert hatte, daß viele 
wünscheten, es mögte doch dieser über diejenige 
Schwierigkeit sich deutlich erklären, welche der 
				berühmte
Mariotte wider seine Theoriam colorum vorgebracht hatte; 
so 				
				
				wolte unser Mathematicus auch diesen einiger 
massen einen Dienst erweisen, nachdem Herr Neuton 
die Versuche, welche jene Schwierigkeit 
aufhüben, vor der Königlichen Londischen Gesellschafft hatte 
wiederholen lassen. Zu diesem Ende satzte er 
notanda circa theoriam colorum Newtonianam auf, und machte dieselben in dem 
May der 
				Actorum Erudit. 
des 1717 Jahres durch den 
Druck bekannt, jedoch 
mit verschweigen seines 
				Nahmens. | 
  | 
|   | 
Wie Neuton in Engelland, so ist der Herr
				Baron 
von Leibnitz in 
Deutschland, der gröste 
Mathematicus seiner 				
				Zeit gewesen. Dieser war in 
den vergangenen 1716 Jahre durch einen sanfften 
			Tod zu allgemeiner Betrübniß der 
			Gelehrten				
				Welt 
entzogen worden. Die 
				Billigkeit erforderte, daß 
dessen 
				Leben in den 
				Actis Eruditor. ausführlich 
beschrieben würde, da er vom ersten Anfange 
dieses 
				gelehrten Tage-Buches an sehr vieles zu 
selbigem beygetragen hatte. Die Hochachtung, 
welche Herr Wolf jederzeit vor den Herrn Baron 
geheget hatte, gab ihm die Feder in die Hand, die 
Lebens-Beschreibung desselben aufzusetzen, 
nachdem er von dem Herrn Johann Georg von Eckard die 
				
				Materialien dazu erhalten hatte.  | 
Man findet 
solchen Lebens-Lauff in dem Julius der 
gerühmten  
				Actorum Erudit. auf der 322 
u.s.f. Seiten. | 
|   | 
In dem Lebens-Lauffe war zwar wohl 
derjenigen 
				Historie des Braunschweig-Lüneburgischen 
Hauses gedacht worden, an welcher der Herr 
Baron von Leibnitz viele Jahre gearbeitet, und 
doch nicht zu 
			Stande gebracht hatte: alleine nur 
mit wenigen, und die | 
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|   | 
{Sp. 570} | 
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Wichtigkeit eines solchen 				
				Werckes erforderte 
eine ausführliche Nachricht von demselben, was 
insonderheit der Inhalt und die Einrichtung 
betrifft, ingleichen wie weit des Herrn von Leibnitz 
bisherige Bemühungen um dasselbe gegangen 
sind. Man sahe daher in dem Monat August der 
				Actorum Eruditor. 
				auf der 360 u.f. Seite notitiam de historia Brunsuicensi, 
quam edere paraverat G. G. Leibnitius, die 
ebenfalls unsern 
				Philosophen zum 				
				Verfasser 
hat. | 
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|   | 
Sogleich  
				müssen wir mit Herrn 
Wolffen auf 
das 				
				Philosophische Catheder gehen, als auf 
welchem er am 7 
				Tage desselben Monats 
August zu Halle eine 
				Dissertation vertheidigte, in 
welcher er mit dem Beyspiele des 
			Begriffs vom 
				
				Göttlichen Verstand zeigte, wie man die Natur-Lehre auf die natürliche Gottesgelahrheit 
appliciren könne und 
				solle. In dem 42 §. 
dieser 
Dissertation gedachte Herr Wolf an seine bisher 
wegen Vermehrung des Getraydes angestellte 
Versuche, und versprach, daß er an einem andern 
				Orte zeigen werde, wie daß 
es der Natur wohl 
				möglich sey, aus jedem Körnlein mehr als 
hundert Ähren zu 				
				zeugen. | 
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|   | 
Bald hernach im September ließ er in den
				Leipziger neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen 
auf der 583 Seite bekannt machen, wie er 
nemlich im Begriff sey, seine Erfindung von der 
wahren Vermehrung des Getraydes durch den 
Druck
				öffentlich an das 
				Licht zu stellen, nachdem 
er solche durch seine Versuche, so er viele Jahre 
lang 				fleißig deswegen angestellet hätte, 
glücklich 
entdecket, und dieses Jahr in der Probe richtig befunden habe, so daß er vor 
wenig Tagen 
seinen Zuhörern 6000 Körner vorzehlen können, 
die aus einem einigen Haberkorn gewachsen 
waren, wobey er noch erwiesen habe, wie wegen der 
grossen Hitze und Trockenheit dieses Jahres 
derselben fast noch einmahl so viel verderben 
müssen, die sonst daraus noch würden 
gewachsen seyn. | 
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| 1718 | 
Solches Versprechen hat Herr Wolf auch im 
Februar des 1718 Jahres richtig gehalten, indem 
er herausgehen ließ: Entdeckung der wahren 
Ursache von der wunderbahren Vermehrung des 
Getraydes etc. Es wird darinne etwas dargethan, 
welches noch von keinem Naturkündiger war 
entdecket worden, daß nehmlich in einem Körnlein Getrayde der Keim nicht mehr in sich fasse, 
als einen Halm mit einer Wurtzel; hingegen 
überall, wo ein Blatt stehe, im Marcke eben ein 
solcher Keim, wie im Saamen, verborgen liege, 
und daß solches überhaupt bey allen Pflantzen 
und Gewächsen sich auch so verhalte. Wer war 
wohl vor Herrn Wolffen in den Geschichten der 
Natur erfahrner, als der Herr Baron von Leibnitz? 
und gleichwohl muste dieser solches als eine 
neue Erfindung 
				erkennen. | 
  | 
|   | 
Hieraus leitete Herr Wolf her, daß das in den 
Knoten befindliche Marck den Stengel 
hervorbringe, und daher die zwey Knoten, welche 
nahe an der Wurtzel stünden, wenn das Körnchen 
so tieff in der 
				Erde stecke, daß dieselbe 
gleichfalls mit Erde bedecket werden, wieder 
andere Stengel hervortrieben, aus deren untersten 
Knoten abermahl andere hervorwüchsen, und 
dieses ohne Ende so fort, daferne man die 
untersten Knoten jedesmahl mit Erde überschütte. | 
  | 
|   | 
Hierauf endigte Herr Wolf im August ein 
ander Werckgen, darinne er von seinen so wohl 
Mathematischen | 
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|   | 
{Sp. 571|S. 299} | 
  | 
|   | 
als 				
				Philosophischen Stunden Rechenschafft 
ertheilet, das ist, aufrichtig angezeiget hat, wie er 
bey der
				Erklärung der Mathematischen und 
Philosophischen Lehren zu verfahren pflege. Die 
				Ursache, welche ihn eine solche 
					Schrifft 
aufzusetzen bewog, war, weiln er theils in Briefen 
um seinen mündlichen 				
				Vortrag war befraget 
worden; theils auch andere sich unterstanden 
hatten, seine 
	
Collegia unter ihrem 
				Nahmen
				heraus 
zu geben. | 
  | 
|   | 
Er 
				
that auch fast um eben diese 				
				Zeit
				
				Herrn Johann Georg Leutmannen den Liebes-Dienst, daß er ihm auf 
dessen Ansuchen zu seiner vollständigen 
Nachricht von den Uhren und derselben 
Verfertigung, welche damahls heraus kommen 
				solte, eine 				
				Vorrede verfertigte, darinne er vom 
				Nutzen der Zeit handelte, die 
				Historie der Uhren 
mittheilete; und die 
				Bücher, so von Uhren sind 
				geschrieben worden, erzehlete. | 
  | 
|   | 
Gegen das Ende des 1718ten Jahres nöthigte 
Herrn Wolffen ein ungenannter Gegner, daß er 
sich über eine Vertheidigung seines zu Anfange des 
Jahres herausgegebenen 
					Tractats von der 
wunderbahren Vermehrung des Getraydes machte. 
Denn jener hatte: Kurtze und wohlgemeynte 
Erinnerungen über des Herrn Hof-Raths und 
Prof. Wolffens in Halle vor weniger Zeit herausgegebene 
Entdeckung der wahren Ursache von der 
wunderbahren Vermehrung des Getraydes etc. durch 
den Druck
				öffentlich bekannt gemachet. | 
  | 
|   | 
In dieser Streit-Schrifft gehet der 				
				Verfasser 
den Wolffischen Tractat von §. zu §. durch, und 
zeiget an, wo die  
				Sätze des Tractats richtig wären, 
oder wo sie seiner 
				Meynung nach durch die 
				Erfahrung widerleget würden. Er scheinet 
selbst ein
					geübter
Haußwirth zu seyn, indem er sich 
selbst auf seine 
				eigene Erfahrung, wie auch auf 
seine 
						
						Reisen beruffet. In der 				
				Vorrede versichert 
er, daß er aus recht guter Absicht dieser 
				Erinnerungen an den 
				Tag gestellet habe, um 
nehmlich die Absicht Herrn Wolfens noch mehr zu 
befördern, und also glaube er nicht, daß Herr 
Wolf 
solches übel
empfinden könne. Wie er denn auch 
erböthig sey, sich gegen ihn zu 
				erkennen 
zu geben, mit ihm aus allen mit gröster Bescheidenheit zu communiciren, und, 
woher solte
				geirret haben, sich den rechten Weg zeigen 
zu lassen, in Hoffnung, daß sie 				
				vielleicht mit 
zusammen gesetzten 
Kräfften diese 
				
				Materie 
würden besser ausarbeiten können. | 
  | 
|   | 
Die Erinnerungen des Ungenannten wären 
insgesamt aus blossen Mißverstande hergeflossen, indem der Verfasser als ein erfahrner 
Hauß-Vater, nicht aber Natur-Lehrer, Herrn 
Wolfen mit 
				Gewalt zu einem
Entrepreneur, und dessen 
Entdeckung zu einem Projecte machen 				
				
				wolte, 
viel mehr Getrayde, als sonst geschiehet, zu 
				bauen: da doch Herr 
Wolf in seiner Schrifft, als ein 
Naturkündiger, die Ursachen der Begebenheiten 
in der Natur, besonders der Vermehrung des 
Getraydes, 
				untersuchet hatte. Solchemnach fand 
er vor dienlich, in einer besondern Schrifft seinen 
Gegner mit seinen Erinnerungen zurück zu weisen. 
Noch vor Ausgang des 1718 Jahres hatte er sie 
				völlig zu Papier gebracht, und sie überschrieben: 
Erläuterung der Entdeckung der wahren Ursachen etc. 
Weil der Herr Verfasser der
				Leipziger neuen 
Zeitungen von Gelehrten Sachen auf das 1718 
Jahr, Johann | 
  | 
|   | 
{Sp. 572} | 
  | 
|   | 
Gottlieb Krause, in dem 103 Stücke des 
Ungenannten Erinnerung angeführet, und unter 
andern gesetzet hatte, daß der Verfasser 
aufrichtig angezeiget hätte, wo die Wolffischen 
Sätze durch die Erfahrung widerleget würden; so 
gieng Herr Wolf in dem 3 u.s.f. §§. des 63 
				Capitels seiner 
Erläuterung auch auf den Verfasser dieses Auszuges loß, und suchete zu zeigen, wie 
ungegründet dessen 				
			
			Urtheil sey, und daß er die 
Wolffische Schrifft gar nicht gegen des Gegners 
Erinnerungen müsse gehalten haben.¶ | 
  | 
| 1719 | 
Die erste 
				Auflage der 
vernünfftigen 
Gedancken von den Kräfften des menschlichen 
Verstandes war nunmehro wegen der vielen 
Liebhaber derselben gäntzlich abgegangen, und 
Herr Wolf wurde nach dem Eintritt in das 1719 Jahr 
um eine 				
				verbesserte Auflage angesprochen. Er 
gieng diese 
				Gedancken nochmahls durch 
satzte 
hin und wieder, hauptsächlich in dem ersten 
Capitel von den 
			Begriffen, mehrere Beyspiele 
hinzu, und brachte auch an einigen 
				Orten ein und 
die andere 
				Regel noch an.  | 
  | 
|   | 
In dem Mertz 1719 beschloss er diese 
				Arbeit, 
und wendete sich zur Vollendung einer andern 
					Schrifft, die er bereits im 14 §. des 2 Capitels 
seiner Entdeckung der wahren Ursache von der 
wunderbaren Vermehrung des Getraydes 
versprochen hatte. Welches Versprechen er auch 
im 4 §. des 2 Capitels der Erläuterung der 
Entdeckung etc. von neuem wiederholet hatte, 
nachdem es dem ungenannten Gegner der 
Entdeckung beliebet hatte, zu versichern, daß er 
und alle curioöse Leute solche Schrifft mit 
grossem Verlangen erwarteten. Diese 
Versicherung munterte unsern 
				Philosophen 
auf, das 				
				Werck zu beschleunigen, und es noch 
eher zu liefern, ehe er es sich zu 
				thun anfänglich 
vorgenommen hatte | 
  | 
|   | 
Solches Werck war die Haupt-Wissenschafft, 
oder seine vernünfftige Gedancken von GOtt, der 
Welt und der Seele des Menschen, auch allen 
Dingen überhaupt. Das ist der Stein des 
Anstosses, worüber seine Gegner gefallen, und 
dadurch vor Schmertzen so toll worden sind, 
daß sie Herrn Wolfen auf allen Tritten verfolget, 
und ihm Fallbrücken gestellet, daß sie an einem 
gleichfalls erfolgtem Falle ihre Freude und eine 
süsse Rache haben mögten. Es ist ihnen auch 
ziemlich nach Hertzens-Wunsche gelungen.  | 
  | 
|   | 
Wir 
				gönneten ihnen gerne ihr Vergnügen; daferne sie es nur bey dem einen Falle Herrn 
Wolfens, 
da er Halle verlassen  
				muste, hätten bewenden 
lassen. Dieweil aber Herr Wolf sich von selbigem sofort wieder an einem andern 
				Orte aufrichtete, 
ward die Freude gar bald in einen desto hefftigern 
Verdruß verkehret, wie dieses alles die fernere 
Beschreibung des 
				Lebens unsers Philosophen 
vor jedermanns Augen darlegen wird. | 
  | 
|   | 
Es kommt uns vor, als ob Herrn Wolfen die 
Verfolgungen wegen dieses 
				Buches müssen 
geschwahnet haben, weil er in eben dem Monat 
December 1719, ehe er noch die Feder wegen 
der vernünfftigen Gedancken von GOtt etc. 
				gantz auf 
die Seite geleget hatte, eine Erinnerung, wie er es 
künfftig mit den Einwürffen halten will, die wider 
seine Schrifften gemacht werden, aufsatzte. 
Diese 
				Erinnerung, da sie zu einer 				
				Zeit mit der 
Haupt-Wissenschafft | 
  | 
|   | 
{Sp. 573|S. 300} | 
  | 
|   | 
fertig wurde, ist mit derselben auch zugleich 
der 
				Presse unterworffen, und als eine Beylage der 
Hauptwissenschafft jederzeit angesehen worden, 
ob sie wohl gar nicht dazu gehöret, sondern als eine 
gantz besondere Schrifft anzusehen ist. | 
  | 
|   | 
So trat die Wolffische Metaphysick gleich 
anfänglich mit einem Harnisch hervor, ehe noch 
Feinde da waren: Gleichwohl hat man sich nicht 
gescheuet, nachmahls einem Pfeil nach dem 
andern auf sie loß zu werffen.¶ | 
  | 
|   | 
Hingegen haben die 
practischen
				Theile der 
				Weltweißheit nicht so viele widrige Schicksale 
erfahren, über welche sich Herr Wolf nunmehro 
machte. Der erste war die 
Sitten-Lehre, welche 
er unter dem 
				Titel: 
Vernünfftige Gedancken von 
der Menschen Thun und Lassen, mit dem Ende 
des Aprilis im 1720 Jahre der Presse unterwarff. | 
  | 
|   | 
Das 
				gantze				
				Werck ist in vier Theile				
				vertheilet. 
In dem ersten handelt er die allgemeine practische 
Weltweißheit ab; die übrigen drey aber 
			reden von 
den drey 
				Arten unserer 
				Pflichten gegen uns 
selbst, gegen 
				
				GOtt und gegen unsern Nächsten. 
Das merckwürdigste hierbey ist, daß unser 
Moraliste die 
				Erwegung 
(theoriam) beständig mit der 
Ausübung, (praxi) 
verknüpffet habe, so, daß er ausser 
der Sitten-Lehre auch das sittliche 
				
				Recht der Natur, 
als die Richtschnur der  
				menschlichen
				Handlungen 
im 
			Stande der 
Natur, zugleich mitgenommen hat, 
wie dieses in dem 
				Artickel: 
Wolfische Philosophie, 
mit mehrerm dargethan wird. | 
  | 
|   | 
Und auf solche Art findet man hier beydes 
das Recht der Natur als auch die 
Sitten-Lehre von 
Herrn Wolfen, seiner 
			Gewohnheit nach, 
				gründlich 
und deutlich abgehandelt. Eben diese 
Gründlichkeit ist die 				
				Ursache, daß Herr 
Wolf hier 
die meisten  
				Sätze aus der Hauptwissenschafft 
herleitet, indem diese der 
				Grund aller übrigen 
				philosophischen				
				
				Wissenschafften ist, die aus 
jener als aus ihrer ursprünglichen Quelle flüssen. 
Herrn Wolfen schwebte noch die im vorigen Jahre 
verfertigte Hauptwissenschafft in frischem 
Andencken, ja bey der Ausarbeitung der jetzt 
gedachten Sitten-Lehre war er von dem 
vortrefflichen 
				Nutzen der Hauptwissenschafft aufs 
Neue überzeuget worden. | 
  | 
|   | 
Weiln er nun um diese 				
				Zeit von Herrn 
Heinrich Köhlern um eine				
				Vorrede 
war ersuchet worden zu seiner Übersetzung der Leibnitzischen und Clärckischen merckwürdigen Schrifften, 
diese auch 				
				vornemlich
metaphysicalische
				
				Materien in sich fasseten: So nahm unser 
				Philosoph 
daher
				Gelegenheit in der Vorrede von der 
Vortrefflichkeit und dem Wachsthum der 
Hauptwissenschafft seine 
				Gedancken und ihm 
beywohnende Nachrichten 
mitzutheilen. Von der 
Vortrefflichkeit derselben bejahet Herr Wolf, daß 
sie allerdings diejenigen Lobsprüche 
verdiene, 
die ihr die Schul-Lehrer beygeleget haben, indem 
man ohne sie in keiner 
				Disciplin zu einer 
mathematischen 
				Gewißheit gelangen kan. | 
  | 
|   | 
Wenn er von dem Wachsthume
			redet, so 
erweiset er, daß Herr Leibnitz die 				
				
				Verbesserung 
derselben sich habe angelegen seyn lassen, und 
				erinnert, daß die Leibnitzischen Lehren aus seiner Hauptwissenschafft könnten erläutert werden, ob er 
gleich nicht in allen mit Herrn Leibnitzen einig 
sey. | 
  | 
|   | 
Zum Beschlusse | 
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{Sp. 574} | 
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|   | 
wird gezeiget, wie man die Algeber zur 
Erläuterung der Hauptwissenschafft  
				gebrauchen 
könne, und behauptet, daß alle diejenigen, welche 
in der Hauptwissenschafft weiter gehen, und 
dieselbe mit neuen Erfindungen bereichern 
				
				wolten, sich der Algeber hauptsächlich bedienen 
				müsten.¶ | 
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|   | 
  | 
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