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Wolf, (Christian, Reichs- Frey- und Edler Herr
von) Erb- Lehn- und Gerichts-Herr auf Klein-Döltzig,
Sr. Königl.
Majestät in
Preussen und
Churfürstl.
Durchlauchtigkeit zu
Brandenburg Geheimder Rath,
beständiger
Cantzler der
Universität zu
Halle,
Professor des
Rechts der Natur und Mathematick
daselbst, ingleichen Professor Honorarius der Rußisch-Kayserl.
Academie zu St. Petersburg, Mitglied der Königl.
Academien der Wissenschafften zu Londen, Paris
und
Berlin, ward
gebohren zu Breßlau in
Schlesien den 24 Jenner 1679, woselbst sein
Vater,
Christoph Wolf, ein
Bürger und Becker
gewesen; die
Mutter aber Anne Gillerin geheissen. |
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Gleich in den ersten
Jahren seiner Jugend
bemerckten seine
Eltern an ihrem
Sohne eine
grosse
Neigung zum
Studiren, da er kaum die
ersten
Gründe der Muttersprache erlernet hatte.
Da ihnen nun der
Ruhm der damahligen
Lehrer
auf dem Breßlauischen
Gymnasio zu Marien-Magdalenen bekannt war, übergaben sie ihn deren
ihrem
Unterrichte. Diese,
vornehmlich
Christian Gryphius,
Kuppfender, und Titius, haben keinen
Fleiß gesparet, ihren Lehrbegierigen
Schüler so wohl in dem so genannten
schönen Künsten und
Wissenschafften als auch in
der Scholastischen Philosophie und Mathematick zu
unterrichten. |
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Allein dieses alles konnte die
Begierde
Herrn Wolfens zu den Wissenschafften noch lange nicht
sättigen. Er war zu einem grossen
Philosophen
gebohren, und also
empfand er schon in den
ersten Jahren seines
Lebens einen Trieb nach
höhern
Sachen. Da er nun gehöret hatte, daß
Cartes die
theoretischen
Theile der
Weltweißheit
von ihren Grillen und Fehlern, nach dem
damahligen
Zustande aller Wissenschafften, nicht
ohne sonderbaren Fortgang und zu seinem
unsterblichen Ruhme gereiniget und ihnen eine
weit schönere
Gestalt in Ansehung der vorigen
gegeben; ein gleiches aber nicht mit den
practischen Theilen vorgenommen hätte: So
munterte ihn dieses auf, in Beförderung der
Aufnahme der
Philosophischen Wissenschafften
da, wo Cartes war stehen geblieben,
fortzufahren. |
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Dieses war ein wichtiges, jedoch kein
unmögliches Vorhaben. In der
Welt kan man sonst
unmöglich scheinende
Dinge
möglich machen,
wenn man nur die dazu |
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{Sp. 550} |
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nöthigen
Mittel so wohl zu
erkennen als auch
zu erlangen
weiß. Hierzu wird Erkenntnis noch,
mehr aber
Verstand und Witz erfordert. |
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Wir wissen nicht, ob wir
sagen
sollen, daß
alle diese Vortrefflichkeiten der
menschlichen
Seele sich vor den sonst
gewöhnlichen
Jahren
bey Herrn Wolfen eingefunden haben; soviel aber
wissen wir, daß er, da er vernommen hatte, daß
die Meß-Kunst-Lehrer ihre
Sätze besonders deutlich
vortrügen und
gründlich erwiesen, dieses vor ein
seinen Absichten gemäßes Mittel gehalten habe,
wenn er in der Weltweisheit den Lehrern der
Meß-Kunst nachahmete. Dahero entstande bey ihm ein
ungemeines Verlangen, die mathematischen
Wissenschafften vor allen Dingen zu
erlernen. |
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Dieweil aber auf gedachtem
Gymnasio
die Mathematick nur dergestalt getrieben wurde,
daß man mehr mit
Erklärung der darinnen
vorkommenden Kunstwörter als
der Sachen selbst
beschäfftiget war; so sahe Herr Wolf sich
genöthiget, einen ausfündig zu machen, der ihm
allein die ersten Gründe der Mathematick beybrächte. Und da er auch hierinne nicht
glücklich
seyn konnte, nahm er nunmehro seine Zuflucht zu
den stummen Lehrern. Er nahm so fort den Euclides und
Clavius zur Hand, um den Hunger nach den
mathematischen Lehrern und der mathematischen
Lehr-Art nur einiger massen zu stillen. |
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1696 |
Als sichs auch fügte, daß unser neuangehender Mathematicus des Heinrich Horchs
Elementa arithmeticae vulgaris et litteralis, so zu
Leipzig 1695 zum
Vorschein
kommen waren, gleich im darauf folgenden Jahre
erhielte; gieng er solche mit aller Aufmercksamkeit
durch, und vermehrte sie zu seinem
eigenen
Nutzen mit vielen
Zusätzen. Dieses
Buch mit den
dabey
geschriebenen Anmerckungen
hebt der
Herr
Cantzler von
Wolf auch noch gantz heilig
auf. |
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Wie nun hieraus zur Gnüge erhellet, daß Herr
Wolf schon auf
Schulen in Erlernung der
Wissenschafften viel weiter gegangen, als der
meiste Hauffe der
Schüler zu
thun pfleget; so
konnte es auch nicht anders kommen, als daß er
den Nutzen von seinen Bemühungen schon auf
der Schule gar deutlich merckte. Denn so offt er mit
den Mönchen in seiner Vaterstadt, deren
Bekanntschafft ersuchte und auch erhielte, in den
Klöstern zu
disputiren
Gelegenheit hatte; so offte
trug er auch ein ungemeines
Lob wegen seiner
Geschicklichkeit in der
Disputirkunst davon. Das
will in der
That nicht wenig
sagen, da bekannt ist,
was die Mönche für
Kräffte in der Disputirkunst
besitzen. Und so konnte denn Herr Wolf nach
diesem gut gelegten
Grunde mit allem
Rechte
nunmehr darauf bedacht seyn, wie er das
Schulleben mit dem
Academischen
Leben
verwechseln
möchte.¶ |
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1699 |
Unter den
hohen Schulen ersahe er sich
Jena zu seinem künfftigen Aufenthalte. Dieses ist
der
Ort, welchen der grosse
Leibnitz, obwohl nur
auf ein
Jahr,
Studirens halber besuchet hat. So
muste es sich denn fügen, daß Herr
Wolf, dem
der Leibnitzische
Nahme damahlen noch unbekannt war,
aus eigenem Triebe sich im 1669sten Jahre unter
göttlichem Beystande eben dahin wandte, wo sein
nachmahliger Vorgänger in |
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{Sp. 551|S. 289} |
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der
Philosophie die vortreflichsten
Lehrer
gehöret hatte. |
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1700 |
Nicht weniger traf unser
Philosoph in Jena die
vortreflichsten Lehrer an. Unter diesen
erwehlte er
sich in der
Weltweißheit dem
berühmten
Johann
Philipp Treunern: Hingegen in der Naturlehre und
Mathematick den
Herrn Georg Albrecht Hambergern, welchen
letztern er im 1700ten Jahre erstlich über Sturms Mathesin
enucleatam und nachher über eben desselben Tabulas in universam
Mathesin mit
unbeschreiblicher Aufmercksamkeit lesen hörte.
Hiervon zeuget zur Gnüge, daß unser
Mathematicus bald nach geendigten
Collegiis
gedachte
Bücher so fort andern guten Freunden zu
erklären im
Stande war. |
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Es bleibet das alte Sprüchwort wohl
wahr, daß,
indem man andere
unterrichtet, man selbst dabey
am meisten lerne.
Vernünfftig und
klug handelt
derjenige, welcher, wenn er in einem
Theile der
Gelehrsamkeit aufhöret ein
Schüler zu seyn, sich
so fort in selbiger zum
Lehrer aufwürffet. Alsdenn
erkennet er erst, wo es ihm noch fehle, und
worauf er annoch
Fleiß zu verwenden habe. |
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Aus dem hat man
Ursache zu
glauben, daß
Herr Wolf der Mathematick hauptsächlich
obgelegen habe. Unterdessen ist doch auch
gewiß, daß er nebst dem genossenen
Unterricht
in
Philosophischen
Wissenschafften auch zu
Hause denselben ferner nachzudencken nichts
unterlassen habe. Ein schöner
Beweiß dessen
ist, daß er des Herrn von Tschirnhaus Medicinam mentis, die er schon ehemahlen auf
der
Schule durchgelesen, aber wegen der
darinnen vorkommenden Mathematischen
Exempel nicht
verstanden hatte, von neuem
wieder zur Hand genommen, den dunckeln und
schweren Stellen weit deutlichere
Erklärungen an
den Rand gesetzet und sie hin und wieder mit
neuen Zusätzen vermehret hat. |
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Ausser der
Philosophie und Mathematick hat
sich auch unser
Philosoph der Gottesgelahrheit
gewiedmet, in welcher er sich der Anführung
Philipp Müllers und Friedmann Bechmanns bedienete, deren lautere Lehren in
den höhern
Gründen des Christlichen Glaubens er
sich auf alle
mögliche Art bekannt machte, und in
seinen Nutzen verwendet. |
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1702 |
Als seine
Academische
Jahre bald zu Ende
lauffen wolten, suchte er im Jahre 1702
Gelegenheit sich mit dem Herrn
Ehrenfried Walther von Tschirnhaus wegen der von ihm über dessen
Medicinam mentis
gemachten Erklärungen und Anmerckungen zu
besprechen, um zu
erfahren, ob er in allen
Stücken des
berühmten
Verfassers
Sinn getroffen
habe. Er war auch in seinem Suchen so
glücklich,
daß er nicht nur den Herrn von Tschirnhaus zu
sprechen bekam,
sondern dieser auch seine gemachte Erklärungen
und Anmerckungen in allen gut hieß. Dieser
Beyfall eines so grossen
Gelehrten reitzte Herrn
Wolffen an, daß er sofort die Tschirnhausische
Methode,
Wahrheiten zu
erfinden, in einer besondern
Schrifft zu Papier
brachte.¶ |
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Nunmehr befand sich Herr Wolf
vollkommen
im
Stande, andere in der Mathematick und
Philosophie zu
unterrichten, und daher entschloß
er sich auch zu Ende des gedachten Jahres auf
die
Universität nach
Leipzig zu gehen, und
daselbst haupt- |
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{Sp. 552} |
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sächlich über die Mathematischen
Wissenschafften zu lesen. |
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1703 |
Als er zu Leipzig angekommen war, ließ er
sich zuförderst noch vor Ausgang des Jahres
bey der
Academie einschreiben. Nächstdem bewarb er
sich bey E. Löbl. Philosophischen
Facultät daselbst
um die
Magister-Würde. Wie nun die damahligen
weisen
Männer derselben in Ansehung der
besondern
Geschicklichkeit, welche sie an Herrn
Wolffen gar bald bemerckten, um so viel weniger
Bedencken trugen, ihm in seinem Suchen zu
willfahren: also satzten sie ihm auch bald im
Anfange des 1703ten Jahres den Magister-Hut mit
vielen Freuden auf. |
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Noch eins war zu seiner Absicht
nöthig, in
welcher er nach
Leipzig gegangen war, daß er
nemlich durch die
öffentliche Vertheidigung einer
Schrifft die
Freyheit philosophische und
mathematische
Stunden zu halten, sich zu wege
brächte. Deswegen sahe man ihn am 13 Jenner
eine
Dissertation, deren Aufschrifft war:
Philosophia Practica universalis, mathematica methodo conscripta, auf dem öffentlichen Lehrstuhl der
Philosophen mit vielem Feuer und mit noch mehr
Beyfall der Zuhörer vertheidigen. Der damahlige
Dechant der Philosophischen Facultät, Gottfried Olearius,
als er Herrn Wolffen in den öffentlichen Lehrsaal geführet und
nach der bey der Universität zu Leipzig
eingeführten
Gewohnheit den Anfang zu
opponiren gemachet hatte, hielte in der
Opposition eine sehr schöne Lob-Rede auf
unsern Philosophen, welche durch das
Ansehen
ihres Urhebers das
gantze Auditorium gleichsam
bezauberte. In der
That
verdiente auch diese
Dissertation einen so grossen Lobredner, da sie
unverbesserlich gerathen, und einen gantz neuen,
jedoch höchst
nützlichen,
Theil der practischen
Philosophie
vorträget. |
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Noch mehr satzte die
Lehr-Art die
Gelehrten
in Verwunderung, weil damahls es noch was sehr
ungewöhnliches war, die
practische Philosophie
nach der mathematischen Lehr-Art abzuhandeln.
Sie ist die erste Frucht von dem schon auf
Schulen fest gefaßten Entschluß die practische
Philosophie zu verbessern. |
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Wir könnten dem Hochberühmten Herrn
Olearius noch drey der grösten Gelehrten ihrer
Zeiten beysetzen, den Herrn
Johann Burckhard Mencken, und den
Herrn Baron von
Leibnitz, auch Herrn Adam Rechenberg. Der
erste erkannte die Dissertation für
würdig, daß
Herr Wolf sie dem Herrn Baron von Leibnitz zuschicken
möchte. So bald dieser sie erhalten hatte,
hat er dieselbe in dem desfalls an unsern
Philosophen gegebenen Antwortsschreiben
ungemein herausgestrichen. |
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Weil demnach das Meisterstücke unsers
Philosophen von dem vortrefflichen Herrn
Olearius an
öffentlichem Orte
so nachdrücklich war gelobet worden: erweckte dieses bey den damahls in
Leipzig
Studierenden ein besonders Vertrauen zu
diesem neuen
Lehrer. Daher
er auch, als er bald
darauf so wohl philosophische als mathematische
Stunden angeschlagen hatte, zu
Hause einen
ziemlichen, obwohl nicht allzustarcken Zulauff
hatte. Zum
Grunde seiner
philosophischen
Lectionen legte er die angeführte und von ihm
selbst verfertigte Tschirnhausische Methode Wahrheiten zu
erfinden.
In dem nun Herr |
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{Sp. 553|S. 290} |
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Wolf sahe, daß die Anzahl seiner Zuhörer
täglich
grösser ward, entschloß er sich, durch die Assessur bey der löblichen Philosophischen Facultät,
sich einen leichtern Weg zu einem öffentlichen
Lehr-Amt hierzu zu bahnen. |
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Er ersuchte in dieser Absicht die gerühmte
Facultät
um die inspectionem schedularum und erhielt sie auch. Er
bat sich in dem nächstfolgenden Convente am
Tage Egidius die Erlaubniß aus, daß er die erste
Dissertation pro Loco halten dürffte. Man verstattete ihm
solche, und so gieng denn der Herr Wolf am 20
October ohne
Respondenten auf den öffentlichen
philosophischen Lehr-Stuhl, um seine erste
Dissertation pro Loco, welche de rotis dentatis betittelt war, zu vertheidigen. Die
Zueignungs-Schrifft ist an die sämmtliche Pohlnische Nation zu
Leipzig, nahmentlich: Gottlob Friedrich Seeligmannen, Johann Cyprianen,
Johann Schmiden, Christian Ludovici, und Johann Günthern,
gerichtet.
Man kan leichte die dabey geführte Absicht
errathen, daß er sich nemlich habe vorgesetzet
gehabt, bey ereigneter
Gelegenheit um eine
Collegiatur anzuhalten. |
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Kaum hatte er den Kampffplatz verlassen, so
setzte er eine neue
Dissertation, und zwar
de loquela auf,
welche er am 20 December den
Gelehrten zur
öffentlichen
Untersuchung vorlegte, und trug auch
da, wie er es schon
gewohnt war, die Sieges-Crone davon. Aus dieser Dissertation ist
offenbar, daß Herrn Wolffens damahlige Lehr-Sätze in den meisten Stücken mit den
Cartesianischen einstimmig gewesen seyn. Auf
diese Dissertation mag also ohnstreitig Christoph
Martin Buchard in Meditationibus de principio movente primo in
animatis etc. sein Absehen gerichtet haben, wenn er
daselbst Herrn Wolfen unter die Cartesianer
rechnet. |
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Es hat aber Herr Wolf gar bald die
Cartesianische Philosophie verlassen. Denn als
er eben diese Dissertation dem Herrn Baron,
Gottfried Wilhelm von Leibnitz zuschickte; erhielte
er darauf zur Antwort, daß er aus selbiger ersehen
hätte, wie ihm sein willkührlicher
Satz von
Vereinigung des
Leibeses mit der
Seele noch
unbekannt seyn
müsse, und thäte man nicht wohl,
wenn man etwas annehme, davon man keinen
hinreichenden Grund anführen könnte. Dieses
Schreiben veranlasste Herrn
Wolfen, daß er den
Leibnitzischen
Erinnerungen folgete, seinen Sätzen
weiter nachdachte, und nachher viele seiner
Meynungen änderte. |
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1704 |
Gegen Michael des 1704
Jahres suchte Herr
Wolf bey einer löblichen Philosophischen Facultät,
als sie gleichfalls am Tage Egidius der alten
Gewohnheit
nach beysammen war, und die Verstattung der
andern Dissertation pro Loco an. Man fand kein Bedencken
im solche zu willigen und Herr Wolf gieng mit
selbiger am 20 December ohne
Respondenten
auf das philosophische Catheder. Sie handelte de algorithmo infinitesimali
differentiali.
Herr Johann Burckhard Mencke hatte gleich damahls, als er sie in
den gedachten Convente gesehen und durchblättert hatte, unserm Philosophen den guten
Rath ertheilet, sie wegen ihres
Arguments und
desselben
gründlicher Ausführung dem Herrn
Baron von Leibnitz
zuzuschreiben. Da nun Herr
Wolf den se- |
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{Sp. 554} |
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ligen Mencken ohnedem als seinen grossen
Gönner verehrete, leistete er ihm in diesem Stücke
um so viel lieber
Gehorsam, ie genauer
er mit
dem Herrn von Leibnitz, dessen unsterbliche
Verdienste um die Wissenschafften er hinlänglich eingesehen hatte, bekannt zu werden
wünschete. |
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Zu Ende dieser Dissertation sind einige
Zusätze, wie bey dergleichen Dissertationen
erforderlich ist, angehänget, und stehet unter
andern folgender
Satz:
Syllogismus non est medium inveniendi veritatem. Die Gelegenheit, diesen
Satz zu behaupten, war diese: Es hatte Herr
Wolf bereits auf der Schule der Scholastischen
Philosophie, wie oben gedacht worden, obgelegen, und war ihm kein
Exempel bekannt, da
man von den schon vorher bekannten Förder-Sätzen auf einen unbekannten Hinter-Satz
gekommen; daher hielte er die
Schlüsse
zwar vor ein Mittel die erfundenen
Wahrheiten zu
beurtheilen, nicht aber vor einen Wegweiser zur
Erfindung der Wahrheiten. |
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Als er nun nachhero auf der
Universität über
des Herrn von Tschirnhauß medicam mentis, (in welcher die Schlüsse nicht nur als
ein Mittel die Wahrheiten zu erfinden, sondern
auch sogar die erfundenen zu beurtheilen,
verworffen werden) gekommen war, so wurde
Herr Wolf durch das
Ansehen und dem Beyfall
dieses grossen
Philosophen in seiner
Meynung
gestärcket, daß er sich also nicht scheuete, diesen
Satz
öffentlich zu vertheidigen. Wie nun Herr
Wolf gedachte seine Dissertation selbst dem Herrn
von Leibnitz übersendete; erhielte er diese
Antwort: Syllogismum non esse medium inveniendi, ego non dixerim. Und das verursachte bey Herrn
Wolfen, daß
er diesen seinen Satz in reifere Überlegung zog,
und endlich die Unrichtigkeit desselben einsahe.
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1705 |
Wie er denn alles, was ihm nur vorkam, auf das genaueste
untersuchte; So untersuchte er
annoch in diesem
Jahre
Z.B. den
Copernicanischen
Weltbau. Bey welcher Gelegenheit er auf die
Frage geleitet wurde: Ob die
Philosophischen,
vornehmlich Physicalischen, Fragen aus der
H. Schrifft könnten entschieden werden oder nicht?
Bey dieser Frage angestellter Prüfung fiel er auf
die
Erklärung der
Weltweißheit, daß sie sey eine
Wissenschafft des
möglichen, in so ferne es
möglich ist. Gleich in dem folgenden 1705 Jahre
theilte er solche Erklärung dem vortrefflichen
Breßlauischen Gottesgelehrten, Caspar Neumann, in
einem Privat-Schreiben mit. Dieser brachte zwar
verschiedener Einwürffe wider selbige in seinem
Antworts-Schreiben vor; da er aber von Herrn Wolf
dieserwegen war deutlicher
unterrichtet worden,
hat er gar bald zugestanden, daß seine Einwürffe
die Richtigkeit derselben nicht antasteten. |
Man findet dieses in Herrn
Wolfens ratione praelectionum, im 8 Capitel des 2 Abschnitts, |
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Gegen den Monat Julius wurde Herr Wolf von den Sammlern der
Lateinischen
Actorum
Eruditorum in
Leipzig in
ihre
Gesellschafft an und aufgenommen. Damit er
sich nun dieser
Ehre
würdig und um die so
weltberühmte Gesellschafft
verdient machen
möchte, hat er zu keiner
Zeit gleich von der
Stunde an, da er war als ein Mitglied
erenennet
worden, bis noch jetzo keinen |
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{Sp. 555|S. 291} |
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Fleiß und
Mühe gespahret, sondern eines
Theiles
verschiedene besonders auserlesene
und von ihm
gründlich ausgearbeitete
Materien,
andern Theils gar viele mit reifer Überlegung
aufgesetzte Auszüge und Beurtheilungen der
wichtigsten
Wercke aller
Wissenschafften in die
gerühmten Acten einverleiben lassen. Die allererste Recension stehet im Monat Julius des 1705
Jahres con den
Actis
Eruditorum. |
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Unterdessen hatte sich Herr Wolf auch auf
den Cantzeln in
Leipzig zum öfftern hören lassen.
Dem Hochberühmten Herrn
Doctor und
Professor
Christian Ludovici zu Leipzig war eben aufgetragen
worden, an die Stelle des am 27 October 1705
verstorbenen
M.
Johann Christian Ittigs, als bisherigen treufleißigen Seelsorgers der
Gemeine
zu Glesin, einem
Dorfe 2 Meilen von Leipzig, einen andern
tüchtigen vorzuschlagen; als er Herrn Wolfen im
November in einer der Leipziger Kirchen predigen
zu hören das Vergnügen hatte. Diese Predigt
erweckte bey wohlgedachten Herrn D. Christian Ludovici die
Gedancken, daß er
glaubte, es könnte eine Kirche
mit keinem erbaulichern Prediger versehen werden
als mit Herrn Wolfen. Weswegen er ihn sofort zu sich
holen ließ, und von ihm selbst Erkundigung
einzog, ob er wohl einen so einträglichen
Pfarr-Dienst annehmen
wolte. Dieser war auch
solches zu
thun
willens; allein es fanden sich
nachher andere
Umstände ein, welche die guten
Absichten des Herrn Ludovici hinderten, und so
muste
denn Herr Wolf aus den Wegen
Gottes
erkennen,
daß er ihn zu einem anderweitigen Lehr-Amte
gewiedmet hätte. |
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1706 |
Zu diesem suchte er sich beständig durch
Lesen und
Disputiren
geschickter zu machen, wie
er denn am 23 December 1705 abermahls auf
dem Philosophischen Lehrstuhle eine
Dissertation
de methodo serierum infinitarum
vertheidigte. Diese
Schrifft zeigte nicht weniger
als die vorhergehenden von der tieffen Einsicht
ihres
Verfassers in mathematischen
Materien. Als
sich am 12 May des 1706 Jahres eine grosse
Sonnenfinsternis zutrug, war unser Mathematicus
beschäfftiget, alles hier zu
Leipzig auf das
genaueste zu beobachten. Die Beschreibung
derselben entwarf er auf Papier, und ließ solche
bald hernach in die
Acta Eruditorum
einrücken: Wobey er
sich der besondern Bescheidenheit bedienete,
daß er seinen
Nahmen nicht darüber setzete.
Nichts destoweniger erschall durch die andern
so mannigfaltigen Proben der Ruff von Herrn
Wolffens Geschicklichkeit in der Mathematick, auch
ausser den Mauern der
Stadt Leipzig. |
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Da man über der
Wahl des dritten Schul-Collegen und
Professors der Mathematick auf
dem Elisabethanischen
Gymnasio zu Breßlau
beschäfftiget war, richtete man auf Herrn Wolfen
nebst andern ein Auge. Der Herr von Wolfsburg bemühete sich mit allen
Kräfften, daß niemand
anders Herrn Wolfen
möchte vorgezogen werden:
allein er fand vielen Widerstand. Selbst die Collegen an besagtem Gymnasio hatten zwar
wohl etwas in der Mathematick
gethan, allein sie
erkannten, daß sie gegen Herrn
Wolfen allzuschwach wären, und
befürchteten sich, er möchte
ihnen ihren Harnisch nehmen, mit welchem sie
sich bey ihren Untergebe- |
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{Sp. 556} |
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nen bishero in
Ansehen gesetzet hatten. So
muste denn vor diesesmahl unserm
Philosophen seine bekannte allzugrosse
Wissenschafft hinderlich seyn. |
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Eine
gründliche und weitläufftige
Gelehrsamkeit kan zwar wohl gedrucket, nicht
aber unterdrucket werden. Hiervon zeuget, daß,
da Herr Wolf gegen das Ende des 1706ten
Jahres im Begriff war nunmehro nach den zwey
gehaltenen
Dissertationen
pro Loco, bey E. Löbl.
Philosophischen
Facultät um den
Titel eines
Assessors derselben anzusuchen: er als
öffentlicher Lehrer der mathematischen
Wissenschafften auf einmahl so wohl nach
Halle als
nach Giessen auf Recommendation des Barons
von Leibnitz und des Geheimden Ratfs Hofmanns
beruffen wurde. Wie er nun den Beruff nach
Giessen ausschlug: also nahm er den nach Halle willig
an.¶ |
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1707 |
Es gieng also
Herr Wolf im 1707
Jahr,
nachdem er vorher dem Februar der
Actorum Eruditorum
eine
Lateinische Übersetzung des von
Sebastian Clericus
aufgesetzten neuen Welt-Gebäudes hatte
einverleibet, alsbald nach
Halle, um das
angenommene Amt eines öffentlichen Lehrers
der Mathematick und Naturlehre mit den
gewöhnlichen Ceremonien anzutreten. Man nahm
ihn mit vielen Freuden- und Ehren-Bezeigungen
an. Man setzte ihm ungesäumt den Tag zu der Inaugural-Oration an. Und Herr
Wolf, so der erste war,
welcher unter den Schlesiern die Stelle eines
Professors zu Halle begleitet hat, eröfnete
sogleich nach gehaltener Oration der daselbst
studirden Jugend in einer besondern
Einladungs-Schrifft diejenigen Stunden, die er
künfftighin so wohl
öffentlich als zu
Hause beydes
über die Mathematick als über die Naturlehre
halten würde. |
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Dieses war ihm nicht genung, daß er zu
Halle
den Lehrbegierigen
Studenten durch seinen
Unterricht
dienete, sondern er wendete seine
Kräffte auch dahin an, wie er sich überhaupt die
gelehrte
Welt verpflichten
möchte.
Er verfertigte
eine Recension von des Herrn Johann Witty
Schrifft:
An essay towards a vindication of the vulgar exposition of the Mosaick
History of the Creation of de World (Londen 1705 in 8) in die
Acta Eruditorum.
Dieses gab ihm
Gelegenheit, seine
Gedancken
von der Art und Weise die
Wahrheit der
Christlichen Religion zu
demonstriren, zu Papier
zu bringen, welcher Aufsatz so wohl, als die
gemeldete Recension sich im Monat April des
1707 Jahres von den Actis Eruditorum befinden. Diese
Commentation ist
das erste Stücke, welches von seiner
Arbeit unter
seinem
Nahmen ausser seinen Recensionen in
diese gelehrte Geschichte eingerucket ist. |
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Auf diesen folgeten gar bald mehrere. Wir
übergehen das, was Herr Wolf aus den Transactionibus
Anglicanis in den May der Actorum Eruditorum gesetzet, und
gedencken nur an dessen im Monat Julius
befindlichen Schediasma de inveniendo sinu anguli multipli ex dato sinu
simpli, zu dessen Verfertigung ihn der Herr
von Lagny veranlasset hat, als welcher in den Commentariis
Academiae Regiae Scientiarum des 1705ten Jahres
gezeiget hatte, wie man aus dem gegebenen
Tangente eines jeden Winckels den Tangentem eines anguli
multipli finden
sollen. |
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Ehe wir noch den letzten Aufsatz in |
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{Sp. 557|S. 292} |
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die Acta Eruditorum dieses Jahres anführen können, müssen wir
eine besonders
nützliche Entdeckung unsers
Philosophen in den Natur-Geschichten
rühmen.
Durch Veranlassung des Oculirens betrachtete Herr Wolf im
August 1707 die Augen der Bäume genauer, und
beschauete alle
Theile, die er von einander
trennen
konnte, durch gute Ferngläser. In dem er dieses
thate, nahm er whar, daß ein jedes Auge seine Würtzelgen
habe, dadurch es den Nahrungs-Safft an sich
ziehet. Hieraus
erkannte er, daß, wenn das Auge
im Oculiren fortkommen
soll,
das Würtzelgen unversehrt bleiben
müsse.
Dieses ist ein nicht zu verwerffender
Nutzen von
seiner neuen Entdeckung, dergleichen eben so
ersprießliche Anmerckungen mehr könnten wir
hier nahmhafft machen, wenn es uns der Platz
verstattete weitläufftig zu seyn. |
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Der gerühmte letzte Aufsatz unsers
Philosophen in den November der
Actor. Eruditorum ist
Solutio nonnullarum difficultatum circa mentem humanam etc. Zu dessen
Ausarbeitung bewegten ihn die in den Actis Eruditor. dieses Jahres befindlichen Abhandlungen von der
Seele, besonders des Herrn
Dodwells auf der 207 Seite
recensirter Brief, darinnen erwiesen wird, daß
die Seele natürlicher Weise sterblich sey, die man
aber doch unsterblich machen könne.¶ |
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1708 |
Das Andencken der Actorum Eruditor. war Herrn
Wolfen
viel zu angenehm, als daß solches nicht auch in
dem 1708 Jahre durch manche eingeschickte
schöne Aufsätze hätte sollen verneuert werden.
Bey denen zuerst übermachten Grund-Gesetzen
der
Erfahrung, oder wie der
Titel im
Lateinischen
lautet: Leges experientiarum
fundamentales, haben wir nichts ins besondere
anzumercken. Deswegen wollen wir hier nur
erinnern daß der Herr
Graf
Ferdinand Ernst von Herberstein, ein dubium geometricum
circa tetragonismum circuli, almae Geometriae acutissimis Cultoribus propositum, an
den nunmehr verstorbenen Herrn Hofrath
Johann Burckhard Mencken im Monath May eingesendet
habe, um solches in die Acta
Eruditorum einzurücken. Herr Mencke,
ein guter Freund von unserm Philosophen, wolte
die Ehre der Auflösung dieses
Zweiffels niemand
andern als ihm gönnen. Dahero er, ehe er
solches noch in den Acten durch den
Druck zu
jedermanns
Wissenschafft gelangen ließ, des
Grafens
Schrifft an Herrn
Wolfen übersendete,
welcher sie auch bald nebst seiner Auflösung
zurücke sendete. Beyde wurden sogleich dem Junius
der Actorum
Eruditorum einverleibet. |
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Einige Monate darauf ließ sich zu
Halle,
gleichwie auch an andern
Orten, am
11
Tage
des Herbstmonates gegen 10 Uhr des
Abends
nach einigen vorher geschehenen Blitzen ein
sehr heller Feuer-Ball in der Lufft sehen, welcher
sich bald hernach in einen breiten Streifen
verwandelte. Diese Lufft-Erscheinung satzte viele
in Verwunderung, noch mehrere aber in
Schrecken. Man ertheilte sofort dem Herrn
Wolfen Nachricht hiervon. Nichts konnte unserm
Natur-Forscher erwünschters zu Ohren kommen
als dieses. Er begab sich in aller Eile an
denjenigen Ort, wo er alles aufs genaueste
bemercken konnte, und setz- |
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{Sp. 558} |
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te sodann die Beschreibung sowohl als
Erklärung dieser Lufft-Erscheinung auf. Solche
Schrifft ließ er nachher in die Acta
Eruditor. einrücken. |
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Mit dem Ende des 1708ten Jahres kam Herr
Wolf auch mit einer Schrifft zu Ende, welche
gleich mit dem Anfange des darauf folgenden 1709
Jahres unter dem Tittel: Elementa aërometria, in den Buchläden zu
haben war. In diesem kleinen Büchelgen trug er einen
noch so sehr nicht bekannten mathematischen
Theil zuerst nach geometrischer Lehr-Art vor,
und erwieß in selbigem einige
Kräffte und
Eigenschafften der Lufft. |
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Von seiner 1708 Jahre erfundenen Wind-Waage (anemometrum) findet man in
Ludovici Ausführlichem Entwurffe einer
vollständigen Historie der Wolffischen Philosophie, Th. II ...
mehrere Nachricht, wo sie auch im Kupffer-Stiche
vorgestellet wird. Diese ist eine
Maschine,
dadurch man die
Gewalt des Windes abmessen
kan.¶ |
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1709 |
In dem nur gedachten 1709
Jahre entschloß
sich unser
Philosoph, der
Academischen Jugend
führohin auch über die
Philosophischen
Wissenschafften einige Stunden zu halten, da er
vorhero in Halle, Krafft seines
Amtes nur bloß
lediglich die Mathematick und Natur-Lehre erkläret
hatte. Zu dem Ende verfertigte er in Lateinischer
Sprache eine kurtze Vernunfft-Lehre, die er aber
nicht der Presse unterwarff. |
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Daß Herr Wolf hiernächst sowohl den
Mertz als auch den May der Actor.
Eruditorum mit einigen
Lateinischen Übersetzungen aus den Transactionibus
Anglicanis ausgezieret habe,
ist eine Kleinigkeit, die wir übergehen, da wir zumahl etwas wichtigers beyzubringen haben. |
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Es hielte nehmlich unser Philosoph vor nicht
undienlich zu seyn, wenn er in einer
Academischen Schrifft den vergangenen Winter,
der überaus hart gewesen war, beschriebe, und
über die
Ursachen beydes der so gar
ausserordentlichen Kälte als auch der daher
erfolgten seltsamen
Würckungen seine
Gedancken der gelehrten Welt
mittheilete. Mit
dieser
Arbeit kam er im Monat Junius zu
Stande, so
daß er sie am 13 Tage gedachten Monats auf
dem Philosophischen Lehrstuhl öffentlich
vertheidigen konnte. |
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Zu gleicher
Zeit machte Herr
Wolf eben
diejenigen Versuche nach, welche Robert Boyle in
seiner Schrifft de coloribus und Mariotte am Ende
seines tentaminis de coloribus aufgezeichnet haben, und welche die Hervorbringung der Farben durch Vermischung
verschiedener flüßiger
Cörper betreffen. Indem
er dieses mit aller zu Anstellungen der Versuche
erforderlicher Behutsamkeit thate, war darbey das
Glücke so günstig, daß er selbst
verschiedenes
entdeckte, welches von jenen grossen
Männern
nicht war bemercket worden. Diese Entdeckung
wolte unser Naturkündiger den
Gelehrten nicht
länger vorenthalten, weßhalben er solche in dem
Monat Juni der Actorum
Eruditor. bekannt machte. |
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Einen andern Versuch zu erfahren, ob in
guter Garten-Erde mehr als eine Ähre aus einem
einigen Körngen Getraydes wachsen würde,
stellete Herr Wolf gleichfalls um diese Zeit an,
nachdem er durch des Frantzösischen
Abts
von Vallemont im 1708
Jahre zu Paris her- |
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{Sp. 559|S. 293} |
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ausgekommene Curiositez de la natur de l'art sur la vegetation, ou
l'agriculture et le jardinage dans leur perfection, hierzu war aufgemuntert
worden. Dieses Buch hatte unser Philosoph
gegen das Ende desselben Jahres in dem
Buchladen angetroffen. Die prächtige Aufschrifft
erweckte bey ihm eine
Begierde, zu sehen,
worinnen die versprochenen Geheimnisse
bestünden. |
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Das erste war die Vermehrung des
Getraydes. Hier wurden einige Nachrichten von
vielen Ähren gegeben, die aus einem einigen
Körnlein solten gewachsen seyn. Da aber von
diesen beygebrachten Beyspielen einige
gezweifelt und
gemuthmasset hatten, daß diese
vielen Ähren nicht so wohl aus einem Korne als
vielmehr aus vielen zusammen gefallenen
Körnern herausgewachsen wären; so stellete Herr Wolf in den darauf folgenden Sommer des 1709
Jahres einen Versuch mit zwey Körnern Habers in
einem Garten an. Nachdem nun also unser
Philosoph von der Möglichkeit durch die
Erfahrung
war versichert worden,
wolte er auch durch
Proben hinter die
Ursachen kommen. Diesen
Vorsatz fassete er, da es auf den Winter los gieng,
und keine
Zeit war, das Vorhaben zu
bewerckstelligen. Ehe nun der Frühling des 1710
Jahres herbey kam, hatten andere Gedancken
seinen
Kopf eingenommen, daß er nicht eher
daran dachte, als bis es abermahls zu späte war,
die Probe anzustellen, und also dieser fernere
Versuch
unterlassen wurde.¶ |
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1710 |
Nemlich mit dem Anfange des 1710 Jahres
gerieth Herr Wolf mit einem Engelländer in einen
gelehrten Streit, wozu jener die
Gelegenheit
selbst gegeben hatte. Herr Wolf hatte in seinen Elementis aërometriae
Johann Keilen vorgeworffen, daß er in seiner
introductione ad veram physicam bey Erweisung des leeren Raums einen Fehler im
Schlüssen begangen habe.
Herr Keil suchte in
einem sehr höflichen
Schreiben an
Wolfen diese
Beschuldigung von sich abzulehnen. Diesem
Schreiben wurde, nachdem es an die Sammler
der
Actorum Eruditor. eingesendet worden war, von selbigen
ein Platz in dem Jenner des 1710 Jahres
angewiesen. Weil nun dieser gelehrte Engelländer
in dem gedachten Schreiben seinen
Beweiß
weiter bestärcket hatte, so schiene Herrn Wolfen
nöthig zu seyn, daß er auch seine
Meynung
vollständiger
erklärte. |
|
|
Er setzte daher ein Antworts-Schreiben auf,
daß er sofort ebenfalls an die
gerühmten
Sammler
übersendete, welche es in den Februar ihrer
gelehrten Geschichte setzeten. Bey dieser
Gelegenheit gefiel es unsern Philosophen in die Acta
Eruditor. eine
Erinnerung
wegen eines Versuchs von dem Umlauff der Lufft
durch die Luftlöcher des Holtzes zugleich zu
übermachen. Er hatte in den Zusatz zum 79ten
Satze seiner Elementorum Aërometriae angeführet, daß er bey offt
angestellten Versuche es auf keine Weise habe
bewerckstelligen können, daß eine höltzerne
Glocke auch nur ein klein wenig an den Teller, der
an die Lufft-Pumpe festgemachet war, sich
angehänget hätte. |
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|
In dieser Erinnerung also, die man gleich
nach dem Antworts-Schreiben an Herrn Keilen in den Actis
Eruditor. antrifft, berichtet er,
daß er |
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{Sp. 560} |
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damahls die Lufft mit einer nicht gar zu weiten
Lufft-Pumpe ausgeleeret und den Stempel
herausgezogen habe, wenn der Hahn gegen die
Glocke zu offen gewesen: als er sich aber
hernach eine weit grössere Lufft-Pumpe
angeschaffet, und mit selbiger diesen Versuch zum
öfftern wiederholet, jedesmahl aber den Haaren
nicht eher eröffnet habe, bis der Stempel
herausgezogen gewesen sey: habe er
wahrgenommen, daß eine Glocke aus Fichtenholtz
bey nahe von 4 Zoll im Durchmesser, ohngefehr 5
Zoll hoch und 1 Viertel Zoll dicke, sich sodann an
den Teller angehänget hätte, wenn der Hahn
aufgemachet worden war. Wiewohl auch dieses
von keinem Bestand gewesen sey. Denn so bald
das Geräusche aufgehöret, welches dem, so von
siedenden Wasser zu entstehen pfleget, gegleichet hat, und daß man gar
eigen hätte hören
können, wenn man das Ohr nah hinzu gehalten,
habe auch die Glocke aufgehöret feste zu
hängen. |
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|
Mit dem Anfange des Augusts brachte Herr Wolf
seine Anfangs-Gründe aller Mathematischen
Wissenschafften, die er zum
Gebrauch seiner
Zuhörer in
Deutscher Sprache herausgehen
lassen
wolte, zu Ende. Sie verliessen noch in
diesem Jahre in zweyen besondern
Theilen die
Presse. Jeder Theil war mit einer besondern
Abhandlung ausgezieret. Vor dem ersten fand
man eine kurtze Nachricht von der
mathematischen Lehrart, und nach dem letzten
Theile sahe man einen kurtzen
Unterricht von den
vornehmsten mathematischen
Schrifften.¶ |
|
1711 |
Wie nun Herr Wolf durch diese Abhandlung
aller mathematischen Wissenschafften den
Liebhabern derselben ein nicht geringes
Vergnügen erwecket hatte: so sehr, wo nicht noch
angenehmer war derjenige Aufsatz den
Verständigen der Hydraulicke, welchen er ihnen
gleichsam als ein Neujahrs Geschencke, obwohl
ohne
Benennung seines
Nahmens, unter der
Aufschrifft, Phoenomenon diabetes antea non observatum, im Jenner des 1711 Jahres von den
Actis Eruditorum
mittheilte. |
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|
Diesem fügen wir bey diejenige
Vertheidigungs-Schrifft Herrn Wolfens, welche bald
nach jener in eben dem Monate der Actorum Eruditorum stehet, und zu
Rettung der Elementorum Aerometriae wider einige Einwürffe ist
aufgesetzet worden. Es hatte ein
gewisser
Gelehrter, der in dem
Journal de Trevoux aus den Wolffischen nur
gedachten Elementis einen Auszug
verfertiget hatte, dabey zugleich wider selbige
drey
Zweiffel erreget. Um nun diesen
Ungenannten seinen Zweiffel aufzulösen, ließ sich
Herr Wolf umso viel williger finden: je wichtiger
manchen Leser dieses Auszugs die
vorgebrachten Zweiffel hätten scheinen
mögen. |
|
|
Ebenso willig war Herr Wolf in dem
gedachten 1711 Jahre dem Verlangen eines
guten Freundes, welcher ihn damahls um eine
bequeme Einrichtung einer Lampe ersuchte, eine
Gnüge zu leisten. Er fand gar bald eine, welche
solche
Vollkommenheiten an sich hatte, als sich
dafür schicketen. Damit aber diese Erfindung zum
gemeinen Nutzen gereichen möchte, hat er eine
Beschreibung dieser Lampe in den Februar der
Actorum Eruditorum mitgetheilet. |
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|
Nicht lange nach fand man von Herr |
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{Sp. 561|S. 294} |
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|
Wolfen dessen Tabulas sinuum atque tangentium in den Buchläden, wodurch er
sich die Liebhaber der Mathematick von neuen
verpflichtete. Denn ob man wohl solche heute zu
Tage,
nachdem man die Logarithmos erfunden
hat, in der Trigonometrie gantz entrathen kan; so
haben sie doch noch in andern Theilen der
Mathematick ihren Nutzen, welcher unsern
Mathematick-Lehrer bewog, die erwehnten
Tabellen aufzusetzen. Sie sind so accurat als
nirgends andere seyn mögen. Ja Herr Wolf hat bey Verfertigung
derselben noch diese Behutsamkeit gebrauchet, daß er ihre Logarithmos von ihnen
abgesondert, damit sich nicht leicht Anfänger im Aufsuchen
irreten. |
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|
Währender solcher
Arbeit hatte Herr Wolf des Hrn.
Wyer
Wilhelm Muys Elementa physices methodo mathematica demonstrata erhalten, die in mehr gedachten 1711ten
Jahre zu Amsterdam in 4 an das
Licht
getreten waren. Er machte aus selbigen einen
Auszug in die
Acta Eruditorum. Weil nun Herr Muys
in seinen Elementis
zugleich wider das, was Herr Leibnitz im
September des 1698 Jahres von den
Actis Eruditorum und
Herr Major im darauf folgenden Jahre von der vi motrice
creata vorgebracht
hatte, einige Einwürffe erreget hatte, um
darzuthun, daß dergleichen
Krafft nirgends in der
Welt anzutreffen sey; so brachte Herr
Wolf eine defensionem virium in corporibus existentium
contra nuperas objectiones
zu Papiere,
welche man ohne Benennung ihres
Verfassers
dem September des 1711 Jahres von den
Actis Eruditorum gleich nach dem Auszuge der
Muysischen Elementorum
einverleibet hat. |
|
|
Hierauf erblickte Herr Wolf in dem Journal
des Scavans,
daß ein gewisser gelehrter Mann zu Marseille im
May Monate dieses Jahres eine neue
Erklärung
von der
Bewegung vorgebracht hatte, weil diesem
die bißher gegebenen noch kein Gnüge gethan
hatten. Er erkläret die Bewegung durch eine
Würckung des
Cörpers oder einen Eindruck,
welchen der Cörper angenommen hat,
vermöge
deren er einem andern
würcklichen Cörper oder
vor sich bestehendem
Dinge,
welches von keinem andern unterhalten wird, sich nähern oder von ihm entfernen
kan. Der Urheber dieser Erklärung forderte zugleich die
Weltweisen zu deren
Untersuchung auf, und
versprach auf die Einwendungen zu antworten.
Dieses reitzete Herrn Wolfen an, seine Einwürffe
wider diese neue Erklärung in einer besondern
Schrifft der gelehrten Welt kundbar zu machen,
welche dieserwegen in den November der
Actorum Eruditorum
eingerücket wurde.¶ |
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1712 |
Nicht wenigere Früchte seines
Fleisses und
unermüdeten Beytrages Herrn Wolfens zu den
Actis Eruditorum
findet man in dem 1712 Jahre. Wir
wollen nicht hier an die Considerationem Wenceslai Josephi Pelicani
super specimine Trigonometriae Analyticae gedencken, noch wollen wir uns bey der
Observatione eclipsis lunaris d. 23. Januar. 1712. vesperi facta
etc. lange aufhalten, da ohne Zweiffel
Herr Wolf diese beyde Stücke nicht selbst
entworffen, sondern nur an die Sammler der
Actorum Eruditorum übersendet hat; dieses aber
müssen wir anführen,
daß Herr |
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{Sp. 562} |
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Wolf im Junius dieses
Jahres der
gerühmten
Acten, gleichwie auch im Augusto zwey Gattungen von Machinis anamorphoticis
beschrieben habe, die der ehemahls berühmte
Herr Leupold ausgesonnen hatte. |
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Durch Machinas anamorphoticas werden solche
Maschinen
verstanden, durch deren Hülffe man die Bilder
dergestalt verziehen kan, daß sie sich in einem
Spiegel recht darstellen. Die erstere der Leupoldischen
dienet
die Bilder zu verziehen, die von einem
Cylindrischen Spiegel reflectiret werden. Die
letztere gehöret zur Zeichnung der verzogenen
Bilder für den Conischen Spiegel. Daß diese
beyde Maschinen zwar nach der Geometrischen
Schärffe nicht richtig sind, wie solches Herr Wolf
in dem 288 § seiner Elementorum Catoptr.
erinnert hat;
nichts destoweniger aber gar wohl
gebrauchet
werden können, ohne daß man einen mercklichen
Fehler besorgen darff: ist unseres
Thuns nicht hier
auszuführen. |
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Vielmehr wenden wir uns zu einer
Schrifft, die
unser
Philosoph im October eben dieses 1712
Jahres vollendete. Wir haben bereits oben bey
dem 1709 Jahre bemercket, daß Herr Wolf zum
Gebrauch seiner Zuhörer eine kleine Vernunfft-Lehre in
Lateinischer Sprache zwar habe
aufgesetzet, nicht aber
drucken lassen. Er wurde
nachher des Dictirens satt, und entschloß sich
deswegen sein
Buch der
Presse zu
unterwerffen. |
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Es waren viele
Bewegungs-Gründe
vorhanden, eine Schrifft, wie diese war, lieber in
Deutscher als in Lateinischer Sprache
hervortreten zu lassen. Zwey der Haupt-Gründe
waren eines
Theils der
Gebrauch der
Lehrer auf
den
Academien
Deutschlandes die
Philosophischen Theile in ihrer Mutter-Sprache zu
erklären, andern Theils der
allgemeine Nutzen,
daß auch
ungelehrte
Deutsche aus solcher
Schrifft ihren
Verstand zu bessern
Gelegenheit
bekommen
möchten. Dahero Herr
Wolf jene
Lateinische erste Gründe der Vernunfft Lehre
nicht allein in die Deutsche Sprache übersetzte,
sondern sie auch hin und wieder
verbesserte und
vermehrte. Sie verliessen demnach gegen das
Ende des 1712 Jahres die Presse mit der
Aufschrifft: Vernünfftige Gedancken von den
Kräfften des menschlichen Verstandes und ihrem
richtigen Gebrauche in Erkenntniß der
Wahrheit. ¶ |
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