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Zedler: Wasser [2] HIS-Data
5028-53-71-6-02
Titel: Wasser [2]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 53 Sp. 85
Jahr: 1747
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 53 S. 56
Vorheriger Artikel: Wasser [1]
Folgender Artikel: Wasser [3]
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Bibel
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Übersicht
Eintheilung des Wassers
Verherrlichung GOttes durch das Wasser
Vortrefflichkeit und Nutzbarkeit des Wassers
Übernatürliche Begebenheiten des Wassers
Bedeutungen des Wassers in der Heil. Schrifft

  Text Quellenangaben
  Eintheilung des Wassers.  
     
  Wir wollen anjetzo nicht von neuem der Eintheilung des Wassers in die Wasser über und unter der Feste Meldung thun, sondern nur bey dem Wasser unter der Feste, wie uns solches für Augen liegt, stehen bleiben. Dieses Wasser wird verschiedentlich eingetheilet; als in  
 
  • das Meer-
  • und das daraus entstehende Wasser, dergleichen die Brunn-Qvellen, Bäche, Seen und andere Flüsse sind, davon an gehörigen Orten gehandelt wird.
 
  Die vornehmsten Nahmen, so man zu behalten hat, sind diese:  
 
1) Das Meer, oder die offenbare See, Lat. Oceanus, Frantzösisch: Ocean,
  Das hat wiederum unterschiedene Nahmen. Denn
 
a. In der also genannten alten Welt, heißt es
 
α) das Gewässer gegen Mitternacht, Lat. Oceanus septentrionalis, oder borealis und glacialis, Frantz. Mer glaciale, Ocean septentrionale.
β) Das Gewässer gegen Abend, Lat. Oceanus occidentalis,
 
  {Sp. 86}  
 
 
 
γ) Das Meer gegen Mittag, Lat. Oceanus meridionalis, australis, Aethiopicus, Frantz. Mer du Sud.
δ) Das Meer gegen Morgen, Lat. Oceanus Eous, Orientalis, Indicus, Frantz. Mer des Indes.
b. In der also genannten neuen Welt.
 
α) Das Wasser auf der rechten Seite, die Nord-See, Lat. Mare Septentrionale, Frantz. Mer du Nord.
β) Das auf der Lincken, das stille Meer, Lat. Mare pacificum, Frantz. Mer du Sud.
γ) Das untere, Lat. Mare Magellanicum.
2) Strassen, oder Meer-Engen, Lat. Fretum, Frantz. Canal und le Pas, Ital. Stretto, Z.E. Bey Gibraltar.
3) Meerbusen, wo ein Arm von dem Meere ein wenig in das Land hinein gehet, Lat. Sinus, Frantz. Golfe.
4) Seen, da viel Ströhme hinein und heraus fliessen, Lat. Lacus, Frantz. le Lac, Z.E. Der Boden-See.
5) Stehende See, der qvillet und nie recht abläufft, Lat. Stagnum.
6) See, der aus zusammen gelauffenem Wasser entstehet, und endlich, weil er nicht abläufft, einen Morast verursachet, Lat. Palus.
7) Meer-Strudel und Wind-Wirbel, Lat. Euripus und Vortex.
8) Hafen, Lat. Portus, Frantz. le Port.
9) Süsser-Fluß, Lat. Fluvius, Frantz. le Fleuve.
10) Kleiner Fluß, Lat. Rivus, Frantz. la Riviere.
11) Fluß, der auf beyden Seiten Puschwerck hat, Lat. Amnis.
12) Timpel, oder tieffer Ort in den Flüssen, Lat. Gurges.
13) Der Ort wo viel Flüsse zusammen lauffen, Lat. Confluens.
14) Ein Graben voll Wasser, Lat. Alveus.
15) Der Mund, oder ein Ort, wo ein Fluß in den andern, oder in das Meer fällt, Lat. Ostium.
16) Der Furt, wo man durch das Wasser reiten, fahren, oder gehen kan, Lat. Vadum.
17) Die Fähre, eine Überfarth über das Wasser, Lat. Trajectus.
18) Wasserfälle, Lat. Cataracta.
19) Wasser, das von dem Regen zusammen läufft, Lat. Torrens.
20) Ein Brunnen, Lat. Fons.
21) Der Ort, wo viel Insuln zusammen kommen, Lat. Archipelagus.
22) Schlüfften, oder Ecken, wo das Meer hintritt, wenn es sich hebet und ergiesset, Lat. Aestuarium.
23) Die Ebbe, wenn das Meer an etlichen Orten abläufft, Lat. Fluxus.
24) Die Fluth, wenn das Meer wieder kommt, Lat. Refluxus.
 
  Siehe übrigens den Artickel: Aqua, im II Bande p. 983 u.ff.  
     
  Verherrlichung GOttes durch das Wasser.  
       
  Da GOtt durch dieses Geschöpffe seine Allmacht beweisen wolte, hielt er nicht allein in der ersten Schöpffung das Wasser in dem Meer zusammen, wie in einem Schlauch, Hebräisch, wie auf einem Hauffen, und legte die Tieffe in das Verborgene, Psalm XXXIII, 7.  
  und gründete die Erde darauf,
  • Psalm XXIV, 2. CXXXVI, 6.
  • 2. Petri III, 5.
 
  Sondern erhält es auch in dem ihm just angemessenen und seiner Absicht gemäßen Grade der Flüßigkeit. Wär das Wasser mehr aufgelößt, in seinen Theilen kleiner, in  
  {Sp. 87|S. 57}  
  seiner Sammlung dünner, oder zertheilter, so wäre es eine Gattung Lufft, und könnten keine Fische darinnen leben, kein Thier darinnen schwimmen, kein Schiff darauf fahren; Die Erde wär entweder zu trocken, oder zu feucht; Wir hätten keine Meere, Seen, Flüsse, Brunnen, u.s.w. GOtt, der da sprach: Es sammle sich das Wasser, 1. Mos. I, 9.
  hat diesem Elemente die Gestalt seiner kleinsten Theile, welche auch denen scharfsichtigsten der heutigen Natur-Lehrern annoch verborgen liegt, derselben Zusammenhang, und beständige innerliche Bewegung, den ordentlichen Grad der Dichte, Flüßigkeit, Schwere, und andere Eigenschafften gegeben.  
  Er fasset noch jetzo, oder bindet das Wasser zusammen in seine Wolcken und die Wolcken zerreissen darunter nicht, Hiob XXVI, 8.  
  Er löset nemlich die Wasser in runde Bläslein auf, welche in der Lufft schweben und hangen bleiben, mithin sich in Wolcken und Nebel sammlen. Er hat sich die Ober-Herrschafft über dieses sein edles Geschöpff allein vorbehalten, und zeiget dieselbe täglich. Er bauet wunderbar seinen Saal in den Wassern oben an dem Himmel, Psalm CIV, 3.  
  Er setzet ihnen eine Grentze, darüber kommen sie nicht, Psalm CIV, 9.  
  Er setzet ihnen eine gewisse Maasse, Hiob XXVIII, 25.  
  Er misset die Wasser mit der Faust, Jes. XL, 12.
  Er hat die Wasser-Bäche in seiner Hand, regieret und leitet sie, nach seinem Wohlgefallen,
  • Sprüchw. XXI, 1;
  • 2 Kön. III, 16, 17, 20.
 
  Darum, wenn er das Wasser verschleust, oder aufhält, so wird alles dürre, und wenn er es auslässet, so kehret es das Land um, Hiob XII, 15.
  Und also macht er offt die Wüste zu einem Wasser-See, und hingegen trocknet er die Wasser aus,
  • Psalm CVII, 33. 35.
  • Jes. XXXV, 6, 7. Cap. XLI, 18. XLIV, 27. XLVIII, 34. L, 2.
 
  Zachar. X, 11: Wie er die Wasser gegen Mittag, das ist, daß rothe Meer, trocknete, Psalm CXXVI, 4..  
  Er rufft dem Wasser im Meer, und schüttet es auf den Erdboden, so offt er will, Amos V, 8.
  Er macht im Meer Wege, und in starcken Wassern eine Bahne, Jes. XLIII, 16.  
  Er, und nicht die Natur, oder natürlichen Kräffte, trennete das Wasser vor seinem Volcke Israel, Jes. LXIII, 12.  
  Und auf seinen Befehl, muste es wie Mauern stehen, und auch wieder einfallen,
  • 2 Mos. XIV, 21, 22, 26.
  • Psalm LXXVIII, 13, 14.
  • Habac. III, 15.
  • Jos. III, 13, 16.
 
  Eben wie es, seinen Propheten Elia zu Diensten, sich auf beyden Seiten theilen muste, 2 Kön. II, 8, 14.
  Bey welchen über alle Natur-Kräffte steigenden Wundern, der majestätische GOtt die den Wassern anerschaffene innere Bewegung ihrer Theile, durch seine hohe Wunder-Hand, gehemmet; Gleichwie er hergegen denen von Natur unbeweglichen festen Theilen die Bewegung gegeben, und zu andern Zeiten die Erde in Wasser verwandelt hat, als bey jener Wunder-Qvelle, welche sein durstiges Volck träncken muste, da Wasser aus dem Felsen heraus floß;
  • 2 Mos. XVII, 6;
  • 4 Mos. XX, 8, 10, 11;
  • 5 Mos. VIII, 15;
  • Psalm LXXVIII, 16, 20; CV, 41; CXIV, 8;
  • Nehem.
 
  {Sp. 88}  
 
  IX, 15, 20;
  Und dem durstigen Simson zu gute, Richt. XV, 19.
  Auf sein Wort, muß es die gantze Welt ersäuffen, 1 Mos. VI, 17.
  Und wiederum eine gantze Sündfluth nichts schaden, Jes. XLII. 2.  
  Er verwandelt das Wasser in eine andere Natur; Z.E.:  
  In Blut,
  • 2 Mos. IV, 9; VIII, 17;
  • Psalm LXXVIII, 44; CV, 29;
  • Offenb. XI, 6; XVI, 4;
 
  In Wein, Johann. II, 6; IV, 46;  
  In Wermuth, Offenb. VIII, 11.  
  Er macht das bittere Wasser süsse, 2 Mos. XV, 22;
  Und das böse Wasser gesund, 2 Kön. II, 19, 21.
  Von welchen und dergleichen Wundern wir bald ausführlicher handeln wollen.  
  Wiederum ist das Wasser ein Beweiß der Göttlichen Weisheit. Das Wasser wird, wider seine eigene Natur, in die Höhe gezogen, damit nicht, wenn etwas lediges zwischen dem grossen Gebäude des Umkreises bliebe, es eine Klufft und Riß bekäme, denn es ist also gemacht, daß es, durch festes Zusammengehen aller Stücke sich selbst erhalten könne. Wer siehet nicht hieraus des Schöpffers Weisheit?  
     
  Vortrefflichkeit und Nutzbarkeit des Wassers.  
  Ferner so ist denen Naturkündigern bekannt, daß in allen Zeugungen der Dinge auf den Erdboden das Wasser, oder doch eine flüßige Materie zum Grund liege, daher auch die Verständigen sehr wohl anmercken, daß die Natur aus dem flüßigen ins feste würcke; und wie dieses bey dem Saamen der lebendigen Thiere eine ausgemachte Sache ist; so ist ja bekannt, was das Wasser und die Feuchtigkeit, zur Zeugung und Erhaltung der Pflantzen beytrage, ja es haben die Chymici angemercket, daß die Metallen aus einer flüßigen Materie gezeuget würden.  
  Verdries (Phys. part. spec. ...) giebt auch zu, daß das Wasser etwas mit zu Erzeugung der Steine beytrage; Aber nur in so ferne es mancherley zu dem Stein-Wesen dienlichen Zeug in sich halte, und mit sich führe, der hernach gleichsam von sich selbst zusammen kleibe, und immer grössere Stücke durch äusserlichen Anhang ausmache.  
  In allen diesem offenbaret sich eine besondere Weisheit GOttes. Denn weil eine wässerichte, feuchte und liquide Materie nicht widerstehet; sondern tractabel, und den Cörpern eine glatte und anmuthige Ober-Fläche giebet: so hätte keine bessere Materie zur Herfürbringung der Dinge können angenommen werden.  
  Betrachten wir die grossen Sammlungen der Wasser, so ernehret die See eine stets grosse Menge Fische von unterschiedener Gattung, daß es auch im CIV Psalm 25. heist: Das Meer, das sogroß und weit ist, da wimmelts ohne Zahl, beyde grosse und kleine Thiere. See und Wasser schicken sich zu einer schnurgleichen ebenen Fläche, die Erde und Fluth geschicht beständig, es behält beständig für die Erhaltung seiner Einwohner sein saltziges Wesen, und erhält also auch den Gebrauch der Menschen zur Schifffahrt, welche Stücke gnugsam den Reichthum der Weisheit GOttes an den Tag legen.  
  Zwar pflegt sich ein Atheiste darüber zu moqueriren, und zu fra-  
  {Sp. 89|S. 58}  
  gen: Wozu ein so grosses Meer nutze? es hätte wohl die Helffte können gesparet, und zu dem trockenen Lande gethan werden, damit es von Menschen bewohnet würde. Es antwortet Keil in dem examine theoriae orbis Burnet. das dieser Einwurf von einer grossen Unwissenheit der natürlichen Philosophie herrühre. Denn wenn die See nur halb so groß wäre, als sie vorjetzo sey; so würden auch nur halb so viel Ausdämpffungen seyn, als jetzo wären, und folglich würden wir nur halb so viel Flüsse und Feuchtigkeit, und also weniger haben, als alle das trockene Land zu versorgen nöthig, siehe
  • Johann Rajum in existentia et sapientia Dei ...
  • Buddeum in thesibus de Atheismo et superstitione ...
  • und Feuerleins dissertat. de sufficient. aquar. copia ..., Jena 1711.
  Also sind die Wasser des Meeres gegen die Wasser des festen Landes abgemessen, und dieses Ziel müssen sie nicht überschreiten,
  • Sprüchw. VIII, 27, 29.
  • Hiob XXXVIII, 10. 11.
 
  GOtt hat dem Wasser sein Ziel gesetzet, Hiob XXVI, 16.
  Er misset das Wasser, Cap. XXVIII, 25;
  Also, daß er eine ordentliche Zahl, Maaß und Gewicht, den obern Wassern, das ist den Wolcken, gegen die untern, gemachet hat.  
  Hätten wir mehr Wolcken, so hätten wir eine kältere Lufft, mehr Regen und Schnee, Überschwemmungen der Länder, nasse, unfruchtbare und ungesunde Jahre; hätten wir aber weniger, als wir haben, so hätten wir wiederum unfruchtbare, ungesunde, allzutrockene, hitzige Zeiten. Alle Brunnen, Bäche, Seen, Flüsse, verändern sich immer, und gewinnet doch keines über das andere die Oberhand, sondern bleiben in ihrem beständigen Gleichgewichte, so wohl unter sich selbst, als gegen der trockenen Erd-Kugel.  
  Also sind die Regen- und Schnee-Wasser ordentlich auf die vier Jahrs-Zeiten, und auf die verschiedenen Erden-Striche, oder Climata, gemessen und ausgetheilet. Also ist einem jeden Lande sein bescheidenes Wasser-Maaß zugetheilet. In einigen hitzigen Ländern, da es selten regnet, z.E. in Egypten wird der Wasser-Mangel durch den alltäglichen starcken Thau ersetzet; in Africa und Indien muß der Nilus und Ganges das trockene Erdreich zu gewissen Zeiten überschwemmen und fruchtbar machen.  
  Ja, also hat ein jedes mineralisches Wasser, die warmen und kalten Bäder, die Saltz- und Sauer-Brunnen, ihre ordentliche Zahl, Maaß und Gewicht, und zeugen von der Weisheit des Schöpffers.  
  Endlich preisset das Wasser auch Gottes grosse Güte; weil es einen vortrefflichen Nutzen in dem menschlichen Leben schaffet; Syrach XL, 31.
  Denn so dienet es  
 
1) zu unserer Unterhaltung, obschon die wenigsten Menschen hieraus die göttl. Gütigkeit erkennen; welches sie gewiß gewahr werden solten, wenn ihnen der Gebrauch desselben entrissen würde. Es ist ein allgemeiner Tranck der Menschen und Thiere,
  • Psalm CIV, 10, 11.
  • Hos. II, 5.
 
Und ob sich schon die Menschen durch die Kunst einen Tranck zubereiten, so kan es doch so wenig, als die Zubereitung, oder Kochung der Speisen überhaupt, ohne Wasser geschehen.
 
  {Sp. 90}  
 
Alle Gewächse, die zu der Menschen und Thiere Nahrung dienen, müssen durch Hülffe des Wassers ihren Wachsthum erreichen, und ohne das Wasser könnten weder Menschen, noch Vieh, ihre Nahrung haben, noch auf dem Erdboden ihre Wohnung finden.
  • Klagl. V, 4;
  • Judith VII, 7;
  • 2 Mos. XVII, 1, 2, 3.
  • 4 Mos. XX, 4, 5.
 
Die Schrifft begreifft alles, was zu der Menschen Nahrung gehöret, unter dem Brod und Wasser,
  • 1 Mos. XXI, 14;
  • 2 Mos. XXIII, 4, 25;
  • 5 Mos. IX, 9, 18;
  • 1 Sam. XXX, 11, 12;
  • 1 Kön. XIII, 8, 9; XVII, 10, 11; XVIII, 4, 13;
  • 2 Kön. VI, 22;
  • Sirach XXIX, 28;
  • Esr. X, 6;
  • Nehem. XIII, 2;
  • Esth. IV, 16;
  • Sprüchw. XXV, 21;
  • Es. III, 1; XXXIII, 16;
  • Ezech. IV, 16, 17, XVIII, 18, 19;
  • Hos. II, 5;
  • Amos VIII, 11.
 
 
Also heissen verstohlene Wasser, so viel, als gestohlne Speise,
Sprüchw. IX, 17;
 
Und Nehem. IV, 23, heisset es in dem hebräischen: Ein jeglicher hatte seinen Spieß und das Wasser, das ist seine Speise.
 
 
2) Das Wasser schaffet viel Vortheil in Waschung und Reinigung unserer selbst, unserer Kleider, unsers Hauß-Geräthes, und in andern Fällen mehr.
 
 
3) Es dienet zu dem Auffenthalt der Fische,
  • 1 Mos. I, 20, 21, 22;
  • 3 Mos. XI, 12;
  • 5 Mos. XIV, 9;
  • Psalm CIV, 28; CV, 19;
 
 
Als welche ohne und ausser dem Wasser nicht lange dauren können,
 
 
4) Es dienet zu vielfältigem Gebrauch in der Kunst, wodurch dasjenige zubereitet wird, was wir zu der Bequemlichkeit, wie auch zu der Ergötzlichkeit, in dem menschlichen Leben nöthig haben; Z.E. Bey dem Springen der Fontainen, u.s.w. Von dem Wasser haben wir viel Vortheil
 
 
in dem Kühlen und Erquicken,
  • Lucä XIV, 24;
  • Sprüchw. XXV, 25;
 
 
In dem Feuer-Löschen,
Hohenl. VIII, 7;
 
Städte befestigen,
Nahum II, 8; III, 8;
 
Bey den Mühlen, und andern unzähligen Nutzen mehr, auch so gar die Kranckheiten zu heilen.
 
 
5) Insonderheit dienet das Wasser, die Erde zu feuchten und fruchtbar zu machen. Denn wenn es in die Lufft-Löcher der Cörper hineindringet, treibet es die kleinen Theile derselben von einander, dadurch einige Materien aufschwellen, andere weich, ja einige gar aufgelöset werden. Also ziehet der Saame das Wasser in sich und indem er davon aufgeschwollen ist, beginnet er zu keimen; Wie denn die Erfahrung genugsam lehret, wie der Saame und die Gewächse an feuchten Orten fortgehen und wachsen,
  • Hiob XIV, 9; VIII, 11;
  • Psalm I, 3; LXV. 10, 11;
  • Jes. XXXII, 20; XXIII. 3;
  • Ebr. VI, 7
 
 
Darum bedeuten viel Wasser in heiliger Schrifft so viel, als fruchtbare Örter,
4 Mos. XXIV. 7;
 
Und werden für eine sonderbahre Segens-Wohlthat Gottes gehalten,
Joel III, 18.
 
Wie hingegen diejenigen Ländereyen und Örter sehr schlecht sind, die Wasser-Mängel haben,
Jes. I, 30; XLIV, 3;
 
Und wird solches unter die Straffen Gottes gerechnet,
Jes. III, 1. XLVIII, 34.
 
Wenn auch durch das Wasser viel Unglücks-Fälle und ungemeiner Schaden geschiehet, wie z.E. in der allgemeinen Sündfluth,
1 Mos. VI und VII,
 
und so vielem Wasser-Fluthen und Über-
 
  {Sp. 91|S. 59}  
 
schwemmungen.
  • Jes. IV, 6, XXVIII, 17, XXX, 30,
  • Amos VIII, 8, IX, 3,
 
 
da sogar die Steine ausgehöhlet, und die Erde hinweg geflösset wird,
Hiob XIV, 19;
 
So sehen wir daher, daß GOtt der HErr sich dessen, als eines Mittels zu der Straffe, und Rache über die Gottlosen, bedienet,
Sirach XL, 31, 32:
 
Und also auch seine Gerechtigkeit dadurch beweiset.
 
     
  Übernatürliche Begebenheiten des Wassers.  
     
  Was übernatürlich und Göttlich-Wunderbares hat sich an dem Elemente des Wassers offt begeben und zugetragen.  
 
1) In der Sündfluth, da alle Brunnen der grossen Tieffe aufbrachen, und sich die Fenster des Himmels aufthäten.
1 Mos. VII, 11;
 
Obwohl ungewiß ist, wie es damit zugegangen? Ob vermittelst eines unterirrdischen Feuers? Oder durch einen plötzlichen Einhalt der Erde in ihrer täglichen Umdrehung? Oder aber durch einen vorbeyfahrenden Cometen? Oder auch durch andere Ursachen, deren unzählige in der freyen Gewalt des allmächtigen Schöpffers anzutreffen sind?
 
 
So ist doch, wenn man die gantze Sache und Begebenheit vernünfftig einsehen will, handgreifflich wahrzunehmen, daß gantz ausserordentliche und alle natürliche Kräffte übersteigende Bewegungen, mit einem Worte, lauter Wunder-Wercke, vorhanden gewesen seyn.
 
 
2) Bey Verwandelung des Wassers in Blut, als der ersten Egyptischen Plage,
2 Mos. VII, 17-25.
 
Denn daß solches Wasser keinesweges mit rothem Holtz oder Erde tingiret worden sey, welches Moses, nach einiger Meynung, vorher hinein geworffen haben soll. Noch daß es also geschienen, wie dort denen Moabitern vorgekommen ist, daß das Wasser blutig wäre, als der Wiederschein der aufgehenden, schief-fallenden, und in den Thau-Wolcken geschwächten Sonnen-Strahlen, von dem Wasser ihnen zu Gesichte gekommen war,
2 Kön. III, 22.
 
Noch das sonst was natürliches sich dabey zugetragen habe, wie man, unter andern Wunder der Natur, Seen, oder Teiche findet, welche zuweilen Blut, oder blutige Materie, auswerffen, oder auf sich schwimmend haben, oder sich gar in Blut verwandeln, so den Unwissenden und Abergläubischen offt grosse Furcht einjagen kan, indem sie eine Vorherbedeutung des Krieges und andern Unglücks daraus machen, obwohl die Naturforscher zeigen, daß die Ursach dessen offt erfrohrnen, in einem Schlamme verfaulten Fröschen, welche zu der Frühlings-Zeit oben auf schwimmen, oder einem Frosch- und Fischleich, welche mit einer rothen materialisch-vitriolischen Erde in eine Gährung gerathen, und noch über diß von der Sonnen-Wärme mehr ausgekochet werden, zuzuschreiben ist; Sondern das, ohne ein göttliches Wunder, sich solches nicht habe zutragen können, ist daraus abzunehmen;
 
 
 
a. Weil die Plage so allgemein war, daß nicht nur der grosse Nil-Strohm, sondern sogar alle Was-
 
  {Sp. 92}  
 
 
  ser in denen Bächen, Ströhmen, Seen, Teichen und Wasser-Sümpffen, ja alles Wasser in höltzernen und steinernen Gefässen, in Blut verwandelt worden,
2 Mos. VII, 17, 19, 20.
 
 
b. Weil solches nach dem Worte des HErrn geschehen ist,
v. 17, 20.
 
 
c. Weil alle Fische davon haben sterben müssen, und die Wasser stinckend geworden sind,
v. 18, 21.
 
 
d. Weil es eine gantze Woche hindurch währete,
v. 25.
 
 
e. Weil das Wasser bey den Kindern Israel ohne Zweiffel rein geblieben ist.
vergl. Cap. VIII, 22.
 
3) Bey dem Durchgange der Kinder Israel durch das rothe Meer,
2 Mos. XIV, 9-31.
 
welches einige schon vor Alters boßhaffter Weise von dem natürlichen Ab- und Zulauffen des Meeres, oder der so genannten Ebbe und Fluth, ausgeleget haben; Hermann von der Hardt aber, in Perea supra Jordanem ..., nicht von dem Schilf-Meer, sondern dem See-Sirbon verstanden, und vorgegeben hat, daß derselbe, durch einen Nord-Wind, gefrohren gewesen, daß Israel habe darüber gehen können, und hernach, durch einen Süd-Wind wieder aufgethauet sey, daß die Egypter darinnen ersoffen wären. Allein das ist alles wider den klaren Buchstaben des Textes. Denn
 
 
 
α) so wuste Moses nirgends wohin,
2. Mos. XIV, 10, 15.
 
 
β) GOtt, der die Kinder Israel durch eine hohe Hand ausgeführet hatte, theilete das Meer von einander, so bald Moses seiner Hand darüber reckte, und die Kinder Israel giengen mitten hinein, gerades Weges nach dem gegenseitigen Ufer in der Arabischen Wüste, also, daß das Wasser, wider seine Natur, sich hoch aufthürmete, und, wie Mauren, zu der Rechten und zu der Lincken stund, welches mit dem natürlichen Ablauffen des Meeres gar nicht übereinkommt, vielweniger mit dem Gefrieren.
 
 
 
  Zudem wird zwar des trockenen Ost-Windes, nicht aber des Nord- oder Süd-Windes, gedacht; aber auch derselbe konnte in einer Nacht das Wasser vor sich selbst aus der Mitte des Meeres nicht wegwehen, daß es zu beyden Seiten, wie Mauern, stehen geblieben, und die Kinder Israel trocken hindurch gegangen waren,
v. 16, 21, 22, 29.
 
 
γ) Die Egypter wusten die Eigenschafft von dem Ab- und Zulauffen des Meeres wohl, und würden sich nicht hinein gewaget haben,
v. 23.
 
 
δ) Es wird, als ein Wunder-Werck, der Hand des Höchsten allein zugeschrieben,
  • v. 17, 18, 21, 24, 31, Cap. XV, 11.
  • Psalm LXXVIII, 13. CVI, 9. CXIV, 3.
  • Weisheit X, 18.
  • Ebr. XI, 29.
 
4) Bey dem Durchgange der Kinder Israel durch den Jordan,
Jos. III, 11-17.
 
Da
 
 
 
a. Josua solches Wunder vorher verkündigte, und als ein gewisses Merckmahl der göttlichen Gegenwart und Leitung angab,
v. 10, 11.
 
 
b. Da das Wasser so bald von einander riß, als die Priester, welche die Bundes-Lade trugen, ihre Füsse fornen in das Wasser tuncketen, also, daß das obere Wasser über einen Hauffen aufgerichtet stund, das untere Wasser aber gantz und gar verfloß, und zu dem Saltz-Meer hinunter lief,
  • v. 13-17.
  • Psalm CXIV, 3, 5.
 
  Eben dergleichen wunderbarer
 
  {Sp. 93|S. 60}  
 
Durchgang trug sich zu, da Elias und Elisa mit dem Mantel den Jordan von einander theilete
2 B. Kön. II, 8. 14.
 
5) Zu Mara, da der HErr, dem Moses, auf sein Gebet, einen Baum, oder Holtz wieß, so er in das Wasser thät, davon es süß ward,
2 B. Mos. XV, 23. 25.
 
daß aber solches ein gewisses Zucker-Holtz, oder ein Gewächs, Rhododendron, oder Rhododaphne, Lorbeer-Rosen genannt, gewesen sey, wie die Rabbinen wollen, und durch seine natürliche Krafft dem Wasser seine Bitterkeit habe benehmen können, wie einige aus Sirach XXXVIII, 5. schliessen, mag mit keiner Wahrscheinlichkeit gesaget werden.
 
 
6) Zu Jericho, da der Prophet Elisa das ungesunde Wasser gesund machte, als er eine Schale voll Saltz in die Wasser-Quelle warff, damit man solches destoweniger als ein natürliches Artzney-Mittel, wohl aber als ein Bild eines gesunden und guten Geschmackes ansehen möchte,
2 B. Kön. II, 19-22.
 
7) Bey der Quelle in der Wüsten, welche gantz wunderbarer Weise aus einem Felsen floß, da Moses den Felß mit seinem Stabe schlug, und die Kinder Israel eine Zeitlang Wassers gnug für sich und ihr Vieh hatten,
  • 2 B. Mos. XVII, 5. 6.
  • Psalm LXXVIII, 15. 16; CV, 41; CXVI, 8.
 
 
Doch nicht so, wie die Jüden fabuliren, als hätte der Felß mit seiner Wasser-Quelle sich allenthalben hinter den Kindern Israel hergewältzet, wo sie hingezogen und sich gelagert; Noch, wie andere ohne gnugsamen Grund vorgeben, als wären die Ströhme davon in ihren Krummen allenthalben hingeflossen, wo die Lager-Stätte der Kinder Israel gewesen; denn so wäre nicht nöthig gewesen, daß Moses den Felsen in Kades abermahl hätte schlagen müssen,
4 B. Mos. XX, 8, 11; Vergl. mit v. 1. 2.
 
8) Zu Lehi, an einem dürren und trockenen Orte, da GOtt dem durstigen Simson, zu der Erquickung, einen Brunnen hervor quellen ließ, aus dem Felsen Lehi, der von dem Esels-Kinnbacken den Nahmen bekam,
Richt. XV, 17. 18. 19.
 
Denn so ist der Brunnen nicht in dem Kinnbacken selbst, sondern in Lehi, das ist, in dem Orte, der von dem Kinnbacken also genennet worden, entstanden,
v. 17. vergl. mit v. 14.
 
Und das Wort [ein Wort Hebräisch]
v. 19.
 
bedeutet hier keinen Backen-Zahn, sondern einen ausgehöleten Stein, gleich einem Mörser, welcher eine grosse Menge Wassers von sich gab, und den Anruffers-Brunn machte, welcher lange Zeit geblieben ist, und wohl gar noch jetzo gewiesen werden soll,
v. 19.
 
9) Zu Cana in Galiläa, da der HErr JEsus, durch ein augenscheinliches Wunder, das Wasser in den 6 steinernen Wasser-Krügen in Wein verwandelte, und darbey seine Herrlichkeit offenbahrte,
Joh. II, 6-11.
 
10) Hieher möchte man noch ziehen:
 
 
 
a. Das Wunder des in dem Jordan schwimmenden Eisens, als welches von Natur viel zu compact, und seine Extension viel zu klein, in Ansehung der Dichte und Schwere war, als daß eine darunter stehende Seule Wassers, als es hinunter zu fahren gesuchet, dasselbe so starck hätte zurück halten sollen,
2 B. Kön. VI, 6.
 
 
b. Die Heilung des Syrischen Feld-Hauptmanns Naeman von seinem Aussa-
 
  {Sp. 94}  
 
 
  tze, durch das Baden in dem Jordan,
2 B. Kön. V, 10. 14. vergl. mit v. 12.
 
 
c. Die wunderbare Bewegung des Wassers in dem Teich Bethesda zu Jerusalem,
Joh. V, 2. 3. 4.
 
 
  Denn obwohl Bartholinus und Hammondus dieses Wunder einer natürlichen Krafft des Wassers zuschreiben wollen, und dem Aufwallen der warmen Bäder vergleichen, dergleichen aber zu Jerusalem nicht waren; so ist es doch billig was wunderbares, daß ein Engel das Wasser durch seine Krafft bewegte, und GOtt demselben die Würckung, alle Krancken zu heilen, gab, und daß der, so zuerst hineingetreten, so fort, durch ein eintziges Waschen oder Baden, gesund geworden ist.
 
 
 
d. Christi und Petri Wandel auf dem Meere,
  • Matth. XIV, 25-29.
  • Marci VI, 49.
  • Joh. VI, 19.
     
  Bedeutungen des Wassers in der Heil. Schrifft.  
  In der Heil. Schrifft hat das Wasser mancherley schöne Bedeutungen. So wird es gebraucht:  
 
1) Seines Nutzens wegen,
 
 
 
a. für Göttliche Gnade, Trost, Hülffe und Segen,
  • Psalm XLI, 1; LXV, 10;
  • Jes. XXX, 20.
  • Jerem. II, 13. XVII, 13.
 
 
b. Für Christi Verdienst und Wohlthaten,
  • Jes. XII, 3; LV, 1.
  • 1 Joh. IV, 10. 11. 14.
 
 
c. Für den Heil Geist und dessen Gnaden-Gaben,
  • Offenb. XXII, 1.
  • Jes. XI 9; XXXV, 6 7; XLIII, 20; XLIV, 3.
  • Ezech XVI, 4. 9; XXXVI, 25; XLVII, 1. 12.
  • Joh. VII 38.
  • Ebr. X, 22.
  • Tit. III, 6.
 
 
d. Für das Göttliche Wort und die Heil. Sacramenten,
  • Ps. XXIII, 2.
  • Sirach XV, 3; XXXV, 40.
 
 
  Besonders die heylsame Lehre des Evangelii,
  • Joel III, 18.
  • Zachar. XIV, 8.
  • Jes. XLI, 18.
  • Joh. IV, 14.
 
 
  Und die H. Tauffe,
  • Joh. III, 5; XIX, 35.
  • Ebr. X. 22.
  • 1 Joh. V, 6. 8.
 
 
e. Für die Weißheit,
Sprüchw. V, 15. 16; XX 5.
 
 
f. Für zeitliche Güter, Segen und Wohlthat,
  • Ezech. XXXIV, 18; XXXII, 20.
  • Hiob XXII, 7.
  • Matth. X, 42.
 
2) Wegen des Schadens, wird durch Wasser abgebildet:
 
 
 
a. Ein Hauffen feindlich Kriegs-Heer, oder starcke zahlreiche Armee,
  • Jes. VIII, 7.
  • Jerem. XLVII, 2; XLIV, 2.
  • Jes. XVII. 12. 13; LI, 5; LII, 20.
  • Jerem. LI, 13.
  • Offenb. XVII, 1. 15.
  • Ezech. XXVI, 3. 19; XXXII, 2. 13.
 
 
  Trübest das Wasser, das ist überziehest die Völcker mit Kriege
 
 
 
b. Allerley Wiederwärtigkeit, Trübsal, Gefahr, Unglück und Plagen,
  • Psalm XVIII, 17; XXXII, 6; LXIX, 2. 3. 16; LXXIII, 10; LXXXIIX, 18; CXXIV, 4. 5; CXLIV, 7; LXIII, 3. 15; LXVI, 12; XLIV, 7.
  • Sprüchw. XVII, 14.
  • Jes. VIII, 7. 8; XLIII, 2; XXVIII, 17.
  • Jerem. XLVII, 2.
  • Klagl. III, 54.
  • Ezech. VII, 17; XXI, 7; XXVI, 19; XXVII, 26. 34.
  • Matth. VII, 25.
  • Lucä VI, 48.
  • Offenb. XII, 15.
 
 
  Hierher ziehen wir billig Luthers Anmerckung über den CX Psalm:
 
 
 
  „Wasser in der Schrifft heißt Leiden, als im LXIX Psalm, v. 2. die Wasser sind in mich gegangen, bis an mein Leben, etc. Wasserstrom ist geschwind, starcks und groß Leiden, Ps. CX, v. 7. Er wird trincken vom Wasserstrom, nicht sagt er, er wird alles aussauffen, sondern trincken davon, und andern auch davon zutrincken lassen.„
 
 
 
c. Furcht und Verzagen,
  • Jos.
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  VII, 5.
   
  • Ezech. VII, 17 ...
 
 
  Oder Schrecken
Hiob XXVII, 20.
 
 
d. Zanck und Hader,
Sprüchw. XVII, 14.
 
 
e. Sünde und Unrecht,
Hiob XV, 16. Vergl. mit 1 B. Mos. XLIX, 4.
 
 
  Besonders allerley Unzucht und Buhlerey,
  • Sprüchw. IX, 17.
  • Sirach XXVI, 15.
 
 
  Bey den Worten, 2 B. Mos. XII, 9. Ihr solts (das Oster-Lamm) nicht roh essen, noch mit Wasser gesotten, giebt Luther noch eine gantz besondere Bedeutung des Wassers an, wenn er schreibet: „Wasser heißt ein solcher Dünckel und Meynung, da man meynet, man kenne Christum, und ist doch falsch.„
 
 
3) Sonst bedeutet Wasser:
 
 
 
a. Eine grosse Menge, oder Hauffen,
  • 4 B. Mos. XXIV, 7.
  • 5 B. Mos XII, 16...
  • Hiob XV, 16.
  • Psalm LXXIX, 3.
  • Hiob XIV, 7.
  • Jes. LI, 13.
  • Jerem. XXXII, 2.
  • Hos. V, 10.
  • Offenb. XVII, 15.
 
 
b. Ein flüchtig und vergänglich Ding,
  • 2 Sam. XIV, 14.
  • Hiob XIV, 11 ...
  • Ps. LVIII, 8.
 
 
  Wie z.E. das menschliche Leben,
Sirach XVIII, 8. Vergl. mit Psalm XC, 5. 10.
 
 
c. Thränen,
  • Klagl. I, 16 ...
  • Ps. CXIX, 136
  • Jerem. IX, 1. 18.
 
 
d. Besonders den männlichen Saamen; also übersetzen einige 1 B. Mos. XLIX, 4. das Wasser-Springen; als wolte Jacob sagen: Ich erinnere mich deines schändlichen und geilen Wasser Spritzens; da du dein Wasser (d.i. Saamen) spritzen lassen, an einem Orte, da dir nicht gebührte,
Jes. XLVIII, 1.
 
 
  Aus dem Wasser Juda, heisset aus dem Saamen und Geschlechte Juda,
  • Jes. LI, 1.
  • 4 B. Mos XXIV, 7.
 
 
e. Die Nachkommen,
5 B. Mos. XXXIII, 28.
 
 
  Der Brunn Jacob, d.i. die Nachkommen Jacobs,
  • 4. B Mos. XXIV, 7.
  • Ps. LXVIII, 27.
 
 
  Lobet den HErrn in den Versammlungen, ihr aus dem Brunn Israel, d.i. ihr Israeliten, oder Kinder und Nachkommen Israels.
 
  Wir haben zu Anfang dieser Abtheilung erinnert, daß Joh. III, 5. durch Wasser die Heil. Tauffe bedeutet werde; weil aber hierinnen die meisten Reformirten von uns abgehen, wollen wir noch eines und das andere davon anmercken.  
  Calvinus leugnet in Instit. ... desgleichen in dem Commentario über den Johannes ... schlechterdings, daß hier von der Tauffe gehandelt werde, und giebt vor, Wasser und Geist heisse der Heil. Geist, der, indem er die Seelen reiniget, einem Wasser ähnlich ist.  
  Unter den neuern hat Gürtler Instit. Theol. ... vorgegeben, Joh. III, 5. heisse das Wort Wasser, Christi Gehorsam, und diesem hat Lampe an diesem Orte gefolget, und saget auch, es werde der Gehorsam Christi durch das Wort Wasser, als ein Symbolum, offt vorgestelt, doch so, daß mannigmahl Christi Verdienst und Geist zusammen, mannigmahl auch Christi Verdienst allein, durch das Wort Wasser angezeiget werden.  
  Es brauchet gewißlich keine Scharffsinnigkeit, zu sehen, daß alles gezwungen ist. Wider den Calvinus ist zu mercken, daß der Augenschein in Christi Worten das Wasser von dem Heil. Geist unterscieidet; Ob sie gleich nicht getrennet sind: Und also ist das Wasser nicht der Heil. Geist selbsten. Dem Augenschein aber widersprechen wollen, ist gar was unbilliges. Also, wer 1. Joh. V, 6. die Worte: Mit Wasser und Blut, also auslegen  
  {Sp. 96}  
  wolte, mit einem Blut, so dem Wasser ähnlich ist; würde mit grössestem Rechte verworffen, wenn schon nicht folgete: Nicht mit Wasser allein. Denn eben darum setzet man zwey Stücke, daß man nicht eines verstehen soll. Daher auch von der vermeynten Figur Hendiadys wenig, oder nichts, zu halten ist.  
  Da nun Wasser nicht der H. Geist selbsten, so ist es vielleicht Christi Gehorsam? Wir wundern uns nicht wenig, wie der gelehrte Lampe habe darauf fallen, und sich selbst bereden können, dieses Wort habe solche Bedeutung, und zwar offt. Denn daß man ein Tertium comparationis zwischen Wasser und Christi Verdienst finden kan, das thut zur Sache nichts. Man kan und pflegt das Predigt-Amt mit einem Acker-Wercke zu vergleichen; deswegen aber heisset Acker-Werck nicht ausser der angestelleten Vergleichung Predigt-Amt.  
  Was Ezech. XXXVI, 25. betrifft, hat blos der vorgefaßte Wahn den gelehrten Mann gehindert, zu sehen, daß eben von der Tauffe geweissaget sey, massen Christi Verdienst nicht erst in den neuern, sondern zu allen Zeiten den Gläubigen mitgetheilet worden ist.  
  Jes. LV, 1. führet er gar gezwungen allhier an. Denn wenn daselbst Wasser, Christi Gehorsam oder diesen, nebst dem H. Geiste zugleich, bedeuten soll, so müste dieser Verstand herauskommen: Wen da dürstet, der komme und trincke, Christi Gehorsam und den H. Geist. Wer wird aber also reden? Ist es nicht vielmehr klar, zu welchem Durstige eingeladen werden, alle Heyls-Güter angezeiget sind, die von begierigen Seelen genossen werden sollen?  
  Dieselben sind zwar durch Christi Gehorsam erworben, und werden durch den H. Geist dargeboten und gegeben; sie sind aber deswegen nicht Christi Gehorsam selbsten. Weil wir es nicht mit dem Socinus, sondern mit Reformirten Lehrern zu thun haben, welche doch die vortreffliche Stelle, Ephes. V, 25. 26. von dem Wasserbad im Wort, von der H. Tauffe auslegen; (wie denn in der 74 Frage des Heidelbergischen Catechismi, unter den Beweiß-Gründen, warum auch die Kinder zu tauffen sind, dieser Ort angeführet ist, gleichwie auch Calvinus an mehrern Orten diese Stelle von der Tauffe annimmt, obgleich vorbesagter Gürtler sich nicht scheuet, ... zu sagen, daß so wohl Ephes. V, 26. als Tit. III, 5. nicht von der H. Tauffe handelten, und auch gleiches auch Hombergk bey dieser Stelle behauptet) so wollen wir nur fragen: Warum verstehet man Ephes. V, 26. von der Tauffe? Ohne Zweiffel und billig, weil kein anderes Wasser-Bad mit dem Worte GOttes verbunden, dem man eine Reinigung der Seelen zugeschrieben habe, bekannt ist, als eben die in der Kirche allezeit übliche Tauffe: Daher man ja auf nichts anders fallen kan, ohne den Worten Gewalt anzuthun.  
  Allein in unserer Stelle, Joh. III, 5. hat es ja durchgehends gleiche Bewandniß. Die Tauffe Johannis war schon geraume Zeit, und noch, worzu auch Christi vermittelst seiner Jünger verrichtetes Tauffen kam, v. 21. 22.
  Das war eine Tauffe der Busse zur Vergebung der Sünde, welches alles ohne Wiedergeburt, und diese ohne den H. Geist, nicht verstanden werden kan. Wie hat es denn Nicodemus von etwas anders, als der bekannten Heil. Tauffe, als worinnen, sonst  
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  aber nirgends, Wasser und Geist verbunden waren, annehmen können? Es ist dahero sehr unbillig, daß man sich den vorgefasten Wahn, daß der Heil. Geist nicht mit dem Tauf-Wasser, oder durch dasselbe, würcke, auch die Tauffe nicht so gar nothwendig sey, dahin hat verleiten lassen, wider den klaren Wort-Verstand des Spruchs Joh. III, 5. zu streiten.  
  Übrigens wird das Wasser in Heil. Schrifft gar vielmahl erwehnet; Als  
 
  • das bittere Wasser,
2 Mos. XV, 23.  
 
  • Wasser aus dem Felsen,
Cap. XVII, 6.
 
  • Das Heilige Wasser, so in dem Hand-Fasse bey dem Brand-Opfers-Altare war, und zu dem GOttes- Dienste gebrauchet ward,
Cap. XXIX, 4.  
 
  • Hader-Wasser,
4. Mos. XX, 13.  
 
  • Spreng-Wasser,
Cap. XIX, 9;
  Dieses war das Heilige Wasser.  
 
  • Wasser, roth wie Blut,
2 Kön. III, 22.
 
  • Christus verwandelte Wasser in Wein,
Joh. II, 7.
 
  • Gehet selber auf dem Wasser,
Matth. XIV, 28. u.f.
 
  • Bedreuet die Wasser-Wogen,
Lucä VIII, 24.  
 
  • Aus seiner Seite fliesset Wasser und Blut,
Joh. XIX, 34.  
 
  • Die Schweine der Gergesener ersauffen in dem Wasser,
Matth. VIII, 32.  
 
  • Das Wasser in dem Teiche Bethesda heilete, wenn es beweget ward, die Seuchen,
Joh. V, 2.
 
  • Ein Becher kaltes Wasser soll nicht unbelohnet bleiben,
Matth. X, 42.
 
  • Jener Mensch trägt einen Wasser-Krug,
Lucä XXII, 10.  
  Cap. XVI, 24.  
 
  • Süsse und bitter Wasser quillet nicht aus einem Brunnen,
Jacob. III, 11. 12.  
 
  • An dem Lauber-Hütten-Feste ward Wasser geopfert,
3 Mos. XXIII, 24;  
  Zu dem Gedächtniß desjenigen Wassers, so in der Wüsten aus dem Felsen geflossen war, 2 Mos. XVII, 6;  
  Und daß sie auch von GOtt einen gnädigen Regen erlangen mögten, weil die Saat-Zeit vor der Thüre war.    
  Auf dieses Wasser-Ausgiessen zielete Christus in seinen Reden; Denn als er an dem letzten Tage des Laub-Hütten-Festes in dem Tempel war, und sahe, mit was Freuden sie das Wasser opfferten, so sagte er zu dem Volcke: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinvke. Wer an mich gläubet, wie die Schrift saget, von des Leibe werden Ströhme des lebendigen Wassers fliessen. Joh. VII, 37. u.f.  
  Dieses Wasser ward aus dem Brunnen Siloah gehohlet, und auf den Brand-Opfers-Altar gegossen, worbey die Priester treommeteten, und die Leviten auf ihren Saiten-Spielen spieleten, und sungen: Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpffen aus dem Heyl-Brunnen, Jes. XII, 3.  
     

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