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Text |
Quellenangaben |
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Wasser,
Lat.
Aqua,
Frantz.
Eau, Holl. Waater,
ist nach der
alten
Philosophie das dritte
Element, und machet mit der
Erde
einen Globus, oder Kugel aus; daher es nicht allein den Erdboden überall
umgiebt, sondern auch denselben, wie das Blut in den Adern den
Leib,
allenthalben durchfliesset. |
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In dem
Hebräischen
heisseßt es [ein Wort Hebräisch] von dem Arabischen [ein Wort Hebräisch] weit
und breit ausbreiten, oder erstrecken. In dem
Griechischen wird es hydōr
genennet.
Plato leget dem Wasser den
Nahmen
einer nüchternen Gottheit bey.¶ |
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Schöpffung und Absonderung des Wassers. ¶ |
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Als der allmächtige Schöpffer die
gantze
Masse des Himmels und der
Erden
hervorgebracht, und an dem ersten
Tage
das
Licht
von der Finsterniß geschieden hatte, präsentirte sich an dem andern
Schöpffungs-Tage zwischen den Wassern über der Feste des Himmels, und den
Wassern unter dem Himmel, die aufgeheiterte Lufft, als ein Vorhang, oder
Scheide-Wand, |
1 Mos. I, 6. 7. |
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An dem folgenden dritten Tage aber, ward die annoch mit Wasser bedeckte,
oder rings umflossene, Erd- und Wasser-Kugel, von der obliegenden Wasser-Last
erleichtert, und, nachdem die vor andern dicken und dichten
Theilgen,
durch das Band ihrer schweren Drückung, sich unter sich begeben, nach und nach
mehr gesetzet und verhärtet hatten, ward das feste
Erdreich
daraus; gleichwie hingegen die dünnen und flüßigen Theile, nachdem sie von den
untermengten irrdischen und gröbern Theilen gereiniget waren, sich auf einen
Hauffen zusammen
bewegen,
und also die gesammte Last der Feuchtigkeit, zu künftiger Bewässerung des
Erdbodens, ihre besondere Stätte einnehmen, und im
Meere,
Flüsse, Seen und Qvell-Brunnen, verfasset werden
muste, |
1. Mos. I, 9. 10. Siehe auch Psalm CIV, 6.
10. |
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Es scheinen sonst die zwey Elemente, Wasser und Lufft, |
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{Sp. 72} |
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einander nahe verwandt, und jenes eine dichtere Lufft, dieses ein dünnes
Wasser zu seyn; und so sind auch die Vögel als fliegende Fische, und die Fische
als schwimmende Vögel, anzusehen. |
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D.
Lange hält in seinem Mosaischen Licht und Recht darvor, daß das
Wasser die erste
Materie sey, woraus der Geist GOttes alle andere
Cörper
hervorgebracht habe; gleichwie eben derselbe durch das
Licht,
dessen Moses 1 Mos. I, 3. gedencket, daß es
GOtt zuerst unter allen habe werden lassen, das Element des
Feuers
verstehet,
das GOtt am ersten Tage erschaffen, und dadurch alle Geschöpffe perfectioniret,
selbiges aber theils der Erde und dem Wasser einverleibet, theils auch hernach
die himmlischen Licht-Cörper daraus gemachet habe. |
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Rüdiger
will
daraus, daß sich der göttliche Geschichtschreiber der Schöpffung, Moses,
in Egypten, und
vermuthlich,
studirens
wegen, auch in Phönicien aufgehalten habe,
wahrscheinlich
schliessen,
daß er sich in seiner
Historie
von der Schöpffung der Egyptischen
Kunst-Wörter
bedienet, und durch Himmel und Erde, von denen er
sage,
daß sie GOtt zu Anfang
geschaffen, nichts anders, als den Äther und Aer, als die zwey ersten
Principien aller erschaffenen
Dinge,
verstanden
habe; welches dem
H.
Geiste, bey Eingebung der
H. Schrifft,
nicht zuwider gewesen sey, und man hierinnen desto mehr versichert seyn könne,
je mehr Schwierigkeiten in der
Erklärung
hierdurch zu heben werden. Denn setze man voraus, daß die
Alten
durch das Wasser nichts anders, als etwas flüßiges, verstanden haben, so werde
sich die Auslegung von den Wassern über der Feste vor sich geben, und die Feste
die Atmosphärische Lufft, das Wasser über und unter derselben aber den flüßigen
Himmel, der unter und über derselben Lufft sey, anzeigen. |
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Andere sind fast gleicher
Gedancken,
und halten davor, daß in den
Worten
des H. Geschichtschreibers: Und der Geist GOttes schwebete über dem
Wasser, das Wort [ein Wort Hebräisch] einen fliessenden
Cörper,
oder eine fliessende
Materie,
bedeute.
Denn daß allhier das Wort nicht seine eigentliche
gewöhnliche
Bedeutung habe, nach welcher es das elementarische und gemeine Wasser anzeiget,
erhellet daraus, weil dieses erst an dem dritten Schöpffungs Tage gemacht, und
von dem Trockenen, oder dem Elemente der Erde, abgesondert worden sey. |
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Es sey dahero vielmehr klar, daß das Wort [ein Wort Hebräisch] in doppeltem
Verstande genommen werde. Erstlich bedeutet es das
elementarischee Wasser, wenn es heist: Und GOtt sprach: Es versammlen sich die
Wasser unter dem Himmel an einem
Ort,
u.s.w.; hier aber zeige es in den Worten: Und der Geist GOttes schwebete über
denen [ein Wort Hebräisch] überhaupt eine flüßige Materie an. Es heisse aber
etwas flüßiges nichts anders, als ein solches
Wesen,
welches aus lauter sehr kleinen und nicht an einander hängenden Partickelgen (ex
minimis discretisque, seu non continuis, particulis) bestehet, dergestalt,
daß es leicht
getheilet
und
beweget
werden könne. Und was sey dieses anders, als die allerkleinsten und untheilbaren
Theilgen? In welchem Verstande auch das Wort [ein Wort Hebräisch] in dem 6 Verse
genommen werde, wenn es da heisset: GOtt
sprach: Es werde ein ausgebreitetes Wesen mitten in der
flüßige Materie, u. diene zur Scheidung zwischen einem
Theil
derselben, u. dem andern. |
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{Sp. 73|S. 50} |
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Leibnitz hält (in Protogaea und Miscell. Berol.) davor, die
Erd-Kugel habe
zuerst von Feuer gebrannt, da
GOtt das
Licht von
der Finsterniß geschieden habe; hernach sey sie
mit dem
Meere bedecket worden, bis
GOtt das Wasser von dem Trockenen abgesondert, habe auch vielleicht dergleichen
Veränderungen mehr
ausgestanden, die uns nicht bekannt wären. |
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Desgleichen verrmeynen sehr viele, es wären
vielleicht die himmlischen Cörper lange vorher,
theils auch nachher erst, von GOtt erschaffen
worden, und es wären Sonne, Mond und Sterne
nicht erst am vierten Tage gemacht, sondern
nur zu dem
Vorscheine gekommen, nachdem der
dicke Nebel, welcher vorhin die Erd-Kugel
eingehüllet, daß man kaum den
Unterschied
zwischen
Tag und
Nacht bemercken können, an
den zweyten Tage sich theils in Wolcken theils
auch in Wasser verwandelt habe, und die Lufft
dünner geworden sey. |
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Was die Wasser über der Feste betrifft, so
hegen die Ausleger der H. Schrifft
verschiedene
Meynungen davon. Die Träume der
Heyden von
einem
gewissen
crystallenen Meere
verdienen
keine Überlegung; Obschon Lyranus, Cajetanus, Tostatus, und andere
dieselbe Meynung angenommen haben. |
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Nicht viel besser können wir von der
Einbildung einiger
alten
christlichen Lehrer
urtheilen, welche darunter die Engel
verstehen
wollen, deren Schöpffung sie dem andern
Schöpffungs Tage beylegen. So verstund Origenes
durch die Wasser über der Feste die guten Engel,
und durch das Wasser unter der Feste die Teuffel,
welche allegorische Auslegung keinen
Grund hat,
wie schon Epiphanius und Hieronymus angemercket haben. |
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Viele von den Rabbinen,
Scholastickern, und
andern, nehmen es von besondern und
eigentlichen Wassern über dem gestirnten Himmel
an, die GOtt bey der Schöpffung dahin gesetzet
habe, welche Erklärung auch Pfeiffer, in seinen Dubiis
vexatis. ... mit vielen
Gründen zu bestärcken suchet. |
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Diese bereden sich, die Wasser über der
Feste
müsten von einer allgemeinen
Einfassung
des
gantzen Weltgebäudes
erkläret werden. Nach
ihren
Gedancken, ist das äusserste Ende der Welt
auf allen Seiten ein dichter Wasser-Kreis. Der
Grund ihrer Meynung beruhet auf der Einbildung
daß die
Welt ihre
Grentzen und die so genannte
feste und Himmels-Lufft solche
Schrancken von
nöthen habe, innerhalb welchen sich ihre
Kräffte
beysammen halten und äussern könnten. Allein,
nachdem heut zu
Tage ein grösseres
Licht in der
Philosophie aufgegangen ist, so
zählt man
dergleichen Wasser
billig
unter die Gedichte. |
Unter andern hat Henning Bernhard Witter
in Juribus Israelitarum in Palaestinam ... die
Unwahrscheinlichkeit dieser Wasser, womit das
Firmament auswärts umschlossen werde,
gezeiget. |
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Es heißt uns Mosis Bericht so weit nicht
gehen; und die Grentzen der Welt gehören
gegenwärtig noch unter die unbekannten Dinge,
von denen die Allergelehrtesten nichts
sagen, noch
setzen mögen. Bis dahin reicht weder
Erfahrung,
noch Kunst, noch
Vernunfft. Wer misset die Wasser
mit der Faust, und fasset den Himmel mit der
Spanne? Wie viel bedenckliche
Fragen würde der,
dem die
Eigenschafften der Lufft und des Wassers
nicht |
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{Sp. 74} |
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gantz unbekannt sind, über einem solchen
allgemeinen Welt-Meere aufbringen, und zu wie
vielen neuen Streitigkeiten würde die
scharffsinnigste Beantwortung derselben Anlaß
geben? Wie unvermögend würde diese feuchte
Schale der Welt seyn, wenn sie nicht von einer
höhern Gewalt umschlossen würde? Und was
bedarff diese eines solchen natürlichen Weltbehalters? Es ist genug, daß die Allmacht ihrer
Hände dazu lehnet, und alle
Dinge mit ihrem
kräftigen
Worte träget. |
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Die
Hebräische
Redens-Art in dem Texte
bezeichnet nicht schlechterdings das Alleräusserste über der Feste; sondern nur, was in
gewisser Absicht über einem
Theile der Feste, und
in der über unsern Häuptern erhabenen
Ausspannung, sich befindet. Die meisten Ausleger
lassen sich gefallen, durch die Feste den Lufft-
Himmel, und durch die Wasser über derselben die
Wolcken und das Regen-Wasser, zu
verstehen.
Sie
glauben, den sichersten Weg zu gehen, und
damit dem
Sinne des
Heil.
Geistes am nächsten zu kommen. |
Dieser
Meynung sind, nebst
andern,
- Torniellus, Annal. ...
- Petavius Ration. tempor. ...
- Kipping de creation. ...
Worbey auch van der Müelen in
Dissertationibus de die mundi et rerum omnium natali ...
zu lesen stehet. |
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Buimann, welcher eben diese Erklärung
annimmt, beruffet sich in seinem Gesetz und
Zeugniß auf |
- Hiob XXVI, 8; XXXVI, 27.
- Psalm XVIII, 12; CIV, 3; CLXVII, 8.
- Jerem. X, 13.
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Wir würden ebenfalls dieser Erklärung Beyfall
geben, wenn uns nicht Mosis Beschreibung eines
und das andere vorlegte, das, nach unserer
Einsicht, derselben entgegen stehet. GOtt machet
eine Feste, die zwischen Wasser und Wasser
theilet. Die Feste, unter und über welcher
Wasser angegeben werden, wird in dem
folgenden ausdrücklich eine Feste, oder
Ausspannung des Himmels
genannt, in welcher
die
Lichter werden, und ihren Stand und Lauff,
zu dem Vortheile der zu bewohnenden Erde, haben
solten. Wer unterstehet sich,
Sonne, Mond und
Sterne in die Gegend zu setzen, wo sich die
feuchten Dünste sammlen und zu Wolcken
werden? |
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Noch sahe es um die Erde nicht so aus, daß
Wasser und Erde geschieden, und die Fläche da
gewesen wäre, über welcher sich dergleichen
Lufft-Begebenheit hätte ereignen können. Der
dritte Tag brachte allererst in
Ordnung, was als
unter dem Himmel, oder unter der geschaffenen
Feste, zu betrachten gegeben wird. Das macht
die
Sache nicht aus, daß die Lufft Gegend der
Erde hin und wieder in der
Heil. Schrifft der Himmel
heisset, und die Wolcken des Himmels genennet
werden. |
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Der mit Lufft erfülte freye
Raum über der
Erde hat eine Ähnlichkeit mit der Feste, die wir
eigentlich Himmel heissen. Wo jene aufhöret, da
fänget diese an. Sie strecket sich gegen die hohen
Gegenden, und stellet sich unsern Augen, als ein
Theil derselben dar. Es kommt demnach darauf
an, ob es die
Umstände des Textes leiden, und
fordern, daß es an diesem Orte also
erkläret und
verstanden werden
müsse. |
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Wenn wir eine Vergleichung zwischen den
Göttlichen Wercken, die einem jeglichen Tage
zugeschrieben werden, anstellen; wie groß wird die
Unwahrscheinlichkeit, daß all- |
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{Sp. 75|S. 51} |
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hier blos von einer
gewissen Lufft-Begebenheit, die den
Erdboden angehet, die
Rede sey? Die Ausspannung über dem Lufft-Kreise der Erden, die der Schöpffer für die
himmlischen Cörper bereitete, ist ein
Werck, das
gegen die andern grossen Wercke GOttes ein viel
vortrefflicheres Verhältniß hat, als wenn wir nur
so weit über die Feste gehen, wo die Wolcken
schweben, das eine nicht allzugrosse Höhe
beträget. Die Wolcken lassen sich ungleich
bequemer
zu den Wassern unter der Feste rechnen, als daß
man sie für Wasser über der Feste ausgiebet. Von
was für Beschaffenheit sind dieselben? Woher
entstehen sie? Wohin begeben sie sich? Alles
finden wir unter der Feste und unter dem Himmel,
was wir von ihnen
sagen müssen. |
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Die fliegenden Wasser-Wolcken sind wie die fliegenden Sand-Wolcken in den
Morgenländern. Sie sind ein Theil der
Erd-Kugel. Es sind Wasser
von eben der
Natur, wie die Wasser des
Meeres,
der Seen, Flüsse und Brunnen sind. Wind und
Sonne hohlen sie von der Erde, und wehen sie in
die Lufft zusammen: Und von diesen Höhen
werden sie bald auf diese bald auf jene Weise,
wieder in den Schooß ihrer
Mutter herunter
gebracht. Wie die Vögel des Himmels unter dem
Himmel fliegen; so stehen und lauffen die
Wolcken des Himmels unter der Feste. |
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Hierzu kommet auch endlich noch dieses, daß aus 1 B. Mos. II, 5;
VII, 11. 12. zu folgen scheinet, daß es vor der Sünd-Fluth noch nicht geregnet, mithin damahls keine
solchen Wolcken, wie anjetzo, sich an dem
Horizonte befunden haben müssen. Die beyden
wahrscheinlichsten
Meynungen sind noch zurücke.
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Die erste davon hegen diejenigen, welche in
den
Gedancken stehen, der Schöpffer habe
dergleichen Wasser-Kreis
anfangs nur um die
Lufft, welche die Erde umgiebt, gezogen. Die
Geschichte der Sünd-Fluth, nebst der
Vorstellung, daß der Erdboden vor derselben viel
anmuthiger und fruchtbarer gewesen sey, scheinet
ihnen diese Meynung sehr glaubwürdig zu
machen. Sie sagen,
GOtt habe die
Sünden der
ersten Welt, noch seiner Allwissenheit,
vorhergesehen, und dieselben durch eine
schreckliche Wasser-Überschwemmung heimzusuchen beschlossen. Folglich habe seine
Vorsehung einen Theil der ersten Tiefe in die
Höhe, wo sich die Lufft-Gegend der Erde endigt,
bis dahin zur
Verwahrung gegeben. Bey der
Sünd-Fluth habe die Hand des HErrn die Fenster
des Himmels aufgethan, und diesen Wasser-Schatz, mit den Wolcken der niedrigen Lufft-Gegend, auf die
Erde herunter gestürtzet. Mit
diesen Fluthen hätten sich die Wasser, die aus dem
verborgenen unterirrdischen Tieffen hervorgebrochen wären, vereiniget, und zusammen die
schreckliche Überschwemmung der Erd-Kugel
verursachet. |
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Ehe sie aber zu diesem grossen
Gerichte
gebrauchet worden wären, sey der weite Wasser-Circkel die gröste Wohlthat für die
Menschen
gewesen. Man hält dafür, es hätten sich in
demselben, welcher, als eine crystallene Decke,
statt der Wolcken über der Lufft gehangen, und
den
gantzen Himmel, so zu sagen, überzogen, die
Strahlen der Sonne so vortheilhafftig gebrochen, daß die Lufft unter derselben
in der schonsten Mäßigung gestanden habe, die Hitze der Sonnen gemäßiget, auch
des Nachts |
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{Sp. 76} |
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die Erde erleuchtet, und also überall ein
schönes temperirtes Wetter verursachet
worden sey. Bey diesen Umständen, habe man
jetzo kein Wasser über der Feste mehr zu suchen.
Die Sonne habe zwar etwas wieder hinauf
gezogen, es sey aber mit der Erde zu sehr
vermischt, und daher wären nun die Wolcken so
finster, bedeckten auch nie den gantzen
Erdboden, sondern blieben immer zerstreuet.
Diese Wolcken nun, welche von dem mit der
zerrissenen Erd-Fläche zerrütteten Lufft-
Kreiße getragen würden, könne man anjetzo
die Wasser über der Feste nennen. |
Leonhard Christoph Sturm hat diese überaus
sinnreiche Meynung, in seiner Erklärung einiger Schrifftstellen durch die
Mathesin und Physic,
vorgetragen; und es wird, zu deren Behuff, noch
von andern der so genannte Ring des Saturn
angeführet, der vielleicht von gleicher
Beschaffenheit sey. |
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Ferner berufft man sich darauf, daß 1 B. Mos. I. nur
des
Abends und des
Morgens, nicht aber des
eigentlichen
Tages und der eigentlichen
Nacht,
gedacht werde; als welche erst nach der Sünd-Fluth, so wohl, als Saamen und Erndte, Frost und
Hitze, Sommer und Winter, die vorher noch nicht
da gewesen, nach dem Göttlichen
Ausspruche, |
1 B. Mos. VIII, 22. |
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in die
Welt gekommen wären. |
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Man könne auch Jes. IV. 5. 6.; LX, 19. Offenb. XXII,
1. 5; XXI. 23; nachsehen, an welchen
Orten vielleicht auf diese Beschaffenheit der
ersten Welt gezielet werde. |
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So scheinbar auch diese
Meynung ist, so vermeynen doch andere nicht geringe
Ursachen, die
sie abhielten, derselben beyzupflichten, gefunden
zu haben. Man wendet ein: |
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Die bessere Witterung der ersten Welt sey
noch nicht erwiesen; und um der Sünd-Fluth
willen habe GOtt eben nicht Ursache gehabt,
einen dergleichen Wasser-Vorrath um die
Atmosphäre, oder Dunst-Kugel und den Lufft-Kreis der Erde, aufzubehalten. Die Biblische
Historie schwiege von einer schönern Witterung
des ersten Welt-Alters
gantz und gar. In dem
Paradiese habe sie anders beschaffen seyn
mögen; und so lange der
Stand des Göttlichen
Ebenbildes bey den Menschen
gedauert, so lange
habe sich der
Zustand des
Hauses ohnfehlbar
nach dem Zustande seiner
guten
Einwohner
gerichtet. |
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Gantz eine andere
Gestalt habe die
Beschaffenheit des
Erdbodens, in seinen
Kräfften
und
Würckungen, durch die auf die Sünder
gelegten Straffen GOttes, bekommen. Solte der
Fluch des HErrn nicht durch die kenntlichsten
Merckmahle des Göttlichen Zornes an allen
Elementen, die sonst zu dem Besten der
Menschen geschaffen waren, sich geäussert
haben? Woher sey es gekommen, daß die sonst
fruchtbaren Felder Dornen und Disteln getragen?
Daß ihre Bearbeitung grosse
Mühe erfordert
habe? Sey nicht allerley
üble Witterung mit zu den
natürlichen Ursachen zu
zählen, deren sich der
HErr bedienet, den
Acker zu verhindern, daß er
sein
Vermögen nicht gegeben habe? |
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Die Fläche der Erde behalte die unverwerfflichen Zeugen des über die frechen
Sünder jener Tage
würcklich ergangenen
Göttlichen Gerichtes, an ihren Rissen, Klüfften und
Brüchen, an ihren hervorragenden
abgebrochenen Felsen und ausgeschweifften
Land-Strichen, an ihren ungleichen Bergen und
Thälern: Damit die Sünder der |
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{Sp. 77|S. 52} |
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folgenden
Zeiten ihre Stimmen hören und
sich bessern mögten. |
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Allein das Verhältniß des Himmels gegen die
Erde sey zweifelsohne nach der Sünd-Fluth noch
eben so, wie es vor der Sünd-Fluth gewesen.
Wer könne die Gegenden alle nennen, denen der
Thau des Himmels und die in der niedrigen Lufft
gebrochenen Licht-Strahlen eben die Dienste
thun, die man an jenen vermeynten Gewässern
vorgebe. Zu geschweigen, was die doppelte
ungleiche Brechung der Sonnen-Strahlen, die
man sich dabey
vorzustellen habe, den Natur-
und Kunst-Verständigen sonst noch für Anstand
mache. |
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Die Wasser der Sünd-Fluth dürfften am
wenigsten von einer solchen ausserordentlichen
Tieffe hergehohlet werden. Die Wolcken des
ordentlichen Luft-Himmels über der Erde hätten
auf eine gantz natürliche Weise zu solchen Seen
und
Meeren zugerichtet werden können, die mit
den Fluthen, die aus den Tieffen hervorgebrochen,
vermögend genug gewesen wären, Berg und
Thal unter ihre Fluthen zu begraben. Und da diese
Überschwemmung eine gantz ausserordentliche
Straffe gewesen sey, wer
wolle sich daran
stossen, wenn man sage, die Wunder-Hand des
HErrn habe die noch jetzo in der Luft
schwebenden Wasser-Schläuche bey diesem
Falle mehr ausgiessen lassen, als sie
natürlicher Weise fasseten? Sey es nicht die Hand
gewesen, in welcher sich wenige Brodte
dergestalt vermehreten, daß mehrere Tausend damit
gespeiset und gesättiget wurden? |
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Die andere
wahrscheinliche
Meynung ist
diejenige, welche
Dr.
Lange, Dr. Pfaff in der Tübingischen Bibel, der
Probst Rheinbeck, Wideburg in Mathesis biblicae specimine
primo ..., und andre mehr,
erwehlen. Sie tragen
dieselbe folgender massen vor: |
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GOtt
theilete die Wasser-Kugel, oder die
Tieffe, auf welcher der Geist GOttes schwebete.
Ein
Theil davon ward zu der
Erde bestimmet, die
den Menschen-Kindern zur Wohnung gegeben
werden
solte: Und der andre hielt alles in sich,
woraus das Firmament des Himmels werden
solte. So wenig bey dieser
Theilung die Wasser,
von dem Erdreiche abgesondert waren; So wenig
ergab sich die
völlige Absonderung der
verschiedenen
Materie in dem andern Theile des
getrennten Abgrundes. |
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Erde, Wasser, Feuer und Lufft, befanden sich
damahls noch in der grössesten Mischung in
demselben. Die Luft ward, durch Zurichtung der
Feste, am ersten daraus zusammen gezogen, und
vor sich ausgespannet. Aus der übrigen feinen,
flüßigen und dichten Materie, die zu dieser
Verdünnung nicht
bequem genug war, wurden
hernach die Himmels-Cörper gemacht; Und
diese führete die allergröste Menge Wassers bey
sich. Diese Wasser wurden unter sie vertheilet,
nachdem es die Einrichtung eines jeglichen
erforderte. |
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Den nächsten
Beweiß davon geben die
Planeten, die an und für sich selbst solche
dunckele
Cörper sind, die unsrer
Erd-Kugel in
den meisten Stücken gleichen
müssen. Wer sich
die
Ursachen einer Sonnen-Finsterniß
sagen
lässet, und
erweget, wie sich solche begiebet,
wenn der Mond zwischen der Sonne und der Erde
einen solchen
Stand nimmt, der unserm
Gesichte |
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{Sp. 78} |
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das freye Ansehen der Sonne verbietet, dem
wird dieses gar leicht begreiflich werden. Sind
aber die Planeten Cörper, die mit der Erde die
gröste Verwandtschaft haben; So bedürffen sie
Wasser, damit ihre Erde dichte
zusammengehalten werde. |
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Es ist höchst
wahrscheinlich, daß es
fliessende und stehende Wasser in allen Planeten
gebe. Was wir mit Augen nicht deutlich sehen
mögen, lässet sich aus
gewissen zuverläßigen
Anmerckungen sicher
schliessen. Flächen, Thäler
und Erhebungen sind in denselben nicht zu
leugnen; Und gewisse Flecken und Schatten, die
man durch Hülffe der grossen Fern-Gläser
wahrnimmt, verbinden uns zu
glauben,
daß ein jeder Planet so, wie die Erde, seinen eigenen
Luft-Kreiß, in welchem Dünste und Wolcken
aufsteigen und herabfallen, um sich habe. |
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|
Selbst an der Sonne mercket man immer
genauer, daß sie von einer Dunst-Kugel
umschlossen sey, die zu den Flecken Anlaß gebe,
die sich von
Zeit zu Zeit an ihrem Cörper
darstellen. Folglich können wir uns ihr Feuer nicht
ohne alles Wasser einbilden. Es ist
unnöthig, daß
man diese Wasser über der Feste in allen Stücken denen gleich mache, die unter der Feste sind.
Man überlege nur das
Urtheil, das Paulus dort von
dem Fleische fället. Menschen und Vieh, Fische
und Vögel, haben alle Fleisch. Aber nicht ist alles
Fleisch einerley Fleisch; Sondern ein ander
Fleisch ist der Menschen; Und ein anders des
Viehes; Ein anders der Fische; Ein anders der
Vögel. Und es sind Himmlische Cörper; Und es
sind irrdische Cörper. Aber eine andere
Herrlichkeit haben die himmlischen, eine andere
die irrdischen. |
1. Cor. XV, 3. 40. |
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Die Wasser über der Feste gehören nicht auf,
Wasser zu seyn; Gesetzt, daß seine Theilgen
etwa weniger Dichte, oder eine andere
Vermischung, als unsere Gewässer haben solten.
David
redet von diesen Wassern überaus schön:
Du wölbest es oben mit Wasser, |
Psalm CIV, 3. |
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Oder, wie es eigentlich lautet: Er wölbet und
täfelt seine obersten
Kammern
und Behältnisse im Wasser. |
Man nehme dazu, was von dem
ausgebreiteten Himmel, in dem XL, XLII, und XLVIII
Capitel des
Propheten Jesaias, vorkommt. |
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Diese Meynung von den Wasserhahn über
der Feste hat nichts gezwungenes. Die Einfältigen
können sie ohne Mühe fassen, und sich daraus
einen verständlichen
Begrif von den
Worten
Mosis machen. Andere Göttl. Ausdrücke, die hin und
wieder in den
Schriften der
Heil. Männer von der
Schöpffung zeugen, sind ihr nicht entgegen; Und
sie stimmet auf das vortreflichste mit den neuern
Erkundigungen und
Unterrichten
überein, die wir
von
Zeit zu Zeit von den
gelehrten Natur-
Forschern empfangen haben. |
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Nicht, als ob diese die Vorschrift wären, nach
welcher wir der Heil. Männer
Vortrag auslegen
müsten;
Sie helfen nur dazu, daß uns ihr Vortrag
verständlicher werde: Sie rechtfertigen die
Redens-Arten, deren sie sich in ihrem Vortrage
bedienet haben. Ein
Tag lehret den andern: Und
je weiter es der
Fleiß eines bescheidenen Natur-Forschers in der
Erkänntniß
natürlicher Dinge
bringet; Je
geschickter wird er, dergleichen
Biblische Erzählungen in ein grösseres Licht zu
setzen. |
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{Sp. 79|S. 53} |
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Wie starck ist der
Beweiß für die Deutlichkeit
der
H. Schrifft, wenn wir innen werden, daß der
Urheber derselben mit solchen Worten von
dergleichen Dingen geredet habe, welche die
Beschaffenheit der Sache am besten, und recht
eigentlich ausdrücken. Er hat gewust, daß die
Welt in den
Wissenschafften zunehmen, und
einmahl die Weisheit GOttes bewundern, und
sagen werde, warum der Mund des HErrn eben so
und so von seinen
Wercken
gesprochen habe.
Wie manche dunckle Stellen sind durch
derselben Beyhülffe in Mose und den Psalmen,
in den Propheten und besonders in dem Buche Hiob,
bishero besser
erkläret worden, als in den
vorigen Zeiten hat geschehen können. Und wie
manche Aussprüche werden künftig noch
richtiger nach dem
Sinne des
Heil.
Geistes getroffen
werden! So konnte die Welt ihre
Weisheit zu
dem Dienste des Hauses GOttes
heiligen, und zu
der Ehre GOttes und seiner Geheimnißvollen
Offenbahrung anwenden lernen.¶ |
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Natur und Beschaffenheit des Wassers. ¶ |
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Die Natur-Lehrer sind vorlängst bemühet
gewesen, so wohl die
Natur des Wassers
überhaupt, als derenunterschiedene
Sammlungen
insonderheit, zu erforschen, und durch die
angemerckten
Würckungen und
Eigenschafften,
dahin zu kommen. Das Wasser überhaupt, soferne es als ein Element insgemein angesehen
wird, betreffend, so mercket man an: |
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1) Daß das Wasser flüßig, und pflege abwärts
zu lauffen: |
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2) Daß solches leicht ausdämpfe und sich
zerstreue, welches durch die Hitze geschehe,
so gar, daß, wenn sehr trockene Sommer einfallen,
fast
gantze Flüsse erschöpffet und ausgetrucknet
werden: |
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3) Daß sich dasselbe an einigen
Cörpern
anhänge, und selbige naß mache, oder anfeuchte, als Kleider, Leinewand, da hingegen
etliche andere Cörper von dieser Anfechtung
befreyet wären. Wie leicht aber sich das Wasser
an Leinwand anhänge, so leicht lasse sichs
wiederum von dannen durch eine geringe Wärme,
oder durch den Wind, ja durch blosse
Bewegung
der Lufft austreiben: |
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4) Wie aber die von einander abgesonderten,
und unter der
Gestalt der Dünsten fortgehenden
Theile des Wassers sich sehr weit ausdehnten;
Also lasse sich das Wasser selbst gar nicht, oder
doch sehr wenig zusammen drücken, daß es
einen engern
Raum, als es vorher gehabt, einnehme: |
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5) Setzen einige, sonderlich die Peripatitici noch diese
Eigenschaft hinzu, daß es kalt sey, welche ihm in
seinem natürlichen Zustande zukomme, und ob
die Kälte schon durch das Feuer, welches sich in
das Wasser einschleiche, unterbrochen werde;
so geschähe es doch nur zufälliger Weise; Komme aber
das Wasser wieder zu sich, so treibe es nach
und nach das Feuer wieder von sich, daß es bald
laulicht, bald wieder kalt werde. Doch
erinnern
andere, daß die Kälte keine vor sich subsistirende Sache sey,
sondern vielmehr eine solche Eigenschaft, die
sich auf die
Empfindung bezöge, folglich befinde
sie sich nicht
würcklich in einer
Sache. |
Siehe Morhof in Polyhist. ... |
|
welches aber ein Wort-Streit zu seyn
scheinet. |
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{Sp. 80} |
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Denn wenn ich Kälte empfinde, so muß doch
würcklich was da seyn, daß mir eine solche
Empfindung erreget, welches man kalt
nennet. |
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Aus diesen angemerckten Würckungen und
Eigenschafften des Wassers, suchen die Physici
hinter ihre
Natur zukommen.¶ |
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Bey den
Alten findet man sehr wenig, das
hier einiges
Licht
geben könnte; Ja in den Observat. Halens.
... stehet eine Observation unter dem
Titul:
Nescire philosophos, quid sit aqua,
darinnen der
Auctor die
Philosophen
nach einander durchgehet, und weisen
will, es
hätte kein Philosoph
sagen können, was das
Wasser eigentlich sey, und macht endlich den
Schluß, man könnte dieses auch nicht
wissen. |
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Was die Hebräer betrifft, so
theilen zwar die
Rabbinen und Cabbalisten das Wasser in ein
männliches und
weibliches, |
wie aus dem
Buche
Jezirah ... und cabbala denudata ... zu
ersehen. |
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Allein damit haben sie noch nicht gesagt,
was das Wasser sey. |
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Von den so
genannten Barbarn unter den
Heydnischen Philosophen können wir auch nichts
aufweisen, was sie von dem Wasser
philosophiret
hätten. Denn obschon Seneca L. III Quaestion. Natur.
... berichtet, daß
die Egyptier ein männliches und ein weibliches
Wasser statuiret; so ist doch dieses nicht nur eine
verblümte
Redens-Art, welche in der
Philosophie
nicht angeht; sondern auch noch lange nicht
hinlänglich zur
Erkenntniß der Natur des
Wassers. |
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Von den
alten Griechen ist noch was mehrers
zu sagen. Überhaupt stunde man in der Jonischen Schule in
den
Gedancken, daß
die Natur aus den flüßigen
Principiis zu
erklären; In der
Eleatischen Schule aber, als
Xenophanes und Parmenides
regierten, fieng sich die Mechanische
Philosophie an zu regen, welche die Natur aus
festen und erdigten Theilgen zusammen setzet.
Insonderheit soll Thales Milesius das Wasser für den
Ursprung aller
Dinge ausgegeben haben, |
wie wir aus dem
- Cicero quaestion. Academ. ...
- Plutarchus de placitis philosophorum ..
- und andern, die
Wolff in observ. ad Origenis Philosophum ...
anführet,
sehen. |
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|
Er soll auf diese Gedancken kommen seyn,
weil er angemercket, daß die Thiere aus feuchten
Saamen gezeuget, auch durch eine feuchte
Nahrung erhalten würden, zu welchen Plutarchus noch
diese dritte
Ursach setzet, daß sich das Feuer
der Sonne und der Sternen durch feuchte Ausdämpffungen erhielten. Wenigstens ist das ein
wahres Element, ohnerachtet es nicht hinlänglich, und die
natürlichen Würckungen geben genugsam zu
verstehen, daß, wie schon
gedacht, der Proceß der Natur aus dem flüßigen
ins feste gehe, daher auch
wahrscheinlich zu
schliessen, daß die allererste
Materie
müsse
flüßig gewesen seyn, welches auch die Alten mit
ihrem Chao zu verstehen gaben. |
|
|
So viel merckten die Nachfolger des Thales,
daß das Wasser nicht hinlänglich, daher immer
einer nach dem andern noch ein anders
Principium
hinzusatzte; Darinnen aber blieben sie inzwischen einig, daß die Natur aus dem
flüßigen ins feste
wircke: Von dem
Plato wissen wir so viel, daß er
zuerst zwey Elementen, |
|
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{Sp. 81|S. 54} |
|
|
Feuer und die Erde gesetzet, damit aber die
Welt als ein Cörper zusammen hienge, so habe
GOtt zwischen dem Feuer und der Erde noch das
Wasser und die Lufft geordnet, welchen
Elementen er Geometrische Figuren beygeleget
hat, |
siehe Burnet in archaeolog.
philosophicis ... |
|
Aristoteles de geneneratione et corrupt. ... setzet vier Elementen, und
meynet, das Wasser bestünde in der Kälte und in
der Feuchtigkeit, welchen
Concept seine
Nachfolger sonderlich die
Scholastici willig
angenommen, darwider aber die neuern
Philosophen verschiedenes erinnert. Denn hiermit
sagen sie erstlich nur einige Eigenschafften; nicht
aber die Natur des Wassers; und zu dem reimt
sich nicht zusammen, daß Aristoteles Lufft und
Wasser nebst der Erde und dem Feuer in eine
Classe der Elementen setzet, und doch
... fürgiebt, daß das Wasser eine Materie der Lufft
sey. |
|
|
Noch mehr aber verstossen sich diejenigen,
welche das Wasser bald vor das feuchteste; bald für
das kalteste Element ausgeben. Denn ob schon
das Wasser feucht und flüßig, so merckt man
doch an, daß noch über demselben die Lufft,
welche auch dem Wasser, der Kälte nach, nichts
nachgäbe. Man siehet dieses aus der Winter-Saat, welche, wenn sie mit Schnee, der ausser
Zweifel eben so kalt als Wasser ist, bedecket,
nicht erfrieret, so aber hingegen geschicht, wenn
solches die freye Lufft bestreichen kan; dazu
auch noch dieser
Umstand kommt, daß das
Wasser von der kalten Lufft frieret, |
siehe Gassendus in animadvers. ad
Diogen. Laertium ... |
|
Gesetzt, man gäbe dieses denen Scholasticis
zu, so können sie uns doch nicht
erklären,
worinnen die so grosse Kälte und Feuchtigkeit des
Wassers bestehe, |
siehe Observat. Halens.
... |
|
Von den Stoicis lesen wir bey dem Seneca ... quaestion.
natural.
daß sie mit dem Thales das Wasser für den
Anfang aller
Dinge gehalten; was aber dasselbe ihrer
Meynung
nach sey, finden wir nicht, und eben so verhält
sich die Sache auch mit dem Epicurus. Denn
obgleich nicht unbekannt, wie dieser
Philosophe die
Atomos zum
Grund geleget, auch in dem noch
vorhandenen Briefe ein und das andere vom
Wasser gedacht wird, so hat er sich doch seiner
Natur wegen nicht heraus gelassen, daher auch
Gassendus, der zu den neuern
Zeiten die
Epicuräische Philosophie
wieder herfür gesucht, wenig davon
gedencket.¶ |
|
|
Zu den neuern Zeiten, da die Mechanische
Philosophie empor gekommen, hat man die
Wirckungen des Wassers aus
gewissen Figuren
der
Materie herleiten
wollen, wiewohl sie auch in
gewissen Stücken
unterschieden sind, theils was
die
Gestalt selbst, theils was den Grund der
Bewegung dieser Theilgen betrifft, wie denn
dieser letztere Punct bey der Mechanischen
Physic allezeit der gröste Stein des Anstosses
ist. |
|
|
Was nun die Figur und Gestalt der
Theilgen
anlangt, so hat Honoratus Faber dieselbe für
würflicht ausgegeben, mit welchem deswegen andere
nicht zufrieden, weil mit denselben die Flüßigkeit
und Weichheit des Wassers
ohnmöglich
bestehen könne. |
|
|
Der
berühmte
Löwenhoeck in Anat. et Contempl. microscop. ... vergleichet die
Wassertheile mit Blasen, somit Wasser angefüllet,
und wenn sie in freyer Lufft angehängt sind, rund
heraus kommen; so man sie aber, in ein |
|
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{Sp. 82} |
|
|
Gefäß werffe, alle Figuren annehmen, und
sich so vereinigen, daß kein leerer Platz zwischen
ihnen übrig bleibe. |
|
|
Andere
meynen, es könnte den Theilgen des
Wassers keine bessere Gestalt, als die kugelichte beygeleget werden, welche sich sehr wohl
zu der so leichten Absonderung des Wassers
schickte; dabey aber einige dieses
erinnern,
daß wenn sich gleich das Wasser von einander
zertrenne, so verspüre man doch eine Zähigkeit,
wie solches an den Tropffen, so an Dach-Trauffen
hängen, offenbar zu ersehen, daß also den
Wasser-Theilgen schwhrlich eine runde oder
kugelichte Figur beyzulegen. |
|
|
Cartesius meteor. ...
stellet sich diese Theilgen für, wie
kleine Ählein, oder Schlänglein, die dabey glatt, weil sie sich leicht von
einander trennen liessen; lägen auch
gantz nahe
beysammen, als kröchen sie wie ein Geschirr
voll Würmer, über einander her. Diese Theilgen
bewegten sich zwar nicht an sich selbst; sondern
hätten in sich kleine Löchlein, darinnen die
Himmels-Lufft stäcke, bey deren Anwesenheit die
Wasser-Theilgen in stetiger Bewegung erhalten
würden, weil leicht zu begreiffen sey, wie sich die
schlüpffrichen Schlänglein des Wassers über die
runden Ätherischen Kügelein fortwältzen könnten. |
|
|
Aus diesen
Concepte
wollen die Cartesianer alle Phönomena bey dem Wasser
erklären. Denn was anlange die Ausrauchung desselben, so
meynen sie, daß dieselbe daher komme, weil die
kleinsten Theilgen des Wassers sich nicht nur
leicht wegen ihrer schlüpfrigen Biegsamkeit
von einander
trennten; sondern auch in
würcklicher
Bewegung unter einander stünden, und daher
eine kleine
Krafft des Feuers hinlänglich wäre, sie
völlig von einander zu sondern. |
|
|
Und weil das Papier, leinen Tuch aus lauter
kleinen unter und durch einander gewirckten
Fädlein bestünde, so könnten sie leicht von den
kleinen Wasser-Schlänglein umschlungen werden,
das ist, sie würden naß; die aber auch leicht durch
das Feuer, Wind und Lufft herausgejaget würden,
und da trockneten sie wiederum. |
|
|
Der Ablauf des Wassers über abhängige
Örter sey auch leicht zu fassen, wenn man
bedencke, daß die Wasser-Theilgen unter
einander in einer stetigen Bewegung wären und
sich leicht über die Himmels-Kügelein
fortwältzten, und noch über dieses sich wegen
ihrer Schwere allezeit gegen der Tieffe senckten; Daß
aber die kleinsten Theile des Wassers in
beständiger Bewegung unter und durcheinander
so wohl über sich, als unter sich auf allen Seiten
sich rührten, dessen hätte man genugsame
Proben an der Auflösung des
Zuckers, oder
Saltzes,
Erden im blossen Wasser, oder des
Goldes, Silbers in aqua fort, aqua regis. Und daß sich das Wasser fast
wenig zusammen drucken lasse, rühre daher,
weil die Wasser
ohnmittelbar über einander
herkröchen, so
daß sehr wenig und sehr kleine Räumlein zu Logirung des Ätheris unter Lufft übrig wären. |
Man lese nach Andala in exercitation.
philosophicis ... |
|
Auf eben diesen Schlag
philosophiret
Sturm
in den kurtzen Begriffe der physic. part. speciali ... daß keine bessere Figur
der Wasser-Theilgen könnte erdacht werden, als
die rundlänglichte und gleichsam wurmförmige Gestalt, wenn man sich nur dieselbe über das
polieret und glatt einbilde und die |
|
|
{Sp. 83|S. 55} |
|
|
Bieghafftigkeit dazu füge; und den
Grund der
Bewegung
suchet er auch in der Himmels-Lufft. |
|
|
Einem nachdenckenden
müssen wider
die Cartesische Philosophie vom Wasser viele
Zweifel aufsteigen, wenn er mit keinem unzeitigen Eyffer vor dieselbe eingenommen ist:
Denn |
|
|
1) können dergleichen Schlänglein, wie sich solches
Cartesius einbildet, durch kein Vergrösserungs-Glas gemercket werden; |
|
|
2) hängt nicht zusammen, was er von dem
Eise
sagt, daß wenn die subtileste
Materie, woher
die Bewegung komme, wegwiche, die Schlänglein feste
an einander klebten, ruheten, und das Eis
verursachten; in dem nicht zu
concipiren, daß
die Schlänglein, die man niemahls wahrnehmen kan,
solten
ein solches Gewichte haben, daß sie so feste
aufeinander ruheten. |
|
|
Es sind sehr schlechte
Beweise, die
Cartesius anfuhrt, wiewohl es nicht anders
seyn kan, wenn man alles lediglich aus der
Beschaffenheit der Materie leiten, und darbey die
Freyheit, sich allerhand
Erdichtungen zu machen,
heraus nehmen will. Ein jeglicher mag seine
Worte
überlegen, wenn er ...
schreibet: [11 Zeilen
Lateinischer Text]. |
Es kan noch hier gelesen
werden Traite du mouvement des eaux et des autres corps
fluides par Mr Mariote, welches
de la Hire zu Paris 1700. als die andere
Edition ausgehen lassen; nachdem es vorher
1686. herausgekommen war. Einen Auszug davon
giebt
Bayle
in nouvelles de la rpublique des lettres 1686 ... Zu Florentz ist 1723.
sylloge scriptorum de motu aquarum in drey
Theilen
Italienisch herausgekommen, darinnen man viele
Schrifften, sonderlich
gelehrter Italiener die
Theorie
der fliessenden Wasser betreffend beysammen findet, davon man die
Acta Erudit.
1725 ... lesen kan.
Eben daselbst ... werden recensiret Jacobs Jurini
Dissertationis de motu aquarum fluentium ... defensio, welche zu
Venedig 1724. zum
Vorschein kommen.¶ |
|
|
Es werden bey dieser Materie hin und wieder
noch einige besondere Fragen untersuchet, als
1)¶ |
|
|
|
|
|
Ob das Wasser ein Element, folglich von
Rechts wegen ein einfaches Wasser?¶ |
|
|
|
|
|
Davon die Schullehrer viel Geschwätz
gemacht, welche das elementarische Wasser, so
nach seinem natürlichen Zustand zu betrachten,
von den uns vor Augen liegenden Wassern
unterscheiden, ob man freylich nicht
sagen
könnte, daß ein solch reines und elementarisches
Wasser anzutreffen sey. Es würde aber aller
solcher Dispüten nicht gebraucht haben, wenn man sich
theils einen rechten
Concept von dem Elemente
gemacht; theils
wahre Elementen gesetzet, da
man denn nicht
nöthig ge- |
|
|
{Sp. 84} |
|
|
habt hätte, die zusammengesetzte
Cörper in
den
Gedancken einfach sich zu
concipiren;
2)¶ |
|
|
|
|
|
Was von der Schwere des Wassers zu
halten?¶ |
|
|
|
|
|
Die
Alten, sonderlich Schulgelehrten, haben
schon dafür gehalten, daß das Wasser, wenn es
sich an seinem
eigenen
Orte befände, nicht
schwer sey, und also Wasser in dem Wasser
nicht drucke. So sey in einem Ziehe-Brunnen
der Eymer mit Wasser gefüllet, leicht zu bewegen,
so lange er noch unter dem Wasser, sobald er
aber über die Fläche des Wassers gezogen
worden, daß das Wasser in dem Eymer aus
seinem eigentlichen Orte komme, so spüre man
die druckende Krafft. |
|
|
Ferner gehöre hieher, daß ein an dem
Grunde des
Meeres stehender Perlen-Fischer
nicht das geringste Gewicht, oder die geringste
Drückung wahrnehme, ob schon viel hundert, ja tausend Centner über seinem
Haupte schweben, und gleichwohl wenn die obern
Theile des Wassers auf die untern
druckten,
so
müsten die Cörper der Wasser-Taucher fest
zusammen gedruckt werden. |
|
|
D.
Rüdiger hat in seiner
physica divina eben diese
Meynung,
daß ein Cörper an seinem gehörigen Orte weder
leicht noch schwer, folglich wäre weder die Lufft,
noch das Wasser an sich selbst schwer. Doch die meisten der neuern Physicorum
behaupten das Gegentheil, und
erinnern wegen der Schwere des
Wassers
verschiedenes. Denn einmahl druckten
die flüßigen Cörper auf allen Seiten in die Runde,
und zwar
gantz gleich, oder allenthalben
gleichförmig; hernach wären die flüßigen Cörper
weich, so daß sie den härtern und dichtern
wiechen, und destoweniger das Gefühl afficirten, ja jemehr
unsere
Sinnen einer
Sache
gewohnt wären; je weniger fühlten sie die Schwere derselben. |
|
|
Aber auch hier lässet sich verschiedenes
einwenden. Denn wenn gleich das Wasser von
den Seiten und nicht von oben her drucken
soll,
so müste man doch auch diese Drückung
empfinden, und gleichwohl spüret man, wenn man
unter dem Wasser ist, weder auf den Seiten, noch
von oben herein etwas. Sind die flüßigen Cörper
gleich weich, so kan doch dieses nicht verhindern,
daß man die Schwere des Wassers, wenn es an
und vor sich schwer, nicht fühlen solte; wie es
denn auch eine schlechte Ausflucht, daß man
eines
Dinges gewohnt, daher empfinde man es
nicht so. Denn soviel ist wohl
gewiß, daß die
Empfindung nicht so starck, und man giebt nicht
so genau darauf Achtung; allein deswegen
geschicht doch eine Empfindung, wenigstens im
Anfange. Da hingegen diejenigen, so unter dem
Wasser gewesen, bezeugen, daß sie gar nichts
fühlten. Wir essen alle
Tage Brod, und sind es
gewohnt; aber deswegen empfinden wir doch,
wie es schmeckt. |
|
|
Es haben einige diese
Ursache angeben
wollen, warum das Wasser die Leute, die unter
demselben sind, von oben her nicht drucke, weil
das Wasser unter demselben zurück druckte, und
also empfinde man den obern Druck nicht,
welches aber keine hinlängliche Ursache zu seyn
scheinet. Denn wir wollen setzen, das einem
Menschen
ein Stein von ziemlicher Grösse auf den
Rücken; und ein anderer auf den Bauch gebunden
würde, da würde |
|
|
{Sp. 85|S. 56} |
|
|
sichs zeigen, daß dieser Mensch die Last so
wohl auf dem Rücken; als an dem Bauche fühlet,
folglich müste man in dem Wasser vielmehr
dessen Druck, so wohl von oben, als von unten
verspüren. |
|
|
Was die Schwere des Wassers ausser dem
Wasser anbetrift, so
soll, wie durch die
angestellten Versuche bekannt geworden ist,
selbige bey nahe ein
Theil der Schwere des
Quecksilbers beykommen, welches doch unter
allen flüßigen Materien, die man auf dem
Erdboden
antrifft, die schwereste ist. Dieser Schwere wegen
sencken sich die Wasser Theile allezeit gegen die
Tieffe, oder fliessen unterwärts, |
Mich. I, 4, |
|
und suchen ein Behältniß, darinnen sie
aufbehalten werden können. |
|
|
Darum mag auch Niemand das Wasser in
einem Kleid binden, ohne der allmächtige
GOtt, |
Sprüchw. XXX, 4. |
|
Die Schwere des Wassers kan man auf
allerhand Art
erfahren: als |
|
|
1) |
an der Dicke und Trübigkeit. Denn alle dickere Wasser sind auch
schwerer, als die hellen und klaren; daher die
Schiffe viel leichter in dem saltzichten und
schweren Meerwasser, als in den süssen und
leichtern Wassern getragen werden. |
2) |
Durch Baumwolle: Man
nimmt etliche Flöckgen Baumwolle, und tauchet sie in
unterschiedliche
Arten Wasser, welches
Flöckgen Baumwolle nun das leichteste Wasser in sich hat,
dasselbe wird am geschwindesten, dasjenige aber, so
das schwereste führet, am langsamsten trocken
werden. |
3) |
Andere nehmen
Wachskugeln,
thun inwendig etwas Bley hinein,
doch, daß sie nicht allzuschwer werden, und
untersincken können. Welche Kugel nun tieffer,
als die andere ins Wasser gehet, dasselbe
Wasser hält man auch für leichter, als das, darein
die Kugel nicht so tief gehet. Am besten aber
geschiehet diese
Untersuchung |
4) |
mit denen Hydrometern, wie solche bey
Leupolden in
Leipzig zu bekommen waren, mit
welchem man die Schwere oder Leichte des
Wassers nach
gewissen Graden bestimmen und
abwägen kan. Siehe Hydrometrum, im XIII
Bande,
p. 1376¶ |
|
|
|
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|