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Zedler: Leipzig [5] HIS-Data
5028-16-1652-18-05
Titel: Leipzig [5]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 16 Sp. 1696
Jahr: 1737
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 16 S. 859
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Stichworte Text Quellenangaben
1530 Darauf ließ Chur-Fürst Johann im Jahre 1530. die Antonier-Mönche, so sich zur Eichen nahe bey Leipzig eingenistelt hatten, austreiben, und einen Evangelischen Pfarrer dahin setzen. Die in ihrer Gewissens-Freyheit bekränckten Leipziger konnten es also des strengen Befehls von Herzog Georgen ungeachtet nicht lassen, so wohl hier als zu Holtzhausen die Evangelischen Predigten anzuhören, und das Abend-Mahl unter beyderley Gestallt zu genüssen. Doch so bald dieses dem Herzog hinterbracht ward, folgte aber Mahls ein ernstlicher Befehl an die hohe Schule und an den Rath, solchem Vornehmen nach Moglichkeit zu steuern, und genau nach denen zur Predigt auslauffenden zu forschen, auch dieselben mit allem Ernste zu bestraffen.
  • Schneider ...
  • Heidenreich ...
  • Weber l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  Sonst wurden auch dieses Jahr die Satzungen, so den Gottes-Dienst betreffen, von denen Mönchen verfertiget, auf Pergament geschrieben, in eine Taffel eingefasset und bey der Sacristey-Thüre an denen Stühlen in der Nicols-Kirche angeschlagen. Vogel l.c. ...
1531 Im 1531. Jahre ordnete Herzog George bey der Medicinischen Facultät noch eine Profession, und verbesserte derer andern beyden Professoren Besoldung. Die Gelegenheit dazu war diese: Es war ein gelehrter Medicus von Nürnberg Conrad Tockler ohne Erben verstorben, und hatte ein ansehnliches Vermögen hinterlassen. Weil er nun nicht im Collegio, sondern in der Stadt gewohnt hatte, wollte sich der Rath desselbigen anmassen. Je doch hierwieder legte sich die hohe Schule, weil er ein vornehmes Glied derselben gewesen wäre, und sein Vermögen nicht nicht durch bürgerliche Handthierung, sondern durch seine Wissenschafften erworben hätte. Darauf verglich es der Herzog also, daß der Rath die gantze Verlassenschafft nach billigem Werthe zu Gelde machen, und selbiges in die Fürstliche Cammer liefern sollte, da es denn der Herzog zu milden Sachen anzuwenden wissen würde; und geschahe also damit, wie vorher gemeldet worden.
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  So verfaste auch der Rath in diesem Jahre zu gemeiner Wohlfahrt der Stadt heilsame Brau-Gesetze, deren vornehmster Inhalt bey Peifern Rer. Lips. ... Schneidern ... und Vogeln l.c. ... nachgesehen werden kann.
1533 Im folgenden 1533. Jahre nahm Wilhelm Haubitz, welcher die Stadt Tauche inne hatte, und einige Zeit her mit dem Rathe streitig gewesen war, weil er in denen Tauchischen Feldern einen Teich graben lassen, aus welchem das Wasser in die Leipziger Strasse lieff, und den Weg verderbete, daß Niemand wohl fortkommen konnte, welches der Rath als etwas nachtheiliges vor Leipzig nicht leiden wollte, den damaligen Stadt-Haupt-Mann und Bürger-Meister, die wichtiger Geschäffte halben zu Altenburg gewesen, und auf der Heimreise begrieffen waren, gefangen, ward aber des Wegen von Herzog Georgen in in die Acht erkläret, und muste drey Jahre im Elende zubringen.
  • Fabricius Origg. Sax. ...
  • Peifer l.c. ..
  • Vogel l.c. ...
  Es musten auch in  
  {Sp.1697|S. 860}  
  diesem Jahre viele Leipziger, welche des Verbots ungeachtet Evangelische Predigten zu hören und das Abend-Mahl unter beyderley Gestallt zu empfangen auf die Dörffer gegangen waren, öffentlich vorstehen und ihres Thuns wegen Rede und Antwort geben, worauf wieder ein Fürstlicher Befehl erfolgte, die ungehorsamen auszuweisen, und die nicht hinaus wollten, durch die Stadt-Knechte ausführen zu lassen, auch so dieses nicht helffen wollte, durch den Nachrichter mit Ruthen auszuweisen. Über dieses ward der vorhin bekannt gemachte Befehl durch den Druck erneuert, und ernstlich untersagt, die Kinder auf hohe oder niedere Schulen, so sich der Lutherischen Lehre anhängig gemacht hätten, zu schicken, noch dererselben Bücher zu kauffen und zu lesen, auch die verführischen Lehrer nicht zu hören.  
  Damit man auch die Evangelischen von denen Catholischen desto besser unterscheiden könnte, ward im Jahre 1533. die Verordnung gemacht, daß die Mönche und Beicht-Väter denen, die zu Ostern beichteten, und das Nacht-Mahl unter einerley Gestallt empfiengen, gewisse Losungs Zeichen gäben, die hernach dem Rathe überantwortet werden sollten. Als durch dieses Mittel viele erkannt wurden, folgte sogleich der Fürstliche Befehl, daß sie die Stadt meiden sollten, und begaben sich diesem zu Folge achtzig Bürger mit ihrem Gesinde in die achthundert starck aus der Stadt; Luther aber unterließ nicht die zweifelhafften und furchtsamen Gewissen zu unterrichten, und zu trösten.
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  Weil auch Herzog George in Erfahrung brachte, daß sich viele in Leipzig bey denen Begräbnissen an ungeweiheten Örtern andächtiger erwiesen als sonst, und Teutsche Lieder sängen, wie bey denen Lutherischen, so ward dem Rathe befohlen, selbige anzumelden, und ferner die Verordnung zu machen, daß die, so in der Kirche Ungehorsam stürben, vom Toden-Gräber und seinen Gehülffen alleine früh vor Tage oder bey der Nacht an einen ungeweiheten Ort geleget, und eingescharret würden, und sollte der Rath einen Karren schaffen, darauf man sie hinaus führte, sich auch niemand unterstehen, einen Begleiter abzugeben.
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
1534 Im 1534. Jahre ward wieder ein Land-Tag gen Leipzig ausgeschrieben.
  • Wecke Beschr. Dreßden ...
  • Vogel l.c. ...
  Sonst ward auch in diesem Jahre immer noch hefftig gegen die Evangelischen verfahren, und denenjenigen, so aus Furchtsamkeit wieder zurück träten, ein besonderer Eid vorgeleget, nach dessen Beschwörung sie wieder loß gesprochen wurden.
  • Fabricius Origg. Sax. VII. ...
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  In eben diesem Jahre ward auch die Renterey oder das Amt-Haus erbauet.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
1536 Im 1536. Jahre ward durch Herzog Georgen zwischen dem Rathe und dem Probste zu Sanct Thomas ein Vertrag gemacht, daß die Leichen ins künfftige nicht mehr auf die Kirchhöfe in der Stadt, sondern auf den Kirchhof zu St. Johannis begraben werden sollten.
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  Wie Vogel l.c. ... aus Schneidern ... berichtet, soll in diesem Jahre der Rath das Dorff Lindenau von Johann von Lindenau erkaufft haben.  
  {Sp.1698}  
  Man siehet aber nicht ab, wie es mit dem zusammen stimmet, da ber bey dem Jahre 1518. schon berichtet hat, daß eine Hälffte desselben von Johann Pflugen, die andere von Wolff von Lindenau gekaufft worden seyn sollte.  
  In eben diesem Jahre wurde auch eine Wein-Ordnung gemacht, deren Inhalt eben Falls bey Peifern ... Vogeln l.c. ... zu finden. Sicul l.c. ...
  Mit diesem Jahre endete sich auch die erste Matricul derer Studenten bey der hohen Schule, in welcher bis dahin 37739. Studenten eingeschrieben worden waren. Vogel l.c. ...
1537 Im 1537. Jahre ward durch Herzog Georgen wieder ein Land-Tag nach Leipzig verschrieben, und darauf sonderlich von seinem künfftigen Nachfolger gehandelt, und beschlossen, daß es zwar sein blöder Printz seyn, ie doch ein guter Theil des Regiments in des Landes Händen bleiben sollte.
  • Fabricius Origg. Sax. ...
  • Wecke Beschr. Dreßdens ...
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  Auf eben diesem Land-Tage führte der Herzog grosse Klage über die Clöster, und that Vorschläge, wie dieselben in bessere Ordnung gebracht werden könnten, erzeigte sich auch so, als man nur von dem gewissenhafftesten Herrn in einer Glaubens-Lehre vermuthen kann.
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  In eben diesem Jahre erkauffte auch der Rath das Dorff Leutzsch.
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
1538 Im 1538. Jahre erkauffte der Rath von denen Dom-Herren zu St. Thomas das Georgen-Spital und alles vor dem Ranstädter Thore, so vor Mahls zu St. Thomas und St. Johann eingepfarrt gewesen war, und erlangte, daß solches ins künfftige zu St. Jacob eingepfarrt seyn mögte.
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  Um diese Zeit ward auch Herzog Friedrich, Herzog Georgens hinterbliebener eintziger Printz, im 34. Jahre seines Alters denen Landes-Ständen zu Leipzig vorgestellet, daß sie ihn nach seines Herrn Vaters Tode vor ihren Herrn erkennen sollten.
  • Weber Lips. euang. ...
  • Vogel l.c. ...
1539: Reformation Im folgenden 1539. Jahre gieng Herzog George, welcher sich allezeit, ausgenommen was die Gewissens-Freyheit anbetraff, sehr geneigt gegen Leipzig aufgeführt hatte, ohne einen Erben hinterlassen zu haben, in dem auch Printz Friedrich noch vor ihm den Geist aufgab, den Weg aller Welt, und hatte seinen Bruder Henrichen zum Nachfolger, welcher auch so gleich zur Glaubens- Änderung Hand anlegte. Er schrieb, so bald er von seines Bruders Tode benachrichtiget worden, an den Rath zu Leipzig, mit der Verfolgung derer Evanglischen inne zu halten, und die vertriebenen wieder einzunehmen, verbot auch zugleich in allen Kirchen und Clöstern denen Pfaffen und Mönchen das Messe halten und predigen, und schrieb, damit er dieses desto besser bewerckstelligen mögte, an Chur-Fürst Johann Friedrichen um Luthern und andere Gottesgelehrten.  
  Dieses erhielt er auch gar leichtlich, und kam der Chur-Fürst selbst nebst einem grossen Geleite mit Luthern, Melanchthon und Iusto Iona an. Den Freytag vor Pfingsten ließ sich der Herzog in Leipzig huldigen; den Tag darauf aber muste Luther seine erste Predigt in der Pleissenburg ablegen, den Pfingst-Tag hingegen ward sie früh von Iusto Iona nach Mittage aber wieder von Luthern in der Thomas-Kirche gehalten. Ob nun gleich der  
  {Sp.1699|S. 861}  
  Chur-Fürst Johann Friedrich, Herzog Henrich und Luther den Pfingst-Montag wieder abreiseten, so ward doch der Gottes-Dienst und die Veränderung der Glaubens-Lehre durch Iustum Ionam, Caspar Crucigern, Friedrich Myconium und Johann Pfeffingern, wozu einige noch George Spalatinen und Nicol Amsdorffen setzen, die der Chur-Fürst insgesammt so lange, bis alle mit tüchtigen Evangelischen geistlichen versehen wäre, hergeliehen hatte, versehen und fortgesetzt.  
  Ob aber wohl der Rath und die Bürgerschafft meisten Theils mit dieser Veränderung sehr wohl zu Frieden waren, so erinnerten sie doch, daß man noch zuvor die gantze Landschafft darüber vernehmen mögte, und baten wenigstens mit der Teutschen Messe und der Austheilung des Abend-Mahls unter beyderley Gestallt noch inne zu halten; und da sie dieses nicht erlangen konnten, wenigstens noch so wohl das Abend-Mahl unter einer, als beyderley Gestallt, beybehalten würde. Es ward aber nichts damit ausgerichtet, und die Fürstlichen Gevollmächtigte erhielten vielmehr Befehl, sich durch nichts irren zu lassen. Man handelte auch mit dem Probste zu St. Thomas, daß er das Recht, nach welchem ihm von Alters her die Aufsicht über die Prediger und Schul Diener zustund, an den Landes-Herrn abtrat. Alle alte Kirchen-Gebräuche aber, so ohne Ärgerniß geduldet werden konnten, wurden nach wie vor gelassen.  
  Mittler Weile unterstunden sich die Mönche und Ordens-Leute, sonderlich die Barfüsser, ihre Brüder hin und wieder in die Häuser zu schicken, und das gemeine Volck durch sie zu ermahnen, sich des Sacraments unter beyderley Gestallt zu entschlagen, und bey ihrem alten Glauben zu verharren, liessen auch etliche, denen sie dergleichen zumutheten, zu sich ins Closter fordern. So bald aber Herzog Henrich hiervon Nachricht erlangte, ließ er ihnen dergleichen ins künfftige vorzunehmen verbieten. Er fuhr auch, ungeachtet ihn des Böhmischen Königs Gesandte Theils in guten, Theils mit Bedrohungen davon abzuschrecken suchten, in dem, was er ein Mahl angefangen hatte, unerschrocken fort, und verordnete über die vorhergemeldeten Wolffgang Furssen, Caspar Zeunern, Hannsen von Kitscher, Dietrichen von Preuß und Rudolphen von Rechenberg, die alles genau untersuchen, und es vollends zur Richtigkeit bringen sollten.  
  Darauf ward denen Ordens-Personen des Augustiner- Dominicaner- und Barfüsser Closters ihr Abschied gegeben, ihnen anbefohlen, die Ordens Kleider abzulegen sich gemeiner Kleidung zu bedienen, die Predigten fleißig zu besuchen, und ihres fernern Unterhalts gewärtig seyn.  
  Hiernächst ward mit dem Rathe, wegen Bestellung des Predigt-Amts Unterredung gepflogen, und der Vergleich getroffen, daß der Landes-Fürst den obersten Pfarrer oder Superintendenten, der Rath aber die andern zu beruffen und anzunehmen Macht haben sollte. Man ließ sich auch darauf nicht säumig finden, die Prediger-Stellen zu besetzen, und wurden zur Nicols-Kirche ein Pastor und zwey Diaconi, zur Thomas-Kirche eben so viel, zur St. Georgen-Kirche im Spitale aber nur ein Pfarrer bestellt. Doch setzen einige auch, daß da Mahls noch ein Diaconus bey der Johannis-Kirche verordnet worden.  
  Ferner  
  {Sp.1700}  
  wurden auch die Nicols- und Thomas-Schule mit neuen Lehrern versehen und über dieses Mägden-Schulen angelegt, darinnen dieselben zum beten, singen, schreiben, lesen und nähen angewöhnet wurden.  
  Die Mönche, welche sich zum Evangelischen Glauben bekannten, wurden hernach zu Pfarrern auf denen umliegenden Städten und Dörffern verordnet. Die andern aber, so auf ihrer Meynung beharreten, begaben sich, weil sie von Niemanden sonderlich mehr geachtet wurden, an andere Örter in die Clöster ihres Ordens; daß also im Jahre 1542. fast alle Clöster ledig stunden, und nur noch im Paullino vier alte Mönche übrig waren, denen Herzog Moritz ehrlichen und nothdürfftigen Unterhalt reichen ließ.  
  Mit der hohen Schule gieng es bey Veränderung der Glaubens-Lehre am schwersten her, sinte Mahl sich die Catholischen Gottesgelehrten und Magistri Sententia um nicht so gleich geben, und, wie die andern, weichen wollten, sondern sich hefftig wiedersetzten, und die wiedrige Meynung eifrig bestriten. Endlich aber musten sie doch auch nachgeben, und ward verglichen, daß man zwar Vermöge derer Freyheiten dieser hohen Schule, damit die Wahrheit desto besser hervorleuchtete, vor und wieder diese Lehre streiten mögte, nur das Gegentheil nicht behauptet, geschrieben, gelehret und vergiffteter Weise darüber gestritten würde.
  • Weber Lips. Euang. ...
  • Sleidanus ...
  • Dresserus Isagog Hist. Germ. ... Chron. Sax. ...
  • Chytreus Sax. ...
  • Fabricius Origg. Sax. ...
  • Peifer l.c. ...
  • Schneider ...
  • von Seckendorff Prodr. Hist. Lutheran. ...
  • Wecke Beschr. Dreßdens ...
  • Schmuck Hand-Postill. Vorr. Anh.
  • Vogel l.c. ...
  In eben diesem 1539. Jahre soll auch in der Stadt eine hefftige Pest eingefallen seyn, des Wegen der Rath, weitere Furcht und Schröcken zu verhüten, die Verordnung gemacht, daß die an der Pest verschiedene ohne Geläute, singen und Gepränge geheim begraben werden sollten.
  • Weber l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
1540 Im folgenden 1540. Jahre erforderte Herzog Henrich einen Ausschuß von der Riterschafft und Städten nach Leipzig.
  • Wecke Beschr. Dreßdens ...
  • Vogel l.c. ...
  Um diese Zeit ward auch in der Thomas- und Nilcols Kirche alles, was unnöthig und unnützlich schien, abgeschaffet, und Theils verkaufft, das Geld davor aber in den Gottes-Kasten gelegt; ie doch ward dasjenige, was man mit gutem Gewissen zu dulden vermeinte, beybehalten:
  • Peifer l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
1541 Im 1541. Jahre ward vom Rathe, weil die Bürgerschafft nicht wuste, wie sie es nach Veränderung der Glaubens-Lehre mit denen Accidentien derer Kirchen- und Schul-Bedienten halten sollte, Verordnung des Wegen gemacht. Vogel l.c. ...
  Da Mahls verehlichte sich auch einer von denen vornehmsten Collegiaten des grossen Fürsten Collegii, welchen aber die andern nicht unter sich leiden wollten, mit Vorgeben, er hätte wieder das Recht des Collegii gehandelt, und sich der alten Gewohnheit zu wieder verheurathet. Weil auch in diesem Jahre ein Collegiate mit Tode abgegangen war, an dessen Stelle Herzog Henrich gerne einen vornehmen Rechtsgelehrten befördert wissen wollte,  
  {Sp.1701|S. 862}  
  weigerten sich die Collegiaten, weil er verehlichet war, eben Falls denselben anzunehmen, unter dem Vorwande: es wäre nicht gebräuchlich, daß Ehe-Männer in das Collegium auf und angenommen würden.  
  Da aber der Herzog dieses nicht billigen wollte, und auch über dieses ein anderer, der vor dem ein Collegiat worden war, in den Ehe-Stand trat, sahen sich die Magistri derer freyen Künste bewogen, bey dem Herzoge klagend einzukommen, und demüthigst zu bitten, daß er eine gewisse Anzahl derer, die zur Collegiatur gelangen sollten, zu beniemen, doch dabey auch derer Philosophen wahr zu nehmen geruhen mögte, damit nicht die Magistri derer freyen Künste, um deren Willen doch diese Collegiatur gestifftet worden; gantz und gar leer ausgehen müsten, und die Stellen mit Gottes- Rechts- und Artzney-Gelehrten besetzt würden. Der Herzog aber beschloß, daß weder der ehliche Stand denen, die allbereit zu Collegiaten erwählet worden, noch denen, die künfftig dazu erwählet würden, hinderlich seyn sollte.
  • Peifer l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
  Nach dem Herzog Henrichen noch in diesem Jahre gestorben war, kam sein ältester Printz Herzog Moritz den 13. Sept. darauf nach Leipzig, und ließ sich in seinem und seines Bruders Herzog Augusts Namen von der hohen Schule, Riterschafft, Rathe und Bürgerschafft huldigen, bestätigte auch nicht allein der Stadt ihre Freyheiten, sondern vergönnte auch dem Rathe, an denen verledigten Closter-Häusern im Leipziger Weichbilde den Vorkauff, doch nicht anders, als wenn er sie nicht selbst behalten wollte.  
  Es bestellte auch da Mahls der Rath aus Vorsorge vor die Geistlichen, weil er sahe, daß ihnen ihr Amt zu schwer werden wollte, noch zwey Diaconos an die Nicols-Kirche. Wie einige wollen, soll es in diesem Jahre wieder starck zu Leipzig gestorben seyn. Zu Ende des Jahres aber reisete der damahlige Rector der hohen Schule zum Herzoge, und hielt im Namen derselben um das Paulliner Closter an, bekam auch nicht nur gute Vertröstung, sondern ward auch seiner Bitte würcklich gewähret. Vogel l.c. ...
  Endlich nahmen da Mahls die Nonnen im Georgen-Closter vor dem Peters-Thore Geld, und räumten ihre bisherige Behausung.
  • Dresserus de Vrbb. ...
  • Schneider Leipz. Chron. ...
  • Vogel l.c. ...
1542 Weil auch vor dem und von dem Anfange der hohen Schule die Licentiaten in der Philosophie und die Magistri und Doctores zu unterschiedlichen Zeiten und in zwey Actibus, gleich wie es noch heutiges Tages in denen andern drey Facultäten gehalten wird, promouiret; hierzu aber mehr Unkosten erfordert wurden, so änderte Herzog Moritz in seiner neuen im Jahre 1542. gestellten Reformation solches, und machte die Verordnung, daß ins künfftige die Candidaten des höhern Gradus bey der Philosophischen Facultät in Licentiaten und Doctores zugleich und auf einen Tag promouirt werden sollten; wobey es auch in folgenden Zeiten geblieben.
  • Schneider Leipz. Chron. ...
  • Vogel l.c. ...
1543 Im folgenden 1543. Jahre richtete der Herzog die drey nunmehro Chur-Fürstlichen Land-Schulen zu Meissen, zur Pforte und zu Grimme, die anfänglich zu Merseburg angeleget werden sollte, an, und dabey bekamen die Leipziger Freyheit, in iede sieben von  
  {Sp.1702}  
  ihren Kindern zu ernennen.
  • Sleidanus XV. ...
  • Caluisius Chron. ...
  • Pertuch Chron. Port. ...
  • Fabricius Annal. Misn. ...
  • Vogel l.c. ...
  Mittler Weile ließ der Herzog auch die Verordnungen der hohen Schule und derer vier Facultäten übersehen, und in vielen ändern und verbessern, ließ auch anbefehlen, selbige auf der Pleissenburg im Beyseyn aller Doctoren, Professoren, Magister und Baccalaureorum unter Anzühung derer Glocken zu bestätigen. Vogel l.c. ...
  Wie er aber zu der zu Anfange dieses Jahres bekannt gemachten Landes-Ordnung von der Anlegung derer drey Land Schulen Nachricht gegeben hatte, so zog er nicht weniger darinnen an, wie er auf Anhalten Caspar Börners der hohen Schule zu Leipzig das Paulliner-Closter sammt der Kirche anstehenden Häusern und Bibliothec eingeräumet, und zu wieder Herstellung desselben eine gewisse Summe Geldes geschenckt, auch die Besoldung und Einnahmen derer öffentlichen Lehrer um 2000. fl. aus denen Clöstern zu Petersberg und Pegau gebessert, und die fünf neuen Dörffer Zuckelhausen, Zweenfurt, Klein-Pößna, Wolffshayn und Holtzhausen nebst einem Holtze von 125. Äckern dahin verehrt; ingleichen Stipendia gestifftet, und zu Aufrichtung gemeiner Tische vor arme Studenten in der Communität 600. Scheffel Korn Leipziger Masses jährlich zu reichen befohlen hätte.
  • Sleidanus ...
  • Peifer l.c. ...
  • Schneider l.c. ...
  • Heidenreich Annal.. ...
  • Dresserus de Vrbb. Germ. ... Sächs. Chron. ...
  • Peckenstein Theatr. Sax. ...
  • Feller Orat. de rediuiua Boerneri Memoria ...
  • Zeiller Topogr. Sax. sup. ...
  • Vogel l.c. ...
  Ob aber wohl dieser Schenckung an die hohe Schule in dieser Landes-Ordnung gedacht wird, so ist doch daher keines Weges zu schlüssen, daß erst in diesem Jahre das Paulliner-Collegium an die hohe Schule gelanget sey, wie Sleidanus und andere mehr wollen, weil Börner sonst nicht schon im 1546. Jahre an Camerarium schreiben können, er habe schon gantzer 5. Jahre mit Ausbesserung des Collegii angefangen, ehe es noch der hohen Schule geschencket worden wäre. Vogel l.c.
  In eben diesem Jahre brachte auch der Rath zu Leipzig das Thomas- und Franciscaner- oder Barfüsser- in gleichen das Bernhardiner-Closter und Kirche an sich. Über dieses erkauffte er die dazu gehörigen Dörffer, Höltzer, Mühlen und Teiche, unter andern auch die Paulls-Ziegel-Scheune von Herzog Moritzen um 8 342. fl. 11 gl. 3. pf. die unermässenen Güter ungerechnet. Da Mahls wurden auch die meisten Dörffer, als Clenden, Sommerfeld, Baalsdorff, Hirschfeld, Anger, Connewitz, Melckau, Probstheyde und andere Closter Güter, auch von Wolff Bosen Model Modelwitz, und von Andreas Pflugen drey Höfe im Dorffe Lansen erkaufft.
  • Dresserus de Vrbb. ...
  • Peifer l.c. ...
  • Heidenreich ...
  • Schneider ...
  • Vogel ...
  Doch ist aus Horns Hand-Bibl. ... zu ersehen, daß der Bernhardiner-Hof erst im 1546. Jahre an den Rath gekommen.  
1544 Im folgenden 1544. Jahre erkauffte der Rath die alte Burg vor dem Ranstädter Thore, hinter dem Georgen Spitale, vor 1050. fl. Vogel l.c. ...
  Weil auch das  
  {Sp.1703|S. 863}  
  Paulliner-Closter seit der Zeit, da es ledig gestanden, sehr verwüstet worden war, und einer Ausbesserung sehr von Nöthen hatte, war Börner schon im Anfange bey Tage und bey Nacht sonderlich bemühet, aller Arbeit, Beschwörung und Wiederwärtigkeiten, die ihm unter andern auch seine eigene Collegen verursachten, welche das Paulliner-Closter lieber um 8. bis 10000. fl. verkauffen, und hiervon ihre Besoldung verstärken wollten, ungeachtet die Ausbesserung desselben ins Werck zu richten, und brachte es in diesem 1544. Jahre zu Stande.  
  Ehe er aber sein Vorhaben ins Werck richtete, bat er sich nicht allein die hierzu erforderlichen Kosten Theils von seinem Landes-Fürsten unterthänig aus, u. nahm dieselben auch Theils aus denen Fiscis derer Facultäten und anderwärts auf, sondern rieth auch sehr weislich, daß Cuatores und Decemviri oder 10. Professores, die der Haushaltung erfahren wären, angeordnet würden, welchen das Paulliner-Closter von der hohen Schule anbefohlen werden sollte, daß sie nicht allein künfftig im baulichen Wesen erhielten, und auf derer darinnen wohnenden Studenten Leben und Wändel gute Aufsicht hätten, sondern ihm auch ietziger Zeit beystünden, die vorhabende Ausbesserung schleunigst beförderten, auch gewisse Gesetze machten.  
  Er machte auch gleich zu Anfange des 1542. Jahres vor allen Dingen den Anfang mit der Kirche, welche bisher einem Stalle nicht unähnlich gesehen hatte. Hierauf ließ er sich die Ausbesserung des Closters selbst angelegen seyn, und ließ die Stube, darinnen die Mönche des Sommers über gegessen hatten, zum Auditorio Theologico, die aber, so ihnen des Winters zum Speise-Zimmer gedient hatte; zum Conuictorio vor die Studenten zurichten. Desgleichen richtete er aus dem Korn-Hause zwey Wohnungen vor die Professores zu, und ließ auch alles übrige besser und beqvemer anlegen. Vogel l.c. ...
1545 Im nächst folgenden 1545. Jahre ließ Herzog Moritz einen Befehl ausfertigen, daß hinfort die Studenten u. Hand-Wercks-Pursche keine schädlichen Gewehre tragen, auch sich nicht bey nächtlicher Zeit des Sommers nach 9. Uhr ohne Geschäffte, des Winters aber nach 8. Uhr auf der Gasse finden lassen sollten. Vogel l.c. ...
  Darauf ließ Kayser Carl der V. öffentlich einen Befehl anschlagen, daß von denen Buchdruckern bey 500. fl. Straffe keine Bücher ohne obrigkeitliche Censur gedruckt werden sollten. Vogel l.c. ...
  Ferner ward auch die Capelle zu unserer lieben Frauen, welche unweit des Frauen-Collegii gestanden, abgebrochen, und die Steine davon zur Hällischen Pastey genommen. Vogel l.c. ...
  Weiter richtete auch da Mahls Börner die Paulliner-Bibliothec an, die noch heutiges Tages zu sehen, und wöchentlich, wie die Raths-Bibliothec, zwey Mahl, Mittwochs und Sonnabends Vormittags von 10. bis 12. Uhr zum freyen Gebrauche geöffnet wird. Zuerst ward die Dominicaner-Bibliothec dahin geschenckt, welche Börner mit 600. Stück Büchern, die er aus denen Cellen derer Dominicaner zusammen getragen, vermehrte, auch erhielt, daß die Bücher aus dem Thomas- und Franciscaner-Closter zu Leipzig, in gleichen die aus denen Clöstern zu Alten-Zelle, Pegau, Saltze, Petersberg, Chemnitz, Büchau und Pirna gefunden würden, gleich Falls dahin geschenckt seyn sollten; welche denn bald darauf an  
  {Sp.1704}  
  diesen Örtern abgehohlt, und so lange bis der Platz, da sie behalten werden sollten, zurechte gemachet war, auf den Korn-Boden der Oeconomie, welcher über der kleinen Bibliothec ist, gesetzt. Der Anfang hierzu ward mit der kleinen gemacht. In beyden aber wurden erhabene Pulte gesetzt, und an dieselben lange eiserne Stäbe gefügt, die zugleich mit denen Büchern, deren an der Zahl 4000. waren, hingebracht worden, darauf die Bücher an ihren Ort, und damit sie nicht weggetragen werden können, an eiserne Ketten geleget, auch darüber 4. Verzeichnisse, die nach denen Facultäten eingerichtet waren, verfertiget.
  • Peifer l.c. ...
  • Feller Orat.
  • Vogel l.c. ...
  Hierauf hielt Luther eine Predigt in der Paulliner-Kirche, und weihete sie dadurch ein; welche Predigt auch in Leipzig seine letzte gewesen.
  • Feller l.c.
  • Vogel l.c. ...
  Weiter ward auch in diesem Jahre eine von Luthern selbst übersehene und gebilligte Kirchen-Ordnung von der Lehre und denen Gebräuchen durch die zu Leipzig versammlete Gottesgelehrten, darunter Fürst George zu Anhalt, Coadiutor zu Merseburg mit befindlich war, unterschrieben.
  • Hondorff Calend. Sanct. et. Hist. ...
  • Vogel l.c. ...
  Um diese Zeit herum soll auch wieder ein Streit zwischen denen Studenten und Bürgern gewesen seyn, da denn die Häscher nicht allein einen Studenten bis auf den Tod verwundet, sondern sich auch verlauten lassen, wie ihnen Macht gegeben worden wäre, mit Röhren unter die Studenten zu schüssen; des Wegen auch die adeliche und andere Studenten ein Schreiben an die hohe Schule übergeben, und sich erkläret haben sollen, daß sie davon zühen wollten. Doch wäre dieser Aufstand bald wieder gestillet worden.
  • Dresserus de Vrbb. Germ. ...
  • Heidenreich l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
     

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Stand: 24. August 2016 © Hans-Walter Pries