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Quellenangaben |
1530 |
Darauf ließ
Chur-Fürst Johann im
Jahre 1530.
die Antonier-Mönche, so sich zur Eichen nahe bey
Leipzig eingenistelt hatten, austreiben, und einen
Evangelischen Pfarrer dahin setzen. Die in ihrer
Gewissens-Freyheit bekränckten Leipziger
konnten es also des strengen
Befehls von
Herzog
Georgen ungeachtet nicht lassen, so wohl hier als
zu Holtzhausen die Evangelischen Predigten
anzuhören, und das Abend-Mahl unter beyderley
Gestallt zu genüssen. Doch so bald dieses dem
Herzog hinterbracht ward, folgte aber Mahls ein
ernstlicher Befehl an die hohe Schule und an den
Rath, solchem Vornehmen nach
Moglichkeit zu
steuern, und genau nach denen zur Predigt
auslauffenden zu forschen, auch dieselben mit
allem Ernste zu
bestraffen. |
- Schneider ...
- Heidenreich ...
- Weber l.c. ...
- Vogel
l.c. ...
- Sicul l.c.
...
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Sonst wurden auch dieses Jahr die
Satzungen, so den Gottes-Dienst betreffen, von
denen Mönchen verfertiget, auf Pergament
geschrieben, in eine Taffel eingefasset und bey
der Sacristey-Thüre an denen Stühlen in der
Nicols-Kirche angeschlagen. |
Vogel l.c.
... |
1531 |
Im 1531. Jahre ordnete Herzog George bey
der Medicinischen
Facultät noch eine
Profession,
und
verbesserte derer andern beyden
Professoren
Besoldung. Die
Gelegenheit dazu war diese: Es
war ein
gelehrter
Medicus von Nürnberg Conrad
Tockler ohne Erben verstorben, und hatte ein
ansehnliches
Vermögen hinterlassen. Weil er
nun nicht im
Collegio, sondern in der
Stadt
gewohnt hatte, wollte sich der Rath desselbigen
anmassen. Je doch hierwieder legte sich die hohe
Schule, weil er ein
vornehmes Glied derselben
gewesen wäre, und sein Vermögen nicht nicht
durch
bürgerliche Handthierung, sondern durch
seine
Wissenschafften erworben hätte. Darauf
verglich es der Herzog also, daß der Rath die
gantze Verlassenschafft nach
billigem Werthe zu
Gelde machen, und selbiges in die Fürstliche
Cammer liefern
sollte, da es denn der Herzog zu
milden Sachen anzuwenden
wissen würde; und
geschahe also damit, wie vorher gemeldet
worden. |
- Schneider ...
- Vogel
l.c. ...
- Sicul l.c.
...
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So verfaste auch der Rath in diesem Jahre zu
gemeiner Wohlfahrt der Stadt heilsame Brau-Gesetze, |
deren vornehmster Inhalt bey
Peifern Rer. Lips. ... Schneidern ... und
Vogeln
l.c. ... nachgesehen werden
kann. |
1533 |
Im folgenden 1533. Jahre nahm Wilhelm
Haubitz, welcher die Stadt Tauche inne hatte, und
einige
Zeit her mit dem Rathe streitig gewesen
war, weil er in denen Tauchischen Feldern einen
Teich graben lassen, aus welchem das Wasser in
die Leipziger Strasse lieff, und den Weg
verderbete, daß Niemand wohl fortkommen
konnte, welches der Rath als etwas
nachtheiliges
vor Leipzig nicht leiden
wollte, den damaligen
Stadt-Haupt-Mann und
Bürger-Meister, die
wichtiger
Geschäffte halben zu Altenburg
gewesen, und auf der Heimreise begrieffen waren,
gefangen, ward aber des Wegen von Herzog
Georgen in in die
Acht erkläret, und
muste drey
Jahre im Elende zubringen. |
- Fabricius Origg. Sax.
...
- Peifer l.c. ..
- Vogel l.c.
...
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Es musten auch in |
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{Sp.1697|S. 860} |
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diesem Jahre viele Leipziger, welche des
Verbots ungeachtet Evangelische Predigten zu
hören und das Abend-Mahl unter beyderley
Gestallt zu empfangen auf die
Dörffer gegangen
waren,
öffentlich vorstehen und ihres
Thuns
wegen
Rede und Antwort geben, worauf wieder
ein
Fürstlicher
Befehl erfolgte, die
ungehorsamen
auszuweisen, und die nicht hinaus wollten, durch
die Stadt-Knechte ausführen zu lassen, auch so
dieses nicht helffen wollte, durch den Nachrichter
mit Ruthen auszuweisen. Über dieses ward der
vorhin bekannt gemachte Befehl durch den
Druck
erneuert, und ernstlich untersagt, die
Kinder auf
hohe oder niedere
Schulen, so sich der
Lutherischen Lehre anhängig gemacht hätten, zu
schicken, noch dererselben
Bücher zu kauffen
und zu lesen, auch die verführischen
Lehrer nicht
zu hören. |
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Damit man auch die
Evangelischen von
denen
Catholischen desto besser
unterscheiden
könnte, ward im Jahre 1533. die
Verordnung
gemacht, daß die Mönche und Beicht-Väter
denen, die zu Ostern beichteten, und das Nacht-Mahl unter einerley Gestallt empfiengen,
gewisse
Losungs
Zeichen gäben, die hernach dem
Rathe
überantwortet werden
sollten. Als durch dieses
Mittel viele
erkannt wurden, folgte sogleich der
Fürstliche Befehl, daß sie die Stadt meiden
sollten, und begaben sich diesem zu Folge achtzig
Bürger mit ihrem
Gesinde in die achthundert
starck aus der Stadt; Luther aber unterließ nicht
die
zweifelhafften und
furchtsamen
Gewissen zu
unterrichten, und zu trösten. |
- Vogel l.c.
...
- Sicul l.c. ...
|
|
Weil auch Herzog George in
Erfahrung
brachte, daß sich viele in Leipzig bey denen
Begräbnissen an ungeweiheten
Örtern
andächtiger erwiesen als sonst, und
Teutsche
Lieder sängen, wie bey denen
Lutherischen, so
ward dem Rathe befohlen, selbige anzumelden,
und ferner die Verordnung zu machen, daß die, so
in der Kirche Ungehorsam
stürben, vom Toden-Gräber und seinen Gehülffen alleine früh vor
Tage
oder bey der Nacht an einen ungeweiheten Ort
geleget, und eingescharret würden, und sollte der
Rath einen Karren schaffen, darauf man sie
hinaus führte, sich auch niemand unterstehen,
einen Begleiter abzugeben. |
- Vogel l.c.
...
- Sicul l.c. ...
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1534 |
Im 1534. Jahre ward wieder ein
Land-Tag
gen Leipzig ausgeschrieben. |
- Wecke Beschr.
Dreßden ...
- Vogel l.c. ...
|
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Sonst ward auch in diesem Jahre immer noch
hefftig gegen die Evangelischen verfahren, und
denenjenigen, so aus
Furchtsamkeit wieder
zurück träten, ein besonderer
Eid vorgeleget, nach
dessen Beschwörung sie wieder loß gesprochen
wurden. |
- Fabricius Origg. Sax.
VII. ...
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
- Sicul l.c. ...
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In eben diesem Jahre ward auch die
Renterey oder das Amt-Haus
erbauet. |
- Heidenreich ...
- Vogel
l.c. ...
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1536 |
Im 1536. Jahre ward durch Herzog Georgen
zwischen dem Rathe und dem Probste zu Sanct
Thomas ein Vertrag gemacht, daß die Leichen ins
künfftige nicht mehr auf die Kirchhöfe in der Stadt,
sondern auf den Kirchhof zu St. Johannis
begraben werden sollten. |
- Vogel l.c.
...
- Sicul l.c. ...
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Wie Vogel l.c. ... aus Schneidern
... berichtet, soll in diesem Jahre der Rath das
Dorff Lindenau von Johann von Lindenau erkaufft
haben. |
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{Sp.1698} |
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Man siehet aber nicht ab, wie es mit dem
zusammen stimmet, da ber bey dem Jahre 1518.
schon berichtet hat, daß eine Hälffte desselben
von Johann Pflugen, die andere von Wolff von
Lindenau gekaufft worden seyn sollte. |
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In eben diesem Jahre wurde auch eine Wein-Ordnung gemacht, |
deren Inhalt eben Falls bey
Peifern ... Vogeln l.c. ... zu finden.
Sicul l.c. ... |
|
Mit diesem Jahre endete sich auch die erste
Matricul derer
Studenten bey der
hohen Schule, in
welcher bis dahin 37739. Studenten
eingeschrieben worden waren. |
Vogel l.c.
... |
1537 |
Im 1537. Jahre ward durch Herzog Georgen
wieder ein Land-Tag nach Leipzig verschrieben,
und darauf sonderlich von seinem künfftigen
Nachfolger gehandelt, und beschlossen, daß es
zwar sein blöder Printz seyn, ie doch ein guter
Theil des
Regiments in des
Landes Händen
bleiben sollte. |
- Fabricius Origg. Sax.
...
- Wecke Beschr. Dreßdens ...
- Schneider ...
- Vogel
l.c. ...
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Auf eben diesem Land-Tage führte der
Herzog grosse Klage über die
Clöster, und
that
Vorschläge, wie dieselben in bessere
Ordnung
gebracht werden könnten, erzeigte sich auch so,
als man nur von dem gewissenhafftesten
Herrn in
einer
Glaubens-Lehre
vermuthen kann. |
- Vogel l.c.
...
- Sicul l.c. ...
|
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In eben diesem Jahre erkauffte auch der Rath
das Dorff Leutzsch. |
- Schneider ...
- Vogel
l.c. ...
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1538 |
Im 1538. Jahre erkauffte der Rath von denen
Dom-Herren zu St. Thomas das Georgen-Spital
und alles vor dem Ranstädter Thore, so vor Mahls
zu St. Thomas und St. Johann eingepfarrt
gewesen war, und erlangte, daß solches ins
künfftige zu St. Jacob eingepfarrt seyn
mögte.
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- Vogel l.c.
...
- Sicul l.c. ...
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Um diese
Zeit ward auch Herzog Friedrich,
Herzog Georgens hinterbliebener eintziger Printz,
im 34. Jahre seines
Alters denen
Landes-Ständen
zu Leipzig
vorgestellet, daß sie ihn nach seines
Herrn
Vaters
Tode vor ihren
Herrn
erkennen
sollten. |
- Weber Lips. euang. ...
- Vogel l.c. ...
|
1539: Reformation |
Im folgenden 1539. Jahre gieng Herzog
George, welcher sich allezeit, ausgenommen was
die Gewissens-Freyheit anbetraff, sehr geneigt
gegen Leipzig aufgeführt hatte, ohne einen Erben
hinterlassen zu haben, in dem auch Printz
Friedrich noch vor ihm den
Geist aufgab, den Weg
aller
Welt, und hatte seinen Bruder Henrichen zum
Nachfolger, welcher auch so gleich zur
Glaubens-
Änderung Hand anlegte. Er
schrieb, so bald er
von seines Bruders Tode benachrichtiget worden,
an den Rath zu Leipzig, mit der Verfolgung derer
Evanglischen inne zu halten, und die vertriebenen
wieder einzunehmen, verbot auch zugleich in allen
Kirchen und Clöstern denen Pfaffen und Mönchen
das Messe halten und predigen, und schrieb,
damit er dieses desto besser bewerckstelligen
mögte, an Chur-Fürst Johann Friedrichen um
Luthern und andere Gottesgelehrten. |
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Dieses erhielt er auch gar leichtlich, und kam
der Chur-Fürst selbst nebst einem grossen Geleite
mit Luthern, Melanchthon und Iusto Iona an. Den
Freytag vor Pfingsten ließ sich der Herzog in
Leipzig huldigen; den
Tag darauf aber
muste
Luther seine erste Predigt in der Pleissenburg
ablegen, den Pfingst-Tag hingegen ward sie früh
von Iusto Iona nach
Mittage aber wieder von
Luthern in der Thomas-Kirche gehalten. Ob nun
gleich der |
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{Sp.1699|S. 861} |
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Chur-Fürst Johann Friedrich, Herzog Henrich
und Luther den Pfingst-Montag wieder abreiseten,
so ward doch der Gottes-Dienst und die
Veränderung der Glaubens-Lehre durch
Iustum
Ionam, Caspar Crucigern, Friedrich Myconium und
Johann Pfeffingern, wozu einige noch George
Spalatinen und Nicol Amsdorffen setzen, die der
Chur-Fürst insgesammt so lange, bis alle mit
tüchtigen Evangelischen
geistlichen versehen
wäre, hergeliehen hatte, versehen und
fortgesetzt. |
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Ob aber wohl der Rath und die Bürgerschafft
meisten
Theils mit dieser Veränderung sehr wohl
zu
Frieden waren, so
erinnerten sie doch, daß
man noch zuvor die
gantze
Landschafft darüber
vernehmen mögte, und baten wenigstens mit der
Teutschen Messe und der Austheilung des
Abend-Mahls unter beyderley Gestallt noch inne
zu halten; und da sie dieses nicht erlangen
konnten, wenigstens noch so wohl das Abend-Mahl unter einer, als beyderley Gestallt,
beybehalten würde. Es ward aber nichts damit
ausgerichtet, und die Fürstlichen Gevollmächtigte
erhielten vielmehr Befehl, sich durch nichts irren
zu lassen. Man handelte auch mit dem Probste zu
St. Thomas, daß er das
Recht, nach welchem ihm
von Alters her die Aufsicht über die Prediger und
Schul Diener zustund, an den
Landes-Herrn
abtrat. Alle alte Kirchen-Gebräuche aber, so ohne
Ärgerniß geduldet werden konnten, wurden nach
wie vor gelassen. |
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Mittler Weile unterstunden sich die Mönche
und Ordens-Leute, sonderlich die Barfüsser, ihre
Brüder hin und wieder in die
Häuser zu schicken,
und das gemeine
Volck durch sie zu ermahnen,
sich des Sacraments unter beyderley Gestallt zu
entschlagen, und bey ihrem alten Glauben zu
verharren, liessen auch etliche, denen sie
dergleichen zumutheten, zu sich ins Closter
fordern. So bald aber Herzog Henrich hiervon
Nachricht erlangte, ließ er ihnen dergleichen ins
künfftige vorzunehmen verbieten. Er fuhr auch,
ungeachtet ihn des Böhmischen
Königs Gesandte
Theils in
guten, Theils mit Bedrohungen davon
abzuschrecken suchten, in dem, was er ein Mahl
angefangen hatte, unerschrocken fort, und
verordnete über die vorhergemeldeten Wolffgang
Furssen, Caspar Zeunern, Hannsen von Kitscher,
Dietrichen von Preuß und Rudolphen von
Rechenberg, die alles genau
untersuchen, und es
vollends zur Richtigkeit bringen
sollten. |
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Darauf ward denen Ordens-Personen des
Augustiner- Dominicaner- und Barfüsser
Closters
ihr Abschied gegeben, ihnen anbefohlen, die
Ordens Kleider abzulegen sich gemeiner Kleidung
zu bedienen, die Predigten
fleißig zu besuchen,
und ihres fernern Unterhalts gewärtig seyn. |
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Hiernächst ward mit dem
Rathe, wegen
Bestellung des Predigt-Amts Unterredung
gepflogen, und der Vergleich getroffen, daß der
Landes-Fürst den obersten Pfarrer oder
Superintendenten, der Rath aber die andern zu
beruffen und anzunehmen
Macht haben sollte.
Man ließ sich auch darauf nicht säumig finden, die
Prediger-Stellen zu besetzen, und wurden zur
Nicols-Kirche ein Pastor und zwey Diaconi, zur
Thomas-Kirche eben so viel, zur St. Georgen-Kirche im Spitale aber nur ein Pfarrer bestellt.
Doch setzen einige auch, daß da Mahls noch ein
Diaconus bey der Johannis-Kirche verordnet
worden. |
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Ferner |
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{Sp.1700} |
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wurden auch die Nicols- und Thomas-Schule
mit neuen
Lehrern versehen und über dieses
Mägden-Schulen angelegt, darinnen dieselben
zum beten, singen,
schreiben, lesen und nähen
angewöhnet wurden. |
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Die Mönche, welche sich zum
Evangelischen
Glauben bekannten, wurden hernach zu Pfarrern
auf denen umliegenden
Städten und
Dörffern
verordnet. Die andern aber, so auf ihrer
Meynung
beharreten, begaben sich, weil sie von
Niemanden sonderlich mehr geachtet wurden, an
andere
Örter in die Clöster ihres Ordens; daß
also im Jahre 1542. fast alle Clöster ledig stunden,
und nur noch im Paullino vier
alte Mönche übrig
waren, denen
Herzog Moritz ehrlichen und
nothdürfftigen Unterhalt reichen ließ. |
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|
Mit der hohen Schule gieng es bey
Veränderung der Glaubens-Lehre am schwersten
her, sinte Mahl sich die
Catholischen
Gottesgelehrten und Magistri Sententia um nicht
so gleich geben, und, wie die andern, weichen
wollten, sondern sich hefftig wiedersetzten, und
die wiedrige Meynung eifrig bestriten. Endlich aber
musten sie doch auch nachgeben, und ward
verglichen, daß man zwar
Vermöge derer
Freyheiten dieser hohen Schule, damit die
Wahrheit desto besser hervorleuchtete, vor und
wieder diese Lehre streiten mögte, nur das
Gegentheil nicht behauptet,
geschrieben, gelehret
und vergiffteter Weise darüber gestritten würde.
|
- Weber Lips. Euang.
...
- Sleidanus ...
- Dresserus Isagog Hist. Germ. ...
Chron. Sax. ...
- Chytreus Sax. ...
- Fabricius Origg.
Sax. ...
- Peifer l.c. ...
- Schneider ...
- von
Seckendorff Prodr. Hist. Lutheran. ...
- Wecke
Beschr. Dreßdens ...
- Schmuck Hand-Postill. Vorr.
Anh.
- Vogel l.c. ...
|
|
In eben diesem 1539. Jahre soll auch in der
Stadt eine hefftige Pest eingefallen seyn, des
Wegen der Rath, weitere
Furcht und Schröcken
zu verhüten, die
Verordnung gemacht, daß die an
der Pest verschiedene ohne Geläute, singen und
Gepränge geheim begraben werden sollten. |
- Weber
l.c. ...
- Vogel l.c.
...
|
1540 |
Im folgenden 1540. Jahre erforderte Herzog
Henrich einen Ausschuß von der
Riterschafft und
Städten nach Leipzig. |
- Wecke Beschr.
Dreßdens ...
- Vogel l.c. ...
|
|
Um diese
Zeit ward auch in der Thomas- und
Nilcols Kirche alles, was unnöthig und unnützlich
schien, abgeschaffet, und Theils
verkaufft, das
Geld
davor aber in den Gottes-Kasten gelegt; ie doch ward dasjenige, was man mit
gutem
Gewissen zu dulden vermeinte, beybehalten:
|
- Peifer l.c.
...
- Vogel l.c. ...
|
1541 |
Im 1541. Jahre ward vom Rathe, weil die
Bürgerschafft nicht
wuste, wie sie es nach
Veränderung der
Glaubens-Lehre mit denen
Accidentien derer Kirchen- und Schul-Bedienten
halten sollte, Verordnung des Wegen gemacht.
|
Vogel l.c.
... |
|
Da Mahls verehlichte sich auch einer von
denen
vornehmsten
Collegiaten des grossen
Fürsten
Collegii, welchen aber die andern nicht
unter sich leiden wollten, mit Vorgeben, er hätte
wieder das
Recht des
Collegii gehandelt, und sich
der alten
Gewohnheit zu wieder
verheurathet.
Weil auch in diesem
Jahre ein
Collegiate mit
Tode
abgegangen war, an dessen Stelle Herzog
Henrich gerne einen vornehmen Rechtsgelehrten
befördert wissen wollte, |
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{Sp.1701|S. 862} |
|
|
weigerten sich die Collegiaten, weil er
verehlichet war, eben Falls denselben
anzunehmen, unter dem Vorwande: es wäre nicht
gebräuchlich, daß
Ehe-Männer in das
Collegium
auf und angenommen würden. |
|
|
Da aber der Herzog dieses nicht billigen
wollte, und auch über dieses ein anderer, der vor
dem ein Collegiat worden war, in den
Ehe-Stand
trat, sahen sich die
Magistri derer
freyen Künste
bewogen, bey dem Herzoge klagend
einzukommen, und demüthigst zu bitten, daß er
eine gewisse Anzahl derer, die zur Collegiatur
gelangen sollten, zu beniemen, doch dabey auch
derer
Philosophen wahr zu nehmen geruhen
mögte, damit nicht die Magistri derer freyen
Künste, um deren
Willen doch diese
Collegiatur
gestifftet worden;
gantz und gar leer ausgehen
müsten, und die Stellen mit Gottes- Rechts- und
Artzney-Gelehrten besetzt würden. Der Herzog
aber beschloß, daß weder der ehliche Stand
denen, die allbereit zu Collegiaten
erwählet
worden, noch denen, die künfftig dazu erwählet
würden, hinderlich seyn sollte. |
- Peifer l.c.
...
- Vogel l.c. ...
|
|
Nach dem Herzog Henrichen noch in diesem
Jahre
gestorben war, kam sein ältester Printz
Herzog Moritz den 13. Sept. darauf nach Leipzig,
und ließ sich in seinem und seines Bruders
Herzog Augusts
Namen von der
hohen Schule,
Riterschafft,
Rathe und Bürgerschafft
huldigen,
bestätigte auch nicht allein der Stadt ihre
Freyheiten, sondern
vergönnte auch dem Rathe,
an denen verledigten
Closter-Häusern im
Leipziger Weichbilde den Vorkauff, doch nicht
anders, als wenn er sie nicht selbst behalten
wollte. |
|
|
Es
bestellte auch da Mahls der Rath aus
Vorsorge vor die
Geistlichen, weil er sahe, daß
ihnen ihr Amt zu schwer werden wollte, noch zwey
Diaconos an die Nicols-Kirche. Wie einige wollen,
soll es in diesem Jahre wieder starck zu Leipzig
gestorben seyn. Zu Ende des Jahres aber
reisete
der damahlige
Rector der hohen Schule zum
Herzoge, und hielt im Namen derselben um das
Paulliner Closter an, bekam auch nicht nur
gute
Vertröstung, sondern ward auch seiner Bitte
würcklich gewähret. |
Vogel l.c. ...
|
|
Endlich nahmen da Mahls die Nonnen im
Georgen-Closter vor dem Peters-Thore
Geld, und
räumten ihre bisherige Behausung. |
- Dresserus de Vrbb. ...
- Schneider Leipz. Chron. ...
- Vogel l.c.
...
|
1542 |
Weil auch vor dem und von dem Anfange der
hohen Schule die
Licentiaten in der
Philosophie
und die
Magistri und
Doctores zu
unterschiedlichen
Zeiten und in zwey
Actibus,
gleich wie es noch heutiges
Tages in denen
andern drey
Facultäten gehalten wird,
promouiret;
hierzu aber mehr Unkosten erfordert wurden, so
änderte Herzog Moritz in seiner neuen im Jahre
1542. gestellten
Reformation solches, und machte
die
Verordnung, daß ins künfftige die Candidaten
des höhern Gradus bey der
Philosophischen
Facultät in Licentiaten und Doctores zugleich und
auf einen Tag promouirt werden sollten; wobey es
auch in folgenden Zeiten geblieben. |
- Schneider Leipz.
Chron. ...
- Vogel l.c.
...
|
1543 |
Im folgenden 1543. Jahre richtete der
Herzog
die drey nunmehro
Chur-Fürstlichen Land-Schulen zu Meissen, zur Pforte und zu Grimme,
die anfänglich zu Merseburg angeleget werden
sollte, an, und dabey bekamen die Leipziger
Freyheit, in iede sieben von |
|
|
{Sp.1702} |
|
|
ihren
Kindern zu ernennen. |
- Sleidanus XV. ...
- Caluisius Chron. ...
- Pertuch Chron. Port. ...
- Fabricius Annal. Misn. ...
- Vogel l.c.
...
|
|
Mittler Weile ließ der Herzog auch die
Verordnungen der hohen Schule und derer vier
Facultäten übersehen, und in vielen ändern und
verbessern, ließ auch anbefehlen, selbige auf der
Pleissenburg im Beyseyn aller
Doctoren,
Professoren,
Magister und
Baccalaureorum unter
Anzühung derer Glocken zu bestätigen. |
Vogel l.c.
... |
|
Wie er aber zu der zu Anfange dieses Jahres
bekannt gemachten Landes-Ordnung
von der Anlegung derer drey Land
Schulen Nachricht
gegeben hatte, so zog er nicht weniger darinnen
an, wie er auf Anhalten Caspar Börners der hohen
Schule zu Leipzig das Paulliner-Closter sammt der
Kirche anstehenden
Häusern und
Bibliothec
eingeräumet, und zu wieder Herstellung
desselben eine
gewisse Summe
Geldes
geschenckt, auch die Besoldung und Einnahmen
derer
öffentlichen
Lehrer um 2000. fl. aus denen
Clöstern zu Petersberg und Pegau gebessert, und
die fünf neuen
Dörffer Zuckelhausen, Zweenfurt,
Klein-Pößna, Wolffshayn und Holtzhausen nebst
einem Holtze von 125.
Äckern dahin verehrt;
ingleichen Stipendia gestifftet, und zu Aufrichtung
gemeiner Tische vor
arme
Studenten in der
Communität 600. Scheffel Korn Leipziger Masses
jährlich zu reichen befohlen hätte. |
- Sleidanus ...
- Peifer
l.c. ...
- Schneider l.c. ...
- Heidenreich Annal.. ...
- Dresserus de Vrbb. Germ.
... Sächs. Chron. ...
- Peckenstein Theatr. Sax. ...
- Feller Orat. de rediuiua Boerneri Memoria ...
- Zeiller Topogr. Sax. sup. ...
- Vogel l.c.
...
|
|
Ob aber wohl dieser Schenckung an die hohe
Schule in dieser Landes-Ordnung gedacht wird,
so ist doch daher keines Weges zu
schlüssen,
daß erst in diesem Jahre das Paulliner-Collegium
an die hohe Schule gelanget sey, wie Sleidanus
und andere mehr
wollen, weil Börner sonst nicht
schon im 1546. Jahre an Camerarium
schreiben
können, er habe schon gantzer 5. Jahre mit Ausbesserung des Collegii angefangen, ehe es
noch der hohen Schule geschencket worden
wäre. |
Vogel
l.c. |
|
In eben diesem Jahre brachte auch der
Rath
zu Leipzig das Thomas- und Franciscaner- oder
Barfüsser- in gleichen das Bernhardiner-Closter
und Kirche an sich. Über dieses erkauffte er die
dazu gehörigen Dörffer, Höltzer, Mühlen und
Teiche, unter andern auch die Paulls-Ziegel-Scheune von Herzog Moritzen um 8 342. fl. 11 gl.
3. pf. die unermässenen Güter ungerechnet. Da
Mahls wurden auch die meisten Dörffer, als
Clenden, Sommerfeld, Baalsdorff, Hirschfeld,
Anger, Connewitz, Melckau, Probstheyde und
andere Closter
Güter, auch von Wolff Bosen
Model Modelwitz, und von Andreas Pflugen drey
Höfe im Dorffe Lansen erkaufft. |
- Dresserus de Vrbb. ...
- Peifer l.c. ...
- Heidenreich ...
- Schneider
...
- Vogel ...
|
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Doch ist aus Horns Hand-Bibl. ... zu ersehen, daß der
Bernhardiner-Hof erst im 1546. Jahre an den Rath gekommen. |
|
1544 |
Im folgenden 1544. Jahre
erkauffte der Rath die alte Burg vor dem
Ranstädter Thore, hinter dem Georgen Spitale,
vor 1050. fl. |
Vogel l.c. ...
|
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Weil auch das |
|
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{Sp.1703|S. 863} |
|
|
Paulliner-Closter seit der
Zeit, da es ledig
gestanden, sehr verwüstet worden war, und einer
Ausbesserung sehr von
Nöthen hatte, war Börner
schon im Anfange bey
Tage und bey
Nacht
sonderlich bemühet, aller
Arbeit, Beschwörung
und Wiederwärtigkeiten, die ihm unter andern
auch seine eigene Collegen verursachten, welche
das Paulliner-Closter lieber um 8. bis 10000. fl.
verkauffen, und hiervon ihre Besoldung verstärken
wollten, ungeachtet die Ausbesserung desselben
ins
Werck zu richten, und brachte es in diesem
1544. Jahre zu
Stande. |
|
|
Ehe er aber sein Vorhaben ins Werck
richtete, bat er sich nicht allein die hierzu
erforderlichen Kosten Theils von seinem
Landes-Fürsten unterthänig aus, u. nahm dieselben auch
Theils aus denen Fiscis derer Facultäten und
anderwärts auf, sondern rieth auch sehr weislich,
daß Cuatores und Decemviri oder 10.
Professores, die der
Haushaltung
erfahren wären,
angeordnet würden, welchen das Paulliner-Closter
von der hohen Schule anbefohlen werden
sollte,
daß sie nicht allein künfftig im baulichen Wesen
erhielten, und auf derer darinnen
wohnenden
Studenten
Leben und Wändel gute Aufsicht
hätten, sondern ihm auch ietziger Zeit
beystünden, die vorhabende Ausbesserung
schleunigst beförderten, auch gewisse
Gesetze
machten. |
|
|
Er machte auch gleich zu Anfange des 1542.
Jahres vor allen
Dingen den Anfang mit der
Kirche, welche bisher einem Stalle nicht unähnlich
gesehen hatte. Hierauf ließ er sich die
Ausbesserung des Closters selbst angelegen
seyn, und ließ die Stube, darinnen die Mönche
des Sommers über gegessen hatten, zum
Auditorio Theologico, die aber, so ihnen des
Winters zum Speise-Zimmer gedient hatte; zum
Conuictorio vor die Studenten zurichten.
Desgleichen richtete er aus dem Korn-Hause
zwey Wohnungen vor die Professores zu, und ließ
auch alles übrige besser und
beqvemer anlegen.
|
Vogel l.c.
... |
1545 |
Im nächst folgenden 1545. Jahre ließ Herzog
Moritz einen Befehl ausfertigen, daß hinfort die
Studenten u.
Hand-Wercks-Pursche keine
schädlichen Gewehre tragen, auch sich nicht bey
nächtlicher Zeit des Sommers nach 9. Uhr ohne
Geschäffte, des Winters aber nach 8. Uhr auf der
Gasse finden lassen sollten. |
Vogel l.c.
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Darauf ließ Kayser Carl der
V.
öffentlich
einen
Befehl anschlagen, daß von denen
Buchdruckern bey 500. fl.
Straffe keine
Bücher
ohne obrigkeitliche
Censur gedruckt werden
sollten. |
Vogel l.c. ...
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Ferner ward auch die Capelle zu unserer
lieben Frauen, welche unweit des Frauen-Collegii
gestanden, abgebrochen, und die Steine davon
zur Hällischen Pastey genommen. |
Vogel l.c.
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Weiter richtete auch da Mahls Börner die
Paulliner-Bibliothec an, die noch heutiges
Tages
zu sehen, und wöchentlich, wie die
Raths-Bibliothec, zwey Mahl, Mittwochs und
Sonnabends Vormittags von 10. bis 12. Uhr zum
freyen
Gebrauche geöffnet wird. Zuerst ward die
Dominicaner-Bibliothec dahin geschenckt, welche
Börner mit 600. Stück Büchern, die er aus denen
Cellen derer Dominicaner zusammen getragen,
vermehrte, auch erhielt, daß die Bücher aus dem
Thomas- und Franciscaner-Closter zu Leipzig, in
gleichen die aus denen Clöstern zu Alten-Zelle,
Pegau, Saltze, Petersberg, Chemnitz, Büchau und
Pirna gefunden würden, gleich Falls dahin
geschenckt seyn sollten; welche denn bald darauf
an |
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{Sp.1704} |
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diesen
Örtern abgehohlt, und so lange bis
der Platz, da sie behalten werden sollten, zurechte
gemachet war, auf den Korn-Boden der
Oeconomie, welcher über der kleinen Bibliothec
ist, gesetzt. Der Anfang hierzu ward mit der
kleinen gemacht. In beyden aber wurden
erhabene Pulte gesetzt, und an dieselben lange
eiserne Stäbe gefügt, die zugleich mit denen
Büchern, deren an der
Zahl 4000. waren,
hingebracht worden, darauf die Bücher an ihren
Ort, und damit sie nicht weggetragen werden
können, an eiserne Ketten geleget, auch darüber
4. Verzeichnisse, die nach denen Facultäten
eingerichtet waren, verfertiget. |
- Peifer l.c.
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- Feller Orat.
- Vogel l.c.
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Hierauf hielt Luther eine Predigt in der
Paulliner-Kirche, und weihete sie dadurch ein;
welche Predigt auch in Leipzig seine letzte
gewesen. |
- Feller l.c.
- Vogel l.c. ...
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Weiter ward auch in diesem Jahre eine von
Luthern selbst übersehene und gebilligte Kirchen-Ordnung von der Lehre und denen Gebräuchen
durch die zu Leipzig versammlete
Gottesgelehrten, darunter Fürst George zu Anhalt,
Coadiutor zu Merseburg mit befindlich war,
unterschrieben. |
- Hondorff Calend.
Sanct. et. Hist. ...
- Vogel l.c.
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Um diese Zeit herum soll auch wieder ein
Streit zwischen denen
Studenten und
Bürgern
gewesen seyn, da denn die Häscher nicht allein
einen Studenten bis auf den
Tod verwundet,
sondern sich auch verlauten lassen, wie ihnen
Macht gegeben worden wäre, mit Röhren unter
die Studenten zu schüssen; des Wegen auch die
adeliche und andere
Studenten ein
Schreiben an
die hohe Schule übergeben, und sich erkläret
haben sollen, daß sie davon zühen wollten. Doch
wäre dieser Aufstand bald wieder gestillet worden.
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- Dresserus de Vrbb.
Germ. ...
- Heidenreich l.c. ...
- Vogel
l.c. ...
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