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Zedler: Leipzig [4] HIS-Data
5028-16-1652-18-04
Titel: Leipzig [4]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 16 Sp. 1683
Jahr: 1737
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 16 S. 853
Vorheriger Artikel: Leipzig [3]
Folgender Artikel: Leipzig [5]
Hinweise:
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Stichworte Text Quellenangaben
1500 Im folgenden 1500. Jahre ward die Stadt durch Absterben ihres gnädigsten Landes-Fürsten, Herzog Albrechts, sehr betrübt; doch wurden dessen beyde Söhne Herzog George und Heinrich nach dessen Abschiede von der hohen Schule, dem Rathe und der Bürgerschafft mit allen Freuden auf- und angenommen, im Namen des Raths und und der Bürgerschafft ward unterthänigst gebeten, die gemeinen Freyheiten und Begnadigungen der Stadt zu bestätigen, und insonderheit die im Jahre 1469. nur auf 6. Jahre bewilligte Bier-Steuer aufzuheben. Zu Ende dieses Jahres sollen auch in Leipzig Gold-Gülden geschlagen worden seyn.
  • Peifer l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
1501 Herzog George gab auch im 1501. Jahre der Stadt die Freyheit, auf ihren Gütern hoch und nieder Wild zu schüssen.
  • Peifer l.c. ...
  • Schneider ...
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul I c. ...
  In eben diesem Jahre ward die Barfüsser- Kirche durch den Merseburgischen Weih-Bischoff eingeweihet.
  • Heidenreich ...
  • Schneider l.c. ...
  • Seslach Annal. Thom.
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul I c. ...
1502 Im 1502. Jahre wurden auf der hohen Schule daselbst die Taxatores Lectionum, welche die halb-jährigen Lectiones derer Professoren schätzen, und, was ihnen davor verehret werden sollte, verordnen musten, von der Philosophischen Facultät aufgehoben und abgeschafft.
  • Schneider l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
  Gleich zu Anfange des folgenden Jahres noch am neuen Jahrs-Tage Abends kam der der Päbstliche Legate, der Cardinal Raymundus, mit vielen Ablaß-Briefen zu Leipzig an, welchen Herzog George mit grosser Pracht einführte, und ihm seine Behausung im Paulliner-Closter anwies. Weil aber die Wächter, so auf ihn bestellt waren, unachtsam mit dem Feuer umgiengen, gerieth dadurch das neue Haus, so an der Stadt-Mauer gebauet war, in Brand, und ward in die Asche gelegt.
  • Heidenreich Leipz. Annal....
  • Fabricius Origg. Sax. ...
  • Annal. Misn. ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul I c. ...
  In eben diesem Jahre ward auch der Anfang zum Hinter-Gebäude des rothen Collegii gemacht.
  • Schneider l.c. ...
  • Vogel l.c.
  Da Mahls erhub sich auch ein Streit zwischen denen Schustern und Loh-Gerbern, welcher schon ehe dem ein Mahl im 1414. Jahre beygelegt worden war. Denn es hatten die Loh-Gerber von sehr langen Zeiten her die Freyheit erlanget, daß die Schuster in Leipzig denen fremden Loh-Gerbern auf 9. Meil Weges weit kein Leder abkauffen durfften; es wäre denn, daß es die Schuster selbst bereiteten. Als sich nun die Schuster beschwerten, daß ihnen die Gerber nicht so viel Leder, als sie benöthigt wären, verfertigen und zubereiten könnten, so ward beschlossen, daß sich die denen Gerbern gegönnete Freyheit nur auf sechs Meil Weges erstrecken sollten. Weil aber auch die Schuster damit noch nicht zu Frieden wa-  
  {Sp.1684}  
  ren, so brachten sie es endlich dahin, daß diese Freyheit gäntzlich wiederruffen, und das Leder auf öffentlichem Marckte feil geboten und verkaufft ward.
  • Peifer l.c. ...
  • Vogel Leipz. Annal. ...
1503 Im folgenden Jahre hielt Herzog George daselbst einen Land-Tag, auf welchem er sich über den in die Acht erklärten Grafen Erhard zu Emden beschwerte, daher auch einhellig den Krieg gegen ihn fortzuführen beschlossen ward.
  • Peifer l.c. ...
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  Ferner ward durch gedachten Herzog in diesem Jahre die Verordnung gemacht, daß bey der hohen Schule zwey Collegiaturen des grossen Fürsten-Collegii, welche Wechsels-Weise unter denen Nationen umgiengen, eingestellet, und davon zwey Professores Iuris versorget würden.
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  Weil nun also auch die zwey Collegiaturen, die nach Einnahme zweyer Medicorum, wie bey dem Jahre 1438. gedacht worden, Wechsels-Weise nach denen vier Nationen herum giengen, ihre Endschafft erreichten, so hörte zugleich der Namen derer Tornatilium, daher diese beyden, weil die Collegiaturen gleichsam per tornum unter ihnen herumgiengen, Tornatiles genannt worden, zugleich auf. Sicul Leipz Jahr-B. ...
  Ob sich auch wohl diese zwey Rechtsgelehrten nicht Collegiaten schreiben, so stehen sie doch diesem Collegio in vorfallenden Rechts-Sachen mit Rathe bey, und sind also derer vorgenommenen Änderungen ungeachtet noch 12. Collegiaten bey selbigem. Sicul l.c. ...
  Bey dem kleinen Fürsten-Collegio aber, wo die Medici zwey so genannte Corpora oder eine gewisse Ratam derer aus der Groß-Probstey kommenden und unter die Corpora des grossen und kleinen Collegii, auch derer Iuristen bestimmten Diuisibilium derer zwey untersten Collegiaten bekommen, war eine andere Benennung in Schwang gebracht, in dem die obersten sechse, welche ihre Corpora behielten, corporales, die zwey untersten aber, weil sie denen Medicis überlassen musten, spirituales oder incorporei genannt wurden. Sicul l.c.
  Sonst ist zu mercken, daß alle Collegiaten als Magistri Philosophiae anzusehen sind, und auf dem Philosophischen Catheder praesidendo disputirt haben müssen. Sicul l.c. ...
  Weil sich auch da Mahls zwischen Herzog Georgens Amt-Leuten und dem Rathe daselbst Irrungen ereignet hatten, so verordnete der Herzog, dieses ins künfftige zu verhüten, durch ein öffentliches Schreiben, wie weit sich des Raths und der Stadt Weichbild erstrecken sollte.
  • Heidenreich ...
  • Schneider l.c. ...
  • Carpzov Diss. de Iure Weichbild. ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul I c.
  • Müller Sächs. Annal. ...
1506 Im 1506. Jahre ward am Sonn-Tage Quasimodogeniti das Iuristische Auditorium, so bis dahin im Creutz-Gange zu St. Thomas gewesen war, in das noch heutiges Tages so genannte Petrinum, wovor der Philosophischen Facultät das rothe Collegium eingeräumt worden war, verleget, und alles darinnen, so viel möglich, zugerichtet, auch über diese vor die 200. Rheinische Gulden, welche der Probst zu St. Thomas davor gegeben, daß er die Iuristen aus seiner Kirche los worden war, das steinerne der Festung Pleissenburg gegen über gelegene Haus,  
  {Sp.1685|S. 854}  
  welches nach Mahls vor die Besatzung gedachter Festung zu Häusern angelegt worden, zu einer Wohnung des Ordinarii erbauet.
  • Fabricius Origg. Sax. VII. ...
  • Heidenreich ...
  • Schneider ...
  • Seslach Annal. Thom.
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
1507 Im Jahre 1507. erfolgte aber Mahls ein grosses Sterben.
  • Fabricius l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
  Weil auch in diesem Jahre die Peters-Kirche vor Alter sehr baufällig worden war, so ward sie abgetragen, und von Grund auf neu erbauet, dazu der Abt zu St. Peter zu Merseburg mit einem ansehnlichen Aufzuge den ersten Grund-Stein legte.
  • Seslach Annal. Thom.
  • Peifer ...
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul I c. ...
  Darauf bestätigte auch Kayser Maximilian der I. aufs neue die Leipzigischen Jahr-Märckte oder Messen, und begnadigte sie mit mehreren Freyheiten.
  • Müller Sächs. Annal. ...
  • Lünig Reichs-Archiu. Part. spec. Contin. IV. Part. II. Forts. Abth. IX. Abs. X. Tit. Leipzig ...
  • Pfeffinger ad Vitriarii Ius publ. ...
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  • Dresserus Vrbb. ...
  • Heidenreich ...
  In eben diesem Jahre kam auch der bekannte Ablaß-Krämer Johann Tetzel zum ersten Mahle mit seinem Ablasse nach Leipzig.
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c.
1508 Im 1508. Jahre erhielt die Stadt alle und iede Gerichte, Ober- und Nieder- über Hals und Hand von Herzog Georgen vor 3000. Rheinische Gulden erblich. Doch ward hierbey zugleich ausgedungen, daß der hohen Schule und Geistlichkeit hierdurch an ihren Rechten keines Weges zu nahe getreten seyn, oder ihnen an ihren Freyheiten, Recht und Gerechtigkeiten etwas vergeben seyn sollte. Wie auch, daß die Fürstlichen Bedienten, so eines Verbrechens oder Schulden halber angeklagt werden mögten, nicht vor dem Stadt-Gerichte, sondern dem Fürstlichen Amt-Manne zu stehen schuldig seyn, und vom Herzoge oder dessen Nachfolgern bestrafft werden sollten. Würde aber einer etwas peinliches verwürckt haben, so sollte er zwar von denen Stadt-Knechten angegrieffen, und zur gefänglichen Hafft gebracht, aber doch bald darauf dem Fürstlichen Amt-Manne ausgliefert und überantwortet werden.
  • Heidenreich ...
  • Schneider ...
  • Vogel ...
  • Sicul l.c. ...
  So sollen auch noch in diesem Jahre zur Ausführung des Stadt-Grabens die vor dem Grimmischen Thore gestandene Scheunen abgebrochen, der so genannte Mönchs-Garten, dem Closter zu St. Thomas zuständig, durchgraben, die darinnen stehenden Bäume ausgerottet, und die Zwinger-Mauer zwischen dem Thomas-Pförtgen und Peters-Thore sammt einem Thurme erbauet worden seyn.
  • Seslach Annal. Thom.
  • Vogel l.c. ...
1509 Im 1509. Jahre feyerte zwar die hohe Schule ihr Jubel-Fest, wie es aber dabey hergegangen, findet man nirgends aufgezeichnet. Vogel l.c. ...
  In eben diesem Jahre war auch die Landschafft aus Thüringen und Meissen auf einen Land-Tag dahin verschrieben, und Dienstags nach Exaudi der Antrag gethan. Vogel l.c.
1510 Im 1510. Jahre that der Rath und die Bürgerschafft bey der Philosophischen Facultät Ansuchung, eine  
  {Sp.1686}  
  Bussam vor ihre Kinder, welches nichts anders, als eine Gesellschafft junger Studenten war, die unter der Aufsicht eines gelehrten Magisters auf denen Collegiis in einer oder mehr Stuben wohnten, anzurichten, und erhielt es auch.
  • Schneider l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
1511 Im 1511. Jahre erhielt auch der Rath vom Probste zu St. Thomas die Einwilligung, daß er zu St. Nicolai ein Paedagogium vor die Stadt-Kinder erbauen und aufrichten mögte. Vogel l.c. ...
  In eben diesem Jahre wollte Chur-Fürst Joachim zu Brandenburg zu Franckfurt an der Oder eine Niederlage und Stapel anrichten, und ließ des Wegen einiger Handels-Leute Güter, die Theils nach, Theils von Leipzig geführt werden sollten, anhalten. Der Rath schrieb zwar des Wegen an ihn, und bat demüthigst um die Abstattung solches Unternehmens, erhielt aber eine schlechte Antwort. Des Wegen that er es Herzog Georgen zu wissen, der auch der Stadt gar bald Rath zu schaffen wuste. Denn er beschickte so gleich den Chur-Fürsten durch Gesandschafft, und ließ ihm vermelden, auch zugleich vorstellen, wie alle diejenigen, so der Leipziger Meß-Freyheit Eintrag thäten, in die Acht und Ober-Acht verfallen wären, des Wegen er sich nicht entbrechen könnte, dem klagenden Theile, so er darum ersucht würde, hülffliche Hand zu bieten, und gegen ihn als eine in des Reichs-Acht und Ober-Acht erklärte Person zu verfahren. Er versähe sich indessen zu ihme alles Rechtens; wiedrigen Falls aber würde er der Stadt Leipzig Recht und Gerechtigkeiten schon durch andere Mittel zu handhaben und zu behaupten wissen. Welches denn so viel fruchtete, daß dieser Streit gehoben und in der Güte beygelegt ward.
  • Schneider Leipz. Chron. ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
1512 Im 1512. Jahre erhielten die Becker und Müller ihre Ordnung vom Rathe.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  So ward auch der Rath unter andern mit zu dem Beylager Herzog Henrichs erbeten, an den er seine Abgeordneten schickte, und ihn ansehnlich beschencken ließ.
  • Moller Freybergische Annal. ...
  • Vogel l.c. ...
  In diesem Jahre ward auch der Päbstliche Ablaß, daß auf Ansuchen derer Fürsten zu Sachsen jeder Mann durch alle ihre Lande bis auf das 1531. Jahr in der Fasten Milch-Speise genüssen dürffte, so er anders vor diese Erlaubniß einen Groschen und einen Heller erlegte, bekannt gemacht.
  • Moller l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  Weiter verordnete Herzog George in diesem Jahre 2000. Gulden, von deren jährlichen Zinse in der Marter-Woche am grünen Donners-Tage, Char-Freytage und Sonnabends die gantze Geschichte vom Leiden und Sterben Christi auf öffentlichem Marckte gespielt und vorgestellt werden sollte.
  • Faust Chur und Fürstl. Sächs. Stamm-B. ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c.
Buchdrucker Ferner brachte dieses Jahr zuerst die Buchdrucker-Kunst nach Leipzig.
  • Heidenreich ...
  • Vogel ...
  Endlich ward auch in diesem Jahre das neue oder ietzo rothe Collegium auf Befehl Herzog Georgens und des Raths Unkosten, dessen Marstall sonst daselbst gewesen, zu Stande gebracht, und über dieses zwey hohe und starcke Thürme zwischen  
  {Sp.1687|S. 855}  
  dem Hällischen und Grimmischen Thore aufgeführt.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
1514 Im 1514. Jahre erlaubte der Bischoff zu Merseburg der hohen Schule auf ihr Ansuchen ein eigenthümliches Carcer an einem ehrlichen und beqvemen Orte anzulegen.
  • Dresserus Orat. de Cancell. mun. et dign.
  • Vogel l.c. ...
  Weil auch vor den Rath kam, daß einige der Stadt in ihren Begnadigungen und Freyheiten zu nahe treten wollten, so ließ er die Begnadigung in der Oster-Messe öffentllich anschlagen, und zu jeder Manns Wissenschafft bringen. Da aber die Naumburger dem ungeachtet bey dem Kayser erhalten hatten, daß sie ihre Messe auf eine andere Zeit verlegen dürfften, so thaten die Leipziger des Wegen bey dem Kayser allerunterthänigste Vorstellung, und erhielten, daß der Kayser seine Einwilligung wieder zurücke nahm. Da man auch erfuhr, wie die Naumburger dennoch mit Hülffe ihres Bischoffs ein Mahl durchdringen, und man also auch mit der Geistlichkeit zu thun bekommen mögte, so wandte sich der Rath in Zeiten an den Pabst, und ließ die erhaltene Freyheiten auch durch ihn bestätigen. Welche Bestätigung hierauf der Probst zu St. Thomas mit einer Vorrede, darinnen er anzeigte, wie er vom Pabste in dieser Sache zu einem Richter verordnet wäre, an die Thomas Kirch-Thüren anschlagen ließ, und hinzu fügte, wie er im Namen des Pabsts alle diejenigen, so nicht gehorchen würden, in Bann thun, und denen höllischen Geistern zu peinigen übergeben wollte.
  • Peifer ...
  • Schneider Leipz. Chron. ...
  • Vogel l.c. ...
1515 Im 1515. Jahre soll die Pest aber Mahls gewütet haben.
  • Heidenreich ...
  • Vogel ...
  So ward auch in diesem Jahre das Petrinum denen Rechtsgelehrten von Herzog Georgen bestätiget und vollends zu Stande gebracht.
  • Heidenreich ...
  • Friederich Panegyr. ...
  • Vogel l.c. ...
1516 Im 1516. Jahre ward wieder ein Land-Tag zu Leipzig gehalten.
  • Wecke Beschr Dreßden ...
  • Vogel l.c.
  Sonst entstund auch in diesem Jahre ein Streit zwischen der Philosophischen Facultät und denen Collegiaten des grossen Fürsten-Collegii. Denn als Herzog George der Philosophischen Facultät das rothe Collegium zugeeignet hatte, wollten sie auch ihre Versammlungen, Concilia, Examina derer Candidaten, in gleichen die bey sollemnen Promotionen gewöhnliche Mahlzeiten nicht mehr, wie ehe dem geschehen, im grossen Fürsten-Collegio gehalten und ausgerichtet wissen.  
  Es wegerten sich aber die Collegiaten desselben in dieses Begeren zu willigen, und berichteten solches an Herzog Georgen, mit dem Vermelden, wie bey Anfange der hohen Schule ein Mahl vor alle Mahl beschlossen worden, daß die Philosophen im grossen Fürsten-Collegio ihre Zusammenkünffte, Examina und Prandia Aristotelica zu halten befugt seyn sollten, des Wegen denn auch ausser dem Auditorio das Vaporarium, oder die ietzige National-Stube, und die Examinir-Stube, darinnen neuerer Zeiten der Rector erwählet wird, erbauet und angelegt worden.  
  Hiernächst wäre denen Collegiaten anbefohlen, die Aufsicht über lehrende und lernende zu haben und eines ieden Candidaten Verstand und Fleiß genau zu untersuchen  
  {Sp.1688}  
  und zu prüfen. Dieses wäre auch die Ursache, warum vor Zeiten denen Collegiaten von denen Philosophen vor ieden Candidaten zwey Groschen gezahlt worden wären, die zur Ausbesserung und Erhaltung derer Gebäude bestimmt gewesen, worüber auch ein Vertrag aufgerichtet und von der hohen Obrigkeit bestätigt worden wäre.  
  Über dieses wüsten sich die Philosophen wohl zu erinnern, daß ihnen vermittelst derer Collegiaten Anfangs das kleine Fürsten-Collegium, hernach das Petrinum und endlich das rothe Collegium aufzubauen vergönnet, und eingeräumt worden; es bezeugten auch ihre brieflichen Urkunden, daß sie ohne Einwilligung und Vorbewust derer Collegiaten des grossen Fürsten-Collegii das erwehnte Petrinum weder verkauffen, noch entfremden, vielweniger die alten Gewohnheiten des Collegii und die gebräuchlichen Zusammenkünffte ändern wollten.  
  Sie ersuchten daher den Herzog, nicht zu gestatten, daß von denen Philosophen dem grossen Fürsten-Collegio zum Nachtheile eine Änderung vorgenommen würde. Darauf ward nach Überlegung der Sache die Verordnung gemacht, daß die Candidaten im rothen Collegio examiniret, im Auditorio des grossen Fürsten- Collegii aber renunciret und im Vaporario, dem Auditorio gegen über, das so genannte Prandium Aristotelicum gehalten werden sollte.  
  Weil aber dieser Vergleich beyde Parteyen noch nicht aus einander setzen konnte, sahe sich Herzog George genöthiget, nebst dem Bischoffe zu Merseburg selbst nach Leipzig zu kommen, und sie folgender Gestallt zu vergleichen, daß die Philosophische Facultät, so sie nicht die bisher gewöhnlichen zwey Groschen vor ieden Candidaten mehr geben, sondern vor sich behalten wollte, 266. Thl. 12. Gr. in das Aerarium der hohen Schule einlegen sollte, damit ins künfftige die Collegiaten von diesem Gelde, Statt dessen, so ihnen bisher von denen Candidaten gegeben worden, besoldet werden könnten.
  • Peifer ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
1517 Sonst war in diesem und folgenden Jahre der bekannte Tetzel aber Mahls in Leipzig, und trug sich sonderlich im 1517. Jahre dieses merckwürdige dabey zu, daß Johann Camerarius, welcher zu der Zeit in Leipzig studirte, und George Held, aus der Paulliner-Kirche, worinnen Tetzel seinen Ablaß-Kram ausgeleget hatte, mit diesem Bedeuten fortgiengen: wie sie ihn nicht länger anhören könnten.
  • Vogel Leipz. Annal. ...
  • Sicul l.c. ...
  In eben diesem Jahre ward auch ein Gestiffte vor einen Medicum im Georgen-Spitale gemacht, und dabey zugleich ausgedungen, daß er auch in Pest-Zeiten da bleiben sollte. Vogel l.c. ...
1518 Das 1518. Jahr, wovor ie doch andere das 1520. setzen, war vor Leipzig unglücklich, in dem das Feuer einige Häuser einäscherte.
  • Peifer Origg. Lips.
  • Fabricius Annal. Misn. ...
  • Vogel l.c. ...
  Je doch erkauffte der Rath in selbigem das Dorff Lindenau von Johann Pflugen und Wolffgang Lindenau. Weil aber die Lehn über den Antheil, so jenem zugestanden hatte, bey dem Stiffte Merseburg zu suchen war, Herzog George hingegen dem Rathe gerne das gesammte Lehn reichen wollte, so ward dem Bischoffe davor die Lehn über Tschocher abgetreten.
  • Peifer l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
  {Sp.1689|S. 856}  
1519 Das 1519. Jahr war verschiedener Umstände wegen nicht weniger merckwürdig. Denn erstlich hielt Herzog George wegen der eingeschobenen geringen Müntze einen Land-Tag zu Leipzig.
  • Heidenreich ...
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  Hernach gieng auch derer vielfälltig anscheinenden Hindernisse ungeachtet das Gespräche auf dem grossen Saale in der Pleissenburg zwischen Carlstadten, Luthern und Ecken vor sich. Sonderlich war bey dem Einzuge derer Wittenberger, darunter sich nebst Carlstadten, Luthern und Melanchton auch Herzog Barnim aus Pommern, damahliger Rector der hohen Schule zu Wittenberg, befand, dieses ansehnlich, daß sehr viele adeliche und unadeliche Wittenbergische Studenten mit Spiessen und Helleparden als Trabanten beyher giengen.  
  Kaum aber waren sie angelanget, so sahe man schon vom Bischoffe zu Merseburg einen öffentlichen Befehl an die Kirch-Thüren geschlagen, darinnen im Namen des Pabstes bey Straffe des Bannes anbefohlen war, sich in keinen Streit über den Glauben einzulassen. Doch auf Befehl Herzog Georgens ließ der Rath nicht allein die Patente abreissen, sondern auch den, so sie ohne Vorwissen des Raths angeschlagen hatte, ins Gefängniß werffen.  
  Als hierauf alles, wie es bey diesem Streite gehalten werden sollte, abgehandelt worden war, versammelten sich so wohl die Wittenbergischen als Ingolstädtischen Theologen in der National-Stube des grossen Fürsten-Collegii, und wurden im Namen der hohen Schule vom Ordinario der Iuristen-Facultät mit einer zierlichen Rede bewillkommet. Darauf giengen sie in die Thomas-Kirche, Messe zu hören, und begaben sich von da auf das Schloß, wo sie durch einen andern Professor mit einer wohlgefaßten, zierlichen und beweglichen Rede zu bevorstehender Unterredung angemahnet wurden.  
  Was nun weiter abgehandelt worden und wie es abgelauffen sey, ist bekannt, kann auch in Luthers und Eckens Schrifften, in gleichen bey  
 
  • Sleidano Beschr. geist. und weltl. Sachen ...
  • Heidenreichen in Leipz. Annal. ...
  • Schneidern Leipz. Chron. ...
  • Peifern Origg. Lips. ...
  • von Seckendorff Hist. Lutheran. ...
  • Sagittario im ausgeleert und entwehrten Zeug-Hause ...
  • Anthaeo Ind. Hist. ...
  • Siculn l.c. ...
  • und Vogeln l.c. ...
 
  nachgelesen werden; wobey vornehmlich zu mercken, daß von drey Bischöffen und 11. Äbten, die sich in Herzog Georgens Landen befunden, kein eintziger dieser Unterredung beygewohnet hat.  
  Weiter hatte sich die hohe Schule der Bestätigung ihrer Freyheiten vom Pabste zu erfreuen, welcher sie auch in so ferne vermehrte, daß sie Macht haben sollte, ihre Glieder und Unterthanen von allen und ieden Orten, die auch dreyer Tage-Reisen weit von Leipzig lägen, abzusondern; bey welchem Rechte auch die hohe Schule von denen folgenden Chur- und Fürsten zu Sachsen beständig geschützet worden.
  • Peifer ...
  • Heidenreich ...
  • Friederich Panegyr. ...
  • Vogel l.c. ...
  Endlich wütete zu Ausgange des Jahres die Pest daselbst, welche auch Tetzeln, der hernach in der Paulliner-Kirche begraben ward, wie wohl seine Gebeine, nach dem die Kirche eingerückt worden, im Zwinger zu liegen gekommen,  
  {Sp.1690}  
  mit hinriß; die hohe Schule aber ward des Wegen nach Meissen verlegt.
  • Müller Sächs. Annal. ...
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  • Moller Annal. Freyberg. ...
  • Hecht Vit. Io. Tezelii ...
1520 Im 1520. Jahre ward Vermöge der zwischen denen Häusern Sachsen und Hessen errichteten Erb-Verbrüderung die Huldigung vor den Land-Grafen zu Hessen daselbst eingenommen. Vogel l.c. ...
  Im folgenden 1521. Jahre betraff die Stadt wieder ein doppeltes Unglück mit ihren Messen und der hohen Schule, doch kam beydes nicht zum völligen Ausbruche. Mit dem ersten verhielt sichs folgender Gestallt: Die Grafen von Mannsfeld hatten vom Kayser Carl dem V. so wohl über alle andere Priuilegien als auch über ihre zwey Jahr-Märckte zu Eisleben, um selbige auf eine andere Zeit zu verlegen, eine Bestätigung erhalten; schrieben auch, um dieses ins Werck zu setzen, den einen auf den 15. Iunii, den andern auf den 15. Octobris aus, und begehrten auch, daß Marggraf Albrechts Ausschreiben zu Leipzig iedermänniglich zur Nachricht angehänget würde.  
  Der Rath zu Leipzig schrieb des Wegen an die Stadt Eisleben und an die Grafen zu Mannsfeld, schützte auch die vom Kayser erhaltene Freyheiten vor, und bat, nicht dawieder zu handeln. Die Eisleber entschuldigten sich, daß ihnen nicht das geringste davon wissend wäre, ohne daß die Magdeburger und Braunschweiger von undencklichen Jahren her ihre gedörrte Fische daselbst nieder geleget hätten. Zu dem wäre auch zum Stapel und Niederlage derer Waaren in Eisleben wenig Beqvemlichkeit. Die Grafen aber antworteten gar nicht, und wandten zur Ursache vor, daß sie sich darüber als über ein gemeines Werck zuvor mit einander unterreden müsten.  
  Die Marckt-Zeit rückte in dessen heran, und weil noch keine Antwort erfolget war, belegte Herzog George die Strassen mit Reutern, und ließ weder Kauff-Leute noch Waaren dahin kommen. Hierüber beschwerten sich nun zwar die Grafen, und baten, daß die Strassen wieder geöffnet werden mögten; sie erhielten aber zur Antwort: wie der Herzog denen Leipzigern den gesuchten Schutz und Hülffe nicht versagen, noch weniger dasjenige mit Rechte geschehen lassen könnte, wodurch seine Unterthanen an ihren Gerechtsamen und Freyheiten gekränckt würden.  
  Endlich legten sich die Grafen näher zum Ziele, und schrieben an den Rath zu Leipzig, und führten zur Entschuldigung an, wie sie nicht Jahr-Märckte aufs neue ausschreiben, sondern nur die alten auf andere und beqvemere Tage hätten verlegen wollen, dadurch aber doch denen Leipzigern an ihren Freyheiten nicht zu nahe getreten seyn sollte. In dessen gelangte auch die Kayserliche Bestätigung über die Leipziger Messen und Freyheiten an, daß also hierdurch die vorhin gehabte Furcht völlig verschwand.
  • Heidenreich ...
  • Peifer ...
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  Mit der hohen Schule hingegen waren die Händel so beschaffen: Es hatten sich die Bürger und Hand-Wercks-Pursche zum Nachtheile des Burg-Kellers sehr in die Collegien-Keller gewöhnet. Der Rath beschwerte sich des Wegen bey denen Collegiaten, und erinnerte sie, Niemand anders als denen Verwandten der hohen Schule in selbigen das trincken  
  {Sp.1691|S. 857}  
  zu verstatten; ließ auch durch einen öffentlichen Befehl ernstlich gebieten, daß sich die Bürgerschafft und Hand-Werks-Pursche ins künfftige desselben enthalten sollten. Um nun dieses desto besser zu bewerckstelligen, liessen die Collegiaten den Keller etliche Tage zuschlüssen. Dieses verdroß die Studenten gewaltig, welche alle Schuld auf den Rath schoben, als auf dessen Begeren die Keller gesperret, und ihnen hiermit die Freyheit, Bier zu kauffen, benommen worden wäre. Hierzu kam noch, daß sich wenige Tage darauf zwischen denen Studenten und Hand-Werckern ein neuer Zwiespalt über einen entleibten Studenten erhub, der auf freyer öffentlicher Gasse unschuldiger Weise vom einem Riemer umgebracht worden, dieser aber ungestrafft davon gekommen war.  
  Es entstund auch daher zwischen denen Verwandten der hohen Schule und denen Hand-Werckern eine solche Verbitterung, daß sich kein Theil vor dem andern auf denen Gassen sehen lassen durffte, ja so gar die Professores, wenn sie lesen wollten, in denen Collegiis nicht mehr sicher waren. Es wurden daher viele von Adel und andere mehr durch solche Unbilligkeit, welche die Studenten erdulden musten, bewogen, ihre Kinder bey diesen trübseligen Zeiten von der hohen Schule nach Hause zu fordern.  
  Dieses Feuer ward noch mehr angezündet, als einer unter dem erdichteten Namen Erhard Piston an die Kirchthüren angeschlagen hatte, wie die gesammte Bürgerschafft in Bereitschafft stünde, die Collegia zu stürmen, auch die Kürschner und Zimmer-Leute sich zusammen verschworen hätten, die Studenten in ihren Schlaff-Cammern zu überfallen, und zu ermorden; des Wegen alle, so ihr Heil, Wohlfahrt und Leben bedächten, das Pragische Beyspiel in Acht nehmen, und davon zühen mögten.  
  Diesem zu Folge lieffen sie mit grossem Geschrey auf den Marckt, warffen mit Steinen in das Rath-Haus, forderten die Stadt-Knechte heraus, und verübten sonst allerley Muthwillen. In der folgenden Nacht waren sie im Förder-Gebäude des grossen Fürsten-Collegii wache, und erwarteten im Thor-Wege desselben mit Steinen und Degen die gegen sie aufgebrachten Bürger. Sie waren auch in selbiger Nacht schlüssig, den Keller im Collegio mit Hebe- Bäumen und Zober-Stangen zu erbrechen; weil ihen aber einer aus ihrem Mittel vorstellte, wie hierdurch nicht ihren Feinden sondern ihren eigenen Lehrern Schaden zufügten; liessen sie es bleiben.  
  In dem sie aber noch mit einander zu Rathe giengen, wie sie ihr Leben und Vermögen in Sicherheit setzen mögten, entschlossen sie sich sämmtlich auf ein Mahl aus der Stadt zu weichen, weil sie leichtlich muthmassen könnten, sie würden weder bey dem gegen sie aufgebrachten und erbitterten Rathe, noch bey denen erhitzten und ihnen aufsätzigen Bürgern hinführo sichern Aufenthalt haben, setzten auch zugleich Zeit und Ort an, wo sie zusammen kommen wollten, wenn sie sich reisefertig gemacht hätten.  
  Als der angesetzte Tag eingetreten war, begaben sie sich ordentlich nach Kriegs-Art unter gewisse Fahnen, und giengen nach dem Thore zu, welches der Rath, dem dieser Anschlag zu wissen gethan worden war, hatte schlüssen lassen. Sie begaben sich zwar hierauf nach einem andern, welches aber gleicher Weise gesperrt war; und musten also unverrichteter Sache wieder nach Hause kehren.  
  {Sp.1692}  
  Endlich ward durch einen Vergleich zwischen der hohen Schule und dem Rathe die Sache geschlichtet, und das daher enstandene Übel völlig gehoben.
  • Peifer ...
  • Heidenreich ...
  • Dresserus de Vrbb. Germ. ...
  • Weinrich Leichen- Pred. ...
  • Peckenstein l.c. ...
  • Vogel Leipz. Annal. ..
1522 Weil auch durch Luthers auf dem Schlosse zu Leipzig im Jahre 1519. gehaltene Predigt und Unterredung viele derer Leipziger gerühret worden waren, die sich befleißigten dessen ausgegangene Schrifften und Bücher zu erlangen, zu lesen und in Betrachtung zu zühen, sich auch des Wegen die Predigten zu hören, das Abend-Mahl unter beyderley Gestallt zu genüssen, und dem Gottes-Dienste in Teutscher Sprache beyzuwohnen, auf die nächstgelegenen Dörffer und Örter begaben, musten sie im 1522. Jahre eine grosse Verfolgung über sich ergehen lassen.  
  Denn der damahlige Bischoff zu Merseburg, Fürst Adolph zu Anhalt, hielt bey Herzog Georgen so wohl mündlich als schrifftlich an, daß er der zu Leipzig eingerissenen und von Tage zu Tage über Hand nehmenden Ketzerey mit Ernste steuern mögte. Der Herzog ließ daher im Herbste desselbigen Jahres durch den Bischoff zu Merseburg eine Untersuchung bey denen Verwandten der hohen Schule zu Leipzig anstellen, schickte auch nachgehends unter seiner und des Bischoffs Hand und Siegel einen Brief an den Rector, welcher bey Vogeln l.c. ... angeführt zu finden; hier aber, weil er zu weitläufftig, nicht einzurücken ist.  
  Der Schluß davon war: Damit niemand die Unwissenheit vorschützen mögte, ob sey ihm dieses entweder von dem Bischoffe oder im Namen des Fürsten, Herzog Georgens, nicht zuvor gesaget, so haben wir diesem Decrete beyder Seits Siegel vordrücken lassen. Hierauf ward so wohl vom Rector denen Vniuersitäts-Verwandten, als vom Rathe der Bürgerschafft bey Leib und Lebens-Straffe geboten, sich des lesens derer verbotenen Bücher und des Predigt auslauffens gäntzlich zu enthalten. Es begaben sich demnach viele Studenten der angedrohten schweren Straffe zu entgehen von Leipzig auf die hohe Schule nach Wittenberg.  
  Von denen Bürgern aber geriethen viele des Wegen in grosse Furcht, da sie sich desjenigen gar nicht mercken lassen durfften, und so sie nur einiger Maßen verdächtig schienen, zur schärffsten Untersuchung gezogen, auch, so man sie nur in etwas wenigem überführen konnte, mit dem Elende, Verweisung aus der Stadt und Lande, Einzühung ihrer Güter und andern hartem Ernste bestraffet wurden.
  • Peifer l.c. ...
  • Schneider Leipz. Chron. ...
  • Heidenreich Annal. ...
  • Weber Lipsia Euang. ...
  • Sicul l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
1523 Im 1523. Jahre ward von Herzog Georgen ein Land-Tag nach Leipzig ausgeschrieben, sein Stelle aber, weil er selbst nicht gegenwärtig sein konnte, durch seinen Printzen, Herzog Johannen, Bischoff Adolphen zu Merseburg und Bischoff Johannen zu Meissen, nebst deren Räthen vertreten.
  • Wecke Beschr. Dreßden ...
  • Vogel l.c. ...
  In diesem Jahre ergossen sich auch die Elster, Pleisse und Barde wegen des beständigen Regen Wetters sehr hefftig, und that sonderlich an Brücken und Mühlen grossen  
  {Sp.1693|S. 858}  
  Schaden. Auch im Stadt-Graben soll das Wasser der Massen angewachsen seyn, daß manes vor dem Thomas-Pförtgen von der Brücke mit der Hand erlangen können. Weil man auch nicht mahlen konnte, riß ein so grosser Mangel an Mehle ein, daß die Burgerschafft den Rath ersuchen muste, einen öffentlichen Brod-Marckt auszuschreiben, und anzustellen. Diesem abzuhelfen ließ der Rath mit grossen Unkosten bey 4000. Scheffel Korn anderwärts auf dem Lande mahlen, und verkauffte es denen Einwohnern um leidlichen und billigen Preis. Hiernächst riß auch, weil man wegen des bösen und grundlosen Weges auf denen Strassen gar nicht fortkommen konnte, an Holtze, Saltze und anderer Nothdurfft Mangel ein.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c.
  In der Michaelis-Messe kam Sebastian Fröschel, welcher ehe-Mahls in Leipzig studirt hatte, von Wittenberg dahin, dem seine Bekannten fleißig zusprachen, und ihr Anliegen klagten, mit angehängter Bitte, daß er doch in der Johannis-Kirche eine Predigt ablegen mögte; sie hätten das Vertrauen zu GOttt, von ihrer Obrigkeit so viel zu erlangen, daß sie ihn zu Leipzig behalten dürfften, und sie wollten ihm selbst von dem ihrigen eine Besoldung ausmachen. Als er den Sonn-Tag daselbst geprediget, und dieses in der Woche noch ein Mahl zu thun versprochen hatte, so ward durch die Dom-Herren zu St. Thomas die Kirche verschlossen, die auch heimlich die Raths-Diener bestellet hatten, daß sie ihn, so er etwa auf dem Kirchhofe predigte, wo das Volck etliche Predigt-Stühle aufgerichtet hatte, angreiffen und gefangen nehmen sollten.  
  Als er nun des Wegen nicht hinaus wollte, wurden auch so gar von Raths-Herren Boten über Boten zu ihm geschickt, die ihm hinterbringen musten, er solle nur hinaus kommen, und das Volck besänfftigen, weil es sonst nicht ohne Unruhe abgehen dürffte. Ob er aber wohl nichts an ermahnen fehlen ließ, wollte doch der gemeine Mann lange nichts davon hören, bis endlich auch einige Raths-Herren mit in den Creiß traten, und bitten halffen, vor dieses Mahl in Ruhe zu stehen, sie verhofften von Herzog Georgen, ihrem Landes-Fürsten, zu erlangen, daß Fröschel da bleiben, und ihnen weiter predigen sollte. Weil er aber nach Merseburg vorgeladen, und vom Bischoffe auf Anhalten seines Vetters Fürst Wolffgangs zu Anhalt ohne Straffe loß gekommen war, schrieb der Bischoff an Herzog Georgen: er sollte sich ungesäumt nach Leipzig begeben, sonst würde Fröschel die gantze Stadt Lutherisch machen. Nach dem ihn nun der Herzog selbst verhört hatte, verbot er ihm nicht allein die Stadt, sondern auch sein gantzes Land zu meiden, welches auch geschahe.
  • Thomasius Hist. Spruchb. ...
  • von Seckendorff Hist. Lutheran. ...
  • Schneider und Heidenreich II. cc. ...
  • Weber Lipsia Euang. ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
1524 Im 1524. Jahre liessen 105. Bürger eine Bittschrifft an den Rath gelangen, daß er ihnen erlauben mögte, Andream, den Prediger im Nonnen-Closter zu St. Georgen vor dem Peters-Thore, weil er das Wort GOttes rein und lauter vortrüge, zu keinem Aufruhre Anlaß gäbe und beständig zum Gehorsam gegen die Obrigkeit ermahnete, in der Nicols- oder Thomas-Kirche zum Prediger zu verordnen, dem sie gerne Besoldung und Unterhalt verschaffen wollten.  
  {Sp.1694}  
  Der Rath ließ dieses an den Herzog gelangen, erhielt aber zur Antwort: ihnen gebühre gar nicht vorzuschlagen, wen sie zum Prediger haben wollten; es gäbe in allen Kirchen Prediger gnug, die sie hören könnten, er wolle ihnen Christliche und nicht Lutherische Prediger bestellen.
  • Weber Lips. Euang. ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  In diesem Jahre war aber Mahls groß Wasser, und dabey ein sehr kalter Sommer, daß auch so gar in Pfingsten und Trinitatis das Eis auf denen Pfützen trug, wodurch denn eine grosse Theuerung verursachet ward.
  • Peifer Leipz. Chron. ...
  • Seslach Ann. Thom.
  • Heidenreich ...
  • Vogel l.c. ...
  Um diese Jahrs-Zeit ward auch der vierjährige Streit zwischen dem Bischoffe zu Merseburg und dem Rathe zu Leipzig wegen des Viehes, so durch Lützen und selbige Äcker getrieben ward, folgender Gestallt beygeleget, daß die Leipziger vor iedes Stück Rind-Vieh, welches sie durch Lützen oder selbige Äcker auf den Kauff trieben, 3. Pf. vor iedes Schwein aber 1. Pf. erlegen sollten; Hingegen sollte das Vieh, so der Stadt Leipzig zum Nutzen und Gebrauche durch getrieben würde, zollfrey seyn.
  • Peifer ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
  Weil auch eine Unruhe in Halle verursachet hatte, daß in etlichen Monathen kein Saltz gesodten worden war, fiell hier so wohl, als anderer Orten grosser Mangel daran ein.
  • Heidenreich ...
  • Fabricius Origg. Sax. ...
  • Peifer ...
  • Moller Freyberg. Annal. ...
  • Schmid Zwick. Annal. ...
  • Vogel l.c. ...
  Sonst musten auch in diesem Jahre wieder viele vornehme Bürger und Kauff-Leute mit Weib und Kindern die Stadt meiden.
  • Heidenreich ...
  • Weber Lips. Euang. ...
  • Schneider l.c. ...
  • Vogel l.c.
  • Sicul l.c. ...
1525 In der Mitte des 1525. Jahres weihete der Bischoff zu Merseburg die Nicols-Kirche mit grosser Pracht ein.
  • Seslach Annal. Thom.
  • Heidenreich ...
  • Schneider l.c. ...
  • Vogel l.c.
  Weil auch Herzog George in diesem Jahre die Bauern-Unruhe dämpfen halft, wurden indessen etliche Bürger zu Leipzig ergrieffen, die sich gleich Falls vorgesetzt hatten, den Rath, die Priesterschafft und die vornehmsten der hohen Schule umzubringen, und denen aufrührerischen Bauern die Thore zu öffnen; doch hatte hernach der Herzog ein ernstes Einsehen, und schickte einen Meß-Pfaffen und Magistrum Artium, die dabey verwickelt gewesen waren, dem Bischoffe zu Merseburg zur gebührlichen Straffe, bey welcher Gelegenheit zugleich etliche Magistri, die der Evangelischen Lehre wegen verdächtig waren, dem Bischoffe zum ewigen Gefängnisse überschicket wurden, zwey Bürger aber ein viel härteres über sich ergehen lassen musten.
  • Hondorff Calend. Hist. ...
  • Heidenreich ...
  • Dresserus de Vrbb. Germ. ...
  • Fabricius Origg. Sax. ...
  • Schneider l.c. ...
  • Weber l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
  In eben diesem Jahre erkauffte der Rath die Dörffer Reudnitz und Tutschendorff, welche insgemein der Kohl-Garten genannt werden, so ehe dem dem Stiffte Merseburg gehörte, sammt denen Wiesen bis an die Farbe, welche dazu Mahl an der Barde nahe am Leipzigischen Graben stund, wie auch den Schuhflicker- Fischhändler- und Obst- Crämer- oder Höcken-Zoll von zwey Brüdern zu Merse-  
{Sp.1695|S. 859}
  burg, erhielt auch von Herzog Georgen die Lehn darüber, welcher ihm noch dazu die Fischerey in der Barde und Ricze einräumte, auch über die dazu gehörigen Wiesen und Felder die Gerichtsbarkeit verstattete. Weil auch die Merseburger zuvor 90. Groschen drey und eine halbe Henne jährlich ins Leipziger Amt hatten zinsen müssen, so überließ der Herzog dem Rathe diesen Zins gleich Falls gegen Erlegung eines Stück Geldes.
  • Peifer ...
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  • Sicul l.c. ...
1526 Damit aber die Evangelische Gewissens-Freyheit nicht allzu sehr in Herzog Georgens Landen über Hand nehmen mögte, that der Bischoff zu Merseburg im 1526. Jahre aber Mahls eine Reise zum Herzoge nach Leipzig, und bat ihn auf alle diejenigen, so sich zu dieser Lehre bekennten, ein strenges Aufsehen zu haben.
  • Heidenreich ...
  • Brotuff Chron. Merseb. ...
  • Zeiller Topogr. Sax. sup. ...
  • Sicul l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
1527 Im 1527. Jahre kam das Dorff Lehlitz an den Rath zu Leipzig, welcher, so weit die Zäune und Graben, desgleichen im Felde die Erb- in der Schencke aber und so weit die Trauffe gehet, die Ober-Gerichte hat.
  • Schneider ...
  • Vogel l.c. ...
  Weil auch durch das vor- und aufkauffen derer Vorkäuffer und Höcken öffters muthwillige Theurung verursachet worden; so ward hierinnen vom Rathe Vorsehung getroffen. Gleiches geschahe, da man Nachricht erhielt, wie vieles Getraide bey denen Bürgern aufgeschüttet, und hernach heimlich verkaufft würde, in Ansehung des Masses und gewisser Korn- oder Getraide-Messer.
  • Peifer ...
  • Schneider ...
  • Vogel ...
  • Sicul l.c. ...
1529 Im 1529. Jahre bestätigte Kayser Carl der V. die Leipziger-Jahr-Märckte und Freyheiten aufs neue.
  Sonst raffte zu diesen Zeiten der Englische Schweiß auch sehr viele von denen Einwohnern hin.
  • Heidenreich ...
  • Dresserus Sächs. Chron. ...
  • Fabricius Annal. Misn. ...
  • Adami Virt. Med. ...
  • Vogel l.c. ...
  Da Mahls ward auch das Korn-Haus auf dem neuen Neu-Marckte von Grund auf erbauet.
  • Heidenreich ...
  • Schneider ...
  • Vogel l.c.
  • Sicul l.c. ...
  Weil endlich Herzog George erfahren hatte, wie zu Leipzig etliche Personen so das Abend-Mahl nicht unter beyderley Gestallt hätten erlangen können, unter einerley Gestallt aber nicht haben wollten, verstorben wären, gab er Befehl an den Probst zu St. Thomae und an den Rath, darinnen er beyden auflegte, Sorge zu tragen, damit diejenigen, so zu denen krancken giengen und sie darinnen verstärckten, bestraffet würden. Wären es geistliche, so sollten sie ihrem Richter zur Bestraffung ausgeantwortet werden; wären es weltlichen, so sollte sie der Rath mit Ernste straffen, auch aus dem Lande weisen, auch diejenigen, so im Ungehorsame der Kirche stürben, nicht unter die Versammlung derer heiligen begraben lassen. Gleich darauf folgte aber Mahls ein Befehl, worinnen ernstlich untersagt war, Lutherische Bücher feil zu haben, und hingegen befohlen ward, ein benanntes dem Amt-Manne gegen Bezahlung einzuantworten; welche Buchhändler aber diesem Befehle nicht nachkommen  
  {Sp.1696}  
  würden, die sollten gefänglich angenommen werden.
  • Weber l.c. ...
  • Vogel l.c. ...
     

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Stand: 24. August 2016 © Hans-Walter Pries