Stichworte |
Text |
Quellenangaben |
1500 |
Im folgenden 1500.
Jahre ward die
Stadt
durch Absterben ihres gnädigsten
Landes-Fürsten,
Herzog Albrechts, sehr betrübt; doch
wurden dessen beyde
Söhne Herzog George und
Heinrich nach dessen Abschiede von der
hohen
Schule, dem
Rathe und der Bürgerschafft mit allen
Freuden auf- und angenommen, im
Namen des
Raths und und der Bürgerschafft ward
unterthänigst gebeten, die gemeinen
Freyheiten
und Begnadigungen der Stadt zu bestätigen, und
insonderheit die im Jahre 1469. nur auf 6. Jahre
bewilligte Bier-Steuer aufzuheben. Zu Ende
dieses Jahres sollen auch in Leipzig Gold-Gülden
geschlagen worden seyn. |
- Peifer l.c.
...
- Vogel l.c. ...
|
1501 |
Herzog George gab auch im 1501. Jahre der
Stadt die Freyheit, auf ihren
Gütern hoch und
nieder Wild zu schüssen. |
- Peifer l.c.
...
- Schneider ...
- Heidenreich ...
- Vogel
l.c. ...
- Sicul I c. ...
|
|
In eben diesem Jahre ward die Barfüsser-
Kirche durch den Merseburgischen Weih-Bischoff
eingeweihet. |
- Heidenreich ...
- Schneider l.c. ...
- Seslach Annal.
Thom.
- Vogel l.c. ...
- Sicul I c.
...
|
1502 |
Im 1502. Jahre wurden auf der hohen Schule
daselbst die Taxatores Lectionum, welche die
halb-jährigen Lectiones derer
Professoren
schätzen, und, was ihnen davor verehret werden
sollte,
verordnen
musten, von der
Philosophischen
Facultät aufgehoben und abgeschafft. |
- Schneider
l.c. ...
- Vogel l.c.
...
|
|
Gleich zu Anfange des folgenden Jahres
noch am neuen Jahrs-Tage
Abends kam der der
Päbstliche Legate, der Cardinal Raymundus, mit
vielen Ablaß-Briefen zu Leipzig an, welchen
Herzog George mit grosser Pracht einführte, und
ihm seine Behausung im Paulliner-Closter anwies.
Weil aber die Wächter, so auf ihn
bestellt waren,
unachtsam mit dem Feuer umgiengen, gerieth
dadurch das neue
Haus, so an der Stadt-Mauer
gebauet war, in Brand, und ward in die Asche
gelegt. |
- Heidenreich Leipz. Annal....
- Fabricius Origg. Sax. ...
- Annal. Misn. ...
- Vogel
l.c. ...
- Sicul I c. ...
|
|
In eben diesem Jahre ward auch der Anfang
zum Hinter-Gebäude des rothen
Collegii gemacht.
|
- Schneider
l.c. ...
- Vogel
l.c.
|
|
Da Mahls erhub sich auch ein Streit zwischen
denen Schustern und Loh-Gerbern, welcher schon
ehe dem ein Mahl im 1414. Jahre beygelegt
worden war. Denn es hatten die Loh-Gerber von
sehr langen
Zeiten her die
Freyheit erlanget, daß
die Schuster in Leipzig denen fremden Loh-Gerbern auf 9. Meil Weges weit kein Leder
abkauffen durfften; es wäre denn, daß es die
Schuster selbst bereiteten. Als sich nun die
Schuster beschwerten, daß ihnen die Gerber nicht
so viel Leder, als sie benöthigt wären, verfertigen
und zubereiten könnten, so ward beschlossen,
daß sich die denen Gerbern gegönnete Freyheit
nur auf sechs Meil Weges erstrecken
sollten. Weil
aber auch die Schuster damit noch nicht zu
Frieden
wa- |
|
|
{Sp.1684} |
|
|
ren, so brachten sie es endlich dahin, daß diese
Freyheit gäntzlich wiederruffen, und das Leder auf
öffentlichem
Marckte feil geboten und
verkaufft
ward. |
- Peifer l.c.
...
- Vogel Leipz. Annal. ...
|
1503 |
Im folgenden Jahre hielt Herzog George
daselbst einen
Land-Tag, auf welchem er sich
über den in die
Acht erklärten
Grafen Erhard zu
Emden beschwerte, daher auch einhellig den
Krieg gegen ihn fortzuführen beschlossen ward.
|
- Peifer l.c.
...
- Schneider ...
- Vogel l.c.
...
|
|
Ferner ward durch gedachten Herzog in
diesem Jahre die
Verordnung gemacht, daß bey
der hohen Schule zwey Collegiaturen des grossen
Fürsten-Collegii, welche Wechsels-Weise unter
denen Nationen umgiengen, eingestellet, und
davon zwey
Professores Iuris versorget würden.
|
- Schneider ...
- Vogel
l.c. ...
|
|
Weil nun also auch die zwey Collegiaturen,
die nach Einnahme zweyer Medicorum, wie bey
dem Jahre 1438. gedacht worden, Wechsels-Weise nach denen vier Nationen herum giengen,
ihre Endschafft erreichten, so hörte zugleich der
Namen derer
Tornatilium, daher diese beyden,
weil die Collegiaturen gleichsam per tornum unter ihnen herumgiengen,
Tornatiles
genannt
worden, zugleich auf. |
Sicul Leipz Jahr-B.
... |
|
Ob sich auch wohl diese zwey
Rechtsgelehrten nicht Collegiaten
schreiben, so
stehen sie doch diesem Collegio in vorfallenden
Rechts-Sachen mit
Rathe bey, und sind also derer
vorgenommenen Änderungen ungeachtet noch 12.
Collegiaten bey selbigem. |
Sicul l.c. ...
|
|
Bey dem kleinen Fürsten-Collegio aber, wo
die Medici zwey so genannte
Corpora oder eine
gewisse
Ratam derer aus der Groß-Probstey
kommenden und unter die Corpora des grossen
und kleinen Collegii, auch derer Iuristen
bestimmten Diuisibilium derer zwey untersten
Collegiaten bekommen, war eine andere
Benennung in Schwang gebracht, in dem die
obersten sechse, welche ihre Corpora behielten,
corporales, die zwey untersten aber, weil sie
denen Medicis überlassen musten, spirituales
oder incorporei genannt wurden. |
Sicul
l.c.
|
|
Sonst ist zu mercken, daß alle
Collegiaten als
Magistri
Philosophiae anzusehen
sind, und auf dem Philosophischen Catheder
praesidendo
disputirt haben müssen. |
Sicul l.c.
... |
|
Weil sich auch da Mahls zwischen Herzog
Georgens Amt-Leuten und dem
Rathe daselbst
Irrungen ereignet hatten, so
verordnete der
Herzog, dieses ins künfftige zu verhüten, durch
ein
öffentliches
Schreiben, wie weit sich des Raths
und der Stadt
Weichbild erstrecken
sollte. |
- Heidenreich ...
- Schneider l.c. ...
-
Carpzov
Diss. de
Iure Weichbild. ...
- Vogel l.c. ...
- Sicul I
c.
- Müller Sächs. Annal. ...
|
1506 |
Im 1506. Jahre ward am Sonn-Tage
Quasimodogeniti das Iuristische Auditorium, so bis
dahin im Creutz-Gange zu St. Thomas gewesen
war, in das noch heutiges
Tages so genannte
Petrinum, wovor der Philosophischen Facultät das
rothe Collegium eingeräumt worden war, verleget,
und alles darinnen, so viel
möglich, zugerichtet,
auch über diese vor die 200. Rheinische Gulden,
welche der Probst zu St. Thomas davor gegeben,
daß er die Iuristen aus seiner Kirche los worden
war, das steinerne der Festung Pleissenburg
gegen über gelegene
Haus, |
|
|
{Sp.1685|S. 854} |
|
|
welches nach Mahls vor die Besatzung
gedachter Festung zu Häusern angelegt worden,
zu einer Wohnung des Ordinarii
erbauet. |
- Fabricius Origg. Sax.
VII. ...
- Heidenreich ...
- Schneider ...
- Seslach Annal.
Thom.
- Vogel l.c. ...
- Sicul
l.c. ...
|
1507 |
Im Jahre 1507. erfolgte aber Mahls ein
grosses
Sterben. |
- Fabricius
l.c. ...
- Vogel l.c.
...
|
|
Weil auch in diesem Jahre die Peters-Kirche
vor
Alter sehr baufällig worden war, so ward sie
abgetragen, und von
Grund auf neu erbauet, dazu
der
Abt zu St. Peter zu Merseburg mit einem
ansehnlichen Aufzuge den ersten Grund-Stein
legte. |
- Seslach Annal. Thom.
- Peifer ...
- Schneider ...
- Vogel l.c. ...
- Sicul I c. ...
|
|
Darauf bestätigte auch
Kayser Maximilian der
I. aufs neue die Leipzigischen
Jahr-Märckte oder
Messen, und begnadigte sie mit mehreren
Freyheiten. |
- Müller Sächs. Annal.
...
- Lünig Reichs-Archiu. Part. spec. Contin. IV.
Part. II. Forts. Abth. IX. Abs. X. Tit. Leipzig ...
- Pfeffinger
ad Vitriarii
Ius publ. ...
- Schneider ...
- Vogel l.c. ...
- Dresserus Vrbb. ...
- Heidenreich ...
|
|
In eben diesem Jahre kam auch der bekannte
Ablaß-Krämer Johann Tetzel zum ersten Mahle
mit seinem Ablasse nach Leipzig. |
- Vogel l.c.
...
- Sicul l.c.
|
1508 |
Im 1508. Jahre erhielt die Stadt alle und iede
Gerichte,
Ober- und
Nieder- über Hals und Hand
von
Herzog Georgen vor 3000. Rheinische
Gulden erblich. Doch ward hierbey zugleich
ausgedungen, daß der hohen Schule und
Geistlichkeit hierdurch an ihren
Rechten keines
Weges zu nahe getreten seyn, oder ihnen an
ihren Freyheiten, Recht und Gerechtigkeiten
etwas vergeben seyn
sollte. Wie auch, daß die
Fürstlichen
Bedienten, so eines Verbrechens oder
Schulden halber angeklagt werden
mögten, nicht
vor dem Stadt-Gerichte, sondern dem Fürstlichen
Amt-Manne zu stehen
schuldig seyn, und vom
Herzoge oder dessen Nachfolgern
bestrafft
werden sollten. Würde aber einer etwas
peinliches
verwürckt haben, so sollte er zwar von denen
Stadt-Knechten angegrieffen, und zur
gefänglichen Hafft gebracht, aber doch bald
darauf dem Fürstlichen Amt-Manne ausgliefert
und überantwortet werden. |
- Heidenreich ...
- Schneider ...
- Vogel ...
- Sicul l.c.
...
|
|
So sollen auch noch in diesem Jahre zur
Ausführung des Stadt-Grabens die vor dem
Grimmischen Thore gestandene Scheunen
abgebrochen, der so genannte Mönchs-Garten,
dem
Closter zu St. Thomas zuständig,
durchgraben, die darinnen stehenden Bäume
ausgerottet, und die Zwinger-Mauer zwischen
dem Thomas-Pförtgen und Peters-Thore sammt
einem Thurme erbauet worden seyn. |
- Seslach Annal. Thom.
- Vogel l.c. ...
|
1509 |
Im 1509. Jahre feyerte zwar die hohe Schule
ihr Jubel-Fest, wie es aber dabey hergegangen,
findet man nirgends aufgezeichnet. |
Vogel l.c. ...
|
|
In eben diesem Jahre war auch die
Landschafft aus Thüringen und Meissen auf einen
Land-Tag dahin verschrieben, und Dienstags nach
Exaudi der Antrag
gethan. |
Vogel
l.c. |
1510 |
Im 1510. Jahre that der
Rath und die
Bürgerschafft bey der
Philosophischen
Facultät
Ansuchung, eine |
|
|
{Sp.1686} |
|
|
Bussam vor ihre
Kinder, welches nichts
anders, als eine
Gesellschafft junger
Studenten
war, die unter der Aufsicht eines
gelehrten
Magisters auf denen
Collegiis in einer oder mehr
Stuben wohnten, anzurichten, und erhielt es auch.
|
- Schneider
l.c. ...
- Vogel l.c.
...
|
1511 |
Im 1511. Jahre erhielt auch der Rath vom
Probste zu St. Thomas die Einwilligung, daß er zu
St. Nicolai ein Paedagogium vor die Stadt-Kinder
erbauen und aufrichten
mögte. |
Vogel l.c. ...
|
|
In eben diesem Jahre wollte
Chur-Fürst
Joachim zu
Brandenburg zu
Franckfurt an der
Oder eine Niederlage und Stapel anrichten, und
ließ des Wegen einiger
Handels-Leute
Güter, die
Theils nach, Theils von Leipzig geführt werden
sollten, anhalten. Der Rath
schrieb zwar des
Wegen an ihn, und bat demüthigst um die
Abstattung solches Unternehmens, erhielt aber
eine schlechte Antwort. Des Wegen that er es
Herzog Georgen zu
wissen, der auch der Stadt
gar bald
Rath zu schaffen wuste. Denn er
beschickte so gleich den Chur-Fürsten durch
Gesandschafft, und ließ ihm vermelden, auch
zugleich
vorstellen, wie alle diejenigen, so der
Leipziger Meß-Freyheit Eintrag thäten, in die
Acht
und Ober-Acht verfallen wären, des Wegen er sich
nicht entbrechen könnte, dem klagenden Theile,
so er darum ersucht würde, hülffliche Hand zu
bieten, und gegen ihn als eine in des Reichs-Acht
und Ober-Acht erklärte
Person zu verfahren. Er
versähe sich indessen zu ihme alles
Rechtens;
wiedrigen Falls aber würde er der Stadt Leipzig
Recht und Gerechtigkeiten schon durch andere
Mittel zu handhaben und zu behaupten wissen.
Welches denn so viel fruchtete, daß dieser Streit
gehoben und in der Güte beygelegt ward. |
- Schneider Leipz.
Chron. ...
- Vogel l.c. ...
- Sicul
l.c. ...
|
1512 |
Im 1512. Jahre erhielten die Becker und
Müller ihre
Ordnung vom Rathe. |
- Heidenreich ...
- Vogel
l.c. ...
|
|
So ward auch der Rath unter andern mit zu
dem Beylager Herzog Henrichs erbeten, an den er
seine Abgeordneten schickte, und ihn
ansehnlich
beschencken ließ. |
- Moller Freybergische
Annal. ...
- Vogel l.c.
...
|
|
In diesem Jahre ward auch der Päbstliche
Ablaß, daß auf Ansuchen derer
Fürsten zu
Sachsen jeder
Mann durch alle ihre
Lande bis auf
das 1531. Jahr in der Fasten Milch-Speise
genüssen dürffte, so er anders vor diese
Erlaubniß einen Groschen und einen Heller
erlegte, bekannt gemacht. |
- Moller l.c.
...
- Vogel l.c. ...
- Sicul l.c.
...
|
|
Weiter
verordnete Herzog George in diesem
Jahre 2000. Gulden, von deren jährlichen Zinse in
der Marter-Woche am grünen Donners-Tage,
Char-Freytage und Sonnabends die
gantze
Geschichte vom Leiden und Sterben Christi auf
öffentlichem
Marckte gespielt und vorgestellt
werden sollte. |
- Faust Chur und
Fürstl. Sächs. Stamm-B. ...
- Vogel l.c.
...
- Sicul l.c.
|
Buchdrucker |
Ferner brachte dieses Jahr zuerst die
Buchdrucker-Kunst
nach Leipzig. |
- Heidenreich ...
- Vogel ...
|
|
Endlich ward auch in
diesem Jahre das neue oder ietzo rothe
Collegium
auf
Befehl Herzog Georgens und des
Raths
Unkosten, dessen Marstall sonst daselbst
gewesen, zu
Stande gebracht, und über dieses
zwey hohe und starcke Thürme zwischen |
|
|
{Sp.1687|S. 855} |
|
|
dem Hällischen und Grimmischen Thore
aufgeführt. |
- Heidenreich ...
- Vogel
l.c. ...
|
1514 |
Im 1514. Jahre erlaubte der
Bischoff zu
Merseburg der hohen Schule auf ihr Ansuchen ein
eigenthümliches Carcer an einem ehrlichen und
beqvemen
Orte anzulegen. |
- Dresserus Orat. de
Cancell. mun. et dign.
- Vogel l.c. ...
|
|
Weil auch vor den Rath kam, daß einige der
Stadt in ihren Begnadigungen und
Freyheiten zu
nahe treten
wollten, so ließ er die Begnadigung in
der Oster-Messe öffentllich anschlagen, und zu
jeder Manns Wissenschafft bringen. Da aber die
Naumburger dem ungeachtet bey dem
Kayser
erhalten hatten, daß sie ihre
Messe auf eine
andere
Zeit verlegen dürfften, so
thaten die
Leipziger des Wegen bey dem Kayser
allerunterthänigste Vorstellung, und erhielten, daß
der Kayser seine Einwilligung wieder zurücke
nahm. Da man auch erfuhr, wie die Naumburger
dennoch mit Hülffe ihres Bischoffs ein Mahl
durchdringen, und man also auch mit der
Geistlichkeit zu thun bekommen
mögte, so wandte
sich der Rath in Zeiten an den Pabst, und ließ die
erhaltene Freyheiten auch durch ihn bestätigen.
Welche Bestätigung hierauf der Probst zu St.
Thomas mit einer
Vorrede, darinnen er anzeigte,
wie er vom Pabste in dieser
Sache zu einem
Richter
verordnet wäre, an die Thomas Kirch-Thüren anschlagen ließ, und hinzu fügte, wie er im
Namen des Pabsts alle diejenigen, so nicht
gehorchen würden, in
Bann thun, und denen
höllischen
Geistern zu peinigen übergeben wollte.
|
- Peifer ...
- Schneider Leipz. Chron. ...
- Vogel l.c.
...
|
1515 |
Im 1515. Jahre soll die Pest aber Mahls
gewütet haben. |
- Heidenreich ...
- Vogel
...
|
|
So ward auch in diesem Jahre das Petrinum
denen Rechtsgelehrten von Herzog Georgen
bestätiget und vollends zu
Stande gebracht. |
- Heidenreich ...
- Friederich Panegyr. ...
- Vogel l.c.
...
|
1516 |
Im 1516. Jahre ward wieder ein
Land-Tag zu
Leipzig gehalten. |
- Wecke Beschr
Dreßden ...
- Vogel l.c.
…
|
|
Sonst entstund auch in diesem
Jahre ein
Streit zwischen der
Philosophischen
Facultät und
denen Collegiaten des grossen Fürsten-Collegii.
Denn als Herzog George der Philosophischen
Facultät das rothe Collegium zugeeignet hatte,
wollten sie auch ihre
Versammlungen,
Concilia,
Examina derer Candidaten, in gleichen die bey
sollemnen
Promotionen
gewöhnliche Mahlzeiten
nicht mehr, wie ehe dem geschehen, im grossen
Fürsten-Collegio gehalten und ausgerichtet
wissen. |
|
|
Es wegerten sich aber die Collegiaten
desselben in dieses
Begeren zu willigen, und
berichteten solches an
Herzog Georgen, mit dem
Vermelden, wie bey Anfange der hohen Schule
ein Mahl vor alle Mahl beschlossen worden, daß
die
Philosophen im grossen Fürsten-Collegio ihre
Zusammenkünffte,
Examina und Prandia
Aristotelica zu halten befugt seyn
sollten, des
Wegen denn auch ausser dem Auditorio das
Vaporarium, oder die ietzige National-Stube, und
die
Examinir-Stube, darinnen neuerer
Zeiten der
Rector
erwählet wird,
erbauet und angelegt
worden. |
|
|
Hiernächst wäre denen Collegiaten
anbefohlen, die Aufsicht über lehrende und
lernende zu haben und eines ieden Candidaten
Verstand und
Fleiß
genau zu
untersuchen |
|
|
{Sp.1688} |
|
|
und zu prüfen. Dieses wäre auch die
Ursache, warum vor Zeiten denen
Collegiaten von
denen Philosophen vor ieden Candidaten zwey
Groschen gezahlt worden wären, die zur
Ausbesserung und Erhaltung derer
Gebäude
bestimmt gewesen, worüber auch ein Vertrag
aufgerichtet und von der
hohen Obrigkeit bestätigt
worden wäre. |
|
|
Über dieses wüsten sich die Philosophen
wohl zu
erinnern, daß ihnen vermittelst derer
Collegiaten Anfangs das kleine Fürsten-Collegium, hernach das
Petrinum und endlich das
rothe Collegium aufzubauen
vergönnet, und
eingeräumt worden; es bezeugten auch ihre
brieflichen Urkunden, daß sie ohne Einwilligung
und Vorbewust derer Collegiaten des grossen
Fürsten-Collegii das erwehnte Petrinum weder
verkauffen,
noch entfremden, vielweniger die
alten
Gewohnheiten des
Collegii und die
gebräuchlichen Zusammenkünffte ändern
wollten. |
|
|
Sie ersuchten daher den Herzog, nicht zu
gestatten, daß von denen Philosophen dem
grossen Fürsten-Collegio zum
Nachtheile eine
Änderung vorgenommen würde. Darauf ward
nach Überlegung der
Sache die
Verordnung
gemacht, daß die Candidaten im rothen Collegio
examiniret, im Auditorio des grossen Fürsten-
Collegii aber renunciret und im Vaporario, dem
Auditorio gegen über, das so genannte Prandium
Aristotelicum gehalten werden sollte. |
|
|
Weil aber dieser Vergleich beyde Parteyen
noch nicht aus einander setzen konnte, sahe sich
Herzog George genöthiget, nebst dem Bischoffe
zu Merseburg selbst nach Leipzig zu kommen,
und sie folgender
Gestallt zu vergleichen, daß die
Philosophische Facultät, so sie nicht die bisher
gewöhnlichen zwey Groschen vor ieden
Candidaten mehr geben, sondern vor sich
behalten wollte, 266. Thl. 12. Gr. in das Aerarium
der hohen Schule einlegen sollte, damit ins
künfftige die Collegiaten von diesem
Gelde, Statt
dessen, so ihnen bisher von denen Candidaten
gegeben worden, besoldet werden könnten. |
- Peifer ...
- Vogel
l.c. ...
- Sicul l.c.
...
|
1517 |
Sonst war in diesem und folgenden Jahre der
bekannte Tetzel aber Mahls in Leipzig, und trug
sich sonderlich im 1517. Jahre dieses
merckwürdige dabey zu, daß Johann Camerarius,
welcher zu der Zeit in Leipzig
studirte, und George
Held, aus der Paulliner-Kirche, worinnen Tetzel
seinen Ablaß-Kram ausgeleget hatte, mit diesem
Bedeuten fortgiengen: wie sie ihn nicht länger
anhören könnten. |
- Vogel Leipz. Annal. ...
- Sicul l.c. ...
|
|
In eben diesem Jahre ward auch ein Gestiffte
vor einen Medicum im Georgen-Spitale gemacht,
und dabey zugleich ausgedungen, daß er auch in
Pest-Zeiten da bleiben sollte. |
Vogel l.c.
... |
1518 |
Das 1518. Jahr, wovor ie doch andere das
1520. setzen, war vor Leipzig
unglücklich, in dem
das Feuer einige
Häuser einäscherte. |
- Peifer Origg. Lips.
- Fabricius Annal. Misn. ...
- Vogel l.c. ...
|
|
Je doch erkauffte der
Rath in selbigem das
Dorff Lindenau von Johann Pflugen und Wolffgang
Lindenau. Weil aber die Lehn über den Antheil, so
jenem zugestanden hatte, bey dem
Stiffte
Merseburg zu suchen war, Herzog George
hingegen dem Rathe gerne das gesammte Lehn
reichen wollte, so ward dem Bischoffe davor die
Lehn über Tschocher abgetreten. |
- Peifer l.c.
...
- Vogel l.c. ...
|
|
{Sp.1689|S. 856} |
|
1519 |
Das 1519. Jahr war verschiedener
Umstände
wegen nicht weniger merckwürdig. Denn erstlich
hielt Herzog George wegen der eingeschobenen
geringen
Müntze einen
Land-Tag zu Leipzig. |
- Heidenreich ...
- Schneider ...
- Vogel l.c.
...
|
|
Hernach gieng auch derer vielfälltig
anscheinenden Hindernisse ungeachtet das
Gespräche auf dem grossen Saale in der
Pleissenburg zwischen Carlstadten, Luthern und
Ecken vor sich. Sonderlich war bey dem Einzuge
derer Wittenberger, darunter sich nebst
Carlstadten, Luthern und Melanchton auch Herzog
Barnim aus Pommern, damahliger
Rector der
hohen Schule zu Wittenberg, befand, dieses
ansehnlich, daß sehr viele
adeliche und
unadeliche Wittenbergische
Studenten mit
Spiessen und Helleparden als Trabanten beyher
giengen. |
|
|
Kaum aber waren sie angelanget, so sahe
man schon vom
Bischoffe zu Merseburg einen
öffentlichen
Befehl an die Kirch-Thüren
geschlagen, darinnen im
Namen des Pabstes bey
Straffe des
Bannes anbefohlen war, sich in keinen
Streit über den
Glauben einzulassen. Doch auf
Befehl
Herzog Georgens ließ der
Rath nicht allein
die Patente abreissen, sondern auch den, so sie
ohne Vorwissen des Raths angeschlagen hatte,
ins Gefängniß werffen. |
|
|
Als hierauf alles, wie es bey diesem Streite
gehalten werden
sollte, abgehandelt worden war,
versammelten sich so wohl die Wittenbergischen
als Ingolstädtischen Theologen in der National-Stube des grossen Fürsten-Collegii, und wurden
im Namen der hohen Schule vom Ordinario der
Iuristen-Facultät mit einer zierlichen Rede
bewillkommet. Darauf giengen sie in die Thomas-Kirche, Messe zu hören, und begaben sich von da
auf das Schloß, wo sie durch einen andern
Professor mit einer wohlgefaßten, zierlichen und
beweglichen Rede zu bevorstehender
Unterredung angemahnet wurden. |
|
|
Was nun weiter abgehandelt worden und wie
es abgelauffen sey, ist bekannt, kann auch in
Luthers und Eckens
Schrifften, in gleichen bey
|
|
|
- Sleidano Beschr. geist. und weltl. Sachen ...
- Heidenreichen in Leipz. Annal. ...
- Schneidern
Leipz. Chron. ...
- Peifern Origg. Lips. ...
- von
Seckendorff Hist. Lutheran. ...
- Sagittario im
ausgeleert und entwehrten Zeug-Hause ...
- Anthaeo Ind. Hist. ...
- Siculn l.c. ...
- und Vogeln l.c. ...
|
|
|
nachgelesen werden; wobey vornehmlich zu
mercken, daß von drey Bischöffen und 11.
Äbten, die sich in Herzog Georgens
Landen
befunden, kein eintziger dieser Unterredung
beygewohnet hat. |
|
|
Weiter hatte sich die hohe Schule der
Bestätigung ihrer
Freyheiten vom Pabste zu
erfreuen, welcher sie auch in so ferne vermehrte,
daß sie Macht haben
sollte, ihre Glieder und
Unterthanen von allen und ieden
Orten, die auch
dreyer Tage-Reisen weit von Leipzig lägen,
abzusondern; bey welchem
Rechte auch die hohe
Schule von denen folgenden
Chur- und
Fürsten
zu
Sachsen beständig geschützet worden. |
- Peifer ...
- Heidenreich
...
- Friederich Panegyr. ...
- Vogel l.c.
...
|
|
Endlich wütete zu Ausgange des Jahres die
Pest daselbst, welche auch Tetzeln, der hernach
in der Paulliner-Kirche begraben ward, wie wohl
seine Gebeine, nach dem die Kirche eingerückt
worden, im Zwinger zu liegen gekommen, |
|
|
{Sp.1690} |
|
|
mit hinriß; die hohe Schule aber ward des
Wegen nach Meissen verlegt. |
- Müller Sächs. Annal.
...
- Heidenreich ...
- Vogel l.c. ...
- Sicul
l.c. ...
- Moller Annal. Freyberg. ...
- Hecht Vit. Io. Tezelii ...
|
1520 |
Im 1520.
Jahre ward
Vermöge der zwischen
denen Häusern
Sachsen und Hessen errichteten
Erb-Verbrüderung die
Huldigung vor den
Land-Grafen zu Hessen daselbst eingenommen. |
Vogel l.c.
... |
|
Im folgenden 1521. Jahre betraff die
Stadt
wieder ein doppeltes
Unglück mit ihren
Messen
und der hohen Schule, doch kam beydes nicht
zum
völligen Ausbruche. Mit dem ersten verhielt
sichs folgender
Gestallt: Die
Grafen von
Mannsfeld hatten vom
Kayser Carl dem
V. so
wohl über alle andere
Priuilegien als auch über
ihre zwey
Jahr-Märckte zu Eisleben, um selbige
auf eine andere
Zeit zu verlegen, eine Bestätigung
erhalten;
schrieben auch, um dieses ins
Werck zu
setzen, den einen auf den 15. Iunii, den andern
auf den 15. Octobris aus, und
begehrten auch, daß
Marggraf Albrechts Ausschreiben zu Leipzig
iedermänniglich zur Nachricht angehänget
würde. |
|
|
Der
Rath zu Leipzig schrieb des Wegen an
die Stadt Eisleben und an die Grafen zu
Mannsfeld, schützte auch die vom Kayser
erhaltene
Freyheiten vor, und bat, nicht dawieder
zu handeln. Die Eisleber entschuldigten sich, daß
ihnen nicht das geringste davon
wissend wäre,
ohne daß die Magdeburger und
Braunschweiger
von undencklichen Jahren her ihre gedörrte
Fische daselbst nieder geleget hätten. Zu dem
wäre auch zum Stapel und Niederlage derer
Waaren in Eisleben wenig
Beqvemlichkeit. Die
Grafen aber antworteten gar nicht, und wandten
zur
Ursache vor, daß sie sich darüber als über ein
gemeines Werck zuvor mit einander unterreden
müsten. |
|
|
Die Marckt-Zeit rückte in dessen heran, und
weil noch keine Antwort erfolget war, belegte
Herzog George die Strassen mit Reutern, und ließ
weder
Kauff-Leute noch Waaren dahin kommen.
Hierüber beschwerten sich nun zwar die Grafen,
und baten, daß die Strassen wieder geöffnet
werden mögten; sie erhielten aber zur Antwort:
wie der Herzog denen Leipzigern den gesuchten
Schutz und Hülffe nicht versagen, noch weniger
dasjenige mit
Rechte geschehen lassen könnte,
wodurch seine
Unterthanen an ihren
Gerechtsamen und Freyheiten gekränckt
würden. |
|
|
Endlich legten sich die Grafen näher zum
Ziele, und schrieben an den Rath zu Leipzig, und
führten zur Entschuldigung an, wie sie nicht Jahr-Märckte aufs neue ausschreiben, sondern nur die
alten auf andere und
beqvemere
Tage hätten
verlegen
wollen, dadurch aber doch denen
Leipzigern an ihren Freyheiten nicht zu nahe
getreten seyn
sollte. In dessen gelangte auch die
Kayserliche Bestätigung über die Leipziger
Messen und Freyheiten an, daß also hierdurch die
vorhin gehabte Furcht völlig verschwand. |
- Heidenreich ...
- Peifer
...
- Schneider ...
- Vogel l.c.
...
|
|
Mit der hohen Schule hingegen waren die
Händel so beschaffen: Es hatten sich die
Bürger
und
Hand-Wercks-Pursche zum
Nachtheile des
Burg-Kellers sehr in die
Collegien-Keller
gewöhnet. Der Rath beschwerte sich des Wegen
bey denen Collegiaten, und
erinnerte sie,
Niemand anders als denen Verwandten der hohen
Schule in selbigen das trincken |
|
|
{Sp.1691|S. 857} |
|
|
zu verstatten; ließ auch durch einen
öffentlichen
Befehl ernstlich gebieten, daß sich die
Bürgerschafft und Hand-Werks-Pursche ins
künfftige desselben enthalten sollten. Um nun
dieses desto besser zu bewerckstelligen, liessen
die Collegiaten den Keller etliche Tage
zuschlüssen. Dieses verdroß die
Studenten
gewaltig, welche alle
Schuld auf den
Rath
schoben, als auf dessen Begeren die Keller
gesperret, und ihnen hiermit die
Freyheit, Bier zu
kauffen, benommen worden wäre. Hierzu kam
noch, daß sich wenige
Tage darauf zwischen
denen Studenten und Hand-Werckern ein neuer
Zwiespalt über einen entleibten Studenten erhub,
der auf freyer öffentlicher Gasse unschuldiger
Weise vom einem Riemer umgebracht worden,
dieser aber ungestrafft davon gekommen
war. |
|
|
Es entstund auch daher zwischen denen
Verwandten der hohen Schule und denen Hand-Werckern eine solche Verbitterung, daß sich kein
Theil vor dem andern auf denen Gassen sehen
lassen durffte, ja so gar die
Professores, wenn sie
lesen
wollten, in denen
Collegiis nicht mehr sicher
waren. Es wurden daher viele von
Adel und
andere mehr durch solche
Unbilligkeit, welche die
Studenten erdulden
musten, bewogen, ihre
Kinder
bey diesen trübseligen Zeiten von der hohen
Schule nach
Hause zu fordern. |
|
|
Dieses Feuer ward noch mehr angezündet,
als einer unter dem
erdichteten
Namen Erhard
Piston an die Kirchthüren angeschlagen hatte, wie
die gesammte Bürgerschafft in Bereitschafft
stünde, die Collegia zu stürmen, auch die
Kürschner und Zimmer-Leute sich zusammen
verschworen hätten, die Studenten in ihren
Schlaff-Cammern zu überfallen, und zu ermorden;
des Wegen alle, so ihr Heil, Wohlfahrt und
Leben
bedächten, das Pragische Beyspiel in Acht
nehmen, und davon zühen
mögten. |
|
|
Diesem zu Folge lieffen sie mit grossem
Geschrey auf den Marckt, warffen mit Steinen in
das Rath-Haus, forderten die Stadt-Knechte
heraus, und verübten sonst allerley Muthwillen. In
der folgenden Nacht waren sie im Förder-Gebäude des grossen Fürsten-Collegii wache,
und erwarteten im Thor-Wege desselben mit
Steinen und Degen die gegen sie aufgebrachten
Bürger. Sie waren auch in selbiger Nacht
schlüssig, den Keller im Collegio mit Hebe-
Bäumen und Zober-Stangen zu erbrechen; weil
ihen aber einer aus ihrem Mittel
vorstellte, wie
hierdurch nicht ihren Feinden sondern ihren
eigenen
Lehrern
Schaden zufügten; liessen sie es bleiben. |
|
|
In dem sie aber noch mit einander zu
Rathe
giengen, wie sie ihr Leben und
Vermögen in Sicherheit setzen mögten, entschlossen sie sich
sämmtlich auf ein Mahl aus der
Stadt zu
weichen, weil sie leichtlich
muthmassen
könnten, sie würden weder bey dem gegen sie aufgebrachten und erbitterten
Rathe,
noch bey denen erhitzten und ihnen aufsätzigen Bürgern hinführo sichern
Aufenthalt haben, setzten auch zugleich
Zeit
und
Ort
an, wo sie zusammen kommen
wollten, wenn sie sich reisefertig gemacht hätten. |
|
|
Als der angesetzte Tag eingetreten war,
begaben sie sich ordentlich nach
Kriegs-Art unter
gewisse Fahnen, und giengen nach dem Thore
zu, welches der Rath, dem dieser Anschlag zu
wissen gethan worden war, hatte schlüssen
lassen. Sie begaben sich zwar hierauf nach einem
andern, welches aber gleicher Weise gesperrt
war; und musten also unverrichteter Sache wieder
nach Hause kehren. |
|
|
{Sp.1692} |
|
|
Endlich ward durch einen Vergleich zwischen
der hohen Schule und dem Rathe die
Sache
geschlichtet, und das daher enstandene
Übel
völlig gehoben. |
- Peifer ...
- Heidenreich
...
- Dresserus de Vrbb. Germ. ...
- Weinrich Leichen-
Pred. ...
- Peckenstein l.c. ...
- Vogel
Leipz. Annal. ..
|
1522 |
Weil auch durch Luthers auf dem Schlosse zu
Leipzig im Jahre 1519. gehaltene Predigt und
Unterredung viele derer Leipziger gerühret worden
waren, die sich befleißigten dessen
ausgegangene
Schrifften und
Bücher zu erlangen,
zu lesen und in Betrachtung zu zühen, sich auch
des Wegen die Predigten zu hören, das Abend-Mahl unter beyderley
Gestallt zu genüssen, und
dem Gottes-Dienste in
Teutscher Sprache
beyzuwohnen, auf die nächstgelegenen
Dörffer
und
Örter
begaben, musten sie im 1522.
Jahre
eine grosse Verfolgung über sich ergehen lassen. |
|
|
Denn der damahlige
Bischoff zu Merseburg,
Fürst
Adolph zu Anhalt, hielt bey
Herzog Georgen so wohl mündlich als schrifftlich an,
daß er der zu Leipzig eingerissenen und von
Tage
zu Tage über Hand nehmenden Ketzerey mit Ernste steuern
mögte. Der Herzog
ließ daher im Herbste desselbigen Jahres durch den Bischoff zu Merseburg eine
Untersuchung
bey denen Verwandten der hohen Schule zu Leipzig anstellen, schickte auch
nachgehends unter seiner und des Bischoffs Hand und Siegel einen Brief an den
Rector, welcher bey Vogeln
l.c. ... angeführt zu finden; hier aber,
weil er zu weitläufftig, nicht einzurücken ist. |
|
|
Der Schluß davon war: Damit niemand die
Unwissenheit vorschützen mögte, ob sey ihm
dieses entweder von dem Bischoffe oder im
Namen des Fürsten, Herzog Georgens, nicht
zuvor gesaget, so haben wir diesem Decrete
beyder Seits Siegel vordrücken lassen. Hierauf
ward so wohl vom
Rector denen
Vniuersitäts-Verwandten, als vom
Rathe der Bürgerschafft bey
Leib und Lebens-Straffe geboten, sich des lesens
derer verbotenen Bücher und des Predigt
auslauffens gäntzlich zu enthalten. Es begaben
sich demnach viele
Studenten der angedrohten
schweren
Straffe zu entgehen von Leipzig auf die
hohe Schule nach Wittenberg. |
|
|
Von denen Bürgern aber geriethen viele des
Wegen in grosse Furcht, da sie sich desjenigen
gar nicht mercken lassen durfften, und so sie nur
einiger Maßen verdächtig schienen, zur
schärffsten Untersuchung gezogen, auch, so man
sie nur in etwas wenigem überführen konnte, mit
dem Elende, Verweisung aus der Stadt und
Lande, Einzühung ihrer
Güter und andern hartem
Ernste bestraffet wurden. |
- Peifer l.c.
...
- Schneider Leipz. Chron. ...
- Heidenreich Annal.
...
- Weber Lipsia Euang. ...
- Sicul l.c. ...
- Vogel l.c. ...
|
1523 |
Im 1523. Jahre ward von Herzog Georgen ein
Land-Tag nach Leipzig ausgeschrieben, sein
Stelle aber, weil er selbst nicht
gegenwärtig sein
konnte, durch seinen Printzen, Herzog Johannen,
Bischoff Adolphen zu Merseburg und Bischoff
Johannen zu Meissen, nebst deren
Räthen
vertreten. |
- Wecke Beschr.
Dreßden ...
- Vogel l.c.
...
|
|
In diesem Jahre ergossen sich auch die
Elster, Pleisse und Barde wegen des beständigen
Regen Wetters sehr hefftig, und that sonderlich an
Brücken und Mühlen grossen |
|
|
{Sp.1693|S. 858} |
|
|
Schaden. Auch im Stadt-Graben soll das
Wasser der Massen angewachsen seyn, daß
manes vor dem Thomas-Pförtgen von der Brücke
mit der Hand erlangen können. Weil man auch
nicht mahlen konnte, riß ein so grosser
Mangel an
Mehle ein, daß die Burgerschafft den Rath
ersuchen muste, einen
öffentlichen Brod-Marckt
auszuschreiben, und anzustellen. Diesem
abzuhelfen ließ der Rath mit grossen Unkosten
bey 4000. Scheffel Korn anderwärts auf dem
Lande mahlen, und
verkauffte es denen
Einwohnern um leidlichen und
billigen Preis.
Hiernächst riß auch, weil man wegen des bösen
und grundlosen Weges auf denen Strassen gar
nicht fortkommen konnte, an Holtze, Saltze und
anderer
Nothdurfft Mangel ein. |
- Heidenreich ...
- Vogel
l.c.
|
|
In der Michaelis-Messe kam Sebastian
Fröschel, welcher ehe-Mahls in Leipzig
studirt
hatte, von Wittenberg dahin, dem seine
Bekannten
fleißig zusprachen, und ihr Anliegen
klagten, mit angehängter Bitte, daß er doch in der
Johannis-Kirche eine Predigt ablegen
mögte; sie
hätten das Vertrauen zu
GOttt, von ihrer
Obrigkeit
so viel zu erlangen, daß sie ihn zu Leipzig
behalten dürfften, und sie
wollten ihm selbst von
dem ihrigen eine Besoldung ausmachen. Als er
den Sonn-Tag daselbst geprediget, und dieses in
der Woche noch ein Mahl zu
thun versprochen
hatte, so ward durch die Dom-Herren zu St.
Thomas die Kirche verschlossen, die auch
heimlich die Raths-Diener
bestellet hatten, daß sie
ihn, so er etwa auf dem Kirchhofe predigte, wo
das
Volck etliche Predigt-Stühle aufgerichtet hatte,
angreiffen und gefangen nehmen
sollten. |
|
|
Als er nun des Wegen nicht hinaus wollte,
wurden auch so gar von
Raths-Herren Boten über
Boten zu ihm geschickt, die ihm hinterbringen
musten, er solle nur hinaus kommen, und das
Volck besänfftigen, weil es sonst nicht ohne
Unruhe abgehen dürffte. Ob er aber wohl nichts
an ermahnen fehlen ließ, wollte doch der gemeine
Mann lange nichts davon hören, bis endlich auch
einige Raths-Herren mit in den Creiß traten, und
bitten halffen, vor dieses Mahl in Ruhe zu stehen,
sie verhofften von
Herzog Georgen, ihrem
Landes-Fürsten, zu erlangen, daß Fröschel da
bleiben, und ihnen weiter predigen sollte. Weil er
aber nach Merseburg vorgeladen, und vom
Bischoffe auf Anhalten seines Vetters
Fürst
Wolffgangs zu Anhalt ohne
Straffe loß gekommen
war,
schrieb der Bischoff an Herzog Georgen: er
sollte sich ungesäumt nach Leipzig begeben,
sonst würde Fröschel die
gantze Stadt
Lutherisch
machen. Nach dem ihn nun der Herzog selbst
verhört hatte, verbot er ihm nicht allein die Stadt,
sondern auch sein gantzes Land zu meiden,
welches auch geschahe. |
- Thomasius Hist.
Spruchb. ...
- von
Seckendorff Hist. Lutheran. ...
- Schneider und Heidenreich II. cc. ...
- Weber Lipsia
Euang. ...
- Vogel l.c. ...
- Sicul
l.c. ...
|
1524 |
Im 1524. Jahre liessen 105.
Bürger eine
Bittschrifft an den
Rath gelangen, daß er ihnen
erlauben mögte, Andream, den Prediger im
Nonnen-Closter zu St. Georgen vor dem Peters-Thore, weil er das Wort GOttes rein und lauter
vortrüge, zu keinem Aufruhre Anlaß gäbe und
beständig zum
Gehorsam gegen die
Obrigkeit
ermahnete, in der Nicols- oder Thomas-Kirche
zum Prediger zu
verordnen, dem sie gerne
Besoldung und Unterhalt verschaffen
wollten. |
|
|
{Sp.1694} |
|
|
Der Rath ließ dieses an den Herzog
gelangen, erhielt aber zur Antwort: ihnen gebühre
gar nicht vorzuschlagen, wen sie zum Prediger
haben wollten; es gäbe in allen Kirchen Prediger
gnug, die sie hören könnten, er wolle ihnen
Christliche und nicht Lutherische Prediger
bestellen. |
- Weber Lips. Euang.
...
- Vogel l.c. ...
- Sicul l.c.
...
|
|
In diesem Jahre war aber Mahls groß
Wasser, und dabey ein sehr kalter Sommer, daß
auch so gar in Pfingsten und Trinitatis das Eis auf
denen Pfützen trug, wodurch denn eine grosse
Theuerung verursachet ward. |
- Peifer Leipz. Chron.
...
- Seslach Ann. Thom.
- Heidenreich ...
- Vogel
l.c. ...
|
|
Um diese Jahrs-Zeit ward auch der
vierjährige Streit zwischen dem Bischoffe zu
Merseburg und dem Rathe zu Leipzig wegen des
Viehes, so durch Lützen und selbige
Äcker
getrieben ward, folgender
Gestallt beygeleget,
daß die Leipziger vor iedes Stück Rind-Vieh,
welches sie durch Lützen oder selbige Äcker auf
den
Kauff trieben, 3. Pf. vor iedes Schwein aber 1.
Pf. erlegen sollten; Hingegen sollte das Vieh, so
der Stadt Leipzig zum
Nutzen und
Gebrauche
durch getrieben würde, zollfrey seyn. |
- Peifer ...
- Vogel
l.c. ...
- Sicul l.c.
...
|
|
Weil auch eine Unruhe in Halle verursachet
hatte, daß in etlichen Monathen kein Saltz
gesodten worden war, fiell hier so wohl, als
anderer
Orten grosser
Mangel daran ein. |
- Heidenreich ...
- Fabricius Origg. Sax. ...
- Peifer ...
- Moller Freyberg.
Annal. ...
- Schmid Zwick. Annal. ...
- Vogel
l.c. ...
|
|
Sonst
musten auch in diesem Jahre wieder
viele
vornehme
Bürger und
Kauff-Leute mit
Weib
und
Kindern die Stadt meiden. |
- Heidenreich ...
- Weber Lips. Euang. ...
- Schneider l.c. ...
- Vogel
l.c.
- Sicul l.c.
...
|
1525 |
In der Mitte des 1525. Jahres weihete der
Bischoff zu Merseburg die Nicols-Kirche mit
grosser Pracht ein. |
- Seslach Annal. Thom.
- Heidenreich ...
- Schneider l.c. ...
- Vogel
l.c.
|
|
Weil auch Herzog George in diesem Jahre
die Bauern-Unruhe dämpfen halft, wurden
indessen etliche Bürger zu Leipzig ergrieffen, die
sich gleich Falls vorgesetzt hatten, den Rath, die
Priesterschafft und die vornehmsten der hohen
Schule umzubringen, und denen aufrührerischen
Bauern die Thore zu öffnen; doch hatte hernach
der Herzog ein ernstes Einsehen, und schickte
einen Meß-Pfaffen und Magistrum Artium, die
dabey verwickelt gewesen waren, dem Bischoffe
zu Merseburg zur gebührlichen Straffe, bey
welcher
Gelegenheit zugleich etliche
Magistri, die
der
Evangelischen Lehre wegen verdächtig
waren, dem Bischoffe zum ewigen Gefängnisse
überschicket wurden, zwey Bürger aber ein viel
härteres über sich ergehen lassen musten. |
- Hondorff Calend.
Hist. ...
- Heidenreich ...
- Dresserus de Vrbb. Germ.
...
- Fabricius Origg. Sax. ...
- Schneider
l.c. ...
- Weber l.c. ...
- Vogel
l.c. ...
|
|
In eben diesem Jahre erkauffte der
Rath die
Dörffer Reudnitz und Tutschendorff, welche
insgemein der Kohl-Garten
genannt werden, so
ehe dem dem
Stiffte Merseburg gehörte, sammt
denen Wiesen bis an die Farbe, welche dazu Mahl
an der Barde nahe am Leipzigischen Graben
stund, wie auch den Schuhflicker- Fischhändler-
und Obst- Crämer-
oder Höcken-Zoll von zwey Brüdern zu Merse- |
|
|
{Sp.1695|S. 859} |
|
|
burg, erhielt auch von Herzog Georgen die
Lehn
darüber, welcher ihm noch dazu die Fischerey in
der Barde und Ricze einräumte, auch über die
dazu gehörigen Wiesen und Felder die
Gerichtsbarkeit verstattete. Weil auch die
Merseburger zuvor 90. Groschen drey und eine
halbe Henne
jährlich ins Leipziger
Amt hatten
zinsen müssen, so überließ der Herzog dem
Rathe diesen Zins gleich Falls gegen Erlegung
eines Stück
Geldes. |
- Peifer ...
- Schneider ...
- Vogel l.c. ...
- Sicul l.c.
...
|
1526 |
Damit aber die
Evangelische
Gewissens-Freyheit nicht allzu sehr in Herzog Georgens
Landen über Hand nehmen mögte, that der
Bischoff zu Merseburg im 1526. Jahre aber Mahls
eine
Reise zum Herzoge nach Leipzig, und bat ihn
auf alle diejenigen, so sich zu dieser Lehre
bekennten, ein strenges Aufsehen zu haben. |
- Heidenreich ...
- Brotuff Chron. Merseb. ...
- Zeiller Topogr. Sax. sup. ...
- Sicul l.c. ...
- Vogel l.c.
...
|
1527 |
Im 1527. Jahre kam das Dorff Lehlitz an den
Rath zu Leipzig, welcher, so weit die Zäune und
Graben, desgleichen im Felde die
Erb- in der
Schencke aber und so weit die Trauffe gehet, die
Ober-Gerichte hat. |
- Schneider ...
- Vogel
l.c. ...
|
|
Weil auch durch das vor- und aufkauffen
derer Vorkäuffer und Höcken öffters muthwillige
Theurung verursachet worden; so ward hierinnen
vom Rathe Vorsehung getroffen. Gleiches
geschahe, da man Nachricht erhielt, wie vieles
Getraide bey denen Bürgern aufgeschüttet, und
hernach heimlich
verkaufft würde, in Ansehung
des Masses und
gewisser Korn- oder Getraide-Messer. |
- Peifer ...
- Schneider ...
- Vogel ...
- Sicul l.c.
...
|
1529 |
Im 1529. Jahre bestätigte
Kayser Carl der
V.
die Leipziger-Jahr-Märckte und
Freyheiten aufs
neue. |
|
|
Sonst raffte zu diesen
Zeiten der Englische
Schweiß auch sehr viele von denen
Einwohnern
hin. |
- Heidenreich ...
- Dresserus Sächs. Chron. ...
- Fabricius Annal. Misn.
...
- Adami Virt. Med. ...
- Vogel l.c. ...
|
|
Da Mahls ward auch das Korn-Haus auf dem
neuen Neu-Marckte von
Grund auf
erbauet. |
- Heidenreich ...
- Schneider ...
- Vogel l.c.
- Sicul
l.c. ...
|
|
Weil endlich
Herzog George
erfahren hatte,
wie zu Leipzig etliche
Personen so das Abend-Mahl nicht unter beyderley
Gestallt hätten
erlangen können, unter einerley Gestallt aber nicht
haben
wollten, verstorben wären, gab er
Befehl an
den Probst zu St. Thomae und an den
Rath,
darinnen er beyden auflegte, Sorge zu tragen,
damit diejenigen, so zu denen krancken giengen
und sie darinnen verstärckten,
bestraffet würden.
Wären es
geistliche, so
sollten sie ihrem
Richter
zur Bestraffung ausgeantwortet werden; wären es
weltlichen, so sollte sie der Rath mit Ernste straffen,
auch aus dem Lande weisen, auch diejenigen, so
im
Ungehorsame der Kirche
stürben, nicht unter
die
Versammlung derer heiligen begraben lassen.
Gleich darauf folgte aber Mahls ein Befehl,
worinnen ernstlich untersagt war,
Lutherische
Bücher feil zu haben, und hingegen befohlen
ward, ein benanntes dem
Amt-Manne gegen
Bezahlung einzuantworten; welche
Buchhändler
aber diesem Befehle nicht nachkommen |
|
|
{Sp.1696} |
|
|
würden, die sollten gefänglich angenommen
werden. |
- Weber
l.c. ...
- Vogel l.c.
...
|
|
|
|