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Quellenangaben |
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Türcken, Lat. Turcae oder Turci,
ein grosses und
mächtiges
Volck in Asien. |
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Es
bedeutet das
Wort Türck in ihrer Sprache
eigentlich einen
Bauer oder ungeschickten
Menschen; daher man diese
Nation, die sich am liebsten Muselmänner
nennen lässet, nicht ärger, als mit dem
Nahmen Türcken beschimpffen
kan. ¶ |
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Ursprung der Türcken. ¶ |
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Ob wohl von der Türckischen Nation Herkommen die
Scribenten nicht einerley
Meynung sind, indem etliche
sie lieber gar aus dem Trojanischen Kriege von einem Nahmens Turcus, so des Troilus
Sohn und des Priamus Enckel
gewesen seyn
soll, deriviren,und dahero zwischen ihnen
und denen
Frantzosen eine sonderliche
Verwandtschafft behaupten
wollen; so ist doch wohl am
wahrscheinlichsten, daß sie von
den
Europäischen Scythen
entsprossen sind; welche zwischen dem Ponto Euxino und dem Caspischen Meere
wohnten. |
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Sie waren vormahls ein eigenes Volck, und wurden in die, so gegen
Westen, und die, so gegen
Osten wohnten,
eingetheilet. Jene hatten ihren Sitz
an der
Donau in Ungarn, diese aber in
Asien. Sie geselleten sich zu den Saracenen, die sich unter dem
Mahomet versammlet hatten, und
machten mit ihnen Gemeinschafft, wurden auch durch
gewisse
Fürsten, welche sie
Caliphen nenneten,
regieret. |
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Sie hatten aber zwey Fürstliche Familien, die Ommiadas und Habbasidas, welche letztere am
längsten gewähret. Nachdem ihr Fürst in dem 8
Jahrhundert
verstorben, und mit ihm das
Geschlecht der Ommiadar
abgegangen war,
erwählten sich die Syrer, Egyptier,
Araber, Perser und Spanier, jedwede einen besondern Fürsten, deren der erste zu Bagdad, der andere
zu Cairo, der dritte in Africa, der vierte zu Fez, der fünfte zu Toledo, Cordova, Saragossa und Granada
in Spanien residirte; doch blieben Bagdad und Cairo die beyden Hauptsitze, und wurde der Fürst von
Bagdad Calipha, der von Cairo aber Sultan genennet. |
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Es
theilten sich diese Türckische
Sultane wiederum, indem einer zu Nicea, der andere zu Iconien, der dritte zu Damasco, der vierte zu
alle Aleppo, der fünfte zu Ninive residirte, welche auch in währenden Creutz Zügen vieles erdulten
musten, bis sie sich wieder erholten, die
Christen in dem 13 Jahrhundert aus dem
gelobten Lande jagten, und ihre
Regierung fortsetzten. |
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Zu
Anfange des 14. Jahrhunderts machte sich
Ottomann mächtig, brachte die andern Sultane unter sich, und warf |
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{Sp. 1630} |
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sich allein zum
Regenten über die Türcken auf,
wodurch er den
Grund zu dem grossen und itzt so
mächtigen Ottomanischen Reiche legte. |
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Türckische Historie: ¶ |
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Es haben die Türcken das Orientalische
Kayserthum zwar erst 1453 nach
Eroberung der
Stadt Constantinopel behauptet; weil
aber schon vorher mit den Türcken viele merckwürdige Dinge vorgegangen sind, so müssen wir die
gantze Türckische
Historie aus dem Grunde
untersuchen. |
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Es ist im gantzen Türckischen Reiche nichts merckwürdigers vorgegangen, als wie die so genannte
Ottomanische Pforte ist aufgerichtet worden. Wenn man nun dieses zum Grunde leget, so theilet sich
die Türckische Historie von sich selcher in die
Alte und in die Neue. |
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Die alte Türckische Historie begreiffet alles das, was mit den Türcken vorgegangen, ehe die
Ottomanische Pforte ist aufgerichtet worden. Solches begreiffet vom
Anfange des siebenden
Jahrhunderts bis zum Anfange des
vierzehenden Jahrhunderts, eine
Zeit von 700
Jahren. |
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Die neue Türckische Historie begreiffet alles, was mit den Türcken vorgegangen ist, nachdem die
Ottomanische Pforte ist errichtet worden. Das wird vom Anfange des vierzehenden Jahrhunderts bis auf
diesen
Tag fast auf die fünftehalbhundert Jahre
ausmachen. |
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Das Türckische
Reich hat seinen
Ursprung von dem […]
Mahomet, welcher ein Araber vom
Geschlecht und der
Profeßion nach ein
Kaufmann war. Dieser
Mahomet war sonst ein nicht ungeschickter
Kopff […]. Sein
Vater hieß Abdalia, und seine
Mutter nennete sich Emine. Er
erblickte das
Licht der
Welt im Jahr 570 nach
Christi Geburt. Er kam in eines mit Nahmen Abdemonaple
Dienste, und verheyrathete sich
endlich gar nach dessen
Tode mit seiner hinterlassenen
Frau, Nahmens Cadige. Von
derselben wurde er alsdenn zum Erben ihrer
Güter eingesetzt, und
folglich sehr
reich und
mächtig. |
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Dieses gab ihm
Gelegenheit nach hohen Dingen zu
streben, und nach dem
Königreiche zu trachten,
damit er nun solches desto leichter ins
Werck stellete, gab er sich vor einen
Propheten aus, und streuete viele Ketzereyen durch Hülffe und Beredung des Münchs Sergii aus,
sonderlich wieder die Gottheit Christi, und war also zwischen einem Arrianer und Antichrist der erste und
letzte Ketzer in dieser
Materie, ob er schon
CHristum sehr hoch lobet. |
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Er machte sein Gesetz-Buch, den so genannten Alcoran, aus
christlichen und
jüdischen Lehren, und vermischte diese mit
vielen
Heydnischen Fabeln. Er wurde aber
anfangs dieser seiner neuen
Religion halber aus der Stadt Mecca
verjaget, welche
Flucht bey den Türcken Hegyra genennet
wird, und noch heutiges Tages so denckwürdig ist, daß die Türcken ihre Jahrzahl darnach zu schreiben
pflegen. |
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Weil nun Mahomet nach solcher Flucht die Waffen ergriff, und seine Religion mit dem Schwerdte
auszubreiten suchte, so geschahe es, daß dadurch der
Grund zu dem weltberühmten
Türckischen Reiche geleget wurde. Endlich nachdem er sein Reich bestätiget,
starb er 631 im 65 Jahr zu
Medina in Arabien bey dem rothen Meer. |
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Abba-Bucker, des verstorbenen |
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{Sp. 1631|S. 829} |
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Mahomets Vetter ward zum Caliph
erwehlet im Jahr Christi 637. Er unterwarf
etliche Städte seinem Reiche, und nachdem er zwey Jahre regieret starb er im Jahr 639. |
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Omar, ein
Sohn Alehittab, ward nach ihm zum
Caliphen creiret. Er führte viel
Kriege in der Nachbarschafft, nahm
Damascus und Palästina ein, ermordete viele Carmeliten auf dem Berge Carmel, griff Persien an,
brachte
gantz Syrien unter seine
Gewalt, und machte
ihm Egypten Zinßbar. Er kam nach Damascus, und
nennete sich einen
Kayser, und starb im Jahr Christi
643 nachdem er von dem Persier Abubula war verwundet worden. |
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Oßman, Assans Sohn, folgete auf ihn, und nachdem er ohngefehr zwölf Jahre regieret, ward er von
den Seinigen auch umgebracht, und dieses geschahe im Jahr Christi 655. |
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Aly, des Abutalib und der Fatime Sohn, wurde hierauf zum Caliphen ernennet, und regierete
ohngefehr fünf Jahre. Darauf aber gieng es ihm auch nach seiner Vorfahren Weise, nehmlich er wurde
umgebracht, und dieses durch Abdurrhaman, im Jahr Christi 660. |
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Nach ihm folgen bis auf das Ende des siebenten Jahrhunderts |
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- Hasen, Aly Sohn,
- Moaxias, Ophans Sohn,
- Moabias oder Mahomet, des Abusophian
Sohn,
- Jesid, oder Hirid, sein Sohn,
- Maula, Muthar, Marran
- und Abdelmelech, des Marran
Sohn
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Im achten Jahrhundert wurden zu Caliphen gemacht |
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- Ulid, Abdelmelechs Sohn,
- Sulciman, als Abdelmelechs Sohn, des Ulid Bruder,
- Omar, des
Abdulaz Sohn,
- Jesid oder Hirid, des Omar Vetter,
- Hevjam oder Iscan, des Jezid Bruder,
- Abraham
oder Ibrahim, des Walid Sohn,
- Marman
- und Mahomet.
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In dem neunten Jahrhundert waren diejenigen Caliphen, die auf den Abdalla folgen, |
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- Abdalla der andere, Aron,
- Mahomet,
- Abdalla der dritte
- und Mahomet.
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Dazumahl waren viele Factionen unter den Saracenen, also daß man keine
Ordnung der Saracenischenen
Fürsten findet bis aufs Jahr 1400 nach Christi Geburt. Derowegen machten die Türcken oder
Turcomannen einen
König unter sich selber,
welchen sie Sadoc oder den Gerechten nenneten. Sadoc machte Persien und Syrien seinem Reiche
Zinßbar, und hinterließ zum Successor Dogriz, welcher Mesopotamien und Silicien dem Kayser von
Constantinopel abgenommen. |
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Aspalam folgete auf seinen Vater. Er sendete seinen Enckel Solyman in Cappadocien, welcher ihm
schier gantz klein Asien mit seinen Waffen unterthänig gemacht. Darauf grif er Gottfried von Bouillon,
General der
christlichen Armee, im Jahr 1097 an.
Und als er endlich die Stadt Jerusalem defendirte, wurde er von eben diesem Gottfried
überwunden. |
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Melechla, Aspalams Sohn, folgete auf seinen Vater, schickte Arthot Sultan in Mesopotamien, und
Solymann nach Antiochien, welches sie mit gewafneter Hand einnahmen, und ließ seinen Sohn
Belchiarot zum Successoren. Als aber dieser ohne Erben gestorben, ist das Türckische Reich von vielen
Fürsten aufs neue zertheilet worden, von welchen in den
Büchern der
Kriege, so die
Christen im Oriente geführet haben, offt
Meldung geschicht. |
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In dem zehenden Jahrhunderte fieng die Türckische Mo- |
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{Sp. 1632} |
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narchie an wieder lebendig zu werden. Denn Osmann oder Ottomann, Ertuculis Sohn, (dessen
Vor-Eltern über sich zu steigen, diese waren: Solyman, Cabielpe, Cusulbag, Bainder, Oicoluc,
Baisunger, Bakis-Aya, Ciaces-Aya, Toctemur, Versajob, Giokelpe, Ogus, Carachan, Cutbuzecce und
Lecrac) legte durch seine
Klugheit und Großmüthigkeit das
rechte Fundament des Türckischen Reichs, und von ihm wird die
Familie der Türckischen Kayser
die Ottomanische genennet. |
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Nachdem er die Stadt Bursia eingenommen, versetzte er den Sitz des Reiches dahin. Darauf nahm
er viele
Städte in klein Asien ein, eroberte
Anegra, Sebaße, und etliche andere an dem Euxinischen Meer, und fast gantz Natolien, ließ seine
Armee über den Bosphorum nach
Europa gehen und plünderte viele
Landschafften aus; Ottomann
starb um das Jahr 1327 oder 28. |
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Orcan, Urcan oder Orchanes folgete auf seinen
Vater, und war ebenfalls ein
tapfferer und
glücklicher Kriegsmann, welcher bey der
Griechischen
Kayser Uneinigkeit und innerlichen
Kriegen seine Pfeiffe im Rohre wohl zu schneiden
wuste. Seine Brüder verfolgete er, er
erweiterte die
Grentzen seines Reichs bis an
den Hellespont, unterwarf ihm Nicea, Nicomedia, Philippopoli, Gallipolii und etliche andere Städte, so
wohl als gantz Mysien, Lycaonien und Phrygien. Einige schreiben ihm zu, daß er die so genannte
Janitscharen Militz, als den Kern der Türckischen Infanterie, aufgerichtet. Er starb im Jahre 1348 oder
nach andern 1358. |
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Wegen seines Nachfolgers sind die
Scribenten nicht einig. Denn
etliche sagen, daß ihm sein Sohn Solyman gefolget. Andere aber
meynen, daß dieser noch bey des Vaters
Leben durch einen
unglücklichen Fall auf der Jagd mit
einem Pferde umgekommen, und also unmittelbar auf den Orcan dessen anderer Sohn Amurath
succediret. Wir wollen den Solyman indessen annehmen. |
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Solyman, Orcans Sohn, gieng über den Hellespont, und nahm Adrianopel, Pergamo und etliche
andere Städte diß und jenseits des Hellesponts ein, ingleichen auch noch einen
Theil von Thracien in den von einigen ihm
angesetzten zweyen
Jahren seiner
Regierung, und
starb im Jahr Christi 1360. |
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Amurath der erste, Solymans Bruder und Orcans Sohn, folgete in dem Reiche. Er schwächete den
Griechischen Kayser in vielen Schlachten, nahm Thessalonica und viele andere herrliche Städte ein,
und erweiterte sein Reich mercklich, nachdem er 37 Victorien erhalten. Etliche schreiben ihm seines
Vaters Orcans, und seines Bruders Solymans Victorien zu, u. daß er am ersten nach
Europa übergegangen. |
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Er war sehr grausam, denn er hatte seinen Sohn Siaux Schelebi erwürgen lassen, und er selber
wurde von einem gefangenen
Christen, welcher des
Grafen Lazari aus Servien
Diener ward, im 22sten nach andern 33sten
Jahr seiner Regierung endlich auch umgebracht. Dieser
Bediente des ehemahligen
Grafen Lazari in Servien, welcher Graf, in der Action mit den Türcken auf der
Wahlstadt geblieben war, hatte
den
Todes-Fall seines gewesenen
Herrns so zu Hertzen genommen, daß er, bald hernach, unter dem Vorwande, als ob er etwas mit dem
Türckischen Kayser zu
reden hätte, sich vor den Kayser
lassen ließ. |
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{Sp. 1633|S. 830} |
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Und bey dieser
Gelegenheit rächete er den Tod
seines
Herrn und erstach den
Kayser im Jahr Christi 1383 oder wie andere
wollen, 1393. Daher man seit
der
Zeit keinen fremden Gesandten
bey der Audientz mehr verstattet, mit freyen Händen sich dem Sultan zu nahen, wie wir unten hören
werden, wiewohl andere solchen
Gebrauch von Bajazeth dem Andern,
welchen ein Dervis beynahe ermordet, allererst herleiten. |
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Sonst ist er nach andern auch deswegen merckwürdig, daß er sich in Errichtung der Türckischen
Militz verdient gemacht. Dieses scheinet auch nicht ohne Grund zu seyn. Einige schreiben ihm zwar die
Erfindung der so
berühmten Janitscharen Militz zu,
davon wir unter dem Orcan schon Erwehnung gethan. Allein wir wollen jenem diesen
Ruhm nicht streitig machen, und auch
diesen die
Verdienste wegen Errichtung der
Türckischen Militz nicht absprechen. |
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Es kan seyn, daß sich dieser mehr, da jener das Fuß-Volck auf guten Fuß gesetzet, um die
Reuterey besorgt gewesen, und daß er also die sogenannten Spahi eigentlich gestifftet, und zu deren
Unterhaltung einen Theil von denen eroberten
Landen zu unterschiedlichen Timar
angewendet, wovon wir nicht undeutliche Zeugnisse in denen
Schrifft-Stellern antreffen.
Überdieses soll er sich auch zuerst eines Groß-Veziers bedienet haben. |
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An seine Stelle kam sein Sohn Bajazeth, mit dem Zunahmen Gilderum, d i. Donner-Strahl, den er
deswegen bekam, weilen er alle seine benachbarte Fürsten erschreckte, viele
Provintzen verwüstete und sich
überhaupt sehr formidabel machte. Er nahm die Stadt Icone, heutiges
Tages Cogne, ingleichen Cäsarea,
Delphis und andere ein. Ungarn und Bosnien durchstreifte er, und überwand im Jahr Christi 1396 den
König in Ungarn Sigismund in einer Schlacht, bekam auch den Grafen von Nevers, des
Hertzogs von Burgund Sohn,
gefangen, welcher aber wieder rantzioniret wurde. Es sollen in derselben Schlacht 20000
Christen und 60000 Türcken geblieben
seyn. |
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Endlich belagerte er Constantinopel. Aber weil der Tartar Tamerlan in Natolien einfiel, befand er vor
gut, die Belagerung wieder aufzuheben, und ihm bey Anegra entgegen zu ziehen. Daselbst aber ward er
bey dem Berge Stolo totaliter geschlagen und nebst seiner Gemahlin gefangen und verlohr also
Reich und
Freyheit. |
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Er muste hierauf ein elendes
Leben in einem eisernen Kefich
führen, und dem Tamerlan vor einen Fuß-Schemmel, wenn er zu Pferde sitzen wolte,
dienen, ja er
muste selbst mit ansehen, wie seine
Gemahlin dem Tamerlan bey der Tafel gantz nackend aufwarten und das Trincken darreichen muste.
Daher auch die Türckischen Kayser seit diesem bis auf Solymann den Grossen keine rechte Gemahlin
geheyrathet, sondern sich nur mit
Kebs-Weibern beholffen, damit ihnen
dergleichen Affront künfftig nicht mehr wiederfahren
möchte, wiewohl andere noch andere
Ursachen davon
angeben. |
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Nachdem er aber etliche
Jahre in solchem elenden
Zustande zugebracht, wurde er
so unsinnig, daß er den
Kopff wieder das Eisen
stieß, und sich also selber umbrachte, im Jahr 1400, oder wie andere sagen im Jahr 1403. Er hat sechs
Kinder gehabt, nehmlich Mustapha,
Scheleby |
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{Sp. 1834} |
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welcher in eben der Schlacht, darinnen sein Vater gefangen worden, umgekommen, Isa oder
Josue-Scheleby, Emyr-Solyman, welchen andere Muselman, Musa, oder Moyse-Scheleby, Sultan
Mahomet, und Casan-Scheleby nennen. |
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Josue nahm nach dem
Tode seines
Vaters das
Reich ein, richtete das
zerstreuete wieder auf; wurde aber von seinem Bruder Musa gefangen und umgebracht, im vierten
Jahre seines Reiches. |
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Emyr-Soliman oder Musulman wurde zu Adrianopel zum
Kayser ausgeruffen, verfolgete
seinen Bruder Moyse, führete anfänglich
glückliche
Kriege, fiel aber endlich gantz in
Wollüste, und wurde im 1411 Jahr Christi,
als in dem 7 seiner
Regierung umgebracht. |
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Musa oder Moyse-Scheleby folgete auf seinen Bruder, verrichtete viele tapffere
Thaten, ward endlich durch
Verrätherey von seinem Bruder Mahomet gefangen, und auf dessen
Befehl im dritten Jahre seines
Reichs erwürget. |
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Endlich setzte Mahomet, Bajazets Sohn, das Türckische Reich wieder in seinen
alten
Stand, brachte Pontum,
Cappadocien, und andere
Provintzen unter sich: nahm
Natalien wieder ein; bemächtigte sich Servien, Bosnien, der Walachey, und eines Theils von Epirus und
Macedonien, verlegte den Kayserlichen Sitz von Barsa nach Constantinopel, da er im 1422 Jahre seines
Reichs gestorben ist. |
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Amurath der Andere, Mahomets Sohn wurde hierauf zum Kayserthum erhoben. Dieser that sich
mit neuen Victorien hervor, nahm Thessalonica, Sophia und viele andere Städte ein, brachte das gantze
Morea und einen Theil von Spirus unter sich; schlug den König Uladislaus von Ungarn im Jahr 1344 bey
Varna; zwang den Johannem Castratiotam, ihm die Stadt Croya und seine
eigene
Kinder zu überliefern, von welchen
Scanderbeg, der tapfferste Kriegs-Held seiner
Zeit, den Türcken viele Schlachten
abgewonnen, und ihnen sein väterliches Erbgut wieder abgenommen: also, daß Amurath selber vor
Bekümmerniß im 1451 Jahre und 30 seines Reichs den
Geist aufgab. |
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Mahomet der Andere, des Amuraths und der Irene
Sohn, nahm das Reich im 20 Jahre
seines
Alters an. Zwey Jahre nachhero, als
1453, gieng er vor Constantinopel, belagerte es, und bekam es ein. Er nahm viele Züge vor wieder die
Griechen, Hungarn, Siebenbürgen, Venetianer, und andere. Und nachdem er sein Reich mit vielen
Städten und Provintzen vermehret,
starb er im Jahre Christi 1481 im 31 seines Reiches zu Nicomedia. |
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Bajazeth der Andere, Mahomets Sohn, verjagte seinen Bruder Zemi, und succedirte seinem Vater,
bemächtigte sich vieler Städte, als Tarsis in Cilicien, Lepantho, Burazzo, und vieler andern, die unter des
vorigen Regierung vom Peloponnes noch übrig geblieben, und wurde endlich mit Giffte hingerichtet, wie
man davor hält, von seinem Sohne Selim, dieses geschahe im Jahre Christi 1512, im 30 seines
Reichs. |
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Selim, Bajazeths Sohn, brachte seine zwey Brüder Corcut und Achmat um, ingleichen seine sieben
Enckel, zog folglich das Reich an sich, nahm Tauris, die Haupt-Stadt in Meden ein, eroberte gantz
Egypten und Syrien, nachdem er ihre Könige überwunden. Als er nun wieder umgekeh- |
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{Sp. 1635|S. 831} |
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ret nach Constantinopel, und von dar nach Adrianopel gegangen, starb er im Jahr Christi 1520, als
in dem 9 seines Regiments. |
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Soliman, Selims Sohn, folgete seinem Vater, trieb die unter ihrem Ober-Haupt dem Gazelles
rebellirende Mamelucken in Syrien zu
paaren; belagerte alsobald Belgrad in Pannonien, eroberte es im Jahr 1522. Das daraus folgende Jahr
nahm er die
Insel Rhodis ein, und andere Städte in dem
Archipelagus, ingleichen viele Städte in Ungarn, als Ofen, Stul Weissenburg und Gran; er bemächtige
sich der Stadt Babylon, Van in Armenien, Tripoli in Syrien und viel anderer. |
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Und was noch mehr ist, so belagerte er zu gleicher Zeit die Insel Maltha, mit einer grossen Kriegs-
Flotte, und Wien, die
Haupt-Stadt in
Österreich mit einer grossen
Armee. Allein er wurde gezwungen, alle beyde Belagerungen aufzuheben, und starb im Jahr 1566 den 4
September, im 46 Jahr seiner
Regierung. |
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Selim der Andere, Solimans Sohn, folgete seinem Vater im Reiche, im 42 Jahre seines Alters. Er
nahm die Insel Cypern und etliche andere den Venetianern gehörige Städte ein, im Jahr 1571, wie auch
Goletta, so den Spaniern zuständig im Jahr 1574: allein im Jahr 1572 den 17
October ward seine Flotte, welche in
ohngefehr 300 Galeeren bestund, gäntzlich geschlagen, nehmlich in der
berühmten Schlacht bey Lepantho,
worinnen 25000 Türcken umkamen, 4000 mit ihrem General gefangen wurden, und dadurch 14000
Christen aus der Sclaverey erlediget. Er
starb im Jahr Christi 1575 im 9 Jahre seines Königreichs. |
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Amurath der Dritte, kam 1575 nach Selimus dem Andern zur
Regierung. Dieser Amurath
gieng niemahls zu Felde, sondern hieng zu
Hause der
Wollust nach. Denn seit dem Bajazeths
des erstern Gemahlin von dem Tamerlan so schimpflich war gehalten worden, so bunden sich die
Türckischen Sultane so genau an keine
Person; sondern eine
Concubine ward bey ihnen so hoch
gehalten, als die andere, und bey denen immerwährenden Abwechselungen wurde der Exceß
vergrössert. |
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Hierzu kam auch dieses, daß Mahomet in seinem
Gesetze befohlen, daß
sich niemand zu keiner andern
Weibsperson halten
solte, wenn er sich nicht vorhero gebadet
hätte. Denn weil sich Amurath bey so gestalten Sachen gar offte baden muste, so wurde dadurch seine
gantze
Natur ruiniret. |
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Unterdessen aber ließ er seinen Groß-Vezier zwey auswärtige
Kriege in Persien und Ungarn führen.
Den Persianischen Krieg fieng er im Jahr 1576 an, und ließ sich einen Türckischen Pfaffen darzu
bereden, welchem geträumet hatte, als wenn er Amurathen in Persien triumphiren sähe, und als wenn
am Divan, das ist das
Gebäude, darinnen
geheimer Rath gehalten
wird, die
Worte stünden: Amurath,
Überwinder der Perser! Doch der Persische König brauchte den
Vortheil, daß er allemahl sein
Land selber verwüstete, daß die Türcken,
wenn sie hinkamen, nichts zu fressen funden, und endlich 1588
Frieden machen musten. |
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In diesem Persianischen Kriege wollen sich die
Europäischen Tartarn am
schwartzen Meere zu den Persern schlagen: Aber Amurath trieb sie zu paaren, und setzte einen neuen
Chan, oder
Fürsten |
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{Sp. 1836} |
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über sie, welcher den Groß-Sultan vor seinen Ober-Herrn erkennen
muste. Solches geschah im Jahr 1584,
und seit dem ist die Europäische Tartarey beständig unter dem Türckischen Joche geblieben. |
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Der andere
Krieg ward im
Jahr 1590 mit den
Christen in Ungarn angefangen, und
zwar aus folgenden
Ursachen: Oben
in Dalmatien, wo die
Österreichische
Festung Zeng gelegen ist,
wohneten die Uschochi, ein räuberisches
Volck, welches denen Türcken in
Croatien grossen
Schaden zufügete. Weil nun dem
Römischen
Kayser
Schuld gegeben wurde, als wenn er
dazu mit
Fleiß durch die Finger sähe; so ward daher
eine Ursache zum Kriege gleichsam vom Zaune gebrochen. Wiewohl vielmehr der Groß-Vezier Sinan
daran Schuld war, welcher die
Unordnung unter der Türckischen
Militz sahe, und dessentwegen dem Sultan den
Rath gab, er solte seiner Armee
Christen-Fleisch zu essen geben; wo nicht, so würde sie sich selber auf Türckisch Fleisch zu Gaste
bitten. |
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Dieser Ungarische Krieg hat unter drey Türckischen Kaysern funfzehen Jahr nach einander
gewähret, und ist der
Anfang unter Amurath dem Dritten, der
Fortgang unter Mahomet den Dritten, der Ausgang aber unter Achmet dem Ersten gewesen. Das
wichtigste, das zum Anfange dieses Krieges unter Amuraths Regierung vorgieng, war die Eroberung der
unvergleichlichen Festung Raab. Denn dieselbige übergab der Graf von Hardeck im Jahr 1594 den
Türcken ohne alle
Nothwendigkeit, deswegen ihm auch zu Wien davor der
Kopff vor die Füsse geleget
wurde. Bald darauf
starb Amurath der Dritte, welcher
länger hätte
leben können, wenn er sich in der
Wollust gemäßiget hätte. |
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Mahomet der Dritte, weil er seinen 19 Brüdern nicht viel
gutes zu trauete, ließ beym Antritt seiner
Regierung allen das
Leben nehmen. Und weil er nicht
wuste, ob von seines
Vaters
Kebs-Weibern etliche möchten
schwanger seyn, so ließ er dieselben alle im
Meere ersäuffen. Hierauf setzte er den
Krieg in Ungarn, welchen sein Vater
angefangen hatte, persönlich mit abwechselndem
Glücke fort. Denn im Jahr 1595 eroberte
der
Christliche General von Mannsfeld die
Festung Gran, und schlug den
Türckischen Entsatz. Als er aber vor Durst unreif Obst gegessen hatte, starb der trefliche Held an einem
Durchfall. Hingegen im Jahr 1596 eroberten die Türcken Erla, und schlugen die Christen aus dem Felde,
welche sich den Sieg dadurch aus den Händen
spielen liessen, weil sie
allzuzeitlich auf die Beute fielen. |
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Ferner im Jahr 1598 eroberte der Graf Schwartzenberg die Festung Raab durch eine Kriegs List.
Denn weil er Kundschafft hatte, daß aus Ofen Proviant ankommen
solte, gab er sich davor aus und ward in
der
Nacht in die
Festung gelassen. Zum Andencken ließ er
einen steinern Hahn über das Thor setzen, und darüber die
Worte einhauen: |
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Wenn dieser Hahn wird krehen,
Soll Raab wieder übergehen. |
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Hingegen kam im Jahre 1600 die schöne Festung Canischa durch Verrätherey des
Commendantens, George Paradiesers, den Türcken in die Hände, |
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{Sp. 1637|S. 832} |
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deswegen ihm auf
Befehl des
Kaysers zu Prag die meyneidige
Hand, und der unchristliche
Kopf abgehauen ward.
Wiederum 1601. eroberten die
Christen die
Festung Stul-Weissenburg, wobey
sonderlich der General Roßwurm, seine Tapfferkeit sehen ließ. Doch eben dieser Roßwurm ließ das
folgende Jahr Proviant in Ofen folgen, und machte dadurch die Belagerung der Christen zu nichte,
weswegen er auch zu Prag enthauptet ward. |
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Als nun Mahomet der Dritte die
Lust im Kriege einigermassen gebüsset
hatte; so hieng er nach dem
Exempel seiner Vorfahren der
Wollust nach, und ließ seine Lieblinge
und
Concubinen im
Regimente machen, was sie
wolten, so lange bis endlich
1603. ein gefährlicher
Tumult darüber entstand, daß die
Kaiserliche
Residentz, welche Türckisch Serai,
Frantz. Serail, Ital.
Seraglio
genennet wird, etliche
Tage nach einander mit mehr als 30000.
von aufrührischem
Gesinde besetzet war. Der
Tumult war auch nicht eher zu stillen, als bis Mahomet diejenigen zum
Tode verdammete, welche die Aufrührer bald
Anfangs zur
Strafe verlanget hatten.
Es ward auch ein Kayserlicher Printz Mahomet blos darüber stranguliret, weil seine
Mutter Zeit währenden
Tumults einen Sternseher gefraget hatte, ob dieser ihr Sohn dem Vater succediren würde oder
nicht. |
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Weil man nun angemercket hatte, daß die
öffentlichen Wein-Häuser in
Constantinopel zu diesem Auflauff viel
Gelegenheit gegeben hatten, weil sich
die
Rebellen darinnen hatten mit einander
bereden können, so ward ein
Befehl
publiciret, daß noch
denselbigen
Tag aller Wein in
gantz Constantinopel ins
Meer muste gegossen werden, ob sich der
Schaden gleich auf zwey Millionen
belief Denn an diesem Tumulte konnte man sehen, warum Mahomet, der Vater der Türckischen
Religion, das Weintrincken so scharf verbothen hatte. Kurtz darauf starb dieser Kayser Mahomet der
dritte im Jahr 1603. an der Pest oder wenigstens an einer Kranckheit, die der Pest nicht unähnlich
war. |
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Achmet der erste, des vorigen Nachfolger und Sohn, schlug seinem Vater in allem
Bösen nach. Dahero es in dem
Türckischen Reiche von
Tage zu Tage schlimmer ward; wiewohl er
von andern als ein
gerechter und gütiger
Mann beschrieben wird, der seinem
Bruder Mustapha verziehen, und so gar zu seinem Nachfolger erkläret haben soll. Er setzte zwar sowohl
den Persischen, als Ungarischen Krieg fort, und eroberte das Jahr 1605. die Festung Gran, mehr durch
Nachläßigkeit der
Christen, als durch Tapferkeit der
Türcken. |
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Als er aber merckte, daß es auf allen Seiten an guten Officirern fehlete, so beschloß er mit allen
seinen Feinden
Friede zu machen, welches auch
im Jahr 1606. mit den Christen, und 1615. mit den Persianern ins
Werck gesetzet wurde. Der Friede
mit den Christen ist sonderlich merckwürdig, weil darinnen aller
Streit wegen des Kayserlichen
Titels aufgehoben wird.
Denn da sonst die Türcken nicht gestehen wolten, daß der Griechische Kayser Nicephorus sich jemahls
mit Carl dem grossen deswegen verglichen hätte, und dannenhero den Römischen
Kayser, Deutscher Nation vor
keinen occidentalischen Kayser erkennen
wollen; So ward hiermit |
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{Sp. 1638} |
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die
Sache aus dem
Grunde dergestalt gehoben, daß
hinführo zu beyden Seiten nicht nur der Kayserliche, sondern gar der Brüderliche Tittel solte
gebrauchet werden. Er
starb den 11
November 1617. im 14
Jahre seiner
Regierung. |
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Nach diesem folgete Mustapha, des vorigen Bruder. Er hatte bis anher im Gefängniß gesteckt,
darinnen er aber gantz tumm und unverständig geworden war. Weil aber des Bruders Söhne noch jung
waren, so hatte Achmet selber gerathen, daß man den Bruder erstlich auf den Thron setzen solte. Als er
nun oftmahls die kostbarsten Sachen zum Fenster hinunter warf, auch einem Bettler einen Brief an den
Römischen Kayser zu bestellen gab, in welchem er denselben nach Constantinopel invitirte, mit der
Versicherung, daß er ihm sodann das Occidentalische Kayserthum abtreten wolte; so merckte man
wohl, daß es mit seinem Gehirn nicht recht bestellet war, und wanderte deswegen mit ihm wieder nach
dem Gefängnisse zu. Wiewohl er fünf Jahr darnach dennoch wieder auf den Thron erhoben ward. |
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Osmann, des Kaysers Achmets des ersten Sohn, folgete hierauf im Regiment. Er war ein Printz
von 16 Jahren, als er die Regierung antrat, und also
Alters wegen nicht im
Stande einem solchem
Reiche vorzustehen Zu
seiner
Zeit hatten die Cossacken
allerhand Räuberey auf Türckischem
Grunde und Boden verübet.
Und weil die Pohlnische Republique keine Satisfaction davor schaffen wolte, so ward im Jahr 1629. der
Krieg wieder Pohlen beschlossen. Der muthige Osmann gieng im 19 Jahre seines Alters selber mit zu
Felde. Weil er aber noch keine
Kriegs-
Erfahrung hatte, so lief die
Expedition gar
übel ab. Vor dem Abzuge ließ er seinen
Bruder Mahomet, stranguliren, damit er ihm unterdessen keine Händel machen möchte. In währendem
Marsche baten ihn vier Türckische Mönche um ein
Allmosen. Darüber ward sein
Pferd scheu, und taumelte sich dergestalt mit dem Kayser, daß ihm der Turban vom
Kopfe herunter fiel. Weil nun
alsobald ein böses Omen daraus geschöpfet ward, so ließ er die 4 Mönche gleich in Stücken
zerhauen. |
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Die Türckische Armee bestund in 400000
Menschen, und muste 60000
Gezelte und einen
Platz 4 Meilen haben, wenn sie sich lagerte.
Der Pohlnische Printz Vladislaus, aber hatte nur 80000 Pohlen, mit welchen er sich aber dergestalt
verschantzet hatte, daß ihm die Türcken nicht beykommen konnten. Osmann wolte darüber gantz
rasend werden, daß er seine
Macht nicht brauchen konnte,
und ließ deswegen das Pohlnische Lager bey Cochin oder Coczin einmahl über das andere stürmen.
Nachdem aber bey
unterschiedenen Anläufen
ohngefehr 60000 Türcken ins Graß gebissen hatten, so lernete er mit seinem
Schaden allmählig
verstehen, daß es mit der blossen
Menge nicht allemahl ausgerichtet sey. |
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Endlich fiengen die Janitscharen an zu murren, und wolten zwar mit Menschen, aber nicht mit
Wällen und Mauren fechten. Als nun Osmann merckte, daß er seiner
eigenen Armee nicht gewachsen
war, nahm er mit den Pohlen
Friedens-
Tractate vor, und wickelte sich
aus dem
Kriege, so gut er nur konnte So bald er
nach
Hause kommen war, befand er vor |
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{Sp. 1639|S. 833} |
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gut, seine
Residentz nach Asien zu verlegen,
damit er sich dieser
ungehorsamen
Armee entschütten, und in Syrien und Egypten andere Völcker annehmen könte. Zu dem Ende suchte er
erstlich die schwürigen
Gemüther derer Soldaten
durch Spendagen zu besänftigen, welches aber nunmehro zu späte war. Und hernach gab er vor, als
wenn er eine Wallfahrt zum Grabe des heiligen Mahomets in Arabien
thun wolte, damit er nur mit
Manier dieser Armee aus den Hände käme. |
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Allein die Soldaten rochen den Braten, und je mehr sie spendiret bekamen, desto mehr wurden sie
insolent; ja endlich kündigten sie Osmannen den
Gehorsam gar
auf, und setzten den bisher incarcerirten Mustapha, Osmanns Vaters Bruder wieder auf den Thron. Als
nun dieser das andere mahl den Thron bestiegen, so war er im Gefängnisse so verhungert und
verdurstet, daß er kaum gehen konte. Nichts destoweniger muste er par force ein
Kayser seyn. |
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Die Soldaten brachten den gefangenen Osmann vor ihn, daß er ein
Urtheil über ihn
sprechen solte. Weil er
aber vor Unverstande nicht
wuste, was er
sagen
solte, und nur die Hände zusammen
drückte, so
meyneten die Soldaten, er wolle Osmann
gefangen gesetzet haben, und brachten ihn dannenhero in die sogenannten sieben Thürme. Es fanden
sich aber bald Leute, welche dem Mustapha riethen, daß er diesen Osmann sobald solte stranguliren
lassen. Und das geschah auch, ob sich gleich Osmann so wehrete, daß sie ihm kaum den Strick über
den Halß bringen konnten Und das war der erste Türckische Kayser, der von seinen
eigenen Leuten ermordet worden.
Daraus man den verwirrten
Zustand damahliger
Zeiten deutlich abnehmen
kan. |
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Der Groß-Vezier wolte nun den armseligen Mustapham gerne auf dem Throne behaupten, und
sprengete dannenhero aus, als wenn er vor sonderbarer Heiligkeit so wunderliche Geberden hätte, wolte
auch daraus ein Wunderwerck machen, daß gleich bey seiner Erhöhung auf den Thron, die Theurung im
Türckischen Reiche nachgelassen hätte. Allein der Mufti, machte allein diese Anschläge zu nichte, und
disponirte die aufsätzigen Soldaten dahin, daß sie den Mustapha, mit dem sie ohnedem nichts anfangen
konnten, zum andern mahle wieder ins Gefängniß verwiesen, und sich einen neuen Kayser
wehleten. |
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Einige erzehlen, daß dieser Mustahpa
anfangs das
Reich freywillig seiner
Mutter übergeben, weil er sich
dazu vor untüchtig befunden. Zu seiner Zeit habe der
König in Persien, Abbas,
Babylon hinweg genommen, und weil ein grosser
Lermen im Reiche geworden, sey er willig
völlig davon abgestanden, und habe sich in
ein Privatleben, im
Monat
September 1623. begeben. |
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Amurath der Vierdte, wurde hierauf zum Kayser
erwehlet. Er war nur funfzehen Jahr alt,
als er die Regierung antrat, und weil sich bisher die Militz ziemlich
ungehorsam
gegen den Groß-Sultan erwiesen hatte, so nahm sich dieser vor, ihren Hochmuth zu demüthigen, und
regierete deswegen so strenge und
tyrannisch, als keiner vor ihm
gethan hatte. Wenn ihm das
Essen nicht schmecken wolte, so ließ er alsobald den Koch aufhencken. Ein
Kauffmann hatte nur durch
ein |
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{Sp. 1640} |
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Perspectiv von seinem
Hause in den Kayserlichen Pallast
gesehen, darüber ward er alsobald auf seinen
Befehl zum Fenster hinaus
gehangen. Ein
Medicus discourirte von den
Würckungen des Opii, den
zwang er alsobald, daß der
arme
Mann an sich selber die Probe
machen
muste. Sein Bruder machte ihm ein
Compliment, weil es aber zu
klug gerathen war, so ließ er ihm
denselben
Tag noch stranguliren. Dadurch setzte er
sich in solche Autorität, daß die Pagen flugs zum Fenster her unter sprungen, wenn dem Kayser etwas
entfallen ward, damit sie ihm nicht etwan durch Verweilung zum
Zorne reitzen
möchten. Ja als sich der Mufti unterstund
dem Kayser in etlichen Dingen zu wiedersprechen, ließ er denselben ohne alle
Gnade und Barmhertzigkeit stranguliren,
welches das erste
Exempel war, so lange Mahomets
Religion gestanden hatte. |
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Mit den
Christen hat dieser Kayser keinen
absonderlichen
Krieg geführet. Denn die
Siebenbürgischen Händel lohneten sich nicht der
Mühe. Hingegen wandte er seine
Macht nach Persien. Er
schickte drey grosse Armeen Babylon wieder einzunehmen: Aber die zwey erstern wurden fast gantz zu
nichte gemacht, und musten unverrichteter Sache wieder umkehren. |
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Die dritte, dabey der Groß Türcke selber war, nahm 1638. Babylon ein, vielmehr durch Verrätherey,
als durch
Macht. Dabey ohne
Unterscheid alles niedergehauen
wurde, von welcher Zeit an numehro diese Stadt Bagdad ist
genennet worden, welche auch bis auf
den heutigen Tag in Türckischen Händen geblieben ist. Dieser rächete den
Tod seines Bruders und ließ viele
von den Seinigen umbringen. Er war ein grosser Christen-Feind, und starb im Jahr 1639. plötzlich,
nachdem er Babylon erobert hatte, und von der Expedition wieder nach Hause gekommen war. |
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Ihm folgte, Ibrahim, des vorigen Kaysers Amuraths des vierdten Bruder welcher mit allen seinen
Concubinen keinen
Sohn hatte
zeugen können. Die andern
Brüder waren alle hingerichtet, und wenn Ibrahim nicht bucklicht und gebrechlich gewesen wäre, so
möchte er schwerlich diese
Ehre erlebet haben Er hatte
albereits vier Jahr im Gefängniß gesessen, und als er auf den Thron solte gesetzet werden, so muste
man vorher das Gefängniß erbrechen, weil er von dem Tode seines Bruders keine Nachricht hatte, und
sich also vor dem Strange furchte. |
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So bald er den Thron bestiegen hatte, ergab er sich gantz und gar den
Wollüsten, und hielt Leute, welche durch
gantz Constantinopel, die schönsten
Weibs-Personen in den
Badstuben aussuchen musten. Endlich
stuprirte er des Mufti
Tochter wieder ihren
Willen, welches den Vater dergestalt
verdroß, daß er die Janitscharen auf seine Seite kriegte, und den Kayser Ibrahim im Jahr 1648.
stranguliren ließ. Unter seiner Regierung fieng sich im Jahr 1645. der blutige Krieg mit Venedig an,
welcher gantzer zwölf Jahre mit grossem Blutvergiessen geführet wurde. |
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