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Zedler: Zufriedenheit [5] HIS-Data
5028-63-1115-4-05
Titel: Zufriedenheit [5]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 63 Sp. 1158
Jahr: 1750
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 63 S. 592
Vorheriger Artikel: Zufriedenheit [4]
Folgender Artikel: Zufriedenheit [6]
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Übersicht
VI. Mittel, die Zufriedenheit zu erlangen. (Forts.)
 
(2) Die eigene Mittel zur Zufriedenheit. (Forts.)
 
(b) Die Vergleichung des Guten und Bösen, als das zweyte eigene Mittel der Zufriedenheit. (Forts.)
 
(γ) Vergleichung der Freyheit und Gefängniß.
(δ) Vergleichung der öffentlichen Ämter und des Privat-Lebens.
(ε) Vergleichung der Schönheit und der schlechten Gestalt.
(ζ) Krieg, Pest, Kranckheit und Tod.
(c) Der Vorschmack der Seeligkeit, als das dritte eigene Mittel der Zufriedenheit.

  Text Quellenangaben
  (γ) Vergleichung der Freyheit und Gefängniß.  
  Wenn wir Freyheit und Gefängniß mit einander vergleichen, so finden wir auch viel unvermuthete Gleichheit des Guten und des Bösen.  
  (1) Ein unschuldig Gefangener (denn von diesem ist vornehmlich die Rede, weil die andern ihre Noth verdienet haben) kan nicht jedermann sprechen, wie er will. Davor können ihn auch die Narren nicht überlauffen, und die Zeit verderben, welches eine nicht geringe Noth anderer ist: zu dem werden auch die Boshafftigen von ihm, durch Hülffe der Obrigkeit abgehalten: und man kan sich fast kein besser Leben wünschen, als ohne Narren und boßhafftigen Menschen zu seyn.  
  (2) Der Gefangene kan nicht spatzieren gehen. Dieses können auch die in der Freyheit lebende gemeiniglich, den gantzen Winter, nicht.  
  (3) Offt kan der Gefangene das Tage-Licht nicht sehen. Desto besser kan er dencken, und seinen Verstand und Willen, vielmehr dadurch bessern, als durch das Tage-Licht: denn durch das Dencken kömmt man allezeit seiner wahren Glückseligkeit näher, als durch das Sehen.  
  (4) Der arme Gefangene wird mit Wasser und Brod gespeiset. Dieses ist das eintzige Mittel vors Podagra, welches vielmehr schmertzet, als alles Gefängniß.  
  (5) Aber sein Magen kan dadurch geschwächet werden. Nicht mehr, als durch den Überfluß: also ist er noch in keiner grössern Gefahr, als darinnen alle grossen Herren sind.  
  (6) Die düstere Lufft des Gefängnisses macht, daß er gar leicht in Geschwulst und Wassersucht verfällt. Hingegen ist er sicher vor den hitzigen Fiebern, die aus der freyen Lufft entstehen, und vielmehr tödten als Geschwulst und Wassersucht.  
  (7) Der Gefangene kan mit seiner Geschicklichkeit dem gemeinen Wesen nicht dienen. Was vor Noth ists dann, daß er vor andere Leute nicht mehr, wie vorhero zu arbeiten verpflichtet ist?  
  (8) Aber er könnte dem gemeinen Wesen grosse Dienste thun, wenn er frey wäre. Das mögen diejenigen verantworten, die ihn haben setzen lassen.  
  (9) Doch er betrübt sich darüber, daß er der Welt nicht dienen kan. Das kan er thun, wenn er Lust an Betrübniß, und vergeblichen Dingen hat.  
  (10) Der Gefangene darff mit seinen Weib, Kind, und guten Freunden, nicht sprechen. Desto besser kan er mit GOTT, und seiner Seelen sprechen, welche über Weib, Kind und Freunde sind.  
  (11) Der Gefangene betrübt sich, daß er seine Kinder nicht wohl auferziehen kan. Wenn das vernünfftig ist sich über Dinge betrüben, die man nicht kan so wird er sich auch in der Freyheit zu tode kräncken müssen.  
  (12) Der Gefangene hat den Tod zu gewarten. Der Tod ist der Seeligkeit näher, als das Leben.  
  (13) Aber er ist auch der Unglückseligkeit näher. Dieses ist nur eine Gefahr vor die Bösen.  
  (14) Der Gefangene wolte gerne sterben, aber er muß arbeiten. Das ist seiner Gesundheit viel zuträglicher, als wenn er im Gefängniß müßig sässe.  
  (15) Er muß sich noch darzu Schläge geben lassen. So offt ihm dieses wiederfähret, muß er gedencken, daß, wenn er ausser dem Gefängniß des  
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  Abends Händel hätte, er eben so viel Schläge bekommen könnte.  
  (16) Aber da könnte er klagen, das kan er im Gefängniß nicht thun. So könnte er auch, nachdem 100 Rthlr. Unkosten aufgelauffen, durch ungerechte Richter, böse Advocaten, oder falsche Zeugen, seine Sache verlieren, von dieser Gefahr ist er im Gefängniß auch frey.  
  (17) Jetzt soll der arme Gefangene seinen Kopf hergeben. Wenn er natürliches Todes stürbe, so müste sein Hertze dran: und was kan das machen, ob man am Kopfe, oder am Hertzen stirbt.  
  (18) Er soll gehenckt, gerädert, mit glüenden Zangen geknippen werden. Das wird ihm nicht weher thun, als wenn ein vornehmer Herr einen eintzigen Tag das Podagra hat.  
  (19) Doch dieses scheint unerträglich, daß alle Welt glaubet, ein unschuldig Gefangener sey schuldig. Wer kan es aber begehren, daß die meisten Menschen recht urtheilen sollen.  
  (20) Man glaubt ein unschuldig Gefangener sey nicht mehr würdig zu leben, und dieses kränckt. Es kan niemand kräncken, als diejenigen, welche glauben, daß leben eine Glückseeligkeit sey. Eine wahrhafftige grosse Beschimpffung wäre es, welches bey der eitel-gesinneten Welt, offt ein hertzlich wohlgemeynter Wunsch ist, wenn man glaubte und sagte, ein Mensch verdiene ewig in dieser Welt zu leben: als welches, bey rechter Betrachtung, doch nichts anders heissen könnte, als daß er werth sey, ewig zwischen Furcht und Hoffnung zu schweben, und von der Seeligkeit entfernet zu bleiben.  
  (21) Doch jeder Mensch will lieber leben, als sterben. Mit nichten: das will der Mensch nicht, sondern es ist ein Trieb von dem menschlichen Thiere, das ist von dem thierischen Wesen, das im Menschen und Vieh zugleich sich befindet.  
  (22) Ist denn nun der Gefangene vielleicht gar glückseliger als andere Menschen. Es ist genung, daß, wenn er Verstand und Tugend hat, er gar nicht, oder doch nicht viel, unglückseliger ist, als ein Freyer, der auch verständig und tugendhafftig ist: und wenn dieser es nicht ist, so behält unser Gefangener allezeit noch den Vorzug.  
  (δ) Vergleichung der öffentlichen Ämter und des Privat-Lebens.  
  Pomponius meynt so viel Geschicklichkeit, als andere zu haben, und klagt, daß er zu keinem öffentlichen Dienste gelangen kan. Er solte sich auch wohl vielmehr über den Wohlstand seines Vaterlandes erfreuen, daß es so voll von geschickten Leuten ist, daß die Reihe einer öffentlichen Beförderung an ihn nicht kommen kan.  
  (2) Er wolte aber gerne dem Vaterlande auch dienen. So lange noch die Privat-Dienste offen stehen, bey welchen er, durch Fleiß und Geschicklichkeit, sein eigener Patron und Beförderer seyn kan, so hat er Gelegenheit dem Vaterlande so gut, als andere, zu dienen.  
  (3) Allein es ist nicht so viel Ehre bey diesen Privat-Diensten. Von der äusserlichen laß ichs gelten, was die innerliche u. wahre Ehre aber anbelanget, dürffte sich noch viel Zweiffel finden. Denn es ist durchgängig bekannt, daß mancher, der von einem öffentlichen Dienste sein Brod haben muß, er mag es geschickt oder ungeschickt verwalten, Noth und Hunger leiden würde, wenn er, wie andre, durch seine Geschick-  
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  lichkeit sich bey Leuten beliebt machen, und davon leben solte.  
  (4) Vielleicht aber ists eine grössere Ehre bey vornehmen Beförderen beliebt zu seyn, als bey geringen Leuten. Nicht ein jedweder der einen öffentlichen Dienst hat, darff sich damit schmeicheln: denn man weiß, daß vieler Beförderung nicht von der Gunst ihrer Patronen hergekommen, sondern von deren Ungedult, die ungestümen Dienst-Schwärmer endlich loß zu werden.  
  (5) Es ist doch Pomponio einiger massen schimpflich, daß ihn das Vaterland nicht würdig erachtet, eine Stelle, darzu eben keine Wunder-Männer erfordert werden, anzuvertrauen. Mit nichten. Denn wenn er so gelauffen wäre, wie andre, oder das Glück ihn besser mit einem mächtigen Beförderer bekannt gemacht, wäre er vermuthlich nicht nachgesetzt worden.  
  (6) Alle brave Leute haben in öffentlichen Ämtern gelebet. Auch viel sehr schlechte: und nicht wenig wackere Männer gar nicht: Plato, Epicurus, Democritus, Scaliger, Erasmus und andre.  
  (7) Man kan in einem Amte seine Kräffte besser schonen, als ein andrer. Wer seine Schuldigkeit GOTT und der Obrigkeit treulich leisten will, muß seine Kräffte im Amte eben so angreiffen, als ein andrer: faulentzen zwar schadet demjenigen, der seine richtige Besoldung weiß, nicht so viel in der Einnahme, als einem andern: dargegen ists auch schändlich, und unrecht.  
  (8) Doch wenn man auch schon nicht faulentzet, darff man sich doch nicht so bemühen, denen Leuten seine Dienste angenehm zu machen: sie müssen doch wohl kommen, oder bringen, was der Beamte haben soll. Ein redlicher Beamter muß denen, welchen er nutzen soll, auf die beste Art zu dienen, sich bemühen: darum muß er auch, wie ein anderer, ihnen zu gefallen, sich angelegen seyn lassen, sonst kan er ihnen nicht recht dienen.  
  (9) Wer ein Amt hat, kan vielmehr thun, als ein andrer. Davor hat er auch mehr zu verantworten.  
  (10) Wenn ein Beamter was thun will, so stehen ihm alle seine Mitbeamten bey. Auch, wenn er was recht redliches vor hat, sind sie ihm offt alle zu wider.  
  (11) Wer in einem öffentlichen Amte lebet, kan seinen Widersachern besser widerstehen, als ein andrer. Es kan ein jeder, durch Tugend und Klugheit, seinen Feinden, so ziemlich widerstehen: und ob man sie zwar in einem Amte unter dem Vorwand desselben, kräfftiger drücken kan, so muß doch ein vernünfftiger Christ dieses weder verlangen, noch thun.  
  (12) Wer kein Amt hat, ist, wenn er in eine langwierige Kranckheit verfället, wegen Erhaltung seiner und derer Seinigen, in grosser Gefahr. So ist ein Beamter in Pest- und Kriegs-Zeiten, in desto grösserer, weil er nicht weichen darff.  
  (13) Man kan mehr Geld verdienen, wenn man ein öffentlich Amt hat. Doch nicht leicht so viel, als ein Kauffmann, und dieser hat kein öffentlich Amt.  
  (14) Wer ein Amt hat, thut immer eine bessere Heyrath, als ein andrer. Besser wohl nicht eben, doch leicht reicher. Hingegen hat auch manches Frauen-Zimmer erfahren, die mit ihrem abgesetzten, und, ausser dem Amte einen Thaler-Geld zu verdienen, ungeschickten Manne, Noth leiden muß, daß sie  
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  besser gethan hätte, wenn sie einen, der, ohne die gezwungenen Einkünffte eines öffentlichen Diensts, Geld verdienen könnte, geheyrathet. Ein Frauenzimmer thut die beste Heyrath mit einem Manne, der, ohne einen öffentlichen Dienst zu haben, Brod erwerben kan. Denn, wenn er einen Dienst bekömmet, so ists keine Kunst gezwungene Pfennige einzustreichen; verlieret er denselben, so kan sie mit ihm, von seiner Geschicklichkeit leben.  
  (ε) Vergleichung der Schönheit und der schlechten Gestalt.  
  Üble Gestalt ist mehr eine Noth vors Frauenzimmer, als vor unser Geschlecht; es ist eine Noth, die mehr vom Neid, gegen die Schönen als einen Unfall herrühret. Dannenhero wollen wir das vermeynte Glück derer Schönen betrachten, und sehen, mit was vor Unglück es verknüpfft ist, damit die neidische Angst dererjenigen, die nicht schöne sind, beruhiget werden möge:  
  Was hat demnach die Schöne vor Vortheile, bey welchen nicht eben so viel Schaden und Verdruß ist?  
  (1) Eine Schöne wird vor allen andern geliebet. Kan man wohl geliebet werden, ohne verunruhiget zu seyn?  
  (2) Doch diese Unruhe ist höchst angenehm. Helena, Lucretia, und andere Schönen haben das Gegentheil erfahren. Der Liebe Annehmlichkeit zu erkennen, wollen wir vor allen Dingen einen Unterschied machen, zwischen der thierischen und der menschlichen Liebe: jene gehet auf den Leib, diese auf die Seele; jene wird von Schönheit erwecket, diese von Tugend und Verstand: jene findet sich auch bey dem Vieh, diese allein bey denen Menschen.  
  (3) Dieses thut nichts, eine Vortrefflichkeit bleibt deswegen doch was sie ist, wenn wir sie auch gleich solten mit denen Thieren gemein haben. Es ist nicht zu leugnen; doch ist dieses ohnstreitig, daß die gröste thierische Vortrefflichkeit weit geringer sey, als die schlechteste menschliche. Darum ist die vollkommenste Schönheit nur ein sonderliches Vortheil zur geringsten Art der Liebe, nehmlich der thierischen.  
  (4) Kan sich denn aber eine Schöne nicht auch durch Verstand und Tugend, zugleich der menschlichen Liebe würdig machen? Ja, sie kan es; nur ist sie darinnen immer, ihrer Schönheit wegen, unglücklich, daß sie nicht weiß, ob ihr Liebhaber sie thierisch oder menschlich, liebe: davon eine andre so gleich versichert ist, so bald sie die Liebe mercket.  
  (5) Eine Schöne wird hefftig geliebet. Dieses setzt sie in grosse Gefahr. Je hefftiger die Liebe wird, je schwächer wird die Vernunfft: je leichter, je gefährlicher ist die Eyfersucht, welche alle Süßigkeit der Liebe, wie die Exempel ausweisen, tausendfach versaltzen kan.  
  (6) Ja sie muß ihren Liebhaber keine Gelegenheit zur Eyfersucht geben. So muß sie nicht schöne seyn. Denn Schönheit des Frauenzimmers macht die Manns-Personen verliebt: Liebe und Husten lassen sich nicht bergen. Ein Verliebter weiß, wie dem andern ums Hertze ist, und mercket diese Absicht auch bey der, dem Scheine nach, gleichgültigsten Mine, oder Bewegung seines Leibes. Er weiß, wenn er Verstand hat, daß keine Krafft, folglich auch keine Tugend, in der Natur ist, die  
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  nicht, wenn man ihr starck genug zusetzet, zum Wancken könnte gebracht werden. Darum ist ein verständiger Liebhaber einer Schönen nothwendig allezeit, jedoch verständig, eyfersüchtig. Ein Narr ist zwar manchmahl lange Zeit sicher, und ohne Sorgen; wenn er aber durch eine besondere Begebenheit, und Fall des Glücks, eyfersüchtig wird, so ist ers auf eine unerträgliche, und offt höchst gefährliche Art. Es giebt aber noch eine Art von Liebhabern, die fast niemahls eyfersüchtig werden: diese hingegen sind höchst unbeständig. Und also ist in diesem Ansehen die Schöne, der Liebhaber mag ihr fast gelingen, wie er kan, immer übel dran, als eine die nicht schöne ist.  
  (7) Eine Schöne wird überall gerühmet und hoch gehalten. Sie wird auch durch unschuldige Thaten, und Geberden, viel eher verleumdet, und geschmähet, als eine andere.  
  (8) Eine Schöne hat überall viel Liebhaber. Dieses ist höchst gefährlich vor ihre Tugend: es ist höchst gefährlich vor ihren Verstand. Denn sie hat also, ihrer Schönheit wegen, nur immer Schmeichler um sich, die alle ihr einfältig Geschwätz zu sinnreichen Sprüchen machen: folglich wird sie in Eitelkeiten und Nichtigkeiten verstärckt, und lernet das allgemeine Elend des Willens, und eben dergleichen Unvollkommenheit des Verstandes, niemahls erkennen.  
  (9) Eine Schöne freuet sich alle Tage ja fast alle Stunden, wegen der Liebhaber, die ihr nachgehen. Hat man aber auch wohl Ursache sich zu freuen, wenn man siehet, daß uns welche nachschleichen, um uns zu berauben?  
  (10) Doch so böse meynen es auch wohl die Schmeichler mit der Schönen nicht, sondern sie sind alle ihre besten Freunde: darum ist sie glücklich vor andern, daß sie so viel Freunde unter denen Manns-Personen hat. Davor hat sie auch unter dem Frauenzimmer desto mehr Neiderinnen und Feindinnen: ja weil auch unter denen Mannes-Personen sie doch nicht mehr als einen wehlen kan, wenn sie vernünfftig handeln will, welches sich, über lang oder kurtz, äussern muß, so werden die übrigen alle hernach, wo nicht ihre öffentliche, doch heimliche Feinde. So viele Feinde von beyderley Geschlecht hat eine, die nicht sonderlich schöne ist, niemahls zu befürchten: und wenn sie einen Freund findet, der sie liebet, so hat sie an dessen Beständigkeit viel weniger zu zweiffeln als eine Schöne.  
  (11) Eine Schöne kan ihr Glück eher machen als eine andere. Auch ihr Unglück. Der Verstand giebt den Anschlag, und die Schönheit nicht; darum hat man offt gesehen, daß auch Frauenzimmer die nicht sonderlich schöne gewesen, ein grösser Glück gemacht, als die andern. Und wenn man Beständigkeit der Liebe vor ein Glücke hält, wie sie wahrhafftig ist, so sind die Schönen immer unglücklicher, als die andern: weil die Liebhaber blosser Schönheit, nothwendig in der Liebe müssen nachlassen, indem ihr Gut, die Schönheit, welche in ihnen die Liebe erwecket, alle Jahr, ja, wenn wir es recht betrachten, alle Tage, wahrhafftig, ob wohl nicht mercklich abnimmt.  
  (12) Eine Schöne ist wenigstens sicherer, als eine andere, eine gute Heyrath zu thun. Was hat sie aber hingegen vor Ge-  
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  fahr? Grosse Gefahr der Ehre. Denn wo viel Versuchung ist, als bey denen Schönen, da werden, zu beständigen Widerstand, mehr als weibliche Kräffte erfordert: In Gefahr, aus der stillen Zufriedenheit ihres Hertzens, in eine unruhige Liebe gesetzet zu werden. In Gefahr in zwey Manns-Personen verliebt zu werden, dadurch sie nicht allein wiedersinnisch gequälet wird, sondern auch von derselben verliebter Raserey in tausend Unglück kan gesetzet werden: In Gefahr endlich, daß die Liebe bey ihr zur Gewohnheit, und zu der Zeit, da sie am wenigsten Gegenliebe findet, als nach dem 40sten Jahre am stärcksten werde: da dann die Verliebten am besten wissen, was vor eine Angst es sey, zu lieben und nicht wieder geliebet zu werden.  
  (13) Eine Schöne ist vergnügt, daß sie Freude in der Welt erwecket, und Freude geniesset. Hingegen, wenn sie nicht alle Gottseligkeit verlassen hat, betrübt sie sich billig, daß sie wegen ihrer Schönheit von Manns-Personen so offt zur Sünde gereitzet wird; ingleichen, daß auch sie wider ihren Willen, so vieler Menschen Hertzen in Unruhe, und Gefahr zu sündigen, setzet.  
  (ζ) Krieg, Pest, Kranckheit und Tod.  
  Der Krieg hat zwar wohl mehr Unlust, als Lust, und Annehmlichkeit, doch fehlet es hieran auch gleichwohl nicht gantz und gar. Er vermindert die Zahl der überflüßigen Menschen, die ob sie zwar auf der gantzen Erden Raum genug hätten, beschweren sie doch bisweilen ein und anders Land, oder Stadt. Er stöhret die Menschen in der Üppigkeit, und veranlasset sie an GOtt und ihre Seligkeit zu gedencken. Er bringet Geld an die Orte, wo er geführet wird. Er ist nützlich denen Livranten, Sattlern, Täschnern, Roß-Händlern, und vielen andern.  
  Die Pest drohet entweder denen Wohlhabenden: diese können immer entweichen; oder denen, die nicht entweichen können. Dieser Leben ist entweder elend gewesen, so macht die Pest ein vergnügtes Ende desselben; oder nicht; trifft sie dieser Leben, so haben sie den Vortheil, daß, weil sie doch einmahl sterben müssen, sie durch die Pest nicht so lange gequälet werden, als wenn sie vielleicht an Podagra, Wassersucht, Stein, Schwindsucht, und vielen andern Kranckheiten, stürben. Diejenigen die verschonet bleiben, geniessen entweder allerhand Erbschafft, oder doch des Vortheils der Wenigkeit derer Menschen, welcher mannigfaltig ist.  
  Der Tod ist das schrecklichste unter allen: weil er uns alle Annehmlichkeit raubet. So benimmt er uns auch alle Verdrüßlichkeit: und also ist er weder böse, noch gut. Wenn wir in diesen Leben Glückseligkeit hätten, so wäre der Tod das gröste Übel: Oft ist er so gar unter das Gute zu zählen, wenn er nehmlich ein elendes Leben endiget: und wenn er ein vergnügtes Leben schliesset, so befreyet er zugleich von vieler, auch dem vergnügten Leben beywohnender Noth: und davor daß der Lust, die verlohren gehet, mehr ist, als der Unlust, giebt er auch dem Sterbenden eine frohe Sicherheit, die er zuvor niemahls gehabt, nehmlich, daß ihm sein im Leben genossenes Vergnügen, nunmehr kein Unglück jemahls entführen kan.  
  {Sp. 1164}  
  (2) Aber der Tod ist doch der Natur zuwider, sie hat einen Abscheu davor. Die Noth dieses Abscheues hat die Vorsorge GOttes längst gehoben, indem sie verordnet, daß, wenn wir sterben sollen, wir mögen jung oder alt seyn, diese Widrigkeit von selbst aufhöret, und wir Lust zum Sterben kriegen, wie unzähliche Exempel bezeugen.  
  (3) Wenn der Tod schmertzlich ist, was hat er alsdenn gutes: Der Todt ist niemahls schmertzlich, sondern die Kranckheit, welche den Tod bringet, und diese macht den Tod selbst angenehm.  
  (4) Wie aber wenn der Tod schimpflich wäre? Wenn das Leben tugendhafft gewesen, so ist der Todt niemahls schimpflich, ob ihn wohl einige unwissende davor halten. Der Tod sey endlich wie er wolle, so bringet er mehr als er nimmt, nehmlich die Seligkeit, und die dieses wahrhafftig glauben, können sich niemahls vor den Tod fürchten.  
  (c) Der Vorschmack der Seeligkeit, als das dritte eigene Mittel der Zufriedenheit.  
  Ob zwar, wie uns die Heilige Schrifft versichert, die Seligkeit nicht kan durch Vernunfft und natürliche Kräffte erlanget werden; so weiß doch die Vernunfft, daß eine sey, und der sich selbst gelassene Wille hat auch eine dunckle Begierde nach derselben, welche erst durch das Nachdencken klar erkennet wird. Weil nun die Vernunfft nicht siehet, wie sie GOtt, von dessen Gnade sie weiß, daß gedachte Seligkeit müsse erhalten werden, besser als durch Tugend gefallen könne, so entstehet in dem Hertzen eines Tugendhafften eine starcke Versicherung, daß er nach seinen Todte in GOtt die Seligkeit geniessen werde, und in dieser Versicherung bestehet der natürliche Vorschmack der Seligkeit, welcher durch das wahre Christenthum weit empfindlicher und freudiger wird.  
  Der natürliche Vorschmack ist nichts als eine starcke Hoffnung, der Christliche aber ist was mehrers, und wenn man die Mittel ansiehet, die gantz sonderbar sind, und davon die blosse Vernunfft nichts weiß, gantz wesentlich von jenen unterschieden. Wegen des ersten wäre es nicht nöthig, noch etwas mehres zu gedencken, indem es gantz und gar zu dem Abschnitte von der Hoffnung gehöret, auch zu der Zufriedenheit auf andre Art nicht dienlich ist, als wie alle Hoffnung, die starck und sehr wahrscheinlich ist.  
  Aber der Christliche Vorschmack der Seligkeit würcket, mehr als die stärckeste Hoffnung, indem er ein Glaube und gewisse Zuversicht, davon so viel Versicherung, als sonst in der weltlichen Gelehrsamkeit von denen so genenneten Demonstrationen, entstehet. Und dannenhero ist dieser Christliche Vorschmack das allerkräfftigste Mittel, wenn etwa noch im menschlichen Leben, wie dann und wann geschicht, ein Ausschlag des Verdrusses solte die Gleichheit dessen, mit der Annehmlichkeit verrücken, die Unruhe der Seelen zu stillen, und dieselbe in Zufriedenheit zu setzen.  
  Diese Lehre vom Vorschmack der Seligkeit gehöret zu der Gottesgelahrheit. Und weil die Gelehrsamkeit, und die Theile derselben, einer dem andern niemahls zuwider sind, so kan eine jede  
  {Sp. 1165|S. 596}  
  so genannte Facultät, wenn sie sich der andern etwas von ihren Lehren hat erklären lassen, gedachten Lehren beyfügen, was ihre Grundsätze davon zeigen. Dieses wollen wir hier auch nur noch thun, und uns in den Schrancken der Weltweißheit halten, doch aber weisen, daß die Vernunfft von dem aus der Heiligen Schrifft zuvor erklärten Vorschmack der Seligkeit, nach ihrem Maaß, auch etwas zu nützlicher Unterrichtung des Lesers, beybringen kan.  
  Weil nun die Gottesgelahrheit saget, daß gedachter Vorschmack in der Seelen aus der, durch den Glauben gewürckten Vereinigung mit GOtt, entstehe, und der Glaube ohne Wercke todt sey: so weiß die Vernunfft hieraus gewiß, daß um gute Wercke zu thun es nicht genug sey, daß man fein ehrbar und Christlich rede, oder seinen Catechismum auswendig könne, noch auch, daß man fleißig in die Kirche und zum Heiligen Nachtmahle gehe; sondern daß die sündlichen Gewohnheiten müssen ausgerottet, und gute davor in die Seele gepflantzet, also das Hertz und Gemüthe nothwendig verändert werden: und daß, wer niemahls dergleichen Veränderung bey sich gemercket, sondern, wie der Jüngling im Evangelio, meynet, daß er dieses alles gehalten habe, von seiner Jugend auf, bis hieher, gewiß versichert seyn könne, daß er noch nicht in der Vereinigung mit GOtt stehe, sondern sein vermeynter Vorschmack der Seeligkeit eine falsche Einbildung sey.  
  Die Vernunfft weiß die Mittel zu dieser Vereinigung nicht, doch sie siehet sie einige Dinge wohl, die nothwendig geschehen müssen. Nehmlich sie weiß, daß nicht mehr als drey Haupt-Arten von sündlichen Gewohnheiten, wie bekannt, sind, Ehr-Begierde, Geld-Begierde und Wollust, oder wie die Heilige Schrifft redet, Fleisches-Lust, Augen-Lust und hoffärtiges Wesen, aus deren Quelle die andern Sünden alle herfliessen, und daß, wenn jene Quelle verstopffet ist, diese Sünden-Bäche auch so gleich vertrocknen müssen.  
  Sie stellet sich diese Vereinigung mit GOtt, und die Hinderniß der sündlichen Gewohnheiten etwa durch das Gleichniß eines mit Öl angefülleten Schwammes vor, welcher, wenn er auch schon mitten im Meere schwimmen solte, dennoch des Öls wegen mit denselben nicht mag vereiniget werden, also auch die Seele nicht mit GOtt, so lange die Sünde in ihr herrschet. Wann auch die Gottesgelahrten versichern, daß einige Schwachheit-Sünden, die Vereinigung mit GOtt nicht aufheben, so erinnert sich die Vernunfft abermahl bey dem Gleichnisse, daß wenn ein Schwamm hier und dar noch einige Tröpflein Öl in sich hielte, würde die Vereinigung mit dem Meer deswegen doch nicht unterbleiben, sondern die Krafft des Wassers würde den Überrest des Öls vielmehr heben, und dessen Raum einnehmen.  
  Es weiß auch die Vernunfft, daß diese sündliche Gewohnheiten bey einigen Menschen nicht so einen starcken Grad der Gewohnheit erlanget, als bey andern: und dieses sind immer mehr die Weltweisen, so es wahrhafftig sind, und die Ar-  
  {Sp. 1166}  
  men: jener Willen wird durch die Vernunfft dieser ihrer durch Armuth gebrochen, und ohne gebrochenen Willen kan niemand mit GOtt vereiniget werden. Darum siehet die Vernunfft auch nun, warum das allerhöchste Fest, so jedesmahl in der Natur gewesen, nehmlich der Geburt Christi, von niemand als denen Weisen aus Morgenland, und armen Hirten auf dem Felde sey feyerlich begangen worden.  
  Bey einiger Betrachtung dieser drey sündlichen Gewohnheiten, befindet die Vernunfft ferner einen sonderlichen Unterschied zwischen der Wollust, und denen andern beyden Gemüths-Neigungen: indem sie siehet, daß jene vornehmlich die Ursache ihrer Unart in dem Leibe, diese zweye aber solche in der Seele selbst zu haben scheinen.  
  Dieses zu glauben wird sie dadurch veranlasset, weil sie bemercket, daß Ehr-Geitz und Geld-Geitz immer zu- und niemahls abnehmen, da hingegen die Wollust mit dem Leibe, und denen Jahren, ab- und zunimmet: indem bekannt, daß die Kindheit und das Alter beyderseits weniger Wollust haben, als die Jugend: Auch wird sie von diesen Unterschied ferner dadurch versichert, wenn sie weiß, daß die Artzeney-Erfahrnen alle Arten der Wollust, als Geilheit, Fressen und Sauffen, mit Artzeneyen rege machen und stillen können, da hingegen keiner von ihnen im geringsten durch Artzeney Geld-Geitz oder Ehr-Geitz bewegen, oder beruhigen kan.  
  Zwar kan man nicht sagen, daß die gantze Unart der Wollust ihrer Ursache nur im Leibe habe, sondern es ist auch etwas davon in der Seelen selbst, so ferne er nehmlich selbige zur Gewohnheit worden ist. Darum erkennet die Vernunfft, daß bey der Besserung allhier zweyerley müsse gethan werden,  
  (1) müsse man dem Leibe suchen zu helffen,  
  (2) hernach dem Gemüthe.  
  Denn Unkeuschheit und Völlerey kan erstlich daher entstehen, daß die Lebens-Geister zu den Schamtheilen, und Magen, allzustarck zufliessen, und dann daß der Mensch selbst eine Gewohnheit aus Fressen, Sauffen und Unkeuschheit gemacht: jenes also ist ein Fehler des Leibes, und wird durch Artzeney-Mittel oder Kranckheit und Alter verbessert, die Gewohnheit aber ist ein Fehler der Seelen, welchen durch Vernunfft und Christenthum muß abgeholffen werden: Daß also auch in Ansehen der Wollust die Artzeney-Wissenschafft zu Verbesserung menschlicher Sitten etwas beytragen kan: welche doch bey Verbesserung deren andern zwey sündlichen Gewohnheiten, und ihrer Würckung nicht Platz findet.  
  Es ist noch ferner von der Wollust merckenswürdig, daß sie noch eine dritte Ursache in der Natur selbst habe; nehmlich die Begierde der Fortpflantzung, welche von denen andern Gemüths-Neigungen nicht kan gesagt werden: und also dieses, was bey der Wollust natürlich ist, und deswegen den Nahmen der Wollust, als welche nicht natürlich, sondern eine Leibes- und Gemüths- Kranckheit ist, nicht mehr führet, auch nach der Besserung und Vereinigung mit GOtt nicht allein übrig bleibet, sondern auch nach dem  
  {Sp. 1167|S. 597}  
  Unterschied der Leibes-Arten, oder Temperamenten sich in unterschiedenen Graden erzeiget. Denn gleichwie derjenige, der sich in Völlerey bessert, deswegen sich nicht den Magen verderben darff, daß er gantz und gar keine Speise mehr begehre und annehme, sondern wer dieses also thäte, sich vielmehr an GOtt versündigen würde; also darff sich ein Mensch auch keinen Kummer machen, ob seine Seele in der Vereinigung mit GOtt stehe, wenn er empfindet; daß Begierden sein Geschlecht fortzupflantzen, bey ihm auch nach der Besserung, nicht wegbleiben, sondern auch wohl noch ziemlich starck sich hervorthun, woferne er sie nur allezeit, nach dem von GOtt vorgeschriebenen Zweck, zu regieren sich im Stande befindet.  
  Dieses scheinet uns die Heilige Schrifft selbst zu zeigen, wenn sie uns derer Ertzväter Vereinigung mit GOtt versichert, und gleichwohl auch von der Vielheit ihrer Weiber und Kebs- Weiber saget, welche sie nicht würden genommen haben, wenn sie nicht offte und hefftige Triebe der Geilheit bey sich empfunden hätten.  
  Eine gantz andere Bewandniß hat es mit denen andern Gemüths-Neigungen. Denn wenn deren mit uns gebohrne Würckungen, als Neid, Rachgier, Betrügerey, Haß, Unbarmhertzigkeit, Grausamkeit, u.d.g. sich nach der vermeynten Besserung, und Vereinigung mit GOtt, nicht verlieren solten, sondern noch mit ziemlicher Hefftigkeit das Hertz beunruhigten; und man vermeinte doch einen wahrhafftigen Vorschmack der Seeligkeit zu haben, so möchte solcher wohl angeregter Ursachen wegen, verdächtig, und das Gemüthe von neuen, ob es seine gehörige Richtigkeit, nach menschlicher Schwachheit, habe, zu untersuchen sey.  
  Denn dieses sind Unreinigkeiten der Seelen, welche die Vereinigung mit GOtt verhindern, und von welchen man nicht anders dencken kan, als daß sie, nachdem sie von dem Leibe abgesondert worden, solche mit behalte, indem derselben Ausübung den Leib nicht nöthig hat. Aber die Wollust kan die Seele nicht gleichergestalt, bey ihren Abschiede vom Leibe, mit sich nehmen, weil sie vom Leibe in der Seelen nicht allein erwecket wird, sondern auch zu ihrer Ausübung den Leib nothwendig erfordert: Weil niemand Unzucht, ohne die Geburths-Glieder, treiben, noch fressen, und sauffen, ohne den Magen, kan; neidisch, rachgierig, betrügerisch, gehäßig, unbarmhertzig, Grausamkeit, kan eine Seele seyn, wenn sie gleich keinen Leib bewohnet.  
  Diese Anmerckung dienet uns darzu, daß wir erstlich uns nicht, durch vergeblichen Zweiffel, von der Vereinigung mit GOtt, wegen einiger verspührten cörperlichen Regungen des allerkräfftigsten Mittels der Zufriedenheit, nehmlich des Vorschmacks der Seeligkeit, berauben: und dann, daß wir auch nicht durch falsche Versicherung desselben, da wir meynen mit GOtt vereiniget zu seyn, und einem Vorschmack der Seeligkeit zu haben, unsere Besserung, als nach der Erkänntniß der sich gelassenen Vernunfft das eintzige Mittel solcher Vereinigung, versäumen; indem wir schon meynen, in denjenigen Zustand zu seyn, zu dem wir erst noch gelangen sollen.  
  Ordentlicher  
  {Sp. 1168}  
  Weise und insgemein, braucht man dieses Mittel der Zufriedenheit nicht, indem die allgemeinen Mittel, sammt den ersten und den andern eigenen, hinlänglich gnug sind, in jeder vernünfftigen Seele bey fast allen Begebenheiten Friede zu machen. Weil aber doch manchmahl gantz sonderbahres Unglück und überhäufte Noth, durch Gottes Verhängnis einbricht, so wollen vorhergesetzte Mittel nicht zulangen, die Seele in Zufriedenheit zu erhalten, indem sie doch wahrhafftig siehet, daß ihre Noth grösser ist als ihr Vergnügen.  
  Hier nun muß der Vorschmack der Seeligkeit den Ausschlag geben: Denn weil niemahls, wie wir oben erwiesen, ein Mensch in lauter Noth und Unglück seyn kan, und die Seeligkeit aus lauter Lust, der Glückseeligkeit aus lauter Unlust gleich wieget, so folget, daß der Vorschmack der Seeligkeit alles Elend dieses Lebens überwinden, und die Seele in Zufriedenheit stellen müsse. Rüdigers Anweisung zu der Zufriedenheit der menschlichen Seele, als dem höchsten Gute dieses zeitlichen Lebens.  
   

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Stand: 12. Juli 2013 © Hans-Walter Pries