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Quellenangaben |
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Tugend-Lehre, oder Sitten-Lehre, oder
Moral in engern
Verstande, ist diejenige
Disciplin der
Moralis. Philosophie, welche das
Gemüth zu einer
vernünfftigen Betrachtung der natürlichen Gesetze
anweiset, oder, sie ist eine
Unterweisung welche die
Lehr-Sätze verfasset, die den
Menschen
unterrichten der
Tugend obzuliegen, die
Laster zu
meiden, und die Regungen oder
Begierden, als die
Qvelle aller Unordentlichkeit, in der
Seelen und dem
Gemüthe zu zähmen und in gehöriger
Ordnung zu
halten. |
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Oder noch kürtzer: eine Unterweisung, wie der
Mensch seinen Wandel nach der
Vernunfft
anstellen, und hierdurch zu der
wahren und
vollkommenen
Glückseligkeit gelangen
möge. Denn
wir
reden hier nur von der
Philosophischen Tugend-Lehre, welche keine andere Tugend anweisen kan,
als die in eines natürlichen Menschen
Vermögen
stehet, und keiner andern Norm, als die natürlichen
Gesetze, vorschreibet, daß also die Tugend darauf
ankömmt, wenn man nach der Vorschrifft der
Vernunfft zu
leben bemühet ist. Man
nennet diese
Disciplin nach dem
Griechischen
Namen insgemein
die
Ethic. |
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Wohin aber eigentlich der Moral in engern
Verstande ihr Absehen gehe, und was sie folglich
für eine
Materie abzuhandeln habe, wie sie auch mit
den andern
Theilen der
practischen Philosophie
verwand sey? darinnen sind die
Philosophen nicht
einerley
Sinnes. Fast durchgehends hat man dafür
gehalten, daß die Ethic dem Menschen den Weg zu
der höchsten Glückseligkeit zeige, welches durch
die Tugend geschehen könnte, daher nennte man
sie auch die Tugend-Lehre, und wiese darinnen
zugleich, weil die
bösen
Affecten sich mit der
Tugend nicht vertrügen, wie jenen zu widerstehen
sey. Kurtz: man handelte von dem
Endzwecke,
welches die höchste Glückseligkeit, und von den
Mitteln, so ein
verbesserter und durch die
Liebe mit
GOtt vereinigeter
Wille wäre, woraus die Tugend als
eine
Wirckung flösse, nur geschahe dieser
Vortrag
zu den neuern
Zeiten weit ordentlicher,
ausführlicher und deutlicher als zu den
ältern. |
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Denn da dachte man nicht an die natürliche
Rechts-Gelehrsamkeit, begnügte sich insgemein mit
den uralten
Gesetzen der Zwölff Tafeln; indem man
aber sahe, daß man damit nicht auskäme, so
mischten sie die Haupt-Lehren von den
Pflichten in
ihre Ethic, welcher Fehler verbessert wurde, als
Grotius und
Pufendorff die natürliche Rechts-Gelehrsamkeit in einer andern
Gestalt ans
Licht
brachten. |
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Denn nach der Zeit hat man mehrentheils drey
Theile der gesammten Philosophischen Moral
gemacht, die Ethic, die natürliche Rechts-Gelehrsamkeit und
Politic, daß die erstere
gleichsam die Vorbereitungs Disciplin wäre, und
den Willen in eine
tugendhaffte
Geschicklichkeit
setzen
müste, worauf der andere Theil den
Willen GOttes oder die göttlichen Gesetze selbst vor
Augen legte, die man zu beobachten. |
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Die Art und Weise aber, wie alles
klüglich,
folglich zum
Nutzen bey den menschlichen
Verrichtungen
einzurichten, gebe die Politic an die Hand. Doch auch hierinnen hat der
Herr
Rüdiger
eine Änderung zu treffen gesucht. Schon in den
Institution. erudit. suchte er zu
beweisen, daß die
Ethic eine blose Lehre der Klugheit, und mit den
Regeln der
Gerechtigkeit und derer
Schuldigkeiten
gar nichts |
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{Sp. 1507|S. 767} |
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zu
thun habe, doch hielte er dafür, daß sie uns
zur Glückseligkeit anweise, und daß solche durch
die Tugend müste erlangt werden. Allein nach der
Zeit hat er eine Anweisung zu der Zufriedenheit der
menschlichen Seele herausgegeben, worinnen man
die
Sache auf einen
gantz andern Fuß gesetzt
antrifft. |
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Es kommen seine
Gedancken kürtzlich darauf
an. Nemlich der
Satz, daß das Böse und Gute
allezeit bey einander wären, sey wahr, und habe
seine Richtigkeit, woraus er
schlüsset, daß keine
Glückseligkeit in dieser
Welt zu haben, sondern
dieselbe eine
Eigenschafft des Himmels sey,
folglich habe er gesehen, daß, weil die Ethic
nothwendig nach der einmal von den
Gelehrten
angenommenen, und von uns, deren Nachkommen,
ohne hinlängliche
Ursachen nicht anders
einzurichtenden Wort-Bedeutung, von einem
Gut
dieses zeitlichen Lebens
gesagt werde, solche von
der Glückseligkeit nicht handeln könne, sondern von
dem nach der Glückseligkeit nächstem Guthe,
welches bey der durchgängigen Mischung des
Guten und Bösen, kein anders seyn könnte als die
Zufriedenheit. |
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Da nun die Zufriedenheit närrisch wäre, wenn
man mit der
Noth, die man sich selber machte, oder
die man doch durch
Klugheit könnte los werden,
und sich davon nicht befreyete, so habe er wieder
gesehen, daß Tugend und privat-Klugheit zwey
allgemeine Mittel der Ethic und Politic wären;
folglich die Tugend weder als ein
Zweck der Ethic,
noch als ein eigenes Mittel derselben, für das
höchste Guth könnte gehalten werden. |
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Denn ob wohl die Klugheit nicht könne ohne
Tugend seyn, oder vielmehr ohne Tugend
Arglistigkeit
genennet werde, so könne doch die
Tugend wohl ohne Klugheit seyn: es könne aber die
Zufriedenheit weder ohne Tugend noch Klugheit
erlangt werden, und darum sey die Tugend in der
Ethic weder die letzte Absicht, als welches die
Zufriedenheit sey, noch ein eigenes Mittel: wenn sie
aber auf einige Art und Weise das höchste Guth
seyn
solte, müste sie eines von diesen beyden
seyn. In Ansehung dessen setzet er an den
gemeinen Ethicen folgende Vorurtheile aus: |
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1) |
Daß man Glückseligkeit in
diesem
Leben gesucht, und nicht
Zufriedenheit,
welches von den
ältesten
Weltweisen biß auf
unsere
Zeit fortgepflantzet worden; |
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2) |
Daß man mit dem Zenone
so wohl
Lust als
Gemüths-Neigungen
aus der Ethic
gestossen, und mit einem scheinbaren Fürgeben
von nichts als von der Tugend habe hören
wollen; |
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3) |
Daß die Alten in der Sitten-Lehre das
Recht der Natur nicht betrachtet, sondern
vermeynt, daß nach den uralten Gesetzen der
Zwölff Tafeln man schon
wissen könnte, was
recht
oder unrecht sey, ohne daß man es durch die
Vernunfft zu
untersuchen Ursache habe. |
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Weil aber die Tugend nichts
anders sey, als eine zur
Gewohnheit gediehene
Gerechtigkeit, oder eine Gemüthes-Neigung, nach
den
Regeln der Gerechtigkeit zu leben, so hätten
die der Ethic befliessene Weltweisen befunden, daß
sie mit denen Gesetzen derer Zwölff Tafeln in der
Lehre von Tugend, Gerechtigkeit u.a.m. nicht
fortkommen können, und also insonderheit davon in
der Ethic handeln müssen. |
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Diese Abhandlung hätte
einen weit grössern
Theil derselben ausgemacht als
die Lehre von der Glückseligkeit, zu welcher sie
ohnedem, in soweit sie in diesem Leben erlangt
werden solte, kein |
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{Sp. 1508} |
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Mittel anzugeben gewust,
dahero es gar leichte geschehen, daß man in
nachfolgenden Zeiten, ob wohl gantz
irrig,
vermeynt, die Ethic sey eine Abhandlung der
Tugend, solchergestalt aber gäntzlich vergessen,
daß sie eine Lehre der Klugheit sey. Hierauf habe
man angefangen, in der Sitten-Lehre fast nichts
anders zu betrachten, als die Gerechtigkeit, und die
Klugheit, welche doch ein wesentlicher, da die
Gerechtigkeit nur ein zufälliger Theil zu derselben
sey, bey Seite zu setzen. |
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4) |
Als Grotius und Puffendorff
die Lehre vom Recht der Natur ans Licht gebracht,
sey ein neues Vor-Urtheil entstanden, das Recht
der Natur sey mit der Ethic und Politic einerley,
deßwegen zur selben Zeit solche Ethicen und
Politicen geschrieben worden, in welchen man
vornehmlich die
Schuldigkeit des
Menschen gegen
GOtt, seinen Nechsten, und sich selbst abgehandelt
gesehen. Einige hätten zwar bey Zeiten gemercket,
daß die Ethic von dem Rechte der Natur
unterschieden sey, sich aber wieder darinnen
geirret, als müste die Ethic von den
Pflichten der
Erbarkeit, als Gedult, Bescheidenheit, Leutseligkeit
handeln, und die Pflichten der
Nothwendigkeit
gehörten zu dem Rechte der Natur. |
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Es ist schon vor dem unter den Weltweisen
gefragt worden, ob die Moral, und insonderheit die
Ethic ihre
Gewißheit habe? Aristoteles
leugnete
selbige, und
meynte daher, man könnte sie mit dem
Namen einer
Wissenschafft nicht belegen, giebt
auch den
Grund seiner
Meynung nicht undeutlich zu
verstehen, weil alle Erbarkeit, alle Gerechtigkeit
nicht von Natur, sondern von den bürgerlichen
Gesetzen herzuleiten. |
Wie davon im I. Buche in I.
Cap. seiner Ethic ad Nicomach. zu lesen. |
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Ihm folgt zu den neuern Zeiten Grotius, wenn er
de jure belli et pacis B. II. C. 23. §. 4. schreibt:
verissimum est, quod scripsit Aristoteles, in
moralibus non aeque ut in mathematicis disciplinis
certitudinem inveniri. |
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Es kommen in der Moral freylich
Materien für,
da wir in unserer
Erkäntniß weiter nicht, als auf eine
Wahrscheinlichkeit kommen können; doch hat in
den wichtigsten Sachen eine
Demonstration
statt, weil man deutliche und
wesentliche
Begriffe hat,
daß man
Erklärungen,
aus Erklärungen
Grund-Sätze, und daraus
Schlüsse machen kan, |
welches mit mehreren
Puffendorff de jure naturae et gentium B. I. C. 11.
und Buddeus in
Analect hist. Phil. … gewiesen,
nebst denen auch nachzulesen sind
- Rachel in Examin. Probabil. Jesuit. C. VI.
- Placcium de augend. scient. mor. …
- Hochstetter in
Colleg. Puffendorff. …
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Den
Nutzen dieser Lehre wird kein vernünfftiger
Mensch leugnen, wer nur weiß wohin sie
abziele, |
davon mit mehrern
- Placcius in seinem
Buch
philosophiae moralis
plenioris fructus praecipuus,
-
Thomasius in Cautel.
circa praecogn. jurisprudent. C. XIV. …
- Buddeus in
Element. philosophiae moralis Th. I. C. 1. …
handeln. |
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Es ist aber wohl zu mercken, daß man in der
Ethic nicht bloß bey der Betrachtung nur muß
stehen bleiben, sondern es muß zugleich ein
Bestreben da seyn, alles dasjenige in die Ubung zu
bringen, was wir darinnen begriffen haben. Die Ethic
gehöret allen und ieden Menschen zu, weil sie den
Menschen als Menschen in allen seinen
Umständen
und Beziehungen, seines Ver- |
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{Sp. 1509|S. 768} |
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haltens
unterrichtet, und sein innerliches
angehet, da alle andere Unterweisungen nur
besondere
Stände und Beziehungen betreffen, und
allein mit den äusserlichen
umgehen. Sie zielet auf
eine wahre Glückseligkeit, in Gegensatz der
falschen, die ihnen die Menschen aus Unwissenheit
oder
Irrthum vorbilden, und zugleich auf eine
vollkommene, die den gantzen Menschen angehet,
und nicht nur in der Zeit gilt, sondern ihn in die
Ewigkeit geleitet. |
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Die
Unterweisung in der Tugend-Lehre ist die
erste und älteste, so vor allen andern getrieben
worden; sie ist die edelste, weil sie den edelsten
Theil des Menschen, die
Seele, vornehmlich
angehet: sie ist die
nothwendigste, weil sie den
Menschen zu der
Vollkommenheit bringt, die ihn am
meisten von den
unvernünfftigen Thieren
unterscheidet. |
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Die
berühmten
Heyden Pythagoras, Socrates,
Plato, Xenophon, Cicero, Seneca, Epictetus
u.a.m. haben aus dem
Lichte der
Natur dieselbe
sehr hoch gebracht. Die Fabel-Dichter, als Äsop
und einige Poeten, haben sie in einer
angenehmen
Lehr-Art
vorgestellet. Die Kirchen-Lehrer haben sie
auf eine dem
Christenthum geziemende Weise
getrieben, und noch heut zu
Tage wird dieselbe
durch unermüdeten
Fleiß vortrefflicher
Männer
immer mehr gebessert, und ausgearbeitet. Ihre
letzte Vollkommenheit aber
muß sie aus dem Lichte
der Göttlichen Offenbarungen erhalten, wenn sie mit
der Lehre zur Gottseligkeit verbunden wird, wohin
die Sprüche und der Prediger des weisen
Königs
Salomo, viele Predigten des Heylandes und
Vermahnungen der Apostel abzielten. |
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Auf die
Historie oder vielmehr Eröffnung der
Tugend-Lehre zu kommen; so kan man dieselbe in
eben den Scribenten
suchen, die unter dem
Artickel
Moral-Philosophie in XXI.
Bande p. 1486. u.ff.
gemeldet worden. Doch kan man denselben annoch
beyfügen |
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- Samuel Rachels Introductionem ad
philosophiam Moral. zu Helmstädt 1672. in 4.
- Heinrich Julii Scheurlii Bibliographiam moralem
im
Jahr 1648,
- und Johann Reichii succinctam
Introductionem ad Partem I. Phil. moral. J.F.B.
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Die Historie der Ethic bey den
Deutschen
insonderheit erzehlet Reimmann in seiner Hist. litt.
Band II. ... |
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Die Art und Weise, nach welcher die Ethic
bißher abgehandelt worden, ist sehr
unterschieden.
Denn einige haben sich einer Allegorischen, andere
einer offenbahren Lehr-Art bedienet. Jene ist theils
hieroglyphisch, theils symbolisch und emblematisch,
theils mystisch. Diese entweder paränetisch, oder
Historisch, oder Dialogisch, oder systematisch.
Hierher gehöret Heinrich Stephani
Buch de
Aristotelicae Ethices ab Historica et poetica
differentia, |
siehe Morhoffs Polyhistor. im
III. Bande, im I. Buche, im 1. §. |
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Der hieroglyphischen Lehr-Art haben sich die
Egyptier bedienet, die darunter von ihnen
verborgene Sitten-Lehren aber Pirrius Valerianus
in seinem Buch welches er Hieroglyphica benennet,
Kircher und Causinus zu entdecken sich
bemühet.
Ob aber unter diesen ein Ödipus gewesen, der die
vermeynten Moralischen Rätzel recht aufgelöst, ist
annoch ein Geheimniß. Man kan übrigens diesen
drey Männern noch Michael Mayern beyfügen, der
5 Bücher Hieroglyphicorum Aegyptio- |
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{Sp. 1510} |
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Graecorum
geschrieben. |
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Die symbolische
Methode, so eine
Tochter der
hieroglyphischen ist, hat dem Pythagoras gefallen,
und gehören hierher sonderlich folgende
Schrifften:
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- Philippo Beroaldi Symbola Pythagorica,
tropologice et moraliter explicata, edita a Petro
Fabricio;
- des Francisci Bernii Moralitatia arcana ex
Pythagora symbolis, zu Ferrara 1669.
in 4.
- und
Pexenfelders Ethica symbolica.
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Daß Alciatus in seinen Emblematibus, welche
mit denen Commentariis des Claudii Monnors im
Jahr 1557 bey dem Plantino sehr sauber
in 8
gedruckt worden, so wohl Sitten- als Politische
Lehren ausgedruckt, ist bekannt. |
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Weil diejenigen, so durch Fabeln moralisiret,
noch mehr auf die
Politic ihr Absehen gerichtet; so
wird man sich nicht wundern, wenn in diesen
Gedichten nicht lauter Lehren die die
Tugend,
sondern noch mehrere die die
Klugheit ein
gesellschafftliches
Leben zu führen, uns einprägen,
angetroffen werden. Es gehören hierher folgende
Fabel-Dichter, |
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- Heinrich von Alckmar,
- Le Sieur Audin,
- Furetiere,
- de la Fontaine,
- de Palaidor
- und le
Noble,
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welche sich alle den Äsopum und Phädrum
nicht nur zu imitiren, sondern auch zu übertreffen
befliessen haben. |
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Heinrich von Alckmar hat den bekannten
Reinecke-Fuchs, seinem Vorgeben nach, aus
dem
Frantzösischen und Welschen in nieder-Deutsche Reime übersetzet, denselben in 4 Bücher
abgetheilet, und iedem
Capitel eine kurtze
Auslegung beygefüget. Man kan ihn aber so lange
selbst vor den
Verfasser des
Wercks halten, biß
man eines andern überzeugt wird, welches bißher
noch nicht geschehen. Es wird darinnen der Lauff
der
Welt, und sonderlich das
Hof-Leben recht
anmuthig beschrieben. Janus Wilhelm Laurenberg
hat es vor das beste Buch nach der
Bibel
gehalten. |
Reimmanns hist. litter. Band
IV. … |
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Gewiß ist, daß es viele vor eine Offenbahrung
aller Geheimnisse der Politic ansehen, wie denn
davon in der Conte du Tonneau … folgendergestalt
geurtheilet wird:
Personne ne douts, que l'histoire
de Maitre Renard ne contienne un corps complet ou
plûtôt une revelation, une apocalypse de tous les
secrets de la Politique. Der Frosch-Mäusler kommt
ihm bey weiten nicht bey. |
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Des Sieur Audin Werck hat folgenden
Titul:
Fables heroiques, comprenans les veritables
maximes de la Politique Chretienne et de la morale
enrichies de plusieurs figures en taille douce. Avec
des discours enrichis de plusieurs histoires tant
anciennes que modernes sur le sujet de chaque
Fable; tour de l'invention du SIEUR AUDIN, zu
Pariß 1648 in 8. Es ist darinnen iede Fabel, wie
auch der Titul berührt, in Kupfer vorgestellt, dessen
Bedeutung darauf kürtzlich nebst der Fabel folget.
Darauf stehet allezeit eine
Erklärung und gewissere
Darthuung aus
philosophischen
Gründen der in
erwehnter Fabel enthaltenen Maxime. |
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Audin hat in ungebundener, die übrigen aber
ihre Fabeln in gebundener Rede vorgestellet, und
haben sich diese letzten fast einerley Manier
bedienet, ob wol freylich dem Herrn de la Fontaine
vor andern der Preiß bleibet. Die moralischen
Fabeln des Abtes Furretiere sind seinen Essais de
Lettres familieres im Jahr 1695 beygedruckt |
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{Sp. 1511|S. 769} |
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worden. Von den fables choisies mises en vers
par Mr. DE LA FONTAINE hat man viele Ausgaben, darunter die
Amsterdammer vom Jahr 1705 eine der accuratesten ist. |
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Die Elite des Fables par Mr. de
PALAIDOR, so im Jahr 1710 wieder aufgelegt
worden, ist auch gar anmuthig zu lesen. In der
vorgesetzten Declaration wird die Schreib-Art durch
Fabeln vertheidiget. Das Werck selbst stellt das
Hochzeit-Fest des Esop, Phädri und Pilpai mit drey
Geistern vor, die allesammt einander mit Fabeln
tractiren, Zu
Anfange derselben stehet allezeit eine
Moralische oder politische Maxime, so durch die
darauf folgende Fabel erläutert wird. |
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Des Herrn le Noble sein Buch heist l'Ecole du
Monde Es ist Gesprächs Weise eingerichtet, und
wird ein
Vater aufgeführet, der seinen
Sohn klug
und weise machen
will. Zu Ende ieden Gesprächs
wird die darinnen enthaltene Regel der
Weisheit
oder Klugheit in eine Fabel verfasset, die
mehrentheils wohl ausgesonnen ist. Die Gespräche
sind nicht durchgehends mit der rechten
Fleiße
gemacht. |
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Der Paränetischen Schrifften sind viel. Wir
wollen uns aber nur mit folgenden begnügen. |
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- ECCLESIASTICUS SYRACIDAE IN LOCOS
COMMUNES DIGESTUS, zu Tremona 1572 in 8.
- Gnomologicum Graeco-Latinum, studio MICHAELIS
NEANDRI zu Basel 1564 in 8.
- Ethice vetus et
sapiens veterum Latinorum sapientum, von
ebendemselben Verfasser:
- Paraenetici veteres cum
notis Melchioris
Goldasti,
zu Eisleben 1581.
- Julii
Cäsaris Scaligers Epidorpides, seu de Sapientia et
beatitudine in 8 Büchern zu Genev 1573. in 8.
- les
Quatrains von Herrn de Pibrac, und Maximes
morales von Herrn de la Rochefoucault, und der
Frau Marqvisin de Sable zu Amsterdam 1705 in 12.
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Wilhelm Mechors Philosophia Paraenetica zu
Franckfurt am Mayn 1671 in 8. kann, weil sie
ordentlich abgefast, vor systematisch
paßiren. |
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Weil die Sprüch-Wörter mehrentheils nicht nur
politische Cautelen, sondern auch gute Sitten-Regeln in sich schliessen; so gehören die
Scribenten, so selbige gesammlet, oder auch
erkläret, allerdings mit hierher. |
Man kan davon Reimmann in
IV. Bande seiner Histor. litt. … nachlesen, allwo
davon ausführlich gehandelt wird, und dahin wir uns
der Kürtze halber wollen bezogen haben, |
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zur Historischen Ethic gehören |
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- Theodor Zwingers Theatrum vitae humanae zu
Basel 1565.
- Johannis Jacob Beureri Ethica historica
zu Hanau 1621 in 8.
- und Johann Conrad Durrii Ethica Paradigmatica, zu
Jene 1670. in 8.
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Socrates und Plato haben Gesprächs-Weise
moralisiret. In Platone handeln folgende Gespräche
von der Tugend-Lehre. |
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[7 lateinische Titel] |
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{Sp. 1512} |
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[6 lateinische Titel] |
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In Lucian Wercken fehlt es auch nicht an
Gesprächen, die hier einen Platz verdienen. Von
Petrarcha haben wir zwey Bücher, welche
Gespräche de vera sapientia in sich halten. Die
Nouveaux Dialogues des Dieux, so im Jahr 1713 zu
Cölln in 8 herausgekommen, handeln von
menschlichen
Leidenschafften, Tugenden und
Lastern. |
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Die sich einer Systematischen Ordnung
bedienet, sind entweder andern, oder ihrem
eigenen
Kopffe gefolget, oder haben die Sitten-Lehre
H. Schrifft mit der Philosophischen vermenget. Daß die
meisten des Aristotelis Fußstapffen nachgegangen,
ist am Tage, und diejenigen, welche des Pythagorä,
Epicuri und der Stoicker, desgleichen des Platonis
Ethic wieder eingeführet, haben nicht allzugrossen
Beyfall erhalten. |
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Der Homme sans passion, den Herr le Grand,
ehe er noch ein Cartesianer geworden, zu Haag
1662 in 12. herausgegeben, ist nach dess Senecä
Grund-Sätzen eingerichtet, und der Antonius
Buscherus hat zu
Hamb. 1610 in 8. eine Ethicam
Ciceronianam
drucken lassen. |
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Johann Thomas Freigius, und Rudolph
Snellius haben die Sitten-Lehre nach des Rami
Lehr-Art zu
verbessern gesucht. Wie denn jener
Quaestiones Ethicas
herausgegeben, in denen er
zwar des Aristotelis Bücher von der Ethic an den
Nicomachum zum Grunde gelegt; dieser aber es in
seiner Ethica, methodo Ramaea conscripta, zu
Herborn 1597 in 8. noch besser machen
wollen. |
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Ob Georgii Vallä Buch de expetendis et
fugiendis rebus zu Venedig 1501 in
fol. unter die
Systematischen Schrifften gehöre, können wir
unsern Lesern nicht vor
gewiß sagen; das
wissen
wir aber, daß zu Bern in der
Schweitz im Jahr 1537
in 8. ein Compendium moralis philosophiae ex
Georgio Valla transsumtum herausgekommen. |
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Von August Moritzen,
Landgraff zu Hessen, 2
Büchern Ethicorum, welche zu Cassel 1605
herausgekommen, können wir von ihrem Innhalte
zwar keine Nachricht geben: doch scheinen sie uns
wegen ihres erlauchtesten
Verfassers
würdig, daß
man sie zum wenigsten den
Namen nach kenne.
Ein grosser
Theil von des Diodor Tuldeni
dissertation. Socraticar. 2 Büchern zu Löven 1622,
handeln gleichfalls auch von der Tugend-Lehre. |
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Nun kommen wir auf die Eclectisch geschriebenen Tugend-Lehren. |
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- Des Herrn Erhard
Weigels Arithmetische Beschreibung der Moral-Weisheit gedruckt zu Jena 1674 in 4. ist nur vor die
so die Mathematick verstehen.
- Becmanns lineae
doctrinae moralis de natura moralium, variisque
eorum casibus, gedruckt zu
Leipzig und Franckfurth
im Jahr 1686 sind lesenswürdig.
- Heinrich Mori Enchiridion Ethicum zu Londen 1660 in 8 ist in der
Lehre von
Affecten allzu Cartesianisch.
- Der
Verfasser,
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{Sp. 1513|S. 770} |
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so seinen Namen verschwiegen, und ein
Essais nouveau de morale de l'Ame de l'homme
herausgegeben, ist es auch in
unterschiedenen
Stücken, und menget dabey die
Theologie
und
Philosophie unter einander. |
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- Arnold Geulincx, [zwei Wörter griechisch], s. Ethica zu Amsterdam 1709 in
12. ist
gründlich geschrieben. Geben wir dem
verkappten Philareto in der
Zueignungs-Schrifft der
Ethic des Geulincx
Glauben,
so kommt dieselbe sowol mit der Heil. Schrifft als Cartesii
Grund-Sätzen überein. Er hat aber ohnstreitig viel eigenes,
auch viel
Gutes. Doch schreibt er subtil und
dunckel. Ja, wenn wir
Thomasio Gehör geben
wollen; so muß man die Jugend vor dieser Sitten-Lehre fleißig warnen, weil sie unvermerckt zur
Spinosisterey verführet. Den ersten Theil hat der
Verfasser selbst im Jahr 1665 herausgegeben;
gemeldeter Philaretus aber hat die übrigen nach
seinem
Tode 1675 in 12. ans Licht gestellet, und
viele Anmerckungen hinzugethan.
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Vincentius Placcius hat sich besser
recommendiret, indem er nicht nur die
Mängel der
Aristotelischen Sitten-Lehre sehr wohl eingesehen,
sondern auch zu verbessern grossen Fleiß
angewandt; auch diese
Disciplin auf solche Gründe
gesetzt, welche man der Jugend
billig anpreisen
kan. Er ist der erste, der dieselbe nach der
Medicinischen Lehr-Art abgetheilet und
vorgetragen. |
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Nach der Zeit ist die Sitten-Lehre, welche
Placcius von dem Rechte der Natur zu
unterscheiden angefangen, immer besser aus
geputzt worden; wie denn
vornemlich |
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- Christian
Thomasius,
- Johannes Franciscus
Buddeus,
- Nicolaus Hieronymus Gundling,
- und
Johann Jacob Lehmann,
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in diesem Stücke der practischen Philosophie
Ehre eingeleget. |
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Der erste hat bereits im Jahr 1687 ein
Programma von den Mängeln der Aristotelischen
Ethic gemein gemacht, worauf im Jahr 1691 eine
kurtze Abhandlung erfolgte, darinnen er seine neue
Erfindung der
Wissenschafft, das Verborgene des
Hertzens anderer
Menschen auch wider ihren
Willen aus dem
täglichen
Umgange zu
erkennen,
Seiner damaligen Churfürstlichen Durchl. zu
Brandenburg zueignete. Endlich kam 1692 seine
Einleitung zur Sitten-Lehre, und 1696 die Aus-Ubung derselben ans Licht. Und dieses ist eben
dasjenige Werck, wodurch die Sitten-Lehre nach
der
Meynung des Herrn
Stollens in seiner Historie
der Philosophischen Gelahrheit Th. II. C. IV. … auf
einen
gantz andern Fuß, und in ein weit helleres
Licht gesetzt worden, als vorher iemalen
geschehen. |
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Die Sitten-Lehre des Herrn Doctor Buddei
macht den ersten Theil seiner Elementorum
philosophiae practicae aus. Der Verfasser hat, wie
Placcius, die medicinische Methode, desgleichen
auch seine Lehre: daß
GOtt das höchste Gut sey,
sich belieben lassen. In der Lehre von den drey
Haupt-Neigungen fällt er Herrn Thomasio bey; wie
er aber unter den Neigungen und Affecten einen
Unterschied gemacht; also hat er auch in vielen
andern Puncten was besonderes. Die Schreib-Art
ist angenehm, rein und fliessend, und ob der Herr
Verfasser seine Gedancken schon kurtz abgefasset
hat, so bleibt er dennoch deutlich. |
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Des Königlichen Preußischen Herrn
Geheimden Raths Gundlings Via ad |
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{Sp. 1514} |
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veritatem moralem hat in der Neuen Bibliothec
das
Lob, daß es ein kleines aber sehr deutliches
Buch sey. Die Glückseligkeit nennt er nach Art des
Epicur eine Befreyung und Entledigung von allen
Schmertzen, und GOtt allein das höchste Gut.
Daher er, was andere in der natürlichen Theologie
abhandeln, mit zur Ethic gerechnet, und sowol der
Seelen Unsterblichkeit behauptet, als die
Atheisterey und den Aberglauben widerleget. Er
meynet: das sittliche Temperament
müsse sich
nach der Mischung des
Leibes richten, und daß
dieses die
Freyheit nicht aufhebe, als welche er
vom Willen unterscheidet, und zu einer eigenen
Krafft der Seelen machet. Er hält nicht davor, daß
der Wille dem
Verstande
nothwendig gehorche,
sondern
glaubet, daß kein ander
Mittel zur wahren
Besserung sey, als die
Gnade GOttes. |
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Unter den Eclectischen Sitten-Lehrern
verdienen auch Johann Jacob Lehmann, durch seine neueste und
nützlichste Art die sogenannte Moral zu studiren, und Herr
Doctor Andreas
Rüdiger, von welchem Manne wir schon vieles bey
dem Eingange dieses Artickels gesagt haben, ihre
verdienten Stellen. |
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Herr Lehmann hat sich die Ethic von dem
Recht der Natur genau zu
unterscheiden befliessen,
und jene zu einer blossen Zubereitung und
Besserung des Willens gemacht. Deswegen hat er
auch den menschlichen Willen so wol nach seiner
Beschaffenheit überhaupt, als den Zufällen
insonderheit
vorgestellet, und nicht allein die
Verbesserung überhaupt, sondern auch
insonderheit nach den Zufällen eingerichtet. Er hat
des Herrn Buddei Methode meistentheils behalten,
und allwege den
Nutzen seiner Lehre hinzugethan.
Herr Doctor Buddeus hat eine
Vorrede darzu
gemacht. Der andern
Auflage, welche mit vielen
Zusätzen vermehret worden, ist eine neue Vorrede
von dem
Ursprunge und Wachsthume der Moral
vorgesetzt worden. |
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Herrn Rüdigers Moral führt, wie schon
erwähnt, den Titel: Anweisung zu der Zufriedenheit
der menschlichen Seele, als dem höchsten Gut
dieses zeitlichen Lebens.
Leipzig 1721 in 8. Sie
bestehet aus XI. Capiteln; |
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- das I. so von der Mischung des
Guten und
Bösen handelt, lehrt uns, daß
Annehmlichkeit und
Verdrüßlichkeit unzertrennlich sind.
- Das II. was die
Glückseligkeit sey, und wo sie nicht sey:
- Das III.
unterrichtet uns von der Versicherung der
Vernunfft,
daß eine ewige Seligkeit, und die
Seele des
Menschen unsterblich sey:
- das IV. handelt von der
Hoffnung als dem Schatten-Bilde menschlicher
Glückseligkeit:
- das V. von der Eitelkeit:
- das VI. Von
der Zufriedenheit, als dem höchsten Gute in dieser
Welt:
- das VII. von den
Mitteln die Zufriedenheit zu
erlangen, und zwar erstlich von der
Klugheit:
- das VIII. von der
Tugend und
Gerechtigkeit, als dem
andern allgemeinen Mittel der Zufriedenheit:
- das IX.
von dem rechten
Gebrauch der
Furcht und
Hoffnung, als dem ersten und andern
eigenen Mittel
der Zufriedenheit:
- das X. von der Vergleichung des
Guten und Bösen, als dem dritten eigenen Mittel,
- und das XI. von der Seligkeit, als dem vierten
eigenen Mittel derselben.
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Wir müssen gestehen, daß wir in diesem Buche
viele sonderbare
Gedancken angetroffen, so man
ohne Erbauung nicht überlegen wird. |
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{Sp. 1515|S. 771} |
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Unter denen, so die
philosophische und
geoffenbarte Sitten-Lehre mit einander vermengt,
oder doch jene durch diese verbessern wollen, sind
uns |
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- Johann Crellius,
- Lambertus Danäus,
- Antonius Waläus,
- George Grabow
- und Christian
Weise
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bekannt, welche aber nicht alle von gleichem
Werthe sind. |
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Johann Crellii unter dem Namen
Cirelli im Jahr 1622 geschriebene, und im Jahr
1650 in 4. herausgegebene Ethica Aristotelica ad
sacrarum litterarum normam emendata, ist mehr
irrichtig, als eclectisch, denn der Verfasser ist ein
Socinianer gewesen. Seine Ethicam Christianam,
seu explicationem virtutum et vitiorum, quorum in
sacris litteris fit mentio, haben wir eben so wenig als
seine prima ethices elementa gelesen. |
Sie stehen aber alle drey in der Bibliotheca fratrum Polonorum
Unitariorum. |
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Lucii Danäi Ethica Christiana, zu Genev 1614
in 8, ist der reinen Lehre mehr gemässer; doch hat
Waläi Compendium Ethicae Aristotelicae ad
normam veritatis Christianae revocatum zu Leiden
in
Holland 1625 in 8. mehr Liebhaber
gefunden. |
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George Grabow will in seiner Ethica Christiana
vor einen Feind der Aristotelischen Sitten-Lehre angesehen seyn, da er doch noch einige
Irrthümer aus derselben behalten, denen er noch
andere hinzugethan. |
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Christian Weise hat zwar eine absonderliche
Ethicam Christianam geschrieben, dennoch aber
auch in die, so Philosophisch seyn soll, und
Anfangs
Lateinisch im Jahr 1694, hernach aber
ausführlicher
Deutsch unter dem Titel: Ausführliche
Fragen über die Tugend-Lehre, zu Leipzig 1696 in
8. heraus kommen, unterschiedliches aus der
Christlichen Theologie mit eingestreuet. |
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Unseres Erachtens wäre es eine gar
nützliche
Arbeit, wenn einer, der in der
Heydnischen und
Christlichen Sitten-Lehre bewandert ist, eine
genaue Vergleichung derselben mit einander
anstellte. Denn ob wol der Pater Michel Mourges in
seinem Parallele de la Morale Chretienne avec celle
des anciens Philosophes etwas dergleichen
versucht hat, wir auch seine Arbeit als
gelehrt und
nützlich gelten lassen; so hat er doch diese
Materie
noch lange nicht erschöpfft, noch auch so
ausgeführet, daß ihm alle
sollten beyfallen
können. |
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Nun ist noch übrig ein und anderer
Schrifften zu
gedencken, darinnen nur ein Stücke oder eine
Materie der Sitten-Lehre abgehandelt worden. Man
wird es uns aber nicht übel deuten, wenn wir von
den meisten derselben nur den
Titel hersetzen, weil
eine weitläufftigere Ausführung dem
Zwecke
entgegen seyn würde, den wir uns hier vorgesetzt,
und uns in allzugrosse Umschweife
verwickelte. |
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Wir machen von denen den Anfang, welche
von der höchsten
Glückseligkeit, oder auch von
dem was
gut ist, handeln. Dergleichen sind |
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- Laurentii Vallä de voluptate et vero bono III.
Bücher zu Lucca 1563 in 4.
Bayle in seinem
Critischen Wörter-Buch
urtheilt von ihm
folgendergestalt: er ist zwar der Lehre des Epicuri
von dem höchsten Gute beygetreten; doch hat er
dabey eine Vereinigung zwischen den Lehren des
Epicuri, und den Lehren des Christenthums zu
stifften gesucht.
- Flaminii Nobilii Lucensis de
hominis felicitate.
- Bartholomäi Facii de humanae
vitae felicitate zu Hanau 1611 in 4.
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{Sp. 1516} |
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- und Johann Friedrich Buddei Observatio de
Criterio Morali.
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Hierauf mögen die folgen, welche das
menschliche Elend beschrieben, oder allerhand
Trost-Gründe wider dasselbe, und alles
Unglück
hervorgesucht: Als da sind |
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- Petrus Hadäus de miseria humana zu Venedig
1558 in 4.
- Justus Lipsius de Constantia, von
welchem Buche wir zwey Deutsche Ubersetzungen
haben; die älteste ist folgende: Justi Lipsii zwey
Bücher von der Beständigkeit, darinnen das höchste
Stück menschlicher Weisheit abgehandelt wird, aus
dem Lateinischen ins Deutsche gebracht durch
Andream Viritium, Leipzig 1601 in 8. Die andere
ist: Trost-Redner über den gemeinen Unglücks-
Fällen in Europa, d.i. Justi Lipsii 2 Bücher von der
Beständigkeit, ins Deutsche übersetzt von Heinrich
Ittershagen, Schul-Collegen zu Tennstädt. Leipzig
1714 in 8.
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Ferner hat |
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- Petrus Alcyonius de exilio, Venedig bey dem
Aldo 1522 in 4.
- Jacobus Gutherius de orbitate
toleranda und laudem caecitatis zu Leiden in
Holland 1638 in 8.
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geschrieben. |
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Desgleichen sind |
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- Jacobi Sadoleti, und Joachim Camerarii
Philosophicae consolationes et meditationes in
adversis,
Franckfurt 1577 in 8.
- und Hieronymus
Cardanus de vtilitate ex adversis capienda zu Basel
1561 in 8.
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hierher zu rechnen. |
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Desgleichen Herr Esprit de la fausseté des
Vertus humaines, Paris 1693 in groß 12. und
Gottlieb Samuel Treuers Abhandlung de arte
moriendi philosophice. |
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Endlich wollen wir auch einige beyfügen,
welche von den menschlichen
Gemüths-Bewegungen, und deren Uberwindung handeln.
Dergleichen sind: |
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- Aloysii Luisini, Utinensis, de compescendis
animi adfectibus per moralem philosophiam, et
medendi artem in 3 Büchern, zu Basel 1562 in 8.
- Lälii Peregrini Buch de noscendis et emendandis
animi affectionibus, Leipzig 1714.
- Wilhelm Budäi
Buch, de contemtu rerum forutiarum, Paris 1526 in
4.
- Augustin Niphi Buch, de amore.
- Johann Wierii de
ira, morbo, et eius curatione philosophica, medica et
theologica, zu Basel 1574 in 8.
- Octavii Brancifortii
de animorum perturbationibus, 2 Theile zu Catana
1642 in fol.
- Des Marini Curäi de la Chambre les
caracteres des passions in 4 Bänden, zu Paris 1662
in 4.
- Arnold Wesenfelds Introductio ad Georgica
animae et vitae, Franckfurt 1695,
- und Johann
Wolffgang Triers kurtze Fragen von den menschen
Gemüths-Bewegungen, Leipzig 1708 in 12.
- Ebendess. Fragen von den menschlichen
Neigungen, Leipzig 1709 in 12.
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Desgleichen auch |
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- Christian Gottlieb Schwartzii Exercitatio de
affectuum morali aestimatione:
-
M.
Friedrich Philippi
Schlossers Tentamen Philos. de Curiositate, zu
Jena 1724 in 4.
- und Ebend. Meletemata
philosophica de morali aestimatione irae, zu
Wittenberg 1728 in 4.
- und Treuers Abhandlung de
sinceritate erga se ipsum.
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Endlich mögen die zur Ethica |
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{Sp. 1517|S. 772} |
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Characteristica gehörige Schrifften allhier Platz
finden. |
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- Carls Paschalii Virtutum et vitiorum Characteres
zu Paris 1615 in 8.
- Les Caracteres des Vertus et
des Viees par Joseph Hall zu Genev 1628 in 12.
- Ludovici Molinäi Morum exemplar et Characteres,
zu Leiden in Holland 1654 in 12.
- und les caracteres
ou les moeurs de ce siecle par Mr. de la Brugere zu
Paris 1705 mit III.
Bänden in groß 12.
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Georgii Paschii Buches de Philosophia
characteristica et Paraenetica zu Kiel 1705 in 4. ist
auch noch zu gedencken. |
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Man kan auch den Patrioten, der sich 1724 in
4 zu
Hamburg angefangen, und die vernünfftige
Tadlerinnen, welche erstlich zu
Halle, dann in
Leipzig in 8. gar sauber herauskommen,
hierhersetzen, als welche die gemeinen Thorheiten
sehr wohl characterisiren und abschildern. |
Siehe von den letztern
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