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Text | 
Quellenangaben  | 
| 1725 | 
Nichts destoweniger beruffte ihn nach dem 
Ableben ihr Rußisch-Kayserlichen Majestät, welche am 8 
Februar des 1725 Jahres durch einen 
unverhofften 
			Tod der 				
				Welt und ins besondere 
dem Rußischen Reiche entrissen ward, die 
nunmehro höchstseligste 
Kayserin und 
Nachfolgerin Catharine von neuem nach St. 
Petersburg; Herr Wolf aber blieb bey seinem 
einmahl gefasseten Entschlusse, die ihm von GOtt 
verliehenen schönen Gaben, der 
studirenden 
Jugend zu dienen, der Marburgischen Academie nicht zu 
entziehen, welches er der Großmächtigsten Monarchin 
in einem allerunterthänigsten 
				Schreiben 
hinterbrachte. | 
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Man suchte auch die 
					Schrifften Herrn 
Wolfens 
in den Buchläden immer mehr und mehr, und 
				verschiedene derselben waren 				
				völlig abgegangen, 
daß er daher von den 				
				Verlegern um 				
				verbesserte
				Auflagen ersucht wurde. Zuförderst machte er 
sich über seine vernünfftige Gedancken von den 
Kräfften des menschlichen Verstandes, davon die 
vierte Auflage verlanget wurde. Die 
					Umstände, 
darinnen Herr Wolf sich anjetzo befand, gaben 
ihm 
				Gelegenheit an die Hand, in dem 
vierzehenden
				Capitel 
zwey Puncte zu berühren, an welche er in den 
vorhergehenden Auflagen nicht gedacht 
hatte. | 
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Nemlich weil er aus 
				eigener
				Erfahrung 
erlernet hatte, daß man die Consequentien-Macherey mit dem methodo 
demonstrandi per indirectum verwirrete, und 
gleichwohl viel daran gelegen ist, daß man in 
Widerlegung anderer beydes wohl von einander 
				unterscheide; so zeigte er diesen 
				Unterscheid 
auf das deutlichste. Weil er auch ferner inne ward, 
daß man Schutz-Schrifften mit Streit-Schrifften 
vermenge, und daß man auf jene deuten 				
				
				wolte, 
was er von diesen im angeführten Capitel 
gesetzet hatte; so wolte er auch diesen 
				Irrthum 
dem Leser benehmen, und fügte deswegen zum 
Beschlusse desselben Capitels bey, wie man 
Verfolgern zu begegnen habe. | 
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Nach diesem schritte er zu seinen 
vernünfftigen Gedancken von den 
gesellschafftlichen Leben, welche zum andern 
mahle hervortreten solten. Er übersahe alles | 
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{Sp. 588} | 
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von neuen, verbesserte die in den Citationen 
eingeschlichenen Druck-Fehler, rückte hin und 
wieder noch ein und das andere 
				nützliche ein, 
insonderheit setzte er mehrere Summarien bey, 
damit man desto besser gleich 
				erkennen könnte, 
was für 
				
				Materien darinnen abgehandelt wären. 
Er machte eine neue 				
				Vorrede hiezu, in welcher 
er kürtzlich zwey wider diese 
				Gedancken 
vorgebrachte Beschuldigungen 
			geschickt 
ablehnete, daß sie nemlich auf die vorher 
bestimmte Harmonie 
				gebauet 
wären, und daß er 
darinne den 
				Atheisten dadurch, daß er sie für 
Leute ausgeben, die vor andern mit 				
				Verstand 
begabet wären, das 				
				Wort
			geredet hätte. Hiermit 
wurde er im Mertz fertig. | 
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Noch eben in diesem Monate brachte er 
auch die dritte Auflage seiner vernünfftigen 
Gedancken von GOtt, der Welt etc. zu 
			Stande. In 
dieser hat er zwar den 
				gantzen Text unverändert 
gelassen, damit nichts anders darinnen zu finden 
wäre, als wie es von seinen Widersachern aus den 
vorhergehenden Auflagen angeführet worden ist; 
jedoch aber hat er an einigen Orten einige Werthe 
beygefüget, da durch die andern erläutert werden. 
Die von neuem dazu gekommen der Vorrede ist 
eine Vertheidigung seiner gerechten Sache, 
insonderheit wider den Herrn 
Buddeus, welchen 
er aber nicht mit 
				Nahmen
				nennet. | 
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Gegen Ostern 1725 kam er endlich mit dem 
dritten 
				Theile seiner Natur-Lehre 				
				vollkommenen zu 
Stande, zu dem er sich schon in der Michael-
Messe des 1723 Jahres gewandt hatte, um in 
selbigem das noch  				
				vorzutragen welches in seine 
Gedancken von den Absichten der natürlichen 
Dinge nicht konnte hinein gebracht werden, weil 
sie sonst allzu starck angewachsen wären. Es war 
schon damahls, als er von 
Halle weggetrieben 
wurde, der dritte 
				Bogen unter der 
				Presse: Allein 
eben dieses Schicksal, die nachher abgezwungenen Vertheidigungen und andere 
				Verrichtungen unterbrachen diese
				Arbeit: Unter 
diese Verrichtungen gehören die zu seinem neuen 
Lehr-Amte in Marburg erforderlichen 
Bemühungen, die verschiedenen Auflagen seiner 
Schrifften u.s.f. | 
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Und so verzog es sich denn bis gegen 
Ostern dieses 1725 
				Jahres, zu welcher 				
				Zeit diese 
Arbeit unter der Aufschrifft: Vernünfftige 
Gedancken von den Gebrauche der Theile des 
menschlichen Leibes etc. an das 
				Licht trat. Diese 
Gedancken sind also eine Fortsetzung der 
vernünfftigen Gedancken von den Absichten der 
natürlichen Dinge. Es wird hier ins besondere von 
den Absichten der fürnehmsten besondern 
				Art der 
			Cörper, nemlich der Organischen Cörper, als da 
sind die Pflantzen, die Thiere und der menschliche 
				Cörper, welche noch zu betrachten übrig 
geblieben waren, gehandelt. | 
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So hatte denn Herr Wolf um Ostern des 1725 
Jahres den Liebhabern der 
				Untersuchung 
natürlicher Dinge alle seine so wohl zu der 
Experimental- als Dogmatischen Natur-Lehre 
gehörige 
					Schrifften in die Hände geliefert; als der 
				Verleger seiner 
Entdeckung der wahren Ursache 
von der wunderbaren Vermehrung des 
Getreydes etc. | 
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{Sp. 589|S. 308} | 
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diese vom neuen durchzusehen und zu 
				verbessern ihm überbrachte. Weil nun diese 
Schrifft ebenfalls die Natur-Lehre betrifft, so ward 
er bald willig, selbige weit vermehrter 
herauszugeben. Zwar ist in der Schrifft selbst 
nichts geändert worden; hingegen aber hat Herr 
Wolff einen Anhang aufgesetzet von der 
				Gewißheit 
der Erfindung von der Vermehrung des Getraydes 
und dem 
				Nutzen, den sie bisher in dem 
				Ackerbau gehabt, auch verschiedenen 
Vorschlägen, wie derselbe künfftig weiter zu 
befördern. | 
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Denn ob er wohl anfänglich gesonnen war, 
dieses in dem 
					Tractat hin und wieder einzurücken, so beliebte ihm doch nachher ein 
anders, weil er die Entdeckung in der 
				Ordnung 
geschrieben hatte, wie er in seinen Überlegungen 
von einem zu den andern fortgegangen war, damit 
sie zu einem Muster dienen könnte, wie man die 
Überlegungen anzustellen habe, wenn man von 
natürlichen Dingen etwas durch eigenes Nachsinnen herausbringen will. Um deswillen wolte er 
die Ordnung der Gedancken durch fremde 
				
				Materien nicht unterbrechen. | 
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Er erzehlet demnach in dem Anhange nicht 
allein, wie weit seine 
Erfindung sey bisher 
ausgeübet worden, und was man vor 
Vortheile 
dabey bemercket habe, sondern giebet auch 
etwas ausführlicher an, wie man 
				nöthige 
Versuche 
anzustellen habe, damit man den Ackerbau in 
				Form einer 				
				
				Wissenschafft bringen  
				möchte. | 
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Ob sich nun schon Herr Hofrath Wolf nicht 
hatte bewegen lassen 				
				
				wollen, die sowohl von 
Sr. Rußischen Kayserl. Majestät, Petern, dem 
Grossen, als auch nachmahls von der 
nachfolgenden Kayserin Catharine angebotene 
Vice-Präsidenten-Stelle bey der Academie der Wissenschafften zu St. Petersburg 
anzunehmen; so beschloß gleichwohl nur Höchstgedachte 
Kayserin Catharine, Glorwürdigsten Andenckens, 
allergnädigst 
unserm Philosophen auch abwesend eine 
Ehrenstelle in derselben nebst einem 
				jährlichen 
Gnadengeld zu geben, und ertheilete sogleich 
			Befehl, daß ihm solches auf ein Jahr zum voraus 
übermachet werden 
				solte. 
Man hat dieses sogleich von St. Petersburg aus in den
				Leipziger neuen 
Zeitungen von Gelehrten Sachen, auf das 1725 
Jahr auf der 529 Seite, mit vielem 
				Ruhme und zur 
Bewunderung der Nachkommen bekannt machen 
lassen. | 
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Die erste 
					Schrifft, welche Herr 
Wolf nach 
dieser erhaltenen so  
				ansehnlichen Ehrenstelle zu 
Anfang des Septembers 
				herausgegeben hat, ist 
dessen klarer Beweiß, daß Herr D. Budde die ihm 
gemachten Vorwürffe einräumen und gestehen 
muß, er habe etc. Denn es hatte Herr 
Walch auf die 
Wolffische nöthige Zugabe zu den 
Anmerckungen etc. abermahls ohne seinem 
				Nahmen 
eine Schrifft 
				drucken lassen, die betittelt war: 
Bescheidener Beweiß, daß das Buddeische Bedencken noch 
feste stehe. Nun wolte Herr Wolf auch diese 
nicht unbeantwortet lassen. Da Herr Walch nicht 
gesonnen war, diesen Streit weiter fortzusetzen, 
hat er zu diesem klaren Beweiße still 
geschwiegen, mithin nahm dieser Streit nunmehr 
ein Ende. | 
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Hingegen machte unserm Philosophen 
seine ehedem gehaltene Rede von der 
practischen Weltweisheit der Chineser von neuem 
zu schaffen. Denn man hatte sie ohne sein 
Wissen im 1722 | 
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{Sp. 590} | 
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Jahre zu Rom drucken lassen, und in diesem 
1725 Jahre war sie zu Trevoux cum consensu Societatis Jesu nach dem Römischen 
				Exemplare abermahls abgedruckt worden. Weil 
demnach diese Rede durch die 
				gantze				
				Welt 
gieng, gleichwohl aber mit vielen Druckfehlern 
angefüllet war: so hielte Herr Wolf sich dieses vor 
höchstnachtheilig, und versprach bald nach der Herausgabe im November der
				Leipziger 
neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen auf der 
795 Seite, daß er selbst diese Rede in den Druck 
geben wolte.¶ | 
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| 1726 | 
Dieses Versprechen brachte er auch im 
Jenner des 1726 Jahres zur Erfüllung, indem er 
sie mit sehr weitläufftigen Anmerckungen an das 
				Licht treten ließ. Die 				
				Vorrede ist statt einer 
Einleitung, weil theils angezeiget wird, was Herr 
Wolf sich bey Beruffung auf 
				Bücher vor 
Herrausgaben bedienet habe, theils aufrichtig 
entdecket wird, aus welchen Schrifften der Herr 
Hofrath die 
				Historischen
				Sachen zu der Rede und den 
Anmerckungen hergeholet habe. | 
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Dabey arbeitete er aus ausführliche Nachricht 
von seinen eigenen Schrifften, die er in deutscher 
Sprache von den verschiedenen Theilen der 
Weltweißheit herausgegeben. Er stellte hier auf 
Begehren einiger 				
				vornehmen
				Männer die gantze 
Beschaffenheit seiner Schrifften vor, so wohl was 
die Schreib- und 
Lehr-Art als auch die 
				Gründe 
und Haupt-Lehren betrifft. Man kan mit gutem 
Fuge 
			sagen, daß dieses 				
				Werck eine Einleitung zu 
				nützlicher Lesung der Wolffischen Schrifften sey. 
Es hat überdies noch den 
				Nutzen, daß es auch 
denen, die eine blosse historische 
				Erkänntniß 
der Lehren Herrn Wolfens verlangen, eine Gnüge 
leistet. Übrigens bemercken wir von ihm auch, 
daß hier 				
				verschiedene
				
				Materien, die in den 
Wolffischen Schrifften selbst nicht berühret 
worden, abgehandelt werden. Diese 
				Arbeit wurde 
im Februar zurücke geleget. | 
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Am 8 
				Tage des Monats Mertz 1726 
vertheidigte der Herr Wolf auf dem 
				philosophischen Lehrstuhle eine 
				Dissertation, 
darinne er eine sonderbare Begebenheit von 
einem Apffelbaume, der Früchte getragen hatte, 
ohne vorher zu blühen, nach ihren 				
				Ursachen
				untersuchte. Wenn dem 
				Titul der Dissertation 
zu trauen, so ist der 
				Respondente, Herr 
Adam Ixstatt, der 
				Verfasser davon. Dieses haben wir um so vielmehr zu 
glauben Ursache, weil unser 
				Philosoph in 
dem beygefügten Glückwunschungs-Schreiben 
ausdrücklich sagt, daß die gantze Dissertation von 
Herrn Ixstatten herkomme. | 
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Auch hat Herr Wolf, als nunmehr Professor 
Honorarius auf der 
			Academie zu St. Petersburg, an 
dieselbe in ihre Sammlungen eine Abhandlung 
von den Kräfften-Maasse überschicket, welche 
nachher in die Commentarios Academiae Scientiarum Imperialis Petropolitanae mit eingedrucket worden ist.¶ | 
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| 1727 | 
Zu Anfang des 1727 Jahres besorgete unser 
Herr Hofrath die andere 
				Auflage seiner 
Anmerckungen über die vernünftigen Gedancken 
von GOtt, der Welt etc., welche im Mertz unter dem 
etwas 				
				
				veränderten Tittel: Der vernünftigen 
Gedancken von GOtt, der Welt etc. Anderer Theil, die 
				Presse verliessen. In der dieser | 
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{Sp. 591|S. 309} | 
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Auflage beygefügten 				
				Vorrede hat Herr 
Wolf 
mit seinen Widersachern zu 
				thun, und stimmet 
über sie ein Triumphlied an. | 
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Sonst kommt in diesem 1727 Jahre von 
Herrn Wolfen nichts vor, so sonderbar 
merckwürdig wäre, ausser daß er noch im April die fünfte 
Auflage seiner vernünftigen Gedancken von den 
Kräfften des menschlichen Verstandes, in den 
Druck gegeben hat. Auf diese Auflage hat er noch 
weit mehr Mühe verwendet, als auf die ersteren, 
um dieses Buch immer brauchbarer zu machen. Er 
hat hin und wieder etwas weniges, jedoch desto 
mehr wichtiges, eingerückt, 				
z.E. im 48 § des 1 
Capitels den 
				Unterscheid des 
Wesentlichen und 
der 
				Eigenschafften, weil dieser nicht wenig zu 
dem rechten 				
				
				Verstande der 
				Erklärungen dienet. Ja 
es ist hier noch ein gantz neues Capitel, nehmlich 
das sechzehende, hinzugekommen, darinnen gezeiget wird, wie 
man zu einer Fertigkeit die
				Logick auszuüben 
gelangen solle. In dieser Beschaffenheit sind diese 
Gedancken in den nachfolgenden zweyen 
Auflagen gelassen worden.¶ | 
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| 1728 | 
Gleichergestalt hat Herr Wolf auch die dritte 
Auflage seines Auszugs aus den Anfangs-Gründen aller mathematischen Wissenschafften, 
hin und wieder 				
				verbessert, welche 
				
				Verbesserungen ihn bis zum Anfange des Mertzes 
in dem 1728 Jahre aufgehalten haben. | 
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Daß wir von unserm Philosophen im 
vorhergehenden 1727 Jahre und zu Anfange 
dieses 1728 Jahres weiter nichts, als nur Auflagen 
seiner Schrifften, und kein neues Werck, haben 
anzeigen können, macht ein wichtiges Werck, 
welches er diese 				
				Zeit über unter den Händen 
gehabt hat, womit er ebenfalls im Mertz 1728 und 
zwar mit Verlauff desselben zu Ende kam. Es ist 
selbiges seine Philosophia rationalis. Herr Wolf hat sich 
schon vor 
				geraumer Zeit vorgenommen, daß, 
wenn er die 				
				Philosophischen
				Theile in 
					Deutscher Sprache würde ausgearbeitet haben, er sodann 
alle weit vollständiger in 
				Lateinischer Sprache den 
Ausländern zuliebe wolte an das 
				Licht treten 
lassen. Nun denn die Deutschen Schrifften 
insgesammt zum 				
				Vorschein gekommen waren, so 
wolte er sich auch seines gethanen Versprechens 
nach und nach entschütten. | 
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Er machte den Anfang mit der Vernunft-Lehre, welche, wie gedacht, mit dem Ende des 
Mertzes aus der 
				Presse gehoben ward, und in der 
Oster-Messe 1728 in den Buchläden zu haben 
war. Das 				
				Werck lobet den 
				Meister, und wir sind viel 
zu wenig, daß wir ein 
				Buch, welches bereits schon 
von den Einheimischen so wohl, als bey den 
Ausländern in den grösten 
Ansehen stehet, nach 
				Würden anpreisen könnten. | 
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Indessen war auch die andere Auflage der 
vernünftigen Gedancken von der Menschen Thun 
und Lassen vergriffen worden, und Herr Wolf 
nahm die dritte Auflage zu vermehren über sich. 
Was hier hinzugekommen ist, ist ein Vorbericht, 
worinnen angegeben wird, was man in diesem 
Buche besonders zu suchen habe, und 
anderwerts vergebens suchen werde. Mit einem 
				Worte: Dieser Vorbericht ist eine weit ausführliche 
Abhandlung desjenigen, was in der 				
				Vorrede der 
andern Auflage ist angemercket worden. In den 
nach her herausgekomme- | 
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{Sp. 592} | 
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nen Auflagen ist weiter nichts neues hinzugesetzet worden. Die Bemühungen Herrn 
Wolfens 
wegen der dritten verbesserten Auflage giengen 
gegen die Mitte des Septembers 1728 zu 
Ende. | 
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Nachher sahe Herr Wolf in dem October nur 
besagten 1728 Jahres von den  
				Actis Eruditorum, daß auf 
dessen 468 u.ff. Seiten eine 
					Schrifft des 
				berühmten 
Herrn Michael Gottlieb Hanschens stand, in welcher einige
				Erinnerungen wider seine ohnlängst
				herausgegebene Lateinische Vernunft-Lehre waren 
gemacht worden. Diese Schrifft, so betittult war: 
Meditatio de usu genuino omnium modorum utilium in quatuor figuris etc. setzte der Herr 
Wolf entgegen: Monitum de sua Philosophandi ratione, 
inserviens loco responsionis etc. und ließ es 
ebenfalls in die 
				Acta Eruditorum in dem December 
desselben Jahres einrücken. Hier bemühete er 
sich, von dem Kayserl. Rathe, Herrn Hanschen, gemachte 				
				Zweifel 
aufzulösen.¶ | 
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| 1729 | 
Mit dem 1729 Jahr fieng Herr Hofrath Wolf 
eine 
				Arbeit an die er stückweise 
				
herausgab. Er 
				nennete sie
Horas susecivas Marburgenses. in welchen er Proben giebet, wie die 
				Weltweisheit zu dem 
öffentlichen und besondern
				Nutzen einzurichten sey. In dieser Schrifft zeigt 
sich unser 
				Philosoph mit allen seinen 
Kräfften. 
Bald stellet er einen Gottesgelehrten, bald einen 
Rechtsgelehrten, bald einen Artzeneyverständigen vor. Das erste Stück ward mit 
Anfang des Aprils 1729 der 
				Presse 
unterworffen.  | 
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Noch in eben diesem Monathe setzte er einen 
Vorbericht auf zu seinen vernünftigen Gedancken 
von GOtt, der Welt etc. die vorjetzo zum vierdtenmahle 
dem Drucke
				solten übergeben werden. | 
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Kurtz vorher haben wir erzehlet, daß Herr 
Wolf zur dritten 
				Auflage seiner 
Sitten-Lehre einen 
Vorbericht hinzugethan hätte, in welchem er 
angezeiget habe, was man in diesem Buche 
besonders zu finden habe, und sonst anderswo 
vergebens suche. Er erfuhr nach her, das dieses 
vielen sehr wohl gefallen, und sie dabey 
gewünschet hätten, daß er doch bey einer neuen 
Auflage der Haupt-Wissenschafft ein gleiches 
				thun, und insonderheit zeigen  
				möchte, was er für 
Waffen an die Hand gegeben, die natürliche 
Religion zu vertheidigen, und was man in diesem 
Stücke in seinem Buche für 
Vortheile fände, die 
man in andern nicht antreffe. Deren Verlangen 
also ein Gnüge zu leisten, zierte er die vierdte 
Ausgabe mit einem solchen Vorberichte aus. Ob 
man wohl nachher auch die fünfte Auflage 
erhalten, so ist diese doch in keinem Stücke 
vermehret worden. | 
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Die Neben-Stunden brachte er in dem 1729 
Jahre mit Ausarbeitungen einiger kleinen Stücke 
zu, die das andere Trimestre der horarum subsecivarum Marburgensium ausmachen solten. Und so 
kamen denn gegen den September so viel, als zu einem
				Theile
				nöthige waren, zusammen. Man sahe 
diesen andern Theil schon in der Michaelis-Messe 
1729 in den Buchläden. | 
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|   | 
In eben dieser Messe wurde auch dessen 
Philosophia prima seu Ontologia den Liebhabern der Wolfischen 
Schrifften feil geboten. Man hatte sie bisanhero mit 
grossem Verlangen erwartet, da seine 
				Lateinische 
Vernunft-Lehre nicht nur das Wünschen der 
			Gelehrten erfüllet, sondern auch sogar übertroffen 
hatte.¶ | 
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{Sp. 593|S. 310} | 
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| 1730 | 
Der Mertz des 1730 Jahres war den 
Liebhabern der mathematischen Wissenschafften 
überaus erwünscht. Denn in selbigem wurde der 
erste Theil der Wolffischen Elementorum matheseos universae zur Helffte 
von neuem in einer weit				
				
vollkommenern und von 
der ersten
				gantz
				unterschiedenen
				Gestalt der 
				Presse unterworffen. Die Elemente bestanden 
anfänglich nur aus zwey 
				Bänden, und anietzo 
hatte sie Herr Wolf mit seinem schönen Vorrathe 
und durch seinen sonderbaren darauf 
verwendeten 
				Fleiß so starck bereichert, daß es 
nunmehro fünf Bände werden solten, die auch 
nachher würcklich ans Licht getreten. Der erste 
Theil also dieser neuen Auflage, der im Mertz 
geendiget wurde, enthält die Helffte des ersten 
Theils der ersten Auflage. Noch zur 				
				Zeit hat die 
				Welt kein so schönes 
				Buch in seiner 
				Art gesehen, 
als dieses ist. | 
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|   | 
Indem Herr Wolf mit dieser 
				Arbeit 
beschäfftiget war, wurde er genöthiget, zugleich 
an eine andere Arbeit zu gehen. Herr Jacob 
Friedrich Müller war im Begriff die Wolffischen 
vernünfftigen Gedancken von den Kräfften des 
menschlichen Verstandes in 
				Lateinischer Sprache 
herauszugeben, hatte auch bereits schon etliche 
				Bogen von seiner Übersetzung abdrucken lassen. 
Als dieses Herrn Wolfen hinterbracht wurde, 
wurde er dadurch bewogen, selbst an eine seinem 
				Sinne gemässere Übersetzung Hand anzulegen. 
Auf diese Weise bekamen auch die, so der 
					Deutschen Sprache 
nicht verständig sind, zu 
ihrem Besten eine vollkommene, obgleich kurtze, 
Vernunfft-Lehre: Herr Wolf hingegen von Herrn 
Müllern, dessen Vorhaben nunmehr zernichtet 
war, lauter Zorn und 
Ungnade, indem dieser 
nachmahls wider solche Vernunfft-Lehre, so wohl 
als wider die Wolfische Haupt-Wissenschafft 
die Feder ergriffen, da er vorhero mit der grösten 
Hefftigkeit Herrn Wolfen wider dessen Gegner 
vertheidiget hatte. | 
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|   | 
Die übrige Zeit dieses 1730 Jahres bestimmte 
Herr Wolf, soviel davon seine 
Amts-Verrichtungen 
verstatteten, den horis subsecivis Marburgensibus. Dahero man den dritten 
Theil derselben in der Oster-Messe und den 
vierten in der Michael-Messe aus der 
Buchdruckerey erhielte. | 
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|   | 
Sonst kan man noch zu diesem Jahre 
diejenigen Bemühungen Herrn Wolfens rechnen, 
die er der andern Auflage seiner Erläuterung der 
Entdeckung der wahren Ursache von der 
wunderbaren Vermehrung des Getraydes 
gewiedmet hat; wiewohl selbige in weiter nichts 
bestanden haben, als daß er unter einigen §§ 
sich auf den, bey den 1725 Jahre angeführten 
Anhang beruffen hat.¶ | 
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| 1731 | 
Emsiger 
				Fleiß, mehrere 				
				Zeit und tiefferes 
Nachsinnen erforderte die Cosmologia universalis, 
welche im 1731 
				Jahre aus der 
				Presse kam. Die 
allgemeine Lehre von der 				
				Welt wird hier so 
ausführlich und so 
				gründlich abgehandelt, daß 
man wohl von diesem 
				Jahrhunderte
				rühmen kan, 
es sey die allgemeine Welt-Lehre in selbigem 
zuerst erfunden, und auch zugleich zu höchsten 
				Vollkommenheit gebracht worden. | 
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|   | 
Herr Wolf ward im April mit der allgemeinen 
Welt-Lehre fertig, und Herr Wilhelm Conrad Baumeister 
fieng an, des Herrn Bernhard Nieuwentyds Er- | 
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|   | 
{Sp. 594} | 
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|   | 
kenntniß der Weißheit, Macht und Güte 
des Göttlichen Wesens aus dem rechten 
Gebrauch der Betrachtungen alle irrdischen Dinge 
dieser Welt, aus dem Holländischen in die 
					Deutsche Sprache zu übersetzen. Zu dieser 
Übersetzung 
			
			sprach er Herrn Wolfen um eine 
				Vorrede an. Weil nun dieses 
				Buch mit seiner zu 
Ende gebrachten 
				Arbeit einige Verwandtschafft 
hatte, so hätte zu keiner  
				bequemeren Zeit dieses 
Ansuchen geschehen können, und unser 
				Philosoph ergriff um so viel lieber die Feder. Daher ist die so schöne Abhandlung von der 
Erkenntniß GOttes und seiner Eigenschafften 
überhaupt aus Betrachtung der Welt entstanden, 
welche zwar von Herrn Wolfen im April 
aufgesetzet, im darauf folgenden Jahre aber allererst mit der gedachten Übersetzung zum 
				Vorschein gekommen ist. | 
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|   | 
Ehe noch diese Vorrede dem 
Druck 
übergeben wurde, beliebte Herrn Wolfen, eine 
andere auf Anhalten seines getreuen 
	Schülers, 
des Hochberühmten Herrn Johann Ulrich Cramers, 
zu verfertigen. Dieser gab in diesem 1731 Jahre jura de pacto haereditario 
renunciativo filiae nobilis etc. 
heraus, welche 
					Schrifft Herr 
Wolf in seiner 
Vorrede als eine Probe der 
				
				Beweise in der Rechtsgelehrsamkeit 
				gerühmet, sonst aber keine 
besondere 
				
				Materie abgehandelt hat. | 
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|   | 
Wir  
				müssen noch einer				
				Vorrede Erwehnung 
				thun, welche Herr 
Wolf zu Herrn Johann Friedrich 
Schreibers erstem Theile der Elementorum Medicinae 
Physico-Mathematicorum in diesem 
1731 Jahre zu Papiere gebracht hat. | 
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|   | 
Auch erhielte man in diesem Jahre den 
5. 6 und 7 
				Theil 
der horarum subsecivarum Marburgensium von Herrn Wolfen, in 
welchen so viele vortrefliche
				Sachen sind 
				vorgetragen worden, daß, wenn er auch sonst 
nichst 
				geschrieben hätte, diese allein hinlänglich 
wären, seinen 
				Nahmen bey den 
			Gelehrten aller 
				Facultäten bis auf die späten Nachkommen in 
unverwelcklichem Andencken zu erhalten.¶ | 
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| 1732 | 
In dem 1732 Jahre 				
				verwaltete der Herr 
Hofrath Wolf zum erstenmahle, so viel uns 
bewust ist, das Amt eines Prorectors auf der 
			Academie zu Marburg, und gleichwohl setzte er 
nichts, was er zum Aufnehmen der 
				
				Wissenschafften beytragen konnte, aus den 
Augen. Er arbeitete unaufhörlich an seiner 
Psychologia empirica fort, so, daß dieselbe im April der 
				Presse				
				völlig konnte unterworffen werden. | 
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|   | 
Das herrlichste von seinem Prorectorate, welches 
ausser dem die auswärtigen Gelehrten hätten 
entbehren  
				müssen, waren die so auserlesenen Einladungs-Schrifften, welche 
er Krafft seines Amtes dem 
Drucke übergeben muste. 
Bald gab ihm der 
			Tod eines Candidaten der 
	Rechte
				Gelegenheit, von dem rechten Maaße 
eines langen 
				Lebens zu handeln. Bald veranlassete 
ihn das Absterben eines Superintendenten, Herrn 
Johann Dietrich Schmidts, seine 
				Gedancken von 
der Schuldigkeit eines Kirchendieners nicht nur 
mit den 				
				Worten sondern auch mit den 
	Thaten zu 
lehren, zu entdecken. Bald gab ihm eine Rede 
Herrn Johann Adolph Hartmanns auf den hohen 
Geburts-Tag Sr. Königl. Majestät in Schwe- | 
  | 
|   | 
{Sp. 595|S. 311} | 
  | 
|   | 
den Materie an die Hand, von der 
					Tugend eines 
Königs 
zu
				schreiben. | 
  | 
|   | 
Bald nahm er Anlaß, als die 
			Studenten zu 
Marburg zur Entrichtung des dem 
				Gebrauche nach 
den Academischen Dienern zu erlegenden 
				
Geldes zu ermahnen waren, seine 
				Gedancken 
von dem 				
				
				Zeichen einer ungeheuchelten Tugend, die 
mit 				
				
				Wissenschafft und 
				Gelehrsamkeit zu 
verknüpffen ist, aufzusetzen. | 
  | 
|   | 
Noch ein übriges 
				
that er, daß er bey allen 
seinen so schweren 
				Geschäfften dennoch auf 
den achten Theil seiner horarum subsecivarum Marburgensium bedacht war und Sorge 
trug, daß er noch in diesem Jahre die Presse 
verließ.¶ | 
  | 
| 1733 | 
Die grösseren 				
				Philosophischen				
				Wercke, 
welche Herr Wolf bißanhero in der 
				Lateinischen Sprache 
hatte ausgehen lassen, hatte er jedesmahl Sr. Königl. Majest. von Schweden, als seinem 
damahligen allergnädigsten Herrn, zugeschrieben. 
Diese sowohl als die nach unsers 
				Philosophen 
Ankunfft in Marburg gar merckliche Aufnahme der 
			Academie daselbst bewegten ihre Königl. 
Majestät, daß Höchstdieselben nach Dero gegen 
die 
				freyen Künste und 				
				
				Wissenschafften anstammenden Hulde geruheten, Herrn Wolffen am Neu-Jahrstage des 1733 Jahres mit einer grossen 
güldenen Medaille zu begnadigen. | 
  | 
|   | 
Dieses war aber nicht das eintzige 
Gnadenzeichen. Denn bald darauf um die 
Frühlingszeit ernannten Höchstgedachte Majestät 
ihn zu Dero Regierungs-Rath, und legeten also auf 
gedoppelte Art der 				
				Welt vor Augen, wie werth sie 
Herrn Wolfens 
Verdienste, und wie 
lieb sie seine 
Person hielten. Ja 
Ihro Majestät haben nachher 
auch 
			Befehl ertheilet, daß ihm der von dieser 
Ehrenstelle hängende 
				Rang in dem 
				Professor-Collegio 
				möchte eingeräumet werden | 
welches die
				Leipziger neuen 
Zeitungen von Gelehrten Sachen auf das 1734 Jahr im 30 Stücke 
berichten.  | 
  | 
|   | 
Dieser gantz ausnehmenden besondern Königl. 
Gnade bemühete sich unser 
Philosoph
				täglich 
würdiger zu machen. Ein muthiges Roß läufft schon von sich selbst; wenn man es 
aber auch noch dazu liebkoset, läßt es immer mehr und mehr Feuer von sich 
spüren. | 
  | 
|   | 
Er brachte den andern 
				Band der weit 
vollständigern 
				Auflage seiner 
Elementorum matheseos universae, von 
welcher Auflage wir oben bey den 1730 Jahre 
gedacht haben, gegen den Ausgang des Mertzes 
völlig zu 
			Stande, und übergab ihn so fort dem 
Drucke. | 
  | 
|   | 
Zwey Tage darauf, am letzten ohne einen 
desselben Monaehs, setzte er ein Glückwunschungs-Schreiben an seinen ehemahligen 
	Schüler und 
nunmehrigen Collegen, Herrn Johann Ulrich Cramern, auf, welcher an selbigem Tage seine 
Antritts-Rede bey Übernehmung des öffentlichen 
Lehr-Amtes der 
	Rechte zu Marburg hielte. In 
diesem 
				Schreiben
				untersuchte er, ob es 
				nützlich 
sey, wenn die Erfindungs-Kunst in einen 
zusammenhangenden Lehrbegriff gebracht würde. 
Hier kommen so viele schöne 
				Gedancken vor, 
daß ein Liebhaber der 				
				
				Wahrheiten diese wenige 
				Bogen nicht bald wird aus den Händen legen 
können. | 
  | 
|   | 
In dem Monat Junius besagten 1733sten Jahres 
war man auch in Franckreich darauf bedacht, wie 
man Herrn Wolfens 
Verdienste um das | 
  | 
|   | 
{Sp. 596} | 
  | 
|   | 
Aufnehmen der 				
				
				Wissenschafften 
einigermassen belohnen  
				möchte. Am 20 
				Tage 
selbigen Monates versammlete sich die 
Academie der Wissenschafften zu Paris, um die 
Stelle eines associirten Ausländers durch ihre 
				Wahl zu ersetzen, die durch den 
			Tod 
Mylord
				Grafens
von Pembrock ledig worden war, und
				erwehlte sowohl unsern 
Philosophen als auch den Herrn Hermann in 
Basel, damit einer aus ihnen nach dem Ausspruche 
des Königs derjenigen
Ehre
				theilhafftig werden 
möchte, die seit des Herrn von Leibnitz Tode kein 
				Deutscher genossen hatte. Den 27 darauf erhielt 
die 
Gesellschafft wiederum durch den Herrn 
Grafen von Maurepas Nachricht von dem 				
				
				Willen des Königs, der 
Herrn Wolfen diese Stelle aufgetragen haben 
				
				wolte. | 
  | 
|   | 
Herr Wolf bereitete indessen die andere 
				Auflage seiner 
ausführlichen Nachricht von seinen 
eigenen Schrifften etc. welche er weit vermehrter 
				
herausgab. Es wäre zu wünschen, daß unser 
				Philosoph, wenn er mit den 
				Lateinischen				
				Wercken 
wird fertig seyn, auch von diesen eine 
dergleichen ausführliche Nachricht den 
			Gelehrten 
mittheilen 
				möchte. | 
  | 
|   | 
Gegen das Ende dieses 1733 Jahres wurde 
Herr Wolf nach 
Halle wieder zurück verlangt und 
wurden ihm nicht nur seine vorigen 
				Profeßionen 
sondern auch höhere Ehren-Titel angeboten: 
allein unser Herr Regierungs Rath schlug solches 
hauptsächlich aus zwey 				
				Ursachen 
ab, theils in 
Ansehung seines damahligen 
allergnädigsten  
				Herrns, von dem er eben kurtz vorher noch neue 
Proben einer ungemeinen Gnade genossen hatte, 
theils auf Seiten Halle, indem er sich allerdings zu 
fürchten Ursache hatte, daß ihm Herr Lange 
allezeit würde entgegen stehen, und ihn bey Ihro 
Königl. Majestät in Preussen aufs neue schwartz 
zu machen nicht 
				unterlassen, wenn sie beyde 
wieder in einer Stadt beysammen wohneten. | 
  | 
|   | 
Wie denn auch in der 
	That Herr 
Lange, 
so bald er nur von dem vorhabenden Zurückruff 
Herrn Wolfens nach 
Halle Nachricht erhalten hatte, 
diese Funcke der Königl. Gnade ungesäumt durch 
eine neue in den Druck gegebene 
					Schrifft 
auszulöschen bemühet war. So mag man wohl 
von diesem Jahre 
			sagen, daß das 
				Glück in selbigem Herrn 
Wolfen eben so sehr als das 
				Unglück im 
1723 Jahre verfolget habe.¶ | 
  | 
| 1734 | 
Herr Wolf setzte also zu Marburg 1734 seine 
Stunden ungehindert fort, und weil einige 
Liebhaber der Rechtsgelahrheit, die die 
Mathematick, 
				
				Philosophie, und das 
Bürgerliche so wohl als 
Canonische Recht 
gehöret hatten, auch das 
Natur- und 				
				Völcker-Recht nach des 
Hugo Grotius Grundsätzen von dem 
Herrn Regierungs-Rath Wolfen
				erkläret haben 
				
				wolten; so entschloß sich unser Philosoph, nicht 
allein diesen hierinne zu willfahren, sondern auch 
fürohin fernerweit über das Grotianische				
				Werck zu lesen. | 
  | 
|   | 
Damit nun zu dieser 
				Arbeit genugsame
				Exemplarien bey der Hand seyn möchten, hat 
er den Marburgischen
Buchhändler, 
Phil. Casimir Müllern, 
angerathen, des Hugo Grotius Werck de jure belli 
et pacis wieder 
aufzulegen. Er 
				
that dieses. Im Abdruck wurde die 
Amsterdamische Auflage von 1667 zum Muster 
geleget, und | 
  | 
|   | 
{Sp. 597|S. 312} | 
  | 
|   | 
keine 
				Erklärungen weiter beygefüget, als das 
Grotius Anmerckungen über sein 
				eigen
				Buch, 
welche kurtz vor seinem 
			Tode herausgekommen 
waren. Herr Wolf nahm sich die 
Mühe, und 
verfertigte eine schöne 				
				Vorrede darzu, darinnen 
so wohl die 				
				Vorzüge 
des Grotianischen Lehr-Begriffs 
vom Natur- und Volcker-Rechte vor andern 
ähnlichen Büchern dieser 
				Art, als auch die 
				Eigenschafften und Kenntnisse erzehlet werden, 
die ein rechter Ausleger desselben besitzen muß, 
wenn er die darinne vorkommende  
				Sätze recht 
zergliedern, in ihre gehörigen  
				Classen und 
				Geschlechter der 				
				
				Wahrheiten
				eintheilen, jede 
derselben nach den Gesetzen der Vernunfft-Lehre einrichten, die Beschreibungen für das 
				Gedächtniß leicht und zum 
				Nutzen im 
				Leben und in den 				
				
				Wissenschafften brauchbar machen, und die Wahrheiten 
genugsam in ihre 
rechte
				Grentzen einschliessen, auch in ein 
				völliges
				Licht und in 
				Gewißheit setzen will. Es 
verspricht Herr Wolf die Wahrheiten, die Grotius 
meist nur aus Beyspielen und Zeugnissen 
hergenommen und nachmahl er mehr erläutert, 
als  
				
				bewiesen hat, in seinem
Jure Naturae et Gentium, das er nunmehro in 
				Lateinischer Sprache 
				geschrieben, in ihre 
Verbindung zu bringen, und aus 
rechtmäßigen 
				Gründen herzuleiten. | 
  | 
|   | 
In dem vorhergehenden 1733 Jahre war Herr 
Gottlieb Friedrich Hagen nach Marburg gegangen, 
um unsern grossen 				
	Weltweisen zu 
			
			sprechen. Er 
war so glücklich daß Herr 
Wolf ihn vieler 
Gewogenheit würdigte. Dieses erweckte in ihm ein so gutes Vertrauen zu unserm 
Philosophen, daß er ihn zu dem damahls unter den Händen 
habenden Büchelgen de methodo mathematica um eine Vorrede ansprach. 
Auch hierinnen wolte Herr Wolf dem Herrn Hagen 
zeigen, wie hoch er ihm achte, und in dieser 
Absicht verfertigte er im Mertz die verlangte 
Vorrede. Er handelte in selbiger von Schärffung 
des 				
				Verstandes durch die 
Kunst.  | 
  | 
|   | 
Dieses war nur wie ein Spiel- und Nebenwerck Herrn Wolfens; das aber, was ihm 
bishero mehrere Mühe und Nachsinnen 
gekostet hatte, war dessen Psychologia Rationalis, an 
welche er im April 1734 die Hand zuletzt anlegte. 
Diejenigen, welche versichert sind, daß uns die 
Natur der 
				Seelen näher bekannt sey als der 
				Cörper, weil wir durch unsere 
				eigene
				Empfindung 
gar leicht darhinter kommen können, bewundern 
dieses Buch als einen Schatz, und als das 
schönste theatrum anatomicum der  
				menschlichen Seele. Der Leser wird 
uns dieses von cörperlichen Dingen 
hergenommene Gleichniß zu gute halten, da es 
ohne dem in philosophischen Materien nichts 
ungewöhnliches ist, Kunstwörter, so den Cörpern 
eigen sind, auf 
				geistliche
				Dinge zu appliciren, und 
in der That in diesem Buche die Eigenschafften 
der menschlichen Seele so deutlich und gründlich 
auseinander gesetzet werden, als nimmermehr 
der 
			geschickteste Vorschneider den menschlichen 
Cörper zu zergliedern 
vermögend ist. | 
  | 
|   | 
Was werden also die darzu sagen, welche die 
gantze Seelen-Lehre vor ein Geheimniß halten, 
welches zu erklären, der 				
				
				Vernunfft zu hoch sey? 
Wir glauben, daß sie durch Lesung dieses Buches 
von ihrer Mey- | 
  | 
|   | 
{Sp. 598} | 
  | 
|   | 
nung abstehen, und führohin behaupten 
werden, daß, wenn ein hoher Verstand die Natur 
der Seelen zu untersuchen vor sich nehme, eben 
nicht 
				unmöglich sey, von derselben und ihren 
Eigenschafften deutlichere und vollständigere
			Begriffe 
zu geben, als von vielen cörperlichen Dingen nicht 
angehet. | 
  | 
|   | 
Jetzo wurde Herr Wolf auch genöthiget 
eines der ersten seiner Bücher,die rationem praelectionum Wolfianarum, von neuem hervor 
zu suchen, und zu einer neuen Auflage zu 
zubereiten. In den Wolffischen Streitigkeiten hatte 
man sich hin und wieder auf selbiges beruffen, 
und die, so die Streitschrifften lasen, wurden 
begierig, sich solches anzuschaffen. Das viele 
Nachfragen also bewog den 				
				Verleger, es von 
neuem der 
				Presse zu übergeben. Herr 
Wolf 
vermehrte es hier und dar, besonders aber mit 
einem gantz neuen Capitel von seinen 
Privatstunden über die Bücher und einer 
Erinnerung wegen dieser Auflage. | 
  | 
|   | 
Wie aus dem angeführten erhellet, so wurde 
unser Philosoph immer von einer 
				nöthigen
				Arbeit 
zu der andern getrieben, und hatte er nicht zu viel 
				Zeit 
entübrigen können, daß er an seine horas subsecivas Marburgenses 
im vorigen Jahre hätte gedencken können. Um 
Michael aber 1734 sahe man den 9ten Theil 
derselben, und mag man wohl von ihm sagen: 
was lange währt, wird desto besser.  | 
  | 
|   | 
Bisher hatte man Herr Wolfen noch so 
ziemlich in Ruhe gelassen. Denn ob man wohl 
nicht unterließ, wieder und vor die Wolffischen 
Lehren zu streiten, so waren dieses doch alles 
solche Dinge, derentwegen sich Herr Wolf zu 
regen nicht sonderliche 				
				Ursache hatte; jetzo aber 
hatte man einen alten Kunstgriff, die 				
				
				Wahrheit zu 
bestreiten, hervorgesuchet. Man führete Leute auf 
den Schauplatz der Welt, welche durch den 
Wolfischen 
			
			Unterricht
				solten zu GOttesverleugnern 
gemachet worden seyn. | 
  | 
|   | 
 Man sahe in dem 13 Beytrage der Sammlung auserlesener Materien 
zum Bau des Reichs GOttes, der in der Michael-Messe dieses 1734 Jahres 
hervortrat, ein Schreiben Herrn Johann Friedrich Laitenbergers 
von einem durch die Wolfische Philosophie zum Scepticismo und
atheismo 
verführten nach langwierigem harten Kampffe davon wieder zurecht gebrachten
			Studenten, 
welcher mit
				Nahmen
Sternberg hieß. Man gab vor, es habe dieser Sternberg 
gantz allein bey Herrn Wolfen in der Weltweißheit Unterrichtung 
genossen, davon die Frucht sey, daß er nachher an der
Würcklichkeit
				
				GOttes
gezweiffelt 
hätte. Harte Beschuldigungen! | 
  | 
|   | 
Dieses konnte Herr Wolf ohnmöglich mit 
Stillschweigen schlechterdings übergehen. Als er 
dieses zu lesen bekam, saß er eben über der 
Verfertigung der 
				Erinnerung wegen der andern Auflage. 
Weßhalben er in selbige folgende 				
				Worte einfliessen 
ließ: [fünf Zeilen Lateinischer Text] | 
  | 
|   | 
{Sp. 599|S. 313} | 
  | 
|   | 
[zwei Zeilen Lateinischer Text] | 
  | 
|   | 
Dabey aber ließ er es nicht bewenden, sondern ließ auch am 27 Sept. in das 
77 Stück des 1734 Jahres von den
				Leipziger neuen 
Zeitungen von Gelehrten Sachen von Marburg 
aus einrücken, daß ihm der Sternberg, welcher 
aus seinen 
	
Collegiis ein Atheiste solte worden 
seyn, weder den Nahmen noch der 
Person 
nach bekannt sey, und überhaupt 
				falsch, daß er 
privatissima collegia bey ihm gehalten, indem er in 
Halle keine 
collegia privatissima, 
als über die Mathematick, sonderlich die 
Architectur, gelesen habe. Es wurde zwar hierauf 
in dem 25 Beytrage der gedachten Sammlung 
wieder geantwortet: allein Herr Wolf ließ sich 
genügen, dieses ein vor allemahl erinnert zu 
haben.¶ | 
  | 
| 1735 | 
Vielmehr wendete er sich im 1735 Jahre zu 
einer 
				nützlichern
				Arbeit. Des verstorbenen 
Hrn. Ludwig Philipp Thümmigs Versuche einer gründlichen 
Erläuterung der merckwürdigsten Begebenheiten 
in der Natur hatten so viel Liebhaber gefunden, 
daß der Verleger auf eine anderweitige Auflage 
bedacht zu seyn genöthiget wurde. Herr Wolf 
erwies sich gegen seinen 
geliebtesten Schüler, Herrn Thümmigen auch 
noch nach dessen Ableben so gütig, daß er diese 
neue Auflage selbst besorgete. Er setzte hin und 
wieder Anmerckungen hinzu, und, was das 
fürnehmste war, so zierte er sie mit einer 
vortrefflichen 				
				Vorrede, in welcher er den 
zwiefachen Nutzen der Natur-Lehre erwiese, 
den sie hat so wohl in der 
Erkenntniß GOttes und 
in der Herrschafft über die Creaturen, als auch, 
wie man es in der Erkenntniß der Natur 
anzufangen habe, damit man dadurch theils in der 
Erkenntniß GOttes befestiget und zu seiner 
Verherrlichung in allen seinen 
				Thun und Lassen 
aufgemuntert werde, theils die 
				Herrschafft 
				über 
die Creaturen immer mehr und mehr erweitern 
könne. | 
  | 
|   | 
So angenehm diese Bemühungen den 
Erforschern der Natur-Geschichte waren: so 
angenehm war auch den Liebhabern der 
mathematischen Wissenschafften der dritte Band 
der Elementorum matheseos universae, welcher nunmehro das 
				Licht 
sahe. | 
  | 
|   | 
Wir  
				müssen noch etwas in diesem 1735sten 
Jahre mit wenigem berühren. Es ist solches die 
erfolgte andere und weit vermehrtere Ausgabe der 
Philosophiae primae, der wir oben bey dem 1729 
Jahre gedacht haben.¶ | 
  | 
| 1736 | 
Von dem Jahre 1736 bringen wir weiter nichts 
bey, als daß er in selbigem den ersten 
				Theil der 
natürlichen Gottesgelahrheit in 
				Lateinischer Sprache 
				herausgegeben habe. Man hat nicht 
ohne 
				Grund von diesem 				
				Wercke
				geurtheilet, daß 
es unter allen Meisterstücken unsers 
Philosophen das schönste sey, obgleich die 
übrigen auch ihresgleichen nicht hätten. Von 
wegen dieses Buches musten von Stund an alle 
Gegner unsers Philosophen, welche mit vollem 
Halse bisher von der Wolfischen Gottes-Verleugnung geschrien, verstummen und ein 
Thomasius wird das den vermischten Händeln eingerückte 				
			
			Urtheil, als ob Wolf die natürliche 
Gottesgelahrheit verhuntzet hätte, noch im Grabe 
auskratzen wollen.  | 
  | 
|   | 
Wir | 
  | 
|   | 
{Sp. 600} | 
  | 
|   | 
hätten zwar bey diesem 1736 Jahre annoch 
an diejenige Vertheidigung zu gedencken, welche 
Herr Wolf auf 
			Befehl des 
Königl. Preußischen 
Hofes im Monat May wider die von Herrn 
Langen abermahls wiederhohlte 
Beschuldigungen, aufzusetzen genöthiget worden; 
da wir aber dieses in dem 
				Artickel: 
Wolfische 
Philosophie, 
				nothwendig anführen müssen, so 
verweisen wir unsere Leser dahin, damit wir nicht 
eine 
				Sache zweymahl wiederhohlen dürffen.¶ | 
  | 
|   | 
So weit gehet die Lebens-Geschichte unsers 
				Philosophen, welche 
Carl Günther 
Ludovici in dem 
Ausführlichen Entwurffe einer vollständigen Historie 
der Wolfischen Philosophie, Th. II, Cap. I entworffen hat. Wir 
müssen nunmehro aber auch die übrigen Lebens-Geschichte unsers Herrn Wolfens durch die 
folgenden 
				Jahre bis auf 
gegenwärtige				
				Zeit 
durchgehen.¶ | 
  | 
| 1737 | 
In dem 1737 Jahre gab unser Philosoph den 
andern und letzten Theil seiner natürlichen 
Gottesgelahrheit in Lateinischer Sprache heraus, 
welcher ebenfalls, wie der erste, mit allgemeinem 
Beyfalle aufgenommen ward. So verfertigte er auch 
eine Vorrede zu dem ersten Stücke von Herrn 
				D.
Christian Philipp Bergers Versuche einer 
Gründlichen Erläuterung merckwürdiger 
Begebenheiten in der Natur, und stellete darinne 
die Natur als ein unerschöpfliches Meer vor.¶ | 
  | 
| 1738 | 
Im Jahr 1738 machte sich Herr Wolf die 
				gelehrte				
				Welt von neuem sehr verbindlich, da er 
dieselbe abermahls mit zwey vortrefflichen 
Wercken beehrte. Das eine war der vierte Theil 
von seinen Elementis Matheseos universae, welcher so gleich auch, als 
er die 
				Presse verlassen, wie die ersten dreye, 
zu Genf auf das feinste nachgedruckt wurde. Das 
andere Stück war der erste Theil seiner 
Allgemeinen Practischen Weltweisheit (Philosophia practicae unviersalis). Hierdurch 
setzte er sich in noch weit grösseres 
Ansehen, 
				vornehmlich, da er die 
Practische Philosophie in 
einer solchen 
Lehr-Art 				
				
vortrug, nach der dieselbe 
vor ihm niemand abgehandelt hatte. Noch hat er 
in solchem 1738 Jahre wieder an die schon vor 
				geraumer Zeit angefangene 
Horas subsecivas Marburgenses gedacht, und einen 
Theil davon geliefert.¶ | 
  | 
| 1739 | 
In dem 1739 Jahre kam von ihm der andere 
und letzte Theil seiner Allgemeinen Practischen 
Philosophie aus der Presse, und wurde nicht 
weniger wohl aufgenommen, wie denn auch 
beyde Theile solcher Allgemeinen Practischen 
Weltweisheit zu Verona in Italien nachgedruckt zu 
werden das 
				Glück gehabt haben.¶ | 
  | 
| 1740 | 
Nun kam das 
				
				Recht der Natur an die Reihe, 
welches das sämmtliche 
				Reich der 
				
				Wissenschafften von unsern Philosophen nach 
der strengen Lehrart abgehandelt zu sehen schon 
längst gewünschet hatte. Er machte damit in dem 
1740 Jahre den Anfang, als in welchem der erste 
Theil hervortrat. In eben diesem Jahre sahe man 
auch von ihm eine 				
				Vorrede vor Herrn
Johann 
Christian Augspurgs
					Schrifft, so betittelt:
Jura de dominio pactisque dominium acquisitivis ...¶ | 
  | 
|   | 
Wir kommen nunmehro in den Lebens-Geschichten unsers Philosophen auf einen sehr 
merck- | 
  | 
|   | 
{Sp. 601|S. 314} | 
  | 
|   | 
würdigen 
					Umstand, welchen wir um so vielmehr zu erzehlen 				
				Ursach haben, je zu grössern 
				Ruhm und 
Ehre derselbe 
ihm gereichet. Es ist 
solches derjenige Zeit-Punct, da derselbe wieder 
nach Halle, von dannen er vor siebenzehen Jahren war 
vertrieben worden, beruffen ward. Es war zwar 
unser Philosoph schon gegen das Ende des 1733 
Jahres wieder dahin verlanget worden: allein 
er schlug solches damahls aus wichtigen Ursachen 
ab, wie wir vorher schon bey diesem Jahre 
davon Meldung gethan haben. Nachdem aber der 
höchstsel. König in Preussen 
Friedrich Wilhelm im 
Jahr 1740 den 31 May das Zeitliche mit dem 
Ewigen verwechselt, und Se. jetztregierende Königl. 
Majestät in Preussen die 
				Regierung angetreten 
hatten; ertheilten Höchst-Dieselben aus eigener 
	Bewegung gleich den andern 
				Tag darauf Ordre, 
Herrn Wolfen zu sondiren, ob er wieder in Dero
Dienste treten 				
				
				wolte, und stellten ihm zugleich 
frey, die Bedingungen selbst vorzuschlagen. | 
  | 
|   | 
Da er nun in einem allerunterthänigsten 
				Schreiben 
Sr. Königl. Majestät geantwortet, wie er das 
letztere Sr. Königl. Majestät überliesse, so haben 
darauf Höchst-Dieselben ihm die 
				Profeßion des 
Natur- und 				
				Völcker-Rechts, nebst der Profeßion 
der Mathematick in 
Halle mit dem 
				Prädicat Dero 
Geheimden Raths, dem Vice-Cancellariat der 
			
			Universität, und einem 
Gehalt von zwey tausend Reichs-Thalern, auch der 
				Freyheit alles zu 
lehren, was derselbe für gut befinden 
würde, offeriret. Weil aber unser Philosoph einwendete, daß er dem Hochfürstl. Hause Hessen 
gar sehr 				
				
				verbunden wäre, und es sich nicht wohl 
schicken wolte, daß er um seine Dimißion anhielte, so 
haben wegen derselben Se. Königl. Majestät in 
Preussen sowohl an des Königes in Schweden 
Majestät, als auch an des Herrn Statthalters 
Hochfürstl. Durchl. geschrieben. Da nun hierauf Se. Königl. Majestät in 
Schweden unter dem 7 October sich erkläret, wie 
Sie zwar selbst unsern Philosophen lieber in Dero 
Diensten behalten wolten; jedoch in Dimißion aus 
besonderer Achtung gegen des Königs in 
Preussen Majestät willigten: als hatte er die Vocation von Sr. Königl. Majestät in Preussen angenommen, und 
hingegen eine andere nach Utrecht, die ihm in 
Holländischer Sprache war zugeschicket worden, 
abgeschrieben, ob man ihm gleich solche 
vortheilhafte Vorschläge gethan, dergleichen 
vorhin noch nie kein 
				Professor daselbst 
gehabt. | 
  | 
|   | 
Bey solchen favorablen Umständen, welche unser 
Philosoph nunmehro zu 
Halle zu 
hoffen hatte, 
verließ er sein liebes Marburg, und kam unter 
Begleitung vieler 
			Studenten, die ihm auf eine gute 
Weite entgegen kommen waren, den 6 Dec. 
1740 unter vielen Frolocken und grossen Zulauf 
zu Halle an; woselbst er unter Trompeten- und 
Paucken-Schall in dem Thomasischen
				Hause, welches er 
so lange gemiethet hatte, bis er ein 
				
eigenes 
haben und nach seiner 
				Bequemlichkeit zurichten 
lassen konnte, abstieg.  | 
  | 
|   | 
Die Medaille, welche ihm zu 
Ehren dißfalls 
verfertiget wurde, stellet auf der Haupt-Seite das 
Brustbild des Herrn Geheimden Rath Wolfs vor, 
worüber oben dessen 
				Nahme, und unten die 
				Worte:
Halam reliquit MDCCXXIII. Auf der Gegen-Seite zeiget sich eine durch 
die Wolcken hervorbrechende Sonne in ihrem 
Glantz, mit dieser Überschrifft: Cunctando novo insurgit lumine. In der | 
  | 
|   | 
{Sp. 602} | 
  | 
|   | 
Entfernung siehet man die 
Stadt 
Halle liegen, 
und in dem Abschnitte stehen die Worte: Halam reversus MDCCXXXX. Auch 
verfertigte bey dieser
				Gelegenheit der Hochwohlgebohrne und 
				gelehrten Herr 
Christoph von 
Taubenheim, Erbherr in Breda, Leihe und Schlackendorf, des hohen 
				Stiffts 
zu Naumburg Präbendarius, eine Dissertationem Epistolicam de corporum 
ortu 
ex praeformatione etc. und gratuliret darinnen unserm Philosophen wegen seiner 
Erhöhung und Ankunfft in Halle.¶ | 
  | 
| 1741 | 
Sobald unser Philosoph sein 
				Hauß-Wesen 
nur etwas in Richtigkeit gebracht, so schrieb er 
so gleich ein 
				Programma, welches unterm 14 
Jenner 1741 ans 
				Licht trat, und ertheilte darinnen 
von seinen künfftigen Vorlesungen Nachricht. Auf 
solches folgete der fünffte und letzte 
				Theil von 
seinen Elementis Matheseos universae, worinnen er nicht nur von 
mathematischen Schrifften Nachricht ertheilet, 
sondern auch die Art lehret, wie man die 
Mathematick gehörig treiben 
				solle. | 
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Wir übergehen mit Stillschweigen, daß er hiernächst auch in solchem Jahre sowohl zwey neue 
Stücke von den Horis susecivis Marburgensibus, womit er solche seine
				Arbeit 
beschlossen, als auch eine 				
				Vorrede zu Herrn 
Johann Peter Süssemilchs Göttlicher Ordnung in den 
Veränderungen des menschlichen Geschlechts 
geschrieben. | 
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In diesem Jahre gab ihm auch sein 
Allergnädigster König von neuen eine ausnehmende Probe Seiner Königl. Huld und 
Gnade, 
da Höchst-Derselbe geruhete, ihn aus höchst 
				eigener
	Bewegung zum Curator aller
			
			Universitäten 
in den Preußischen Landen zu bestellen, davon 
der Herr Geheimde Rath und 
				Cantzler
Wolf das 
Königl. 
				Rescript auch in Händen hat. Allein aus 
besonderer Bescheidenheit und um sich nicht 
Neider zu erwecken, hat er diesen 
					Titel niemahls 
				gebrauchet, obwohl in dem die 
Titular-Buche, das 
zu 
				Berlin herauskommen, 
ihm der Titel: Curateur des toutes l'Universites, 
beygeleget und ihm solcher auch auf Briefen von 
Ministern öffters gegeben wird.¶ | 
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| 1742 | 
Im folgenden 1742 
				Jahre erfreuete unser 
Philosoph die gelehrte Welt mit dem andern Theile 
seines 
				
				Rechtes der Natur.¶ | 
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| 1743 | 
Und das Jahr darauf, 1743, hatte man auch 
das süsse Vergnügen, von ihm den dritten Theil 
desselben zu erhalten. In diesem 1743 Jahre stieg 
unser Philosoph abermahls eine Ehren-Stuffe 
höher. Denn als in solchem Jahre den 7 
September der Hochberühmte Rechtsgelehrte 
und Cantzler des 
				Hertzogthums Magdeburg und 
der Universität zu 
Halle, Herr Johann Peter von 
Ludewig, zum grösten Leidwesen der 
			Gelehrten				
				Welt dieses Zeitliche verließ; so ernenneten Königl. 
Majestät in Preussen unsern Herrn Geheimden 
Rath Wolf sogleich ein jenes Stelle zum Cantzler 
der Universität Halle.¶ | 
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| 1744 | 
In dem 1744 Jahre trat der erste Theil von 
des 
				berühmten
Bruzen la Martiniere Dictionaire Geographique et Critique
zu 
				Leipzig im 
					Deutschen 
Habit an das 
				Licht, welchen unser Herr Cantzler 
Wolf mit einer 
weitläufftigen 				
				Vorrede von 
Wörter-Büchern, beehret hatte. Sein 				
				
vornehmstes				
				Werck dieses Jahres 
aber war der vierdte Theil seines Natur-Rechts, 
welcher zu gleicher Zeit aus der 
				Presse gehoben 
wurde.¶ | 
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| 1745 | 
In dem folgenden 1745 Jahre erhielten wir 
von | 
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{Sp. 603|S. 315} | 
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ihm auch den fünften Theil dieses 
vortreflichen Werckes. | 
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Den 10 September eben dieses Jahres hatte 
der Herr Cantzler Wolf das gantz ausnehmende
				Glück und die höchste 
Ehre, in denen Reichs-Freyherren-Stand erhoben zu werden. Es hatten 
nemlich jetztregierende 
Churfürstl. Durchl. zu 
Bayern, als Höchst Dieselben nach dem 
Absterben Kaysers
Carls des Siebenden, Glorwürdigsten 
Andenckens, im Jahr 1745 des 
Vicariat des H. Röm. Reichs				
				verwalteten, 
sich gnädigst entschlossen, ohne daß dem 
Herrn Cantzler das geringste davon bewust war, 
ihn und seine 
			ehelichen Nachkommen mit dem 
Reichs-Freyherrlichen Character aus eigener Bewegniß zu 
begnadigen, welches auch an dem obgedachten 
				Tage
würcklich vollzogen ward, wie der 
				Artickel: 
Wolf, ein Freyherrliches Geschlecht, mit mehrerm 
besaget. | 
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Dieses wurde in den Franckfurter Zeitungen 
am Mayn bekannt gemacht, ehe der Herr 
				Cantzler
Wolf noch einige Nachricht davon 
erhalten hatte. Da nun sogleich dieser Artickel aus 
denselben von 				
				Wort zu Wort auch in die 
				Berlinischen 
Zeitungen eingerücket wurde, wolte der Herr 
Cantzler es vor sich nicht abschlagen, sondern 
				schrieb solches an 
Se. Königl. Majestät in Preussen, 
die damahls in Böhmen waren, und überließ 
Höchst-Denenselben, wie er sich in dieser 
				Sache 
zu verhalten hätte. Se. Königl. Majestät antworteten ihm 
sogleich in einem Hand-Schreiben, bezeugten Dero 
Allergnädigstes Wohlgefallen darüber, und 
legten ihm auf der Aufschrifft das 
				Prädicat: 
				
Baron, 
inwendig aber den 
					Titel: 
Wohlgebohrner, bey, 
und machten ihm zugleich bekannt, wie Sie schon 
in Dero Departement der Ausländischen Affairen 
die Ordre ergehen lassen, daß dieserwegen auch 
das 
				nöthigen in Dero 
Landen besorget werden 
				solte. 
Dahero konnte der Herr Baron von Wolf nichts 
anders bey solchen 
					Umständen
				thun, als daß er 
die Churfürstliche Gnade, welche er sonst lieber 
depreciret hätte, mit unterthänigsten Danck annahm, 
da zumahlen aus allen 
				Orten
				Europens Briefe 
ankamen, darinnen man ihm dazu gratulirte; 
Das Freyherrn-Diploma, welches wir in dem nur 
gedachten Geschlechts-Artickel 
mitgetheilet 
haben, hat der Herr Baron von Wolf ohne einiges 
Entgeld, als ein Geschencke erhalten.¶ | 
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| 1746 | 
In dem 1746 Jahre bestunden des Herrn 
Reichs-Freyherrn von Wolf seine 
				gelehrte 
Beschäfftigungen darinnen, daß er nicht nur zu 
Herrn Heinrich Wilhelm Döbels Eröffneter Jäger-Pracitca 
oder dem wohlgeübten und erfahrenen Jäger, so 
zu 
				Leipzig in 
				Folio die 
				Presse verließ, eine 
				Vorrede von einem 
				Bogen aufsetzete, darinne er 
das genaue 
				Band der 
Natur und 
Kunst beschrieb; 
sondern auch die 
			Gelehrten mit dem sechsten 
Theile seines Natur-Rechts bereicherte.¶ | 
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| 1747 | 
In dem Jahr 1747 erschien auch der siebende 
Theil dieses nicht genug zu
				rühmenden 
Werckes.¶ | 
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| 1748 | 
Und in dem gegenwärtigen 1748 Jahre in der 
Oster-Messe kam endlich desselben achter und 
letzter 
				Theil zum 				
				Vorschein. Zu gleicher 				
				Zeit war 
auch eine 
				Frantzösische Übersetzung einiger 
Predigten des 
				berühmten Herrn 
Johann Friedrich 
Wilhelm Jerusalems, vor welcher eine Vorrede 
unsers Herrn Cantzlers und Barons von Wolf stehet, in den 
Buchläden zu haben.¶ | 
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{Sp. 604} | 
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Da nun also der Herr Baron von Wolf kein 
Jahr vorbey gehen lässet, darinne nicht eine 
und die andere schöne 
					Schrifft als Zeugen seines 
ausnehmenden 
				Fleisses und seltener 
				Gründlichkeit herfürtreten solte; so haben wir von 
ihm noch viele schöne 				
				Wercke zu 
hoffen, wenn 
anders ihm 
				
				GOtt ein langes 
				Leben und 
hinlängliche 
				
Leibes- und 
				
				Gemüths-Kräffte 
schencken solte, als welches wir mit der 
gesammten Gelehrten Welt von Hertzen 
wünschen 				
				
				wollen.¶ | 
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| Ehestand | 
Was seinen 
			Ehestand anlanget, so hat er sich 
1716 zu Ende des Septembers in 
Halle mit 
des 
				Stifft-Amtmanns, Herrn 
Johann August 
Brandißens,
				Jungfer
					
					Tochter, mit 
				Nahmen, 
Catharine 
Marie, deren 
				Frau 
				Mutter eines 
				Kaufmanns 
Tochter aus Rostock gewesen, ehelich 
verbunden, und mit ihr drey  
			Söhne
				gezeuget, 
davon zwey in Halle 
				gebohren worden; der dritte 
aber in Marburg todt auf die 				
				Welt gekommen. Der 
jüngste von den beyden ist in Marburg 
	gestorben, 
und in dortiger Pfarr-Kirche zur lincken Seite des 
Altars begraben worden.¶ | 
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