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Zedler: Wolf, (Christian, Reichs- Frey- und Edler Herr von) [4] HIS-Data
5028-58-549-2-04
Titel: Wolf, (Christian, Reichs- Frey- und Edler Herr von) [4]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 58 Sp. 587
Jahr: 1748
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 58 S. 307
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Übersicht
  Lebensgeschichte (Forts.)
 
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  1747
  1748
  Ehestand

  Text Quellenangaben
1725 Nichts destoweniger beruffte ihn nach dem Ableben ihr Rußisch-Kayserlichen Majestät, welche am 8 Februar des 1725 Jahres durch einen unverhofften Tod der Welt und ins besondere dem Rußischen Reiche entrissen ward, die nunmehro höchstseligste Kayserin und Nachfolgerin Catharine von neuem nach St. Petersburg; Herr Wolf aber blieb bey seinem einmahl gefasseten Entschlusse, die ihm von GOtt verliehenen schönen Gaben, der studirenden Jugend zu dienen, der Marburgischen Academie nicht zu entziehen, welches er der Großmächtigsten Monarchin in einem allerunterthänigsten Schreiben hinterbrachte.  
  Man suchte auch die Schrifften Herrn Wolfens in den Buchläden immer mehr und mehr, und verschiedene derselben waren völlig abgegangen, daß er daher von den Verlegern um verbesserte Auflagen ersucht wurde. Zuförderst machte er sich über seine vernünfftige Gedancken von den Kräfften des menschlichen Verstandes, davon die vierte Auflage verlanget wurde. Die Umstände, darinnen Herr Wolf sich anjetzo befand, gaben ihm Gelegenheit an die Hand, in dem vierzehenden Capitel zwey Puncte zu berühren, an welche er in den vorhergehenden Auflagen nicht gedacht hatte.  
  Nemlich weil er aus eigener Erfahrung erlernet hatte, daß man die Consequentien-Macherey mit dem methodo demonstrandi per indirectum verwirrete, und gleichwohl viel daran gelegen ist, daß man in Widerlegung anderer beydes wohl von einander unterscheide; so zeigte er diesen Unterscheid auf das deutlichste. Weil er auch ferner inne ward, daß man Schutz-Schrifften mit Streit-Schrifften vermenge, und daß man auf jene deuten wolte, was er von diesen im angeführten Capitel gesetzet hatte; so wolte er auch diesen Irrthum dem Leser benehmen, und fügte deswegen zum Beschlusse desselben Capitels bey, wie man Verfolgern zu begegnen habe.  
  Nach diesem schritte er zu seinen vernünfftigen Gedancken von den gesellschafftlichen Leben, welche zum andern mahle hervortreten solten. Er übersahe alles  
  {Sp. 588}  
  von neuen, verbesserte die in den Citationen eingeschlichenen Druck-Fehler, rückte hin und wieder noch ein und das andere nützliche ein, insonderheit setzte er mehrere Summarien bey, damit man desto besser gleich erkennen könnte, was für Materien darinnen abgehandelt wären. Er machte eine neue Vorrede hiezu, in welcher er kürtzlich zwey wider diese Gedancken vorgebrachte Beschuldigungen geschickt ablehnete, daß sie nemlich auf die vorher bestimmte Harmonie gebauet wären, und daß er darinne den Atheisten dadurch, daß er sie für Leute ausgeben, die vor andern mit Verstand begabet wären, das Wort geredet hätte. Hiermit wurde er im Mertz fertig.  
  Noch eben in diesem Monate brachte er auch die dritte Auflage seiner vernünfftigen Gedancken von GOtt, der Welt etc. zu Stande. In dieser hat er zwar den gantzen Text unverändert gelassen, damit nichts anders darinnen zu finden wäre, als wie es von seinen Widersachern aus den vorhergehenden Auflagen angeführet worden ist; jedoch aber hat er an einigen Orten einige Werthe beygefüget, da durch die andern erläutert werden. Die von neuem dazu gekommen der Vorrede ist eine Vertheidigung seiner gerechten Sache, insonderheit wider den Herrn Buddeus, welchen er aber nicht mit Nahmen nennet.  
  Gegen Ostern 1725 kam er endlich mit dem dritten Theile seiner Natur-Lehre vollkommenen zu Stande, zu dem er sich schon in der Michael- Messe des 1723 Jahres gewandt hatte, um in selbigem das noch vorzutragen welches in seine Gedancken von den Absichten der natürlichen Dinge nicht konnte hinein gebracht werden, weil sie sonst allzu starck angewachsen wären. Es war schon damahls, als er von Halle weggetrieben wurde, der dritte Bogen unter der Presse: Allein eben dieses Schicksal, die nachher abgezwungenen Vertheidigungen und andere Verrichtungen unterbrachen diese Arbeit: Unter diese Verrichtungen gehören die zu seinem neuen Lehr-Amte in Marburg erforderlichen Bemühungen, die verschiedenen Auflagen seiner Schrifften u.s.f.  
  Und so verzog es sich denn bis gegen Ostern dieses 1725 Jahres, zu welcher Zeit diese Arbeit unter der Aufschrifft: Vernünfftige Gedancken von den Gebrauche der Theile des menschlichen Leibes etc. an das Licht trat. Diese Gedancken sind also eine Fortsetzung der vernünfftigen Gedancken von den Absichten der natürlichen Dinge. Es wird hier ins besondere von den Absichten der fürnehmsten besondern Art der Cörper, nemlich der Organischen Cörper, als da sind die Pflantzen, die Thiere und der menschliche Cörper, welche noch zu betrachten übrig geblieben waren, gehandelt.  
  So hatte denn Herr Wolf um Ostern des 1725 Jahres den Liebhabern der Untersuchung natürlicher Dinge alle seine so wohl zu der Experimental- als Dogmatischen Natur-Lehre gehörige Schrifften in die Hände geliefert; als der Verleger seiner Entdeckung der wahren Ursache von der wunderbaren Vermehrung des Getreydes etc.  
  {Sp. 589|S. 308}  
  diese vom neuen durchzusehen und zu verbessern ihm überbrachte. Weil nun diese Schrifft ebenfalls die Natur-Lehre betrifft, so ward er bald willig, selbige weit vermehrter herauszugeben. Zwar ist in der Schrifft selbst nichts geändert worden; hingegen aber hat Herr Wolff einen Anhang aufgesetzet von der Gewißheit der Erfindung von der Vermehrung des Getraydes und dem Nutzen, den sie bisher in dem Ackerbau gehabt, auch verschiedenen Vorschlägen, wie derselbe künfftig weiter zu befördern.  
  Denn ob er wohl anfänglich gesonnen war, dieses in dem Tractat hin und wieder einzurücken, so beliebte ihm doch nachher ein anders, weil er die Entdeckung in der Ordnung geschrieben hatte, wie er in seinen Überlegungen von einem zu den andern fortgegangen war, damit sie zu einem Muster dienen könnte, wie man die Überlegungen anzustellen habe, wenn man von natürlichen Dingen etwas durch eigenes Nachsinnen herausbringen will. Um deswillen wolte er die Ordnung der Gedancken durch fremde Materien nicht unterbrechen.  
  Er erzehlet demnach in dem Anhange nicht allein, wie weit seine Erfindung sey bisher ausgeübet worden, und was man vor Vortheile dabey bemercket habe, sondern giebet auch etwas ausführlicher an, wie man nöthige Versuche anzustellen habe, damit man den Ackerbau in Form einer Wissenschafft bringen möchte.  
  Ob sich nun schon Herr Hofrath Wolf nicht hatte bewegen lassen wollen, die sowohl von Sr. Rußischen Kayserl. Majestät, Petern, dem Grossen, als auch nachmahls von der nachfolgenden Kayserin Catharine angebotene Vice-Präsidenten-Stelle bey der Academie der Wissenschafften zu St. Petersburg anzunehmen; so beschloß gleichwohl nur Höchstgedachte Kayserin Catharine, Glorwürdigsten Andenckens, allergnädigst unserm Philosophen auch abwesend eine Ehrenstelle in derselben nebst einem jährlichen Gnadengeld zu geben, und ertheilete sogleich Befehl, daß ihm solches auf ein Jahr zum voraus übermachet werden solte. Man hat dieses sogleich von St. Petersburg aus in den Leipziger neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen, auf das 1725 Jahr auf der 529 Seite, mit vielem Ruhme und zur Bewunderung der Nachkommen bekannt machen lassen.  
  Die erste Schrifft, welche Herr Wolf nach dieser erhaltenen so ansehnlichen Ehrenstelle zu Anfang des Septembers herausgegeben hat, ist dessen klarer Beweiß, daß Herr D. Budde die ihm gemachten Vorwürffe einräumen und gestehen muß, er habe etc. Denn es hatte Herr Walch auf die Wolffische nöthige Zugabe zu den Anmerckungen etc. abermahls ohne seinem Nahmen eine Schrifft drucken lassen, die betittelt war: Bescheidener Beweiß, daß das Buddeische Bedencken noch feste stehe. Nun wolte Herr Wolf auch diese nicht unbeantwortet lassen. Da Herr Walch nicht gesonnen war, diesen Streit weiter fortzusetzen, hat er zu diesem klaren Beweiße still geschwiegen, mithin nahm dieser Streit nunmehr ein Ende.  
  Hingegen machte unserm Philosophen seine ehedem gehaltene Rede von der practischen Weltweisheit der Chineser von neuem zu schaffen. Denn man hatte sie ohne sein Wissen im 1722  
  {Sp. 590}  
  Jahre zu Rom drucken lassen, und in diesem 1725 Jahre war sie zu Trevoux cum consensu Societatis Jesu nach dem Römischen Exemplare abermahls abgedruckt worden. Weil demnach diese Rede durch die gantze Welt gieng, gleichwohl aber mit vielen Druckfehlern angefüllet war: so hielte Herr Wolf sich dieses vor höchstnachtheilig, und versprach bald nach der Herausgabe im November der Leipziger neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen auf der 795 Seite, daß er selbst diese Rede in den Druck geben wolte.  
1726 Dieses Versprechen brachte er auch im Jenner des 1726 Jahres zur Erfüllung, indem er sie mit sehr weitläufftigen Anmerckungen an das Licht treten ließ. Die Vorrede ist statt einer Einleitung, weil theils angezeiget wird, was Herr Wolf sich bey Beruffung auf Bücher vor Herrausgaben bedienet habe, theils aufrichtig entdecket wird, aus welchen Schrifften der Herr Hofrath die Historischen Sachen zu der Rede und den Anmerckungen hergeholet habe.  
  Dabey arbeitete er aus ausführliche Nachricht von seinen eigenen Schrifften, die er in deutscher Sprache von den verschiedenen Theilen der Weltweißheit herausgegeben. Er stellte hier auf Begehren einiger vornehmen Männer die gantze Beschaffenheit seiner Schrifften vor, so wohl was die Schreib- und Lehr-Art als auch die Gründe und Haupt-Lehren betrifft. Man kan mit gutem Fuge sagen, daß dieses Werck eine Einleitung zu nützlicher Lesung der Wolffischen Schrifften sey. Es hat überdies noch den Nutzen, daß es auch denen, die eine blosse historische Erkänntniß der Lehren Herrn Wolfens verlangen, eine Gnüge leistet. Übrigens bemercken wir von ihm auch, daß hier verschiedene Materien, die in den Wolffischen Schrifften selbst nicht berühret worden, abgehandelt werden. Diese Arbeit wurde im Februar zurücke geleget.  
  Am 8 Tage des Monats Mertz 1726 vertheidigte der Herr Wolf auf dem philosophischen Lehrstuhle eine Dissertation, darinne er eine sonderbare Begebenheit von einem Apffelbaume, der Früchte getragen hatte, ohne vorher zu blühen, nach ihren Ursachen untersuchte. Wenn dem Titul der Dissertation zu trauen, so ist der Respondente, Herr Adam Ixstatt, der Verfasser davon. Dieses haben wir um so vielmehr zu glauben Ursache, weil unser Philosoph in dem beygefügten Glückwunschungs-Schreiben ausdrücklich sagt, daß die gantze Dissertation von Herrn Ixstatten herkomme.  
  Auch hat Herr Wolf, als nunmehr Professor Honorarius auf der Academie zu St. Petersburg, an dieselbe in ihre Sammlungen eine Abhandlung von den Kräfften-Maasse überschicket, welche nachher in die Commentarios Academiae Scientiarum Imperialis Petropolitanae mit eingedrucket worden ist.  
1727 Zu Anfang des 1727 Jahres besorgete unser Herr Hofrath die andere Auflage seiner Anmerckungen über die vernünftigen Gedancken von GOtt, der Welt etc., welche im Mertz unter dem etwas veränderten Tittel: Der vernünftigen Gedancken von GOtt, der Welt etc. Anderer Theil, die Presse verliessen. In der dieser  
  {Sp. 591|S. 309}  
  Auflage beygefügten Vorrede hat Herr Wolf mit seinen Widersachern zu thun, und stimmet über sie ein Triumphlied an.  
  Sonst kommt in diesem 1727 Jahre von Herrn Wolfen nichts vor, so sonderbar merckwürdig wäre, ausser daß er noch im April die fünfte Auflage seiner vernünftigen Gedancken von den Kräfften des menschlichen Verstandes, in den Druck gegeben hat. Auf diese Auflage hat er noch weit mehr Mühe verwendet, als auf die ersteren, um dieses Buch immer brauchbarer zu machen. Er hat hin und wieder etwas weniges, jedoch desto mehr wichtiges, eingerückt, z.E. im 48 § des 1 Capitels den Unterscheid des Wesentlichen und der Eigenschafften, weil dieser nicht wenig zu dem rechten Verstande der Erklärungen dienet. Ja es ist hier noch ein gantz neues Capitel, nehmlich das sechzehende, hinzugekommen, darinnen gezeiget wird, wie man zu einer Fertigkeit die Logick auszuüben gelangen solle. In dieser Beschaffenheit sind diese Gedancken in den nachfolgenden zweyen Auflagen gelassen worden.  
1728 Gleichergestalt hat Herr Wolf auch die dritte Auflage seines Auszugs aus den Anfangs-Gründen aller mathematischen Wissenschafften, hin und wieder verbessert, welche Verbesserungen ihn bis zum Anfange des Mertzes in dem 1728 Jahre aufgehalten haben.  
  Daß wir von unserm Philosophen im vorhergehenden 1727 Jahre und zu Anfange dieses 1728 Jahres weiter nichts, als nur Auflagen seiner Schrifften, und kein neues Werck, haben anzeigen können, macht ein wichtiges Werck, welches er diese Zeit über unter den Händen gehabt hat, womit er ebenfalls im Mertz 1728 und zwar mit Verlauff desselben zu Ende kam. Es ist selbiges seine Philosophia rationalis. Herr Wolf hat sich schon vor geraumer Zeit vorgenommen, daß, wenn er die Philosophischen Theile in Deutscher Sprache würde ausgearbeitet haben, er sodann alle weit vollständiger in Lateinischer Sprache den Ausländern zuliebe wolte an das Licht treten lassen. Nun denn die Deutschen Schrifften insgesammt zum Vorschein gekommen waren, so wolte er sich auch seines gethanen Versprechens nach und nach entschütten.  
  Er machte den Anfang mit der Vernunft-Lehre, welche, wie gedacht, mit dem Ende des Mertzes aus der Presse gehoben ward, und in der Oster-Messe 1728 in den Buchläden zu haben war. Das Werck lobet den Meister, und wir sind viel zu wenig, daß wir ein Buch, welches bereits schon von den Einheimischen so wohl, als bey den Ausländern in den grösten Ansehen stehet, nach Würden anpreisen könnten.  
  Indessen war auch die andere Auflage der vernünftigen Gedancken von der Menschen Thun und Lassen vergriffen worden, und Herr Wolf nahm die dritte Auflage zu vermehren über sich. Was hier hinzugekommen ist, ist ein Vorbericht, worinnen angegeben wird, was man in diesem Buche besonders zu suchen habe, und anderwerts vergebens suchen werde. Mit einem Worte: Dieser Vorbericht ist eine weit ausführliche Abhandlung desjenigen, was in der Vorrede der andern Auflage ist angemercket worden. In den nach her herausgekomme-  
  {Sp. 592}  
  nen Auflagen ist weiter nichts neues hinzugesetzet worden. Die Bemühungen Herrn Wolfens wegen der dritten verbesserten Auflage giengen gegen die Mitte des Septembers 1728 zu Ende.  
  Nachher sahe Herr Wolf in dem October nur besagten 1728 Jahres von den Actis Eruditorum, daß auf dessen 468 u.ff. Seiten eine Schrifft des berühmten Herrn Michael Gottlieb Hanschens stand, in welcher einige Erinnerungen wider seine ohnlängst herausgegebene Lateinische Vernunft-Lehre waren gemacht worden. Diese Schrifft, so betittult war: Meditatio de usu genuino omnium modorum utilium in quatuor figuris etc. setzte der Herr Wolf entgegen: Monitum de sua Philosophandi ratione, inserviens loco responsionis etc. und ließ es ebenfalls in die Acta Eruditorum in dem December desselben Jahres einrücken. Hier bemühete er sich, von dem Kayserl. Rathe, Herrn Hanschen, gemachte Zweifel aufzulösen.  
1729 Mit dem 1729 Jahr fieng Herr Hofrath Wolf eine Arbeit an die er stückweise herausgab. Er nennete sie Horas susecivas Marburgenses. in welchen er Proben giebet, wie die Weltweisheit zu dem öffentlichen und besondern Nutzen einzurichten sey. In dieser Schrifft zeigt sich unser Philosoph mit allen seinen Kräfften. Bald stellet er einen Gottesgelehrten, bald einen Rechtsgelehrten, bald einen Artzeneyverständigen vor. Das erste Stück ward mit Anfang des Aprils 1729 der Presse unterworffen.  
  Noch in eben diesem Monathe setzte er einen Vorbericht auf zu seinen vernünftigen Gedancken von GOtt, der Welt etc. die vorjetzo zum vierdtenmahle dem Drucke solten übergeben werden.  
  Kurtz vorher haben wir erzehlet, daß Herr Wolf zur dritten Auflage seiner Sitten-Lehre einen Vorbericht hinzugethan hätte, in welchem er angezeiget habe, was man in diesem Buche besonders zu finden habe, und sonst anderswo vergebens suche. Er erfuhr nach her, das dieses vielen sehr wohl gefallen, und sie dabey gewünschet hätten, daß er doch bey einer neuen Auflage der Haupt-Wissenschafft ein gleiches thun, und insonderheit zeigen möchte, was er für Waffen an die Hand gegeben, die natürliche Religion zu vertheidigen, und was man in diesem Stücke in seinem Buche für Vortheile fände, die man in andern nicht antreffe. Deren Verlangen also ein Gnüge zu leisten, zierte er die vierdte Ausgabe mit einem solchen Vorberichte aus. Ob man wohl nachher auch die fünfte Auflage erhalten, so ist diese doch in keinem Stücke vermehret worden.  
  Die Neben-Stunden brachte er in dem 1729 Jahre mit Ausarbeitungen einiger kleinen Stücke zu, die das andere Trimestre der horarum subsecivarum Marburgensium ausmachen solten. Und so kamen denn gegen den September so viel, als zu einem Theile nöthige waren, zusammen. Man sahe diesen andern Theil schon in der Michaelis-Messe 1729 in den Buchläden.  
  In eben dieser Messe wurde auch dessen Philosophia prima seu Ontologia den Liebhabern der Wolfischen Schrifften feil geboten. Man hatte sie bisanhero mit grossem Verlangen erwartet, da seine Lateinische Vernunft-Lehre nicht nur das Wünschen der Gelehrten erfüllet, sondern auch sogar übertroffen hatte.  
  {Sp. 593|S. 310}  
1730 Der Mertz des 1730 Jahres war den Liebhabern der mathematischen Wissenschafften überaus erwünscht. Denn in selbigem wurde der erste Theil der Wolffischen Elementorum matheseos universae zur Helffte von neuem in einer weit vollkommenern und von der ersten gantz unterschiedenen Gestalt der Presse unterworffen. Die Elemente bestanden anfänglich nur aus zwey Bänden, und anietzo hatte sie Herr Wolf mit seinem schönen Vorrathe und durch seinen sonderbaren darauf verwendeten Fleiß so starck bereichert, daß es nunmehro fünf Bände werden solten, die auch nachher würcklich ans Licht getreten. Der erste Theil also dieser neuen Auflage, der im Mertz geendiget wurde, enthält die Helffte des ersten Theils der ersten Auflage. Noch zur Zeit hat die Welt kein so schönes Buch in seiner Art gesehen, als dieses ist.  
  Indem Herr Wolf mit dieser Arbeit beschäfftiget war, wurde er genöthiget, zugleich an eine andere Arbeit zu gehen. Herr Jacob Friedrich Müller war im Begriff die Wolffischen vernünfftigen Gedancken von den Kräfften des menschlichen Verstandes in Lateinischer Sprache herauszugeben, hatte auch bereits schon etliche Bogen von seiner Übersetzung abdrucken lassen. Als dieses Herrn Wolfen hinterbracht wurde, wurde er dadurch bewogen, selbst an eine seinem Sinne gemässere Übersetzung Hand anzulegen. Auf diese Weise bekamen auch die, so der Deutschen Sprache nicht verständig sind, zu ihrem Besten eine vollkommene, obgleich kurtze, Vernunfft-Lehre: Herr Wolf hingegen von Herrn Müllern, dessen Vorhaben nunmehr zernichtet war, lauter Zorn und Ungnade, indem dieser nachmahls wider solche Vernunfft-Lehre, so wohl als wider die Wolfische Haupt-Wissenschafft die Feder ergriffen, da er vorhero mit der grösten Hefftigkeit Herrn Wolfen wider dessen Gegner vertheidiget hatte.  
  Die übrige Zeit dieses 1730 Jahres bestimmte Herr Wolf, soviel davon seine Amts-Verrichtungen verstatteten, den horis subsecivis Marburgensibus. Dahero man den dritten Theil derselben in der Oster-Messe und den vierten in der Michael-Messe aus der Buchdruckerey erhielte.  
  Sonst kan man noch zu diesem Jahre diejenigen Bemühungen Herrn Wolfens rechnen, die er der andern Auflage seiner Erläuterung der Entdeckung der wahren Ursache von der wunderbaren Vermehrung des Getraydes gewiedmet hat; wiewohl selbige in weiter nichts bestanden haben, als daß er unter einigen §§ sich auf den, bey den 1725 Jahre angeführten Anhang beruffen hat.  
1731 Emsiger Fleiß, mehrere Zeit und tiefferes Nachsinnen erforderte die Cosmologia universalis, welche im 1731 Jahre aus der Presse kam. Die allgemeine Lehre von der Welt wird hier so ausführlich und so gründlich abgehandelt, daß man wohl von diesem Jahrhunderte rühmen kan, es sey die allgemeine Welt-Lehre in selbigem zuerst erfunden, und auch zugleich zu höchsten Vollkommenheit gebracht worden.  
  Herr Wolf ward im April mit der allgemeinen Welt-Lehre fertig, und Herr Wilhelm Conrad Baumeister fieng an, des Herrn Bernhard Nieuwentyds Er-  
  {Sp. 594}  
  kenntniß der Weißheit, Macht und Güte des Göttlichen Wesens aus dem rechten Gebrauch der Betrachtungen alle irrdischen Dinge dieser Welt, aus dem Holländischen in die Deutsche Sprache zu übersetzen. Zu dieser Übersetzung sprach er Herrn Wolfen um eine Vorrede an. Weil nun dieses Buch mit seiner zu Ende gebrachten Arbeit einige Verwandtschafft hatte, so hätte zu keiner bequemeren Zeit dieses Ansuchen geschehen können, und unser Philosoph ergriff um so viel lieber die Feder. Daher ist die so schöne Abhandlung von der Erkenntniß GOttes und seiner Eigenschafften überhaupt aus Betrachtung der Welt entstanden, welche zwar von Herrn Wolfen im April aufgesetzet, im darauf folgenden Jahre aber allererst mit der gedachten Übersetzung zum Vorschein gekommen ist.  
  Ehe noch diese Vorrede dem Druck übergeben wurde, beliebte Herrn Wolfen, eine andere auf Anhalten seines getreuen Schülers, des Hochberühmten Herrn Johann Ulrich Cramers, zu verfertigen. Dieser gab in diesem 1731 Jahre jura de pacto haereditario renunciativo filiae nobilis etc. heraus, welche Schrifft Herr Wolf in seiner Vorrede als eine Probe der Beweise in der Rechtsgelehrsamkeit gerühmet, sonst aber keine besondere Materie abgehandelt hat.  
  Wir müssen noch einer Vorrede Erwehnung thun, welche Herr Wolf zu Herrn Johann Friedrich Schreibers erstem Theile der Elementorum Medicinae Physico-Mathematicorum in diesem 1731 Jahre zu Papiere gebracht hat.  
  Auch erhielte man in diesem Jahre den 5. 6 und 7 Theil der horarum subsecivarum Marburgensium von Herrn Wolfen, in welchen so viele vortrefliche Sachen sind vorgetragen worden, daß, wenn er auch sonst nichst geschrieben hätte, diese allein hinlänglich wären, seinen Nahmen bey den Gelehrten aller Facultäten bis auf die späten Nachkommen in unverwelcklichem Andencken zu erhalten.  
1732 In dem 1732 Jahre verwaltete der Herr Hofrath Wolf zum erstenmahle, so viel uns bewust ist, das Amt eines Prorectors auf der Academie zu Marburg, und gleichwohl setzte er nichts, was er zum Aufnehmen der Wissenschafften beytragen konnte, aus den Augen. Er arbeitete unaufhörlich an seiner Psychologia empirica fort, so, daß dieselbe im April der Presse völlig konnte unterworffen werden.  
  Das herrlichste von seinem Prorectorate, welches ausser dem die auswärtigen Gelehrten hätten entbehren müssen, waren die so auserlesenen Einladungs-Schrifften, welche er Krafft seines Amtes dem Drucke übergeben muste. Bald gab ihm der Tod eines Candidaten der Rechte Gelegenheit, von dem rechten Maaße eines langen Lebens zu handeln. Bald veranlassete ihn das Absterben eines Superintendenten, Herrn Johann Dietrich Schmidts, seine Gedancken von der Schuldigkeit eines Kirchendieners nicht nur mit den Worten sondern auch mit den Thaten zu lehren, zu entdecken. Bald gab ihm eine Rede Herrn Johann Adolph Hartmanns auf den hohen Geburts-Tag Sr. Königl. Majestät in Schwe-  
  {Sp. 595|S. 311}  
  den Materie an die Hand, von der Tugend eines Königs zu schreiben.  
  Bald nahm er Anlaß, als die Studenten zu Marburg zur Entrichtung des dem Gebrauche nach den Academischen Dienern zu erlegenden Geldes zu ermahnen waren, seine Gedancken von dem Zeichen einer ungeheuchelten Tugend, die mit Wissenschafft und Gelehrsamkeit zu verknüpffen ist, aufzusetzen.  
  Noch ein übriges that er, daß er bey allen seinen so schweren Geschäfften dennoch auf den achten Theil seiner horarum subsecivarum Marburgensium bedacht war und Sorge trug, daß er noch in diesem Jahre die Presse verließ.  
1733 Die grösseren Philosophischen Wercke, welche Herr Wolf bißanhero in der Lateinischen Sprache hatte ausgehen lassen, hatte er jedesmahl Sr. Königl. Majest. von Schweden, als seinem damahligen allergnädigsten Herrn, zugeschrieben. Diese sowohl als die nach unsers Philosophen Ankunfft in Marburg gar merckliche Aufnahme der Academie daselbst bewegten ihre Königl. Majestät, daß Höchstdieselben nach Dero gegen die freyen Künste und Wissenschafften anstammenden Hulde geruheten, Herrn Wolffen am Neu-Jahrstage des 1733 Jahres mit einer grossen güldenen Medaille zu begnadigen.  
  Dieses war aber nicht das eintzige Gnadenzeichen. Denn bald darauf um die Frühlingszeit ernannten Höchstgedachte Majestät ihn zu Dero Regierungs-Rath, und legeten also auf gedoppelte Art der Welt vor Augen, wie werth sie Herrn Wolfens Verdienste, und wie lieb sie seine Person hielten. Ja Ihro Majestät haben nachher auch Befehl ertheilet, daß ihm der von dieser Ehrenstelle hängende Rang in dem Professor-Collegio möchte eingeräumet werden welches die Leipziger neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen auf das 1734 Jahr im 30 Stücke berichten.  
  Dieser gantz ausnehmenden besondern Königl. Gnade bemühete sich unser Philosoph täglich würdiger zu machen. Ein muthiges Roß läufft schon von sich selbst; wenn man es aber auch noch dazu liebkoset, läßt es immer mehr und mehr Feuer von sich spüren.  
  Er brachte den andern Band der weit vollständigern Auflage seiner Elementorum matheseos universae, von welcher Auflage wir oben bey den 1730 Jahre gedacht haben, gegen den Ausgang des Mertzes völlig zu Stande, und übergab ihn so fort dem Drucke.  
  Zwey Tage darauf, am letzten ohne einen desselben Monaehs, setzte er ein Glückwunschungs-Schreiben an seinen ehemahligen Schüler und nunmehrigen Collegen, Herrn Johann Ulrich Cramern, auf, welcher an selbigem Tage seine Antritts-Rede bey Übernehmung des öffentlichen Lehr-Amtes der Rechte zu Marburg hielte. In diesem Schreiben untersuchte er, ob es nützlich sey, wenn die Erfindungs-Kunst in einen zusammenhangenden Lehrbegriff gebracht würde. Hier kommen so viele schöne Gedancken vor, daß ein Liebhaber der Wahrheiten diese wenige Bogen nicht bald wird aus den Händen legen können.  
  In dem Monat Junius besagten 1733sten Jahres war man auch in Franckreich darauf bedacht, wie man Herrn Wolfens Verdienste um das  
  {Sp. 596}  
  Aufnehmen der Wissenschafften einigermassen belohnen möchte. Am 20 Tage selbigen Monates versammlete sich die Academie der Wissenschafften zu Paris, um die Stelle eines associirten Ausländers durch ihre Wahl zu ersetzen, die durch den Tod Mylord Grafens von Pembrock ledig worden war, und erwehlte sowohl unsern Philosophen als auch den Herrn Hermann in Basel, damit einer aus ihnen nach dem Ausspruche des Königs derjenigen Ehre theilhafftig werden möchte, die seit des Herrn von Leibnitz Tode kein Deutscher genossen hatte. Den 27 darauf erhielt die Gesellschafft wiederum durch den Herrn Grafen von Maurepas Nachricht von dem Willen des Königs, der Herrn Wolfen diese Stelle aufgetragen haben wolte.  
  Herr Wolf bereitete indessen die andere Auflage seiner ausführlichen Nachricht von seinen eigenen Schrifften etc. welche er weit vermehrter herausgab. Es wäre zu wünschen, daß unser Philosoph, wenn er mit den Lateinischen Wercken wird fertig seyn, auch von diesen eine dergleichen ausführliche Nachricht den Gelehrten mittheilen möchte.  
  Gegen das Ende dieses 1733 Jahres wurde Herr Wolf nach Halle wieder zurück verlangt und wurden ihm nicht nur seine vorigen Profeßionen sondern auch höhere Ehren-Titel angeboten: allein unser Herr Regierungs Rath schlug solches hauptsächlich aus zwey Ursachen ab, theils in Ansehung seines damahligen allergnädigsten Herrns, von dem er eben kurtz vorher noch neue Proben einer ungemeinen Gnade genossen hatte, theils auf Seiten Halle, indem er sich allerdings zu fürchten Ursache hatte, daß ihm Herr Lange allezeit würde entgegen stehen, und ihn bey Ihro Königl. Majestät in Preussen aufs neue schwartz zu machen nicht unterlassen, wenn sie beyde wieder in einer Stadt beysammen wohneten.  
  Wie denn auch in der That Herr Lange, so bald er nur von dem vorhabenden Zurückruff Herrn Wolfens nach Halle Nachricht erhalten hatte, diese Funcke der Königl. Gnade ungesäumt durch eine neue in den Druck gegebene Schrifft auszulöschen bemühet war. So mag man wohl von diesem Jahre sagen, daß das Glück in selbigem Herrn Wolfen eben so sehr als das Unglück im 1723 Jahre verfolget habe.  
1734 Herr Wolf setzte also zu Marburg 1734 seine Stunden ungehindert fort, und weil einige Liebhaber der Rechtsgelahrheit, die die Mathematick, Philosophie, und das Bürgerliche so wohl als Canonische Recht gehöret hatten, auch das Natur- und Völcker-Recht nach des Hugo Grotius Grundsätzen von dem Herrn Regierungs-Rath Wolfen erkläret haben wolten; so entschloß sich unser Philosoph, nicht allein diesen hierinne zu willfahren, sondern auch fürohin fernerweit über das Grotianische Werck zu lesen.  
  Damit nun zu dieser Arbeit genugsame Exemplarien bey der Hand seyn möchten, hat er den Marburgischen Buchhändler, Phil. Casimir Müllern, angerathen, des Hugo Grotius Werck de jure belli et pacis wieder aufzulegen. Er that dieses. Im Abdruck wurde die Amsterdamische Auflage von 1667 zum Muster geleget, und  
  {Sp. 597|S. 312}  
  keine Erklärungen weiter beygefüget, als das Grotius Anmerckungen über sein eigen Buch, welche kurtz vor seinem Tode herausgekommen waren. Herr Wolf nahm sich die Mühe, und verfertigte eine schöne Vorrede darzu, darinnen so wohl die Vorzüge des Grotianischen Lehr-Begriffs vom Natur- und Volcker-Rechte vor andern ähnlichen Büchern dieser Art, als auch die Eigenschafften und Kenntnisse erzehlet werden, die ein rechter Ausleger desselben besitzen muß, wenn er die darinne vorkommende Sätze recht zergliedern, in ihre gehörigen Classen und Geschlechter der Wahrheiten eintheilen, jede derselben nach den Gesetzen der Vernunfft-Lehre einrichten, die Beschreibungen für das Gedächtniß leicht und zum Nutzen im Leben und in den Wissenschafften brauchbar machen, und die Wahrheiten genugsam in ihre rechte Grentzen einschliessen, auch in ein völliges Licht und in Gewißheit setzen will. Es verspricht Herr Wolf die Wahrheiten, die Grotius meist nur aus Beyspielen und Zeugnissen hergenommen und nachmahl er mehr erläutert, als bewiesen hat, in seinem Jure Naturae et Gentium, das er nunmehro in Lateinischer Sprache geschrieben, in ihre Verbindung zu bringen, und aus rechtmäßigen Gründen herzuleiten.  
  In dem vorhergehenden 1733 Jahre war Herr Gottlieb Friedrich Hagen nach Marburg gegangen, um unsern grossen Weltweisen zu sprechen. Er war so glücklich daß Herr Wolf ihn vieler Gewogenheit würdigte. Dieses erweckte in ihm ein so gutes Vertrauen zu unserm Philosophen, daß er ihn zu dem damahls unter den Händen habenden Büchelgen de methodo mathematica um eine Vorrede ansprach. Auch hierinnen wolte Herr Wolf dem Herrn Hagen zeigen, wie hoch er ihm achte, und in dieser Absicht verfertigte er im Mertz die verlangte Vorrede. Er handelte in selbiger von Schärffung des Verstandes durch die Kunst.  
  Dieses war nur wie ein Spiel- und Nebenwerck Herrn Wolfens; das aber, was ihm bishero mehrere Mühe und Nachsinnen gekostet hatte, war dessen Psychologia Rationalis, an welche er im April 1734 die Hand zuletzt anlegte. Diejenigen, welche versichert sind, daß uns die Natur der Seelen näher bekannt sey als der Cörper, weil wir durch unsere eigene Empfindung gar leicht darhinter kommen können, bewundern dieses Buch als einen Schatz, und als das schönste theatrum anatomicum der menschlichen Seele. Der Leser wird uns dieses von cörperlichen Dingen hergenommene Gleichniß zu gute halten, da es ohne dem in philosophischen Materien nichts ungewöhnliches ist, Kunstwörter, so den Cörpern eigen sind, auf geistliche Dinge zu appliciren, und in der That in diesem Buche die Eigenschafften der menschlichen Seele so deutlich und gründlich auseinander gesetzet werden, als nimmermehr der geschickteste Vorschneider den menschlichen Cörper zu zergliedern vermögend ist.  
  Was werden also die darzu sagen, welche die gantze Seelen-Lehre vor ein Geheimniß halten, welches zu erklären, der Vernunfft zu hoch sey? Wir glauben, daß sie durch Lesung dieses Buches von ihrer Mey-  
  {Sp. 598}  
  nung abstehen, und führohin behaupten werden, daß, wenn ein hoher Verstand die Natur der Seelen zu untersuchen vor sich nehme, eben nicht unmöglich sey, von derselben und ihren Eigenschafften deutlichere und vollständigere Begriffe zu geben, als von vielen cörperlichen Dingen nicht angehet.  
  Jetzo wurde Herr Wolf auch genöthiget eines der ersten seiner Bücher,die rationem praelectionum Wolfianarum, von neuem hervor zu suchen, und zu einer neuen Auflage zu zubereiten. In den Wolffischen Streitigkeiten hatte man sich hin und wieder auf selbiges beruffen, und die, so die Streitschrifften lasen, wurden begierig, sich solches anzuschaffen. Das viele Nachfragen also bewog den Verleger, es von neuem der Presse zu übergeben. Herr Wolf vermehrte es hier und dar, besonders aber mit einem gantz neuen Capitel von seinen Privatstunden über die Bücher und einer Erinnerung wegen dieser Auflage.  
  Wie aus dem angeführten erhellet, so wurde unser Philosoph immer von einer nöthigen Arbeit zu der andern getrieben, und hatte er nicht zu viel Zeit entübrigen können, daß er an seine horas subsecivas Marburgenses im vorigen Jahre hätte gedencken können. Um Michael aber 1734 sahe man den 9ten Theil derselben, und mag man wohl von ihm sagen: was lange währt, wird desto besser.  
  Bisher hatte man Herr Wolfen noch so ziemlich in Ruhe gelassen. Denn ob man wohl nicht unterließ, wieder und vor die Wolffischen Lehren zu streiten, so waren dieses doch alles solche Dinge, derentwegen sich Herr Wolf zu regen nicht sonderliche Ursache hatte; jetzo aber hatte man einen alten Kunstgriff, die Wahrheit zu bestreiten, hervorgesuchet. Man führete Leute auf den Schauplatz der Welt, welche durch den Wolfischen Unterricht solten zu GOttesverleugnern gemachet worden seyn.  
   Man sahe in dem 13 Beytrage der Sammlung auserlesener Materien zum Bau des Reichs GOttes, der in der Michael-Messe dieses 1734 Jahres hervortrat, ein Schreiben Herrn Johann Friedrich Laitenbergers von einem durch die Wolfische Philosophie zum Scepticismo und atheismo verführten nach langwierigem harten Kampffe davon wieder zurecht gebrachten Studenten, welcher mit Nahmen Sternberg hieß. Man gab vor, es habe dieser Sternberg gantz allein bey Herrn Wolfen in der Weltweißheit Unterrichtung genossen, davon die Frucht sey, daß er nachher an der Würcklichkeit GOttes gezweiffelt hätte. Harte Beschuldigungen!  
  Dieses konnte Herr Wolf ohnmöglich mit Stillschweigen schlechterdings übergehen. Als er dieses zu lesen bekam, saß er eben über der Verfertigung der Erinnerung wegen der andern Auflage. Weßhalben er in selbige folgende Worte einfliessen ließ: [fünf Zeilen Lateinischer Text]  
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  [zwei Zeilen Lateinischer Text]  
  Dabey aber ließ er es nicht bewenden, sondern ließ auch am 27 Sept. in das 77 Stück des 1734 Jahres von den Leipziger neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen von Marburg aus einrücken, daß ihm der Sternberg, welcher aus seinen Collegiis ein Atheiste solte worden seyn, weder den Nahmen noch der Person nach bekannt sey, und überhaupt falsch, daß er privatissima collegia bey ihm gehalten, indem er in Halle keine collegia privatissima, als über die Mathematick, sonderlich die Architectur, gelesen habe. Es wurde zwar hierauf in dem 25 Beytrage der gedachten Sammlung wieder geantwortet: allein Herr Wolf ließ sich genügen, dieses ein vor allemahl erinnert zu haben.  
1735 Vielmehr wendete er sich im 1735 Jahre zu einer nützlichern Arbeit. Des verstorbenen Hrn. Ludwig Philipp Thümmigs Versuche einer gründlichen Erläuterung der merckwürdigsten Begebenheiten in der Natur hatten so viel Liebhaber gefunden, daß der Verleger auf eine anderweitige Auflage bedacht zu seyn genöthiget wurde. Herr Wolf erwies sich gegen seinen geliebtesten Schüler, Herrn Thümmigen auch noch nach dessen Ableben so gütig, daß er diese neue Auflage selbst besorgete. Er setzte hin und wieder Anmerckungen hinzu, und, was das fürnehmste war, so zierte er sie mit einer vortrefflichen Vorrede, in welcher er den zwiefachen Nutzen der Natur-Lehre erwiese, den sie hat so wohl in der Erkenntniß GOttes und in der Herrschafft über die Creaturen, als auch, wie man es in der Erkenntniß der Natur anzufangen habe, damit man dadurch theils in der Erkenntniß GOttes befestiget und zu seiner Verherrlichung in allen seinen Thun und Lassen aufgemuntert werde, theils die Herrschafft über die Creaturen immer mehr und mehr erweitern könne.  
  So angenehm diese Bemühungen den Erforschern der Natur-Geschichte waren: so angenehm war auch den Liebhabern der mathematischen Wissenschafften der dritte Band der Elementorum matheseos universae, welcher nunmehro das Licht sahe.  
  Wir müssen noch etwas in diesem 1735sten Jahre mit wenigem berühren. Es ist solches die erfolgte andere und weit vermehrtere Ausgabe der Philosophiae primae, der wir oben bey dem 1729 Jahre gedacht haben.  
1736 Von dem Jahre 1736 bringen wir weiter nichts bey, als daß er in selbigem den ersten Theil der natürlichen Gottesgelahrheit in Lateinischer Sprache herausgegeben habe. Man hat nicht ohne Grund von diesem Wercke geurtheilet, daß es unter allen Meisterstücken unsers Philosophen das schönste sey, obgleich die übrigen auch ihresgleichen nicht hätten. Von wegen dieses Buches musten von Stund an alle Gegner unsers Philosophen, welche mit vollem Halse bisher von der Wolfischen Gottes-Verleugnung geschrien, verstummen und ein Thomasius wird das den vermischten Händeln eingerückte Urtheil, als ob Wolf die natürliche Gottesgelahrheit verhuntzet hätte, noch im Grabe auskratzen wollen.  
  Wir  
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  hätten zwar bey diesem 1736 Jahre annoch an diejenige Vertheidigung zu gedencken, welche Herr Wolf auf Befehl des Königl. Preußischen Hofes im Monat May wider die von Herrn Langen abermahls wiederhohlte Beschuldigungen, aufzusetzen genöthiget worden; da wir aber dieses in dem Artickel: Wolfische Philosophie, nothwendig anführen müssen, so verweisen wir unsere Leser dahin, damit wir nicht eine Sache zweymahl wiederhohlen dürffen.  
  So weit gehet die Lebens-Geschichte unsers Philosophen, welche Carl Günther Ludovici in dem Ausführlichen Entwurffe einer vollständigen Historie der Wolfischen Philosophie, Th. II, Cap. I entworffen hat. Wir müssen nunmehro aber auch die übrigen Lebens-Geschichte unsers Herrn Wolfens durch die folgenden Jahre bis auf gegenwärtige Zeit durchgehen.  
1737 In dem 1737 Jahre gab unser Philosoph den andern und letzten Theil seiner natürlichen Gottesgelahrheit in Lateinischer Sprache heraus, welcher ebenfalls, wie der erste, mit allgemeinem Beyfalle aufgenommen ward. So verfertigte er auch eine Vorrede zu dem ersten Stücke von Herrn D. Christian Philipp Bergers Versuche einer Gründlichen Erläuterung merckwürdiger Begebenheiten in der Natur, und stellete darinne die Natur als ein unerschöpfliches Meer vor.  
1738 Im Jahr 1738 machte sich Herr Wolf die gelehrte Welt von neuem sehr verbindlich, da er dieselbe abermahls mit zwey vortrefflichen Wercken beehrte. Das eine war der vierte Theil von seinen Elementis Matheseos universae, welcher so gleich auch, als er die Presse verlassen, wie die ersten dreye, zu Genf auf das feinste nachgedruckt wurde. Das andere Stück war der erste Theil seiner Allgemeinen Practischen Weltweisheit (Philosophia practicae unviersalis). Hierdurch setzte er sich in noch weit grösseres Ansehen, vornehmlich, da er die Practische Philosophie in einer solchen Lehr-Art vortrug, nach der dieselbe vor ihm niemand abgehandelt hatte. Noch hat er in solchem 1738 Jahre wieder an die schon vor geraumer Zeit angefangene Horas subsecivas Marburgenses gedacht, und einen Theil davon geliefert.  
1739 In dem 1739 Jahre kam von ihm der andere und letzte Theil seiner Allgemeinen Practischen Philosophie aus der Presse, und wurde nicht weniger wohl aufgenommen, wie denn auch beyde Theile solcher Allgemeinen Practischen Weltweisheit zu Verona in Italien nachgedruckt zu werden das Glück gehabt haben.  
1740 Nun kam das Recht der Natur an die Reihe, welches das sämmtliche Reich der Wissenschafften von unsern Philosophen nach der strengen Lehrart abgehandelt zu sehen schon längst gewünschet hatte. Er machte damit in dem 1740 Jahre den Anfang, als in welchem der erste Theil hervortrat. In eben diesem Jahre sahe man auch von ihm eine Vorrede vor Herrn Johann Christian Augspurgs Schrifft, so betittelt: Jura de dominio pactisque dominium acquisitivis ...  
  Wir kommen nunmehro in den Lebens-Geschichten unsers Philosophen auf einen sehr merck-  
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  würdigen Umstand, welchen wir um so vielmehr zu erzehlen Ursach haben, je zu grössern Ruhm und Ehre derselbe ihm gereichet. Es ist solches derjenige Zeit-Punct, da derselbe wieder nach Halle, von dannen er vor siebenzehen Jahren war vertrieben worden, beruffen ward. Es war zwar unser Philosoph schon gegen das Ende des 1733 Jahres wieder dahin verlanget worden: allein er schlug solches damahls aus wichtigen Ursachen ab, wie wir vorher schon bey diesem Jahre davon Meldung gethan haben. Nachdem aber der höchstsel. König in Preussen Friedrich Wilhelm im Jahr 1740 den 31 May das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt, und Se. jetztregierende Königl. Majestät in Preussen die Regierung angetreten hatten; ertheilten Höchst-Dieselben aus eigener Bewegung gleich den andern Tag darauf Ordre, Herrn Wolfen zu sondiren, ob er wieder in Dero Dienste treten wolte, und stellten ihm zugleich frey, die Bedingungen selbst vorzuschlagen.  
  Da er nun in einem allerunterthänigsten Schreiben Sr. Königl. Majestät geantwortet, wie er das letztere Sr. Königl. Majestät überliesse, so haben darauf Höchst-Dieselben ihm die Profeßion des Natur- und Völcker-Rechts, nebst der Profeßion der Mathematick in Halle mit dem Prädicat Dero Geheimden Raths, dem Vice-Cancellariat der Universität, und einem Gehalt von zwey tausend Reichs-Thalern, auch der Freyheit alles zu lehren, was derselbe für gut befinden würde, offeriret. Weil aber unser Philosoph einwendete, daß er dem Hochfürstl. Hause Hessen gar sehr verbunden wäre, und es sich nicht wohl schicken wolte, daß er um seine Dimißion anhielte, so haben wegen derselben Se. Königl. Majestät in Preussen sowohl an des Königes in Schweden Majestät, als auch an des Herrn Statthalters Hochfürstl. Durchl. geschrieben. Da nun hierauf Se. Königl. Majestät in Schweden unter dem 7 October sich erkläret, wie Sie zwar selbst unsern Philosophen lieber in Dero Diensten behalten wolten; jedoch in Dimißion aus besonderer Achtung gegen des Königs in Preussen Majestät willigten: als hatte er die Vocation von Sr. Königl. Majestät in Preussen angenommen, und hingegen eine andere nach Utrecht, die ihm in Holländischer Sprache war zugeschicket worden, abgeschrieben, ob man ihm gleich solche vortheilhafte Vorschläge gethan, dergleichen vorhin noch nie kein Professor daselbst gehabt.  
  Bey solchen favorablen Umständen, welche unser Philosoph nunmehro zu Halle zu hoffen hatte, verließ er sein liebes Marburg, und kam unter Begleitung vieler Studenten, die ihm auf eine gute Weite entgegen kommen waren, den 6 Dec. 1740 unter vielen Frolocken und grossen Zulauf zu Halle an; woselbst er unter Trompeten- und Paucken-Schall in dem Thomasischen Hause, welches er so lange gemiethet hatte, bis er ein eigenes haben und nach seiner Bequemlichkeit zurichten lassen konnte, abstieg.  
  Die Medaille, welche ihm zu Ehren dißfalls verfertiget wurde, stellet auf der Haupt-Seite das Brustbild des Herrn Geheimden Rath Wolfs vor, worüber oben dessen Nahme, und unten die Worte: Halam reliquit MDCCXXIII. Auf der Gegen-Seite zeiget sich eine durch die Wolcken hervorbrechende Sonne in ihrem Glantz, mit dieser Überschrifft: Cunctando novo insurgit lumine. In der  
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  Entfernung siehet man die Stadt Halle liegen, und in dem Abschnitte stehen die Worte: Halam reversus MDCCXXXX. Auch verfertigte bey dieser Gelegenheit der Hochwohlgebohrne und gelehrten Herr Christoph von Taubenheim, Erbherr in Breda, Leihe und Schlackendorf, des hohen Stiffts zu Naumburg Präbendarius, eine Dissertationem Epistolicam de corporum ortu ex praeformatione etc. und gratuliret darinnen unserm Philosophen wegen seiner Erhöhung und Ankunfft in Halle.  
1741 Sobald unser Philosoph sein Hauß-Wesen nur etwas in Richtigkeit gebracht, so schrieb er so gleich ein Programma, welches unterm 14 Jenner 1741 ans Licht trat, und ertheilte darinnen von seinen künfftigen Vorlesungen Nachricht. Auf solches folgete der fünffte und letzte Theil von seinen Elementis Matheseos universae, worinnen er nicht nur von mathematischen Schrifften Nachricht ertheilet, sondern auch die Art lehret, wie man die Mathematick gehörig treiben solle.  
  Wir übergehen mit Stillschweigen, daß er hiernächst auch in solchem Jahre sowohl zwey neue Stücke von den Horis susecivis Marburgensibus, womit er solche seine Arbeit beschlossen, als auch eine Vorrede zu Herrn Johann Peter Süssemilchs Göttlicher Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts geschrieben.  
  In diesem Jahre gab ihm auch sein Allergnädigster König von neuen eine ausnehmende Probe Seiner Königl. Huld und Gnade, da Höchst-Derselbe geruhete, ihn aus höchst eigener Bewegung zum Curator aller Universitäten in den Preußischen Landen zu bestellen, davon der Herr Geheimde Rath und Cantzler Wolf das Königl. Rescript auch in Händen hat. Allein aus besonderer Bescheidenheit und um sich nicht Neider zu erwecken, hat er diesen Titel niemahls gebrauchet, obwohl in dem die Titular-Buche, das zu Berlin herauskommen, ihm der Titel: Curateur des toutes l'Universites, beygeleget und ihm solcher auch auf Briefen von Ministern öffters gegeben wird.  
1742 Im folgenden 1742 Jahre erfreuete unser Philosoph die gelehrte Welt mit dem andern Theile seines Rechtes der Natur.  
1743 Und das Jahr darauf, 1743, hatte man auch das süsse Vergnügen, von ihm den dritten Theil desselben zu erhalten. In diesem 1743 Jahre stieg unser Philosoph abermahls eine Ehren-Stuffe höher. Denn als in solchem Jahre den 7 September der Hochberühmte Rechtsgelehrte und Cantzler des Hertzogthums Magdeburg und der Universität zu Halle, Herr Johann Peter von Ludewig, zum grösten Leidwesen der Gelehrten Welt dieses Zeitliche verließ; so ernenneten Königl. Majestät in Preussen unsern Herrn Geheimden Rath Wolf sogleich ein jenes Stelle zum Cantzler der Universität Halle.  
1744 In dem 1744 Jahre trat der erste Theil von des berühmten Bruzen la Martiniere Dictionaire Geographique et Critique zu Leipzig im Deutschen Habit an das Licht, welchen unser Herr Cantzler Wolf mit einer weitläufftigen Vorrede von Wörter-Büchern, beehret hatte. Sein vornehmstes Werck dieses Jahres aber war der vierdte Theil seines Natur-Rechts, welcher zu gleicher Zeit aus der Presse gehoben wurde.  
1745 In dem folgenden 1745 Jahre erhielten wir von  
  {Sp. 603|S. 315}  
  ihm auch den fünften Theil dieses vortreflichen Werckes.  
  Den 10 September eben dieses Jahres hatte der Herr Cantzler Wolf das gantz ausnehmende Glück und die höchste Ehre, in denen Reichs-Freyherren-Stand erhoben zu werden. Es hatten nemlich jetztregierende Churfürstl. Durchl. zu Bayern, als Höchst Dieselben nach dem Absterben Kaysers Carls des Siebenden, Glorwürdigsten Andenckens, im Jahr 1745 des Vicariat des H. Röm. Reichs verwalteten, sich gnädigst entschlossen, ohne daß dem Herrn Cantzler das geringste davon bewust war, ihn und seine ehelichen Nachkommen mit dem Reichs-Freyherrlichen Character aus eigener Bewegniß zu begnadigen, welches auch an dem obgedachten Tage würcklich vollzogen ward, wie der Artickel: Wolf, ein Freyherrliches Geschlecht, mit mehrerm besaget.  
  Dieses wurde in den Franckfurter Zeitungen am Mayn bekannt gemacht, ehe der Herr Cantzler Wolf noch einige Nachricht davon erhalten hatte. Da nun sogleich dieser Artickel aus denselben von Wort zu Wort auch in die Berlinischen Zeitungen eingerücket wurde, wolte der Herr Cantzler es vor sich nicht abschlagen, sondern schrieb solches an Se. Königl. Majestät in Preussen, die damahls in Böhmen waren, und überließ Höchst-Denenselben, wie er sich in dieser Sache zu verhalten hätte. Se. Königl. Majestät antworteten ihm sogleich in einem Hand-Schreiben, bezeugten Dero Allergnädigstes Wohlgefallen darüber, und legten ihm auf der Aufschrifft das Prädicat: Baron, inwendig aber den Titel: Wohlgebohrner, bey, und machten ihm zugleich bekannt, wie Sie schon in Dero Departement der Ausländischen Affairen die Ordre ergehen lassen, daß dieserwegen auch das nöthigen in Dero Landen besorget werden solte. Dahero konnte der Herr Baron von Wolf nichts anders bey solchen Umständen thun, als daß er die Churfürstliche Gnade, welche er sonst lieber depreciret hätte, mit unterthänigsten Danck annahm, da zumahlen aus allen Orten Europens Briefe ankamen, darinnen man ihm dazu gratulirte; Das Freyherrn-Diploma, welches wir in dem nur gedachten Geschlechts-Artickel mitgetheilet haben, hat der Herr Baron von Wolf ohne einiges Entgeld, als ein Geschencke erhalten.  
1746 In dem 1746 Jahre bestunden des Herrn Reichs-Freyherrn von Wolf seine gelehrte Beschäfftigungen darinnen, daß er nicht nur zu Herrn Heinrich Wilhelm Döbels Eröffneter Jäger-Pracitca oder dem wohlgeübten und erfahrenen Jäger, so zu Leipzig in Folio die Presse verließ, eine Vorrede von einem Bogen aufsetzete, darinne er das genaue Band der Natur und Kunst beschrieb; sondern auch die Gelehrten mit dem sechsten Theile seines Natur-Rechts bereicherte.  
1747 In dem Jahr 1747 erschien auch der siebende Theil dieses nicht genug zu rühmenden Werckes.  
1748 Und in dem gegenwärtigen 1748 Jahre in der Oster-Messe kam endlich desselben achter und letzter Theil zum Vorschein. Zu gleicher Zeit war auch eine Frantzösische Übersetzung einiger Predigten des berühmten Herrn Johann Friedrich Wilhelm Jerusalems, vor welcher eine Vorrede unsers Herrn Cantzlers und Barons von Wolf stehet, in den Buchläden zu haben.  
  {Sp. 604}  
  Da nun also der Herr Baron von Wolf kein Jahr vorbey gehen lässet, darinne nicht eine und die andere schöne Schrifft als Zeugen seines ausnehmenden Fleisses und seltener Gründlichkeit herfürtreten solte; so haben wir von ihm noch viele schöne Wercke zu hoffen, wenn anders ihm GOtt ein langes Leben und hinlängliche Leibes- und Gemüths-Kräffte schencken solte, als welches wir mit der gesammten Gelehrten Welt von Hertzen wünschen wollen.  
Ehestand Was seinen Ehestand anlanget, so hat er sich 1716 zu Ende des Septembers in Halle mit des Stifft-Amtmanns, Herrn Johann August Brandißens, Jungfer Tochter, mit Nahmen, Catharine Marie, deren Frau Mutter eines Kaufmanns Tochter aus Rostock gewesen, ehelich verbunden, und mit ihr drey Söhne gezeuget, davon zwey in Halle gebohren worden; der dritte aber in Marburg todt auf die Welt gekommen. Der jüngste von den beyden ist in Marburg gestorben, und in dortiger Pfarr-Kirche zur lincken Seite des Altars begraben worden.  
     

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Stand: 8. April 2013 © Hans-Walter Pries