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Text |
Quellenangaben |
1725 |
Nichts destoweniger beruffte ihn nach dem
Ableben ihr Rußisch-Kayserlichen Majestät, welche am 8
Februar des 1725 Jahres durch einen
unverhofften
Tod der
Welt und ins besondere
dem Rußischen Reiche entrissen ward, die
nunmehro höchstseligste
Kayserin und
Nachfolgerin Catharine von neuem nach St.
Petersburg; Herr Wolf aber blieb bey seinem
einmahl gefasseten Entschlusse, die ihm von GOtt
verliehenen schönen Gaben, der
studirenden
Jugend zu dienen, der Marburgischen Academie nicht zu
entziehen, welches er der Großmächtigsten Monarchin
in einem allerunterthänigsten
Schreiben
hinterbrachte. |
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Man suchte auch die
Schrifften Herrn
Wolfens
in den Buchläden immer mehr und mehr, und
verschiedene derselben waren
völlig abgegangen,
daß er daher von den
Verlegern um
verbesserte
Auflagen ersucht wurde. Zuförderst machte er
sich über seine vernünfftige Gedancken von den
Kräfften des menschlichen Verstandes, davon die
vierte Auflage verlanget wurde. Die
Umstände,
darinnen Herr Wolf sich anjetzo befand, gaben
ihm
Gelegenheit an die Hand, in dem
vierzehenden
Capitel
zwey Puncte zu berühren, an welche er in den
vorhergehenden Auflagen nicht gedacht
hatte. |
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Nemlich weil er aus
eigener
Erfahrung
erlernet hatte, daß man die Consequentien-Macherey mit dem methodo
demonstrandi per indirectum verwirrete, und
gleichwohl viel daran gelegen ist, daß man in
Widerlegung anderer beydes wohl von einander
unterscheide; so zeigte er diesen
Unterscheid
auf das deutlichste. Weil er auch ferner inne ward,
daß man Schutz-Schrifften mit Streit-Schrifften
vermenge, und daß man auf jene deuten
wolte,
was er von diesen im angeführten Capitel
gesetzet hatte; so wolte er auch diesen
Irrthum
dem Leser benehmen, und fügte deswegen zum
Beschlusse desselben Capitels bey, wie man
Verfolgern zu begegnen habe. |
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Nach diesem schritte er zu seinen
vernünfftigen Gedancken von den
gesellschafftlichen Leben, welche zum andern
mahle hervortreten solten. Er übersahe alles |
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{Sp. 588} |
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von neuen, verbesserte die in den Citationen
eingeschlichenen Druck-Fehler, rückte hin und
wieder noch ein und das andere
nützliche ein,
insonderheit setzte er mehrere Summarien bey,
damit man desto besser gleich
erkennen könnte,
was für
Materien darinnen abgehandelt wären.
Er machte eine neue
Vorrede hiezu, in welcher
er kürtzlich zwey wider diese
Gedancken
vorgebrachte Beschuldigungen
geschickt
ablehnete, daß sie nemlich auf die vorher
bestimmte Harmonie
gebauet
wären, und daß er
darinne den
Atheisten dadurch, daß er sie für
Leute ausgeben, die vor andern mit
Verstand
begabet wären, das
Wort
geredet hätte. Hiermit
wurde er im Mertz fertig. |
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Noch eben in diesem Monate brachte er
auch die dritte Auflage seiner vernünfftigen
Gedancken von GOtt, der Welt etc. zu
Stande. In
dieser hat er zwar den
gantzen Text unverändert
gelassen, damit nichts anders darinnen zu finden
wäre, als wie es von seinen Widersachern aus den
vorhergehenden Auflagen angeführet worden ist;
jedoch aber hat er an einigen Orten einige Werthe
beygefüget, da durch die andern erläutert werden.
Die von neuem dazu gekommen der Vorrede ist
eine Vertheidigung seiner gerechten Sache,
insonderheit wider den Herrn
Buddeus, welchen
er aber nicht mit
Nahmen
nennet. |
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Gegen Ostern 1725 kam er endlich mit dem
dritten
Theile seiner Natur-Lehre
vollkommenen zu
Stande, zu dem er sich schon in der Michael-
Messe des 1723 Jahres gewandt hatte, um in
selbigem das noch
vorzutragen welches in seine
Gedancken von den Absichten der natürlichen
Dinge nicht konnte hinein gebracht werden, weil
sie sonst allzu starck angewachsen wären. Es war
schon damahls, als er von
Halle weggetrieben
wurde, der dritte
Bogen unter der
Presse: Allein
eben dieses Schicksal, die nachher abgezwungenen Vertheidigungen und andere
Verrichtungen unterbrachen diese
Arbeit: Unter
diese Verrichtungen gehören die zu seinem neuen
Lehr-Amte in Marburg erforderlichen
Bemühungen, die verschiedenen Auflagen seiner
Schrifften u.s.f. |
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Und so verzog es sich denn bis gegen
Ostern dieses 1725
Jahres, zu welcher
Zeit diese
Arbeit unter der Aufschrifft: Vernünfftige
Gedancken von den Gebrauche der Theile des
menschlichen Leibes etc. an das
Licht trat. Diese
Gedancken sind also eine Fortsetzung der
vernünfftigen Gedancken von den Absichten der
natürlichen Dinge. Es wird hier ins besondere von
den Absichten der fürnehmsten besondern
Art der
Cörper, nemlich der Organischen Cörper, als da
sind die Pflantzen, die Thiere und der menschliche
Cörper, welche noch zu betrachten übrig
geblieben waren, gehandelt. |
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So hatte denn Herr Wolf um Ostern des 1725
Jahres den Liebhabern der
Untersuchung
natürlicher Dinge alle seine so wohl zu der
Experimental- als Dogmatischen Natur-Lehre
gehörige
Schrifften in die Hände geliefert; als der
Verleger seiner
Entdeckung der wahren Ursache
von der wunderbaren Vermehrung des
Getreydes etc. |
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{Sp. 589|S. 308} |
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diese vom neuen durchzusehen und zu
verbessern ihm überbrachte. Weil nun diese
Schrifft ebenfalls die Natur-Lehre betrifft, so ward
er bald willig, selbige weit vermehrter
herauszugeben. Zwar ist in der Schrifft selbst
nichts geändert worden; hingegen aber hat Herr
Wolff einen Anhang aufgesetzet von der
Gewißheit
der Erfindung von der Vermehrung des Getraydes
und dem
Nutzen, den sie bisher in dem
Ackerbau gehabt, auch verschiedenen
Vorschlägen, wie derselbe künfftig weiter zu
befördern. |
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Denn ob er wohl anfänglich gesonnen war,
dieses in dem
Tractat hin und wieder einzurücken, so beliebte ihm doch nachher ein
anders, weil er die Entdeckung in der
Ordnung
geschrieben hatte, wie er in seinen Überlegungen
von einem zu den andern fortgegangen war, damit
sie zu einem Muster dienen könnte, wie man die
Überlegungen anzustellen habe, wenn man von
natürlichen Dingen etwas durch eigenes Nachsinnen herausbringen will. Um deswillen wolte er
die Ordnung der Gedancken durch fremde
Materien nicht unterbrechen. |
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Er erzehlet demnach in dem Anhange nicht
allein, wie weit seine
Erfindung sey bisher
ausgeübet worden, und was man vor
Vortheile
dabey bemercket habe, sondern giebet auch
etwas ausführlicher an, wie man
nöthige
Versuche
anzustellen habe, damit man den Ackerbau in
Form einer
Wissenschafft bringen
möchte. |
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Ob sich nun schon Herr Hofrath Wolf nicht
hatte bewegen lassen
wollen, die sowohl von
Sr. Rußischen Kayserl. Majestät, Petern, dem
Grossen, als auch nachmahls von der
nachfolgenden Kayserin Catharine angebotene
Vice-Präsidenten-Stelle bey der Academie der Wissenschafften zu St. Petersburg
anzunehmen; so beschloß gleichwohl nur Höchstgedachte
Kayserin Catharine, Glorwürdigsten Andenckens,
allergnädigst
unserm Philosophen auch abwesend eine
Ehrenstelle in derselben nebst einem
jährlichen
Gnadengeld zu geben, und ertheilete sogleich
Befehl, daß ihm solches auf ein Jahr zum voraus
übermachet werden
solte.
Man hat dieses sogleich von St. Petersburg aus in den
Leipziger neuen
Zeitungen von Gelehrten Sachen, auf das 1725
Jahr auf der 529 Seite, mit vielem
Ruhme und zur
Bewunderung der Nachkommen bekannt machen
lassen. |
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Die erste
Schrifft, welche Herr
Wolf nach
dieser erhaltenen so
ansehnlichen Ehrenstelle zu
Anfang des Septembers
herausgegeben hat, ist
dessen klarer Beweiß, daß Herr D. Budde die ihm
gemachten Vorwürffe einräumen und gestehen
muß, er habe etc. Denn es hatte Herr
Walch auf die
Wolffische nöthige Zugabe zu den
Anmerckungen etc. abermahls ohne seinem
Nahmen
eine Schrifft
drucken lassen, die betittelt war:
Bescheidener Beweiß, daß das Buddeische Bedencken noch
feste stehe. Nun wolte Herr Wolf auch diese
nicht unbeantwortet lassen. Da Herr Walch nicht
gesonnen war, diesen Streit weiter fortzusetzen,
hat er zu diesem klaren Beweiße still
geschwiegen, mithin nahm dieser Streit nunmehr
ein Ende. |
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Hingegen machte unserm Philosophen
seine ehedem gehaltene Rede von der
practischen Weltweisheit der Chineser von neuem
zu schaffen. Denn man hatte sie ohne sein
Wissen im 1722 |
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{Sp. 590} |
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Jahre zu Rom drucken lassen, und in diesem
1725 Jahre war sie zu Trevoux cum consensu Societatis Jesu nach dem Römischen
Exemplare abermahls abgedruckt worden. Weil
demnach diese Rede durch die
gantze
Welt
gieng, gleichwohl aber mit vielen Druckfehlern
angefüllet war: so hielte Herr Wolf sich dieses vor
höchstnachtheilig, und versprach bald nach der Herausgabe im November der
Leipziger
neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen auf der
795 Seite, daß er selbst diese Rede in den Druck
geben wolte.¶ |
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1726 |
Dieses Versprechen brachte er auch im
Jenner des 1726 Jahres zur Erfüllung, indem er
sie mit sehr weitläufftigen Anmerckungen an das
Licht treten ließ. Die
Vorrede ist statt einer
Einleitung, weil theils angezeiget wird, was Herr
Wolf sich bey Beruffung auf
Bücher vor
Herrausgaben bedienet habe, theils aufrichtig
entdecket wird, aus welchen Schrifften der Herr
Hofrath die
Historischen
Sachen zu der Rede und den
Anmerckungen hergeholet habe. |
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Dabey arbeitete er aus ausführliche Nachricht
von seinen eigenen Schrifften, die er in deutscher
Sprache von den verschiedenen Theilen der
Weltweißheit herausgegeben. Er stellte hier auf
Begehren einiger
vornehmen
Männer die gantze
Beschaffenheit seiner Schrifften vor, so wohl was
die Schreib- und
Lehr-Art als auch die
Gründe
und Haupt-Lehren betrifft. Man kan mit gutem
Fuge
sagen, daß dieses
Werck eine Einleitung zu
nützlicher Lesung der Wolffischen Schrifften sey.
Es hat überdies noch den
Nutzen, daß es auch
denen, die eine blosse historische
Erkänntniß
der Lehren Herrn Wolfens verlangen, eine Gnüge
leistet. Übrigens bemercken wir von ihm auch,
daß hier
verschiedene
Materien, die in den
Wolffischen Schrifften selbst nicht berühret
worden, abgehandelt werden. Diese
Arbeit wurde
im Februar zurücke geleget. |
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Am 8
Tage des Monats Mertz 1726
vertheidigte der Herr Wolf auf dem
philosophischen Lehrstuhle eine
Dissertation,
darinne er eine sonderbare Begebenheit von
einem Apffelbaume, der Früchte getragen hatte,
ohne vorher zu blühen, nach ihren
Ursachen
untersuchte. Wenn dem
Titul der Dissertation
zu trauen, so ist der
Respondente, Herr
Adam Ixstatt, der
Verfasser davon. Dieses haben wir um so vielmehr zu
glauben Ursache, weil unser
Philosoph in
dem beygefügten Glückwunschungs-Schreiben
ausdrücklich sagt, daß die gantze Dissertation von
Herrn Ixstatten herkomme. |
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Auch hat Herr Wolf, als nunmehr Professor
Honorarius auf der
Academie zu St. Petersburg, an
dieselbe in ihre Sammlungen eine Abhandlung
von den Kräfften-Maasse überschicket, welche
nachher in die Commentarios Academiae Scientiarum Imperialis Petropolitanae mit eingedrucket worden ist.¶ |
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1727 |
Zu Anfang des 1727 Jahres besorgete unser
Herr Hofrath die andere
Auflage seiner
Anmerckungen über die vernünftigen Gedancken
von GOtt, der Welt etc., welche im Mertz unter dem
etwas
veränderten Tittel: Der vernünftigen
Gedancken von GOtt, der Welt etc. Anderer Theil, die
Presse verliessen. In der dieser |
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{Sp. 591|S. 309} |
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Auflage beygefügten
Vorrede hat Herr
Wolf
mit seinen Widersachern zu
thun, und stimmet
über sie ein Triumphlied an. |
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Sonst kommt in diesem 1727 Jahre von
Herrn Wolfen nichts vor, so sonderbar
merckwürdig wäre, ausser daß er noch im April die fünfte
Auflage seiner vernünftigen Gedancken von den
Kräfften des menschlichen Verstandes, in den
Druck gegeben hat. Auf diese Auflage hat er noch
weit mehr Mühe verwendet, als auf die ersteren,
um dieses Buch immer brauchbarer zu machen. Er
hat hin und wieder etwas weniges, jedoch desto
mehr wichtiges, eingerückt,
z.E. im 48 § des 1
Capitels den
Unterscheid des
Wesentlichen und
der
Eigenschafften, weil dieser nicht wenig zu
dem rechten
Verstande der
Erklärungen dienet. Ja
es ist hier noch ein gantz neues Capitel, nehmlich
das sechzehende, hinzugekommen, darinnen gezeiget wird, wie
man zu einer Fertigkeit die
Logick auszuüben
gelangen solle. In dieser Beschaffenheit sind diese
Gedancken in den nachfolgenden zweyen
Auflagen gelassen worden.¶ |
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1728 |
Gleichergestalt hat Herr Wolf auch die dritte
Auflage seines Auszugs aus den Anfangs-Gründen aller mathematischen Wissenschafften,
hin und wieder
verbessert, welche
Verbesserungen ihn bis zum Anfange des Mertzes
in dem 1728 Jahre aufgehalten haben. |
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Daß wir von unserm Philosophen im
vorhergehenden 1727 Jahre und zu Anfange
dieses 1728 Jahres weiter nichts, als nur Auflagen
seiner Schrifften, und kein neues Werck, haben
anzeigen können, macht ein wichtiges Werck,
welches er diese
Zeit über unter den Händen
gehabt hat, womit er ebenfalls im Mertz 1728 und
zwar mit Verlauff desselben zu Ende kam. Es ist
selbiges seine Philosophia rationalis. Herr Wolf hat sich
schon vor
geraumer Zeit vorgenommen, daß,
wenn er die
Philosophischen
Theile in
Deutscher Sprache würde ausgearbeitet haben, er sodann
alle weit vollständiger in
Lateinischer Sprache den
Ausländern zuliebe wolte an das
Licht treten
lassen. Nun denn die Deutschen Schrifften
insgesammt zum
Vorschein gekommen waren, so
wolte er sich auch seines gethanen Versprechens
nach und nach entschütten. |
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Er machte den Anfang mit der Vernunft-Lehre, welche, wie gedacht, mit dem Ende des
Mertzes aus der
Presse gehoben ward, und in der
Oster-Messe 1728 in den Buchläden zu haben
war. Das
Werck lobet den
Meister, und wir sind viel
zu wenig, daß wir ein
Buch, welches bereits schon
von den Einheimischen so wohl, als bey den
Ausländern in den grösten
Ansehen stehet, nach
Würden anpreisen könnten. |
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Indessen war auch die andere Auflage der
vernünftigen Gedancken von der Menschen Thun
und Lassen vergriffen worden, und Herr Wolf
nahm die dritte Auflage zu vermehren über sich.
Was hier hinzugekommen ist, ist ein Vorbericht,
worinnen angegeben wird, was man in diesem
Buche besonders zu suchen habe, und
anderwerts vergebens suchen werde. Mit einem
Worte: Dieser Vorbericht ist eine weit ausführliche
Abhandlung desjenigen, was in der
Vorrede der
andern Auflage ist angemercket worden. In den
nach her herausgekomme- |
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{Sp. 592} |
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nen Auflagen ist weiter nichts neues hinzugesetzet worden. Die Bemühungen Herrn
Wolfens
wegen der dritten verbesserten Auflage giengen
gegen die Mitte des Septembers 1728 zu
Ende. |
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Nachher sahe Herr Wolf in dem October nur
besagten 1728 Jahres von den
Actis Eruditorum, daß auf
dessen 468 u.ff. Seiten eine
Schrifft des
berühmten
Herrn Michael Gottlieb Hanschens stand, in welcher einige
Erinnerungen wider seine ohnlängst
herausgegebene Lateinische Vernunft-Lehre waren
gemacht worden. Diese Schrifft, so betittult war:
Meditatio de usu genuino omnium modorum utilium in quatuor figuris etc. setzte der Herr
Wolf entgegen: Monitum de sua Philosophandi ratione,
inserviens loco responsionis etc. und ließ es
ebenfalls in die
Acta Eruditorum in dem December
desselben Jahres einrücken. Hier bemühete er
sich, von dem Kayserl. Rathe, Herrn Hanschen, gemachte
Zweifel
aufzulösen.¶ |
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1729 |
Mit dem 1729 Jahr fieng Herr Hofrath Wolf
eine
Arbeit an die er stückweise
herausgab. Er
nennete sie
Horas susecivas Marburgenses. in welchen er Proben giebet, wie die
Weltweisheit zu dem
öffentlichen und besondern
Nutzen einzurichten sey. In dieser Schrifft zeigt
sich unser
Philosoph mit allen seinen
Kräfften.
Bald stellet er einen Gottesgelehrten, bald einen
Rechtsgelehrten, bald einen Artzeneyverständigen vor. Das erste Stück ward mit
Anfang des Aprils 1729 der
Presse
unterworffen. |
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Noch in eben diesem Monathe setzte er einen
Vorbericht auf zu seinen vernünftigen Gedancken
von GOtt, der Welt etc. die vorjetzo zum vierdtenmahle
dem Drucke
solten übergeben werden. |
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Kurtz vorher haben wir erzehlet, daß Herr
Wolf zur dritten
Auflage seiner
Sitten-Lehre einen
Vorbericht hinzugethan hätte, in welchem er
angezeiget habe, was man in diesem Buche
besonders zu finden habe, und sonst anderswo
vergebens suche. Er erfuhr nach her, das dieses
vielen sehr wohl gefallen, und sie dabey
gewünschet hätten, daß er doch bey einer neuen
Auflage der Haupt-Wissenschafft ein gleiches
thun, und insonderheit zeigen
möchte, was er für
Waffen an die Hand gegeben, die natürliche
Religion zu vertheidigen, und was man in diesem
Stücke in seinem Buche für
Vortheile fände, die
man in andern nicht antreffe. Deren Verlangen
also ein Gnüge zu leisten, zierte er die vierdte
Ausgabe mit einem solchen Vorberichte aus. Ob
man wohl nachher auch die fünfte Auflage
erhalten, so ist diese doch in keinem Stücke
vermehret worden. |
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Die Neben-Stunden brachte er in dem 1729
Jahre mit Ausarbeitungen einiger kleinen Stücke
zu, die das andere Trimestre der horarum subsecivarum Marburgensium ausmachen solten. Und so
kamen denn gegen den September so viel, als zu einem
Theile
nöthige waren, zusammen. Man sahe
diesen andern Theil schon in der Michaelis-Messe
1729 in den Buchläden. |
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In eben dieser Messe wurde auch dessen
Philosophia prima seu Ontologia den Liebhabern der Wolfischen
Schrifften feil geboten. Man hatte sie bisanhero mit
grossem Verlangen erwartet, da seine
Lateinische
Vernunft-Lehre nicht nur das Wünschen der
Gelehrten erfüllet, sondern auch sogar übertroffen
hatte.¶ |
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{Sp. 593|S. 310} |
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1730 |
Der Mertz des 1730 Jahres war den
Liebhabern der mathematischen Wissenschafften
überaus erwünscht. Denn in selbigem wurde der
erste Theil der Wolffischen Elementorum matheseos universae zur Helffte
von neuem in einer weit
vollkommenern und von
der ersten
gantz
unterschiedenen
Gestalt der
Presse unterworffen. Die Elemente bestanden
anfänglich nur aus zwey
Bänden, und anietzo
hatte sie Herr Wolf mit seinem schönen Vorrathe
und durch seinen sonderbaren darauf
verwendeten
Fleiß so starck bereichert, daß es
nunmehro fünf Bände werden solten, die auch
nachher würcklich ans Licht getreten. Der erste
Theil also dieser neuen Auflage, der im Mertz
geendiget wurde, enthält die Helffte des ersten
Theils der ersten Auflage. Noch zur
Zeit hat die
Welt kein so schönes
Buch in seiner
Art gesehen,
als dieses ist. |
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Indem Herr Wolf mit dieser
Arbeit
beschäfftiget war, wurde er genöthiget, zugleich
an eine andere Arbeit zu gehen. Herr Jacob
Friedrich Müller war im Begriff die Wolffischen
vernünfftigen Gedancken von den Kräfften des
menschlichen Verstandes in
Lateinischer Sprache
herauszugeben, hatte auch bereits schon etliche
Bogen von seiner Übersetzung abdrucken lassen.
Als dieses Herrn Wolfen hinterbracht wurde,
wurde er dadurch bewogen, selbst an eine seinem
Sinne gemässere Übersetzung Hand anzulegen.
Auf diese Weise bekamen auch die, so der
Deutschen Sprache
nicht verständig sind, zu
ihrem Besten eine vollkommene, obgleich kurtze,
Vernunfft-Lehre: Herr Wolf hingegen von Herrn
Müllern, dessen Vorhaben nunmehr zernichtet
war, lauter Zorn und
Ungnade, indem dieser
nachmahls wider solche Vernunfft-Lehre, so wohl
als wider die Wolfische Haupt-Wissenschafft
die Feder ergriffen, da er vorhero mit der grösten
Hefftigkeit Herrn Wolfen wider dessen Gegner
vertheidiget hatte. |
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Die übrige Zeit dieses 1730 Jahres bestimmte
Herr Wolf, soviel davon seine
Amts-Verrichtungen
verstatteten, den horis subsecivis Marburgensibus. Dahero man den dritten
Theil derselben in der Oster-Messe und den
vierten in der Michael-Messe aus der
Buchdruckerey erhielte. |
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Sonst kan man noch zu diesem Jahre
diejenigen Bemühungen Herrn Wolfens rechnen,
die er der andern Auflage seiner Erläuterung der
Entdeckung der wahren Ursache von der
wunderbaren Vermehrung des Getraydes
gewiedmet hat; wiewohl selbige in weiter nichts
bestanden haben, als daß er unter einigen §§
sich auf den, bey den 1725 Jahre angeführten
Anhang beruffen hat.¶ |
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1731 |
Emsiger
Fleiß, mehrere
Zeit und tiefferes
Nachsinnen erforderte die Cosmologia universalis,
welche im 1731
Jahre aus der
Presse kam. Die
allgemeine Lehre von der
Welt wird hier so
ausführlich und so
gründlich abgehandelt, daß
man wohl von diesem
Jahrhunderte
rühmen kan,
es sey die allgemeine Welt-Lehre in selbigem
zuerst erfunden, und auch zugleich zu höchsten
Vollkommenheit gebracht worden. |
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Herr Wolf ward im April mit der allgemeinen
Welt-Lehre fertig, und Herr Wilhelm Conrad Baumeister
fieng an, des Herrn Bernhard Nieuwentyds Er- |
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{Sp. 594} |
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kenntniß der Weißheit, Macht und Güte
des Göttlichen Wesens aus dem rechten
Gebrauch der Betrachtungen alle irrdischen Dinge
dieser Welt, aus dem Holländischen in die
Deutsche Sprache zu übersetzen. Zu dieser
Übersetzung
sprach er Herrn Wolfen um eine
Vorrede an. Weil nun dieses
Buch mit seiner zu
Ende gebrachten
Arbeit einige Verwandtschafft
hatte, so hätte zu keiner
bequemeren Zeit dieses
Ansuchen geschehen können, und unser
Philosoph ergriff um so viel lieber die Feder. Daher ist die so schöne Abhandlung von der
Erkenntniß GOttes und seiner Eigenschafften
überhaupt aus Betrachtung der Welt entstanden,
welche zwar von Herrn Wolfen im April
aufgesetzet, im darauf folgenden Jahre aber allererst mit der gedachten Übersetzung zum
Vorschein gekommen ist. |
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Ehe noch diese Vorrede dem
Druck
übergeben wurde, beliebte Herrn Wolfen, eine
andere auf Anhalten seines getreuen
Schülers,
des Hochberühmten Herrn Johann Ulrich Cramers,
zu verfertigen. Dieser gab in diesem 1731 Jahre jura de pacto haereditario
renunciativo filiae nobilis etc.
heraus, welche
Schrifft Herr
Wolf in seiner
Vorrede als eine Probe der
Beweise in der Rechtsgelehrsamkeit
gerühmet, sonst aber keine
besondere
Materie abgehandelt hat. |
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Wir
müssen noch einer
Vorrede Erwehnung
thun, welche Herr
Wolf zu Herrn Johann Friedrich
Schreibers erstem Theile der Elementorum Medicinae
Physico-Mathematicorum in diesem
1731 Jahre zu Papiere gebracht hat. |
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Auch erhielte man in diesem Jahre den
5. 6 und 7
Theil
der horarum subsecivarum Marburgensium von Herrn Wolfen, in
welchen so viele vortrefliche
Sachen sind
vorgetragen worden, daß, wenn er auch sonst
nichst
geschrieben hätte, diese allein hinlänglich
wären, seinen
Nahmen bey den
Gelehrten aller
Facultäten bis auf die späten Nachkommen in
unverwelcklichem Andencken zu erhalten.¶ |
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1732 |
In dem 1732 Jahre
verwaltete der Herr
Hofrath Wolf zum erstenmahle, so viel uns
bewust ist, das Amt eines Prorectors auf der
Academie zu Marburg, und gleichwohl setzte er
nichts, was er zum Aufnehmen der
Wissenschafften beytragen konnte, aus den
Augen. Er arbeitete unaufhörlich an seiner
Psychologia empirica fort, so, daß dieselbe im April der
Presse
völlig konnte unterworffen werden. |
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Das herrlichste von seinem Prorectorate, welches
ausser dem die auswärtigen Gelehrten hätten
entbehren
müssen, waren die so auserlesenen Einladungs-Schrifften, welche
er Krafft seines Amtes dem
Drucke übergeben muste.
Bald gab ihm der
Tod eines Candidaten der
Rechte
Gelegenheit, von dem rechten Maaße
eines langen
Lebens zu handeln. Bald veranlassete
ihn das Absterben eines Superintendenten, Herrn
Johann Dietrich Schmidts, seine
Gedancken von
der Schuldigkeit eines Kirchendieners nicht nur
mit den
Worten sondern auch mit den
Thaten zu
lehren, zu entdecken. Bald gab ihm eine Rede
Herrn Johann Adolph Hartmanns auf den hohen
Geburts-Tag Sr. Königl. Majestät in Schwe- |
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{Sp. 595|S. 311} |
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den Materie an die Hand, von der
Tugend eines
Königs
zu
schreiben. |
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Bald nahm er Anlaß, als die
Studenten zu
Marburg zur Entrichtung des dem
Gebrauche nach
den Academischen Dienern zu erlegenden
Geldes zu ermahnen waren, seine
Gedancken
von dem
Zeichen einer ungeheuchelten Tugend, die
mit
Wissenschafft und
Gelehrsamkeit zu
verknüpffen ist, aufzusetzen. |
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Noch ein übriges
that er, daß er bey allen
seinen so schweren
Geschäfften dennoch auf
den achten Theil seiner horarum subsecivarum Marburgensium bedacht war und Sorge
trug, daß er noch in diesem Jahre die Presse
verließ.¶ |
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1733 |
Die grösseren
Philosophischen
Wercke,
welche Herr Wolf bißanhero in der
Lateinischen Sprache
hatte ausgehen lassen, hatte er jedesmahl Sr. Königl. Majest. von Schweden, als seinem
damahligen allergnädigsten Herrn, zugeschrieben.
Diese sowohl als die nach unsers
Philosophen
Ankunfft in Marburg gar merckliche Aufnahme der
Academie daselbst bewegten ihre Königl.
Majestät, daß Höchstdieselben nach Dero gegen
die
freyen Künste und
Wissenschafften anstammenden Hulde geruheten, Herrn Wolffen am Neu-Jahrstage des 1733 Jahres mit einer grossen
güldenen Medaille zu begnadigen. |
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Dieses war aber nicht das eintzige
Gnadenzeichen. Denn bald darauf um die
Frühlingszeit ernannten Höchstgedachte Majestät
ihn zu Dero Regierungs-Rath, und legeten also auf
gedoppelte Art der
Welt vor Augen, wie werth sie
Herrn Wolfens
Verdienste, und wie
lieb sie seine
Person hielten. Ja
Ihro Majestät haben nachher
auch
Befehl ertheilet, daß ihm der von dieser
Ehrenstelle hängende
Rang in dem
Professor-Collegio
möchte eingeräumet werden |
welches die
Leipziger neuen
Zeitungen von Gelehrten Sachen auf das 1734 Jahr im 30 Stücke
berichten. |
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Dieser gantz ausnehmenden besondern Königl.
Gnade bemühete sich unser
Philosoph
täglich
würdiger zu machen. Ein muthiges Roß läufft schon von sich selbst; wenn man es
aber auch noch dazu liebkoset, läßt es immer mehr und mehr Feuer von sich
spüren. |
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Er brachte den andern
Band der weit
vollständigern
Auflage seiner
Elementorum matheseos universae, von
welcher Auflage wir oben bey den 1730 Jahre
gedacht haben, gegen den Ausgang des Mertzes
völlig zu
Stande, und übergab ihn so fort dem
Drucke. |
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Zwey Tage darauf, am letzten ohne einen
desselben Monaehs, setzte er ein Glückwunschungs-Schreiben an seinen ehemahligen
Schüler und
nunmehrigen Collegen, Herrn Johann Ulrich Cramern, auf, welcher an selbigem Tage seine
Antritts-Rede bey Übernehmung des öffentlichen
Lehr-Amtes der
Rechte zu Marburg hielte. In
diesem
Schreiben
untersuchte er, ob es
nützlich
sey, wenn die Erfindungs-Kunst in einen
zusammenhangenden Lehrbegriff gebracht würde.
Hier kommen so viele schöne
Gedancken vor,
daß ein Liebhaber der
Wahrheiten diese wenige
Bogen nicht bald wird aus den Händen legen
können. |
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In dem Monat Junius besagten 1733sten Jahres
war man auch in Franckreich darauf bedacht, wie
man Herrn Wolfens
Verdienste um das |
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{Sp. 596} |
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Aufnehmen der
Wissenschafften
einigermassen belohnen
möchte. Am 20
Tage
selbigen Monates versammlete sich die
Academie der Wissenschafften zu Paris, um die
Stelle eines associirten Ausländers durch ihre
Wahl zu ersetzen, die durch den
Tod
Mylord
Grafens
von Pembrock ledig worden war, und
erwehlte sowohl unsern
Philosophen als auch den Herrn Hermann in
Basel, damit einer aus ihnen nach dem Ausspruche
des Königs derjenigen
Ehre
theilhafftig werden
möchte, die seit des Herrn von Leibnitz Tode kein
Deutscher genossen hatte. Den 27 darauf erhielt
die
Gesellschafft wiederum durch den Herrn
Grafen von Maurepas Nachricht von dem
Willen des Königs, der
Herrn Wolfen diese Stelle aufgetragen haben
wolte. |
|
|
Herr Wolf bereitete indessen die andere
Auflage seiner
ausführlichen Nachricht von seinen
eigenen Schrifften etc. welche er weit vermehrter
herausgab. Es wäre zu wünschen, daß unser
Philosoph, wenn er mit den
Lateinischen
Wercken
wird fertig seyn, auch von diesen eine
dergleichen ausführliche Nachricht den
Gelehrten
mittheilen
möchte. |
|
|
Gegen das Ende dieses 1733 Jahres wurde
Herr Wolf nach
Halle wieder zurück verlangt und
wurden ihm nicht nur seine vorigen
Profeßionen
sondern auch höhere Ehren-Titel angeboten:
allein unser Herr Regierungs Rath schlug solches
hauptsächlich aus zwey
Ursachen
ab, theils in
Ansehung seines damahligen
allergnädigsten
Herrns, von dem er eben kurtz vorher noch neue
Proben einer ungemeinen Gnade genossen hatte,
theils auf Seiten Halle, indem er sich allerdings zu
fürchten Ursache hatte, daß ihm Herr Lange
allezeit würde entgegen stehen, und ihn bey Ihro
Königl. Majestät in Preussen aufs neue schwartz
zu machen nicht
unterlassen, wenn sie beyde
wieder in einer Stadt beysammen wohneten. |
|
|
Wie denn auch in der
That Herr
Lange,
so bald er nur von dem vorhabenden Zurückruff
Herrn Wolfens nach
Halle Nachricht erhalten hatte,
diese Funcke der Königl. Gnade ungesäumt durch
eine neue in den Druck gegebene
Schrifft
auszulöschen bemühet war. So mag man wohl
von diesem Jahre
sagen, daß das
Glück in selbigem Herrn
Wolfen eben so sehr als das
Unglück im
1723 Jahre verfolget habe.¶ |
|
1734 |
Herr Wolf setzte also zu Marburg 1734 seine
Stunden ungehindert fort, und weil einige
Liebhaber der Rechtsgelahrheit, die die
Mathematick,
Philosophie, und das
Bürgerliche so wohl als
Canonische Recht
gehöret hatten, auch das
Natur- und
Völcker-Recht nach des
Hugo Grotius Grundsätzen von dem
Herrn Regierungs-Rath Wolfen
erkläret haben
wolten; so entschloß sich unser Philosoph, nicht
allein diesen hierinne zu willfahren, sondern auch
fürohin fernerweit über das Grotianische
Werck zu lesen. |
|
|
Damit nun zu dieser
Arbeit genugsame
Exemplarien bey der Hand seyn möchten, hat
er den Marburgischen
Buchhändler,
Phil. Casimir Müllern,
angerathen, des Hugo Grotius Werck de jure belli
et pacis wieder
aufzulegen. Er
that dieses. Im Abdruck wurde die
Amsterdamische Auflage von 1667 zum Muster
geleget, und |
|
|
{Sp. 597|S. 312} |
|
|
keine
Erklärungen weiter beygefüget, als das
Grotius Anmerckungen über sein
eigen
Buch,
welche kurtz vor seinem
Tode herausgekommen
waren. Herr Wolf nahm sich die
Mühe, und
verfertigte eine schöne
Vorrede darzu, darinnen
so wohl die
Vorzüge
des Grotianischen Lehr-Begriffs
vom Natur- und Volcker-Rechte vor andern
ähnlichen Büchern dieser
Art, als auch die
Eigenschafften und Kenntnisse erzehlet werden,
die ein rechter Ausleger desselben besitzen muß,
wenn er die darinne vorkommende
Sätze recht
zergliedern, in ihre gehörigen
Classen und
Geschlechter der
Wahrheiten
eintheilen, jede
derselben nach den Gesetzen der Vernunfft-Lehre einrichten, die Beschreibungen für das
Gedächtniß leicht und zum
Nutzen im
Leben und in den
Wissenschafften brauchbar machen, und die Wahrheiten
genugsam in ihre
rechte
Grentzen einschliessen, auch in ein
völliges
Licht und in
Gewißheit setzen will. Es
verspricht Herr Wolf die Wahrheiten, die Grotius
meist nur aus Beyspielen und Zeugnissen
hergenommen und nachmahl er mehr erläutert,
als
bewiesen hat, in seinem
Jure Naturae et Gentium, das er nunmehro in
Lateinischer Sprache
geschrieben, in ihre
Verbindung zu bringen, und aus
rechtmäßigen
Gründen herzuleiten. |
|
|
In dem vorhergehenden 1733 Jahre war Herr
Gottlieb Friedrich Hagen nach Marburg gegangen,
um unsern grossen
Weltweisen zu
sprechen. Er
war so glücklich daß Herr
Wolf ihn vieler
Gewogenheit würdigte. Dieses erweckte in ihm ein so gutes Vertrauen zu unserm
Philosophen, daß er ihn zu dem damahls unter den Händen
habenden Büchelgen de methodo mathematica um eine Vorrede ansprach.
Auch hierinnen wolte Herr Wolf dem Herrn Hagen
zeigen, wie hoch er ihm achte, und in dieser
Absicht verfertigte er im Mertz die verlangte
Vorrede. Er handelte in selbiger von Schärffung
des
Verstandes durch die
Kunst. |
|
|
Dieses war nur wie ein Spiel- und Nebenwerck Herrn Wolfens; das aber, was ihm
bishero mehrere Mühe und Nachsinnen
gekostet hatte, war dessen Psychologia Rationalis, an
welche er im April 1734 die Hand zuletzt anlegte.
Diejenigen, welche versichert sind, daß uns die
Natur der
Seelen näher bekannt sey als der
Cörper, weil wir durch unsere
eigene
Empfindung
gar leicht darhinter kommen können, bewundern
dieses Buch als einen Schatz, und als das
schönste theatrum anatomicum der
menschlichen Seele. Der Leser wird
uns dieses von cörperlichen Dingen
hergenommene Gleichniß zu gute halten, da es
ohne dem in philosophischen Materien nichts
ungewöhnliches ist, Kunstwörter, so den Cörpern
eigen sind, auf
geistliche
Dinge zu appliciren, und
in der That in diesem Buche die Eigenschafften
der menschlichen Seele so deutlich und gründlich
auseinander gesetzet werden, als nimmermehr
der
geschickteste Vorschneider den menschlichen
Cörper zu zergliedern
vermögend ist. |
|
|
Was werden also die darzu sagen, welche die
gantze Seelen-Lehre vor ein Geheimniß halten,
welches zu erklären, der
Vernunfft zu hoch sey?
Wir glauben, daß sie durch Lesung dieses Buches
von ihrer Mey- |
|
|
{Sp. 598} |
|
|
nung abstehen, und führohin behaupten
werden, daß, wenn ein hoher Verstand die Natur
der Seelen zu untersuchen vor sich nehme, eben
nicht
unmöglich sey, von derselben und ihren
Eigenschafften deutlichere und vollständigere
Begriffe
zu geben, als von vielen cörperlichen Dingen nicht
angehet. |
|
|
Jetzo wurde Herr Wolf auch genöthiget
eines der ersten seiner Bücher,die rationem praelectionum Wolfianarum, von neuem hervor
zu suchen, und zu einer neuen Auflage zu
zubereiten. In den Wolffischen Streitigkeiten hatte
man sich hin und wieder auf selbiges beruffen,
und die, so die Streitschrifften lasen, wurden
begierig, sich solches anzuschaffen. Das viele
Nachfragen also bewog den
Verleger, es von
neuem der
Presse zu übergeben. Herr
Wolf
vermehrte es hier und dar, besonders aber mit
einem gantz neuen Capitel von seinen
Privatstunden über die Bücher und einer
Erinnerung wegen dieser Auflage. |
|
|
Wie aus dem angeführten erhellet, so wurde
unser Philosoph immer von einer
nöthigen
Arbeit
zu der andern getrieben, und hatte er nicht zu viel
Zeit
entübrigen können, daß er an seine horas subsecivas Marburgenses
im vorigen Jahre hätte gedencken können. Um
Michael aber 1734 sahe man den 9ten Theil
derselben, und mag man wohl von ihm sagen:
was lange währt, wird desto besser. |
|
|
Bisher hatte man Herr Wolfen noch so
ziemlich in Ruhe gelassen. Denn ob man wohl
nicht unterließ, wieder und vor die Wolffischen
Lehren zu streiten, so waren dieses doch alles
solche Dinge, derentwegen sich Herr Wolf zu
regen nicht sonderliche
Ursache hatte; jetzo aber
hatte man einen alten Kunstgriff, die
Wahrheit zu
bestreiten, hervorgesuchet. Man führete Leute auf
den Schauplatz der Welt, welche durch den
Wolfischen
Unterricht
solten zu GOttesverleugnern
gemachet worden seyn. |
|
|
Man sahe in dem 13 Beytrage der Sammlung auserlesener Materien
zum Bau des Reichs GOttes, der in der Michael-Messe dieses 1734 Jahres
hervortrat, ein Schreiben Herrn Johann Friedrich Laitenbergers
von einem durch die Wolfische Philosophie zum Scepticismo und
atheismo
verführten nach langwierigem harten Kampffe davon wieder zurecht gebrachten
Studenten,
welcher mit
Nahmen
Sternberg hieß. Man gab vor, es habe dieser Sternberg
gantz allein bey Herrn Wolfen in der Weltweißheit Unterrichtung
genossen, davon die Frucht sey, daß er nachher an der
Würcklichkeit
GOttes
gezweiffelt
hätte. Harte Beschuldigungen! |
|
|
Dieses konnte Herr Wolf ohnmöglich mit
Stillschweigen schlechterdings übergehen. Als er
dieses zu lesen bekam, saß er eben über der
Verfertigung der
Erinnerung wegen der andern Auflage.
Weßhalben er in selbige folgende
Worte einfliessen
ließ: [fünf Zeilen Lateinischer Text] |
|
|
{Sp. 599|S. 313} |
|
|
[zwei Zeilen Lateinischer Text] |
|
|
Dabey aber ließ er es nicht bewenden, sondern ließ auch am 27 Sept. in das
77 Stück des 1734 Jahres von den
Leipziger neuen
Zeitungen von Gelehrten Sachen von Marburg
aus einrücken, daß ihm der Sternberg, welcher
aus seinen
Collegiis ein Atheiste solte worden
seyn, weder den Nahmen noch der
Person
nach bekannt sey, und überhaupt
falsch, daß er
privatissima collegia bey ihm gehalten, indem er in
Halle keine
collegia privatissima,
als über die Mathematick, sonderlich die
Architectur, gelesen habe. Es wurde zwar hierauf
in dem 25 Beytrage der gedachten Sammlung
wieder geantwortet: allein Herr Wolf ließ sich
genügen, dieses ein vor allemahl erinnert zu
haben.¶ |
|
1735 |
Vielmehr wendete er sich im 1735 Jahre zu
einer
nützlichern
Arbeit. Des verstorbenen
Hrn. Ludwig Philipp Thümmigs Versuche einer gründlichen
Erläuterung der merckwürdigsten Begebenheiten
in der Natur hatten so viel Liebhaber gefunden,
daß der Verleger auf eine anderweitige Auflage
bedacht zu seyn genöthiget wurde. Herr Wolf
erwies sich gegen seinen
geliebtesten Schüler, Herrn Thümmigen auch
noch nach dessen Ableben so gütig, daß er diese
neue Auflage selbst besorgete. Er setzte hin und
wieder Anmerckungen hinzu, und, was das
fürnehmste war, so zierte er sie mit einer
vortrefflichen
Vorrede, in welcher er den
zwiefachen Nutzen der Natur-Lehre erwiese,
den sie hat so wohl in der
Erkenntniß GOttes und
in der Herrschafft über die Creaturen, als auch,
wie man es in der Erkenntniß der Natur
anzufangen habe, damit man dadurch theils in der
Erkenntniß GOttes befestiget und zu seiner
Verherrlichung in allen seinen
Thun und Lassen
aufgemuntert werde, theils die
Herrschafft
über
die Creaturen immer mehr und mehr erweitern
könne. |
|
|
So angenehm diese Bemühungen den
Erforschern der Natur-Geschichte waren: so
angenehm war auch den Liebhabern der
mathematischen Wissenschafften der dritte Band
der Elementorum matheseos universae, welcher nunmehro das
Licht
sahe. |
|
|
Wir
müssen noch etwas in diesem 1735sten
Jahre mit wenigem berühren. Es ist solches die
erfolgte andere und weit vermehrtere Ausgabe der
Philosophiae primae, der wir oben bey dem 1729
Jahre gedacht haben.¶ |
|
1736 |
Von dem Jahre 1736 bringen wir weiter nichts
bey, als daß er in selbigem den ersten
Theil der
natürlichen Gottesgelahrheit in
Lateinischer Sprache
herausgegeben habe. Man hat nicht
ohne
Grund von diesem
Wercke
geurtheilet, daß
es unter allen Meisterstücken unsers
Philosophen das schönste sey, obgleich die
übrigen auch ihresgleichen nicht hätten. Von
wegen dieses Buches musten von Stund an alle
Gegner unsers Philosophen, welche mit vollem
Halse bisher von der Wolfischen Gottes-Verleugnung geschrien, verstummen und ein
Thomasius wird das den vermischten Händeln eingerückte
Urtheil, als ob Wolf die natürliche
Gottesgelahrheit verhuntzet hätte, noch im Grabe
auskratzen wollen. |
|
|
Wir |
|
|
{Sp. 600} |
|
|
hätten zwar bey diesem 1736 Jahre annoch
an diejenige Vertheidigung zu gedencken, welche
Herr Wolf auf
Befehl des
Königl. Preußischen
Hofes im Monat May wider die von Herrn
Langen abermahls wiederhohlte
Beschuldigungen, aufzusetzen genöthiget worden;
da wir aber dieses in dem
Artickel:
Wolfische
Philosophie,
nothwendig anführen müssen, so
verweisen wir unsere Leser dahin, damit wir nicht
eine
Sache zweymahl wiederhohlen dürffen.¶ |
|
|
So weit gehet die Lebens-Geschichte unsers
Philosophen, welche
Carl Günther
Ludovici in dem
Ausführlichen Entwurffe einer vollständigen Historie
der Wolfischen Philosophie, Th. II, Cap. I entworffen hat. Wir
müssen nunmehro aber auch die übrigen Lebens-Geschichte unsers Herrn Wolfens durch die
folgenden
Jahre bis auf
gegenwärtige
Zeit
durchgehen.¶ |
|
1737 |
In dem 1737 Jahre gab unser Philosoph den
andern und letzten Theil seiner natürlichen
Gottesgelahrheit in Lateinischer Sprache heraus,
welcher ebenfalls, wie der erste, mit allgemeinem
Beyfalle aufgenommen ward. So verfertigte er auch
eine Vorrede zu dem ersten Stücke von Herrn
D.
Christian Philipp Bergers Versuche einer
Gründlichen Erläuterung merckwürdiger
Begebenheiten in der Natur, und stellete darinne
die Natur als ein unerschöpfliches Meer vor.¶ |
|
1738 |
Im Jahr 1738 machte sich Herr Wolf die
gelehrte
Welt von neuem sehr verbindlich, da er
dieselbe abermahls mit zwey vortrefflichen
Wercken beehrte. Das eine war der vierte Theil
von seinen Elementis Matheseos universae, welcher so gleich auch, als
er die
Presse verlassen, wie die ersten dreye,
zu Genf auf das feinste nachgedruckt wurde. Das
andere Stück war der erste Theil seiner
Allgemeinen Practischen Weltweisheit (Philosophia practicae unviersalis). Hierdurch
setzte er sich in noch weit grösseres
Ansehen,
vornehmlich, da er die
Practische Philosophie in
einer solchen
Lehr-Art
vortrug, nach der dieselbe
vor ihm niemand abgehandelt hatte. Noch hat er
in solchem 1738 Jahre wieder an die schon vor
geraumer Zeit angefangene
Horas subsecivas Marburgenses gedacht, und einen
Theil davon geliefert.¶ |
|
1739 |
In dem 1739 Jahre kam von ihm der andere
und letzte Theil seiner Allgemeinen Practischen
Philosophie aus der Presse, und wurde nicht
weniger wohl aufgenommen, wie denn auch
beyde Theile solcher Allgemeinen Practischen
Weltweisheit zu Verona in Italien nachgedruckt zu
werden das
Glück gehabt haben.¶ |
|
1740 |
Nun kam das
Recht der Natur an die Reihe,
welches das sämmtliche
Reich der
Wissenschafften von unsern Philosophen nach
der strengen Lehrart abgehandelt zu sehen schon
längst gewünschet hatte. Er machte damit in dem
1740 Jahre den Anfang, als in welchem der erste
Theil hervortrat. In eben diesem Jahre sahe man
auch von ihm eine
Vorrede vor Herrn
Johann
Christian Augspurgs
Schrifft, so betittelt:
Jura de dominio pactisque dominium acquisitivis ...¶ |
|
|
Wir kommen nunmehro in den Lebens-Geschichten unsers Philosophen auf einen sehr
merck- |
|
|
{Sp. 601|S. 314} |
|
|
würdigen
Umstand, welchen wir um so vielmehr zu erzehlen
Ursach haben, je zu grössern
Ruhm und
Ehre derselbe
ihm gereichet. Es ist
solches derjenige Zeit-Punct, da derselbe wieder
nach Halle, von dannen er vor siebenzehen Jahren war
vertrieben worden, beruffen ward. Es war zwar
unser Philosoph schon gegen das Ende des 1733
Jahres wieder dahin verlanget worden: allein
er schlug solches damahls aus wichtigen Ursachen
ab, wie wir vorher schon bey diesem Jahre
davon Meldung gethan haben. Nachdem aber der
höchstsel. König in Preussen
Friedrich Wilhelm im
Jahr 1740 den 31 May das Zeitliche mit dem
Ewigen verwechselt, und Se. jetztregierende Königl.
Majestät in Preussen die
Regierung angetreten
hatten; ertheilten Höchst-Dieselben aus eigener
Bewegung gleich den andern
Tag darauf Ordre,
Herrn Wolfen zu sondiren, ob er wieder in Dero
Dienste treten
wolte, und stellten ihm zugleich
frey, die Bedingungen selbst vorzuschlagen. |
|
|
Da er nun in einem allerunterthänigsten
Schreiben
Sr. Königl. Majestät geantwortet, wie er das
letztere Sr. Königl. Majestät überliesse, so haben
darauf Höchst-Dieselben ihm die
Profeßion des
Natur- und
Völcker-Rechts, nebst der Profeßion
der Mathematick in
Halle mit dem
Prädicat Dero
Geheimden Raths, dem Vice-Cancellariat der
Universität, und einem
Gehalt von zwey tausend Reichs-Thalern, auch der
Freyheit alles zu
lehren, was derselbe für gut befinden
würde, offeriret. Weil aber unser Philosoph einwendete, daß er dem Hochfürstl. Hause Hessen
gar sehr
verbunden wäre, und es sich nicht wohl
schicken wolte, daß er um seine Dimißion anhielte, so
haben wegen derselben Se. Königl. Majestät in
Preussen sowohl an des Königes in Schweden
Majestät, als auch an des Herrn Statthalters
Hochfürstl. Durchl. geschrieben. Da nun hierauf Se. Königl. Majestät in
Schweden unter dem 7 October sich erkläret, wie
Sie zwar selbst unsern Philosophen lieber in Dero
Diensten behalten wolten; jedoch in Dimißion aus
besonderer Achtung gegen des Königs in
Preussen Majestät willigten: als hatte er die Vocation von Sr. Königl. Majestät in Preussen angenommen, und
hingegen eine andere nach Utrecht, die ihm in
Holländischer Sprache war zugeschicket worden,
abgeschrieben, ob man ihm gleich solche
vortheilhafte Vorschläge gethan, dergleichen
vorhin noch nie kein
Professor daselbst
gehabt. |
|
|
Bey solchen favorablen Umständen, welche unser
Philosoph nunmehro zu
Halle zu
hoffen hatte,
verließ er sein liebes Marburg, und kam unter
Begleitung vieler
Studenten, die ihm auf eine gute
Weite entgegen kommen waren, den 6 Dec.
1740 unter vielen Frolocken und grossen Zulauf
zu Halle an; woselbst er unter Trompeten- und
Paucken-Schall in dem Thomasischen
Hause, welches er
so lange gemiethet hatte, bis er ein
eigenes
haben und nach seiner
Bequemlichkeit zurichten
lassen konnte, abstieg. |
|
|
Die Medaille, welche ihm zu
Ehren dißfalls
verfertiget wurde, stellet auf der Haupt-Seite das
Brustbild des Herrn Geheimden Rath Wolfs vor,
worüber oben dessen
Nahme, und unten die
Worte:
Halam reliquit MDCCXXIII. Auf der Gegen-Seite zeiget sich eine durch
die Wolcken hervorbrechende Sonne in ihrem
Glantz, mit dieser Überschrifft: Cunctando novo insurgit lumine. In der |
|
|
{Sp. 602} |
|
|
Entfernung siehet man die
Stadt
Halle liegen,
und in dem Abschnitte stehen die Worte: Halam reversus MDCCXXXX. Auch
verfertigte bey dieser
Gelegenheit der Hochwohlgebohrne und
gelehrten Herr
Christoph von
Taubenheim, Erbherr in Breda, Leihe und Schlackendorf, des hohen
Stiffts
zu Naumburg Präbendarius, eine Dissertationem Epistolicam de corporum
ortu
ex praeformatione etc. und gratuliret darinnen unserm Philosophen wegen seiner
Erhöhung und Ankunfft in Halle.¶ |
|
1741 |
Sobald unser Philosoph sein
Hauß-Wesen
nur etwas in Richtigkeit gebracht, so schrieb er
so gleich ein
Programma, welches unterm 14
Jenner 1741 ans
Licht trat, und ertheilte darinnen
von seinen künfftigen Vorlesungen Nachricht. Auf
solches folgete der fünffte und letzte
Theil von
seinen Elementis Matheseos universae, worinnen er nicht nur von
mathematischen Schrifften Nachricht ertheilet,
sondern auch die Art lehret, wie man die
Mathematick gehörig treiben
solle. |
|
|
Wir übergehen mit Stillschweigen, daß er hiernächst auch in solchem Jahre sowohl zwey neue
Stücke von den Horis susecivis Marburgensibus, womit er solche seine
Arbeit
beschlossen, als auch eine
Vorrede zu Herrn
Johann Peter Süssemilchs Göttlicher Ordnung in den
Veränderungen des menschlichen Geschlechts
geschrieben. |
|
|
In diesem Jahre gab ihm auch sein
Allergnädigster König von neuen eine ausnehmende Probe Seiner Königl. Huld und
Gnade,
da Höchst-Derselbe geruhete, ihn aus höchst
eigener
Bewegung zum Curator aller
Universitäten
in den Preußischen Landen zu bestellen, davon
der Herr Geheimde Rath und
Cantzler
Wolf das
Königl.
Rescript auch in Händen hat. Allein aus
besonderer Bescheidenheit und um sich nicht
Neider zu erwecken, hat er diesen
Titel niemahls
gebrauchet, obwohl in dem die
Titular-Buche, das
zu
Berlin herauskommen,
ihm der Titel: Curateur des toutes l'Universites,
beygeleget und ihm solcher auch auf Briefen von
Ministern öffters gegeben wird.¶ |
|
1742 |
Im folgenden 1742
Jahre erfreuete unser
Philosoph die gelehrte Welt mit dem andern Theile
seines
Rechtes der Natur.¶ |
|
1743 |
Und das Jahr darauf, 1743, hatte man auch
das süsse Vergnügen, von ihm den dritten Theil
desselben zu erhalten. In diesem 1743 Jahre stieg
unser Philosoph abermahls eine Ehren-Stuffe
höher. Denn als in solchem Jahre den 7
September der Hochberühmte Rechtsgelehrte
und Cantzler des
Hertzogthums Magdeburg und
der Universität zu
Halle, Herr Johann Peter von
Ludewig, zum grösten Leidwesen der
Gelehrten
Welt dieses Zeitliche verließ; so ernenneten Königl.
Majestät in Preussen unsern Herrn Geheimden
Rath Wolf sogleich ein jenes Stelle zum Cantzler
der Universität Halle.¶ |
|
1744 |
In dem 1744 Jahre trat der erste Theil von
des
berühmten
Bruzen la Martiniere Dictionaire Geographique et Critique
zu
Leipzig im
Deutschen
Habit an das
Licht, welchen unser Herr Cantzler
Wolf mit einer
weitläufftigen
Vorrede von
Wörter-Büchern, beehret hatte. Sein
vornehmstes
Werck dieses Jahres
aber war der vierdte Theil seines Natur-Rechts,
welcher zu gleicher Zeit aus der
Presse gehoben
wurde.¶ |
|
1745 |
In dem folgenden 1745 Jahre erhielten wir
von |
|
|
{Sp. 603|S. 315} |
|
|
ihm auch den fünften Theil dieses
vortreflichen Werckes. |
|
|
Den 10 September eben dieses Jahres hatte
der Herr Cantzler Wolf das gantz ausnehmende
Glück und die höchste
Ehre, in denen Reichs-Freyherren-Stand erhoben zu werden. Es hatten
nemlich jetztregierende
Churfürstl. Durchl. zu
Bayern, als Höchst Dieselben nach dem
Absterben Kaysers
Carls des Siebenden, Glorwürdigsten
Andenckens, im Jahr 1745 des
Vicariat des H. Röm. Reichs
verwalteten,
sich gnädigst entschlossen, ohne daß dem
Herrn Cantzler das geringste davon bewust war,
ihn und seine
ehelichen Nachkommen mit dem
Reichs-Freyherrlichen Character aus eigener Bewegniß zu
begnadigen, welches auch an dem obgedachten
Tage
würcklich vollzogen ward, wie der
Artickel:
Wolf, ein Freyherrliches Geschlecht, mit mehrerm
besaget. |
|
|
Dieses wurde in den Franckfurter Zeitungen
am Mayn bekannt gemacht, ehe der Herr
Cantzler
Wolf noch einige Nachricht davon
erhalten hatte. Da nun sogleich dieser Artickel aus
denselben von
Wort zu Wort auch in die
Berlinischen
Zeitungen eingerücket wurde, wolte der Herr
Cantzler es vor sich nicht abschlagen, sondern
schrieb solches an
Se. Königl. Majestät in Preussen,
die damahls in Böhmen waren, und überließ
Höchst-Denenselben, wie er sich in dieser
Sache
zu verhalten hätte. Se. Königl. Majestät antworteten ihm
sogleich in einem Hand-Schreiben, bezeugten Dero
Allergnädigstes Wohlgefallen darüber, und
legten ihm auf der Aufschrifft das
Prädicat:
Baron,
inwendig aber den
Titel:
Wohlgebohrner, bey,
und machten ihm zugleich bekannt, wie Sie schon
in Dero Departement der Ausländischen Affairen
die Ordre ergehen lassen, daß dieserwegen auch
das
nöthigen in Dero
Landen besorget werden
solte.
Dahero konnte der Herr Baron von Wolf nichts
anders bey solchen
Umständen
thun, als daß er
die Churfürstliche Gnade, welche er sonst lieber
depreciret hätte, mit unterthänigsten Danck annahm,
da zumahlen aus allen
Orten
Europens Briefe
ankamen, darinnen man ihm dazu gratulirte;
Das Freyherrn-Diploma, welches wir in dem nur
gedachten Geschlechts-Artickel
mitgetheilet
haben, hat der Herr Baron von Wolf ohne einiges
Entgeld, als ein Geschencke erhalten.¶ |
|
1746 |
In dem 1746 Jahre bestunden des Herrn
Reichs-Freyherrn von Wolf seine
gelehrte
Beschäfftigungen darinnen, daß er nicht nur zu
Herrn Heinrich Wilhelm Döbels Eröffneter Jäger-Pracitca
oder dem wohlgeübten und erfahrenen Jäger, so
zu
Leipzig in
Folio die
Presse verließ, eine
Vorrede von einem
Bogen aufsetzete, darinne er
das genaue
Band der
Natur und
Kunst beschrieb;
sondern auch die
Gelehrten mit dem sechsten
Theile seines Natur-Rechts bereicherte.¶ |
|
1747 |
In dem Jahr 1747 erschien auch der siebende
Theil dieses nicht genug zu
rühmenden
Werckes.¶ |
|
1748 |
Und in dem gegenwärtigen 1748 Jahre in der
Oster-Messe kam endlich desselben achter und
letzter
Theil zum
Vorschein. Zu gleicher
Zeit war
auch eine
Frantzösische Übersetzung einiger
Predigten des
berühmten Herrn
Johann Friedrich
Wilhelm Jerusalems, vor welcher eine Vorrede
unsers Herrn Cantzlers und Barons von Wolf stehet, in den
Buchläden zu haben.¶ |
|
|
{Sp. 604} |
|
|
Da nun also der Herr Baron von Wolf kein
Jahr vorbey gehen lässet, darinne nicht eine
und die andere schöne
Schrifft als Zeugen seines
ausnehmenden
Fleisses und seltener
Gründlichkeit herfürtreten solte; so haben wir von
ihm noch viele schöne
Wercke zu
hoffen, wenn
anders ihm
GOtt ein langes
Leben und
hinlängliche
Leibes- und
Gemüths-Kräffte
schencken solte, als welches wir mit der
gesammten Gelehrten Welt von Hertzen
wünschen
wollen.¶ |
|
Ehestand |
Was seinen
Ehestand anlanget, so hat er sich
1716 zu Ende des Septembers in
Halle mit
des
Stifft-Amtmanns, Herrn
Johann August
Brandißens,
Jungfer
Tochter, mit
Nahmen,
Catharine
Marie, deren
Frau
Mutter eines
Kaufmanns
Tochter aus Rostock gewesen, ehelich
verbunden, und mit ihr drey
Söhne
gezeuget,
davon zwey in Halle
gebohren worden; der dritte
aber in Marburg todt auf die
Welt gekommen. Der
jüngste von den beyden ist in Marburg
gestorben,
und in dortiger Pfarr-Kirche zur lincken Seite des
Altars begraben worden.¶ |
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